Einführung in die Soziologie Zusammenfassung PDF

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This document summarizes the key concepts and topics from an introduction to sociology lecture and readings. The outline covers various topics from the introduction, to methods and theories, and includes further explorations of social interactions, organizations and societies. Useful for students studying sociology.

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Einführung in die Soziologie - Zusammenfassung der Texte und der Vorlesung - Inhaltsverzeichnis I. Einführung............................................................................................................................................................ 1 Textgrundlage: Sch...

Einführung in die Soziologie - Zusammenfassung der Texte und der Vorlesung - Inhaltsverzeichnis I. Einführung............................................................................................................................................................ 1 Textgrundlage: Schäfers - Grundbegriffe der Soziologie.................................................................................................. 1 Textgrundlage: Joas - Die soziologische Perspektive........................................................................................................ 3 Ergänzungen aus der Vorlesung........................................................................................................................................ 5 II. Gegenstände und Methoden der Soziologie............................................................................................... 6 Textgrundlage: Durkheim - Regeln................................................................................................................................... 6 Ergänzungen aus der Vorlesung........................................................................................................................................ 8 III. Soziales Handeln (und Kommunikation)...................................................................................................... 9 Textgrundlage: Weber - Grundbegriffe............................................................................................................................ 9 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 12 IV. Macht und Herrschaft..................................................................................................................................... 14 Textgrundlage: Weber - Herrschaft................................................................................................................................ 14 Textgrundlage: Popitz - Das Konzept Macht................................................................................................................... 15 Textgrundlage: Popitz - Macht und Herrschaft.............................................................................................................. 18 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 20 V. Rolle...................................................................................................................................................................... 21 Textgrundlage: Dahrendorf - Homo Sociologicus........................................................................................................... 21 Textgrundlage: Linton - Rolle und Status........................................................................................................................ 23 Textgrundlage: Merton - Rollen-Set............................................................................................................................... 24 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 26 VI. Interaktion / Gruppe........................................................................................................................................ 27 Textgrundlage: Luhmann - Interaktion, Organisation, Gesellschaft............................................................................... 27 Textgrundlage: Goffman - Die Interaktionsordnung...................................................................................................... 29 Textgrundlage: Schäfers - Die soziale Gruppe................................................................................................................ 31 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 34 VII. Organisation / Netzwerk................................................................................................................................ 36 Textgrundlage: Kühl - Organisation................................................................................................................................ 36 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 38 VIII. Gesellschaft und Gesellschaftsformationen.............................................................................................. 40 Textgrundlage: Tenbruck - Gesellschaftstypen.............................................................................................................. 40 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 45 IX. Identität............................................................................................................................................................... 47 Textgrundlage: Abels - Identität..................................................................................................................................... 47 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 50 X. Habitus................................................................................................................................................................. 51 Textgrundlage: Fuchs-Heinritz/ König - Habitus............................................................................................................. 51 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 52 XI. Soziologie der Religion.................................................................................................................................... 53 Textgrundlage: Krech - Götterdämmerung.................................................................................................................... 53 Ergänzungen aus der Vorlesung...................................................................................................................................... 53 I. Einführung Textgrundlage: Schäfers - Grundbegriffe der Soziologie Soziologie: Wissenschaft vom Sozialen, d.h. den verschiedenen Formen der Vergemeinschaftung (z.B. Familie, Nachbarschaft, soziale Gruppe) un der Vergesellschaftung (Organisation, Gesellschaft, Staat) der Menschen sie fragt nach den Strukturen des sozialen Handelns und der sozialen Gebilde und welchen sozialen Wandel diese unterliegen Soziologie ist eine empirische Sozialwissenschaft mit Beziehungen zu den geistes- und Kulturwissenschaften, aber auch zur Psychologie Begriff der Soziologie: der Begriff Soziologie ist ein Kunstwort, das sich aus lat. socius (dt.: Gefährte) und gr. logos (dt.: Wort, Wahrheit) zusammensetzt Begriff der Soziologie setzt sich seit den 1870er Jahren durch (v.a. seit den Arbeiten der „Gründungsgeneration“) „Gründergeneration“: - Emile Durkheim (1858-1917) - Georg Schimmel (1858-1918) - Herbert Spencer (1820-1903) - Max Weber (1864-1920) - Ferdinand Tönnies (1855-1936) - Albion W. Small (1854-1926) Geschichte der Soziologie: bereits in den Werken von Platon und Aristotelis finden sich Einsichten über das Soziale Soziologie hat kein vorgegebenes Ordnungsbild, sie ist eine „nüchterne“, strikt an der Erfahrung ausgerichtete Einzelwissenschaft diese Einstellung geht zurück auf Machiavelli, die schottischen Moralphilosophen und die Frühsozialisten der Beitrag des deutschen Idealismus (durch Kant, Hegel, Fichte, …) ist bis heute Bestandteil soziologischer Argumentationen und erkenntnisleitende Orientierung die Soziologie entstand im Zusammenhang der Doppelrevolution (bürgerlich-politische und industrielle Revolution) Soziologie entstand als Wissenschaft, um diesen generellen Umbruch zu erklären (→ wird daher auch Umbruchwissenschaft oder Krisenwissenschaft genannt) Aufgaben der Soziologie: Soziologie hat die Aufgabe, das Soziale als eigene Realität herauszuarbeiten und in seinen Strukturen zu verdeutlichen die Strukturen reichen von täglichen Umgangsformen (z.B. Sitten und Bräuche) bis zu komplexen sozialen Tatsachen (z.B. Recht, Institutionen/ Organisationen) Soziologie als empirische Sozialwissenschaft untersucht die Strukturen des Zusammenlebens (auf Mikro- und Makroebene) es wird also ein mikro- und ein makro-soziologischer Ansatz unterschieden das ideal der soziologischen Untersuchung besteht darin, beide Ansätze in allen Untersuchungsfragen zu verbinden 1 Fragestellungen, Methoden und Ansätze der Soziologie: Fragestellungen der Soziologie hängen eng mit den sich ändernden Lebensbedingungen und den allgemeinen Problemen des sozialen und kulturellen Wandels zusammen, es lassen sich trotzdem einige immer wieder auftauchende Grundfragen benennen wichtigste soziologische Grundbegriffe: soziales Handeln, soziale Differenzierung, Macht und Herrschaft, soziale Integration, sozialer Konflikt, … wichtigste Methoden und Ansätze (Paradigmen): - allgemeine Soziologie: ▪ klärt und entwickelt die wichtigsten Grundbegriffe und verordnet sie in begründeten Aussagezusammenhängen über einzelne Objektbereiche des Sozialen (Theorien) ▪ auch Geschichte des Faches Soziologie als Teil der Wissenschafts- und Gesellschaftsgeschichte ist ein Gegenstand - spezielle Soziologien: ▪ auch materielle oder Bindestrichsoziologien genannt ▪ sie werden nach dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand benannt (z.B. Familiensoziologie) - sozialwissenschaftliche bzw. soziologische Forschungsmethoden: ▪ erlauben kontrolliert und überprüfbar die für den Untersuchungsbereich wichtigsten Daten zu erheben, sozialstatistisch aufzubereiten und zu interpretieren ▪ bekannteste Methoden: Interview, teilnehmende Beobachtung, Inhaltsanalyse und Experiment → es zeigt sich gegenwärtig eine wachsende Pluralität sowohl der theoretischen Ansätze als auch der methodischen Vorgehensweisen konkrete Untersuchung sozialer Tatbestände: bei der konkreten Untersuchung sozialer Tatbestände zeigt sich, dass es in der Soziologie nicht nur ein einziges verbindliches Paradigma der theoretischen Untersuchung geben kann Soziologie hat sich zwar im sogenannten Werteurteils- bzw. Positivismusstreit davon distanziert, eine normative Wissenschaft zu sein, aber sie bestreitet nicht, dass Wertgesichtspunkte die Auswahl des Gegenstandsbereiches wesentlich mitbestimmen Institutionalisierung der Soziologie: von einer Institutionalisierung der Soziologie als eigenständige Wissenschaft kann man erst sprechen, seitdem sie an den wissenschaftlichen Hochschulen mit eigenen Lehrstühlen und Institutionen vertreten ist und über eigene Studiengänge sowie Fachzeitschriften verfügt erster Lehrstuhl für Soziologie: 1892 an der Universität Chicago, besetzt mit Albion W. Small Institutionalisierung in Deutschland: - nach dem Ersten Weltkrieg gab es einen raschen Ausbau, der nach 1933 unterbrochen wurde - nach dem Zweiten Weltkrieg wurden erste Lehrstühle und Institute (in Berlin, Frankfurt, München, Hamburg, Köln, Kiel und Göttingen) eingerichtet - breiter Ausbau erfolgte erst seit Mitte der 1950er Jahre mit der allgemeinen Bildungs- und Hochschulexpansion - 1975 wurde der Berufsverband Deutscher Soziologen e.V. gegründet Soziologische Erklärung: unter einer Erklärung oder auch Kausalerklärung versteht man die logische Ableitung eines empirisch beobachtbaren Tatbestandes bzw. singulären Ereignisses (dem Explanandum), aus einer allgemeinen Theorie (einer kausalen Wenn-Dann-Aussage) und sogenannten Randbedingungen (singulären Verursachungsbedingungen bzw. -faktoren) (dem Explanans) diese Erklärungsfigur wird auch als Hempel-Oppenheim-Schema (H-O-Schema), Covering-Law- Modell oder als deduktiv-nomologische Erklärung (D-N-Erklärung) bezeichnet 2 Textgrundlage: Joas - Die soziologische Perspektive Soziologie und soziologische Phantasie: Soziologie untersucht menschliche Gesellschaften und die zahlreichen Dimensionen sozialen Handelns und sozialer Beziehungen C. Wright Mills bezeichnete mit dem Terminus „soziologische Phantasie“ unsere Fähigkeit, persönliche Erfahrungen im Kontext der Ereignisse unserer sozialen Umwelt wahrzunehmen und soziale Zusammenhänge zu erfassen, die der persönlichen Erfahrung allein nicht zugänglich sind fünf Schlüsselbegriffe der Soziologie: Sozialstruktur: - relativ stabile, beständige Muster sozialer Beziehungen, sozialer Positionen und Individuenmengen (z.B. Struktur einer Universität) soziales Handeln: - bewusstes Verhalten, das sowohl die Handlungen anderer beeinflusst als auch von ihnen beeinflusst wird (z.B. Heiraten) Kultur: - die gemeinsamen Weisen des Denkens, Verstehens, Bewertens und Kommunizierens, die den Lebensstil von Menschen prägen (z.B. Frauen- bzw. Männerbild) Macht: - Fähigkeit eines sozialen Akteurs, die Handlungen anderer direkt oder indirekt zu kontrollieren (z.B. Macht eines Staates) funktionale Integration: - differentieller Beitrag einer Beziehung, Position, Organisation oder eines anderen sozialen Phänomens zu einem größeren sozialen Ganzen (z.B. Funktionen von Schulen) - für ein funktional integriertes System gilt: was in einem Teil der Gesellschaft geschieht, beeinflusst das und wird beeinflusst durch das, was in anderen Teilen geschieht Soziologie als Wissenschaft: wissenschaftliche Methoden: - wie alle Wissenschaften beruht die Soziologie auf empirischer Beobachtung und logischer Analyse: ▪ empirische Beobachtung: Daten, die durch Abstraktion und Interpretation erhoben werden und reproduzierbar sein müssen ▪ logische Analyse: Identifikation der Analyseeinheiten und der Beziehung zwischen ihnen, Theorienbildung soziale Tatsachen: - soziale Tatsachen sind relativ beständige Eigenschaften der sozialen Realität, die Rahmenbedingungen setzten und die Handlungen der Individuen prägen - sie sind nicht in den Individuen lokalisiert, sonders resultieren aus den Interaktionen von Individuen und Gruppen - z.B. die Wirtschaft die Anfänge der Soziologie: die Soziologie entstand im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert, einer Periode raschen sozialen Wandels die „moderne Ära“ hat ihre Wurzeln in der Entstehung der urbanen, kapitalistischen Industriegesellschaft, der Entdeckung verschiedenartiger (nicht-europäischer) Kulturen und den politischen und geistigen Umwälzungen 3 klassische soziologische Theorien: Adam Smith (1723-1790): - war ein Mitgebegründer der Theorie der rationalen Wahl, wonach die Menschen ihre Entscheidungen so treffen, dass sie gewählte Handlung für sie am vorteilhaftesten ist - Jeremy Bentham (1748-1832) erweiterte dieses Konzept: nach Bentham bedarf es der Intervention von Regierungen, damit die Gesellschaft reibungsfrei funktioniert und möglichst viele Menschen von den gesellschaftlichen Ressourcen profitieren Karl Marx (1818-1883): - wies nach, dass das ökonomische System einer Gesellschaft alle anderen Aspekte der sozialen Realität beeinflusst und ständige soziale Konflikte hervorbringt - nach Marx liegt die Macht in einem kapitalistischen System in den Händen der Kapitalisten, die die Arbeiter ausbeuten und unterdrücken - nur durch geplantes soziales Handeln und eine Revolutionierung der Sozialstruktur können die Arbeiter diesen Zustand beenden Emile Durkheim (1858-1917): - befasste sich vorwiegend mit den sozialen Kräften, die eine Gesellschaft zusammenhalten, ein Phänomen, das er soziale Solidarität nannte - mechanische Solidarität basierte auf weitgehend gemeinsamen Werten, Sitten und Überzeugungen - organische Solidarität ist die Interdependenz, die auf einer komplexen Arbeitsteilung basiert - Durkheim hob die Bedeutung funktionaler Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilen der Gesellschaft hervor und warnte vor den Gefahren der Anomie Max Weber (1864-1920): - seine Bedeutung liegt darin, dass er in der Soziologie ein Bewusstsein für den subjektiven Charakter der sozialen Realität schuf, der Marxschen Betonung der ökonomischen Kräfte die Bedeutung der Kultur entgegensetzte und Durkheims Betonung der funktionalen Integration den Machtaspekt hinzufügte - für Weber ist die moderne Ära vor allem durch die zunehmende Rationalisierung sozialen Handelns und der sozialen Institutionen gekennzeichnet Georg Herbert Mead (1863-1931): - Mead und die Schule der symbolischen Interaktion interessieren sich ehr für die alltäglichen Interaktionen und die anthropologischen Grundlagen des sozialen Handelns - soziale Interaktionen hängen nach dieser Schule davon ab, wie wir unsere körperlichen und sprachlichen Äußerungen wechselseitig interpretieren, sodass sich daraus eine gemeinsame Definition der sozialen Situation entwickeln kann moderne soziologische Theorien: Talcott Parsons (1902-1979): - hat versucht, aus den Theorien der Klassiker eine fachübergreifende Theorie zu machen - als wichtigste Bestandteile der klassischen soziologischen Theorien bezeichnete Parsons die Rolle der Normen und Werte für das menschliche Handeln sowie die Entstehung und Gewährleistung sozialer Ordnung → nach zeitweiser Zersplitterung gibt es heute wieder verstärkt Versuche, in Auseinandersetzung mit Parsons Erbe das Ziel einer fachübergreifenden Theorie zu erreichen 4 Ergänzungen aus der Vorlesung Soziologie - einige Definitionen: Dahrendorf: „Soziologie ist das, was Leute, die sich Soziologen nennen, tun, wenn sie von sich sagen, dass sie Soziologie betreiben. Mehr nicht.“ Schäfers: „Soziologie ist die Wissenschaft vom Sozialen, d.h. den verschiedenen Formen der Vergemeinschaftung (z.B. Familie/Verwandtschaft/Sippe, Nachbarschaft, soziale Gruppe) und der Vergesellschaftung (Organisation, Gesellschaft, Staat) der Menschen.“ „… sie fragt nach den Strukturen des sozialen Handelns und der sozialen Gebilde und welchem Wandel diese unterliegen. Die S. ist eine empirische Sozialwissenschaft; ihre Beziehungen zu den Geistes- und Kulturwissenschaften, aber auch zur Psychologie, sind evident.“ Endruweit: „Will man die S. von ihren Objekten her bestimmen, kann man definieren: Die Soziologie ist diejenige Sozialwissenschaft, die sich mit den sozialen Subjekten, den sozialen Prozessen und den sozialen Katalysatoren beschäftigt.“ Reimann: S. ist die Wissenschaft, die „mit disziplineigenen Begriffen, Theorien und Methoden Struktur-, Funktions- und Entwicklungszusammenhänge der Gesellschaft beschreibt und erklärt.“ Weber: „Soziologie … soll heißen: eine Wissenschaft, welche sozi-ales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und in seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ‚Handeln’ soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen und Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales’ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ Strukturwandel im 19. Jahrhundert: Faktoren: Industrialisierung, Urbanisierung, Alphabetisierung, Soziale Frage, neue Lebensformen, neue Berufe, neue Medien, neue Techniken → Wechsel von göttlicher Ordnung zu gesellschaftlicher Ordnung! → mit dem Strukturwandel entstand die Disziplin der Soziologie Begriff der „Kontingenz“ (als Eigenwert der Moderne): das Auch-Anders-Möglichseins von Etwas die Negation von Unmöglichkeit und Notwenigkeit → in diesem Konzept entsteht die Soziologie Soziologie als „Wirklichkeitswissenschaft“: Soziologie als deskriptive (nicht: präskriptive) Wissenschaft > - Analyse d. Realität → Soziologie ist also keine normative, sondern eine wertfreie, positive Wissenschaft Wertfreiheit der Soziologie: Berger: „In den Grenzen seiner Tätigkeit als Soziologe gibt es jedoch nur einen fundamentalen Wert: wissenschaftliche Redlichkeit. Um ihretwillen muß er noch auf seinem eigensten Gebiet seine Überzeugungen, Gefühle und Vorurteile in Rechnung stellen. Es gehört zu seiner Ausbildung im Fach, dass er dergleichen als Voreingenommenheiten erkennt, unter Kontrolle hält und so weit wie möglich von seiner Arbeit fernhalten lernt. … Der Soziologe will sehen, was da ist, das Vorhandene, Gegebene, ohne Rücksicht auf seine eigenen Wünsche und Sorgen. Was er sieht, kann er erhofft oder befürchtet haben. Was er vollzieht, ist jedoch ein Akt lauterer Wahrnehmung, und zwar so ausschließlich, wie die begrenzten Möglichkeiten des Menschen es zulassen.“ Spiedswasistnichtdawassol ~ Distanz zum ↳ Theorie , Gegenstand Fachvokabular , weder Glaubenssätz noch Vernein, ne Marx: - nicht Unwiedersprochen z kritische Theorie" - GlaubeannormativeVernünftige Sichereeine „Die Vernunft hat immer existiert, nur nicht immer in der vernünftigen Form. Der Kritiker kann also an jede Form des theoretischen und praktischen Bewußtseins anknüpfen und aus den eigenen Formen der existierenden Wirklichkeit die wahre Wirklichkeit als ihr Sollen und ihren Endzweck entwickeln.“ 5 II. Gegenstände und Methoden der Soziologie Textgrundlage: Durkheim - Regeln soziologische Tatbestände: jede Lebensäußerung eines jeden menschlichen Individuums ist von sozialer Natur, das kann jedoch nicht hinreichend einen sozialen Tatbestand kennzeichnen, denn sonst wäre alles sozialer Tatbestand soziale Tatbestände haben nach Durkheim drei „Eigenschaften“: - soziale Tatbestände sind außerindividuell: ▪ soziale Tatsachen sind fertig vorgefunden ▪ sie führen ein unabhängiges Leben und existieren außerhalb einer Person bzw. außerhalb des individuellen Bewusstseins ▪ Beispiele: Stellung innerhalb eines Verwandtschaftssystems, Glaubenssätze einer Religion, Pflichten, das Zeichensystem einer Sprache oder das Münzsystem - soziale Tatbestände haben einen Zwangscharakter: ▪ soziale Tatsachen sind mit einer gewissen Macht ausgestattet, die sich gegen einzelne Personen richten kann → eine gewisse Zwanghaftigkeit ▪ wer sich den Typen des Verhaltens/ Denkens der Gesellschaft willig fügt, mag diesen Zwang möglicherweise gar nicht empfinden, aber er wird bei jedem Abweichen sofort offenbar ▪ handelt das Individuum wider den sozialen Tatsachen kann das Sanktionierungen nach sich ziehen (z.B. Spott) ▪ Beispiele: Rechtsnormen, Finanzsysteme, religiöse Dogmen - soziale Tatbestände entspringen der Sozialisierung: ▪ Regelmäßigkeiten im alltäglichen Verhalten/ „Gewohnheiten“ entspringen aus Erziehung und Sozialisierung → haben einen Zwangscharakter ▪ wenn dieser Zwang nicht mehr empfunden wird, dann nur, weil er nach und nach Gewohnheiten und innere Tendenzen entstehen lässt und wir den Zwang so sehr verinnerlicht haben, dass er uns nicht mehr wie etwas Äußeres erscheint ▪ „individuelle Inkarnation“ eines sozialen Tatbestandes ist nicht der Tatbestand selbst! ▪ Beispiele: Ess- und Schlafgewohnheiten, Höflichkeitsformen Definition sozialer Tatbestände nach Durkheim: „Ein soziologischer Tatbestand ist jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben; oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt.“ Unterschied sozialer Tatbestände zu anderen Handlungs- oder Existenzweisen?: sie sind keine organischen/ biologischen Erscheinungen, denn sie sind geistiger Natur und bestehen aus Vorstellungen und Handlungen sie sind auch keine psychischen Erscheinungen, denn sie erschöpfen sich nicht wie diese im Bewusstsein der Einzelnen Allgemeinheit/ Kollektiv: soziale Tatbestände sind (mit Hilfe von Statistiken) von ihren individuellen Ausstrahlungen zu trennen sie drücken einen bestimmten Zustand des Kollektivgeistes aus soziale Phänomene sind nicht allgemein, weil sie kollektiv sind, sondern sie sind kollektiv, weil sie allgemein sind der Zustand der Gruppe drängt sich den Einzelnen auf und wiederholt sich deshalb in ihnen: „Er ist in jedem Teil, weil er im Ganzen ist, und er ist nicht im Ganzen, weil er in den Teilen ist.“ 6 Regeln zur Betrachtung soziologischer Tatbestände: Durkheim stellt die These auf, dass Menschen, schon bevor sie genauere Untersuchungen an einem bestimmten Gegenstandsgebiet anstellen, bereits gewisse Vorstellungen und Begriffe von diesem Gebiet besitzen der Mensch kann nicht anders, als sich über die Dinge, nach denen er sein Verhalten richtet, Gedanken zu machen Regeln: - Regel 1: ▪ "Die erste und grundlegende Regel besteht darin, die soziologischen Tatbestände als Dinge zu betrachten." - Regel 2: ▪ unsere Begriffe (von Dingen) sind Vorurteile, was wir aber zur wissenschaftlichen Arbeit benötigen sind Urteile (d.h. zur wissenschaftlichen Bestimmung eines Phänomens benötigen wir Begriffe als Werkzeug; vorurteilslose und exakte definierte Begriffe, die ggf. geschaffen werden müsse) ▪ Vorstellungen können nützlich sein und haben praktischen Wert, verschleiern aber "die Gesetze der Wirklichkeit" ▪ in der Sozialwissenschaft besteht, wie Durkheim meint, nach wie vor die Gefahr "Idolen" anzuhängen, da Begriffe wie Recht, Moral, Familie, Staat, Gesellschaft subjektiv vorgeprägt sind; der Wissenschaftler aber muss sich diesen Begriffen als Dingen, über die er eigentlich nichts weiß, vorbehaltlos nähern um ihr eigentliches Wesen erkennen zu können Folgerungen: - „Es ist notwendig, alle Begriffe systematisch auszuschalten.“ - „Immer ist zum Gegenstand der Untersuchung nur eine Gruppe von Erscheinungen zu wählen, die zuvor durch gewisse äußere gemeinsame Merkmale definiert worden ist; in die gleiche Untersuchung sind alle Erscheinungen einzuschließen, die der Definition entsprechen.“ - „Sobald also der Soziologie die Erforschung irgendeiner Gattung soziologischer Tatbestände in Angriff nimmt, muss er sich bestreben, sie an einem Punkt zu betrachten, wo sie sich von ihren individuellen Manifestationen losgelöst zeigen.“ → Wissenschaft soll, um objektiv zu sein, nicht von Begriffen ausgehen, die ohne ihr Zutun gebildet wurden, sondern die Elemente ihrer grundlegenden Definition unmittelbar dem sinnlich Gegebenen entnehmen 7 Ursache-Wirkung in Stiftenichtsinnfrei -- Soziale Weit ErkläreVerstehetische wi Kausal i stein s Ergänzungen aus der Vorlesung Definition - sozialer Tatbestand: „Ein soziologischer Tatbestand ist jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen Zwang auszuüben; oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt.“ → Kollektivismus, Holismus, „Emergenz“ sozidesalsemergendesPhoneerklären - , nicht aus individuellen Motiven I -Durkheims Methode : die erste grundlegende Regel besteht darin , die soziologischen Tatbestände wie Dinge zu betrachten DingchaedSoziale,entbar-mindsErgebnisdarausvie dasRechtssyste e Bedeutung des wissenschaftlichen Begriffs: Durkheim verweist auf Francis Bacons Idolen-Lehre Francis Bacons Begriffe notiones vulgares [Vulgärbegriffe] und praenotiones [Vorbegriffe] entspringen der Alltagspraxis und sind Hilfskonstruktionen, die jedoch die Wirklichkeit verzerren in dem Fall, dass diese praenotiones unmittelbar in die Wissenschaft übernommen werden, besteht die Gefahr sie selbst für die Wirklichkeit zu nehmen mit den Method eine Gegenstands DurkheimVerknüpfung d Soziologie -. d. bevoruntersucht,welcheMethodesichzumstudiumsoziologischenTatbestandeeignetelegt" "WenBudecken ↳ Fühlen deren wesentliche Eigentümlichkeit darin besti n ↳ kein individuelles Bewusstsein (Psychologie) sondern individuelles Ablehnen ändert soziale Tatbestände nicht Wissenscht sie Vorurteilenichtszutun mitd. ↳ Hier liegen also eine Klasse v. Tatbeständee... > - nicht organisch , sonst Biologie -Dunnerin kann wirklich das er gegen Freiheit ist dem Teil weiler , im Ganzen ↳ niemand sagen. werden sie einDigitaWiderstand schichtssodnihtignoriert Makros 3 -- nicht mehr Duchheim Ansatz Makro-Makro Februar bedenbet im Prin. · nomens. i Komeine - Fazit: jegliche Handlung, die sich innerhalb einer Gesellschaft vollzieht und vollzogen wird stellt einen sozialen Tatbestand dar, solange sie von sozialem Interesse ist selbst wenn die sozialen Tatbestände im Einklang mit dem Willen der Person stehen, sind sie doch etwas Objektives, denn nicht die Person selbst schafft die sozialen Tatbestände, viel mehr werden sie im Laufe der Sozialisation / Erziehung übernommen soziale Tatbestände sind nicht mit organischen Erscheinungen zu verwechseln, denn sie bestehen aus Vorstellungen und Handlungen 8 III. Soziales Handeln (und Kommunikation) Textgrundlage: Weber - Grundbegriffe Begriff der Soziologie und des „Sinns“ sozialen Handelns: Begriffsverständnis (nach Weber): - Soziologie: Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will - Handeln: menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden), wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden - soziales Handeln: Handeln, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist methodische Grundlagen: - Sinn: ▪ entweder einen tatsächlich gegeben Fall in der Vergangenheit ▪ oder einen begrifflich konstruierten (reinen/ gedachten) Typus von handelnden mit subjektivem Sinn ▪ kein objektiv „richtiger“ oder „wahrer“ Sinn! (→ Unterschied zu dogmatischen Wissenschaften) - sinnhaftes Handeln: ▪ sinnhaftes, d.h. verstehbares Handeln liegt nicht überall (und nicht immer für alle sichtbar) vor ▪ verstehbare und nicht verstehbare Bestandteile eines Vorgangs sind oft untermischt und verbunden - Deutung: überzeugende Nachvollziehbarkeit ▪ Deutung ist das Ergebnis von Verstehen; alle Deutung strebt nach „Evidenz“ ▪ der Charakter der Evidenz des Verstehens ist entweder rational (mathematische bzw. logische Aussagen) oder einfühlend nacherlebend (Gefühlszusammenhang) ▪ intellektuelles Verstehen ist meistens möglich, aber einfühlend nacherlebendes Verstehen ist schwieriger verständlich, je mehr es von den eigenen Werten abweicht - sinnfremd: ▪ sinnfremd ist nicht identisch mit unbelebt oder nichtmenschlich! ▪ alle (belebten, unbelebten, außermenschlichen, menschlichen) Vorgänge oder Zustände ohne gemeinten Sinngehalt, soweit sie nicht in die Beziehung vom »Mittel« und »Zweck« zum 2 Handeln treten, sondern nur seinen Anlass, seine Förderung oder Hemmung darstellen & - Verstehen: ▪ aktuelles Verstehen (des gemeinten Sinns einer Handlung): - rationale aktuelles Verstehen von Gedanken (z.B. Sinn einer Aussage) - irrationale aktuelles Verstehen von Affekten (z.B. Wutausbruches verstehen durch Mimik) - rational aktuelles Verstehen von Handlungen (z.B. Anlegen eines Gewehrs) ▪ erklärendes Verstehen (etwas motivationsmäßig verstehen): - rationales Motivationsverstehen (z.B. Anlegen eines Gewehrs zur Bekämpfung von Feinden) - irrationale Motivationsverstehen (z.B. Wutausbruch aufgrund von Eifersucht) - Typen der deutenden Erfassung: ▪ Verstehen heißt in allen diesen Fällen: deutende Erfassung - deutende Erfassung des im Einzelfall real gemeinten (bei historischer Betrachtung) - deutende Erfassung des durchschnittlich und annäherungsweise gemeinten (bei soziologischer Massenbetrachtung) - deutende Erfassung des für den reinen Typus (Idealtypus) einer häufigen Erscheinung wissenschaftlich zu konstruierenden (»idealtypischen«) Sinnes oder Sinnzusammenhangs 9 - Motiv: ▪ Motiv heißt ein Sinnzusammenhang, welcher dem Handelnden selbst oder dem Beobachtenden als sinnhafter Grund eines Verhaltens erscheint ▪ Unterscheidung: - sinnhaft adäquates Motiv (zusammenhängend ablaufendes Verhalten in bestimmter Art und Weise, die aufgrund von Erfahrung als typisch/erwartbar gilt) - kausal adäquates Motiv (zusammenhängend ablaufendes Verhalten, bei dem die Chance besteht, dass es in immer gleicher Art abläuft) - Gesetze: ▪ Gesetze sind durch Beobachtung erhärtete typische Chancen eines bei Vorliegen gewisser Tatbestände zu gewärtigenden Ablaufes von sozialem Handeln, welche aus typischen Motiven und typisch gemeintem Sinn der Handelnden verständlich sind ▪ Beispiel: Greshamsche Gesetz (Kupferl verdrängt gutes ~ schlechtes Geld (Silber) aus d. Umlauf Begriff des sozialen Handelns: - „Handeln, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist“ - soziales Handeln (einschließlich des Unterlassens oder Duldens) kann orientiert werden am vergangenen, gegenwärtigen oder für künftig erwarteten Verhalten anderer Bestimmungsgründe sozialen Handelns: traditionelle Gründe: (Gewohnheit , kein Überdenken - Orientierung des Handelns an eingelebten Gewohnheiten - keine Abwägung von nebenfolgen oder Zwecken - heute v.a. in der Alltagsroutine (z.B. Begrüßung) affektuell Gründe: (Gefühlslagen/Bedürfnissbefriedigung) - Orientierung des Handelns an aktuellen Affekten und Gefühlslagen - Ziel: Bedürfnisbefriedigung (z.B. Genuss, Rache) - Verhalten oft nicht sinnhaft orientiert - Sublimierung: bewusste Entladung der Gefühlslage wertrationale Gründe: (Orientierung an Werten/Überzeugungen) - Orientierung des Handelns im Sinne des bewussten Glaubens an den Eigenwert eines bestimmten Sichverhaltens (z.B. Parteienwahl (→ Überzeugungshandeln)) - Orientierung an religiösen oder ethischen Werten zweckrationale Gründe: (Suche nach optimalem Mittel für d. Zweck - Orientierung des Handelns an Kategorien des Zwecks und der (geeigneten) Mittel und der etwaigen Nebenfolgen - Suche nach den optimalen Mitteln für den gedachten Zweck → in der Realität findet Handeln nur sehr selten ausschließlich aus einem Bestimmungsgrund statt die soziale Beziehung: zweifacheinseitigesBeziehung abs, soziale Beziehung: ~ aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer Orientierung des eigenen Handelns am Verhalten anderer, gleichzeitig Orientierung der anderen Akteure an unserem Handeln wichtig: Mindestmaß von Beziehung des beiderseitigen Handelns aufeinander unterschiedlicher Inhalt: Feindschaft, Freundschaft, Liebe (→ alles soziale Beziehungen) soziale Beziehungen können auch zu „sozialen Gebilden“ (z.B. Staat, Kirche) stattfinden kann vorrübergehend oder von Dauer sein 10 Typen sozialen Handelns: Es lassen sich innerhalb des sozialen Handelns Regelmäßigkeiten beobachten, d.h. in einem typisch gleichartig gemeinten Sinn beim gleichen Handelnden sich wiederholende oder bei zahlreichen Handelnden verbreitete Handlungsabläufe Brauch: - Beispiel: Mode - die Tatsache der Neuheit des Verhaltens ist Grund der Orientierung daran Sitte: - die tatsächliche Ausführung beruht auf langer Eingelebtheit - nichts geltendes, Mitmachen wird nicht verlangt - Beispiel: Frühstück besteht aus Müsli/Brot und wird morgens zu sich genommen Begriff der legitimen Ordnung: Handeln, insbesondre soziales Handeln und wiederum insbesondre eine soziale Beziehung, können von Seiten der Beteiligten an der Vorstellung vom Bestehen einer legitimen Ordnung orientiert werden die Chance, dass dies tatsächlich geschieht, soll »Geltung« der betreffenden Ordnung heißen Beispiel: Dienstplan Arten der legetimen Ordnung: Konvention: - Geltung ist äußerlich garantiert durch die Chance, bei Abweichung auf allgemeine Missbilligung zu stoßen - die Befolgung wird vom einzelnen verbindlich gefordert und nicht wie bei der Sitte freigestellt - Beispiel: anständige Kleidung tragen Recht: - Geltung ist äußerlich garantiert durch die Chance des physischen oder psychischen Zwanges - Existenz eines Erzwingungs-Stabs ist entscheidend - Beispiel: Strafgesetzbuch Geltungsgründe der legitimen Ordnung: Tradition, Glauben und Satzung: legitime Geltung kann einer Ordnung von den Handelnden zugeschrieben werden: - Tradition (Geltung des immer Gewesenen) - affektueller Glauben (Geltung des neu Offenbarten oder des Vorbildlichen) - positive Satzung (an deren Legalität geglaubt wird) 11 Ergänzungen aus der Vorlesung Modelle des Erklärens und Verstehens: Hempel-Oppenheim-Schema (kurz H-O-Schema) wurde von Carl Gustav Hempel und Paul Oppenheim 1948 in dem Artikel „Studies in the Logic of Explanation“ vorgeschlagen Esser: - „Die Erklärung des Explanandums besteht in dem Nachweis, dass die Aussage über das Explanandum in bestimmter Weise in einer Klasse von anderen Aussagen logisch enthalten ist. Diese Klasse von erklärenden Aussagen wird als das Explanans bezeichnet. Es hat selbst wiederum zwei Bestandteile: Allgemeine Gesetze und Randbedingungen.“ - „Die Erklärung eines Phänomens bedeutet im Prinzip, das zu erklärende Phänomen als die Folge bestimmter (kausaler) Ursachen zu erkennen.“ (→ Erklären - Verstehen) Makro-Mikro-Makro Schema/ „Coleman'sche Badewanne“: - Beispiele: verallgemeinertes Schema: das Problem der Soziologie (nach Georg Simmel): 1( „Die Tatsache, dass das menschliche Denken und Handeln in der Gesellschaft und durch sie bestimmt vorgeht, macht die Soziologie so wenig zu der allumfassenden Wissenschaft von demselben, wie man Chemie, Botanik und Astronomie zu Inhalten der Psychologie machen kann, weil ihre Gegenstände doch schließlich nur im menschlichen Bewusstsein wirklich werden …“ „Es liegt auf der Hand, dass zu dieser Legitimation ihrer als einer neuen Wissenschaft nicht die Entdeckung eines, seiner Existenz nach bisher unbekannten Gegenstandes gehört. Alles, was wir als Gegenstand schlechthin bezeichnen, ist ein Komplex von Bestimmungen und Beziehungen, deren jede, an einer Vielheit von Gegenständen aufgezeigt, zum Objekt einer besonderen Wissenschaft werden kann. Jede Wissenschaft beruht auf einer Abstraktion, indem sie die Ganzheit irgendwelchen Dinges, die wir als einheitliche durch keine Wissenschaft erfassen können, nach je eine ihrer Seiten, von dem Gesichtspunkt je eines Begriffes aus, betrachtet.“ „So könnte auch die Soziologie als besondere Wissenschaft ihr besonderes Objekt darin finden, dass sie nur eine neue Linie durch Tatsachen legt, die als solche durchaus bekannt sind; nur dass ihnen gegenüber eben der Begriff nicht wirksam geworden wäre, der die auf jene Linie gehörige Seite dieser Tatsachen als eine ihnen allen gemeinsame oder eine methodisch-wissenschaftliche Einheit bildende kenntlich macht.“ 12 soziale Beziehung (nach Weber): „Soziale ‚Beziehung’ soll ein nach seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer heißen. Die soziale Beziehung besteht also durchaus und ganz ausschließlich: in der Chance, dass in einer (sinnhaft) angebbaren Art sozial gehandelt wird, einerlei zunächst, worauf diese Chance beruht.“ „Aufeinander bezogen ist sie aber auch dann insofern, als der Handelnde vom Partner (vielleicht ganz oder teilweise irrigerweise) eine bestimmte Einstellung dieses letzteren ihm (dem Handelnden) gegenüber voraussetzt und an diesen Erwartungen seine eigenes Handeln orientiert, was für den Ablauf des Handelns und die Gestaltung der Beziehung Konsequenzen haben kann !“ Schaubild der Handlungsmethodologie: → Kernfrage: soziale Beziehung: Wechselseitigkeit oder unterstellte Wechselseitigkeit? ~> kontrolliertes Sprechen , Zusammenfassung der Handlungsmethodologie (nach Weber): [Husten Niesen.. ( , Gesten.. niesen... ↳ verstehbar 13 IV. Macht und Herrschaft Textgrundlage: Weber - Herrschaft Grundbegriffe: Macht: - Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht zeckrationaleGründesönliche - Neigung labil - der Begriff Macht ist soziologisch amorph (gestaltlos): alle denkbaren Qualitäten eines Menschen und alle denkbaren Konstellationen können jemand in die Lage versetzen, seinen Willen in einer gegebenen Situation durchzusetzen Herrschaft: - Herrschaft bedeute die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden → Herrschaft ist ein Sonderfall von Macht Legitimitätsgründe - die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft: legale Herrschaft: achinprivatenkapitalistischenBetriebenengsstab nemdsherrscht - sie : - Herrschaft wird akzeptiert, weil sie legal zustande gekommen ist - Regeln werden aufgestellt und können beliebig abgeändert werden-durchformal gerecht eine reine Bürokratie nie möglich (Staatsoberhaupt - es wird den Positionen gehorcht, die besetzenden Personen sind irrelevant... ) & -frei v. Willkür d ohne persönliche Motive ↳ kontinuierliche Arbeit ruht bürokratischen Kräften überwiegend auf - reinster Typus: Bürokratie, Typus des Befehlenden: Vorgesetzte, Typus des Gehorchenden: Beamter → Legitimation durch Satzung - für alle bindend traditionelle Herrschaft: Gebe es -ZergliederunginStrengtraditionsgebundenes - Herrschaft wird akzeptiert, weil sie auf Tradition beruht - Regel in der vormodernen Gesellschaft Verwanden & persönliche Freunde Treubandverbundene - neues Recht zu schaffen gilt als prinzipiell unmöglich Abhängigen pers. , , Verwaltungsstabs - reinster Typus: patriarchalische Herrschaft, Typus des Befehlenden: Herr, Typus des Gehorchenden: Diener - , Gehorchende : Untertanen → Legitimation durch Glauben an die Heiligkeit einer von jeher übernommenen Ordnung Anerkennung finden charismatische Herrschaft: Wertfrei , mussten nur se Verwaltungsstabausgelesence Vertrauen d Volkes -beruht auf. ~ Herrscher d stärkste bis sich. vergemeinschaftet d. - Herrschaft wird akzeptiert, weil eine affektuelle Hingabe zur Person des Herrschers besteht Verwaltungstab 0. Demagoge-charism Politiker. - reinster Typus: Prophet, Kriegsheld, Typus des Befehlenden: Führer, Typus des Gehorchenden: Jünger - → Legitimation durch affektueller Hingabe an die Person des Herrn und ihre Gnadengaben Veralltäglichung der charismatischen Herrschaft: die charismatische Herrschaft ist eine spezifische außeralltägliche und rein persönliche soziale Beziehung bei kontinuierlichem Bestand, spätestens aber mit dem Wegfall des persönlichen Charismaträgers, hat das Herrschaftsverhältnis die Tendenz, sich zu veralltäglichen, durch: - Traditionalisierung der Ordnung - Übergang des charismatischen Verwaltungsstabes in einen legalen Stab - Umbildung des Charismas → Nachfolgerproblem → Nachfolgerwahl durch: ▪ Aufsuchung nach Merkmalen der charismatischen Qualifikation ▪ Orakel, Los, … ▪ Bezeichnung des charismatischen Qualifizierten: - durch Nachfolgerdesignation durch den Charismaträger -Einstimmigkeit - durch charismatisch qualifizierte Jüngerschaft oder Gefolgschaft - durch Erbcharisma ~ Charisma durch Blut -Weitergabe durch Salbungen - durch rituelle Versachlichung des Charismas... 14 Textgrundlage: Popitz - Das Konzept Macht geschichtliche Prämissen der Problematisierung von Macht: Machbarkeit von Machtordnungen: - Machtordnungen sind nicht: gottgegeben, naturnotwendig, durch Mythen gebunden, durch unantastbare Traditionen geheiligt zum beserdas - Machtordnungen sind Menschenwerk! -Gestaltbarkeit - „Idee des Politischen“: politische Ordnung des menschlichen Zusammenlebens ist gestaltbar bzw. veränderbar → eine gute Ordnung ist entwerfbar - auf der Suche nach der bestmöglichen Verfassung wurden Postulate formuliert: das Postulat der Gerechtigkeit, das Postulat der Gesetzesherrschaft und das Postulat der Gleichheit vor dem Gesetz - zwei große geschichtliche Perioden des Glaubens an die Machbarkeit von Machtverhältnissen: Antike und Neuzeit (seit bürgerlicher Revolution) → im wesentlichen gleiche Handlungsfelder → Überzeugung, dass Macht „gemacht“ ist und anders, als sie ist, gemacht werden kann Omnipräzens durch Macht: - dieses Bewusstsein entsteht mit der bürgerlichen Revolution: → Verstaatlichung der Macht zerfällt und Macht wird vergesellschaftet - verschiedene Machtpotenziale: ▪ Bildungsbürgertum: Macht der öffentlichen Meinung, der Vernunft, der Ideen ▪ Besitzbürgertum: Macht des beweglichen Eigentums, des Geldes, des Eigentums ▪ Proletariat: Macht der elementaren Gewalt der Volksmassen - die neuen Mächte stehen den alten Mächten (Adel, Bauern, katholische Kirche) gegenüber, aber keine Entmachtung des Staates durch neue gesellschaftliche Mächte → Spannungsfeld von Machtkonflikten durchdringt die gesamte Gesellschaft! - vitale menschliche Beziehungen (Mann-Frau, Eltern-Kind) werden zunehmend als Machtbeziehungen verstanden - Machtkonflikte in der Konkurrenzgesellschaft: eigene Biographie kann als Sequenz freiwilliger, unfreiwilliger, gewonnener und verlorener Machtkämpfe gesehen werden → Generalisierung des Machtverdachtes: Macht verbirgt sich in allem, man muss sie nur sehen → Macht ist omnipräsent - nach Weber: Macht ist kontextunabhängig Freiheitsentzug durch Macht: - Macht ist Freiheitsentzug → Macht ist deshalb rechtfertigungsbedürftig - Emanzipation des Bewusstseins als Initialzündung des neuen Freiheitsstrebens - Befreiungsprozess wird als Machtkampf mit dem Ziel des Umsturzes der bestehenden Machtverhältnisse verstanden - Machtkämpfe als Befreiungskämpfe haben die Geschichte der letzten zweihundert Jahre bestimmt (z.B. Umsturz der feudalistischen Ordnung, nationale Befreiungskämpfe in Amerika und Europa, Emanzipationsbewegungen der Minderheiten, … → oft Klassenkonflikte) - Emanzipation des Proletariats führt zur Emanzipation des Menschen - Macht ist teilweise unvermeidbar (z.B. beschützende/erzieherische Macht über Kinder, Organisationsbedarf von Macht in größeren Zusammenschlüssen, Machtkonzentration zum Schutz von Recht und Frieden) - moderner Gesellschaften: Macht als Eingriff in die Selbstbestimmung anderer ist begründungsbedürftig und alle Macht ist fragwürdig → diese Prämissen sind Resultate eines geschichtlichen Prozesses, aber sie sind nicht auf bestimmte geschichtliche Konstellationen begrenzt → Allgemeinheitsanspruch 15 anthropologische Grundformen der Macht: Aktionsmacht (Verletzungsmacht): - Verletzungskraft bzw. verletzende Aktionsmacht hat der Mensch gegenüber allen Organismen, auch gegenüber anderen Menschen - erste Wurzel der Macht: Menschen können über andere Macht ausüben, weil sie andere verletzen können - in der Regel ist Macht ungleich verteilt - es gibt keine Grenzen der künstlichen Effizienzsteigerungen (z.B. Waffen), dadurch ist auch die potentielle Gefährlichkeit des Menschen für Menschen grenzenlos - Menschen sind in vielfältiger Weise verletzungsoffen: ▪ kreatürliche bzw. physische Verletzbarkeit (Eingriff in die körperliche Integrität) ▪ ökonomische Verletzbarkeit (Entzug von Subsistenzmitteln) ▪ soziale Verletzbarkeit (Verlust der Zugehörigkeit) - Macht zu verletzen ist häufig auf eine einzelne Aktion konzentriert und wiederholbar, aber als Einzelaktion auf bestimmte Kraftprobe beschränkt (beginnt jedes Mal neu und wird neu entschieden) instrumentelle Macht (Unterwerfungsmacht): - Basis: Geben-und-Nehmen-Können, für die Betroffenen glaubhafte Verfügung über Belohnungen und Strafen - Strategie: Ausbauen und Bewahren der Glaubhaftigkeit - Methode: Formulierung einer Alternative, eines Entweder-Oder - Macht steuert langfristig das Verhalten des Unterlegenen → langfristige Macht - Strafen und Belohnungen funktionieren nur weil sich soziales Handeln am zukünftig erwarteten Handeln anderer orientiert → Zukunftsorientiertheit - instrumentelle Macht des Drohens und Versprechens ist die typische Alltagsmacht - verhaltenssteuernde-instrumentelle Macht: Menschen werden dauerhaft zum Werkzeug fremden Willens autoritative Macht (verhaltenssteuernde Macht): - Bedeutung der „inneren Macht“ (Macht, die willentliche, einwilligende Folgebereitschaft erzeugt) → sie wirkt über die Grenzen ihres Kontrollbereichs hinaus - Basis: Orientierungsbedürftigkeit des Menschen und Bestreben, von Personen und Gruppen, die als maßgebend anerkannt werden, selbst anerkannt zu werden - Autoritätsbeziehung beruht auf einem zweifachen Anerkennungsprozess: ▪ Anerkennung der Überlegenheit anderer als Maßsetzende ▪ Streben, von diesen selbst anerkannt zu werden - in der autoritativen Bindung wird die Sicherheit der sozialen Orientierung (z.B. wie die Sicherheit des Selbstwertgefühls) gewonnen oder verloren - Alternative zwischen Anerkennung und Anerkennungsentzügen wird bewusst eingesetzt, um Verhalten und Einstellungen anderer zu steuern datensetzende Macht (objektivierte Macht technischen Handelns): - objektvermittelte Macht: sie ist keineswegs eine Macht der Dinge über den Menschen, sondern eine Macht des Herstellens und der Hersteller - Macht kann auch gegen fremde Kräfte der leblosen Natur durchgesetzt werden (z.B. Baumfällen) - doppelter Machtcharakter technischen Handelns: ▪ Macht über die Kräfte der Natur ▪ objektvermittelte Entscheidungsmacht über die Lebensbedingungen anderer Menschen 16 Wurzel sozialer Macht: Wurzeln sozialer Macht liegen in der Entsprechung vitaler Abhängigkeiten und konstitutiver Handlungsfähigkeiten des Menschen - vitale Abhängigkeiten: Verletzbarkeit, Sorge um die Zukunft, Maßstabs – und Anerkennungsbedürftigkeit, Angewiesenheit auf Artefakte - konstitutive Handlungsfähigkeiten: Fähigkeit zur verletzenden Aktion, zur Erzeugung von Angst und Hoffnung, zur Setzung von Maßstäben, zum technischen Handeln → Menschen können anderen Menschen unmittelbar etwas antun, sie können darüber hinaus Erwartungen, Maßstäbe und Artefakte für andere bestimmen verändern Kombinationen der Machtformen: Chance zur Machtausübung ist den alltäglichen sozialen Interaktionen inhärent → sie kann in unzähligen Konstellationen intentional und eklatant genutzt werden jedes Kind lernt den Umgang mit Macht (→ Kinder lernen zu begreifen, dass Handlungen gute und schlechte Folgen haben können) jede Machtform kann für sich allein Machtverhältnisse prägen, viele Konstellationen aber sind schwieriger zu durchschauen, weil mehrere Machtformen kombiniert wirken häufige Verbindungen von Machtformen: Kombinationen von instrumenteller und autoritativer Macht zwei Typen der Machtakkumulation (Machtanreicherung): - interner Ausbau einer bestimmten Machtform - Nutzung der Chance, die jede Machtform bietet, die vorhandene Macht in andere, zusätzliche Machtformen umzusetzen 17 Textgrundlage: Popitz - Macht und Herrschaft Institutionalisierung: nach Popitz: Herrschaft = institutionalisierte Macht Prozess der Institutionalisierung: - Entpersonalisierung (des Machtverhältnisses): Macht verbindet sich sukzessiv mit bestimmten Stellungen und Funktionen, die einen überpersonalen Charakter haben (→ Macht liegt nicht mehr nur bei einer Person) - Formalisierung: Machtausübung orientiert sich immer stärker an Regeln, Verfahrensweisen und Ritualen - Integrierung: Macht wird in eine übergreifende Ordnung eingebunden (→ soziales Gefüge) → Entpersonalisierung, Formalisierung und Integrierung bedeuten eine Erhöhung der Stabilität! Prozesse der Machtinstitutionalisierung sind häufig verbunden mit Prozessen die zu Machtgewinnung anderer Art führen: - Zunahme der Reichweite - Erhöhung des Geltungsgrades des Machtwillens - Verstärkung der Wirkungsintensität (Durchsetzungskraft und Innovationskraft) → es gibt kaum Fälle von Macht-Institutionalisierungen ohne Machtgewinnung anderer Art Stufen der Institutionalisierung von Macht: Stufe 1: sporadische Macht: - ist auf einen Einzelfall oder auf einige Einzelfälle beschränkt, mit deren Wiederholung nicht gerechnet werden kann - vier Bedingungen, um die nächste Stufe zu erreichen: ▪ Machtmittel müssen zur Verfügung stehen, die sich nicht allzu rasch verbrauchen ▪ Machtausübung muss sich auf wiederholbare Situationen beziehen ▪ Machtausübung muss wiederholbare Leistungen durchsetzen können ▪ Machtausübender muss die Mobilität des Machtabhängigen einschränken Stufe 2: normierende Macht: - Forderungen des Machtausübenden werden durch Drohungen mit Machtmitteln (Sanktionen) bekräftigt - dem Machtausübenden gelingt es, gleichartige Verhaltensweisen (Verhaltensregelmäßigkeiten) in gleichartigen Situationen durchzusetzen - Gehorsamkeit ist auf bestimmte Situationen geeicht, Immer-wenn-Dann-Fügsamkeit - Gehorsamkeit ist gefestigt, egal ob das gesollte Verhalten von denen, die sich fügen, innerlich anerkannt wird oder nicht - Vorteile: ▪ weniger Aufwand ▪ mehr Effizienz durch Vorhersehbarkeit (→ Verhaltensweisen werden in umfassende Planungen eingebunden) Stufe 3: Positionierung von Macht - Herrschaft: - Machtausführende Partei ist keine Person mehr, sondern eine Position lässt sich als Prozess beobachten - stärkste Antriebskraft: Wunsch, Macht zu vererben (→ eigne Macht verewigen) (→ ist Vererbung nicht möglich, entsteht Ehrgeiz Nachfolger wenigsten selbst auszuwählen) - Erfolg zeigt sich dadurch, dass einem ersten Machthaber ein zweiter folgt, der ungefähr die gleiche Funktion übernimmt (→ anschließend Durchsetzung von Nachfolge-Regeln) - frühe häufige Herrschaftspositionen: Richter, Patriarch, Heerführer 18 Stufe 4: Entstehen von Positionsgefügen der Herrschaft (Herrschaftsapparate) - entscheidend ist die Verfestigung von Arbeitsteilung innerhalb einer Gesellschaft zu Positionsgefügen - Herrschaftsfunktionäre werden austauschbar, Herrschaftsfunktion bleibt - geht häufig mit Machsteigerungen anderer Art einher - Zunahme der Geltung und Intensität der Machtwirkung Stufe 5: staatliche Herrschaft und die Veralltäglichung zentrierter Herrschaft - zentrales Positionsgefüge setzt Monopolisierungsansprüche durch, die sich auf die drei Gewalten erstrecken (Legislative, Judikative, Exekutive) - Ausschaltung konkurrierender Mächte - Monopolisierung bleibt aber durch zentrale Instanzen bleibt prinzipiell begrenzt (→ keine Zentrale kann alle Normen setzen, Konflikte entscheiden oder Handlungen überwachen) - wichtig: Entmachtung nichtstaatlicher Mächte ist niemals vollkommen! Entstehung von Herrschaft - Herrschaftspositionen: Patriarch: - Problem der Gesellschaft: Problem der Aufrechterhaltung sozialer Kontinuität in der Generationsfolge und Gefährdung von Kontinuität - Aufgabe des Patriarchen: Schutz dessen, was wird, als Fortsetzung dessen, was war und Normsetzung in traditionellen Gesellschaften (Patriarch ist Kenner und Übermittler der richtigen Normen) - repräsentiert das Bewusstsein sozialer Verortung - Zugehörigkeit zur Gesellschaft heißt auch Zugehörigkeit zur Abstammungsfolge (→ Patriarch ist Symbol dieser Rückbildung) - Herausbildung von Patriarchen in Bauergesellschaften: ▪ mit Beginn der Sesshaftigkeit bilden sich größere soziale Einheiten, in denen Abstammungslinien wahrgenommen werden ▪ Interesse an Beständigkeit und Sorge um die Zukunft (Arbeit und Ertrag liegt weit auseinander) Richter: - Problem der Gesellschaft: Problem der Normierung des Sozialverhaltens und Gefährdung dieser Normierung - Aufgabe des Richters: Normkonflikte bewältigen - Richter ist wesentlich Friedensstifter - entscheidet ob ein Normbruch vorliegt und welche Sanktionen angemessen sind (→ verhindert, dass Normbrüche zu endlosen Konflikten führen) - Durchsetzung seines Urteils bleibt prekär, solange die Rechtsprechung nicht mit Erzwingungsstäben verbunden ist - Herausbildung von Richtern in Bauerngesellschaften: ▪ Existenz beruht auf Eigentum und Besitzansprüchen ▪ häufigster Normbruch: Diebstahl ▪ zunehmende Immobilität: Konflikten kann nicht mehr so einfach ausgewichen werden → großer Konfliktlösungsbedarf Heerführer: - Problem der Gesellschaft: Problem der Bedrohung einer Gesellschaft von außen (präsentes Sicherheitsrisiko) - die Chance, persönliche Macht zu gewinnen, ist in jeder kollektiven Krise besonders groß (→ häufig gewinnt der „Retter in der Not“ ein fortwirkendes Vorrecht) - Herausbildung von Heerführern in Bauergesellschaften: ▪ Bauerngesellschaften sind friedfertig ▪ zur Daseinsvorsorge der Bauern gehört die Vorratswirtschaft (→prädestinierte Raub-Opfer) ▪ Heerführer konservierte seine Macht, wenn er eine soldatische Gefolgschaft um sich versammelte ▪ der heimkehrende Kriegsfürst etabliert sich mit Hilfe seiner Gefolgschaft als Friedensfürst → diese drei Machtpositionen stehen im Zusammenhang mit Schüsselfragen (Problemen der Vergesellschaftung) der Gesellschaft 19 Ergänzungen aus der Vorlesung Macht und Herrschaft: Macht ist eine asymmetrische soziale Beziehung (Akzent: Beziehung, nicht Eigenschaft!) potentia (Macht) vs. potestas (Herrschaft) Macht vs. Zwang vs. Gewalt Definition: Eine soziale Konstellation, in der sich Ego und Alter Ego gegenüberstehen, beide (!) Handlungsalternativen haben, die sie vermeiden möchten, der Machtunterworfene diese Alternative aber eher vermeiden möchte als der Machthaber. Definition (nach Giddens): „In der Lage zu sein, ‚anders zu handeln’, bedeutet, fähig zu sein, in die Welt einzugreifen bzw. einen solchen Eingriff zu unterlassen mit der Folge, einen spezifischen Prozess oder Zustand zu beeinflussen. Ein Handelnder zu sein setzt mithin die Fähigkeit voraus, eine Reihe von Kausalkräften … zu entfalten, einschließlich derjenigen, die der Beeinflussung der von anderen entfalteten Kräfte dienen. Handeln hängt von der Fähigkeit eines Individuums ab, ‚einen Unterschied herzustellen zu einem vorher existierenden Zustand oder Ereignisablauf, d.h. irgendeine Form der Macht auszuüben.“ Dimensionen der Macht: Machtquellen Machtmittel Formen der Machtausübung Wirkungsmechanismen von Macht 20 V. Rolle Textgrundlage: Dahrendorf - Homo Sociologicus homo sociologicus: durch Positionen und Rollen werden die beiden Tatsachen des Einzelnen und der Gesellschaft vermittelt; Begriffspaar (Position und Rolle) bezeichnet homo sociologicus, den Menschen der Soziologie bildet daher das Element soziologischer Analyse Elemente: soziale Position: „Der Terminus soziale Position bezeichnet jeden Ort in einem Feld sozialer Positionen.“ diese Positionen sagen uns, in welchen sozialen Bezugsfeldern jemand steht, mit wem er in Sozialbeziehungen tritt, ohne uns etwas über die Art dieser Beziehungen zu verraten jeder Einzelne in der Gesellschaft nimmt in der Regel mehrere Positionen ein → Zahl der Positionen wächst mit der Komplexität der Gesellschaft Positionsfelder können sich überschneiden soziale Positionen sind als Mengen von Positionssegmenten zu verstehen (z.B. Position „Studienrat“ besteht aus den Positionssegmenten „Studienrat-Schüler“, „Studienrat-Kollegen“,...) → Position einer Person gibt keinen vollen Aufschluss über seine Persönlichkeit → aber: nicht nur, was eine Person tut, sondern auch was sie kennzeichnet, können wir bis zu einem gewissen Grad aus ihren Positionen ablesen (→ auch das Aussehen eines Menschen verrät uns oft, wer der Mensch ist, d.h. welche sozialen Positionen er einnimmt) soziale Rolle: während Positionen nur Orte in Bezugsfeldern bezeichnen, gibt die Rolle uns die Art der Beziehung zwischen den Trägern von Positionen und denen anderer Positionen desselben Feldes an soziale Rolle sind Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen → bezeichnen Ansprüche der Gesellschaft an die Träger zwei Arten von Ansprüchen der Gesellschaft an die Träger der Positionen: - Ansprüche an das Verhalten der Träger von Positionen (Rollenverhalten) - Ansprüche an die Eigenschaften (Aussehen und Charakter) des Trägers (Rollenattribute) → jede einzelne Rolle ist ein Komplex oder eine Gruppe von Verhaltenserwartungen 3 Merkmale von sozialen Rollen (als Element soziologischer Analyse): - soziale Rollen sind gleich Positionen quasi-objektive, vom Einzelnen prinzipiell unabhängige Komplexe von Verhaltensvorschriften (→ soziale Positionierung) - ihr besonderer Inhalt wird nicht von irgendeinem Einzelnen, sondern von der Gesellschaft bestimmt und verändert (→ Überindividualität) - die in Rollen gebündelten Verhaltenserwartungen begegnen dem Einzelnen mit einer gewissen Verbindlichkeit des Anspruches, so dass er sich ihnen nicht ohne Schaden entziehen kann (→ Erwartungskonformität und Sanktionierung) 21 Sanktionen der sozialen Rolle: „Gesellschaft ist nicht nur eine Tatsache, sondern eine ärgerliche Tatsache, der wir uns nicht ungestraft entziehen können.“ Wünsche -Sicherheit soziale Rollen sind ein Zwang, der auf den Einzelnen ausgeübt wird (→ Erleben als Fesseln oder Halt) Orden- erklären alleine nicht Zwang Gefängnis... ~ → es gibt positive und negative Sanktionen je nach Rollenerwartung folgen unterschiedliche Arten von Sanktionen drei Arten von Rollenerwartungen: - Muss-Erwartung: - fast absolute Verbindlichkeit z ausdrücklich formuliert ▪ alle Rollenvorschriften, die mit gesetzlichen Sanktionen bewehrt sind ▪ Folge: Strafen - fast immer neg. ▪ Beispiel: als Schatzmeister wird erwartet, dass man sich nicht heimlich am Geld bedient - Soll-Erwartung: -viele OrganisationenQuarechtlich ein Verbindlichkeit (Ausschluss) ▪ Rollenvorschriften, die nicht rechtlich festgelegt sind ▪ Folge: negative soziale Sanktionen - Kündigung... aber auch Sympathie möglich ▪ Beispiel: Propaganda für Gegenpartei bei Parteifreunden für zu Parteiausschluss - Kann-Erwartung: ▪ Erwartungen, die über das Notwenige hinaus gehen ▪ Folge: positive soziale Sanktionen ▪ Beispiel: in der Freizeit Spenden sammeln sie -MaßstabfürBedeutungd RollenSichert Rolle für → Unterscheidungskriterium ist der Grad der Verbindlichkeit Beispiel einer Erwartungs-/ Sanktionskonstellation der sozialen Rolle: Bsp. Erfüllung der Dozenten-Rolle Gesetze-analysierbar können sich wider- Ansprusprechehue Forschung,Lehre : & Veranaus I S recht subjektiv schwer beobachtbar Rolle Bezugsgruppe - Präzisierung des Gesellschaftsbegriffs: - Wer & bestimmt soz Gesellschaft (alle) =. zu weit Begriff der Bezugsgruppe stammt aus der Sozialpsychologie · Regierung zu eng nach Merton bezeichnet der Begriff der Bezugsgruppe den Sachverhalt, dass ein Einzelner sein Verhalten an der Zustimmung oder Ablehnung von Gruppen orientiert, denen er selbst nicht durchaus Teilhabe in Gruppe möglichen zugehört durchRollensegmente d. - Dahrendorf versteht hingegen unter Bezugsgruppe nicht jede vom Einzelnen willkürlich gewählte Fremdgruppe, sondern vielmehr nur solche Gruppen, zu denen seine Positionen ihn notwendig in Beziehung bringen → jedes Positions- und Rollensegment stell eine Verbindung zwischen dem Träger einer Position und einer oder mehreren Bezugsgruppen her → Bezugsgruppen sind nicht mehr notwendiger Weise Fremdgruppen! → jede Gruppe trägt dazu bei, die Formen vieler Rollen zu prägen, umgekehrt kann jede Rolle das Resultat der Einwirkung vieler Gruppen sein 22 Textgrundlage: Linton - Rolle und Status Gesellschaft: se -durchStellungindGesellschaf Teilnahme eines jeden Individuums an der Kultur seiner Gesellschaft ist nicht zufällig das Verhalten des Einzelnen darf man nicht lediglich in Bezug auf die Gesamtkultur seiner Gesellschaft untersuchen, sondern muss bei dieser Betrachtung auch die speziellen kulturellen Position gestellt Anforderungen berücksichtigen dieandasIndividuumaufgrund seiner werde eine ~ Individuen in einer Gesellschaft werden zu gleichen Zeiten nach mehren Ordnungspunkten klassifiziert (→ es entstehen Systeme) jedes Mitglied der Gesellschaft hat Positionen in unterschiedlichen Systemen (z.B. Alters-Geschlecht-System, System der Arbeitsteilung, …) wenn Menschen die Mitgliedschaft verwehrt wird, bildet sich ebenfalls ein System (→ System der Außenseiter) ein System bleibt über lange Zeit bestehen, aber die Mitglieder wechseln Status vs. Rolle: Satus: Rolle verbunden jeder Status ist - mit einer langeboren erworben , >

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