Größe als evolutiver Vorteil PDF
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This document appears to be lecture notes from an undergraduate biology course. It discusses the concept of size as an evolutionary advantage. The document includes slides with images from different organisms and biological concepts.
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20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus VL 1-4: Rüdiger Krahe https://en.wikipedia.org/wiki/ File:Wilson1900Fig2.jpg Aus Ern...
20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus VL 1-4: Rüdiger Krahe https://en.wikipedia.org/wiki/ File:Wilson1900Fig2.jpg Aus Ernst Haeckels Kunstformen der Natur https://de.wikipedia.org/wiki/Gepard#/media/Datei:Mosetlha,_ (1904), Tafel 84 Madikwe_Game_Reserve,_South_Africa_(48012186231).jpg Die Forschung meiner Arbeitsgruppe Apteronotus Wie funktioniert die Verarbeitung von leptorhynchus Sinnesinformation im Gehirn? (Fragen zu den physiologischen Mechanismen) Welche Faktoren haben diese Marcusenius victoriae physiologischen Mechanismen geformt? (Fragen zur Evolution) Welche Folgen hat der Klimawandel für Sinnesverarbeitung und Verhalten? Gnathonemus petersii Schwach elektrische Schwach elektrische Messerfische (Lateinamerika) Nilhechte (Afrika) 1 20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz MB2 – Von der Zelle zum Organismus Inhaltsverzeichnis der Vorlesung [Block 1] Die Entstehung der Mehrzelligkeit und der Biodiversität aus der Perspektive der Evolution (VL 1 - 3) [Block 2] Die Konsequenzen der Mehrzelligkeit: zelluläre Kommunikation und Kommunikationssysteme Hormon- und Nervensystem/Reaktionen auf die Umwelt: Sensorik (VL 4 - 9) [Block 3] Die Konsequenzen der Mehrzelligkeit: Entwicklungsprozesse (VL 10 - 13) Entwicklung bei Mehrzellern (bei geschlechtlicher Fortpflanzung, ohne Pilze) [Block 4] Moderne Forschungsmethoden (VL 14) Die Vorlesung findet in Präsenz statt. 2 20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus An wen wendet sich dieses Modul? - Studierende im Monobachelor Biologie (Pflichtmodul; FS 1) - Studierende im Kombi-Bachelor mit Zweitfach Biologie, wenn das Kernfach Chemie oder Physik ist (Wahlpflichtmodul mit MB 11 „Biochemie und Mikrobiologie“ als Alternative; FS 3) - Studierende anderer Fächer: Bestandteil von MB ÜWP1 „Zellen und Organismen“ - NICHT Bestandteil der Studienordnung für Kernfach Biologie - NICHT Bestandteil der Studienordnung für Zweitfach Biologie, wenn das Kernfach nicht Chemie oder Physik ist MB2 – Von der Zelle zum Organismus Themenübersicht Seminar: SE1: Rekorde im Tierreich und die ihnen zugrundeliegenden Mechanismen SE2: Quantitatives Messen und Darstellen gemessener Daten SE3: Rekorde im Pflanzenreich: Alter, Größe, Giftigkeit und mehr SE4: Wissenschaftliches Denken: von der Fragestellung zur Forschung SE5: Wissenschaftliches Lesen und Schreiben: die Analyse einer Publikation SE6: Materialien bei Tieren und Pflanzen: eine Experten-Rallye Präsenzveranstaltung im zweiwöchigen Takt (jeweils mit Arbeitsleistung) Interaktive Formate zu den verschiedenen Themen Jeweils zweistündig an sechs Terminen im Semester (Termine je nach Gruppe) Arbeitsleistungen! Mindestens 5 von 6 sind zu erbringen für die erfolgreiche Teilnahme. Bringen Sie Ihre Fragen zur Vorlesung mit, die Sie nicht schon während oder im Anschluss an die jeweilige Vorlesung gestellt haben 3 20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus Wer macht mit? Die Arbeitsgruppen aus dem Institut für Biologie: Kerstin Kaufmann, Pflanzliche Zell- und Molekularbiologie Rüdiger Krahe, Verhaltensphysiologie Matthew Larkum, Neuronale Plastizität Weitere Mitarbeiter*innen: Julia Heyd, Christina Bocklisch, Stefan Mucha MB2 – Von der Zelle zum Organismus Lernziele und MAP: Wie funktioniert ein mehrzelliger Organismus: Organe, Kommunikation, Entwicklung Welche evolutionären Zwänge wirken? Welche Anpassungen sind erforderlich? Wie entwickeln sich tierische und pflanzliche Organismen? Wie werden die Funktionen innerhalb von pflanzlichen und tierischen Organismen koordiniert? ➔Hormon-/ Nervensystem? Vertiefung im weiteren Verlauf des Studiums: Module zu Biodiversität (Zoologie + Botanik), Physiologie (Tier + Pflanze), Ökologie + Ökosystemen Schriftliche Modulabschlussprüfung (MAP; multiple choice): zwei Termine in der vorlesungsfreien Zeit im Februar, März oder April (Dauer: 90 Minuten). 4 20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus Lehrbuch: Die Vorlesung folgt keinem konkreten Lehrbuch, aber viele Materialien stammen aus: Campbell Biologie. Pearson Education, verfügbar online über HU-Bibliothek (VPN nutzen) Studienanfang im WiSe 2024/2025 Die Corona-Pandemie ist zwar längst offiziell vorbei, aber es gibt COVID-19 immer noch, genauso wie Grippe und andere Erkältungskrankheiten. Wenn Sie sich krank fühlen, bleiben Sie bitte zuhause! Verpasste Vorlesung? ➔ pdf-Datei der Folien und Notizen anderer Studierender 5 20.10.2024 MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Paramecium, das Pantoffeltierchen, ist ein eukaryotischer Einzeller, der sich vorwiegend von Bakterien ernährt kompartimentierte Zelle (Zellkern) By Chingiz2023 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://en.wikipedia.org/wiki/Paramecium https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45174382 6 20.10.2024 Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Größe der meisten Bakterien: im Bereich von 1 µm. Typisches Pantoffeltierchen: ca. 300 µm lang. Caenorhabditis elegans, ein Fadenwurm (Nematoda) ist noch größer, ca. 1000 µm also 1mm, und verspeist ebenfalls Bakterien. https://de.wikipedia.org/wiki/Caenorhabditis_elegans Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Größenvergleich mit der Situation eines Bakteriums: Durchschnittliche Körpergröße des Menschen: 1,70 m Wie groß wäre ein entsprechender carnivorer Räuber? 1,7 m x 300 = 510 m 1,7 m x 1000 = 1,7 km 7 20.10.2024 Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Beispiel Olympiastadion in Berlin: 303,5 m lang und 228,3 m breit. Als Fressmonster wäre es ein Problem für uns. Noch schlimmer: Ein Fadenwurm entspräche einem Räuber von der Länge des ‚Tempelhofer Feldes‘ (Kantenlänge von 1,5 bis 1,8 km). Größer sein öffnet einerseits Möglichkeiten als Räuber und bietet vor allem aber Schutz vor Räubern. https://de.wikipedia.org/wiki/Olympiastadion_Berlin Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Eines der größten Monster der Urzeit: Megalodon Riesenhai von etwa 16 – 20 m Länge – also etwa 10-mal so lang wie der Mensch groß ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Megalodon 8 20.10.2024 Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Schutz durch Größe und das Erschließen neuer Ressourcen dürften wichtige Faktoren im Lauf der Evolution gewesen sein, die die Entstehung und weitere Evolution mehrzelliger Organismen gefördert haben. Dazu gleich mehr … MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz 9 20.10.2024 Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensysteme entstehen Modularer Grundbaustein vielzelliger Organismen: die Zelle. Zellen in verschiedenen Organen haben unterschiedliche Aufgaben und ihre Aktivitäten müssen koordiniert werden. Wer macht was und wann? Koordination erfordert, dass Zellen Informationen aufnehmen und Information weitergeben. Das Hormon- und das Nervensystem tun genau das. Das Hormonsystem verwendet chemische Signale, die sich relativ langsam in einem Organismus ausbreiten. Hormonsysteme gibt es bei Tieren und bei Pflanzen. Tiere sind heterotroph und müssen sich zur Nahrungssuche bewegen oder Fressfeinden entkommen. ➔ Geschwindigkeit wichtig ➔ Nervensystem Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensysteme entstehen Ein Gedankenexperiment: vor mehr als 66 Millionen Jahren trifft T. rex auf den pflanzenfressenden B. brancai und zwickt ihn in sein Schwanzende. Mit chemischen Signalen im Blutkreislauf würde es 23 s dauern, bis die Information über die Gefahr im Kopf des Brachiosaurus ankommt (Geschwindigkeit von Blut in unserer Halsschlagader fließt mit 1 m/s). Viel zu langsam! Wenn es schnell gehen muss: Nervensystem! Elektrische Signale mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 m/s. 10 20.10.2024 Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensysteme entstehen Wie funktionieren Hormon- und Nervensysteme? Was haben sie gemeinsam und was unterscheidet sie? → Block 2 der VL Hormon- system Nervensystem Campbell Biologie MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz 11 20.10.2024 Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe entstehen: Entwicklungsprozesse werden wichtig Campbell Biologie Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe entstehen: Entwicklungsprozesse werden wichtig Caenorhabditis elegans Campbell Biologie 12 20.10.2024 Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe entstehen: Entwicklungsprozesse werden wichtig Koordination von Entwicklungsprozessen? Steuerung der Zelldifferenzierung und Entstehung von Organen? Welche Gene sind beteiligt und wie steuern sie die Entwicklungsprozesse bei Tieren und Pflanzen? ➔Block 3 der Vorlesung: VL 10 - 13 Die Konsequenzen der Mehrzelligkeit: Entwicklungsprozesse, Entwicklung bei Mehrzellern (bei geschlechtlicher Fortpflanzung, ohne Pilze) MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz 13 20.10.2024 Warum reden wir hier über Mehrzelligkeit? ➔ Von der Zelle zum Organismus Mehrzelligkeit durch Aggregation Klonale Mehrzelligkeit Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Fressfeinden und widrigen Umwelteinflüssen. Abschirmung nach außen bereits bei einzelligen Lebewesen: Biofilme bei Bakterien. Stromatolithen Biofilme aus einer oder mehr Arten; Ober- flächenadhäsion und Adhäsion zwischen Zellen. Stromatolithen: bis 3,5 Mia Jahre alte Fossilien geschichteter Biofilme Plaque Life: The Science of Biology. 8th Edition, Sinauer 14 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Kieselalgen (Diatomeen, winzige einzellige Algen): Schutz vor Fressfeinden durch Panzer aus Siliziumdioxid: zwei Schalenhälften (wie kleine Käseschachteln oder Petrischalen mit Deckel. https://de.wikipedia.org/wiki/Kieselalgen Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Fantastische Dokumentation der Vielfalt der Formen durch Ernst Haeckel (Jena) Aus Ernst Haeckels Kunstformen der Natur (1904), Tafel 84 15 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Doch nicht nur einzellige Lebewesen schützen sich mit Rüstungen und Panzern. Aus Ernst Haeckels Kunstformen der Natur (1904), Tafel 84 https://de.wikipedia.org/wiki/Rüstung Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Daphnien („Wasserflöhe“) bilden helmartige Strukturen ihrer Kutikula aus, wenn sich Fressfeinde in ihrem Biotop befinden Chemische Signale von Räubern lösen Änderungen im Verhalten und/oder in der Morphologie von Daphnien aus: Nachkommen können größer werden und “Nackenzähne” entwickeln. Zum Beispiel Daphnia pulex (rechts). https://en.wikipedia.org/wiki/Daphnia Lampert (1994) 16 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Und tatsächlich sinkt dadurch ihr Risiko, von Fressfeinden verspeist zu werden Chaoborus: ein Räuber von Daphnien Lampert (1994) Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Alle Lebewesen schützen sich. Biofilme bei Bakterien, Panzer bei Kieselalgen, Dornen bei Pflanzen, Exoskelett bei Arthropoden, Hörner bei vielen Tieren, Rüstungen bei Menschen. Größe schützt (auch bei Einzellern; siehe Pantoffeltierchen). Größe auch erreichbar durch Aggregationen von Zellen oder Tieren (Biofilme bei Bakterien; Bienenschwärme; Vogelschwärme; Büffelherden; …). https://de.wikipedia.org/wiki/Westliche_Honigbiene https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarmverhalten https://de.wikipedia.org/wiki/Büffel 17 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Aggregationen bieten Schutz, zumindest vor Fressfeinden. Der Zusammenhalt zwischen Zellen, die Zelladhäsion, und die zelluläre Kommunikation zwischen Zellen sind schon sehr früh entstanden und ein gemeinsames Merkmal der Metazoa (vielzellige Tiere). Aufbau eines Choanoflagellaten (Kragengeißeltierchen): 1 Geißel (Flagellum), 2 Nahrungsteilchen, 3 Mikrovilli, 4 Zellkern, 5 Nahrungsvakuole, 6 Basis https://de.wikipedia.org/wiki/Kragengeißeltierchen Knoll (2011) Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Verschiedene Formen der Vielzelligkeit sind bei Eukaryoten etliche Male in der Evolution entstanden. Eukaryoten: Organismen mit kompartimentierten Zellen und echtem Zellkern Sebé-Pedrós et al. (2017) 18 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Zwischenfazit Lebewesen schützen sich vor Fressfeinden: 1. Schon einzellige Lebewesen (Bakterien, Kieselalgen und andere Protisten) bilden Biofilme und Rüstungen. 2. Auch mehrzellige Lebewesen schützen sich durch Panzer, Rüstungen, Hörner und Dornen. 3. Beide, ein- und mehrzellige Lebewesen, schützen sich durch Aggregationen (z.B. Bakterien und Biofilme, Bienen- und Vogelschwärme, Herden bei Säugetieren). Die Bildung von Aggregationen bedeutet auch eine Zunahme der Größe. 4. Größere Lebewesen sind besser geschützt. Exkurs: Angriffe auf zellulärer Ebene Aggregationen oder klonale Vielzelligkeit bieten Schutz, zumindest vor Fressfeinden. Sie schützen aber nicht vor Angriffen auf zellulärer Ebene. Viren wie SARS-CoV-2 oder das Influenzavirus (Subtyp A/H1N1), das die spanische Grippe verursachte, können zu schweren Infektionen führen. SARS-CoV-2 und COVID-19: Virusinfektion und -vermehrung https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19 19 20.10.2024 Exkurs: Angriffe auf zellulärer Ebene Auch Bakterien können große Lebewesen infizieren und zu Epidemien und schweren Krank- heiten mit Todesfolge führen, wie zum Beispiel die mittelalterliche Pest oder Tuberkulose. Robert Koch, der Entdecker des Erregers der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) https://de.wikipedia.org/wiki/Pest Gemälde von 1720: die Pest in Marseille, https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Koch hervorgerufen durch das Bakterium Yersinia pestis. Exkurs: Angriffe auf zellulärer Ebene Mehrzellige Organismen werden durch das Immunsystem vor Angriffen auf zellulärer Ebene geschützt. Antikörper erkennen die infizierten Zellen und vermitteln eine Immunreaktion. Campbell Biologie 20 20.10.2024 Exkurs: Angriffe auf zellulärer Ebene Sogar Bakterien besitzen eine Immunabwehr. Das CRISPR/Cas- System ermöglicht es, fremde Phagen-DNA zu erkennen und aus dem bakteriellen Genom zu entfernen. Das CRISPR/Cas-System wird heute als gentechnische Metho- de in der Forschung eingesetzt. Auch können Organismen da- durch gentechnisch verändert werden. Für die Entdeckung des CRISPR/ Cas-Systems wurde 2020 der Nobelpreis an die Forscherinnen, Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, verliehen. https://de.wikipedia.org/wiki/CRISPR Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Größere Lebewesen sind nicht nur besser geschützt, sie erschließen sich auch neue Ressourcen. Ökologische Nahrungsketten entstehen. Die größeren Lebewesen ernähren sich von den kleineren Organismen. Sie sind die Konsumenten. In der Abbildung ist die Größensortierung gut erkennbar. Diese Triebkräfte der Evolution (größere Lebewesen sind besser geschützt, größere Lebewesen erschließen neue Ressourcen und Nahrungsspektren) führt zu einem evolutionären Wettrüsten. Je größer, desto besser. Nahrungskonkurrenz ist ein wesentlicher Treiber für evolutionäre Innovationen, durch die neue ökologische Nischen besetzt werden können. Campbell Biologie 21 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit In der Erdgeschichte sind daher immer wieder sehr große Lebewesen entstanden. https://en.wikipedia.org/wiki/Paraceratherium Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Auch Bäume profitieren von Größe. Freistehende Fichten wachsen ganz anders als eng gepflanzte. Im Wald konkurrieren die Bäume um Licht. Je höher sie wachsen, desto besseren Zugang haben sie zum Sonnenlicht. Größere Bäume überstehen auch Stürme und Unwetter besser als kleine. Mammutbäume werden über dreitausend Jahre alt und zeigen oft Spuren erlittener Sturm- und Blitzschäden. https://de.wikipedia.org/wiki/Forstwirtschaft https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Fichte https://de.wikipedia.org/wiki/Riesenmammutbaum 22 20.10.2024 Evolutionäre Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit (1) Lebewesen schützen sich vor Fressfeinden 1. Schon einzellige Lebewesen (Bakterien, Kieselalgen und andere Protisten) bilden Biofilme und Rüstungen. 2. Auch mehrzellige Lebewesen schützen sich durch Panzer, Rüstungen, Hörner und Dornen. 3. Beide, ein- und mehrzellige Lebewesen, schützen sich durch Aggregationen (z.B. Bakterien und Biofilme, Bienen- und Vogelschwärme, Herden bei Säugetieren). Die Bildung von Aggregationen bedeutet auch eine Zunahme der Größe. 4. Größere Lebewesen sind besser geschützt. (2) Größere Lebewesen sind besser geschützt und erschließen sich neue Ressourcen 1. Ökologische Nahrungsketten entstehen. Die größeren Lebewesen ernähren sich von den kleineren Organismen. 2. In der Erdgeschichte findet ein evolutionäres Wettrennen statt, es entstehen immer größere Lebewesen. MB2 – Von der Zelle zum Organismus: heute Das Modul: Überblick und Aufbau Inhaltsverzeichnis der Vorlesung Themenübersicht Seminar Wer macht was und wann? Lernziele und MAP (Modulabschlussprüfung) Die Vorlesung im Überblick Vorteile von Größe: die Perspektive der Evolution Mehrzelligkeit erfordert Koordination und Kommunikation: Hormon- und Nervensystem Mehrzelligkeit ermöglicht Spezialisierung, Gewebe und Organe: Entwicklungsprozesse Die evolutionären Triebkräfte für die Entstehung der Mehrzelligkeit Lebewesen schützen sich vor Feinden und Umwelteinflüssen Lebewesen brauchen Nahrung und Ressourcen, es gibt aber Konkurrenz 23