IBL 08

Lerneinheit 8: Beschaffung und Logistik

• Das Modul ist Industriebetriebslehre.
• Die Vorlesung findet am 02.12.2024 statt, unter der Leitung von Sven Hinrichsen.

Lernziele

• Die Bedeutung von Beschaffung und Logistik für Industriebetriebe verstehen.
• Ziele und Aufgabenbereiche von Beschaffung und Logistik verstehen und einordnen können.
• Beschaffungsstrategien und Lieferantentypen unterscheiden können
• Arten von Beschaffungskosten kennen.
• Den Zweck der "Total Cost of Ownership"-Methode verstehen.
• Die Methode der ABC-Analyse prinzipiell anwenden können (Übung).

Bedeutung von Beschaffung und Logistik

• BMW AG dient als Beispiel zur Verdeutlichung des Materialaufwands im Verhältnis zum Umsatz.
• Im Jahr 2020 betrugen die Umsatzerlöse 75.040 Mio. €, mit einem Exportanteil von 81,5 %.
• Die Produktion umfasste 2.255.608 Automobile und 168.115 Motorräder.
• Der Materialaufwand belief sich auf 57.425 Mio. €.

Einfluss der Beschaffungsfunktion auf den Gewinn

• Beispielrechnung: Umsatzerlöse = 100 Mio. EUR, Materialkosten = 50 Mio. EUR, Umsatzrendite = 5 %.
• Es werden Fragen aufgeworfen, wie die Umsatzerlöse gesteigert bzw. Materialkosten reduziert werden müssen, um den Gewinn um 50 % zu steigern.

Sourcing-Strukturen in der deutschen Automobilindustrie

• Es wird ein Überblick über die Anzahl der Automobilkonzerne(OEM), System-, Teilrsystemund Komponentenlieferanten in Deutschland gegeben.
• Ungefähr 40 Systemlieferanten (1st-Tier-Supplier) mit mehr als 5000 Mitarbeitern sind auf der ersten Stufe tätig.
• Circa 250 Teilsystemlieferanten (2nd-Tier-Supplier) mit jeweils mehr als 500 Mitarbeitern sind auf der zweiten Stufe tätig.
• Etwa 1400 Komponentenlieferanten (n-Tier-Supplier) mit meist weniger als 500 Mitarbeitern sind auf den weiteren Stufen tätig.

Zusammenhänge zwischen Beschaffung und Logistik

• Beschaffung und Logistik hängen über gemeinsame Objekte zusammen, dazu gehören Werkstoffe, Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, unfertige/fertige Erzeugnisse Waren, Informationen, Personen, Anlagevermögen und Dienstleistungen.

Ziele der Logistik

• Die Logistik verfolgt Kostenziele, Zeitziele und Ergebnisziele.
• Zu den Zielen gehören die Minimierung von Logistikkosten und Kapitalbindung, die Optimierung von Durchlaufzeiten, die Einhaltung von Terminen, die Sicherstellung von richtigen Orten, Gütern und Zuständen.

Unterteilung der (Material-) Logistik nach Phasen

• Die Materiallogistik wird in Beschaffungs-, Produktions-, Distributions- und Entsorgungslogistik unterteilt.
• Die Beschaffungslogistik umfasst den Wareneingang von Lieferanten und die zugehörigen Transporte.
• Die Produktionslogistik beinhaltet die Prozesse in den Arbeits- und Lagersystemen.
• Die Distributionslogistik umfasst den Warenausgang und Transporte zu den Kunden.
• Die Entsorgungslogistik kümmert sich um die Rückführung und Entsorgung von Materialien.

Funktionen der Logistik

• Basis- und Ergänzende Funktionen werden in den Logistikfunktionen unterschieden, wie Transportieren, Lagern, Umschlagen, Kommissionieren, Verpacken und Ladeeinheiten bilden.
• Transportieren umfasst die Ortsveränderung von Gütern/Personen mittels Transportmitteln.
• Lagern beinhaltet die Überbrückung von Zeiträumen durch Ein- und Auslagern von Gütern.
• Umschlagen umfasst alle Förder- und Lagervorgänge beim Übergang der Güter auf und von Transportmitteln.
• Kommissionieren ist das Zusammenstellen von Güterteilmengen aus einem Gesamtsortiment.
• Verpacken ist der Prozess, bei dem das Packgut mit der Verpackung vereint wird.
• Ladeeinheiten sind Güter, die zum Zweck des Umschlags durch einen Ladungsträger zusammengefasst sind.

Logistische Prozesse

• Materialflussprozesse umfassen Wareneingang, Lagerung, Transport, Versand und Entsorgung mit dazugehörigen Tätigkeiten.
• Informationsflussprozesse beinhalten Planung, Disposition, Steuerung und Kundenauftragsbearbeitung.

Ziele der Beschaffung

• Kostenziele, Ergebnisziele, Direkte Beschaffungskosten ,Indirekte Beschaffungskosten, Beschaffungsfolgekosten, Güterqualität, Lieferbereitschaft
• Zusammensetzung setzt sich zusammen aus Direkte Beschaffungskosten, Indirekte Beschaffungskosten und Beschaffungsfolgekosten.

Strategische und operative Beschaffung

• Supply Chain Management umfasst die Strategische Beschaffung (Sourcing), Operative Beschaffung (Purchasing) und Beschaffungslogistik
• Strategische Beschaffung (Sourcing) umfasst Bedarfspezifikation, Lieferantenauswahl und Vertragsabschluss
• Operative Beschaffung (Purchasing) umfasst Bestellung auslösen, Bestellung überwachen und Bewerten.

Beschaffungsstrategien

• Beschaffungsstrategieen hängen ab vom Produzent der Güter, Komplexität der zugekauften Güter,Anzahl der Lieferanten und Standorte der Lieferanten.
• Diese werden eingeteilt in Insourcing, Outscourcing, systemsourcing, componentsourcing, Singlesourcing, multiplesourcing, Globale Beschaffung und Inlandsbeschaffung

Operative Aufgaben der Beschaffung

• Strategische Beschaffung - Operative Beschaffung wird auch unterschieden in Bedarfsplanung, Bestandsplanung, Bestellpolitik und Lieferantenpolitik.
• Bedarfsplanung ist Primär- Sekundär- und Tertiärbedarf
• Bestandsplanung beinhaltet Lager- Sicherheits- und Meldebestand untergrenze
• Bestellpolitik ist eine festlegung von Bestellzeitpunkte und Bestellmengen
• Liferantenpolitik ist eine Struktur, Beurteilung, vergleich von Angeboten.

Bedarfsplanung

• Umfasst Absatz- und Produktionsplanung, Beschaffungsplanung mit fertigen Erzeugnissen, Unfertige Erzeugnisse Waren, Roh-Hilfs und Betriebsstoffe.

»Total Cost of Ownership«-Methode

• Wörtliche übersetzung bedeutet Total , Cost, and Ownership,
• Alle
• Kosten
• während der Verfügungsgewalt über ein Objekt
• Sämtliche Kosten vor und während der Geschäftsbeziehung, erfasst bzw. geschätzt und verglichen werden.
• Wird angewendet bei Investitionsgütern und Materialien.
• TCO Reduzierung ist als ein Hauptmotiv des »Supply Chain Managements.

»Total Cost of Ownership«-Methode – Arten von Beschaffungskosten

• Wird unterschieden in offensichtliche Beschaffungskosten und nicht offensichtliche Beschaffungskosten.
• Offensichtlich sind Einkaufspreise und nicht offensichtlich sind Fracht- Zoll Versicherungs- und Lagerkosten.

»Total Cost of Ownership«-Methode - Beispiel einer Lieferantenanalyse

• Schulungskosten, Rechtsberatungskosten, Lagerkosten, Fracht- und Transportkosten, Angebots- preis A und B.

ABC-Analyse: Vorgehensweise

• Gliederung der Güter in A- B- und C-Güter auf Grundlage des Beschaffungsvolumen

ABC-Analyse: Lorenzkurve zur Darstellung der Ergebnisse einer ABC-Analyse

• Diagram von Wertanteil in % zu Mengenanteil in %.

Zusammenfassung

• Materialkosten haben an den Gesamtkosten eines Industriebetriebes zumeist einen großen Anteil. Daher sind die Funktionen der Beschaffung und Logistik von großer Bedeutung für den Erfolg eines Industriebetriebs.
• Mit Beschaffungsentscheidungen sind vielfach auch Logistikentscheidungen verbunden, beide Funktionen stehen in engem zusammenHang zueinander.
• Ziel der Logistik ist es, die richtigen Güter in der richtigen Menge im richtigen Zustand zur richtigen Zeit zum richtigen Ort zu möglichst geringen Kosten zu bringen.
• Die (Material-) Logistik kann nach ihren Phasen in Beschaffungs-, Produktions-, Distributions- und Entsorgungslogistik unterteilt werden.
• Mittels der TCO-Methode sollen direkte und indirekte Beschaffungskosten sowie Beschaffungsfolgekosten geschätzt werden.

Übungsaufgabe 1: Beschaffungsmanagement – Grundmodell der Lagerplanung

• Ein Schreibwarengroßhändler muss die optimale Bestellmenge für Schreibblöcke ermitteln, um die Gesamtkosten zu minimieren.
• Es müssen die direkten Beschaffungskosten (Preis x Menge), indirekten Beschaffungskosten (Bestellkosten) und Lagerhaltungskosten berücksichtigt werden.

Übungsaufgabe 2: ABC-Analyse

• Eine ABC-Analyse soll durchgeführt werden, um die im Produktionsprozess verwendeten Materialien zu klassifizieren und Kostensenkungen zu ermöglichen.
• Erläutert werden müssen der Zweck der ABC-Analyse, die Vorgehensweise und die graphische Darstellung der Ergebnisse als Lorenz-Kurve.