Psychiatriekritik und Sozialpsychiatrie

Sozialpsychiatrie - BA, 3. Semester 2024

• Der Kurs behandelt Sozialpsychiatrie im BA-Studiengang im 3. Semester 2024.
• Der Dozentin ist Stefanie Schmid, BA.
• Die Veranstaltung findet an der MCI | Die Unternehmerische Hochschule® in Innsbruck/Österreich statt.

Themen

• Begriffsdefinition: Grundlagen und Definitionen der Sozialpsychiatrie.
• Wandel in der Psychiatrie: Geschichtliche Entwicklung der Sozialpsychiatrie.
• Dimensionen der Sozialpsychiatrie: Unterschiedliche Perspektiven auf das Thema.
• Spannungsfeld: Schutz / Hilfe / Gesetze / Kontrolle: Abwägung von Interessen.
• Aktuelle Angebote in Tirol: Informationen zu regionalen Angeboten.
• Vorstellung PSZ / PSP: Vorstellung von psychiatrischen Zentren.
• Zukunft der Sozialpsychiatrie: Zukunftsperspektiven und Herausforderungen.

Leistungsbeurteilung

• Präsentation: 50%
• Klausur: 50%
• Klausurtermin: 28.11.2024
• Kompensation bei Abwesenheit: Schriftliche Arbeit zum zugeteilten Thema (2,5 Seiten).

1. Definition - Sozialpsychiatrie

• Gruppendiskussion (6 Personen -15 Minuten): Besprechung des Begriffs „Sozialpsychiatrie“.
• Flipchart: Aufzeichnen von Begriffen und Ideen.

Sozialpsychiatrie – Hans Strotzka

• Zentrale Fragestellung: Bedeutung sozialer, kultureller und Umwelteinflüsse auf seelische Gesundheit und Krankheit.
• Fokus: Diagnose, Prognose, Therapie und Vorbeugung, mit Berücksichtigung von Gruppen und sozialen Zusammenhängen.

Sozialpsychiatrie – Priebe und Hoffmann

• Schwerpunkte: Der Bedeutung sozialer Faktoren, psychische Gesundheit, Krankheit und deren Prävention und Veränderung.

Sozialpsychiatrie – Schmitt

• Sozialpsychiatrie als Wissenschaft, die die Erscheinungsformen des seelisch Abnormen in Bezug zu Gesellschaft und Individuum analysiert.
• Fokus: Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge.

Sozialpsychiatrie - Inhalte

• Ätiologie: Ursachen von Erkrankungen und deren Auslösern.
• Soziale Faktoren: Faktoren, die mit psychischen Erkrankungen zusammenhängen.
• Epidemiologie: Verbreitung psychischer Erkrankungen.
• Versorgung und Struktur: System der psychiatrischen Versorgung.
• Behandlung/Therapie/Unterstützung: Spezifische Behandlungsansätze.
• Sozialer, gesellschaftlicher und kultureller Kontext: Rahmenbedingungen für psychische Gesundheit und Krankheit.
• Prävention und Gesundheitsförderung: Vorbeugungsmaßnahmen.

2. Geschichtliche Entwicklung d. Sozialpsychiatrie

• Zeigt Veränderungen: in der Beurteilung und Behandlung psychischer Erkrankungen.
• Bewegte Vergangenheit: Zeigt wichtige Schritte in der Geschichte der Psychiatrie auf, die gezeigt haben, dass die Psychiatrie ein Spiegel der Gesellschaft ist.
• Nicht statisch: Betont, dass sich die Sozialpsychiatrie im Laufe der Zeit entwickelt hat.
• Damit wir nicht vergessen: Erarbeitung der geschichtlichen Entwicklung ist wichtig, um die aktuelle Situation besser zu verstehen.

Anfänge der Sozialpsychiatrie

• Beginn im 19. Jahrhundert: Errichtung von Anstalten für „Geisteskranke“.
• Geburtsstunde der Psychiatrie als eigenständige medizinische Disziplin.
• Keine soziale psychiatrische Betreuung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
• Gemeindenahe Psychiatrie konnte sich nicht durchsetzen.
• Beginn des 20. Jahrhunderts: Entstehung des Begriffes „soziale Psychiatrie“.

Weltkrieg / Nationalsozialismus

• Rückgang der reformerischen Ansätze: Durch den Ersten Weltkrieg und Nationalsozialismus verminderte sich der Wert menschlichen Lebens und es gab die Freigabe von Vernichtung lebensunwerten Lebens.
• Rassenhygiene/Eugenik

Nachkriegszeit – Zeit der Psychopharmaka

• Wiederaufnahme des Konzepts der „sozialen Psychiatrie“.
• Aufbau von Versorgungseinrichtungen.
• Integration von Menschen mit psychischer Erkrankung.
• Psychopharmaka wurden als Werkzeug zur „Ruhigstellung“ eingesetzt (Überfüllung, etc.).
• Einführung neuer Medikamente (Neuroleptika, Antidepressiva, Tranquilizer).

1968er- Bewegung

• Beseitigung von Missständen in stationären Einrichtungen.
• Rechtlich-soziale Benachteiligung psychisch kranker Menschen.
• Entwicklung zu einer rehabilitativen und therapeutischen Psychiatrie.

Antipsychiatrie

• Kritik an der sozialpsychiatrischen Praxis, wobei diese als „verdoppelte Psychiatrie“ und „versteckter Bevormundung“ bezeichnet wurde.
• Forderung nach mehr Mitbestimmung der Betroffenen.
• Ablehnung von Psychopharmaka und Zwangsbehandlungen.
• Weniger akademische Orientierung.
• Integration neuer Ideen.

Das Weglaufhaus „Villa Stöckle"

• Antipsychiatrische Kriseneinrichtung, mit der Möglichkeit sich dem psychiatrischen System zu entziehen.

Enthospitalisierung – warum?

• Wissenschaftliche Untersuchungen die den Einfluss von Umwelt und Kultur auf psychische Erkrankungen nachgewiesen haben.
• Erfindung/Entwicklung moderner Psychopharmaka.
• Entwicklung von soziotherapeutischen/rehabilitativen Interventionen.
• Kritische Auseinandersetzung mit psychiatrischen Praktiken.

Zusammenfassung: Geschichte Sozialpsychiatrie

• Zusammenfassung der geschichtlichen Entwicklung der Sozialpsychiatrie.
• Analyse verschiedener Phasen und Einflussfaktoren.

1950er - Wiederaufnahme

• Wiederaufnahme der sozialpsychiatrischen Betrachtung.
• Ausbau akuter ambulanter Unterstützung.
• Einführung Psychopharmaka

Die Dimensionen der Sozialpsychiatrie

• Sozialpsychiatrie als wissenschaftliche Disziplin,
• Sozialpsychiatrie als politisch-normativer Standpunkt,
• Sozialpsychiatrie als therapeutische Praxis.

3.1 Sozialpsychiatrie als wissenschaftliche Disziplin

• Krankheitsursachen (biologisch, psychologisch, sozial)
• Epidemiologie (Verbreitung von Krankheiten)
• Versorgung und Versorgungsstrukturen
• Prävention und Gesundheitsförderung
• Sozialer und gesellschaftlicher Kontext

Krankheitsursachen: Bio-psycho-soziales Modell

• Einflussfaktoren wie biologische Ursachen, psychologische Faktoren (Kognitionen, Emotionen), soziale Faktoren.

Epidemiologie

• Kontinuierliche Zunahme der Krankschreibungen wg. psychischer Erkrankungen.
• Steigerung der psychischen Erkrankungen von 2011 bis 2021 um 53 Prozent.
• Im Jahr 2022 15 % aller Krankschreibungen auf psychische Erkrankungen zurückzuführen.

Arbeitsunfähigkeits-Tage/Fälle

Anteil der Arbeitsunfähigkeits Tage von Versicherten

Weitere Zahlen (Deutschland)

• 1,02 Millionen Menschen aufgrund von psychischen Erkrankungen vollstationär behandelt (2021).
• 22,6 % der Krankenhausaufenthalte von DAK-versicherten Jugendlichen (2022) als Folge einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung

Versorgung

• Leistungsangebot
• Standards
• Bedarfsdeckung

Bedarfs- und Entwicklungsplan Tirol (BEP)

• Für Angebote der Behindertenhilfe 2015-2030
• Teilhabegesetz als Kontroll- und Weiterentwicklungsmechanismus.

Prozessüberblick (BEP)

• Prozessübersicht des Bedarfserhebungsprozesses

Prävention und Gesundheitsförderung

• Vorausschauende Erkrankungen und Problemvermeidung in der Gesellschaft.
• Förderung von gesundheitlichen Ressourcen bei Betroffenen.
• Internationale Gesundheitsförderung (Ottawa Charta 1986).

Gesundheitsziele Österreich

• Handlungsrahmen für gesundheitsförderliche Gesamtpolitik bis 2032.
• Zentrale Gesundheitsziele und Themenbereiche.

Psychosoziale Gesundheit Förderung

• Wichtig für Lebensqualität
• Einflussfaktoren auf negative Entwicklungen.
• Maßnahmen zur Stärkung psychischer Gesundheit.

Beispiele Kampagnen/Projekte

• Gesundheitskompetenz Projekte innerhalb von Betrieben und Unternehmen.
• Beratung und Support von Elternbildner.
• Mobil Kinderpsychologen und Psychologen in Kindergärten.
• Projekt „kinderleicht“.

10 Schritte für psychische Gesundheit

• Schrittweise Anleitung zur Verbesserung der psychischen Gesundheit.

Sozialer und gesellschaftlicher Kontext

• Leistungsorientierung, Stigmatisierung.
• Formen der Stigmatisierung in unterschiedlichen Bereichen (Ebene, Individuum, Institution)

3.2 Sozialpsychiatrie als politisch-normativer Standpunkt

• Grundsatz des Inklusionsgedankens in der Sozialpsychiatrie.
• Fokus auf Empowerment und Recovery.

Inklusion

• Was ist Inklusion?
• Konkrete Umsetzung des Inklusionsgedankens in Bezug auf praktische Beispiele.

Übung - Inklusion

• Praxisorientierter Ansatz, um das Konstrukt Inklusion anhand konkreter Beispiele zu untersuchen.
• verschiedene Bereiche (Institution, Behandlungsansätze, individuelle Ebene).

Empowerment

• Die Bedeutung von Selbstbefähigung/Selbstbestimmung im Kontext von Empowerment.
• Anwendung von Empowerment in der Sozialpsychiatrie.

Recovery

• Hintergrund und Entwicklung des Konzepts.
• Entdeckung und Bedeutung.

3.3 Sozialpsychiatrie als therapeutische Praxis

• Psychotherapie
• Case-Management
• Sozialpsychiatrischer Dienst
• Persönliche Assistenz
• Medikamentöse Therapie
• Krisenintervention
• Beratung
• Gruppenangebote
• Betreutes Wohnen
• Tagesstruktur
• Peer-Beratung
• Arbeitsintegration
• Selbsthilfegruppen

Medikamentöse Therapie - Psychopharmaka

• Wirkungsmöglichkeiten.
• Neben- und Nebenwirkungen.
• Potenzielle Risiken (z.b. Abhängigkeit).

Psychopharmaka – Darreichungsformen

• Unterschiedliche Arten von Psychopharmaka und deren Einnahmeformen.

Psychopharmaka - Antidepressiva

• Wirksamkeit und Wirkungsmechanismen.
• Anwendungsgebiete (Indikationen).
• Neben- und Nebenwirkungen.

Psychopharmaka - Antipsychotika

• Wirksamkeit und Wirkungsmechanismen.
• Anwendungsgebiete (Indikationen).
• Neben- und Nebenwirkungen.

Psychopharmaka - Beruhigungsmittel

• Wirksamkeit und Wirkungsmechanismen.
• Anwendungsgebiete (Indikationen).
• Neben- und Nebenwirkungen.

Weitere Psychopharmaka

• Weitere Medikamente.

Psychotherapie

• Behandlungsansätze (Beschreibung).
• Psychotherapeutische Verfahren (Therapiemethoden).

Psychotherapie – Gemeinsamkeiten

• Gemeinsamkeiten von verschiedenen Therapieformen.
• Verlauf und Phasen.

Finanzierung Psychotherapie Tirol

• Finanzierung von Psychotherapie durch Krankenkassen in Tirol.
• Kostenübernahme (Selbstkostenbeitrag).

Zusammenfassung: Dimensionen der Sozialpsychiatrie

• Kurzübersicht über die behandelten Themenbereiche.

Vorbereitung asynchrone Einheit

• Themengebiete für die asynchrone Einheit, inkl. PSP (Gastvortrag).

4. Spannungsfeld Sozialpsychiatrie

• Abwägung zwischen Schutz, Hilfe, und rechtstaatlichen Normen.

Gesetze

• Allgemeingültige Gebote, auf denen das Handeln von Menschen beruhen soll.

Welche Gesetze müssen wir kennen?

• Grundrechte.
• UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung.
• Teilhabegesetz.
• Unterbringungsgesetz.
• Erwachsenenschutzrecht.
• Strafrecht.

UN-Behindertenrechts-Konvention

• Verpflichtungen der Unterzeichnerstaaten.

UN-Behindertenrechts-Konvention - Artikel 3

• Grundsätze des Übereinkommens.

Wesentliche Inhalte - psychische Erkrankung

• Wichtige Punkte zum Thema psychische Erkrankung.

Fallbeispiel 1

• Fallbeispiel einer Person mit Anpassungsstörung.
• Detaillierte Erklärung und Beschreibung.

Finanzielle Absicherung - bei Arbeitsunfähigkeit

• Möglichkeiten der finanziellen Absicherung bei Arbeitsunfähigkeit (Krankenkasse, Pensionsversicherung, Mindestsicherung).

Fallbeispiel 2

• Fallbeispiel einer Person mit mehreren Erkrankungen.
• Detaillierte Erklärung und Beschreibung.

Psychiatrischer Notfall

• Definition des psychiatrischen Notfalls.

Psychiatrischer Notfall – Beispiele

• Beispiele für Situationen, die auf einen psychiatrischen Notfall hindeuten.

Grundregel der psychiatrischen Krisenintervention

• Wichtige Schritte im Umgang mit einem psychiatrischen Notfall.

Psychiatrischer Notfall – Umgang

• Wichtige Aspekte bei der Bewältigung von Notfällen.

Stufen der Suizidalität

• Stufen des Suizidverlaufs.
• Hinweise für den Umgang in diesen Phasen.

Unterbringungsgesetz

• Definition und Kriterien für eine Unterbringung.

Fallbeispiel 3

• Fallbeispiel einer Person mit Entwicklungsstörung und chronischen Erkrankungen.
• Detaillierte Erklärung und Beschreibung.

Erwachsenenschutzgesetz

• Rahmenbedingungen für die Unterstützung von Erwachsenen mit eingeschränkter Entscheidungsfähigkeit (Vertretungsnetz).

Formen des betreuten Wohnens

• Formen von Begleiteter Wohnformen und Unterstützung.

Sozialpsychiatrisches Case-Management

• Vorgehensweise des Case-Management in der Sozialpsychiatrie.

New adapted Treatment (Bedürfnisangepasste Behandlung)

• Frage, welche Bedeutung/Ausrichtung der Begriff haben könnte.

Open Dialogue – Offener Dialog

• Konzept des offenen Dialogs zur Behandlung von Psychosen.
• Methode in Finnland
• Schwerpunkte und Ansatzpunkte.

7. Zukunft in der Sozialpsychiatrie - De-Institutionalisierung

• Zukunftsperspektiven für die Sozialpsychiatrie bei der De-Institutionalisierung und UN-BRK Artikel 19.

Institutionelle Wohnform

• Kriterien nach UN-Ausschuss.

Gruppenarbeit – die Zukunft der Sozialpsychiatrie

• Gruppenarbeit zur Erstellung eines Zukunftsbildes der Sozialpsychiatrie (Gruppenaufgaben).

Wer soll und wer wird in Zukunft in der psychiatrischen Versorgung arbeiten?

• Fachleute und Gruppen, welche in der Zukunft in der psychiatrischen Versorgung arbeiten werden (Diskussion).

Sozialarbeiter*in in der Sozialpsychiatrie

• Rolle und Aufgaben von Sozialarbeiter*innen in der Sozialpsychiatrie.

Rückblick / Feedback

• Möglichkeit zum Rückblick und Austausch.

Klausur

• Informationen zur Klausur. - Form und Umfang.

Quellenangaben

• Auflistung der verwendeten Quellen.

Dieses Quiz behandelt zentrale Themen der Psychiatriekritik und deren Auswirkungen auf die Sozialpsychiatrie. Es werden wichtige Aspekte wie die Ziele der Enthospitalisierung und die Bedeutung von Einrichtungen wie der 'Villa Stöckle' thematisiert. Erfahren Sie mehr über die Entwicklungen in der Psychiatrie und die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu psychischen Erkrankungen.