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Dieses Dokument fasst die deutsche Dichtung im Zeitalter des Barock und die Aufklärung zusammen. Es beschreibt die verschiedenen Bewegungen und ihre Vertreter. Es gibt einen Überblick über die Themen der Literatur, wie z. B. Harmonie, Toleranz und Offenheit.
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Die Dichtung im Zeitalter des Barock ca. 1600–1720 Die Reformation hatte die Macht der Fürsten auf Kosten der kaiserlichen Gewalt gesteigert. Durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) erhielten die Länderfürsten auch die Kirchenhoheit. Die meisten Städte hatten zu dieser Zeit ihre...
Die Dichtung im Zeitalter des Barock ca. 1600–1720 Die Reformation hatte die Macht der Fürsten auf Kosten der kaiserlichen Gewalt gesteigert. Durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) erhielten die Länderfürsten auch die Kirchenhoheit. Die meisten Städte hatten zu dieser Zeit ihre Macht und Bedeutung bereits eingebüßt. Kunst und Wissenschaft standen in der Obhut der Höfe. Hier wurden die Dichter gekrönt und einige von ihnen in die höfische Gesellschaft aufgenommen. Der Begriff Barock entstammt dem Portugiesischen Die unregelmäßig geformte Perle wurde “barroco“ genannt. Sie heißt bis heute Barockperle. Ein typisches Kennzeichen des Barock ist die Tendenz zum Gesamtkunstwerk. Was in dieser Epoche gebaut oder künstlerisch geschaffen wurde, sollte einen gemeinsamen Zug haben. Das Barock entwickelte sich etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts aus der Renaissance. Die Gegenreformation rüttelt das religiöse Gewissen erneut wach. Viele Menschen wurden durch sie dem Katholizismus zurückgewonnen, andere gerieten in tiefen Zwiespalt. Der dreißigjährige Krieg Die ab 1517 stattfindende Reformation führte rasch zu einer Spaltung der Kirche in Deutschland. Der 1555 verabschiedete Augsburger Religionsfrieden mit dem Rechtsgrundsatz bewirkte, dass ganze Fürstentümer entweder protestantisch oder katholisch wurden. Die Spannungen zwischen den Konfessionen und noch viel mehr die machtpolitischen Spannungen zwischen Kaiser und Fürsten verschärften sich in den folgenden Jahren und so wurde 1618 der Prager Fenstersturz zum Dreißigjährigen Krieg. Folgen des Krieges Der Film stellt die machtpolitischen und die konfessionellen Konflikte eingehend vor und zeigt die Phasen des Krieges, in denen Frankreich, Schweden, Österreich und Dänemark auf deutschem Boden in wechselnden Allianzen ihre Vormachtstellung in Europa zu festigen oder auszubauen versuchten. Die Ergebnisse des Westfälschen Friedens von 1648 werden gezeigt, die sich bis heute in der föderalen Struktur der Bundesrepublik auswirken. Der Krieg wies jeden Tag darauf hin, wie nahe Freud und Leid, Leben und Tod, Diesseits und Jenseits beieinander lagen. Darum suchten die Menschen leidenschaftlich Trost und Erhebung (seelisches Glückgefühl) im Religiösen. Merkmale dieser Epoche Die deutsche Dichtkunst blieb zurück. Die Gelehrten übernahmen maßgeblich die Führung in der Literatur. Ihre Poesie kam aus den Studierstuben, nicht aus dem Leben und war nüchtern und trocken. Man suchte deswegen künstlerisch Anschluss an Italien, England, Holland und vor allem an Frankreich, wo der Humanismus lebendig war. Fremde Formen der Poesie: Ode, Sonett und fremde Versmaße wurden übernommen, bis die Pflege der deutschen Sprache und Dichtung erneut Aufmerksamkeit fand. Die Sprachgesellschaften Die Anlehnung an der ausländische Dichtkunst brachte eine Unzahl Fremdwörter und Sprachverwendungen, vor allem französische, in die deutsche Sprache. Dieser Bewegung traten Männer aus gelehrten und adligen Kreisen entgegen (als Gegenbewegung) und schlossen sich zu Sprachgesellschaften zusammen. Sie wollten die deutsche Sprache reinigen und einen Sprachstil pflegen. Dichtung der Aufklärung Im 18 Jahrhundert bestimmen drei Bewegungen das geistige Leben Deutschlands: Rationalismus, Pietismus und Rokoko. Sie lösten einander nicht ab, sondern liefen nebeneinander her oder überschnitten sich. Der stärkste dieser Jahrhundertströmungen war der Rationalismus. Diese Bewegung sorgte dafür, auf die Frage nach dem Verhältnis der Menschen zu Gott, zum Mitmenschen und zum Staat mit Hilfe der Vernunft zu antworten. Ferner zielte der Rationalismus darauf ab, den Menschen „Aufklärung“ zu geben. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, schrieb der Philosoph Kant (1724-1804). Daraufhin untersuchten die Rationalisten, die Glaubenslehren mit der Vernunft in Einklang zu bringen und auf rationalem Wege zu beweisen. Wunder zweifelten die Rationalisten an oder führten sie auf natürliche Vorgänge zurück. Die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaften und Mathematik, die durch Erfahrung und Denken zustande gekommen waren, stärkten den Willen, auch auf allen Gebieten mit Hilfe des kritischen Verstandes zu allgemeingültigen Erkenntnissen und Gesetzen zu gelangen. Pietismus als Gegenbewegung Gegen Rationalismus trat der Pietismus auf, er wurde sein Hauptgegner. Der Pietismus war eine der Mystik verwandte religiöse Bewegung innerhalb des Protestantismus. Die Pietisten erstrebten eine Vertiefung und Verinnerlichung des Glaubens, ihre Anhänger forderten ein Christentum des Herzens und der Tat. Das Rokoko Die dritte Bewegung, das Rokoko, trägt ihren Namen nach dem Baustil gleichen Namens. Das Rokoko ist eine Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1730 bis etwa 1780. Der Name entstammt dem französischen Wort Rocaille (Muschelwerk) und bezeichnet ein immer wieder auftretendes Ornamentmotiv, das sich durch Asymmetrie von barocken Formen unterscheidet. Vertreter der drei Bewegungen Alle drei Bewegungen fanden in der deutschen Dichtung ihren Ausdruck. Zum Hauptvertreter der rationalistischen Dichtung wurde Johann Christoph Gottsched, ihr Vollender und Überwinder ist Gotthold Ephraim Lessing. Für den Pietismus zählen Friedrich Gottlieb Klopstock und der junge Wieland zu den wichtigsten Vertretern. Das literarische Rokoko vertraten die Anakreontiker und der junge Goethe. (Anakreontik = Stilrichtung der deutschen und europäischen Dichtung Mitte des 18. Jahrhunderts (Rokoko). Sie kreist um die Themen Liebe, Freundschaft, Natur, Wein und Geselligkeit. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) Er führte die Aufklärung zu ihrem literarischen Höhepunkt und leitete ihre Überwendung ein. Lessing war ein scharfsinniger Denker, richtungsweisender Dramatiker und rastloser Forscher. Lessing sollte nach Willen der Eltern Theologie studieren, wandte sich aber der Philosophie, Philologie und Mathematik und danach Medizin zu. Dieses Studium schloss er nicht ab. Lessing war zuerst freier Schriftsteller in Berlin. Hier trat er mit den führenden Männern der Berliner Aufklärung in Verbindung. (Kurz zu seinem Leben: s. S. 54) Nathan der Weise – Übersicht Das Drama „Nathan der Weise“ wurde von Gotthold Ephraim Lessing geschrieben und 1779 veröffentlicht. Im Fokus steht die Gleichstellung der drei Weltreligionen. Das Werk spricht sich also für Harmonie, Akzeptanz und Toleranz aus. Es zählt deswegen zu den bekanntesten Stücken der Aufklärung. Veröffentlichung: 1779 Uraufführung: 1783 Autor: Gotthold Ephraim Lessing Gattung: Drama (Ideendrama) Epoche: Aufklärung Hauptfiguren: Nathan, Recha, Saladin, Curd von Stauffen (Tempelherr) Inhaltsangabe – Nathan der Weise „Nathan der Weise“ ist das bekannteste Werk der Aufklärung. Das Drama spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) in Jerusalem. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der jüdische Kaufmann Nathan. Er lebt mit seiner Adoptivtochter Recha und ihrer Erzieherin Daja in Jerusalem. Bei einem Brand rettet ein christlicher Tempelritter namens Curd von Stauffen Recha aus den Flammen. Er verliebt sich in sie und möchte sie heiraten. Der muslimische Sultan Saladin will währenddessen von Nathan wissen, welche der drei großen Religionen die wahre ist — das Christentum, das Judentum oder der Islam. Nathan vermittelt ihm mithilfe der Ringparabel, dass alle Religionen gleich viel wert sind. Übrigens: Eine Parabel ist eine lehrhafte Erzählung, die vom Leser entschlüsselt werden muss. In der Ringparabel geht es um einen Vater, der einen wertvollen Ring besitzt und diesen nach seinem Tod an seinen liebsten Sohn vererben will. Allerdings hat der Vater drei Söhne, die er alle gleichermaßen liebt. Deshalb kann er sich nicht entscheiden, welchem Sohn er den Ring vermacht. Er lässt daraufhin heimlich Kopien des Rings anfertigen und verteilt sie unter den Söhnen. Nachdem der Vater gestorben ist, geraten die Söhne in Streit. Denn sie wollen wissen, welcher der echte Ring ist. Sie rufen einen Richter herbei, aber der will sich nicht entscheiden. Stattdessen gibt er ihnen einen Rat. Alle drei Ringe sind gleichermaßen echt und wertvoll, denn jeder Ring steht für die Liebe des Vaters. Genau wie die drei Ringe sind auch die drei Weltreligionen gleichwertig. Recha und Curd finden anschließend heraus, dass sie Geschwister sind und ebenfalls mit der Familie des Sultans verwandt sind. Am Ende ist allen Charakteren die Zusammengehörigkeit als Familie wichtiger als die unterschiedlichen Religionen. Das Drama behandelt also Themen wie Harmonie, Toleranz und Offenheit. Dazu gehört auch eine Gleichstellung der drei Weltreligionen. Die Menschen sollen in Frieden zusammenleben und sich nicht aufgrund ihrer Religion bekriegen. Durch das Drama fordert Lessing seine Leser auf, auf ihren Verstand zu achten und vernünftig nach den Werten der Aufklärung zu handeln: Sie sollen Vorurteile ablegen und ihren Mitmenschen offen und tolerant begegnen.