Psychologie Lernskript Kapitel 4 PDF
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FernUniversität Gesamthochschule Hagen
Richard J. Gerrig
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Summary
Das Lernskript Kapitel 4 behandelt sensorische Prozesse und Wahrnehmung in der Psychologie. Es werden verschiedene Konzepte wie Top-Down- und Bottom-Up-Verarbeitung, absolut- und Unterschiedsschwelle sowie sensorische Adaptation besprochen. Darüber hinaus werden Themengebiete wie Psychophysik und die Thematik der Wahrnehmungskonstanz erörtert.
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Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 20 Kapitel 4: Sensorische Prozesse und Wahrnehmung Wahrnehmung Wahrnehmung: Sammelbegriff für alle Prozesse, die beim Wahrnehmen von Objekten und Ereignissen in unserer Umgebung eine Rolle spiele...
Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 20 Kapitel 4: Sensorische Prozesse und Wahrnehmung Wahrnehmung Wahrnehmung: Sammelbegriff für alle Prozesse, die beim Wahrnehmen von Objekten und Ereignissen in unserer Umgebung eine Rolle spielen 1. sensorische Prozesse: Reize werden über die Sinne aufgenommen (Neuronenaktivierung) 2. perzeptuelle Organisation: Daten der Sinne werden mit bereits vorhandenem Wissen zusammengefügt → interne Repräsentation des Reizes (Perzept) 3. Identifikation/Wiedererkennung: man erkennt das Aufgenommene, dem Perzept wird Bedeutung verliehen proximaler Reiz: das optische Abbild auf der Retina (also dem Beobachter „nah“) → wird weiter verarbeitet distaler Reiz: das physikalische/wahre Objekt in der Umgebung (also vom Betrachter entfernt) → Top-Down-Verarbeitung: Informationsverarbeitung, gesteuert durch höhere mentale Prozesse, beispielsweise wenn wir Wahrnehmungen aufgrund unserer Erfahrungen und Erwartungen interpretieren → Bottom-Up-Verarbeitung: Analyse, die mit den Sinnesrezeptoren beginnt und aufsteigend bis zur Integration der sensorischen Information durch das Gehirn erfolgt http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 21 Psychophysik Untersuchung der Beziehungen zwischen den physikalischen Merkmalen von Reizen (z. B. Reizintensität) und dem psychischen Erleben dieser Reize Gustav Fechner als bedeutendste Persönlichkeit Methoden der Messung: o Bestimmung von Schwellenwerten (Absolut- und Unterschiedsschwelle) o Konstruktion psychophysischer Skalen, die die Stärke der Empfindungen zur Stärke der Reize in Beziehung setzen Absolutschwelle: o Mindeststimulation, die erforderlich ist, um einen bestimmten Reiz in mindestens 50% der Fälle wahrzunehmen o lässt sich in psychometrischer Funktion darstellen o natürlich kann man nicht nach der theoretischen Schwellenkurve gehen, da es immer intraindividuelle Unterschiede in der Wahrnehmung geben kann (z.B. Müdigkeit, Ablenkung, falscher Alarm) → empirische Schwellenkurve ist realitätsnah sensorische Adaptation: o wenn ein Reizinput länger andauert, vermindert sich die Reaktionsbereitschaft des sensorischen Systems o neuer Input aus der Umgebung wird gegenüber Bekanntem stärker gewichtet Response Bias: o Reaktionsverzerrungen o systematische Tendenzen der Probanden, in einer ganz bestimmten Art und Weise zu reagieren, die nichts mit den sensorischen Merkmalen der Reize zu tun hat → z.B. durch eine Belohnungsstruktur Signalentdeckungstheorie: (Green&Swets, 1966) o systematischer Ansatz zum Problem des Response Bias o sagt vorher, wie und wann wir das Vorhandensein eines schwachen Reizes (Signal) unter Hintergrundstimulation (Lärm) wahrnehmen; geht davon aus, dass es keine feste absolute Schwelle gibt, sondern dass die Signalwahrnehmung teilweise von der Erfahrung, den Erwartungen, der Motivation und dem Grad an Müdigkeit der jeweiligen Person abhängt. o 2 unterschiedliche Prozesse der sensorischen Entdeckung: → vorgeschalteter sensorischer Prozess, der die Sensitivität des Probanden für den Reiz widerspiegelt → darauf folgender separater Entscheidungsprozess, der den Response Bias des Probanden widerspiegelt (Signal: ja oder nein?) http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 22 o Testung des Einflusses des Response Bias durch folgendes Versuchsdesign: Unterschiedsschwelle: o minimaler Unterschied zwischen zwei Reizen, der erforderlich ist, damit er in 50% der Fälle erkannt wird o wir erleben die Unterschiedsschwelle als den eben noch merklichen Unterschied o Weber’sches Gesetz: Prinzip, das besagt, dass sich zwei Reize um einen konstanten minimalen Prozentsatz (und nicht um einen konstanten Absolutbetrag) unterscheiden müssen, damit sie als unterschiedlich wahrgenommen werden Von physikalischen zu mentalen Ereignissen Transduktion: Umwandlung von physikalischer Energie/sensorischer Information zu Nervenimpulsen bestimmte Areale des Cortex sind spezifischen Sinnesbereichen zugeordnet spezifische Sinnesrezeptoren nehmen die Umweltreize auf Das visuelle System Sehfähigkeit bei mobilen Lebewesen als komplexeste, am höchsten entwickelte und am besten untersuchte Sinnesmodalität http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 23 → Licht fällt durch die Hornhaut ein → durchquert die klare Augenkammerflüssigkeit → wird mengenmäßig durch die Iris, in der mittig die Pupille sitzt, reguliert → trifft auf die Linse, wo es gesammelt und gebündelt wird o die Linse kann durch die Ziliarmuskeln ihre Form ändern (→ Akkomodation) o zum Fokussieren entfernter Objekte: wird gestreckt o zum Fokussieren naher Objekte: wird gestaucht → durchwandert die Glaskörperflüssigkeit → trifft dann auf die Retina Probleme beim Fokussieren können zum einen durch die Linse (z.B. durch Trübung, Elastizitätsverlust) und zum anderen durch die Augenform (zu langer Augapfel → Brennpunkt vor der Retina → Kurzsichtigkeit | zu kurzer Augapfel → Brennpunkt hinter der Retina → Weitsichtigkeit) auftreten. Aufbau der Retina Das in das Auge einfallende Licht löst eine fotochemische Reaktion in den Stäbchen und Zapfen im hinteren Retinabereich aus. Die chemische Reaktion aktiviert die Bipolarzellen. Die Bipolarzellen aktivieren ihrerseits die Ganglienzellen, deren Axone zusammenlaufen und den Sehnerv bilden. Der Sehnerv leitet die Information an die Sehrinde im Okzipitallappen des Gehirns weiter. mehrere Schichten Fotorezeptoren o auf der Rückseite der Retina, der Lichtquelle abgewandt o Stäbchen: erkennen Schwarz, Weiß und Grau und sind erforderlich für das periphere Sehen und das Sehen in der Dämmerung/Dunkelheit → ca. 120 Mio. o Zapfen: funktionieren am besten bei hellem Tageslicht bzw. guter Beleuchtung, zuständig für Farbsehen und Details → ca. 7 Mio. vor allem um die Mitte der Retina angesiedelt Dunkeladaptation: Anpassung der Fotorezeptoren beim Wechsel von hell zu dunkel Fovea o Stelle des schärfsten Sehens http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 24 o mittig der Retina o ausschließlich Zapfen als Rezeptoren Bipolarzellen: kombinieren die Impulse mehrerer Rezeptoren und leiten diese dann an Ganglienzellen weiter Ganglienzellen: integrieren die Impulse einzelner oder mehrerer Bipolarzellen zu einer einzigen Folge von Nervenimpulsen, die über den Sehnerv vom Auge zum Gehirn transportiert werden Horizontalzellen: verbinden Rezeptoren untereinander Amakrinzellen: verbinden Bipolarzellen untereinander und Ganglienzellen untereinander blinder Fleck o Austrittsstelle des Sehnervs aus dem Auge, von daher logischerweise keine Rezeptoren dort o wird kompensiert durch die unterschiedliche Position in beiden Augen (→ Rezeptoren des einen Auges nehmen genau die „blinde Stelle“ des anderen Auges auf) und durch die Ergänzung der fehlenden sensorischen Informationen mit Infos aus der umgebenden Region durch das Gehirn Prozesse im Gehirn optisches Chiasma: Kreuzungspunkt; die Axone der Sehnerven beider Augen teilen sich hier in jeweils 2 Bündel → die jeweils äußeren Hälften verbleiben auf der ursprünglichen Seite, die inneren überkreuzen sich auf dem Weg zum visuellen Cortex optischer Trakt: diejenigen Faserbündel, die aus den Axonen beider Augen bestehen lateraler knieförmiger Nukleus: das Sehzentrum des Thalamus; leitet die optische Information an den Cortex weiter visueller Cortex: sitzt im Okzipitallappen (Hinterhauptlappen); zuständig für die Verarbeitung optischer Informationen http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 25 → Pfad zur Mustererkennung: Was ist es? → Pfad zur Ortserkennung: Wo ist es? Das visuelle System besteht aus mehreren separaten Teilsystemen, die unterschiedliche Aspekte desselben retinalen Abbildes analysieren. Störungen der Informationsbahnen direkt oder der Kommunikation zwischen den Bahnen → Agnosien (z.B. können 2 Eigenschaften eines Objektes nicht gleichzeitig erlebt werden) rezeptives Feld: jenes Gebiet des Sehfelds, aus dem eine Zelle der Sehbahn im Cortex stimuliert wird - sowohl exzitatorisch als auch inhibitorisch einfache Zellen reagieren am stärksten auf Lichtbalken in ihrer bevorzugten Orientierung bei komplexen Zellen muss sich der Balken auch noch dazu bewegen hyperkomplexe Zellen brauchen sich bewegende Balken in einer bestimmten Länge oder sich bewegende Ecken/Winkel Farbensehen → das menschliche Auge kann nur einen Wellenlängenbereich des elektromagnetischen Spektrums zwischen ca. 400 bis ca. 700 Nanometern wahrnehmen → bestimmte Wellenlängen erzeugen bestimmte Farbwahrnehmungen http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 26 3 Dimensionen der Farbwert: Farbwahrnehmung erfasst den qualitativen Farbeindruck von Licht; wird hauptsächlich von der Wellenlänge des Lichts bestimmt (s.o.) Farbwerte, die wir als ähnlich empfinden, liegen im Farbenkreis nebeneinander Sättigung: erfasst die Reinheit und Klarheit von Farbempfindungen; reine Farben (weder mit Weiß oder anderen Farbtönen gemischt) → größte Sättigung gedämpfte, trübe und Pastellfarben → mittlere Sättigung Grautöne → Sättigung von Null Helligkeit: erfasst die Lichtintensität einer Farbe; Weiß hat die größte und Schwarz die geringste Helligkeit Additive Farbmischung (Kombination von Komplementärfarben bzw. Licht bestimmter Wellenlängen) ergibt den Farbeindruck Weiß Meistens lässt sich die Farbwahrnehmung aber nicht auf komplementäres Licht sondern auf unterschiedliche Wellenlängen zurückführen! Man sieht also immer die Farbe, die der Wellenlänge entspricht, die nicht durch die Oberfläche des betrachteten Objektes absorbiert wird → subtraktive Farbmischung Problem bei der Farbwahrnehmung: z.B. Farbenblindheit: eine teilweise oder sogar komplette Unfähigkeit, Farben zu unterscheiden (durch einen Gendefekt auf dem X-Chromosom, deshalb mehr Männer als Frauen betroffen) Theorien des Farbensehens trichromatische Theorie: es gibt 3 Arten von Farbrezeptoren (rot, grün, blau); alle anderen Farben sind additive oder subtraktive Kombinationen dieser Primärempfindungen Gegenfarbentheorie: alle Farbempfindungen basieren auf 3 zugrunde liegenden Systemen, die aus jeweils zwei gegensätzlichen Elementen bestehen (rot-grün, blau-gelb, schwarz-weiß) http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 27 Das auditive System Schallwellen werden als Geräusche wahrgenommen haben die Form einer Sinuswelle die physikalischen Eigenschaften einer Sinuswelle sind: o Frequenz → Anzahl von vollständigen Schwingungen in einem bestimmten Zeitraum (meist in Hertz angegeben, was die Anzahl der Perioden pro 1 Sekunde beschreibt) o Amplitude → Stärke der Schallwelle, also der Abstand von Wellengipfel zu Wellental (wird in Schallenergie – Dezibel – angegeben) Frequenz und Amplitude bestimmen 3 psychische Dimensionen: Tonhöhe: wird durch die Frequenz bestimmt hohe Frequenzen erzeugen hohe Töne niedrige Frequenzen erzeugen tiefe Töne Frequenz nicht linear zur empfundenen Tonhöhe (s. Psychophysik „eben merkliche Unterschiede“) o am unteren Ende der Skala wahrnehmbarer Frequenzen braucht es nur geringe Frequenzveränderungen zur Wahrnehmung eines Tonhöhenunterschieds o im oberen Bereich braucht es große Frequenzveränderungen zur Wahrnehmung eines Tonhöhenunterschieds Lautstärke: wird durch die Amplitude bestimmt große Amplitude → lauter Ton kleine Amplitude → leiser Ton Klangfarbe: reine Töne bestehen aus einer einzigen Sinuswelle (nur eine Frequenz und eine Amplitude), in der Natur eher selten Geräusche sind meist komplexe Schallwellen, die eine Kombination von Frequenzen und Amplituden enthalten Die Physiologie des Hörens Schallwellen treffen am Ende des Gehörgangs auf das Trommelfell und versetzen es in Schwingungen diese Schwingungen werden durch eine mechanische Kette aus 3 Knöchelchen verstärkt und an die 1. Trans- Cochlea im Innenohr übertragen formation der Steigbügel bringt das ovale Fenster an der Basis der Cochlea zum Schwingen dadurch löst die in Bewegung versetzte Flüssigkeit in der Cochlea eine wellenförmige Bewegung der 2. Trans- Basilarmembran aus formation die wellenförmige Bewegung der Basilarmembran biegt die damit verbundenen Haarzellen diese Haarzellen sind die Rezeptoren, die beim Verbiegen Nervenenden stimulieren und so neuronale 3. Trans- Aktivität hervorrufen formation die erzeugten Nervenimpulse verlassen die Cochlea dann in einem Faserbündel - dem Hörnerv diese Fasern laufen im Nucleus Cochlearis im Hirnstamm zusammen, kreuzen sich ähnlich wie beim 4. Trans- visuellen System, durchlaufen weitere Nuclei und enden im auditiven Cortex formation http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 28 Es gibt 2 Arten von Hörproblemen: Leitungsverlust: Problem der Weiterleitung an die Cochlea durch Dysfunktion der Mittelohrknöchelchen; mikrochirurgisch korrigierbar sensorisch-neuronaler Verlust: Einschränkung der neuronalen Mechanismen, die Nervenimpulse im Ohr generieren oder sie an den auditiven Cortex weitergeben oder sogar eine Schädigung des auditiven Cortex selbst; schwerwiegender Theorien der Tonhöhenwahrnehmung Ortstheorie: nimmt an, dass die Tonhöhenwahrnehmung davon abhängt, an welcher Stelle der Basilarmembran die stärkste Stimulation erfolgt → bei hohen Frequenzen ist die Wellenbewegung an der Cochleabasis am größten → bei tiefen Frequenzen ist die Wellenbewegung am äußersten Ende am größten Zeittheorie: auch Frequenztheorie genannt; erklärt die Tonhöhenwahrnehmung durch die Schwingungsrate der Basilarmembran pro Zeiteinheit es wird angenommen, dass die Schwingungen der Basilarmembran dazu führen, dass die Neuronen mit der gleichen Rate feuern (bei hohen Frequenzen nur durch Phasenkopplung – also quasi abwechselndes Feuern mehrerer Neurone zur Steigerung der Gesamtfeuerungsrate – möglich) http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 29 Lokalisierung von Schallwellen Neurone erkennen die Zeitverzögerung, mit der der Schall an jedem Ohr eintrifft Lokalisierung der Geräuschquelle Neurone erkennen den Intensitätsunterschied des können wir die Schallquelle nicht eindeutig Schalles zwischen beiden lokalisieren, drehen wir unseren Kopf und Ohren positionieren die Ohren dadurch neu (lauter an ankommender Seite da andere Seite im Schallschatten) Das olfaktorische System mögliche Probleme bei Verletzungen: Hyposmie (eingeschränkter Geruchssinn) oder Anosmie (vollständiger Verlust des Geruchssinnes); aber gute Heilungschancen dank Zellregeneration Aufgaben des Nahrungsortung und -entdeckung Geruchssinnes: Entdeckung potenzieller Gefahrenquellen Methode aktiver Kommunikation (z.B. durch Pheromone) in Kombination mit dem Geschmackssinn wichtig bei der Suche und dem Probieren von Nahrung http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 30 Das gustatorische System Geschmacks- und Geruchssinn sind miteinander gekoppelt! 5 Geschmacksrichtungen: süß sauer Geschmacksrezeptoren können geschädigt bitter werden (z.B. durch Alkohol, Hitze, Säure etc.), salzig allerdings werden diese alle 10 Tage komplett umami (Glutamat) erneuert → für jede Richtung gibt es eigene dominante Rezeptorzellen Mögliche Ursachen für Geschmacksvorlieben: → frühere Geschmackserlebnisse → Essen während der Schwangerschaft wirkt sich bereits auf den Geschmack des Fruchtwassers aus, was den Fötus bereits prägen kann → genetisch bedingte unterschiedliche Anzahl von Geschmacksknospen o Nichtschmecker bis hin zu Superschmeckern o Frauen sind mit höherer Wahrscheinlichkeit geschmacksempfindlicher (vor allem bei bitteren Stoffen), was vermutlich evolutionäre Gründe bezüglich der Überlebenssicherung des Nachwuchses hat http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 31 Das somatosensorische System Hautsinne geben Informationen über Druck viele unterschiedliche Typen von Rezeptoren, die auf unterschiedliche Muster von Hautkontakten reagieren, z.B. o Meissner-Körperchen: Streichen über die Haut o Merkel-Zellen: gleichmäßiger Druck unterschiedliche Körperregionen haben unterschiedliche Empfindlichkeit, da die Rezeptoren in anderen Dichten verteilt sind (vgl. 2-Punkte Test im Gesicht vs. auf dem Rücken) Wärme eigene Rezeptoren Kälte eigene Rezeptoren Berührung wichtig als Kommunikationsmittel, z.B. zum Mitteilen von Trost, Zuneigung, Unterstützung, Leidenschaft etc. Das vestibuläre System und der kinästhetische Sinn vestibuläres System/ Gleichgewichtssinn kinästhetischer Sinn Information über Ausrichtung des Körpers Informationen über momentane Position auf die Schwerkraft des Körpers und Bewegungen der Rezeptoren ähnlich wie beim auditiven Körperteile in Relation zueinander System mit Sinneshärchen Rezeptoren in den Gelenken reagieren auf die Sinnesorgane liegen im Innenohr Druckveränderungen, die mit o Sacculus & Utriculus: Informationen unterschiedlichen Positionen und über Vorwärtsbewegung Bewegungen einhergehen o Bogengänge: Informationen bei Rezeptoren in Muskeln und Sehnen Seitenbewegungen reagieren auf Anspannungsveränderungen oft in Kombination mit dem Berührungssinn Probleme nach Unfall oder Erkrankung führen zu Orientierungslosigkeit, Neigung zum Stürzen und Schwindel → kann durch Konzentration auf visuelle Infos kompensiert werden wenn visuelle und vestibuläre Informationen sich gegenseitig widersprechen → Reiseübelkeit http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 32 Schmerz (Nozizeption) → grundlegendes Abwehrsignal; warnt vor potenziellem Schaden → verschiedene Rezeptoren (Nozizeptoren) für o Temperatur (Hitze, Kälte) o chemische Substanzen (Entzündung, Säure, Gifte) o mechanische Stimulation (Druck, Verletzung) o Kombinationen mehrerer Reize aufsteigende Schmerzbahn Weiterleitung vom Thalamus zum Cortex > Identifikation von Impulse werden vom Ort und Intensität des Rückenmark Schmerzes ausgehend zum > Beurteilung der Weiterleitung auf 2 Thalamus geleitet Bedeutsamkeit der Bahnen: Verletzung > über > Festlegen der Schmerzsignal schnellleitenden Handlungspläne Verbund von myelinummantelten Nervenfasern > über langsameren Verbund ohne Myelinummantelung absteigende (hemmende) Schmerzbahn Ausschüttung schmerzstillender Endorphine Filter-Kontroll-Theorie besagt, dass das Rückenmark über einen neurologischen Filter verfügt, der Schmerzsignale aufhält oder zum Gehirn durchlässt der Filter wird geöffnet durch die Aktivität von Schmerzsignalen, die über feine Nervenfasern nach oben steigen und geschlossen durch die Aktivität in dickeren Fasern oder durch vom Gehirn kommende Informationen die vom Gehirn nach unten gesendeten Botschaften bilden den psychischen Kontext des Schmerzerlebens → je nach Aufmerksamkeit kann Schmerz dadurch unterschiedlich empfunden werden Neuromatrixtheorie Schmerzempfindungen können ohne körperliche Ursachen komplett im Gehirn entstehen Aufmerksamkeitsprozesse zielgesteuerte Aufmerksamkeit reizinduzierte Aufmerksamkeit die Aufmerksamkeit wird willentlich auf Reize ziehen automatisch und unabhängig von bestimmte Objekte gerichtet eigenen Zielen Aufmerksamkeit auf sich Beispiel: eine Mahlzeit auf verhasstes Gemüse Beispiel: tranig im Auto vor der Ampel untersuchen rumstehen bis auf einmal Grün aufleuchtet http://fernpsycho.blogspot.de Lernskript: Richard J. Gerrig – Psychologie (20., aktualisierte Auflage) 33 Prinzipien der Wahrnehmungsgruppierung gehen aus der Gestaltpsychologie hervor Kurt Koffka, Wolfgang Köhler und Max Wertheimer als bedeutendste Persönlichkeiten Wahrnehmung beginnt mit der Figur-Grund-Beziehung: Organisation des Gesichtsfelds in Objekte (Figuren), die sich von ihrer Umgebung abheben (Grund) Gesetz der Nähe einander am nächsten liegende Elemente werden als Gruppe wahrgenommen