Formenlehre I - Einführung PDF
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Universität Mozarteum Salzburg
2023
Katharina Kerner
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Die Datei "Formenlehre I - Einführung.pdf" ist ein Dokument, das sich mit Formenlehre an der Universität Mozarteum Salzburg auseinandersetzt. Es beschreibt musikalische Formen und Gattungen und untersucht historische Kontexte. Die Ausführungen konzentrieren sich auf die Begrifflichkeiten der Musiktheorie, Beispiele und Klassifikationen der Musikformen.
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Formenlehre I U N I V E R S I TÄT M O Z A R T E U M S A L Z B U R G D E PA R T M E N T M U S I K P Ä D A G O G I K I N N S B R U C K WINTERSEMESTER 2023/24 K AT H A R I N A K E R N E R Literatur (Auswahl) Amon, Reinhard: Lexikon der musikalischen Form. Nachschlagewerk und Fachbuch über Form u...
Formenlehre I U N I V E R S I TÄT M O Z A R T E U M S A L Z B U R G D E PA R T M E N T M U S I K P Ä D A G O G I K I N N S B R U C K WINTERSEMESTER 2023/24 K AT H A R I N A K E R N E R Literatur (Auswahl) Amon, Reinhard: Lexikon der musikalischen Form. Nachschlagewerk und Fachbuch über Form und Formung der Musik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien: Metzler 2011. Dittrich, Marie-Agnes: Musikalische Formen. 20 Möglichkeiten, die man kennen sollte. Kassel: Bärenreiter 2011. Dobretsberger, Barbara: Formenlehre. Formen der Instrumentalmusik. Salzburg: Polzer 2015. Dobretsberger, Barbara: Formenlehre. Formen der Vokalmusik. Salzburg: Polzer 2015. Kaiser, Ulrich: Formenlehre der Musik. Materialien für den Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen, Karlsfeld 2019, https://oer-musik.de/data/openbooks/formenlehre/releases/Kaiser_Formenlehre_2019-03-16.pdf (01.09.22) Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., veröffentlicht August 2021, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389 (01.09.22) Kühn, Clemens: Formenlehre der Musik. Kassel: Bärenreiter 72004. Aufbau , Schema/Muster Gestalt Strukturierung , > - etwas Wiedererkennbares Was bedeutet Form? Gal Forma-Gestalt. , Figur , Umriss - Früh Vergleiche aufgestellt zum Beschreiben von Taktart , Phrasierung , Einheit Musik - Kultur, Natur, Selbst Gebautes · in der Musik besonders abstrakt (Wahrnehmung auditiv > - Begriffe kommen aus sprachlichem Kontext (Satz Phrase... ) , Was bedeutet musikalische Form? - Baum = Metapher zur Natur, Abläufe vergleicht man mit Wachstum - Haus, Architektur, Bauwerk = Starre, Einheit, selbst gebaut - Baum und Haus (Natur & Architektur) = Gegensatz C. Kühn: Art. Form (in: MGG Online) I. Begriff – 1. Bestimmungen „Musikalische Form ist das Resultat all dessen, was ein Musikwerk ausmacht und in ihm zusammenwirkt, vom kleinen satztechnischen Detail bis zum großen Zusammenhang, in der Abfolge, den Übergängen, der Beziehung und der jeweiligen Funktion der musikalischen Vorgänge und Teile. Beschreibung, Deutung und Lehre der musikalischen Form bilden daher die krönende und anspruchsvollste musiktheoretische Disziplin, weil sie sämtliche Teilmomente eines Satzes einschließt und zusammenführt. […]“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389. C. Kühn: Art. Form (in: MGG Online) I. Begriff – 1. Bestimmungen „[…] Der Begriff Form im eigentlichen Sinne allerdings meint nicht derartige naturhafte Gegebenheiten, sondern ein Ergebnis bewußten künstlerischen Gestaltens und dessen schöne, sinnvolle, bezwingende Ordnung. Der Form als dem Resultat geht das Formen als formgebender Akt voraus. […]“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389. C. Kühn: Art. Form (in: MGG Online) I. Begriff – 1. Bestimmungen „[…] Eine Trennung andererseits von Form und Inhalt risse auseinander, was als kompositions-technischer und ästhetischer Aspekt zueinander gehört. […]“ R. Schumanns vier analytische ‚Gesichtspunkte‘: „die ‚Form‘ (vom großen ‚Ganzen‘ bis hin zur ‚Phrase‘)“ „die ‚musikalische Composition‘ mit ihrem materiellen ‚Stoff‘“ „die ‚besondere Idee‘ eines Werkes“ „den ‚Geist‘, der ‚über Form, Stoff und Idee waltet‘“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389. Musikalische Logik - Musik erklingt erst wenn es vor / nach einem Ton weitere Töne / Stille gibt - Verlangt Fortsetzung / Schlusswirkung - Kontinuität (in jedem Moment kann man von einem vorher & nachher sprechen) m in zeitlichen Ablauf eingebunden ________________________________________________________ Musikalische Form u Kontext ist entscheidend - 1) Schluss (letzter Ton als Grundton/Tonika wahrnehmen, Ausschnitt von a-Moll-Tonleiter) - 2) kein Schluss (Strebeklang) - 3) Schluss (geht nach G-Dur) - Auch Notenwerte geben das Gefühl (Schlussnote automatisch verknüpft mit ausgehaltenem Ton) ________________________________________________________ - Anspruchsvollste Disziplin (nicht nur Rhythmus, Tonhöhe) ________________________________________________________ - Man muss es erst konstruieren, formen damit eine Form rauskommt Wozu dient die Formenlehre? (unsere) Musik verstehen „Überblick über die wichtigsten Gattungen und Formen im historischen und musiktheoretischen Kontext“ vgl. bspw. Curriculum für das Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe, S. 231. Wozu dient die Formenlehre? „Denn ‚[o]bwohl die konkrete Form jedes einzelnen Musikwerks singulär ist, entsprechen die meisten Werke bestimmten Formtypen oder Formgattungen, die zu bestimmten Zeiten bzw. Epochen entstanden und von den jeweiligen Komponisten ‚erfüllt‘ und zumeist auch in verschiedenen Graden modifiziert und erneuert bzw. abgewandelt wurden.‘“ (Amon, S. 13) Wozu dient die Formenlehre? „Die Wirklichkeit selbst legt einen Ausgleich nahe zwischen abstrahierenden Wegweisern (die sich nicht als überzeitlich und überpersönlich verstehen) und analytischer Differenzierung (die Übergreifendes nicht aus dem Auge verliert). Und die herausfordernde Freiheit von Analyse kann nur bewältigen, der schon um die Dinge weiß: der einmal verstehend gelernt hat, worauf überhaupt er jeweils achten sollte.“ (Kühn, S. 7) C. Kühn: Art. Form (in: MGG Online) I. Begriff – 2. Form als Gegenstand „[…] Daß Form in den historischen Quellen überhaupt als kompositorischer Gegenstand abgehandelt wird, geschieht erst seit dem 18. Jh.: weil sich in früherer Musik Form gar nicht als substantielles Problem stellte, und weil sie wesenhaft zu instrumentaler Musik gehört. […] Denn wo ein Text als Grundlage fehlt, muß Musik aus sich selbst heraus Einheit und Zusammenhang finden. […]“ Formenlehre hat ihren Ursprung in der Instrumentalmusik Vokalwerke durch den Text gegliedert Formbildung in Instrumentalwerken häufig durch Übernahme vokaler Techniken aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389 aus Girodo, Lorenzo (Hg.): Bartolomeo Montalbano. Sinfonie. URL: http://vmirror.imslp.org/files/imglnks/usimg/1/16/IMSLP444152-PMLP716723-MONTALBANO_Sinfonie_1629.pdf, S. 16-18. B. Montalbano: Sinfonia Quarta Geloso a Violino solo aus Sinfonie (1629) z.B. Sonate - Montalbano - Instrumentalstück - Kantate = Pendant mit Gesang - 3 Sätze (Beethoven gerne 4), ursprünglich 1 Satz (Scarlatti) Musikwissenschaft seit 19. Jhd. eigenständige Wissenschaft, auch Formenlehre Aber Form schon vorher nu Beethoven 1770-1827 t Formenlehre als Fach/Disziplin beeinflusst Musiktheoretischer Kontext · es geht um Struktur - Instrumentalmusik zunächst nicht unterschiedlich zu Vokalm. (Nur ohne Text) - Zuerst noch keine Formbegriffe entwickelt (Sinfonie damals oft 1 Satz, Kennzeichen: da singt niemand; auch Sonate) - So konzipiert wie Vokalmusik, aber ein Unterschied: virtuosere Gestaltung, man muss nicht auf natürliche Grenzen der Stimme achten (z.B. Atempausen, Tonumfang) Formenlehre eigene Disziplin seit 19. Jhd., viel jünger als Komposition ________________________________________________________ Formbildung (für Komponist:innen relevant): seit 18.Jhd. Solange Musik = Textvertonung (Vokalwerke, z.B.: Motette) D Text gibt Form Kollektive Satztechnik t individuelle Form Hinwendung zur Instrumentalmusik ab dem 17. Jhd. be bringt Problem der Formbildung Motettisches Prinzip A B C D... „Jede durchimitierte Motette hat daher einen eigenen formalen Bau. Aber ihre Satztechniken – Einsatz verschiedener Soggetti und ihre Durchimitation; Verzahnung der aneinander gereihten Abschnitte; Anzahl, Tonstufen und Plazierung der Klauseln; wechselnde Stimmkombinationen und Register; unterschiedliche Satzdichte – sind kompositorisches Allgemeingut. Kollektive Satztechnik führt zu je individueller Form; ein übergreifendes Modell läßt sich, anders als bei Formen im 18. und 19. Jh., nicht festhalten.“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389 Motettisches Prinzip - Form aber kein Formschema lübergreifendes Modell) I - Durchimitation - Basiert auf Gattung Motette (Vokalwerk mit häufig längerem Text) vers. Textabschnitte werden vers. Vertont - (Motetten auch im 18./19.Jhd.) - Kein übergreifendes Formmodell / Schema - Prinzip Textorientierung - Wirkt wie Rezitativ (Vokalstück) - Ablauf intuitiv, erinnert an Sprache - Keine fixen Taktgruppen, es fließt - Kühn: formal an Vokalmusik orientiert, beweglicher, rhapsodisch ausgespielte Virtuosität, - ohne normierbare Form (A-B-A oder Sonatenhauptsatzform) „Sinfonia“ = in dem Fall einfach Instrumentalstück - Wechsel langsame und schnelle Teile G. Frescobaldi: Recercar Cromaticho post il Credo aus Fiori Musicali (1635) Frescobaldi (Orgel) Ob Motette (Vokal-) oder Instrumentalmusik kann man (oft) nicht sagen (17.Jhd.) Fugato am Anfang Instrumental- weil kein Text in den Noten - 3 große Abschnitte (laut Kühn) t erkennbar an Binnenschlüssen - Imitation, Fugato mi es geht immer weiter - Wenn Thema nicht hörbar auch Beruhigung a Akkord gehalten A Thema wieder (neuer Abschnitt) - Kontrapunktisch vielfältige Durchimitation eines Soggettos (Hauptthema) - Deutsch: Chromatisches Ricercar nach einem Credo Das Ricercar A B C D... „Das Ricercar […] (von italienisch ricercare ‚suchen‘; Plural: die Ricercare) […] ist eine Instrumentalkomposition der Renaissance, insbesondere des 16. Jahrhunderts […]. […] Das Fehlen des Textes und die Verwendung instrumentaler Spielfiguren und Verzierungen ermöglicht eine freiere musikalische Gestaltung. Die instrumental komponierten Ricercari sind beeinflusst von der musikalischen Form der Motette. Sie bestehen aus einer losen Aneinanderreihung von Durchführungen, in denen jeweils ein anderes Thema vorherrscht.“ aus Purcel, Henry (u. a.): Art. Ricercar in: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ricercar Ricercar - = Motette ohne Text (erinnert an Vokalstück) - Mottete für Vokalmusik = Ricercar für Instrumentalmusik - Auf ein Thema beschränkt, weil keine vers. Textabschnitte - Frescobaldi: ein einziges Thema _ C. Kühn: Art. Form (in: MGG Online) I. Begriff – 2. Form als Gegenstand „Ein ausdrückliches Bewußtsein für Form und die Notwendigkeit von Formtheorie und Formenlehre konnte also erst da entstehen, wo Musik auf sich selbst gestellt war, ohne Stütze eines sinnstiftenden Textes, ohne eine außermusikalische Funktion, ohne ein lenkendes Programm. Für die »eine, absolute« Instrumentalmusik, die »Musik« ist »und weiter nichts« […] wird »Form« – verstanden als jeweils in sich selbst begründeter musikalisch-funktioneller Zusammenhang – zur konstitutiven [also zur grundlegend relevanten] Kategorie.“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389 Was bedeutet musikalische Form? HISTORISCH MUSIKTHEORETISCH ästhetische Ideale ändern sich „Musikalische Form ist das Resultat all dessen, was Begriffe wandeln sich ein Musikwerk ausmacht und in ihm zusammenwirkt, vom kleinen satztechnischen Detail bis zum großen Zusammen-hang, in der Abfolge, den Übergängen, der Beziehung und der jeweiligen Funktion der musikalischen Vorgänge und Teile.“ aus Kühn, Clemens: Art. Form in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, veröffentlicht August 2021, URL: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/396389 Was bedeutet musikalische Form? musikalische Form ist an zeitlichen Verlauf gebunden! Was bedeutet musikalische Form? Schluss? Schluss? Schluss? ~ X Vorbilder der Formgebung in Instrumentalwerken 1. Vokalmusik VOKALMUSIK Ausbildung eigener Formen durch Nachahmung vokaler Vorbilder Ausbildung des Motivs Drang zu Singen „das Sprechende“ „Gesang jeder Stimme“ – „ um den rechten Vortrag desselben zu treffen“ – „Singend denken“ (C. P. E. Bach) Vorbilder der Formgebung in Instrumentalwerken 1. Vokalmusik VOKALMUSIK Ausbildung eigener Formen durch Nachahmung vokaler Vorbilder Ausbildung des Motivs Drang zu Singen „das Sprechende“ „Gesang jeder Stimme“ – „ um den rechten Vortrag desselben zu treffen“ – „Singend denken“ (C. P. E. Bach) Ausdrückliches Bewusstsein für Form e erst entstanden bei Stücken ohne Text - Form = in sich selbst begründeter musikalischer Zusammenhang - Vokalmusik aber Ursprung ________________________________________________________ Wichtig Ausbildung Motiv (nicht nur Thema) Kleiner Baustein Instrumentales Motiv: Ursprung im textgeprägten Soggietto Motiv wird weiter verarbeitet Bsp. Heinrich Schütz 1648: - Kanon (am Anfang 2stimmig), Fugato-Prinzip, stufenweise nach oben in der anderen stufenweise nach unten, kontrapunktisch, 5 Chorstimmen A wechseln in Besetzung - Durch Besetzung andere Methoden möglich - Schütz: italienische Kompositionsform aufs Deutsche übertragen - Textlich vertont, Motiv Stück 2 Beethoven Sonatensatz: Tetrachord nach unten Weiterer Aspekt: Drang zu Singen Karl Philip Emmanuel Bach: Singen jeder Stimme in Sonaten, didaktisch: mal vorsingen Singend denken zu lernen Immer wieder an Gesang orientiert obwohl eigenständig Vl. auch Komplexe lol (Vokalmusik besser) z.B. Langsame Teile in Mozartsonaten, Chopin Nocturnes, Die Dichter Liebe - Klavier wird zum Sänger - „das Sprechende“ M Soggetti sind vom Text her erfunden Bach Sinfonia 9: chromatischer Lamento-Bass (Passus duriusculus) Motiv am Anfang: 1.Stufe bis 5. abwärts, chromatisch ausgefüllt W noch klagender (bringt Affekt rüber) Solche Figuren oft als formale Mittel verwendet Vorbilder der Formgebung in Instrumentalwerken 2. Tanzmusik TANZMUSIK symmetrische Tanzfiguren schwere/leichte Schritte Geradtaktigkeit Korrespondenz zwischen Taktgruppen P. Attaingnant (ca. 1494-1552): Pavane metrisches Gleichgewicht (aus Neuf basses dances deux branles vingt et cinq pauennes) Vorbilder der Formgebung in Instrumentalwerken 2. Tanzmusik TANZMUSIK symmetrische Tanzfiguren schwere/leichte Schritte Geradtaktigkeit Korrespondenz zwischen Taktgruppen metrisches Gleichgewicht 2. Vorbild: Tanzmusik - schlicht damit man darauf tanzen kann - Pavane: 4+4 Takte (wieder aus 2+2 Takten), Es-Dur Akkord kullert bisschen raus - Andante grazioso (Mozart): klassisches Beispiel Mutte Form: klassische Periode (Vorder- und Nachsatz, Phrase & Gegenphrase) - An zeitliche Form gebunden - An hörpsychologische Aspekte gebunden (nur auditiv nachvollziehen, Noten analysieren aber man muss es hören) - Höreindruck: Wiederholung ( aut kann Symmetrie wahrnehmen, z.B. ABA), Variation, Kontrast/Verschiedenheit Grundprinzipien formaler Gliederung …nach R. Amon 1. Wiederholung 2. Variation (bzw. Variante, Abweichung) 3. Verschiedenheit (bzw. Kontrast, Gegensatz) 4. Symmetrie 5. Entwicklung/Entfaltung 6. Dialektischer Dreischritt Übergänge zwischen Prinzipien fließend Grundprinzipien formaler Gliederung 1. WIEDERHOLUNG Wiedererkennungseffekte verständlicher „A A …“ Wahrnehmungsunterschied bei Wiederholung Wiederholungen stärken Wunsch nach Neuem Wiederholungen müssen nicht identisch sein weiteres Bsp.: M. Ravel: Bolero (1928) Grundprinzipien formaler Gliederung 1. WIEDERHOLUNG Wiedererkennungseffekte verständlicher Thema Soggetto Cantus Firmus „A A …“ Zwölftonreihe Da capo-Arie Refrain Reprise Wahrnehmungsunterschied bei Wiederholung Strophenlied Kanon Ostinato Imitation Wiederholungen stärken Wunsch nach Neuem Chaconne Transposition Sequenz Wiederholungen müssen nicht identisch sein Passacaglia... Bsp.: M. Ravel: Bolero (1928) Wiederholung - Erleichtert Wahrnehmen von musikalischen Abläufen - Trotz Gleichheit Abgegrenztheit (vorheriger Teil zu Ende) - Häufig 1-, 2- oder 4 Takt-Modelle - Ganze größere Abschnitte eher seltener - Klassik & Romantik: WH der Exposition - Spart Zeit, Kreativität und Papier (auch manchmal pragmatische Gründe) Bsp. Für Elise Takt vor 1. Haus: 7 nicht nach unten aufgelöst - Wahrnehmung verändert sich (weil bereits gesammelte Erfahrungen, weniger Energieaufwand, oft subjektiver Eindruck: WH kürzer) - Wirkung entgegenkommen: Variante oder Variation - Allgemein WH für Verstärkung (Bedeutung), Wiedererkennen (Thema eig. Immer mehrmals), Wunsch nach Neuem Bsp. Bolero - WH & Wunsch nach Neuem (durch Instrumentierung) - Schlagzeug immer durch - Dynamischer Aspekt (pp A ff), Dramaturgie - Ursprünglich als Instrumentationsstudie (welche Instrumente wie einsetzen) - Aspekte, die auf WH-Prinzip beruhen: Thema, Cantus Firmus, Soggetto, 12-Ton-Reihe wiederholt aber oft variiert wiederholt - Bei Formen, Gattungen: Da Capo-Arie, Strophenlied (Freiheiten was zu verändern), Kanon, Sequenz, Transposition, Ostinato (Begleitschema), Chaconne, Passacaglia - WH muss nicht zwangsläufig Identität sein, auch mit leichten Variationen (ohne direkt Variation) - Grenzen Variation und WH fließend Grundprinzipien formaler Gliederung 2. VARIATION veränderte Wiederholung Periode motivisch-thematische Arbeit „A A‘ …“ Da capo-Arie Reprise zeigen Fülle und Reichtum der im Original Variationszyklus angelegten Möglichkeiten Satz Chaconne Variante: nur Abweichung kleiner Einzelheiten Passacaglia... Variation - Klare Veränderung aber Bezug zu Vorherigem - Zwei variierende Teile sind sich ähnlich aber nicht gleich auf 2 Prinzipien: WH und was Neuem - Idee: Bestätigung des schon Bekannten trotzdem was Neues bringen - Variationssätze (z.B: Goldberg-Variationen von Bach, Diabelli Variationen Beethoven, Mozart-Variationen Morgen kommt der Weihnachtsmann) - Komponieren von Variationen: eig. keine feste Vorgaben; Gewisse Parameter beibehalten, andere nicht z.B. Harmonik gleich bleiben, Notenwerte ändern - Formen & Gattungen: siehe PP, Ergänzung: Jazz-Standards (Improvisation über gleicher Basis) Grundprinzipien formaler Gliederung 3. VERSCHIEDENHEIT „Als Grundsatz gilt: (Mehrfache) Wiederholung verlangt nach Kontrast, Kontrast fordert die Wiederholung des zuvor Gehörten.“ wesentliche (musikalische) Unterschiede (R. Amon: Lexikon der musikalischen Form, S. 497) „A B C …“ Reihungsprinzip „Wiederholung trennt – Kontrast verbindet.“ Kontrastbildung/Polarität kann übergeordnete (H. Erpf: Form und Struktur in der Musik, S. 58) Einheit stärken „Die Grenze ist nicht das, wobei etwas aufhört, formale Abgrenzung formbildend sondern, wie die Griechen es erkannten, die Grenze entscheidend ist jenes, von woher etwas sein Wesen beginnt.“ (M. Heidegger: Bauen Wohnen Denken, S. 149) Verschiedenheit bzw. Kontrast - Fundamentale Änderung (keine Variation) - Von anderem Abschnitt abhebt (deutliche Kontrastbildung), trotzdem Verbindung - Reihungsprinzipe - Z.B: Motette – Textänderung Aut neue musikalische Mittel (trotzdem Einheit weil 1 Stück/Text) - Meist nicht nur Aneinanderreihung, sondern Kontrast darstellen (eine große Einheit) - ABA Mutt viele Volks- und Kinderlieder Sonaten, Arien, Kunstlieder (Präsentation, Kontrast, WH) - V.a. ab 1750 Motette noch nicht, spätestens ab Klassik, sehr in der Romantik Formbildung durch Themendualismus (Tonartendualismus), kontrastierende Themen H Polarität entsteht - Kompositorische Mittel: es müssen nicht alle Parameter verändert werden (z.B. Instrumentierung) formale Abgrenzung ist entscheidend 1-3 die Grundprinzipien Prinzipien 4 – 6 (nach R. Amon) Grundprinzipien formaler Gliederung 4. SYMMETRIE räumliche und/oder zeitliche Wiederholung A B A z. B. „A B A“ , „A B A C A B A“ Rondoprinzip formales Gleichgewicht Bsp.: W. A. Mozart: Andante in Es-Dur (1764/65) weiteres Bsp.: J. Haydn: Klaviersonate C-Dur Hob XVI: 48 (1789) Symmetrie - Räumliche und/oder zeitliche Wiederholung - Typische Symmetrie: in der Mitte WH-Zeichen - Erst am Ende nachvollziehbar, zeitliche Relationen subjektiv - Häufig 3-teilig (ABA), aber auch erweitert möglich (ABACABA z.B. Bogenrondo) Kettenrondo z.B. ABACADA Sonatenhauptsatzform eig. auch · ( Bsp. Mozart Andante Es-Dur - ABA, Rondo Haydn Klaviersonate C-Dur - Bogenrondo - A immer anders, auskomponierte Variationen, Wirkung unterschiedlich Grundprinzipien formaler Gliederung 5. ENTWICKLUNG / ENTFALTUNG 6. DIALEKTISCHER DREISCHRITT z. B. „A AB B“ These + Antithese = Synthese prozesshafte Herausbildung eines neuen Formabschnittes „Das Wahre ist das Ganze. Prinzip organischen Wachsens Das Ganze aber ist nur das durch die Entwicklung sich vollendende Wesen.“ Melodik als „Hauptparameter“ (Hegel: Phänomenologie des Geistes, S. 22) Entwicklung/Entfaltung - A AB B - Aus A Teil entwickelt sich über mehr oder weniger eigenständigen Zwischenteil zu neuem B Teil - Beziehung durch Verwandlung/Ineinander-Führung Erst ab 19.Jhd. Aut Prinzip organischen Wachsens - Fortspinnungstypus auch in Barockmusik stark ausgeprägt (oft starker Anfang, man weiß nicht wo Thema aufhört, was danach kommt knüpft an Thema an) z.B. Fugen von Bach (Zwischenspiele beinhalten auch Motive der Themen) - Verantwortlich für solche Entwicklung: Melodik Harmonik auch aber meistens trotzdem Ende in Anfangstonart (außer Rezitative) grundsätzlich können alle Parameter beteiligt werden Dialektischer Dreischritt - Weiterführung von Entwicklung/Entfaltung - These – Antithese – Synthese (3teilig mit formaler Dramaturgie) - Bezug zur Philosophie - Bsp. Gattung: Sonatenhauptsatzform Formbildende musikalische Parameter Satztechnik Chomophon vs. Polyphon) Harmonik Tempo Melodik Takt primär Artikulation Rhythmik Dynamik Instrumentation... Formbildende musikalische Parameter Allgemeines „Form“ ist selbst auch Parameter andere Parameter gestalten Formbildung Veränderung/Kontrastbildung formbildend Tonsatz ?! Allgemeines - Form selbst Parameter und gleichzeitig von anderen Parametern gebildet - Kontraste immer formbildend (Wahrnehmung von Grenzen und Brüchen) - Parameter: Tempo(änderung), Melodik, Harmonik, Rhythmik, Dynamik, Artikulation, Satztechnik (homophon, polyphon), Takt, Instrumentation - Unterscheidung primär und sekundär Historischer Abriss: - Formbildung in der Musik seit dem 18. Jhd. eine Frage geworden (vorher Text) - 2 bekannte Musiktheoretiker: Josef Riepel, Heinrich Christoph Koch (melodisch) - Koch M das Wichtigste: die Entfernung und Rückkehr zur Ausgangstonart (Tonartendualismus) - Ende 19. Jhd.: Hugo Riemann, maßgeblich für Funktionstheorie Alt für ihn thematisches im Vordergrund (Zusammenspiel Melodik (Tonhöhe und Rhythmus) und Takt, thematisch und nicht thematisch z.B. Sonate: thematisch Exposition und Reprise, nicht thematisch Durchführung (für Riemann, ABA Form) - 19. Jhd. Adolf Marx: Prinzip von Ruhe, Bewegung, Rückkehr zur Ruhe z.B: durch Tonleitergänge, Motive, konkrete formale Einschnitte, Spannungsverhältnisse (T – D) Am Theoretiker:innen sind sich auch nicht einig, im Einzelfall abwägen Analytische Herangehensweisen Motivisch-thematische Harmonisch-satztechnische Analyse Analyse Strukturell-funktionale Analyse Formbildende musikalische Parameter Melodik Melodieführung & Ambitus Sopran-/ spezifische Wendungen Diskantklausel Motive Altklausel „Floskeln“ (z. B. Lamentobass) melodische Schlussbildung: Klauseln Tenorklausel Sopran- bzw. Diskantklausel (8-8-7-8) Altklausel (5-5 oder 5-(4-)3) Tenorklausel (2-1 oder 2-3) Bassklausel Bassklausel (5-1) Melodik - Formbildend: Melodieführung (Phrasen, Einheiten) & Ambitus (= Tonumfang; oft Höhepunkt bei höchsten Tönen, Spitzenton) - Spezifische Wendungen o Motive (Thema nur kleiner) „kleinste musikalische Sinneinheiten“ Kontext zwischen Tönen Thema mehrere Takte (kleines vl 2 Takte), Motiv mind. 2 Töne (Einheit wahrnehmen) 4 Töne bei Beethoven 5.Sinfonie Merkmal der Motive: Wiederholung o „Floskeln“ (z.B: Lamento-Bass: Bass geht abwärts, 1. Stufe schrittweise abwärts in die 5. (z.B: Hit the Road Jack, Sway) eigentlich Gegenteil von authentischem Ganzschluss nicht Parallelismus: basiert auf Intervallen (z.B. Pachelbel 4 runter, 2 rauf) - Melodische Schlussbildung: Klauseln o Sopran- bzw. Diskantklausel (8-8-7-8) – Leitton – Grundton, Synkope, nicht immer zur 8: kann 7 – 5 (oft im Alt), Tenor: 8 – 8 -7 – 3 Halbtonschritt Sopranklausel! (hohe 7) abspringender Leitton nur in den Mittelstimmen! (erst seit Bach) o Altklausel (5-5 oder 5-(4)-3) o Tenorklausel (2-1 oder 2-3) o Bassklausel (5-1) – Grundtöne 5. & 1. Stufe o A Ganzschluss, harmonischer Schluss, authentisch Formbildende musikalische Parameter Harmonik Orgelpunkt Wiederholungen: Sequenzen, Ostinati, … Kadenzen authentischer (V-I) und plagaler (IV-I) Ganzschluss Halbschluss (Ziel ist V) Trugschluss (v. a. V-VI) ________________________________________________________ Ponte = Brücke, Monte = Berg, Fonte = Quelle Harmonik - Orgelpunkt (Ponte): Liegepunkt im Bass darüber harmonisch kann viel passieren, kann rhythmisiert sein Gattung: z.B. Fuge (Bach c-Moll-Fuge) Att Dominantorgelpunkt (oft rhythmisiert), Tonikaorgelpunkt (oft zum Schluss) - Harmonische Wiederholungen: Sequenzen (Quintfallsequenz), Ostinati, … Ostinato: WH-Schema, Taktgruppen, im Bass 2 bestimmte Gattungen: Chaconne, Passacaglia (im Prinzip das Gleiche) Sequenzen: Wiederholung auf vers. Stufen Bsp. PP: 2-taktige Sequenzen, melodisch, Basstöne: Quinten fallen/Quarten steigen Mutt Quintfallsequenz (Fonte) taktweise QFS Pachelbelsequenz, Monte (Quintanstiegssequenz) o WH-Muster: Möglichkeit weit von Vorlage wegzukommen, eig. Thema im Hintergrund, nur Harmonieschema - Kadenzen o Klarer Tonartenbezug o Authentisch (V-I) und plagaler (IV-I) Ganzschluss vollkommen perfekter Ganzschluss: Grundton auch oben im Akkord (Akkordlage ausschlaggebend) A klanglich überzeugende Schlusswirkung nur durch Ganzschlüsse o Halbschluss (Ziel ist V) Sonderfall: phrygischer Halbschluss: auch V aber Halbtonabschritt im Bass (z.B Mollsubdominante mit Terz im Bass vor V: s3 – D) o Trugschluss (v.a. V-VI): Dur: D – Tp; D - tG Ende nur nicht die I, weicht von Hörerwartung ab Variant-Trugschluss: gibt es nur in Dur: T – (S) – D – tG (nicht Tp), man führt in den Trugschluss der Varianttonart Dur nach Dur (erniedrigte VI, wo man von Moll aus hingehen würde) Personalstile z.B. Haydn: D-DD (V-II) - Rezitative nicht Schluss in Anfangstonart Schubert-Oden, offene Formen trotzdem Ganzschluss (in neuer Tonart) F C d Stufenfolge I - V - VI - I (- I) F F A. Corelli: Sonata prima, I. Grave (aus: Sonata da chiesa, Op. 1 Nr. 1) Klauseldisposition z.B: Corelli: Sonata Prima - Bassklauseln hören (ist auch immer im Bass) Bass gibt Grundton der Akkorde an Ganzschlüsse M man moduliert Klauseln zeigen Formabschnitte Metrik Linien 1. Geige alle abwärts (am Anfang Quint oben; Schluss Grundton oben (Oktavlage)) Musiktheoretiker: Heinrich Schenke: Schichtenlehre (auch Stimmführung betrachtet) (Barockmusik strukturell immer abwärts) F C d F F A. Corelli: Sonata prima, I. Grave (aus: Sonata da chiesa, Op. 1 Nr. 1) Formabschnitte A. Corelli: Sonata prima, I. Grave (aus: Sonata da chiesa (1681), Op. 1 Nr. 1) Taktangabe: 1 6 9/10 11 Übergeordnete Struktur: Quintzug in der Oberstimme (T. 1-11) Formbildende musikalische Parameter Harmonik »Mit Akkordlehre wollen wir den gewohnten Vorgang der Analyse bezeichnen, der den Dreiklängen, Septakkorden etc. unterschiedliche Bezeichnungen und Namen zuteilt. Es handelt sich hierbei um eine rein äußerlich beschreibende Methode, jeden Akkord zu benennen und ihn in Beziehung zu der jeweilig verwendeten Tonart zu bringen. Die Akkordlehre ist auch heute noch das Rückgrat der sogenannten harmonischen Analyse,…« »Im Gegensatz hierzu offenbart uns das Studium der Akkordfunktion die Bedeutung eines Akkordes und dessen besondere Rolle innerhalb einer Phrase, eines Abschnittes oder sogar innerhalb des Gesamtverlaufs einer Komposition. Die Erkenntnis der Akkordfunktion geht weit über den Rahmen einer grammatikalischen Beschreibung hinaus, indem sie auf den besonderen architektonischen Zweck eines Akkordes innerhalb einer Phrase hinweist; selbst zwei grammatikalisch identische Akkorde, auch wenn sie in ein und derselben Phrase erscheinen, können vollkommen verschiedene Funktionen erfüllen. Es folgt daraus, dass die grammatikalische Beschreibung von Akkorden niemals deren Funktion erklärt, folglich auch nicht deren Fähigkeit, mit anderen Akkorden zusammen ein musikalisches Ganzes zu erzeugen.« aus Salzer, Felix: Strukturelles Hören. Der tonale Zusammenhang in der Musik, Wilhelmshaven: Heinrichshofen 1977, S. 9-12. Formbildende musikalische Parameter Satztechnik Unisono Änderung der Stimmanzahl Gegenüberstellung/Abwechslung homophoner & polyphoner Satztechnik Änderung des Klangbildes aus Helbig, Wolfgang; Herzog, Ernst (Hg.): Geistliches Chorbuch der Romantik, Leinfelden-Echterdingen: Carus 1991, S. 126. Satztechnik - Unisono: Einstimmigkeit (aber kann vers. Oktavlagen beinhalten) - Änderung der Stimmanzahl (Einstimmigkeit – Mehrstimmigkeit) - Gegenüberstellung/Abwechslung Homophon & polyphone Satztechnik e homophon: vertikal gedacht (akkordisch) Mutt 1 Hauptstimme Stimme und andere begleiten polyphon: in Linie gedacht (v.a. alte Musik – Palästrina, di Lasso, Bach gemischt), Gleichberechtigung zwischen den Stimmen Klassik, Romantik: Tendenz eher homophon, einzelne Teile polyphon (Fuge, Kanons, Fugati, Imitation) Pop, Jazz eig. immer homophon - Änderung des Klangbildes (geht damit einher) zB. Bleibe, Abend will es werden – Albert Becker - Anfang unisono Bass & Alt - Dann homophon Abschnitt Aut polyphon - Typisch Romantik (vgl. Brahms, Mendelssohn) z.B. Palästrina (Missa pape marcelli) Formbildende musikalische Parameter Besetzung/Instrumentation, Artikulation & Dynamik Besetzungs- & Instrumentationswechsel Artikulationsunterschiede verschiedene Spielweisen Reihenschaltung sämtlicher Parameter in der seriellen Musik aus dem Vorwort von O. Messiaen: Mode de valeurs et d'intensités (1949) weitere Bsp.: W. A. Mozart: „Posthorn“-Serenade, KV 320 (1779), II. Menuetto UND Confutatis aus: Requiem (1791) Besetzung/Instrumentation, Artikulation & Dynamik - Sekundäre Parameter - Sobald sich was grundsätzlich ändert, entsteht Form (Kontrast) Orchestrale Spielweise – Solistisch, legato – staccato, - arco – pizzicato, … z.B. aus der seriellen Musik (erstes serielles Stück 1949): Mode de valeurs et d‘intensités serielle Musik = Weiterspinnung 12-Ton-Technik z.B. Mozart Posthorn-Serenade - Besetzungswechsel - Menuett t im Trio Besetzung kleiner - Menuett: 3geteilt: Außen-Menuett-Sätze und dazwischen Trio ________________________________________________________ z.B. Mozart Confutatis - 4-stimmiger Chor 2-geteilt - Himmel – Hölle Gegenüberstellung ________________________________________________________ z.B. Messiaen angelehnt an 12-Ton-Technik Form: Rhythmus, zufällige „schöne“ Harmonien Formbildende musikalische Parameter Tempo & Agogik (interpretatorische) Tempoveränderung interpretatorisch: Ritardando/Accelerando, … kompositorisch: Hemiole, … Zusammenspiel von Tempo & Harmonik Passiert viel oder wenig? weiteres Bsp.: W. A. Mozart: Sinfonie g-Moll KV 550 (1788), IV. Finale (Durchführung) Tempo & Agogik - Formbildend: Tempoveränderung Hemiole (oft in ¾ Takt), z.B. Schumann 3.Sinfonie Anfang - Tempo: ganz exakte Angaben (bpm) - Auch harmonisches Tempo/harmonischer Rhythmus kann für die Form wichtig sein, besonders gut in Schlussbildungen zu erkennen z.B. Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium: Eröffnung - D-Dur, harmonisch nicht viel (1-5-1, hauptsächlich 1), melodisch viel Oft: wenn harmonisches Tempo niedrig – viel melodisch (und umgekehrt) z.B. Mozart Sinfonie g-Moll - harmonisch auf Hauptstufen beschränkt Durchführung: dafür bekannt, dass viel passiert (harmonische Vielschichtigkeit) Mutt Mozart löst Problem: bleibt bei einem Thema (roter Faden durch die Harmonien) ________________________________________________________ z.B. Mozart Klaviersonate A-Dur - periodischer Satz - harmonischer Rhythmus: A E7 fis7 E A D6 E A E7 fis7 E A D6 E A W. A. Mozart: Klaviersonate A-Dur KV 331, I. Andante grazioso Erste Hälfte des Variationsthemas (Takt 1-8) Formbildende musikalische Parameter Rhythmus, Metrum & Takt metrisch sortierte Rhythmus-Einheiten häufig mit Versfüßen verglichen Taktgruppen 4 + 4 2 + 2 + 2 + 2 Rhythmus, Metrum & Takt - Metrisch sortierte Rhythmus-Einheiten - Taktgruppen (geben Form): häufig symmetrisch, geradtaktig verschmelzen Motive zu Phrasen - Rhythmische Anlage u häufig mit Versfüßen verglichen auf musikalische Metren grundsätzlich übertragbar betonte und unbetonte Töne (im Bereich des Metrums; Hierarchie Rhythmus) - Darstellung durch Notenbild, sprachliche Beschreibung schwieriger Mutt früher oft Vergleich mit Lyrik (Versfüße: Trochäus, Jambus, Anapäst, Daktylus) - Auch Takte können schwer und leicht sein (nicht nur Zählzeiten)