Lernen PDF - Wirtschaftspsychologie - Hochschule Offenburg
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Hochschule Offenburg
Dr. Gregory Bartel
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Diese PDF-Präsentation von Dr. Gregory Bartel von der Hochschule Offenburg behandelt das Thema Lernen im Kontext der Wirtschaftspsychologie. Die Präsentation behandelt Themen wie Habituation, Sensibilisierung, klassische Konditionierung und das sozial-kognitive Lernmodell nach Bandura.
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1 Lernen Allgemeine Wirtschaftspsychologie |Dr. Gregory Bartel Definition 3 „…die Fähigkeit, aus früheren Erfahrungen zu lernen, um den Anforderungen einer sich ständig v...
1 Lernen Allgemeine Wirtschaftspsychologie |Dr. Gregory Bartel Definition 3 „…die Fähigkeit, aus früheren Erfahrungen zu lernen, um den Anforderungen einer sich ständig verändernden Umwelt Definition zu entsprechen“ (Atkinson et al., 2000) Lernen „…relativ permanente Veränderung des Verhaltens als Folge von vorausgehender Erfahrung“ (Myers, 2008) Wir lernen: ▪ durch Habituation und Sensibilisierung (nicht-assoziatives Lernen) Wichtige ▪ aus den Auswirkungen eigenen Verhaltens (Konditionierung) Merkmale ▪ aus der Beobachtung des Verhaltens anderer (Modelllernen) ▪ durch Manipulieren von Symbolen (Sprache) und Objekten (Handfertigkeiten) 4 Habituation und Sensibilisierung 5 Habituation und Sensibilisierung Zwei grundlegende Formen des Lernens: Habituation Sensibilisierung ▪ Reaktion auf einen Stimulus wird ▪ Verhaltensreaktion lässt nach, wenn stärker, wenn der Stimulus einen Stimulus wiederholt wird wiederholt präsentiert wird ▪ Dies geschieht, wenn das ▪ Dies geschieht, wenn diesem ein Vorhandensein des Reizes keine bedrohlicher oder schmerzhafter Konsequenz (insbes. keine Gefahr) Reiz folgt darstellt. Bilder: Pixabay Quelle: Gerrig, (2018) 6 Habituation und Sensibilisierung 7 Habituation im Tiermodell Die Meeresschnecke Aplysia ist wegen ihrer wenigen und dabei sehr großen Nervenzellen ein wichtiges Tiermodell zur Erforschung der molekularen Mechanismen des Lernens. 8 Dishabituation und Sensibilisierung 9 Sensibilisierung Sensibilisierung läuft über die Interneuronen Sensibilisierung durch elektrischen Schock 10 Neuroplastizität bei Habituation und Sensibilisierung Klassische Konditionierung: Entdeckung durch Pawlow 11 ▪ Iwan Pawlow (1849-1936), russ. Physiologe ▪ Beobachtet bedingten Reflex: Hunde erkennen Assistenten scheinbar am Gang und bringen ihn mit Futter in Verbindung → Speicheln Abb: Goerigk & Schmithüsen, (2019) Klassische Konditionierung: das grundlegende Schema 12 ▪ 1. Vor dem Konditionierung löst der US natürlicherweise die unkonditionierte Reaktion aus ▪ 2. Ein neutraler Reiz (NS) z.B. ein Ton, besitzt keine Funktion Stimulus Stimulus ▪ 3. Nach Paarung dieser beiden Stimuli (Assoziation NS + US)… ▪ 4.…wird der NS zu einem konditionierten Stimulus (CS), NS + US der eine konditionierte Stimulus Reaktion auslöst Klassische Konditionierung: das grundlegende Schema 13 14 Furchtkonditionierung Abb: Goerigk & Schmithüsen, (2019) ▪ Prozedur / Konditionen ▪ 1. Ratte wird trainiert, Hebel zu drücken, um Futter zu bekommen ▪ 2. CS (Ton) für 2 min, unmittelbar gefolgt von US (leichter Stromstoß) ▪ 3. CS allein, während Ratten Hebel drücken können ▪ Konditionierte emotionale Reaktion: Unterdrückung des aktuellen Verhaltens („Einfrieren“) ▪ Suppressionsrate = ausbleibende Reaktionen (Hebeldrücken) während CS 15 16 Furchtkonditionierung und Amygdala Amygdala: vermittelt Assoziation senso- rischer Reize mit autonomen Reaktionen Eher emotionales und weniger deklaratives Gedächtnis 18 Dissoziation von emotionalem und deklarativem Gedächtnis Klassische Furchtkonditionierung / Lernphase: 1. Habituationsphase: Farbige Dias 2. Konditionierungsphase: Blaues Dia (CS) + Sehr lauter Ton (US) -> Elektrodermale Reaktion Keine Konditionierung bei Probanden SM046 / Quelle: Bechara et al., 1995, Science, 269, 1115-1118 RH1951 (Bilaterale Zerstörung der Amygdala) 19 Implizite, unbewusste Furchtkonditionierung Die Amygdala vermittelt eine unbewusste emotionale Bewertung von Informationen (insb. der Gesichtswahrnehmung) und Handlungen, die einen enormen Einfluss auf das bewusste Urteilen und Entscheiden hat. 21 Klassische Konditionierung: die Prozesse 1. Erwerb (CS+US) ▪ US wird immer wieder zusammen (zeitlich und räumlich) mit CS dargeboten, jede weitere Wiederholung führt zu einer Verstärkung dieser Verbindung ▪ Der Anstieg der Ausprägung der CR nimmt mit der Zeit ab. 2. Löschung (nur CS) → Rückgang der Stärke der CR, bis hin zum Ausbleiben = Löschung (Extinktion) 3. Spontanremission (nur CS) Die zum Verschwinden gelöschte Reaktion CR kann bei späterer Darbietung des CS (ohne US) spontan wieder ausgelöst werden, sie ist allerdings schwächer Abb: Gerrig, (2018), S. 220 Klassische Konditionierung: Generalisation 22 ▪ Bei der Reizgeneralisation zeigen Reize, die dem CS ähnlich sind, nach erfolgter Konditionierung entsprechend ihrem Ähnlichkeitsgrad die Tendenz, die Reaktion ebenfalls auszulösen → die Wirksamkeit des CS wird generalisiert auf ähnliche Reize Marketing-Beispiel: Transfer von Quelle und Abb.: Becker-Carus & Wendt (2017), S. 300 Markenassoziationen (z.B. Qualität) auf einzelne Produkte Praktische Anwendungsfälle 23 ▪ Ängste/ Stressreaktionen: ▪ Bei der systematischen Desensibilisierung werden starke angstbehaftete Stimuli mit Entspannungsübungen verknüpft, um der gelernten Angstreaktion entgegenzuwirken ▪ Beispiel: starke Angst (CR) vor Hunden (CS), weil als Kind von einem Hund gebissen, und die Angst ist stark generalisiert. In der systematischen Desensibilisierung lernt die Patientin eine Entspannungstechnik (UCS), und denkt gleichzeitig an den CS, bis die Entspannungsreaktion die Angstreaktion ersetzt Praktische Anwendungsfälle 24 ▪ Ängste/ Stressreaktionen: ▪ Expositionstherapie: Praktische Anwendungsfälle 25 ▪ Aversionstherapie z.B. bei Substanzabhängigkeit, ist eine Methode der kognitiven Verhaltenstherapie: ▪ Eine unerwünschte Reaktion wird hier mit einem unangenehmen Stimulus gekoppelt, um das Auftreten der Reaktion oder des Verhaltens zu reduzieren ▪ Zu den Arten der Aversionstherapie gehören: ▪ Olfaktorische/Gustatorische Aversionstherapie ▪ Aversionstherapie für Alkohol z.B. Disulfiram ▪ Anwendung von Elektroschocks ▪ Verdeckte Sensibilisierung (oder verbale Imagination/visuelle Aversionstherapie) Operante Konditionierung: Lernen von Konsequenzen 26 ▪ Bei der operanten Konditionierung geht es um das aktive Lernen neuer Verhaltensweisen - im Gegensatz zur klassischen Konditionierung, bei der Stimuli passiv mit reaktionsauslösenden Reizen assoziiert werden. ▪ „Operant“ bzw. „instrumentell“ meint, dass der Organismus sein eigenes Verhalten einsetzt, um eine bestimmte Konsequenz zu erreichen. ▪ Unter operanter Konditionierung versteht man das Lernen durch Belohnung oder Strafe. SKINNERS EXPERIMENTELLER ANSATZ 27 Mit Hilfe der „Skinner Box“ und einem konsequent experimentellen Vorgehen (systematisches Variieren der Reizbedingungen = der unabhängigen Variablen) konnte Skinner das Grundmuster der operanten Konditionierung demonstrieren Abb: Goerigk & Schmithüsen, (2019) SKINNERS EXPERIMENTELLER ANSATZ 28 Abb: Goerigk & Schmithüsen, (2019) 29 Prinzipien der Verstärkung Verstärker Jeder Reiz oder jedes Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit einer vorangehenden Reaktion erhöht. Positive Negative Verstärker …(+) Verstärker …(-) … sind Reize, deren Hinzufügen zu einer … sind Reize, deren Entfernung zu höheren Auftretenswahrscheinlichkeit einer höheren Auftretenshäufigkeit einer vorausgegangenen Reaktion oder der Reaktion führen. Ein Verhaltensweise führen. Sie sind für unangenehmer Zustand wird den Organismus angenehm. Beispiel: beendet. Beispiel: Abschalten von Futter, Wärme; Aufmerksamkeit, Lob,… grellem Licht oder Lärm. Prinzipien der Verstärkung 30 KEINE NEGATIVE Bestrafung … VERSTÄRKUNG! Löschung … … ist die Verabreichung eines aversiven Reizes, … bezeichnet in der operanten Konditionierung oder der Entzug eines positiven Reizes nach einer (anders als bei der klassischen Konditionierung) Reaktion. Dies führt zu einer Senkung der das Aussetzen der (üblichen) Verstärkung, was Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Reaktion. dazu führt, dass die erlernte Reaktion zunehmend gelöscht wird. Kontingent … Kontingente Verstärkung… … ist die unmittelbare und regelmäßige positive … bedeutet hier: regelmäßig und genau. Konsequenz, sie stärkt die Reaktion, kontingente Tiere und junge Kinder müssen zeitlich sehr dicht Bestrafung wiederum unterdrückt sie. an der Reaktion verstärkt werden. Bei Erwachsenen ist auch zeitversetzte Verstärkung möglich - Kognition spielt dabei eine Rolle, um kausale Zusammenhänge zu erkennen. Überblick über die Arten der Verstärkung und Bestrafung 31 Der Reiz ist für das Individuum Der Reiz wird … angenehm (+) unangenehm (-) hinzugefügt (+) positive Verstärkung positive Bestrafung/Bestrafung 1. (+ +) Art (+ -) entzogen (-) negative Bestrafung/Bestrafung 2. negative Verstärkung Art (- +) ( - -) keine Konsequenz → Löschung Quelle: Gerrig, (2019), S. 234 Modelllernen 32 Beobachtungslernen (auch: Imitationslernen) ▪ Lernen durch Beobachtung und Nachahmung. ▪ Menschen lernen nicht nur durch das Erfahren positiver und negativer Konsequenzen, sondern auch durch Beobachtungslernen. Sozial-kognitives Lernmodell nach Bandura 33 Modell: Menschen, deren Verhalten nachgeahmt wird. Vier Voraussetzungen: 1. Motivation – es braucht einen Anreiz für das Erlernen des beobachteten Verhaltens 2. Aufmerksamkeit – Verhaltensweisen und deren Konsequenzen müssen beachtet werden 3. Wiederholung – das beobachtete Verhalten muss wiederholbar, d.h. im Repertoire des Lerners vorhanden Albert Bandura sein (1925-2021) 4. Speicherung - Neue Informationen werden symbolisch kodiert und ins kognitive System eingeordnet. Müsseler & Rieger, 2017, S. 327 Imitationslernen 36 Lerneffekte ▪ entstehen durch Beobachtung, d.h., neue Verhaltensweisen werden bei anderen wahrgenommen, und das beobachtete Verhalten wird im Zusammenhang mit den kontextuellen Hinweisen der entsprechenden Auslösesituation gespeichert. Bahnungs- und Hemmungseffekte ▪ Beobachtung führt zu Bahnungs- und Enthemmungseffekten, wenn sich das beobachtete Verhalten als erfolgreich erweist → Es entstehen positive Gefühle, welche die Nachahmung des Verhaltens erleichtern. ▪ Beobachtung führt zu Hemmungseffekten, wenn das Modell bestraft wird →Die Imitation des gelernten Verhaltens wird unterbunden, sofern keine anderen kognitiven Erwartungen vorliegen. Modelllernen und Sozialisation 37 Sozialisation ▪ lebenslangen Erwerb von Werten, Normen, Verhaltensmustern und Einstellungen, der die Übernahme einer sozialen Rolle ermöglicht. Primär/Sekundär primäre Sozialisation, in der im Elternhaus die grundlegenden Erfahrungen von Bindung, Vertrauen, Normen und Werten gemacht werden und die mit der Herausbildung einer eigenen Identität abschließen Sekundäre/tertiäre Sozialisation in Schule, Ausbildung oder in anderen Kontexten, in der Selbstgestaltungskompetenzen in einer durch Regeln, Vorschriften und Normen gekennzeichneten sozialen Welt erlernt werden Reale aber auch mediale Vorbilder spielen eine große Rolle. Long-term potentiation 39 Lernen bedeutet: Influencer neuronale Netzwerke ändern sich Marketing Die Offenheit des Menschen für die vielen Lernmöglichkeiten spiegelt sich in der Anzahl der Synapsen wider, die sich in den ersten Lebensmonaten sprunghaft vermehren und bereits im Alter von 1 bis zu 3 Jahren den Höchststand in unserem Leben erreicht haben. Danach nimmt ihre Anzahl wieder ab, ein Zeichen dafür, dass wir nicht mehr für alle Reize offen sind, sondern bestimmte bereits erlernte Bahnen bevorzugen. (Rüdell 2010, 26) Long-term potentiation 40 Lernen bedeutet: Influencer neuronale Netzwerke ändern sich Marketing © Lila Maree Landowski [originally published online 14/11/2019; video generated in 2010] Long-term potentiation 41 Lernen bedeutet: neuronale Netzwerke ändern sich 1. Neuronale Verknüpfungsmuster können durch Erfahrungen modifiziert werden 2. Lernen beruht auf Veränderungen „normaler“ neurochemischer Prozesse, die die synaptische Signalübertragung regulieren 3. Lernen beruht nicht auf speziellen „Gedächtniszellen“, sondern auf Veränderungen an den gleichen Zellen, die sensorischen und motorischen Funktionen in einem bestimmten Verhaltenskontext zugrunde liegen Source: Goldstein, B. (2019). Cognitive Psychology. Cengage. Lernfaktoren im Gehirn 42 Die Rolle der Amygdala für den ersten Eindruck Die individuelle Begabung (sprachlich, anschaulich, motorisch) durch genetische Disposition und frühkindliche Prägungen Die Motivation: leichter Stress (Ausschüttung von Noradrenalin), der als positiv erlebt wird (so genannter Eustress), ist dem Lernen zuträglich. Er garantiert eine wache Aufmerksamkeit und erleichtert das Fokussieren auf die wichtigsten Inhalte des Lernstoffs – 1. Noradrenerge System (Noradrenalin): allgemeine Aufmerksamkeit – 2. Dopaminerge System (Dopamin): Neugierde, Belohnungserwartung, Belohnung – 3. Cholinerge System (Acetylcholin): gezielte Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis Genug Schlaf oder Non-Sleep-Deep-Rest, um das Erlernte zu konsolidieren. 43 Neuroscientist: How To Learn Faster | Andrew Huberman #hubermanlab #shorts #lifehacks 44 The Need for Sleep Source: https://www.sleepfoundation.org/ 45 Prinzipien für effektive Lernprozesse (nach Margret Arnold) 1. Lernprozesse eingebunden in soziale Situationen. 2. Lernprozesse, die die Interessen/Ideen der Lernenden berücksichtigen. 3. Wenn das vorhandene Vorwissen mobilisiert wird. 4. Wenn positive Emotionen in das Lernen eingebunden werden. 5. Wenn Zeit zum Reflektieren bleibt. 6. In einer unterstützenden, motivierenden, herausfordernden Umgebung. 46 NEUROSCIENTIST: LATEST STUDY on how you can LEARN 20X FASTER | Andrew Huberman - YouTube