Allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung PDF
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Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Dr. Jürgen Schmidt
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This document is a module on material resource management and procurement. It includes discussions on the significance of material management, categorizations of materials, strategies for procurement, and inventory management. Also, details on supplier management and market analysis are included.
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Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 130 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung Inhalt 4.1. Grundlagen 4.1.1. Bedeutung 4.1.2. Güter 4.1.3. Ziele 4.2. Aufgaben der Beschaffung 4.2.1. Beschaffu...
Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 130 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung Inhalt 4.1. Grundlagen 4.1.1. Bedeutung 4.1.2. Güter 4.1.3. Ziele 4.2. Aufgaben der Beschaffung 4.2.1. Beschaffungsstrategien 4.2.2. Beschaffungsarten 4.2.3. Bestandsmanagement 4.2.4. Lieferantenmanagement Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 131 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1. Grundlagen Gegenstand der Materialwirtschaft ist es, durch die Beschaffung und durch die Logistik die Versorgung mit und die Entsorgung von Gütern für alle Bereiche und alle Kunden von Unternehmen entsprechend der jeweiligen Bedarfe sicherzustellen Gegenstand der Beschaffung (häufig: Einkauf) ist es, die bedarfsgerechte Versorgung mit denjenigen Gütern sicherzustellen, die in die betriebliche Leistungserstellung eingehen Gegenstand der Logistik ist es, für alle Bereiche und alle Kunden von Unternehmen durch die Änderung der räumlichen, zeitlichen und strukturellen Eigenschaften von Gütern die Versorgung mit und die Entsorgung von Gütern entsprechend der jeweiligen Bedarfe sicherzustellen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 132 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.1. Grundlagen - Bedeutung Großeinkäufer Deutsche Bahn: Materialaufwand 2004 in Mrd. €: 12,1 Materialaufwand 2013 in Mrd. €: 20,5 Einkaufsvolumen 2013 gesamt in Mrd. €: 24,2 Einkaufsvolumen 2022 gesamt in Mrd. €: 48,2 Zahl der Lieferanten weltweit: 40.000 Zahl der Mitarbeiter im Bereich Einkauf/Logistik: 1.000 Großeinkäufer Bosch: Einkaufsvolumen 2020 gesamt in Mrd. €: 35 Zahl der Lieferanten weltweit (2020): 23.000 Zahl der Mitarbeiter weltweit im Zentralbereich Einkauf/Logistik (2012): 22.000 Zahl der Mitarbeiter weltweit im Zentralbereich Einkauf/Logistik (2020): 37.000 Zahl der täglich eingekauften und transportierten Teile (2012): 300.000.000 Dr. Jürgen Schmidt brand eins 06/14, S. 107; Integrierter Bericht DB 2023; Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 133 Beschaffung Aktuell online vom 19. Juli 2021 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.1. Grundlagen - Bedeutung Einkaufen heißt rechnen! Gewinnsteigerung durch Einkaufskostensenkung = Materialkostenanteil x Prozentuale Einkaufskostensenkung Umsatzrendite Bsp.: Materialkostenanteil zu Umsatz: 51 % Umsatzrendite: 4% Frage: Wie würde es sich auf den Gewinnbeitrag auswirken, wenn es gelänge, die Einkaufspreise um 2 % zu drücken? Lösung: (51 % x 2 %) / 4 % = 25,5 % Der Vertrieb müsste also den Umsatz um 25,5 % steigern, um die gleiche Wirkung zu erzielen !!! Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 134 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.2. Grundlagen - Güter Rohstoffe: sind mengen- und/oder wertmäßige Hauptbestandteile des Produkts, die als Grundmaterial unmittelbar in das Fertigprodukt eingehen, z.B. Mehl bei der Brotherstellung Hilfsstoffe: sind mengen- und/oder wertmäßige Nebenbestandteile des Produkts gehen ebenfalls in das Produkt ein, stellen aber keinen wesentlichen Bestandteil dar (ergänzenden Charakter), z.B. Schrauben und Lack bei der Möbelherstellung Betriebsstoffe: bilden keinen Bestandteil des Fertigprodukts, dienen dem Produktionsprozess, werden mittelbar oder unmittelbar verbraucht (Energie, Kühlwasser) Halbfabrikate: gehen als Teile oder Baugruppen in das Fertigprodukt ein, unterscheiden sich von den Hilfsstoffen durch einen höheren Reifegrad (Einspritzpumpe für Auto) Handelswaren: Werden unverarbeitet als Ergänzung des Produktionsprogramms weiterverkauft Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 135 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.3. Grundlagen - Ziele Ausgehend von der Aufgabe der Materialwirtschaft beinhaltet das Sachziel der Materialwirtschaft, die für die Leistungserstellung notwendigen Materialien bereitzustellen: in der benötigten Art in der benötigten Menge in der benötigten Qualität zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu den „richtigen“ Kosten Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 136 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.3. Grundlagen - Ziele Sachziele der Materialwirtschaft stehen im Vordergrund Daneben sind aber die allgemeinen Unternehmensziele zu beachten, aus denen sich die Formalziele der Materialwirtschaft ableiten lassen Ein solches Formalziel der Materialwirtschaft ist das Streben nach hoher Wirtschaftlichkeit Hohe Wirtschaftlichkeit wird erreicht, wenn die Gesamtkosten für Beschaffung, Lagerhaltung, Transport minimiert werden Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 641 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 137 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.3. Grundlagen - Ziele: Gesamtkosten der Beschaffung unmittelbare Beschaffungskosten p.a.: BKU = B * p mittelbare Beschaffungskosten (Bestellkosten) BKM = Kf/m * B Lagerkosten p.a. LK = (m * p)/2 * q Gesamtkosten: K = BKU + BKM + LK B = Jahresbedarf p = Preis pro Mengeneinheit Kf= bestellfixe Kosten m= Bestellmenge q = Zins- und Lagerkostensatz Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 333. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 138 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.1.3. Grundlagen - Ziele: Materialwirtschaftliche Kennziffern Lieferbereitschaftsgrad (Anforderungs- und Mengenbereitschaftsgrad) Durchschnittlicher Lagerbestand (Kapitalbindung) Lagerumschlagshäufigkeit Durchschnittliche Lagerdauer (in Tagen) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 139 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2. Aufgaben der Beschaffung Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 641 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 140 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.1. Beschaffungsstrategien Grundfragen und strategische Handlungsoptionen der Beschaffung: Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 642 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 141 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.1. Beschaffungsstrategien Strategische Handlungsoptionen im Bereich der Beschaffung Insourcing vs. Outsourcing Welche Produkte sollen selbst erstellt oder welche beschafft werden Systemsourcing vs. Componentsourcing: „komplexe“ Güter als Systeme („Modularsourcing“) werden bezogen (Armaturenbretter, Autositze) oder einfache, standardisierte Komponenten werden beschafft (Schrauben) Singlesourcing vs. Multiplesourcing Güter werden von einem Lieferanten oder von mehreren Lieferanten bezogen (bei einfachen, standardisierten Produkten gibt es i.d.R. mehr Lieferanten Preis / Qualitätsvergleich) Globalsourcing vs. Domesticsourcing Bezug von internationalen oder nationalen Lieferanten Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 142 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.1. Beschaffungsstrategien: In-/Outsourcing Bei gegebenem Absatzprogramm stellt sich die Frage: Welche Produkte werden selbst hergestellt (Insourcing) und und welche beschafft (Outsourcing)? „Make-or-buy-Entscheidung“ Kriterien für Make-or-buy-Entscheidungen: Kosten: Vergleich Fremdbezug und Eigenfertigung? Produkt: Fremdbezug nach Produktart, -qualität, -menge möglich? Produktionskapazität: eigene ungenutzte adäquate Kapazitäten? Kapital: für neue Produktionsanlagen vorhanden? Lieferanten: Zuverlässigkeit? Qualität? Flexibilität? Forschung&Entwicklung? Unabhängigkeit: Größe des Auftragsvolumens und Anzahl Lieferanten? Mitarbeiter: Auslastung bestehender Mitarbeiterkapazitäten nötig? Marktentwicklung: zukünftige Verfügbarkeit und Preisentwicklung? Know-how: Verlust an Lieferanten? Geheimhaltung? Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 143 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.1. Beschaffungsstrategien Deutsche Automobilindustrie: Trend zum Systemsourcing Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 644 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 144 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.2. Beschaffungsarten Einzelbeschaffung, d. h. erst wenn Bedarf festgestellt wird Bedarf nicht planbar und Material ist jederzeit verfügbar (v.a. für auftragsorientierte Einzelfertigung) Fertigungs-/ einsatzsynchrone Beschaffung („Just-in-time“), d.h. zeitliche und mengenmäßige Beschaffung („Just-in-Sequence“, auch hinsichtlich der bedarfsgerechten Reihenfolge) kann präzise vorgenommen werden außerordentliche Planungsgenauigkeit/Sicherheit bei Beschaffungsdaten genaue Bestimmbarkeit des Produktionsprogramms (Massen-/Großserien) Single-Sourcing: sehr hohe Lieferantenbindung (z.B. fehlende Qualitätskontrollen führen zu hohen Anforderungen an Total-Quality bzw. Zero defects) Vorratsbeschaffung, d.h. zufallsabhängiger Bedarfsverlauf und Lageraufbau: Sicherheits-Reservelager („Eiserner Bestand“) „Spekulatives“ Lager zur Kostenstabilität (Kaffee, Erdöl, Metalle) Antizipatives/saisonales Lager (landwirtschaftliche Produkte, Kleiderbranche) Produktives Lager: Lagerprodukte im Produktionsprozess (Holz, Wein) Lageraufbau durch rechtliche Vorschriften Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 145 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.2. Beschaffungsarten - Einflussfaktoren Einflussfaktoren der Entscheidung über die Beschaffungsart Menge des zu beschaffenden Materials Wert der bestellten Güter (Preisniveau, Preisschwankungen) Zeitlicher Anfall des Materialbedarfs Eigenschaften des Materials (Lagerfähigkeit, Erhältlichkeit) Beurteilung der Lieferanten (Lieferbereitschaft, Zuverlässigkeit) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 146 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse Pareto-Prinzip und ABC-Analyse Wirkungen Pareto*-Prinzip bzw. -effekt: 20% der Ursachen machen 80% der Wirkungen aus ( “80-20-Regel”) * Vilfredo Pareto (ital. Ökonom, 1848 -1923) Ursachen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 147 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse Die zu beschaffenden Güter lassen sich nach der Höhe und der Stetigkeit des Bedarfs klassifizieren Die ABC-Analyse dient der Klassifikation von Gütern nach der Höhe des Bedarfs Das Vorgehen der ABC- Analyse beruht auf der Erfahrung, dass: ein relativ kleiner Teil der Gesamtanzahl der Materialarten und/oder verbrauchten Gütermenge einen großen Anteil am Gesamtwert der verbrauchten Güter hat Deshalb ordnet man die verschiedenen Materialarten nach ihrem relativen Anteil am Gesamtverbrauch in A-,B- und C-Güter A-Güter: 10–20% Verbrauchsmenge, aber 60 - 80% des Wertes B-Güter: 30–40% Verbrauchsmenge, aber 10 - 20% des Wertes C-Güter: 40–60% Verbrauchsmenge, aber 5 - 10% des Wertes Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 148 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse Quelle: Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 328. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 149 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse - Beispiel Bedarf Einkaufspreis Vorgehensschritte: Teil # pro Jahr pro Teil 1 250 280,00 1. Absolutes Jahreseinkaufsvolumen pro 2 100 400,00 Artikel ermitteln (Jahresbedarf × Stückpreis) 3 80 625,00 4 200 50,00 2. Absteigend sortieren 5 400 50,00 6 4.000 2,50 3. Relatives Jahreseinkaufsvolumen pro Artikel 7 400.000 0,25 ermitteln (Prozentsatz am absoluten Jahres- 8 10 5.000,00 9 500 600,00 einkaufsvolumen) 10 120 250,00 4. Kumuliertes relatives Jahreseinkaufs- 11 4.000 10,00 12 25.000 2,00 volumen in die Tabelle eintragen 13 500 20,00 14 40.000 0,50 5. Ergebnis (%-Werte können variieren!!): 15 200.000 23,00 A-Artikel: 80% des Gesamtvolumens 16 340.000 10,00 17 5.000 40,00 B-Artikel: 15% des Gesamtvolumens 18 800 125,00 19 10 60.000,00 C-Artikel: 5% des Gesamtvolumens 20 50.000 6,00 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 150 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse - Beispiel Jahres- kumulierter Bedarf Einkaufspreis einkaufs- Prozent- Prozent- A-Teile Teil # pro Jahr pro Teil volumen anteil anteil 10% der Teile 15 200.000 23,00 4.600.000,00 46,00% 46,00% 80% des Werts 16 340.000 10,00 3.400.000,00 34,00% 80,00% 19 10 60.000,00 600.000,00 6,00% 86,00% 9 500 600,00 300.000,00 3,00% 89,00% B-Teile 25% der Teile 20 50.000 6,00 300.000,00 3,00% 92,00% 15% des Werts 17 5.000 40,00 200.000,00 2,00% 94,00% 7 400.000 0,25 100.000,00 1,00% 95,00% 18 800 125,00 100.000,00 1,00% 96,00% 1 250 280,00 70.000,00 0,70% 96,70% 3 80 625,00 50.000,00 0,50% 97,20% 8 10 5.000,00 50.000,00 0,50% 97,70% 12 25.000 2,00 50.000,00 0,50% 98,20% C-Teile 2 100 400,00 40.000,00 0,40% 98,60% 65% der Teile 11 4.000 10,00 40.000,00 0,40% 99,00% 5% des Werts 10 120 250,00 30.000,00 0,30% 99,30% 5 400 50,00 20.000,00 0,20% 99,50% 14 40.000 0,50 20.000,00 0,20% 99,70% 4 200 50,00 10.000,00 0,10% 99,80% 6 4.000 2,50 10.000,00 0,10% 99,90% 13 500 20,00 10.000,00 0,10% 100,00% 151 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 10.000.000,00 100,00% Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse - Übung Artikel-Nr. Jahresbedarf Stückpreis in € 1 110.000 0,75 2 3.000 90,00 3 60.000 25,00 4 115.000 0,60 Anmerkungen zur Berechnung: 5 150.000 0,50 Berechnung des relativen 6 33.000 100,00 Jahreseinkaufsvolumens auf eine Nach- kommastelle 7 4.000 15,00 Einteilung A-/B-/C-Teile: 8 16.100 25,00 A-Teile: 80% des Gesamtvolumens B-Teile: 15% des Gesamtvolumens 9 65.000 3,50 C-Teile: 5% des Gesamtvolumens 10 67.500 0,20 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 152 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse - Übung Absolutes Relatives Relatives Artikel-Nr. Jahresbedarf Stückpreis in € JEV (in €) JEV (in %) JEV (in %) kum. 6 33.000 100,00 3.300.000 55,0% 55,0% 3 60.000 25,00 1.500.000 25,0% 80,0% 8 16.100 25,00 402.500 6,7% 86,7% 2 3.000 90,00 270.000 4,5% 91,2% 9 65.000 3,50 227.500 3,8% 95,0% 1 110.000 0,75 82.500 1,4% 96,4% 5 150.000 0,50 75.000 1,3% 97,6% 4 115.000 0,60 69.000 1,2% 98,8% 7 4.000 15,00 60.000 1,0% 99,8% 10 67.500 0,20 13.500 0,2% 100,0% Summe 6.000.000 100,0% Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 153 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse - Übung Wertanteil 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% A-Teile C-Teile B-Teile (6, 3) (8,2,9) (übrige) Mengenanteil 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 154 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse und Maßnahmen A-Güter stehen bei der Beschaffungs- und Lagerplanung im Vordergrund, weil bei diesen die größten Kosteneinsparungen zu erwarten sind: Eingehende Beschaffungsanalysen Intensive Analyse der Kostenstruktur Bestellmengen optimieren Umfassende Produktbewertung (Wertanalyse) Sicherheitsbestand genau ermitteln Bei B-Güter ist von Fall zu Fall über Planungs- und Kontrollaktivitäten zu entscheiden C-Güter Grobe Beschaffungsanalysen (Passive Preis- und Produktpolitik) Abschätzen der opt. Bestellmenge Sicherheitsbestand höher festlegen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 155 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: ABC-Analyse und Maßnahmen Management von A- und C-Gütern Merkmal A-Teil C-Teil Einkaufspreis/Stück € 2.000/ Stück € 2,50/ Stück Bedarf/Tag (Stückzahl) 175 Stück 30 Stück Gewicht/Stück (kg) 13 kg 1,5 kg Bezugsquelle nah (Europa) fern (China) Bestandsreichweite (Tage) (sehr gering) > 30 Tage Verkehrsträger Lkw/Flugzeug Schiff Transportzeit 1-2 Tage 28 Tage Logistisches Prinzip „Just in time“ „Sicherheitsbestand“ Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 156 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: XYZ-Güter Die ABC-Analyse ist eine statische Analyse, sie betrachtet lediglich den Gesamtverbrauch (Menge und Wert) Von Bedeutung ist aber auch der Verbrauchsverlauf der einzelnen Materialarten Klassifikation von Gütern nach der Stetigkeit des Bedarfs Es gibt Güter, die in relativ konstanten Mengen verbraucht werden deren Verbrauch bestimmten Schwankungen unterliegt oder deren Verbrauch unregelmäßig ist Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 157 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: XYZ-Güter Ableitung von drei Güterklassen: 1. X-Güter: Konstanter Bedarfsverlauf (z.B. Butter, Milch) Einsatzsynchrone Beschaffung 2. Y-Güter: Trendförmiger/saisonaler Bedarfsverlauf (z.B. Sonnenöl, Scheibenwischer) Vorratsbeschaffung 3. Z-Güter: Unregelmäßiger Bedarfsverlauf (z.B. selten benötigte Ersatzteile für Oldtimer) Einzelbeschaffung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 158 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: XYZ-Güter X-Gut, konstanter Verlauf Y-Gut, trendförmiger Verlauf Grafische Darstellung der XYZ-Güter Materialverbrauch Materialverbrauch Zeit Zeit Y-Gut, saisonaler Verlauf Z-Gut, unregelmäßiger Verlauf Materialverbrauch Materialverbrauch Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.649 Zeit Zeit Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 159 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: XYZ-Güter XYZ-Analyse liefert wichtige Informationen für: die Durchführung von Wirtschaftlichkeitsberechnungen und die Planung der Materialbeschaffung X- Güter: zufällige Schwankungen sind klein, für erhöhte Nachfrage ist deshalb kleiner Sicherheitsbestand zu halten „Prognosefehler“ durch Vergleich mit tatsächlichen Zeitreihenwerten z.B. ≤ 10% Y-Güter: größere Schwankungen Prognosefehler mittlerer Art, z.B. von 10-50 % Z-Güter: Sporadischer, unregelmäßiger Bedarf Zeitreihen mit hohen Prognosefehlern Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 160 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Kombination ABC- und XYZ-Analyse Kombination der ABC- mit der XYZ-Analyse ermöglicht differenziertes Vorgehen bei der Beschaffungs- und Lagerplanung Disposition gemäß Plandaten für ABC ! Aktive Preispolitik Kurze Lieferfristen/ hohe Lieferantenzuverlässigkeit Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 325 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 161 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.3. Bestandsmanagement: Bestandsarten Bestand Arten von Bestand: Bestandsverlauf Lagerbestand Buchbestand Höchstbestand Sicherheitsbestand Wieder- Bestellpunktbestand beschaf- fungszeit Bestell- Höchstbestand menge Bestellpunktbestand Bestellung Lieferung Sicherheitsbestand Zeit Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.655 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 162 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.4. Lieferantenmanagement Lieferanten werden heutzutage nach einer Vielzahl von Kriterien bewertet Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 307 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 163 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.4. Lieferantenmanagement Bedarf spezifizieren Bedarf Menge prognostizieren definieren Modalitäten festlegen Lastenheft: „was+wofür“ - Pflichtenheft: „wie+womit“ Anbieter Geeignete Anbieter recherchieren vorauswählen Umfang der Vorauswahl festlegen Art der Anfrage bestimmen Ausschreibungs- Ausschreibungszeitraum festlegen details festlegen Preistableau festlegen Anbieter Ausschreibungsunterlagen verschicken anfragen Ggf. nachfassen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 164 Modul 4: Materialwirtschaft und Beschaffung 4.2.4. Lieferantenmanagement Marktmachtportfolio: Lieferantenstruktur und Marktsituation z.B. 60/30/10-Formel: 60% Hauptlieferant 30% Zweitlieferant 10% Reservelieferant Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.665 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 165