Traumaverarbeitungstechniken: EMDR & Beobachtertechnik

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Questions and Answers

Welche der folgenden Interventionen ist bei der Beobachtertechnik im Kontext der Traumaverarbeitung nicht angemessen?

  • Sicherheit gewährleisten und Überflutung vermeiden.
  • Reaktionen wie Trauer und Wut als Zeichen der Verarbeitung behutsam begleiten.
  • Eine vollständige und detaillierte Exploration des Traumas in der ersten Sitzung, um alle Aspekte zu erfassen. (correct)
  • Die Bedürfnisse des verletzten jüngeren Ichs imaginativ befriedigen.

Bei welchen Patienten sollte das EMDR-Standardprotokoll nicht angewendet werden?

  • Patienten mit einer stabilen psychischen Belastbarkeit.
  • Patienten mit klar abgrenzbaren Traumaerinnerungen.
  • Patienten mit komplexen und wenig abgrenzbaren Kindheitstraumatisierungen. (correct)
  • Patienten mit Traumatisierungen der jüngeren Vergangenheit.

Welches Vorgehen ist bei der Anwendung von Traumaverarbeitungstechniken am wenigsten zielführend?

  • Ausschliesslich auf die traumatischen Erlebnisse fokussieren, ohne die aktuelle Lebenssituation zu berücksichtigen. (correct)
  • Eine Nachbearbeitung der Traumakonfrontationen durchführen.
  • Einen starken Gegenwartsbezug herstellen, um die Behandlung sicherer und effektiver zu gestalten.
  • Aushaltbare Belastungen zulassen, aber Überflutungen und Dissoziationen vermeiden.

Welche Modifikation des EMDR-Standardprotokolls ist bei Patienten mit labiler Emotionsregulierung und dissoziativ veränderten Traumaerinnerungen indiziert?

<p>Fraktioniertes Prozessieren und Anwendung von Pendeltechniken. (B)</p> Signup and view all the answers

Welches der folgenden Ziele wird nicht explizit im Kontext der Beobachtertechnik und EMDR genannt?

<p>Eine vollständige Amnesie bezüglich des traumatischen Ereignisses erreichen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Motivationen wird am häufigsten bei der Ausübung sexueller Gewalt genannt?

<p>Macht (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage über die Häufigkeit von sexueller Gewalt bei männlichen und weiblichen Betroffenen ist zutreffend?

<p>Frauen sind doppelt bis dreifach häufiger betroffen als Männer. (A)</p> Signup and view all the answers

Welcher der genannten Punkte ist KEINE typische Auswirkung sexueller Gewalt auf die Betroffenen?

<p>Gestärktes Selbstwertgefühl (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Verhaltensweisen wird bei männlichen Betroffenen sexueller Gewalt häufiger beobachtet als bei weiblichen?

<p>Sexuelle Risikoverhalten (C)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man im Kontext von Traumafolgestörungen unter dem Begriff 'Täter-Introjekte'?

<p>Innere Repräsentanzen der Täter, die unbewusst autoaggressives Verhalten fördern. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Auswirkung haben abgespaltene traumatische Erinnerungen auf die Verarbeitung des Traumas?

<p>Sie verhindern eine integrierte Verarbeitung und schwächen psychische Funktionen. (D)</p> Signup and view all the answers

Wie beeinflusst der Zeitpunkt einer Traumatisierung die Schwere der psychischen Folgen?

<p>Je früher die Traumatisierung stattfindet, desto schwerwiegender sind die Folgen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Rolle spielen 'unreife Ich-Funktionen' bei der psychischen Verarbeitung von Traumata?

<p>Sie führen zu einer Überforderung der Psyche und erschweren die Verarbeitung. (B)</p> Signup and view all the answers

Wie wirkt sich sexuelle Gewalt, die als Machtinstrument eingesetzt wird, psychodynamisch auf die Betroffenen aus?

<p>Sie verursacht eine Zerstörung der leib-seelischen Integrität und des Selbstwertgefühls. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Interventionen ist kein zentrales Element im Rahmen von Yoga zur Unterstützung von traumatisierten Personen?

<p>Das Drängen auf spezifische Handlungen, um Konfrontation mit der Trauma-Erfahrung zu erzwingen. (A)</p> Signup and view all the answers

In welcher Phase der Trauma-Therapie findet üblicherweise die eigentliche Trauma-Exposition statt?

<p>In der zweiten Phase, nach hinreichender Stabilisierung. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten die Rolle des beobachtenden Ichs bei der Beobachtertechnik?

<p>Es schildert die Beobachtungen dem erzählenden Ich und hilft bei der Verarbeitung. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage trifft am ehesten auf die Entstehung von Anteilen (z.B. 'verletztes Kind', 'kritischer Elternteil') im Kontext psychodynamischer Modelle zu?

<p>Anteile entwickeln sich als Folge spezifischer Lebenserfahrungen, wobei traumatische Erlebnisse eine besonders prägende Rolle spielen können. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Bedingungen stellt keine wesentliche Voraussetzung für ein traumabearbeitendes Vorgehen dar?

<p>Der Wunsch der Therapeutin, die Trauma-Bearbeitung durchzuführen. (D)</p> Signup and view all the answers

Was ist im Rahmen der therapeutischen Beziehung bei psychodynamischen Traumatherapien besonders wichtig hinsichtlich der Validierung des Erlebens der Patientin?

<p>Die Validierung des Erlebens bedeutet, das Erlebte der Patientin anzuerkennen, ohne die 'Richtigkeit' der Erzählungen in Frage zu stellen. (A)</p> Signup and view all the answers

Bei welchen der folgenden dissoziativen Zustände ist die Trauma-Arbeit relativ kontraindiziert?

<p>Bei schweren dissoziativen Zuständen. (D)</p> Signup and view all the answers

Was ist das primäre Ziel der Phase I (Stabilisierung und Ressourcenaktivierung) in der Trauma-Therapie?

<p>Erlernen von Fertigkeiten zur Emotionsregulation und Erhöhung der Selbstwirksamkeit. (A)</p> Signup and view all the answers

Welchen Zweck hat die Psychoedukation im Rahmen einer psychodynamisch orientierten Traumatherapie?

<p>Die Psychoedukation hat zum Ziel, die Patientin über Traumafolgesymptome als Anpassungsreaktionen, Neurobiologie psychischer Traumatisierungen und Ego-State-Perspektiven aufzuklären. (A)</p> Signup and view all the answers

In welcher Phase der Traumatherapie nach psychodynamischen Modellen findet üblicherweise die Trauma-Exposition statt?

<p>Phase II: Trauma-Exposition (A)</p> Signup and view all the answers

Welchen Zweck erfüllt die Etablierung eines 'sicheren Ortes' im Rahmen der Beobachtertechnik?

<p>Er bietet einen imaginären Raum der Sicherheit und Kontrolle, um die Auseinandersetzung mit dem Trauma zu erleichtern. (D)</p> Signup and view all the answers

Was sollte im Rahmen der Vorbereitung auf die Beobachtertechnik nicht erfolgen?

<p>Die Patientin wird dazu angehalten, die traumatische Situation detailliert und in allen Einzelheiten zu rekonstruieren. (A)</p> Signup and view all the answers

Welches Ziel verfolgt die traumaspezifische Stabilisierung im Rahmen einer psychodynamischen Traumatherapie nicht?

<p>Etablierung eines schnellen und direkten Zugangs zur Traumaerinnerung, um diese zu verarbeiten (C)</p> Signup and view all the answers

Warum ist es wichtig, im Rahmen von Yoga bei traumatisierten Personen kein Recht auszuüben, auf bestimmte Handlungen zu drängen?

<p>Weil Drängen die Gefahr einer erneuten Traumatisierung birgt und das Gefühl von Kontrolle untergräbt. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Interventionen würde am wenigsten einem störungsspezifischen Vorgehen bei komplexer Traumatisierung entsprechen?

<p>Konfrontation mit traumatischen Erinnerungen in der ersten Therapiesitzung. (B)</p> Signup and view all the answers

Wie wird der beobachtende Teil bei der Beobachtertechnik unterstützt?

<p>Durch die Vermittlung zwischen dem erlebenden und erzählenden Ich. (A)</p> Signup and view all the answers

Was ist das primäre Ziel der Phase III (Integration und Neuorientierung) in der Behandlung von Traumafolgestörungen?

<p>Förderung der Identitätsfindung und Entwicklung neuer Lebensperspektiven. (C)</p> Signup and view all the answers

Welchen potenziellen Nachteil sollte man bei der Nutzung von schriftlichen Informationsmaterialien in der Psychoedukation von Traumapatienten besonders beachten?

<p>Schriftliche Materialien müssen unbedingt auf den Wissensstand und die Aufnahmefähigkeit des Patienten abgestimmt sein. (C)</p> Signup and view all the answers

Wie sollte eine Therapeutin idealerweise reagieren, wenn im Laufe einer psychodynamischen Traumatherapie Misstrauen und negative Übertragung seitens der Patientin auftreten?

<p>Verständnisvoll reagieren, die Ursachen des Misstrauens explorieren und die Situation klären. (B)</p> Signup and view all the answers

Warum ist es wichtig, in der therapeutischen Beziehung bei Traumatherapien auf eine 'parteiliche Abstinenz' zu achten?

<p>Um das Erleben der Patientin zu validieren, ohne die 'Richtigkeit' ihrer Erzählungen in Frage zu stellen. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten den Unterschied zwischen Typ-I- und Typ-II-Traumatisierung im Kontext psychodynamischer Modelle?

<p>Typ-I-Traumatisierung bezieht sich auf einmalige traumatische Ereignisse, während Typ-II-Traumatisierung durch wiederholte oder chronische Traumata gekennzeichnet ist. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden psychodynamischen Annahmen ist NICHT zutreffend für das Verständnis und die Behandlung von Traumafolgestörungen?

<p>Die Bearbeitung von traumatischen Erinnerungen im Hier und Jetzt ist wichtiger als die Aufdeckung unbewusster Konflikte. (A)</p> Signup and view all the answers

Ein Patient mit einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (kPTBS) berichtet über Schwierigkeiten in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen, massive Stimmungsschwankungen und ein negatives Selbstbild. Welche der folgenden therapeutischen Interventionen wäre im Rahmen einer psychodynamischen Behandlung am wenigsten geeignet, um diese Symptome anzugehen?

<p>Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen in der ersten Therapiesitzung, um eine schnelle Desensibilisierung zu erreichen. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt am treffendsten die Rolle der Übertragung und Gegenübertragung in der psychodynamischen Traumatherapie?

<p>Übertragung und Gegenübertragung können wertvolle Informationen über die Beziehungsmuster des Patienten und die unbewussten Reaktionen des Therapeuten auf das Trauma liefern. (B)</p> Signup and view all the answers

Ein Therapeut arbeitet mit einem Patienten, der als Kind emotionalen Missbrauch erlebt hat und nun Schwierigkeiten hat, anderen zu vertrauen. Im Laufe der Therapie idealisiert der Patient den Therapeuten stark und sieht ihn als allwissend und perfekt an. Welche der folgenden Interpretationen der Übertragung wäre im psychodynamischen Sinne am angemessensten?

<p>Der Patient erlebt eine Wiederholung der frühen Beziehungserfahrungen und projiziert das Bedürfnis nach einer idealen Bezugsperson auf den Therapeuten. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten die Bedeutung der Dissoziation im Kontext von Traumafolgestörungen aus psychodynamischer Sicht?

<p>Dissoziation dient als Abwehrmechanismus, um das Bewusstsein während des traumatischen Ereignisses oder danach von überwältigenden Emotionen und Erfahrungen abzuspalten. (B)</p> Signup and view all the answers

Ein Therapeut bemerkt bei sich selbst starke Gefühle von Hilflosigkeit und Überforderung, nachdem er mit einem Patienten gearbeitet hat, der über detaillierte Berichte von schwerem Kindesmissbrauch berichtet. Welche der folgenden Reaktionen des Therapeuten wäre unter Berücksichtigung der Konzepte von Gegenübertragung und Supervision am angemessensten?

<p>Die eigenen Gefühle in der Supervision reflektieren, um die Auswirkungen auf die therapeutische Beziehung zu verstehen und angemessene Strategien zu entwickeln. (E)</p> Signup and view all the answers

Flashcards

Traumaverarbeitungsreaktionen

Reaktionen wie Trauer oder Wut während der Traumaverarbeitung signalisieren Verarbeitung und sollten behutsam begleitet werden.

Nachbereitung (Beobachtertechnik)

Nach der Beobachtertechnik werden die Bedürfnisse des verletzten jüngeren Ichs imaginativ befriedigt.

Ziel der Beobachtertechnik

Traumatische Erlebnisse werden distanziert betrachtet, um sie sicher zu verarbeiten und zu integrieren.

EMDR-Standardprotokoll

EMDR-Standardprotokoll nur bei Stabilität und klaren Traumaerinnerungen anwenden.

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Belastungsgrenze (Trauma)

Während der Traumakonfrontation nur aushaltbare Belastungen zulassen und Überflutungen vermeiden.

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Traumafolgestörung

Eine psychische Störung, die als Reaktion auf ein traumatisches Ereignis entsteht.

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Typ-II Traumatisierung

Wiederholte oder anhaltende traumatische Ereignisse. Oft in der Kindheit.

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Psychodynamisches Modell (Trauma)

Befasst sich damit, wie frühe traumatische Erfahrungen das Selbst und die Beziehungen beeinflussen.

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Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS)

Eine Traumafolgestörung, die durch Schwierigkeiten in der Affektregulation, im Selbstbild und in Beziehungen gekennzeichnet ist.

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Wiedererleben (Trauma)

Das Erlebte wird immer wieder durchlebt in Form von Flashbacks, Träumen oder belastenden Erinnerungen.

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Vermeidung (Trauma)

Vermeidung von Gedanken, Gefühlen oder Orten, die mit dem Trauma in Verbindung stehen.

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Hyperarousal (Trauma)

Anhaltende Symptome erhöhter Erregung, wie z.B. Schlafstörungen, Reizbarkeit oder erhöhte Schreckhaftigkeit.

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Ziel: Traumatherapie

Schutz vor weiterer Traumatisierung der Patientin.

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Emotionsarbeit-Trauma

Gefühle erkennen, benennen und voneinander unterscheiden.

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Selbstwahrnehmung-Trauma

Achtsamkeit gegenüber eigenen Wünschen und Bedürfnissen entwickeln.

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Phasen der Traumatherapie

Stabilisierung, Ressourcenaktivierung, Trauma-Exposition, Integration, Neuorientierung.

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Stabilität (Trauma)

Fähigkeit zur Selbstberuhigung und Trost.

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Täterkontakt (Trauma)

Kein aktueller Kontakt zum Täter.

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Diagnostik: Dissoziation

Ausschluss von dissoziativen Symptomen.

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Einverständnis (Trauma)

Patientin muss aufgeklärt sein und zustimmen.

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Imaginative Übungen

Sicherer Ort, innere Helfer, ideal Eltern, Tresor

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Beobachtende Ich (Trauma)

Der beobachtende Teil vermittelt zwischen erlebendem und erzählendem Ich.

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Formen sexueller Gewalt

Gewalt wie Vergewaltigung, Belästigung, Inzest und erzwungene Prostitution.

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Betroffene sexueller Gewalt

Überwiegend Frauen und Mädchen sind betroffen, viel häufiger als Jungen.

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Motivationen für sexuelle Gewalt

Die Machtausübung ist oft das Hauptmotiv (70%), gefolgt von Wut (25%) und Sadismus (5%).

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Sexualität bei Betroffenen

Vermeidung von Sexualität, Berührungen, selbstschädigendes Verhalten sind häufig.

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Täter-Introjekte

Frühe Traumata führen zu inneren Repräsentanzen des Täters.

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Abspaltung traumatischer Erinnerungen

Traumatische Erinnerungen werden abgespalten, was integrierte Verarbeitung verhindert.

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Auswirkungen von Abspaltungen

Sie schwächen psychische Funktionen und lassen pathogene Objektrepräsentanzen unverändert.

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Überforderung durch Traumata

Traumata überfordern die Psyche, besonders bei unreifen Ich-Funktionen.

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Zeitpunkt der Traumatisierung

Je früher Traumatisierungen stattfinden, desto schwerwiegender sind die Folgen.

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Anteile (Ego-States)

Innere Anteile, die aus Lebenserfahrungen, besonders Trauma, entstehen.

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Ziel der Anteile-Arbeit

Das Ziel, die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen zu verbessern.

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Therapeutische Beziehung

Eine emotional positive und vertrauensvolle Beziehung zur Patientin aufbauen.

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Vermeidung von Re-Traumatisierung

Sicherstellen, dass die Therapie nicht zusätzlich traumabedingten Stress verursacht.

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Validierung des Erlebens

Das Erlebte der Patientin anerkennen, ohne die Richtigkeit in Frage zu stellen.

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Psychoedukation

Informationen über Trauma und seine Folgen geben, um das Verständnis zu fördern.

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Traumafolgen als Anpassung

Traumafolgesymptome werden als normale Anpassungsreaktionen auf extreme Ereignisse erklärt.

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Imaginationsübungen

Techniken, um innere Ruhe und Sicherheit zu fördern, z.B. 'Der sichere Ort'.

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Gute Körperzustände herstellen

Einen Zustand des Wohlbefindens und der Entspannung im Körper fördern.

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Study Notes

Sitzung 7: Modelle und Psychotherapie der Traumafolgestörungen

  • Vorlesung am 16.12.2024
  • Gehalten von PD Dr. Sonja Etzler, Universität Kassel
  • Bestandteil des Masterprogramms Klinische Psychologie und Psychotherapie, Modul 4

Agenda

  • Definition Trauma und Übersicht über Traumafolgestörungen
  • Psychodynamische Modelle der Traumafolgestörungen
  • Behandlung der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung

Definition Trauma

  • Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten.
  • Es geht einher mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe und bewirkt eine dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses.
  • Terr (1995) unterscheidet psychische Traumata je nach Dauer des Ereignisses:

Typ-I-Traumatisierung

  • Entsteht durch einzelne, kurz dauernde, meist plötzliche Ereignisse.
  • Beispiele sind Unfälle, Vergewaltigungen, Überfälle, Naturkatastrophen, technische Katastrophen.
  • Kennzeichen sind akute Bedrohung bzw. Lebensgefahr, Überraschung und Plötzlichkeit.

Typ-II-Traumatisierung

  • Entsteht durch länger andauernde, mehrmalige, sich wiederholende Traumata.
  • Beispiele sind Geiselhaft, Folter, Krieg, Kriegsgefangenschaft, wiederkehrende Konfrontation mit Extremsituationen.
  • Wiederholte sexuelle oder körperliche Gewalt wie Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung, wiederholte Vergewaltigungen und häusliche Gewalt sind weitere Beispiele.
  • Gekennzeichnet durch eine Vielzahl verschiedener traumatischer Einzelereignisse und geringe Vorhersehbarkeit.
  • Typ-II-Traumatisierung und sog. „man-made-disaster" haben schwerwiegendere und langfristigere Folgen als Typ-I-Traumatisierung.

Übersicht über Traumafolgestörungen

  • Trauma kann zu verschiedenen psychischen Störungen führen:
    • Anpassungsstörung
    • Akute Belastungsreaktion
    • Depression
    • Angst
    • Somatisierung
    • Sucht
    • Dissoziation
    • Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)
    • Persönlichkeitsänderung (komplexe PTSD)
    • Persönlichkeitsstörung
  • Bewältigung und Integration/Kompensation sind mögliche Reaktionen.

Akute Belastungsreaktion (gekürzte Kriterien)

  • Klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen ungewöhnlicher Belastung und Symptombeginn.
  • Wechselndes Symptom-Bild: Nach anfänglicher Betäubung treten verschiedene Symptome wie Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität und Rückzug auf.
  • Rasche Symptomrückbildung: Symptome klingen meist innerhalb weniger Stunden nach Entfernung aus der Belastung ab.

Posttraumatische Belastungsstörung (gekürzte Kriterien)

  • Ereignis und Belastung: Betroffene waren einer außergewöhnlichen Bedrohung ausgesetzt.
  • Wiedererleben und Vermeidung: Belastung wird durch Flashbacks, Träume oder innere Bedrängnis wiedererlebt; ähnliche Umstände werden vermieden.
  • Symptome: Mögliche Symptome sind Erinnerungslücken, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Hypervigilanz oder erhöhte Schreckhaftigkeit.
  • Zeitrahmen: Symptome treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Ereignis auf.

Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung

  • Merkmale: Unflexibles und unangepasstes Verhalten, feindselige oder misstrauische Haltung, sozialer Rückzug, Gefühle von Leere und Hoffnungslosigkeit, chronische Nervosität, Entfremdung.
  • Dauer: Mindestens zwei Jahre, nicht durch andere Störungen oder Hirnschäden erklärbar.
  • Auswirkungen: Unflexibles Verhalten mit Beeinträchtigungen in Beziehungen und Beruf.
  • Diagnose: Fremdanamnese erforderlich.

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (gekürzte Kriterien)

  • Erst im ICD-11, hier nach Herman (2003).
  • Auslöser: Langfristige totalitäre Unterdrückung, z. B. durch Geiselnahme, Kriegsgefangenschaft, Missbrauch in familiären oder sexuellen Beziehungen, Sekten oder Banden.
  • Zusätzlich:
    • Affektregulation: Anhaltende Dysphorie, Suizidgedanken, Selbstverletzungen etc.
    • Bewusstseinsveränderungen: Amnesie, Intrusionen, Depersonalisation, Derealisation.
    • Selbstwahrnehmung: Ohnmacht, Scham, Schuldgefühle, Initiativeverlust.
    • Täterschutz: Idealisierung, Rachegedanken, paradoxe Dankbarkeit, Übernahme der Täterideologie.
    • Beziehungsprobleme: Isolation, gestörte Intimität, Retter-Suche, Misstrauen, fehlender Selbstschutz.
    • Wertesystem: Verlust von Glauben, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung.

Anpassungsstörung (gekürzte Kriterien)

  • Ereignisse unterhalb der Traumaschwelle.
  • Auslöser: Psychosoziale Belastung (z. B. Verlust, Trennung).
  • Symptome: Depressive Stimmung, Angst, Überforderung, soziale Beeinträchtigungen oder Verhaltensauffälligkeiten innerhalb eines Monats.
  • Dauer: Maximal sechs Monate nach Ende der Belastung (außer bei chronischer Belastung).
  • Ausschluss: Keine andere psychische Störung erklärt die Symptome besser.

Exkurs Sexuelle Gewalt

  • Formen sexueller Gewalt: Vergewaltigung, Belästigung, häusliche Gewalt, Inzest, erzwungene Prostitution.
  • Betroffene: Hauptsächlich Frauen und Mädchen, aber Jungen sind doppelt bis dreifach häufiger betroffen.
  • Traumatische Auswirkungen: Zerstörung der leib-seelischen Integrität, sexualisierte Gewalt oft Machtinstrument.
  • Motivationen: Macht (70 %), Wut (25 %), Sadismus (5 %), selten sexuelle Befriedigung.
  • Sexualität bei Betroffenen: Häufig generelle Abneigung (60 %), Vermeidung von Berührungen, selbst- oder fremdschädigendes Verhalten.
  • Prostitution: Teilweise aus Rache oder als Machtinstrument.
  • Sexuelle Risikoverhalten: Häufiger bei männlichen Betroffenen (50 %) als bei weiblichen (25 %).
  • Schutzstrategien: Vermeidung von Sexualität und Intimität zum Schutz vor retraumatisierenden Erinnerungen.

Verlauf psychischer Traumatisierung

  • Verlaufsmodell von Horowitz (1979, aus Fischer & Riedesser 2003, S. 98)
  • Besteht aus einer traumatischen Situation.
  • Führt zu Aufschrei/Überflutung oder Abwehr
  • In der Abwehr gibt es Vermeidung/Verleugnung/Abstumpfung
  • Nach dem Durcharbeiten folgt Kontrolle, dann relativer Abschluss des Zyklus.

Psychodynamische Modelle der Traumafolgestörungen

  • Psychodynamik – Entstehung von Repräsentanzen

Frühkindliche Traumata und Täter-Introjekte

  • Traumata (Typ II) führen zu inneren Repräsentanzen der Täter, die unbewusst autoaggressives Verhalten und Trauma-Wiederholungen fördern.
  • Traumatische Erinnerungen werden häufig abgespalten.

Beeinträchtigte Verarbeitung

  • Abspaltungen verhindern eine integrierte Verarbeitung und schwächen psychische Funktionen.
  • Pathogene Objektrepräsentanzen bleiben unverändert.

Überforderung und Ich-Funktionen

  • Traumata überfordern die Psyche, besonders bei unreifen Ich-Funktionen.
  • Traumatische Erfahrungen mit nahen Bezugspersonen führen zu widersprüchlichen Erlebnissen.

Zeitpunkt der Traumatisierung

  • Je früher Traumatisierungen stattfinden, desto schwerwiegender sind sie (Entwicklung von Ich-Funktionen).
  • Es entsteht Unvereinbarkeit von zentralen (Bindungs-) Wünschen an die Person und dessen Verhalten.

Psychodynamik – Selbst- und Objektrepräsentanzen

  • Identifikation mit dem Aggressor in Abwesenheit schützender Bindung wird eine destruktive Bindung aufgebaut, was intensive Bindungen zu schädlichen Objekten fördert und ein zentraler Abwehrmechanismus in traumatischen Erfahrungen ist.
  • Traumatisierende Beziehungen prägen Selbst- und Schuldgefühle: Selbstrepräsentanzen oft als wertlos und schuldig. Schuldgefühle enthalten die Illusion von Kontrolle.
  • Wünsche nach nahen, verschmelzenden Beziehungen: Beziehungsrepräsentanzen sind aber mit Ohnmacht und Destruktion verknüpft.

Psychodynamik - Beziehungen

  • Wiederholte destruktive Beziehungen: Betroffene suchen oft ähnliche destruktive Beziehungen, teilweise als einfache Wiederholung, als „Bestrafung“ für innere Repräsentanzen oder auch um unbewusst Heilung durch eine Veränderung des Partners zu erlangen.
  • Gute Beziehungen wirken unattraktiv, da sie keine Verbindung zu traumabezogenen Mustern bieten.
  • Häufige Vermeidung oder destruktive Beziehungsmuster, verbunden mit einem Wunsch nach Kontrolle der inneren Objekte und Heilung der inneren Verletzungen.

Dissoziations- und Gedächtnisforschung

  • Traumagedächtnis nach van der Kolk (2000).
  • Dissoziative Mechanismen: Unter Einwirkung setzen dissoziative Mechanismen ein und erzeugen einen veränderten Bewusstseinszustand, um die Alltagspersönlichkeit von extrem hohen Erregungsniveaus zu schützen.
  • Nicht-symbolisiertes Gedächtnis: Erfahrungen werden nicht im expliziten autobiografischen Gedächtnis gespeichert sondern verbleiben als nicht symbolisierte Erinnerungsspuren im impliziten Gedächtnis.
  • Assoziative Erinnerungen: Diese können durch Stimuli aktiviert werden, die mit den ursprünglichen traumatischen Erfahrungen assoziativ verknüpft sind und äußern sich in Flashbacks, traumatischen Träumen oder Verhaltensinszenierungen.
  • Kann allerdings auch einer „neurotischen“ Verarbeitung unterliegen.

Behandlung der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung

  • Generelles: Traumatherapie-Entwicklung, Verfahren entwickeln eigene Methoden, Strategien nähern sich an.
  • Debatte: Stabilisieren vs. Konfrontieren: Psychodynamik priorisiert Stabilisierung, Verhaltenstherapie betont Konfrontation.
  • Übereinstimmend wird Traumatherapie als aktive Behandlungsform konzipiert.
  • Sachsse (2004, S. 189): „Jede Form assoziativer Therapie, die unstrukturiert und unklar ist, die regressionsfördernde Elemente enthält, eine Regression im Rahmen der therapeutischen Beziehung oder/und auf der Station zum Ziel hat und sich auf einen aus sich selbst heraus wirksamen therapeutischen Prozess verlässt, verbietet sich für diese Klientel“.

Behandlungsmanual der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung

  • Luise Reddemann, Wolfgang Wöller, Hogrefe

Verschiedene Phasen der Therapie

  • Erstgespräch – Diagnostik und Anamnese
  • Probatorik
  • Phase I: Stabilisierung und Ressourcenaktivierung
  • Phase II: Trauma-Exposition
  • Phase III: Integration und Neuorientierung

Diagnostik von Trauma

  • Diagnostische Situation nicht von Behandlungssituation trennbar: Sensible Diagnostik wichtig, zu intrusive Gesprächsführung kann Beziehung schwerwiegend stören.
  • Grösste Vorsicht bei Erfragung von Traumatisierung, Mittelweg: Stichworte und abstrakte Rückmeldung erfragen, keine Einzelheiten berichten und bewusst eine emotional distanzierte Haltung.
  • Reaktionen des Umfelds auf Traumatisierungen erfragen.
  • Dissoziative vs. Neurotische Verarbeitung: Dissoziative: Affektregulation und Schneidedruck evtl. stärker – genauer explorieren, Neurotische: Sprechen über Trauma ist möglich.

Allgemeine Prinzipien in der Arbeit mit komplex traumatisierten Patienten

  • Psychodynamisches Beziehungsverständnis
  • Phasenorientierung
  • Förderung salutogenetischer Faktoren und Ressourcenaktivierung
  • Keine Förderung der Entfaltung der Pathologie in der therapeutischen Beziehung – antiregressives Setting
  • Stellenwert von Imaginationen – gezielt nutzen, für das Erschaffen einer guten „inneren Welt“
  • Beobachtende Haltung
  • Strukturbezogene Interventionen
  • Ego-State-Arbeit: Selbst besteht aus verschiedenen Anteilen (z. B. verletztes Kind, kritischer Elternteil etc.), Ziel ist: Kommunikation und Integration zu verbessern.

Therapeutische Beziehung

  • Emotional positiv getönte Bindung zur Patientin herstellen, Auf die Gemeinsamkeit der Therapieziele achten.
  • Keine Verstärkung von traumabedingtem Stress durch die Therapie, Reale Verfügbarkeit und Präsenz, Parteiliche Abstinenz.
  • Vermeidung von allzu engen therapeutischen Beziehungen – Abhängigkeitserleben.
  • Misstrauen und negative Übertragung – Verständnisvoll sein und sofort aufgreifen und klären.

Psychoedukation

  • Erläuterungen zur Frage von Schuld und Verantwortung geben.
  • Traumafolgesymptome als Anpassungsreaktionen erläutern.
  • Informationen zur Neurobiologie psychischer Traumatisierungen geben.
  • Ego-State-Perspektive zur Erläuterung von Traumaphänomenen nutzen.
  • Auf Möglichkeiten rechtlicher Beratung hinweisen, schriftliche Infomaterialien, zu Beginn aber auch während Behandlung immer wider sinnvoll.

Phase I: Stabilisierung und Ressourcenaktivierung

  • Therapie als neue Beziehungserfahrung.

Traumaspezifische Stabilisierung

  • Imaginationsübungen, Körperübungen, und Schutz vor weiterer Traumatisierung.
  • Benennung, Validierung und Differenzierung von Gefühlen, Selbstfürsorge und Selbstwertgefühl fördern, sichere Orte.

Voraussetzungen für ein traumabearbeitendes Vorgehen

  • Stabilität der Patientin: Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen.
  • Kein anhaltender Täterkontakt, umfassende Diagnostik dissoziativer Symptomatik.
  • Aufklärung und mündliches Einverständnis der Patientin, relative Kontraindikation bei schweren dissoziativen Zuständen, nur sehr erfahrene Traumatherapeuten.
  • Traumaarbeit dann im Rahmen einer längeren Sitzung.

Beobachtertechnik I

  • Vertrautheit mit dem inneren Beobachter sowie imaginativen Übungen wie „sicherer Ort", „innere Helfer“, „ideale Eltern“ und „Tresor“.
  • Erlebte Situation benennen und klären, worin die Belastung besteht.
  • Das beobachtende Ich schildert die Beobachtungen dem erzählenden Ich.

Beobachtertechnik II

  • Reaktionen wie Trauer, Wut oder Zittern deuten auf eine Verarbeitung hin und sollten behutsam begleitet werden.
  • Bedürfnisse des verletzten jüngeren Ich imaginativ befriedigen.
  • Durch die Beobachtertechnik werden traumatische Erlebnisse mit Distanz betrachtet.

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)

  • EMDR-Standardprotokoll nur bei belastbarer Stabilität und klaren Traumaerinnerungen.
  • "Umgekehrtes Standardprotokoll" bei umfangreicheren Kindheitstraumatisierungen ohne dissoziative Symptomatik.
  • Fraktioniertes Prozessieren und "Pendeltechniken" bei labiler Emotionsregulierung und dissoziativ veränderten Traumaerinnerungen.

Gemeinsamkeiten der Techniken

  • Nur aushaltbare Belastungen zulassen, Überflutungen und Dissoziationen vermeiden.
  • Starker Gegenwartsbezug für sichere und effektive Behandlung.
  • Ziel: Verbesserung der Lebensqualität in der Gegenwart.
  • Nachbearbeitung der Traumakonfrontationen ist erforderlich

Phase III: Integration und Neuorientierung

  • Integration und Trauer finden nicht erst am Ende der Therapie statt.
  • Unterschied, ob man Eltern entidealisieren oder ihren Trauma akzeptieren muss.
  • Sich Zeit die Zeit der Enttäuschung zu verarbeiten und Visionen für das neue Leben zu entwerfen

Weiterführende Informationen

  • Vorträge von Luise Reddemann, Bessel van der Kolk Buch: „The Body Keeps Score"

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