Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Vorlesungsunterlagen PDF
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Technische Universität Braunschweig
2024
Marcus Friedrich
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Diese Unterlagen beinhalten einen Überblick zu Wahrnehmung und Aufmerksamkeit von der Technischen Universität Braunschweig. Die Unterlagen sind eine Zusammenfassung von verschiedenen Aspekten der Wahrnehmungspsychologie und der Aufmerksamkeit.
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Grundlagen der Vermittlung aus der Sicht der Pädagogischen Psychologie Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Marcus Friedrich 01.11.2024 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Eino...
Grundlagen der Vermittlung aus der Sicht der Pädagogischen Psychologie Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Marcus Friedrich 01.11.2024 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 2 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 3 Woher haben wir unser Wissen über die Außenwelt? Eigene Erinnerung Eigene Wahrnehmung Kommunikation Kommunikationmit mitanderen anderen Abbildung: pixabay.com (Burri, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 4 Begriffsbestimmung Wahrnehmung „Gesamtheit aller Prozesse, die sensorischen Informationen aus Umwelt und eigenem Körper Zusammenhang und Bedeutung verleihen, zu ihrer bewussten Erfassung […], Auffassung bzw. Erfassung […] beitragen und es ermöglichen, einen Wahrnehmungsgegenstand […] zu lokalisieren, ihn zu erkennen, von anderen zu unterscheiden, ihn sich einzuprägen und auf ihn offen (motorisch, sprachlich) oder verdeckt (d. h. durch im Körper ablaufende Vorgänge) zu reagieren.“ (Fröhlich, 2002, S. 470) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 5 Die Stufen des Wahrnehmungsprozesses 1. Empfinden: Umwandlung von physikalischen Reizen in neuronale Informationen 2. Organisieren: Aufbau einer inneren Repräsentation des äußeren Objektes 3. Identifizieren und Einordnen (Wiedererkennen): Zuweisung von Bedeutung / Kategorisieren / Aufbau von Erwartungen (Gerrig & Zimbardo, 2008) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 6 Wahrnehmung (bei sozialen Kognitionen) (Werth & Mayer, 2008, Abb. S. 21) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 7 Klassische Wahrnehmungstäuschungen Wahrnehmungstäuschungen zeigen, dass das Ergebnis der Wahrnehmung nicht nur von den physikalischen Reizen, sondern auch dem Wahrnehmungsapparat abhängt. (Gerrig & Zimbardo, 2008, Abb. S. 113) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 8 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 9 Distale und Proximale Reize Die Objekte bzw. Ereignisse sind die distalen (entfernten) Reize. Das Bild auf der Netzhaut ist der proximale Reiz (nahe an der/dem Beobachter/in). (vgl. Gerrig & Zimbardo, 2008, Abb. S. 109) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 10 Aufbau des menschlichen Auges (Myers, 2005, Abb. S. 213) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 11 Aufbau des menschlichen Auges (Goldstein, 2008, Abb. S. 30) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 12 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 13 Laterale Hemmung Die Informationen aus den Zapfen und Stäbchen werden nicht 1:1 weitergegeben. Stattdessen werden benachbarte Zellen bei starker Erregung gehemmt oder verstärkt. Dadurch werden Kontraste verstärkt und die Orientierung und die Interpretation der Umwelt erleichtert. (Wohlschläger & Prinz, 2006, Abb. S. 34) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 14 Folgen der lateralen Hemmung Verschwommene Flecke in den Kreuzungen des Herrmann- Gitters infolge der lateralen Hemmung (Goldstein, 2008, S. 53) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 15 Folgen der lateralen Hemmung Gleich dunkle Kreise werden je nach Umgebung als unterschiedlich dunkel wahrgenommen. (vgl. Wohlschläger & Prinz, 2006, Abb. S. 27) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 16 Folgen der lateralen Hemmung: Gleich dunkle Kreise werden je nach Umgebung als unterschiedlich dunkel wahrgenommen Gleich dunkle Kreise werden je nach Umgebung als unterschiedlich dunkel wahrgenommen. (vgl. Wohlschläger & Prinz, 2006, Abb. S. 27) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 17 Folgen der lateralen Hemmung Ein einfarbiger Balken wird ja nach Umgebung als unterschiedlich hell wahrgenommen. Abbildung: Wikimedia.org 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 18 Folgen der lateralen Hemmung Ein einfarbiger Balken wird ja nach Umgebung als unterschiedlich hell wahrgenommen. Abbildung: Wikimedia.org 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 19 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 20 Das visuelle System (Myers. 2005, Abb. S. 227) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 21 Parallel-Verarbeitung Die Merkmale Form, Farbe, Tiefe und Bewegung werden vom Gehirn in verschiedenen Gehirnregionen parallel verarbeitet. (Myers. 2005, Abb. S. 220) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 22 Buchstaben-Erkennung aaaaaaaaaaaa aaaaaaaaaaaa aaaaaaaaaaaa a aaa a a a (Schnotz, 1994) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 23 Folgen der lateralen Hemmung Bei „Kippbildern“ nimmt man jeweils eine von verschiedenen möglichen Interpretationen wahr, ggf. im schnellen Wechsel, aber nie mehrere verschiedene Interpretationen gleichzeitig. Die jeweils aktivierte Interpretation hemmt die andere mögliche Interpretation. Abbildung: Sehtestbilder.de 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 24 Folgen der lateralen Hemmung Eindeutige Interpretation mehrdeutiger Reize Abbildung: presentandpersuade.wordpress.com 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 25 Folgen der lateralen Hemmung Eindeutige Interpretation mehrdeutiger Reize Abbildung: psychologie-news.stangl.eu 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 26 Folgen der lateralen Hemmung Eindeutige Interpretation mehrdeutiger Reize Abbildung: psychologie-news.stangl.eu 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 27 Folgen der lateralen Hemmung Eindeutige Interpretation mehrdeutiger Reize Abbildung: psychologie-news.stangl.eu 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 28 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 29 Top-Down- vs. Bottom-Up-Verarbeitung (Gerrig & Zimbardo, 2008, Abb. S. 154; Goldstein, 2008, Abb. S. 108) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 30 Top-Down- vs. Bottom-Up-Prozesse bei der Wahrnehmung Top-Down (hypothesengeleitete Prozesse) „Prozesse, bei denen bereits vorhandene kognitive Strukturen [Vorwissen, Interesse, …] die Auswahl, Organisation oder Interpretation von sensorischer Information steuern“ (S. 799*) Bottom-Up (datengeleitete Prozesse) „Prozesse der Aufnahme und Organisation von Informationen, wenn angenommen wird, daß sie von den ‚Rohdaten‘ der direkten Erfahrung geleitet werden“ (S. 783*) (*Gerrig & Zimbardo, 2008; vgl. Werth & Mayer, 2008) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 31 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 32 Gestaltpsychologen Kurt Koffka (1886-1941), Wolfgang Köhler (1887-1967), Max Wertheimer (1880-1943) Abbildungen: Brittanica.com, Psychologie.HU-Berlin.de, elephantjournal.com 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 33 Köhlers Affen – Lernen durch Einsicht s. z. B. https://www.youtube.com/watch?v=FwDhYUlbxiQ Abbildungen: intropsych.com 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 34 Grundannahmen der Gestaltpsychologie „Das Ganze [die Gestalt] ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Lernen findet nicht durch Versuch und Irrtum statt, sondern durch Einsicht. Und Einsicht ist die Wahrnehmung von Beziehungen zwischen Elementen einer Problemsituation und deren Neuorganisation. (Goldstein, 2008; Lefrancois, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 35 Was sehen Sie? (Goldstein, 2008, Abb. S. 108) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 36 Prinzip der Prägnanz (Goldstein, 2008, Abb. S. 108) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 37 Prinzip der Ähnlichkeit (Goldstein, 2008; Lefrancois, 2006; Bildquelle: Wikimedia.org) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 38 Prinzip der gemeinsamen Region, der Nähe, der Verbun- denheit von Elementen und der zeitlichen Synchronizität (Goldstein, 2008, Abb. S. 111) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 39 Prinzip des guten Verlaufs A D B C (Goldstein, 2008) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 40 Prinzip der Geschlossenheit (Goldstein, 2008, Abb. S. 107; Lefrancois, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 41 Prinzip der Vertrautheit The Forest Has Eyes von Bev Doolittle (1985) (Bildquelle: http://www.artcountrycanada.com/doolittle.htm) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 42 Prinzip des gemeinsamen Schicksals (Goldstein, 2008, Abb. S. 109) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 43 Gestaltprinzipien 1. Prinzip der Prägnanz: „Jedes Reizmuster wird so gesehen, dass die resultierende Struktur so einfach wie möglich ist.“ (S. 108*) 2. Prinzip der Ähnlichkeit: „Ähnliche Dinge erscheinen zu Gruppen geordnet.“ (S. 108*) 3. Prinzip des guten Verlaufs: „Linien werden tendenziell so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg.“ (S. 109*) 4. Prinzip der Nähe: „Dinge, die sich nahe beieinander befinden erscheinen als zusammengehörig.“ (S. 109*) 5. Prinzip des gemeinsamen Schicksals: „Dinge, die sich in die gleiche Richtung bewegen, erscheinen als zusammengehörig.“ (S. 109*) (*Goldstein, 2008; Lefrancois, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 44 Gestaltprinzipien 6. Prinzip der Geschlossenheit: Unvollständige Muster werden zu vollständigen ergänzt. 7. Prinzip der Vertrautheit: „Dinge bilden mit größerer Wahrscheinlichkeit Gruppen, wenn die Gruppen vertraut erscheinen oder etwas bedeuten.“ (S. 109f*) 8. Prinzip der gemeinsamen Region: „Elemente, die innerhalb einer gemeinsamen Region liegen, werden zusammengruppiert.“ (S. 110*) 9. Prinzip der Verbundenheit von Elementen: „Verbundene Elemente innerhalb einer Region mit gemeinsamen visuellen Charakteristiken […] werden als Einheit gesehen.“ (S. 111*) 10.Prinzip der zeitlichen Synchronizität: „Visuelle Ereignisse, die zur selben Zeit auftreten, werden als zusammengehörig wahrgenommen.“ (S. 111*) (*Goldstein, 2008; Lefrancois, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 45 Schlussfolgerungen für das Lehren und Erziehen Lehre sollte auf Einsicht und Verstehen abzielen, damit das erworbene Wissen auch eher auf andere Situationen übertragen wird (Lerntransfer). Lernumfelder sollten begrenzt viele verschiedene Lösungswege erlauben, um die Lernenden einerseits nicht zu überfordern, aber andererseits nicht auf eine einzige Lösung festzulegen, die verständnislos „abgearbeitet“ werden kann. Lernprobleme sollten möglichst nah am Alltag der Lernenden sein, damit diese das Erlernte in ihr Wissen integrieren und das Wissen nicht aus lauter unzusammenhängenden Bruchstücken besteht. (Lefrancois, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 46 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 47 Beispiel-Video zur Aufmerksamkeit https://www.youtube.com/watch?v=IGQmdoK_ZfY 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 48 Aufmerksamkeit „Der gemeinsame Nenner der Definitionen von Aufmerksamkeit ist der Begriff der Selektion: Aus dem Strom der Reize werden einige zur weiteren Bearbeitung ausgewählt und andere gleichzeitig übergangen […]. Neben diese Selektionsfunktion tritt die der Strukturierung des Wahrnehmungsfeldes.“ (Berg & Imhof, 2006, S. 41) Aufmerksamkeit ist quasi der Flaschenhals der Informationsverarbeitung. Abbildung: Wikimedia.org 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 49 Der Cocktail-Party-Effekt Menschen können Gespräche führen und andere Gespräche scheinbar ignorieren. Hört man aber in einem anderen Gespräch ein interessantes Thema oder gar den eigenen Namen, bekommt man dies in der Regel trotzdem mit. Warum? Weil alle Eindrücke ultrakurz im sensorischen Register gespeichert werden, das ständig nach relevanten Informationen gescannt wird, denen dann Aufmerksamkeit geschenkt wird. (Berg & Imhof, 2006, Abb. S. 260; vgl. Werth & Mayer, 2008) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 50 Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit erhalten Reize… mit persönlicher Relevanz. die wir erwarten. die unerwartet auftreten. die negativ sind. die salient sind. die lebhaft (vivid) sind. (Werth & Mayer, 2008; Bildquelle: pixabay.com) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 51 Aufmerksamkeit Die Menge der Informationen, denen Aufmerksamkeit geschenkt werden kann, variiert aufgrund… der aktuellen Wachheit / Aktivierung. der aktuellen Motivation. aktuellen Emotionen und Stimmungen. motorischen Tätigkeiten. psychisch wirksamen Substanzen (Medikamente, Drogen, Koffein, …). dem Grad der Automatisierung der Aufgaben (je stärker eine Tätigkeit automatisiert ist, desto weniger Aufmerksamkeit erfordert sie). (Berg & Imhof, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 52 Der Stroop-Test Bitte geben Sie an, in welcher Farbe die Wörter geschrieben sind! Lassen Sie Ihre/n Nachbar/i/n die Zeit messen, die Sie benötigen, um die Farbe in der die Wörter geschrieben sind, richtig zu benennen! (Fröhlich, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 53 Der Stroop-Test I Blau Grau Rot Orange Blau Grün Grün Grün Blau Rot Schwarz Orange Schwarz Rot Schwarz Orange Orange Blau Grün Grün Grün Rot Blau Rot (Fröhlich, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 54 Der Stroop-Test II Blau Grau Rot Orange Blau Grün Grün Grün Blau Rot Schwarz Orange Schwarz Rot Schwarz Orange Orange Blau Grün Grün Grün Rot Blau Rot (Fröhlich, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 55 Erklärung für den Stroop-Effekt Die Aufgabe erfordert es, dass Sie der Druckfarbe Aufmerksamkeit schenken. Lesen ist bei Lesekönnenden so stark automatisiert, dass es ohne bewusste Steuerung geschieht. Die Aufgabe und der automatisierte Leseprozess stehen in Konkurrenz zueinander. Die Aufgabe erfordert es, den aufgabenirrelevanten Leseprozess zu unterdrücken. Durch die Interferenz der beiden Prozesse, dauert das Benennen der Wörter im zweiten Durchgang typischerweise länger. (Fröhlich, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 56 „Dual Tasks“ Zwei Aufgaben können umso eher parallel ausgeführt werden, je unähnlicher sie sich sind, hinsichtlich: Eingabecode (räumlich vs. verbal) Modalität (akustisch vs. visuell) Verarbeitungsphase (Enkodierung, zentrale Verarbeitung oder Reaktion) Antwortcode (manuell oder vokal) (Berg & Imhof, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 57 Worum geht es heute? 1. Wahrnehmung 2. Visuelle Wahrnehmung 2.1 Aufbau des Auges 2.2 Laterale Hemmung 2.3 Identifizieren und Einordnen 3. Top-Down vs. Bottom-Up 4. Gestaltprinzipien 5. Aufmerksamkeit 6. Konzentration 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 58 Konzentration Intentional: absichtsvolle Zuwendung zu bestimmten Gegenständen Integrierend: Die Zuwendung erfolgt mit dem Ziel, sie in bestehende kognitive Strukturen zu integrieren. Beanspruchung energetischer Ressourcen: Die Zuwendung erfordert eine gewisse Anstrengung. Abschirmung konkurrierender Reize: Die Zuwendung zu bestimmten Gegenständen wird gegen attraktive alternative Handlungen und attraktive alternative Gegenstände abgeschirmt. Konzentration fällt in reizarmen Umgebungen leichter. Konzentration ist genauso wie Muskeln trainierbar. (Berg & Imhof, 2006) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 59 Beispiel für die Messung von Konzentration: der d2-Test Aufgabe: Streichen Sie alle „d“s durch, die genau zwei Striche haben! ‚ ‚‚ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚‚ 1 b d p d d b q p d … ‘ ‘ ‘ ‘ ‘ ‘ ‘‘ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚‚ ‚‚ 2 q b d p d b d p q … ‘ ‘‘ ‘‘ ‘ ‘‘ ‘ ‘ ‚ ‚‚ ‚ ‚‚ ‚‚ ‚‚ 3 d b p d q d d b q … ‘‘ ‘‘ ‘ ‘ ‘‘ ‘ ‘‘ … (Brickenkamp, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 60 Beispiel für die Messung von Konzentration: der d2-Test Aufgabe: Streichen Sie alle „d“s durch, die genau zwei Striche haben! ‚ ‚‚ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚‚ 1 b d p d d b q p d … ‘ ‘ ‘ ‘ ‘ ‘ ‘‘ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚ ‚‚ ‚‚ 2 q b d p d b d p q … ‘ ‘‘ ‘‘ ‘ ‘‘ ‘ ‘ ‚ ‚‚ ‚ ‚‚ ‚‚ ‚‚ 3 d b p d q d d b q … ‘‘ ‘‘ ‘ ‘ ‘‘ ‘ ‘‘ … (Brickenkamp, 2002) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 61 Was Sie heute gelernt haben sollten Was ist Wahrnehmung? Was ist laterale Hemmung? Welche Folgen hat laterale Hemmung? Was sind Top-Down- und Bottom-Up-Prozesse? Was besagen die Gestaltprinzipien? Was ist Aufmerksamkeit? Wovon hängt die Menge der Informationen ab, die gleichzeitig aufmerksam verarbeitet werden können? Was ist der Cocktail-Party-Effekt? Wovon hängt es ab, wie gut zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeitet werden können? Was ist Konzentration? 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 62 Nächste Woche: Lernpsychologie (Bildquelle: 9gag.com) 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 63 Literatur Klausurrelevante Literatur Gerrig, R. J., & Zimbardo, P. G. (2008). Psychologie (18. Aufl.). München: Pearson. [S. 108-119, S. 141-145, S. 152-155] Goldstein, E. B. (2008). Wahrnehmungspsychologie. Der Grundkurs (7. Aufl.). Berlin: Spektrum. [S. 101-116] Zusätzlich verwendete/vertiefende Literatur: Berg, D., & Imhof, M. (2006). Aufmerksamkeit und Konzentration. In D. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (3. Aufl.) (S. 41-48). Weinheim: Beltz PVU. Burri, A. (2002). Unveröffentlichtes Skript zum Grundkurs theoretische Philosophie I: Erkenntnistheorie. Erfurt: Universität Erfurt. Fröhlich, W. D. (2002). Wörterbuch Psychologie (24. Aufl.). München: dtv. Lefrancois, G. R. (2006). Psychologie des Lernens (4. Aufl.). Berlin: Springer. Myers, D. G. (2005). Psychologie. Berlin: Springer. Schnotz, W. (1994). Aufbau von Wissensstrukturen – Untersuchungen zur Kohärenzbildung bei Wissenserwerb mit Texten. Weinheim: Beltz. Werth, L., & Mayer, J. (2008). Sozialpsychologie. Berlin: Spektrum. Wohlschläger, A., & Prinz, W. (2006). Wahrnehmung. In H. Spada (Hrsg.), Lehrbuch Allgemeine Psychologie (3. Aufl.). Bern: Huber. 01.11.2024 | Friedrich | Wahrnehmung und Aufmerksamkeit | Seite 64