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Herz-Kreislauf-System anatomie physiologie medizin

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This document gives an overview of the human heart and circulatory system, including details on the lymphatic system, and the function and structure of the heart and blood vessels. Anatomical diagrams and illustrations enhance the information provided.

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Herz-Kreislauf-System Lymphknoten finden sich über den ganzen Körper verteilt. Sie sind in die Lymphgefäße eingeschaltet und filtern Anti-...

Herz-Kreislauf-System Lymphknoten finden sich über den ganzen Körper verteilt. Sie sind in die Lymphgefäße eingeschaltet und filtern Anti- RETTEN TO GO gene aus der Lymphflüssigkeit. Die Milz liegt im Abdomen, links direkt unterhalb des Zwerchfells, noch innerhalb des knöchernen Thorax. Sie ist Lymphatisches System das größte lymphatische Organ. Hier vermehren sich Lym- In den primären lymphatischen Organen Knochen- phozyten und überalterte Erythrozyten und Thrombozy- mark und Thymus entstehen und reifen die Abwehrzel- ten werden abgebaut. len. Die sekundären lymphatischen Organe sind Die Abkürzung MALT (Mucosa-Associated Lymphoid Tis- Lymphknoten, Milz und MALT (Mandeln bzw. Waldeyer- sue) fasst das lymphatische Gewebe in den Schleimhäuten Rachenring, Appendix vermiformis, Peyer-Plaques). Hier des Nasen-Rachen-Raums (Mandeln = Tonsillen), des treffen die Lymphozyten auf ihre Antigene. Darms, der Bronchien und des Harn- und Geschlechtssys- Die Lymphgefäße beginnen frei im Gewebe und mün- tems zusammen. Zu den Tonsillen zählen die Gaumen- den in die Venen. Sie transportieren u. a. Flüssigkeit aus mandeln, die Rachenmandel, die Zungenmandel, die Tu- den Geweben in das Kreislaufsystem. benmandeln und die Seitenstränge. Zusammen bilden sie den Waldeyer-Rachenring. Sie fangen v. a. Antigene ab, die mit der Nahrung und der Atemluft aufgenommen werden. Ebenfalls zum MALT gehören die Peyer-Plaques im Dünn- 3.4 Herz-Kreislauf-System darm und die Appendix vermiformis (Wurmfortsatz). Sie fangen v. a. Antigene im Darm ab. 3.4.1 Überblick Herz und Gefäße bilden das Herz-Kreislauf-System (kardio- Lymphgefäßsystem vaskuläres System). Es versorgt die Zellen mit Sauerstoff Aufbau Die Lymphgefäße beginnen mit Lymphkapillaren (O2) und Nährstoffen und transportiert die Abbauprodukte frei im Gewebe, vereinigen sich zu immer größeren Gefäßen ab (z. B. CO2). Das Herz ist der zentrale Motor (Muskelpum- und münden schließlich in die Venen (▶ Abb. 3.4). Damit ist pe), die Blutgefäße dienen als Transportwege. Siehe Kapitel das Lymphgefäßsystem kein geschlossener Kreislauf. Im 23 für die Besonderheiten des kardiovaskulären Systems Verlauf größerer Lymphgefäße befinden sich die Lymphkno- von Kindern (S. 525) und von alten Menschen (S. 531). ten (s. o.). Lymphflüssigkeit und die darin gelösten Stoffe werden als Lymphe bezeichnet. Körperkreislauf und Lungenkreislauf Das Kreislaufsystem besteht aus 2 hintereinandergeschalteten Kreisläufen, in die Funktionen das Herz als zentrale Pumpe eingebaut ist (▶ Abb. 3.14). Im Aufnahme von Flüssigkeit, die aus den Blutkapillaren in Körperkreislauf wird das O2-reiche Blut vom linken Herzen das Gewebe ausgetreteten ist, und Rückführung in den aus im gesamten Körper verteilt. Nach dem Stoffaustausch Blutkreislauf in den Körperzellen fließt das O2-arme Blut zurück zum Abtransport von Stoffen aus dem Gewebe, die z. B. auf- rechten Herzen. Dort wird das Blut in den Lungenkreislauf grund ihrer Größe nicht von den Blutkapillaren resorbiert gepumpt, wo es wieder mit O2 angereichert und zum linken werden können Herzen geleitet wird. Transport der im Darm aufgenommenen Fette in das Blut Transport von Lymphozyten Vorlast und Nachlast Die Vorlast (Preload) ist das Blutvolumen, das dem Herzen zum Weiterpumpen angeboten wird und eine Vorspan- Abb. 3.4 Lymphabfluss. nung im rechten Herz erzeugt. Die Nachlast (Afterload) bezeichnet den Widerstand, ge- Lymphknoten gen den das Herz anpumpen muss, um das Blutvolumen in den Körperkreislauf auszuwerfen. Dieser Widerstand wird v. a. durch die Weite der Blutgefäße bestimmt. Lymphgefäß 3.4.2 Herz Funktionen und Lage venöser arterieller Das Herz arbeitet als Pumpe und hält dadurch den Blutkreis- Schenkel Schenkel lauf in Bewegung. Es pumpt O2-armes Blut zur Lunge (rech- tes Herz) und O2-reiches Blut in den Körper (linkes Herz). 10 % Lymphe Dadurch werden alle Körpergewebe mit O2 und Nährstoffen interstitieller versorgt. Der Antrieb für die Herztätigkeit wird im Herzen Raum selbst erzeugt, im Erregungsbildungs- und Erregungslei- tungssystem (S. 61). Das Herz befindet sich im Brustkorb 90 % 20 l/d (Thorax), und zwar zwischen den beiden Lungenflügeln im Mittelfellraum (Mediastinum, ▶ Abb. 3.5). Kapillare An den Blutkapillaren tritt Flüssigkeit ins Gewebe aus. 90 % da- von werden wieder aufgenommen, der Rest fließt als Lymphe über mind. einen Lymphknoten ins venöse Blutsystem. Aus: I care Anatomie, Physiologie. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. 57 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 3 Anatomie und Physiologie Abb. 3.5 Lage des Herzens im Thorax. linke Halsschlagader Das Herz liegt zwischen den beiden innere rechte Drosselvene (A. carotis communis sinistra) Lungenflügeln, und zwar im Mittelfell- raum (Mediastinum). Es befindet sich (V. jugularis interna dextra) linke Schlüsselbeinarterie zu etwa ⅔ in der linken Brustkorbhälfte rechte Schlüsselbeinvene (A. subclavia sinistra) und zu etwa ⅓ in der rechten. Seitlich (V. subclavia dextra) grenzt es an die Lungenflügel, vorne an das Brustbein (Sternum), hinten an Zusammenfluss die Speiseröhre (Ösophagus) sowie an von Schlüsselbein- die Luftröhre (Trachea) und unten an und Drosselvene das Zwerchfell (Diaphragma). Das Herz (V. brachiocephalica hat die Form eines Kegels, der schräg dextra) im Brustkorb liegt. Dabei zeigt die Herzbasis nach hinten-oben und die rechte Herzspitze nach vorne-unten. Die Aorta Herzspitze liegt etwa auf Höhe des 5. Lungenvenen Zwischenrippenraums (ICR = Interkos- (Vv. pulmonales talraum). Die gedachte Linie von der dextrae) Truncus Herzspitze zur Herzbasis ist die Herz- pulmonalis achse. Sie verläuft von hinten-oben- obere Hohlvene rechts nach vorne-unten-links. Aus: (V. cava superior) Herzachse Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prome- theus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Il- Herzspitze lustrationen von M. Voll und K. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 Herzbasis Zwerchfell rechts links (Diaphragma) Mittellinie Aufbau Abb. 3.6 Form und Aufbau des Herzens. Äußere Form linke Halsschlagader linke Schlüsselbeinarterie Ein gesundes Herz (▶ Abb. 3.6) ist etwa so groß wie die Faust der jeweiligen Person und wiegt bei Erwachsenen ca. 300 g. Truncus brachio- Aorta An der Herzbasis münden bzw. entspringen 4 große Gefäße: cephalicus linke Lungenarterie Hauptschlagader (Aorta) Lungenarterienstamm (Truncus pulmonalis) rechte Lungen- linke Lungenvenen untere Hohlvene (V. cava inferior) arterie obere Hohlvene (V. cava superior) Truncus pulmonalis Innenräume obere linkes Herzohr Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan, das durch die Herz- Hohlvene scheidewand (Septum) in eine rechte und eine linke Herz- hälfte geteilt wird. Jede Herzhälfte hat einen Vorhof (Atri- Ansatz der um) und eine Kammer (Ventrikel), die durch Herzklappen rechtes Kammer- voneinander getrennt sind (▶ Abb. 3.8). Herzohr scheidewand Blutstrom im Herzen untere Hohlvene Die Vorhöfe leiten das Blut aus den zuführenden Gefäßen in rechte Kammer linke Kammer Herzspitze die jeweilige Kammer weiter: Das venöse Blut des Körperkreislaufs strömt über die obe- Ansicht von vorne. Mit dieser Fläche grenzt das Herz an das re und untere Hohlvene (V. cava superior und inferior) in Brustbein (Sternum). Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prome- den rechten Vorhof und von dort über die Trikuspidalklap- theus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. pe in die rechte Kammer. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 Das O2-reiche Blut strömt über die Lungenvenen in den linken Vorhof und von dort über die Bikuspidalklappe wei- ter in die linke Kammer. 58 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Herz-Kreislauf-System Abb. 3.7 Ventilebene mit den 4 Herzklappen. Abb. 3.8 Weg des Blutes durch das Herz. Pulmonalklappe Truncus brachiocephalicus Halsschlagader Aortenklappe Aorta rechte Herz- Schlüsselbeinarterie linke Herz- kranzarterie kranzarterie obere Hohlvene Lungenarterie Lungenvene Lungenvene linker Trikuspidal- Truncus Vorhof klappe pulmonalis Mitral- Bikuspidal- (rechte klappe rechter oder Mitralklappe Koronarvenensinus AV-Klappe) Vorhof (linke AV-Klappe) Trikuspidal- Aorten- Blick von oben. Im Bild sind die Aorten- und die Pulmonalklappe klappe klappe geschlossen. Die AV-Klappen sind geöffnet. Die Bikuspidalklap- untere Hohlvene rechte linke pe wird auch Mitralklappe genannt, weil ihre Form an eine Bi- Kammer Pulmonalklappe Kammer schofsmütze erinnert (griechisch: mitra). Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 Die Pfeile stellen die Fließrichtung dar: blaue Pfeile = O2-armes Blut, rote Pfeile = O2-reiches Blut. Aus: I care Anatomie, Physiologie. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 Die Kammern pumpen das Blut in den Kreislauf: sierte Herzmuskelzellen, die für die Bildung und Weiterlei- Die rechte Kammer leitet das O2-arme Blut über die Pul- tung elektrischer Impulse verantwortlich sind, siehe das monalklappe und den Truncus pulmonalis in den Lungen- Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem (S. 61). kreislauf, wo es mit O2 angereichert wird. Die außen anliegende Herzaußenhaut (Epikard) bildet das Die linke Kammer leitet das O2-reiche Blut über die Aor- innere Blatt des Herzbeutels. tenklappe in die Aorta und weiter in den Körperkreislauf zu den Organen. Der Herzbeutel (Perikard) umhüllt das Herz. Zwischen dem Epikard und dem Perikard befindet sich ein schmaler Spalt, Herzklappen die Perikardhöhle. Sie enthält eine geringe Menge an Flüs- sigkeit, die ein reibungsloses Gleiten der Blätter während Funktion Die Herzklappen sorgen als Ventile dafür, dass der Herzaktion ermöglicht. das Blut im Herz nur in eine Richtung fließt. Die Ebene des Herzens, in der die Klappen liegen, ist die Ventilebene. Es gibt 4 Klappen (▶ Abb. 3.7): Blutversorgung Mitralklappe (Bikuspidalklappe) zwischen linkem Vorhof Koronararterien Das Herz wird nicht durch das Blut ver- und linker Kammer sorgt, das durch die Innenräume fließt, sondern über kranz- Trikuspidalklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter förmig angeordnete Gefäße, die linke und rechte Herzkranz- Kammer oder Koronararterie (kurz: Koronarie). Diese entspringen di- Pulmonalklappe zwischen rechter Kammer und Truncus rekt oberhalb der Aortenklappe aus der Aorta (▶ Abb. 3.9): pulmonalis Die rechte Herzkranzarterie (A. coronaria dextra, RCA Aortenklappe zwischen linker Kammer und Aorta = right coronary artery) versorgt meistens die Wand des rechten Vorhofs und der rechten Herzkammer. Die Mitral- und der Trikuspidalklappe liegen zwischen Vor- Die linke Herzkranzarterie (A. coronaria sinistra, LCA = left hof (Atrium) und Kammer (Ventrikel) und werden daher coronary artery) teilt sich in den Ramus interventricularis auch Atrioventrikularklappen genannt, kurz AV-Klappen. anterior (RIVA oder LAD) und den Ramus circumflexus (RCX). Diese versorgen meistens den linken Vorhof, die lin- Hüllen und Wandaufbau ke Herzkammer und die Herzscheidewand. Die Herzwand besteht aus 3 Schichten: Die Herzinnenhaut (Endokard) kleidet die Herzhöhlen aus Herzvenen Die Herzvenen sammeln das O2-arme Blut aus und sorgt für eine glatte, regelmäßige Oberfläche. Dies er- der Herzwand und führen es über eine große Sammelvene, möglicht einen gleichmäßigen Blutfluss. Die Herzklappen den Sinus coronarius, in den rechten Vorhof. sind Ausstülpungen des Endokards. Die Herzmuskelschicht (Myokard) ist die dickste Schicht Medizin Herzinfarkt der Herzwand und besteht aus den Herzmuskelzellen Ist eine Herzkranzarterie vollständig verschlossen, ist die O2-Ver- (S. 52). Da der linke Kammermuskel gegen den wesentlich sorgung des betroffenen Gebietes unterbrochen, der Patient erleidet höheren Druck im Körperkreislauf, das Hochdrucksystem einen Myokardinfarkt (S. 300). Die Herzmuskelzellen in diesem Ge- (S. 67), anpumpen muss, ist er deutlich dicker als der rech- biet sterben innerhalb weniger Minuten ab. te. Neben den „normalen“ Herzmuskelzellen, die der Kon- traktion dienen (Arbeitsmyokard), gibt es auch speziali- retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. 59 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 3 Anatomie und Physiologie Abb. 3.9 Herzkranzgefäße. Mechanische Herzaktion linke Herzkranzarterie Herzzyklus Jeder Herzschlag wird in mehrere Phasen un- (A. coronaria sinistra) terteilt. Dieser regelmäßige Ablauf, der Herzzyklus, besteht Aorta aus einer Kontraktions- (Systole) und einer Erschlaffungs- phase (Diastole, ▶ Abb. 3.10). Systole Die Herzmuskelzellen ziehen sich zusammen und pressen das Blut aus den Kammern in die großen Gefäße. Folgende Phasen werden unterschieden: Anspannungsphase: Die Kammern sind mit Blut gefüllt, alle Klappen sind geschlossen. Die Kammermuskulatur spannt sich an, der Druck in den Kammern steigt an. Austreibungsphase: Der Druck in den Kammern ist höher als in der Aorta bzw. im Truncus pulmonalis. Die Aorten- und Pulmonalklappe öffnen sich und das Blut wird in die rechte Herzkranzarterie abführenden Gefäße ausgeworfen. Gleichzeitig füllen sich (A. coronaria dextra) die Vorhöfe mit Blut. Die Verläufe und Versorgungsgebiete der Koronararterien sind Diastole Die Kammermuskulatur entspannt sich, Blut bei jedem Menschen unterschiedlich. Die Abbildung zeigt den strömt aus den Vorhöfen in die Kammern. Auch die Diastole häufigsten Versorgungstyp. Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. besteht aus 2 Phasen: Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und Entspannungsphase: Der Druck in den Kammern ist nied- K. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 riger als in der Aorta bzw. im Truncus pulmonalis. Alle Klappen sind geschlossen. Füllungsphase: Der Druck in den Vorhöfen ist höher als in den Kammern. Die AV-Klappen öffnen sich, die Kammern RETTEN TO GO füllen sich mit dem Blut aus den Vorhöfen. Funktion und Anatomie des Herzens Herztöne Während der mechanischen Herzaktion entste- hen Schallwellen, die Sie beim Abhören des Patienten mit Funktion: Das Herz arbeitet als Pumpe, die O2-armes dem Stethoskop (Auskultation) hören können. Bei Gesunden Blut zur Lunge (rechtes Herz) und O2-reiches Blut in den hören Sie i. d. R. 2 Herztöne: Körper (linkes Herz) pumpt. 1. Herzton: Anspannung der Kammermuskulatur zu Be- Lage: im Brustkorb (Thorax), und zwar im Mittelfellraum ginn der Anspannungsphase (Mediastinum) zwischen den beiden Lungenflügeln 2. Herzton: Vibration der Blutsäule in den Gefäßen unmit- Aufbau: Das Herz besteht aus einer rechten und einer telbar nach dem Schluss der AV-Klappen linken Hälfte, die durch die Herzscheidewand (Septum) getrennt sind. Jede Herzhälfte hat einen Vorhof (Atrium) Medizin Herzgeräusche und eine Kammer (Ventrikel). Bei manchen Patienten hören Sie bei der Auskultation zusätzlich zu Die Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut nur in eine den beiden Herztönen verschiedene Geräusche. Diese können auf Richtung fließt: krankhafte Veränderungen hinweisen, meistens der Herzklappen. – Trikuspidalklappe rechts zwischen Vorhof und Kammer – Pulmonalklappe zwischen rechter Kammer und Lun- genarterie RETTEN TO GO – Mitralklappe links zwischen Vorhof und Kammer – Aortenklappe zwischen linker Kammer und Aorta Blutfluss im Herz: obere/untere Hohlvene → rechter Mechanische Herzaktion Vorhof → rechte Herzkammer → Truncus pulmonalis Ein Herzzyklus besteht aus einer Kontraktionsphase (Sys- („Lungenarterienstamm“) → Lungenarterien → Kapillar- tole) und einer Erschlaffungsphase (Diastole). In der Sys- gebiet → Lungenvenen → linker Vorhof → linke Herz- tole wird Blut aus den Kammern in die Aorta bzw. den kammer → Hauptschlagader (Aorta) → Arterien des Kör- Truncus pulmonalis gepumpt. In der Diastole füllen sich perkreislaufs → Kapillargebiet → Körpervenen → obere/ die Herzkammern wieder mit Blut. Bei Gesunden sind nor- untere Hohlvene malerweise 2 Herztöne zu hören. Herzwand (innen nach außen): Endokard (Herzinnen- haut) – Myokard (Herzmuskel) – Epikard (Herzaußen- haut) – Perikard (Herzbeutel) Blutversorgung: rechte und linke Herzkranzarterie (Ab- gang von der Aorta), Herzvenen mit Einmündung in den rechten Vorhof 60 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Herz-Kreislauf-System Abb. 3.10 Phasen der Herztätigkeit. Anspannungsphase Austreibungsphase Entspannungsphase Füllungsphase Taschenklappen Kammerdruck Taschenklappen AV-Klappe geöffnet geschlossen übersteigt Druck von wieder geschlossen Blut fließt aus den Kammermuskulatur Aorta und Truncus AV-Klappen Vorhöfen in die angespannt pulmonalis geschlossen Kammern (Kammer- kein Blutfluss Taschenklappen kein Blutfluss füllung) öffnen sich Blut strömt in die Gefäße Vorhöfe füllen sich systolischer Blutdruck 120 Öffnungsdruck Druck (mmHg) Aorta Öffnen Schließen 80 der Taschenklappen diastolischer Blutdruck Kammer 0 1. Herzton 2. Herzton Herztöne Diastole Systole Diastole Die Anspannungs- und die Austreibungsphase gehören zur Systole, die Entspannungs- und die Füllungsphase zur Diastole. Die untere Hälfte der Abbildung zeigt die Druckverhältnisse in der linken Herzkammer (rot) und in der Aorta (grün) während der Herzaktion. Überschreitet der Druck in der Herzkammer in der Anspannungsphase den Druck in der Aorta, geht die Aortenklappe auf und die Austreibungsphase beginnt. Dieser Zeitpunkt fällt mit dem 1. Herzton zusammen (unterste Spur, blau). Der 2. Herzton entsteht durch das Vibrieren der Blutsäule in den Gefäßen unmittelbar nach dem Schluss der Aortenklappe am Ende der Austreibungsphase. Am rechten Herzen laufen die Phasen analog und fast zeitgleich ab. Aus: I care Anatomie, Physiologie. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 Erregungsbildungs- und Abb. 3.11 Erregungsbildung und -leitung im Herzen. Erregungsleitungssystem Sinusknoten Autonomie des Herzens Der Herzmuskel benötigt – wie auch jeder andere Muskel – elektrische Impulse, die Akti- onspotenziale (S. 97), um zu kontrahieren. Im Gegensatz zur AV-Knoten Skelettmuskulatur sind jedoch keine Reize von außen not- linker wendig, sondern die Impulse entstehen im Herzen selbst. Tawara-Schenkel Somit arbeitet das Herz unwillkürlich und selbstständig (au- His-Bündel tonom). Das vegetative Nervensystem (S. 100) passt die Herztätigkeit an körperliche Veränderungen (z. B. körper- liche Anstrengung) an. Strukturen Die elektrischen Impulse bzw. Erregungen wer- rechter den von spezialisierten Herzmuskelzellen gebildet und wei- Tawara-Schenkel Purkinje-Fasern tergeleitet. Diese sind hierarchisch organisiert und reichen Der im Sinusknoten gebildete Reiz wird über die Muskulatur der vom rechten Vorhof über die Herzscheidewand bis zur Herz- Vorhöfe zum AV-Knoten geleitet. Von dort erreicht er über das spitze (▶ Abb. 3.11). Der Sinusknoten in der Wand des rechten Vorhofs ist das His-Bündel und die Tawara-Schenkel die Purkinje-Fasern und schließlich die Kammermuskulatur. Aus: I care Anatomie, Physiologie. 2. primäre Schrittmacherzentrum des Herzrhythmus. Die Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 dort entstehende Erregung breitet sich über den Vorhof aus und erreicht dann den AV-Knoten. retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. 61 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 3 Anatomie und Physiologie Der AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) zwischen rech- ! Merke Herzzeitvolumen tem Vorhof und Kammer leitet die Impulse in Richtung Kammer an das His-Bündel weiter – und zwar etwas ver- Unter Ruhebedingungen wird innerhalb von 1 Minute das gesamte zögert, sodass die Kammern ausreichend Zeit haben, um Blutvolumen einmal durch den Körper gepumpt. sich mit Blut zu füllen, bevor sie sich zusammenziehen. Das His-Bündel zieht vom AV-Knoten durch die Ventilebe- Einfluss des vegetativen Nervensystems ne zur Kammerscheidewand. Vorhöfe und Kammern sind durch nicht leitendes Bindegewebe voneinander getrennt Beeinflusste Parameter Parasympathikus und Sympathikus („Herzskelett“), das His-Bündel ist der einzige Weg, um (S. 100) passen die Herzleistung an den aktuellen Bedarf an Impulse zu übertragen. An der Kammerscheidewand teilt (▶ Abb. 3.56). Folgende Faktoren werden beeinflusst: Herzfrequenz sich das His-Bündel in die beiden Kammerschenkel auf. Kontraktionskraft (Kontraktilität) und damit das Schlagvo- Die Kammerschenkel (Tawara-Schenkel) ziehen im Kam- merseptum zur Herzspitze, wo sie sich weiter aufzweigen. lumen des Herzens Überleitungsgeschwindigkeit im AV-Knoten Die Purkinje-Fasern innerhalb des Kammermuskulatur Erschlaffungsgeschwindigkeit der Kammermuskulatur sind die Endaufzweigungen des Erregungsleitungssys- Erregbarkeit der Herzmuskulatur tems. Sie übertragen die Erregung auf die Muskelzellen der Herzkammern, wodurch sich diese zusammenziehen. Effekte des Sympathikus Die Sympathikusaktivität steigt z. B. bei körperlicher Anstrengung oder bei psychischem Medizin EKG Stress. Dies bewirkt einen Anstieg der Herzfrequenz und der Die elektrischen Ströme, die bei der Herzaktion fließen, lassen sich Kontraktionskraft und damit des Schlagvolumens. Die Über- von der Haut als EKG (S. 201) ableiten. leitung im AV-Knoten ist schneller, d. h., die Erregungen werden schneller auf die Kammern übertragen. Am Beginn Hierarchie der Erregungsbildung Die normale Herzfrequenz der Diastole erschlafft die Kammermuskulatur schneller, da- wird vom Sinusknoten (primärer Schrittmacher) bestimmt durch füllen sich die Kammern zügiger mit Blut. Die Kam- und beträgt bei gesunden Erwachsenen in Ruhe 60–80/min mermuskulatur wird empfindlicher gegenüber Erregungen. (Sinusrhythmus). Fällt der Sinusknoten aus, springt erst der AV-Knoten (sekundärer Schrittmacher, Frequenz 40–50/ Effekte des Parasympathikus Die Aktivität des Parasym- min) und dann das His-Bündel (tertiärer Schrittmacher, Fre- pathikus überwiegt in ruhigeren Situationen, z. B. im Schlaf. quenz 20–30/min) ein. Er bewirkt eine Abnahme der Herzfrequenz und der Überlei- tungsgeschwindigkeit im AV-Knoten. Auf die übrigen ge- RETTEN TO GO nannten Faktoren hat er keinen direkten Einfluss. Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem ! Merke Einfluss des vegetativen Nervensystems Sympathikus: Steigerung der Herzleistung Spezialisierte Herzmuskelzellen erzeugen elektrische Im- Parasympathikus: Dämpfung der Herzleistung pulse bzw. leiten diese weiter. Die Abschnitte des Systems sind Sinusknoten, AV-Knoten, His-Bündel, Tawara- Medizin Herzfrequenz und Medikamente Schenkel und Purkinje-Fasern. Durch Medikamente, die die Aktivität des Sympathikus verstärken, sog. Sympathomimetika (S. 128) wie Adrenalin, lassen sich die Herzfrequenz und die Schlagkraft erhöhen. Eine Reduktion von Herzleistung Herzfrequenz und Schlagkraft gelingt mit Medikamenten, die die Wirkung des Sympathikus hemmen, z. B. mit β-Blockern (S. 131). Herzfrequenz (Hf) Die Hf bezeichnet die Anzahl der Herz- zyklen pro Minute. Das Herz gesunder Erwachsenen schlägt in Ruhe etwa 60- bis 80-mal pro Minute (Normofrequenz). RETTEN TO GO Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die Hf mit 120–150/ min fast doppelt so hoch, vgl. ▶ Tab. 23.1. Herzleistung und vegetativer Einfluss Medizin Störungen der Herzfrequenz Bei gesunden Erwachsenen beträgt die Herzfrequenz (Hf) Bradykardie: zu langsamer Herzschlag in Ruhe ca. 60–80 Schläge/min, das Schlagvolumen (SV) Tachykardie: zu schneller Herzschlag ca. 70 ml und das Herzzeitvolumen (HZV) ca. 5 l/min. Das Arrhythmie: unregelmäßiger Herzschlag vegetative Nervensystem passt die Leistung des Herzens an die körperliche Belastung an: Schlagvolumen (SV) Das SV ist die Menge an Blut, die bei Der Sympathikus steigert die Herzfrequenz, die Kon- einem Herzzyklus (Kontraktion) von jeder Herzkammer in traktionskraft, die Überleitungsgeschwindigkeit im AV- den Lungen- bzw. Körperkreislauf gepumpt wird. Dies sind Knoten sowie die Erschlaffungsgeschwindigkeit und die bei gesunden Erwachsenen in Ruhe ca. 70 ml. Erregbarkeit der Kammermuskulatur. Der Parasympathikus reduziert die Herzfrequenz und Herzzeitvolumen (HZV) Das HZV oder Herzminutenvolumen die Überleitungsgeschwindigkeit im AV-Knoten. (HMV) ist die Menge an Blut, die in 1 Minute von jeder Herz- kammer in den Kreislauf gepumpt wird. Es entspricht dem Produkt aus Herzfrequenz (Hf) und Schlagvolumen (SV): HZV = Hf × SV. Bei gesunden Erwachsenen beträgt das HZV in Ruhe ca. 5 l/min. 62 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Herz-Kreislauf-System 3.4.3 Blutgefäße Die Wand der herznahen Arterien (z. B. Aorta, große Lun- genarterien) vom elastischen Typ enthält viele elastische Funktionen und Aufbau Fasern. Sie ermöglichen durch eine Windkesselfunktion (▶ Abb. 3.13) einen gleichmäßigen Blutfluss im Körper, ob- Funktionen Blutgefäße sind die Transportwege, auf denen wohl das Blut vom Herzen stoßweise gepumpt wird. das Blut durch den Körper strömt. Über sie erreicht das Blut Die herzfernen Arterien vom muskulären Typ besitzen vie- jedes Organ und fließt wieder zurück zum Herzen. In den le glatte Muskelzellen. Dadurch können sie sich deutlich Geweben sorgen kleinste Blutgefäße (Kapillaren) für den verengen und den Widerstand für den Blutfluss erhöhen Stoffaustausch zwischen Blut und Körperzellen, d. h., sie ver- (Widerstandsgefäße). Sie können die Durchblutung der sorgen das Gewebe mit O2 und anderen Stoffen und trans- von ihnen versorgten Organe steigern oder drosseln. portieren dort entstehende Substanzen (z. B. CO2, Stoffwech- selprodukte, Hormone) aus dem Gewebe ab. ! Merke Vasodilatation und Vasokonstriktion Vasodilatation: Erweiterung der Blutgefäße. Wandaufbau Die Wand größerer Gefäße besteht aus 3 Vasokonstriktion: Verengung der Blutgefäße Schichten (▶ Abb. 3.12). Diese sind unterschiedlich stark ausgeprägt – je nachdem, in welcher Körperregion die Gefä- ße verlaufen und welche Aufgaben sie haben. Medizin Aneurysma Die innere Schicht kleidet den Hohlraum des Gefäßes (Ge- Ein Aneurysma ist eine krankhafte, umschriebene Erweiterung fäßlumen) von innen aus und besteht aus Endothelzellen einer Arterie. Mit zunehmender Aussackung steigt die Gefahr, dass (Endothel) und Bindegewebe. die Wand des Aneurysmas einreißt und eine mitunter lebensgefähr- mittlere Schicht: glatte Muskulatur und elastische Fasern liche Blutung entsteht. Näheres dazu in den Abschnitten Bauchaor- äußere Schicht: Bindegewebe tenaneurysma (S. 352) und akutes Aortensyndrom (S. 312). Die Arterien verzweigen sich in ihrem Verlauf, wobei der Blutgefäßarten Gefäßdurchmesser immer weiter abnimmt. Sehr kleine Ar- Arterien terien (Arteriolen) gehen schließlich in die Kapillaren über. Arterien (▶ Tab. 3.3) leiten das Blut vom Herzen weg und verteilen es im Körper. In den Arterien des Körperkreislaufs Kapillaren fließt O2-reiches (hellrotes), in den Arterien des Lungen- Die Kapillaren (Haargefäße) bilden im gesamten Körper ein kreislaufs O2-armes (dunkelrotes) Blut. Netzwerk aus feinsten Blutgefäßen. Sie schließen sich im Blutverlauf an die Arteriolen an und gehen in kleine Venen- ACHTUNG äste (Venolen) über. Ihre Aufgabe ist der Stoffaustausch im Nicht in allen Arterien fließt sauerstoffreiches Blut! Gewebe. Die Wand besteht aus einer einzigen, sehr dünnen Schicht aus Endothelzellen, die in den meisten Organen Po- Die Arterien des Körperkreislaufs zählen zum Hochdruck- ren aufweist. Über diese Lücken in der Gefäßwand können system (S. 67), in ihnen herrscht ein Blutdruck von durch- Nähr- und Abfallstoffe durchtreten. schnittlich 100 mmHg. Um diesem hohen Druck standzuhal- ten, sind ihre Wände relativ dick. Bezüglich des Wandauf- baus werden folgende Typen unterschieden: Abb. 3.12 Aufbau der Gefäßwand. Abb. 3.13 Windkesselfunktion der Aorta. Aorta Endothel innere Schicht lockeres Bindegewebe glatte Muskel- Aortenklappe zellen, elastische Fasern linke Kammer a b mittlere Schicht Voraussetzung für die Windkesselfunktion sind intakte elasti- sche Fasern in der Wand der Aorta. Bindegewebe a Die elastische Wand der Aorta wird durch das Blutvolumen äußere gedehnt (grüne Pfeile), das in der Systole vom linken Ventri- Schicht kel ausgeworfen wird (rote Pfeile). Dadurch nimmt die Aorta einen Teil des Herzschlagvolumens auf. b Während der folgenden Diastole zieht sich die Wand der Aor- ta wieder zusammen (grüne Pfeile) und befördert so das ge- Gefäßwand am Beispiel einer Arterie: Hier ist die Muskelschicht speicherte Blut mit Verzögerung in den großen Kreislauf (ro- besonders stark ausgeprägt. Aus: Aumüller G, Aust G, Conrad A, Engele J, ter Pfeil). Dadurch werden Blutdruckspitzen gemildert und Kirsch J, Maio G, Mayerhofer A, Mense S, Reißig D et al., Hrsg. Duale Reihe Ana- die Blutströmung wird gleichmäßiger. tomie. 5. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 Aus: Schünke M, Faller A, Hrsg. Der Körper des Menschen. 18. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. 63 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 3 Anatomie und Physiologie Tab. 3.3 Unterschiede zwischen Arterien und Venen. Arterien Venen Fließrichtung des vom Herzen weg zum Herzen hin Blutes Wandstärke dick (stark ausgeprägte Muskelschicht) dünn (gering ausgeprägte Muskelschicht) Gefäßlumen gering groß Besonderheiten Windkesselfunktion der herznahen Gefäße Ventilfunktion der Venenklappen Regulation des peripheren Widerstands durch herzferne Gefäße Kapazitätsgefäße Druckverhältnisse Hochdrucksystem (nur Körperkreislauf!) Niederdrucksystem Venen 3.4.4 Blutkreislauf Druckverhältnisse Kleine Venen (Venolen) sammeln das Blut aus den Kapillaren und leiten es in größere Venen, die Körperkreislauf und Lungenkreislauf es zurück zum Herzen transportieren (▶ Tab. 3.3). In den Ve- Der Blutkreislauf ist ein geschlossenes Gefäßsystem, das aus nen des Körperkreislaufs fließt O2-armes, in den Venen des zwei hintereinandergeschalteten Kreisläufen besteht, dem Lungenkreislaufs O2-reiches Blut. Die Venen zählen zum Körperkreislauf (= großer Kreislauf) und dem Lungenkreis- Niederdrucksystem (S. 67), d. h., der Blutdruck in ihnen be- lauf (= kleiner Kreislauf). Dazwischen befindet sich das Herz trägt < 20 mmHg. Ihre Wände sind dünn, die Muskelschicht als Pumpe (▶ Abb. 3.14). ist gering ausgeprägt. Eine dünnere Wand bei gleichem Um- fang bedeutet, dass der vom Gefäß umschlossene Hohlraum, Körperkreislauf das Gefäßlumen, bei den Venen größer ist als bei den ent- sprechenden Arterien. Daher befindet sich ein Großteil des Funktion Der große Kreislauf versorgt die Organe und Ge- Gesamtblutvolumens in den Venen (Kapazitätsgefäße). Die- webe mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert die ses Blutreservoir wird bei der Schocklagerung (S. 287) mobi- Stoffwechselprodukte ab. lisiert: Ein Hochlagern der Beine erhöht den Blutrückstrom zum Herzen und damit das Herzzeitvolumen. Abb. 3.14 Körperkreislauf und Lungenkreislauf. Bluttransport in Richtung Herz Die Venenklappen in der Lungenkreislauf Körperkreislauf Wand der Venen verhindern ein Zurückfließen des Blutes = kleiner Kreislauf = großer Kreislauf und ermöglichen so den Transport des Blutes zum Herzen Kapillargebiet der obere Hohlvene (Ventilfunktion). Der Blutfluss in den Venen wird durch wie- oberen Körper- (V. cava superior) derholte, kurze Kompressionen gefördert, und zwar durch hälfte Pulsationen einer direkt neben der Vene verlaufenden Arte- rie (arteriovenöse Kopplung) und durch Bewegungen der Kapillargebiet Skelettmuskulatur (Muskelpumpe). Zudem unterstützen die der Lunge Sogwirkung des Herzens und die Druckunterschiede im Lungenarterie Brustraum beim Atmen den Blutrückstrom. Lungenvene (A. pulmonalis) (V. pulmonalis) Aorta RETTEN TO GO linker Vorhof Blutgefäße rechter Vorhof linke Kammer Funktionen: – Blutleitung (Arterien und Venen) rechte Kammer – Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe (Kapillaren) Wandaufbau: – innere Schicht: Endothel und Bindegewebe – mittlere Schicht: glatte Muskelzellen, elastische Fasern untere Hohlvene – äußere Schicht: Bindegewebe (V. cava inferior) Blutgefäßarten: – Arterien leiten das Blut vom Herzen weg und verteilen es im Körper. – Venen sammeln das Blut und transportieren es zurück Kapillargebiet der zum Herz. unteren Körperhälfte – Die Kapillaren verbinden die Arterien mit den Venen. Gefäße, die O2-reiches Blut führen, sind rot gefärbt, Gefäße, die O2-armes Blut führen, blau. Die Pfeile zeigen die Richtung des Blutflusses. Gezeigt sind nur die großen Gefäße. Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Il- lustrationen von M. Voll und K. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 64 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Herz-Kreislauf-System Abb. 3.15 Große Arterien des Körperkreislaufs. Gesichtsarterie Alle Arterien des Körperkreislaufs ge- äußere Halsschlagader hen aus der Aorta hervor. Die Aorta gemeinsamer Stamm für (A. carotis externa) verläuft vom Herzen aus nach oben die rechte Kopfschlagader und (aufsteigende Aorta = Aorta ascen- die rechte Schlüsselbeinarterie innere Halsschlagader dens), macht dann einen Bogen (Aor- (Truncus brachiocephalicus) (A. carotis interna) tenbogen) und zieht anschließend ab- aufsteigende Aorta gemeinsame Halsschlagader wärts (absteigende Aorta = Aorta des- (Aorta ascendens) (A. carotis communis) cendens), zunächst im Brustraum Achselarterie (Brustaorta = Aorta thoracica) und ab (A. axillaris) innere Brustwandarterie dem Zwerchfell im Bauch-Becken- absteigende Aorta linke Raum (Bauchaorta = Aorta abdomina- (Aorta descendens) Schlüsselbeinarterie lis). Vom Aortenbogen gehen 3 große Gefäße zur Versorgung von Kopf, Hals gemeinsamer linke Magenarterie und Armen ab. Zuerst entspringt ein Stamm von Leber-, Gefäßstamm (Truncus brachiocephali- Milz- und Magenarterie cus), der sich kurz darauf in die rechte (Truncus coeliacus) Milzarterie Halsschlagader (A. carotis communis dextra) und die rechte Schlüsselbein- tiefe Oberarmarterie obere arterie (A. subclavia dextra) teilt. Die Gekrösearterie gemeinsame linke Halsschlagader (A. carotis com- Leberarterie Nierenarterie munis sinistra) und die linke Schlüssel- beinarterie (A. subclavia sinistra) ge- Oberarmarterie untere hen hingegen jeweils direkt aus dem (A. brachialis) Gekrösearterie Aortenbogen hervor. Im absteigenden Teil der Brustaorta entspringen Arte- Speichenarterie gemeinsame rien zur Versorgung der Brustorgane (A. radialis) Beckenarterie und der Brustwand. Von der Bauchaor- (A. iliaca ta gehen Arterien für die Bauch- und communis) Beckeneingeweide ab. Knapp unter- Ellenarterie halb des Bauchnabels teilt sich die Aor- (A. ulnaris) innere ta in die rechte und linke gemeinsame Becken- Beckenarterie (A. iliaca communis arterie dextra bzw. sinistra). Diese verzweigt äußere sich kurz oberhalb der Leiste in einen Beckenarterie äußeren (A. iliaca externa) und einen Oberschenkelarterie inneren Ast (A. iliaca interna), der zu (A. femoralis) den Beckenorganen zieht. Der äußere tiefe Oberschenkelarterie Ast verläuft über die Leiste als Ober- schenkelarterie (A. femoralis) weiter Kniekehlenarterie zum Bein und zum Fuß. Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022 hintere Schienbeinarterie Wadenbeinarterie vordere Schienbeinarterie Fußrückenarterie retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. 65 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 3 Anatomie und Physiologie Abb. 3.16 Große Venen des Körperkreislaufs. Am linken Bein ist die V. femoralis als Gesichtsvene wichtigste tiefe Vene gezeigt, am rech- äußere Drosselvene ten die V. saphena magna als größte (V. jugularis externa) oberflächliche Vene. Die V. saphena innere Drosselvene parva ist nicht zu sehen, da sie ober- Schlüsselbeinvene (V. jugularis interna) flächlich auf der Rückseite des Unter- (V. subclavia) schenkels verläuft. Zurück zum Herzen Arm-Kopf-Vene gelangt das Blut aus der oberen Kör- (V. brachiocephalica) perhälfte über die obere Hohlvene obere Hohlvene (V. cava superior) bzw. aus der unteren Achselvene (V. cava superior) Körperhälfte (Bereiche unterhalb des Lebervene Herzens) über die untere Hohlvene Oberarmvene (V. cava inferior). Die Hohlvenen mün- Pfortader kopfwärts (V. portae hepatis) den getrennt in den rechten Vorhof. laufende Vene Aus: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prome- Milzvene theus. LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Il- (V. cephalica) lustrationen von M. Voll und K. Wesker. 6. Aufl. Königsvene Nierenvene Stuttgart: Thieme; 2022 (V. basilica) obere Gekrösevene untere Hohlvene (V. cava inferior) untere Gekrösevene Speichenvene gemeinsame Beckenvene innere Beckenvene Ellenvene äußere Beckenvene Oberschenkelvene boundingbox große Hautvene Kniekehlenvene vordere Schienbeinvene hintere Schienbeinvene 66 retten - Rettungssanitäter (ISBN 978-3-13-243467-7),© 2024. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license.

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