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FOM Hochschule für Oekonomie und Management

2024

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social work professional ethics higher education

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Grundlagen der Sozialen Arbeit Prof. Dr. Anna Mratschkowski Copyright © FOM Hochschule für Oekonomie und Management gemeinnützige Gesellschaft mbH (FOM), Leimkugelstraße 6, 45141 Essen Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und nur für den persönlichen Gebrauch im Rahmen der V...

Grundlagen der Sozialen Arbeit Prof. Dr. Anna Mratschkowski Copyright © FOM Hochschule für Oekonomie und Management gemeinnützige Gesellschaft mbH (FOM), Leimkugelstraße 6, 45141 Essen Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und nur für den persönlichen Gebrauch im Rahmen der Veranstaltungen der FOM bestimmt. Die durch die Urheberschaft begründeten Rechte (u.a. Vervielfältigung, Verbreitung, Übersetzung, Nachdruck) bleiben dem Urheber vorbehalten. Das Werk oder Teile daraus dürfen nicht ohne schriftliche Genehmigung der FOM reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 2 1 Einführung, Ziele und Inhalte des Moduls 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 3 Vorstellung Prof. Dr. Anna Mratschkowski Kurzvita 2020 – jetzt Coach für Selbstständige im Leistungsbezug bei Progres GbR in Dortmund 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen 2018 – 2020 Bereichsleiterin für integratives und inklusives Ehrenamt am Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V. in Mühlheim 2016 – jetzt Herausgeberin der Buchreihe „Migration & Integration“ im Nomos-Verlag 2013 – 2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr- Universität Bochum 2013 – 2013 Wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München 2010 – 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen, Promotion zum Thema „Freundschaften und Bildungserfolg. Eine empirische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund“ 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 4 Grundsätzliches Mir geht es in diesem Modul grundsätzlich um eine berufsbezogene, authentische und praxisorientierte Einführung in die Profession der Sozialen Arbeit, damit Sie durch dieses Modul einen realistischen Einblick in die zukünftige oder bereits gegenwärtige Aufnahme und Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit als Fachkraft der Sozialen Arbeit erhalten können. Ggf. gelingt Ihnen dadurch eine Orientierung in dem Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit und Ihnen wird deutlich, wofür ihr Studium unterschiedliche Disziplinen thematisiert. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 5 Die Ziele der Veranstaltung … vom IST- in den SOLL-Zustand ▪ Mithilfe Ihres Moduls „Grundlagen der Sozialen Arbeit“ soll es Ihnen gelingen, die Identität der Sozialen Arbeit als Profession und Disziplin zu erkennen. ▪ Daher gilt dieses Modul als Einblick und erste Orientierung in die Wissenschaft und Profession der Sozialen Arbeit. ▪ Es soll deutlich werden, welchen Auftrag die Soziale Arbeit hat und wie sie ihre eigenständige Daseinsberechtigung begründet. ▪ Vor allem sollen Sie auch ein erstes ethisches Bewusstsein professionellen Handelns entwickeln können. ▪ Idealerweise erkennen Sie Begründungszusammenhänge des professionellen Handelns in der Sozialarbeit und können sich durch erste methodische Einübung mit der Praxis identifizieren. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 6 Die Ziele der Veranstaltung … vom IST- in den SOLL-Zustand ▪ Natürlich geht es auch um das erfolgreiche Bestehen der schriftlichen Prüfung (Klausur) mit dem Ergebnis Ihrer individuellen Note. ▪ Am Endes des Seminars können Sie einschätzen, was als Fachkraft der Sozialarbeit auf Sie zukommen wird und welche Herausforderungen an Ihr Studium und die berufliche Tätigkeit gestellt werden. ▪ Das Modul soll Sie anregen, ein erstes Identitätsprofil in der Sozialen Arbeit zu erkennen. ▪ Die Lerninhalte sollen durch seminarbezogene Praxisbeispiele aus dem Berufsalltag eines Sozialarbeiters ergänzt werden, damit Sie einen praktischen und authentischen Einblick in den Berufsalltag eines Sozialarbeiters erfahren können. ▪ Selbstverständlich sollen Sie auch ganz viel Freude und Spaß an dem Modul haben. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 7 Aufbau des Studiums anhand dieses Moduls Bedeutung der Grundlagen der Soziale Arbeit für das Studium: ▪ Das Modul bildet die Grundlage und den Ausgangspunkt für das Studium der Sozialen Arbeit. ▪ Die Folgemodule/ Dozierenden werden auf den Inhalten dieses Moduls aufbauen und sie entsprechend weiterentwickeln. Bachelor Thesis Semester 7 Semester 6 Semester 5 Semester 4 Semester 3 Semester 2 Grundlagen der Sozialen Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 8 Bachelorstudiengang Soziale Arbeit 1. Semester 2. Semester 3. Semester 4. Semester 5. Semester 6. Semester 7. Semester Aufbau des Sozialsystems Grundlagen der Soziologie Psychologie in der Sozialen Sozialmedizin Ethik & Nachhaltigkeit Thesis/Kolloquium und Sozialpolitik Pädagogik/Sozialpädagogik 6 CP Arbeit 6 CP 6 CP 12 CP 6 CP 6 CP K 44 6 CP K 44 K 44 T, M 4 K 44 K 44 K 44 Grundlagen der Sozialen Recht in der Sozialen Arbeit Qualitative Methoden & Quantitative Methoden & Sozialmanagement Interkulturelle Aspekte der Arbeit 6 CP Evaluation Evaluation 6 CP Sozialen Arbeit 6 CP K 44 6 CP 6 CP K44 6 CP K 44 K 44 K 44 K 44 Lebensphasenorientierte Lebenslagenorientierte Grundlagen Methoden der Beratung in der Sozialen Lebensraum- und Professionsbezogene Handlungsfelder Handlungsfelder Sozialen Arbeit Arbeit kontextorientierte Handlungsfelder 6 CP 6 CP 6 CP (inkl. Praxiswerkstatt) Handlungsfelder 6 CP K 44 P 44 K44 5 CP 6 CP K 44 PA 40 H 44 Professionelle Gesprächsführung Diversity & Teilhabe Praxismodul qualitative Vertiefung Methoden der Finanzierung der Sozialen Beziehungsgestaltung im 5 CP (Vertiefung Lebenslagen) Forschung Sozialen Arbeit Arbeit Kontext der (eigenen) P 40 5 CP 5 CP 5 CP 5 CP Biographie P 40 PA 40 PxB 36 P 36 5 CP EY 40 Zeit- und Selbstmanagement Wissenschaftliches Arbeiten Projektmanagement Digitale Transformation ESG – Nachhaltigkeit Exposé 5 CP 5 CP 5 CP 5 CP 5 CP 5 CP P 28 S 40 K 28 EP 28 K 28 E 36 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 9 Wegweiser für das Studium der SA Dieses Modul bereitet vor auf ▪ Aufbau des Sozialsystems & Sozialpolitik ▪ Lebensphase, -orientierte und professionsbezogene Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ▪ Professionelle Beziehungsgestaltung im Kontext der (eigenen) Biographie ▪ Grundlagen der Pädagogik/ Sozialpädagogik ▪ Gesprächsführung ▪ Recht in der sozialen Arbeit ▪ Soziologie ▪ Grundlagen Methoden der Sozialen Arbeit ▪ Diversitiy & Teilhabe ▪ Projektmanagement ▪ Beratung in der Sozialen Arbeit (inkl. Praxiswerkstatt) ▪ Sozialmedizin ▪ Sozialmanagement ▪ Psychologie in der Sozialen Arbeit ▪ Ethik & Nachhaltigkeit ▪ Finanzierung der Sozialen Arbeit ▪ Interkulturelle Aspekte der Soziale Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 10 Modulziele Die Studierenden können nach erfolgreichem Abschluss des Moduls: ▪ den Handlungsauftrag der Sozialen Arbeit bestimmen ▪ die Geschichte der Sozialen Arbeit aufzeigen ▪ Grundlagen der Sozialen Arbeit benennen ▪ Theorieansätze der Sozialen Arbeit wiedergeben ▪ Methoden der Sozialen Arbeit auflisten und skizzieren ▪ Berufsfelder der Sozialen Arbeit definieren und deren Aufgaben sowie Funktionen aufzeigen ▪ ethische Aspekte Sozialer Arbeit identifizieren und beschreiben ▪ die Rahmenbedingungen der Sozialwirtschaft beschreiben ▪ und das Wohlfahrtswesen, insbesondere die Organisationen des Dritten Sektors, benennen und beschreiben. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 11 Prüfungsmodalität Die Modulnote setzt sich folgendermaßen zusammen: 100% Klausur ▪ Bestehensgrenze: Die Prüfungsleistung muss mit mindestens 4,0 bewertet werden. ▪ Klausurdauer: 90 Minuten. ▪ Frageformen: Wissensfragen, Haltungsfragen, Multiple-Choice und offene Fragen ▪ Die Klausur findet am 24.01.2024 um 18.00 – 19.30 Uhr statt. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 12 Prüfungsmodalität ▪ Sämtliche Inhalte der Modulunterlagen sind prüfungsrelevant. Ich empfehle Ihnen, die angegebene Literatur bei der Vorbereitung auf die Klausur zu verwenden. ▪ Noten/Punkte werden ausschließlich über den Online-Campus bekannt gegeben. ▪ Eine Einsicht in die Bewertung der Arbeiten ist möglich. Der Antrag wird über das Prüfungsamt gestellt. Achtung: Fristen einhalten! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 13 Prüfungsmodalität Widerspruchsfristen Einspruchsfristen Bei formalen Mängeln können die Studierenden Widerspruch gegen die Ergebnisse ihrer Prüfungsleistung einlegen. Dazu bietet die FOM die Einsichtnahme in die Klausuren an. Die Informationen und Termine für die Klausureinsichten werden im Laufe des Semesters im Online-Campus kommuniziert. Die zugehörigen Zeiten der Klausureinsicht sind wie folgt: Prüfungszeitraum Einsichts- und Widerspruchsfristen Juni bis August 30. November September bis November 28./29. Februar Dezember bis Februar 30. Juni März bis Mai 31. August 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 14 Prüfungsmodalität An- und Abmeldungen zu Online-Klausuren ▪ Die Anmeldungen erfolgen über den Online-Campus der FOM durch die Studierenden. ▪ Anmeldeschluss ist 7 Tage vor dem jeweiligen Prüfungstermin. ▪ Abmeldungen sind bis 7 Tage vor dem Prüfungstermin möglich. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 15 Prüfungsmodalität Prüfungsabmeldung ▪ Zur Prüfungsabmeldung oder Verschiebung eines fristgebundenen Abgabetermins können lediglich ärztliche Atteste akzeptiert werden, die eine Prüfungsunfähigkeit bescheinigen. ▪ Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist nicht ausreichend. ▪ Das Attest ist unverzüglich einzureichen, d.h. nicht später als 7 Tage nach dem ursprünglichen Prüfungstermin/Abgabetermin bzw. 7 Tage nach dem Ausstellungsdatum. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 16 Prüfungsmodalität Wiederholungsprüfungen ▪ 4 Klausurphasen pro Jahr, d.h. ▪ eine Phase am Ende jedes Semesters (reguläre Klausur) und ▪ eine Phase zu Beginn des folgenden Semesters (Nachholtermin). Eine Anmeldung zu Wiederholungsterminen ist möglich, sobald die reguläre Klausurphase beendet ist und die Termine für das Folgesemester feststehen. Achtung! Die Wiederholungsklausuren liegen unabhängig vom Zeitmodell, da es sonst zu Überschneidungen mit den geplanten Veranstaltungsterminen kommen kann. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 17 Modul-/Veranstaltungsgliederung 1 Einführung, Ziele und Inhalte des Moduls 2 Soziale Arbeit verstehen können… 2.1 Soziale Arbeit verstehen können – ein eigener Zugang 2.2 Grundlagen der Sozialen Arbeit 2.3 Zielgruppen der Sozialen Arbeit 2.4 Soziale Arbeit als eigenständige Profession und Disziplin der Wissenschaft 3 Zur Geschichte der Sozialen Arbeit 4 Das Empowerment 5 Theorie- und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit 5.1 Wissenschaftliche Theorien der Sozialen Arbeit als Selbstverständnis und Grundlage professionellen Handelns 5.2 Die Arbeitsansätze der Beratung, der Kommunikation und des Begleitens in der Sozialen Arbeit 5.3 Gesellschaftsmodelle: Integration, Exklusion und Inklusion 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 18 Modul-/Veranstaltungsgliederung 6 Methoden der Sozialen Arbeit 6.1 Begriffsbestimmung ‚Methoden der Sozialen Arbeit‘ 6.2 Ausgewählte BASIC-Methoden von Sozialarbeitenden 6.2.1 Der klientenzentrierte Ansatz 6.2.2 Die Methode der Ressourcennutzung 6.2.3 Die Methode der Netzwerkkarte 6.2.4 Die SMART-Zielformulierungsmethode 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 19 Modul-/Veranstaltungsgliederung 7 Soziale Arbeit als Profession der Menschenrechte 7.1 Ethische Aspekte Sozialer Arbeit identifizieren und beschreiben 7.2 Verfassungsrechtliche Grundlagen 7.3 Methoden der Sozialen Arbeit zum Zweck des selbstkritischen Hinterfragens des eigenen Handelns als Merkmal der Professionalisierung 8 Professioneller Habitus und Professionseigenschaften einer Fachkraft der Sozialen Arbeit 9 Rahmenbedingungen der Sozialwirtschaft 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 20 Arbeitsform/Modulablauf Das Modul wird wie folgt methodisch und didaktisch durchgeführt: ▪ 11 Veranstaltungen ▪ Wiederholung am Ende ▪ Präsentationen und Dokumente ▪ Selbststudium anhand der zur Verfügung gestellten Dokumente im Online-Campus ▪ Inhalte der Fallbesprechungen rekrutieren sich auch aus der Arbeitspraxis der Studierenden und der Dozentin ▪ Einzel- und Gruppenübungen/-aufgaben ▪ Fachbezogene Diskussionsrunden ▪ Kleingruppenarbeit ▪ Erreichbarkeit zwischen den einzelnen Lehrveranstaltungen (E-Mail) ▪ Ggf. Besuch einer Fachkraft der Sozialen Arbeit (Exkursion) ▪ Übungen und Fallstudien 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 21 Lehrmethodik Präsenz (Synchron): ▪ Angeleitete Übung(en) ▪ 11 Termine á 4 UE inkl. 4 UE Repetitorium ▪ Orientierungsskript und sonstige Dokumente ▪ Eigenständige Gruppenarbeiten und Fallstudien (Inhalte der Fallbesprechungen rekrutieren sich auch aus der Arbeitspraxis der Studierenden und des Dozenten ▪ Praxistransfer (Berichte und Analysen aus der Wirtschaft, Web-Recherchen etc.) ▪ Formative Assessments (z.B. Präsentationen mit Feedback, Quizzes, MC- Lernerfolgsfragen etc.) ▪ Fachbezogene Diskussionsrunden ▪ Ggf. Gast-Experten-Vorträge bzw. Besuch einer Fachkraft aus der Praxis der Sozialen Arbeit Eigenstudium (Strukturiert) - Arbeiten mit Lehr-/Lernmedien: ▪ Literaturpakete im Modulstoryboard ▪ Literaturdatenbank (z.B. Springerlink, Ebsco) ▪ Selbststudium anhand der zur Verfügung gestellten Dokumente im Modulstoryboard ▪ Links, Video und Podcast 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 22 Kompetenzentwicklung Die Veranstaltung vermittelt: ▪ 35% Fachkompetenz ▪ 10% Methodenkompetenz ▪ 10% Persönliche Kompetenz ▪ 10% Sozialkompetenz ▪ 35% Transferkompetenz 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 23 Workload Sie können das Modul mit einem (sehr) guten Ergebnis abschließen, wenn Sie: ▪ an den 11 Lehrveranstaltungen im Semester persönlich, d.h. an 44,00 Unterrichtseinheit im Semester teilnehmen. ▪ ein Selbststudium von ca. 69,00 Zeitstunden durchführen. ▪ mit dem Start der Prüfungsvorbereitungen ab November 2023 (Empfehlung) beginnen. Es werden keine prüfungsrelevanten Dokumente mehr hochgeladen. ▪ an dem angebotenen Repetitorium teilnehmen, um die Lerninhalte dort noch einmal zu wiederholen. ▪ sich untereinander organisieren zwecks Lerngruppen und gegenseitiger Unterstützung. ▪ Freude und keine Angst vor den Anforderungen dieses Moduls haben. ▪ ein Workload von insgesamt 150,00 Zeitstunden erzielen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 24 Workload Wichtiger Hinweis zum Stoff-Umfang ▪ Im „richtigen (Berufs-)Leben“ schafft man nicht immer alles – es ist oft einfach schlicht zu viel. So ist es auch mit unserem Stoff in diesem Modul: Wir können nicht alles davon im Unterricht besprechen und müssen Schwerpunkte setzen. ▪ Daher ist Ihr Eigenlernen, wie in jedem anderen Studium auch, nötig! ▪ Was wir also nicht im Unterricht besprechen, ist deshalb nicht gleichzeitig auch „unwichtig“. Ein erfolgreiches Studium setzt voraus, dass man im Ergebnis selbst für seinen eigenen Lernerfolg verantwortlich ist. Das gesamte Kollegium unterstützt Sie dabei. ▪ Abnehmen können wir Ihnen aber nicht, selbst Ihren Horizont zu erweitern. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 25 Kenntnisstand/Erwartungen Ihr Kenntnisstand kann für den Erfolg des Moduls nützlich sein: ▪ Sie sind nicht Lernende einer Schule. Sie sind auf dem Weg, sich zur examinierten Fachkraft der Sozialen Arbeit zu entwickeln. ▪ Sie haben bestimmt schon Erfahrungen mit der Sozialen Arbeit sammeln können. Lassen Sie uns darüber sprechen! ▪ Gehen Sie multiperspektivisch an die Lerninhalte heran. ▪ Versuchen Sie, eine konstruktive, fachliche Haltung zur Sozialen Arbeit einzunehmen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 26 Kenntnisstand/Erwartungen ▪ Versuchen Sie, professionell zu denken und zu argumentieren. ▪ Eine intensive Auseinandersetzung und Bearbeitung der Materie sowie Teilnahme an den Lehrveranstaltungen bilden das primäre Fundament einer erfolgreichen Note der schriftlichen Prüfung. ▪ Dumme Fragen gibt es nicht! ▪ Wenn wir uns über berufsbezogene Erfahrungswerte austauschen, dann bleiben diese im Seminarraum und werden nicht an Dritte weitergegeben. ▪ Haben Sie Spaß und Freude am Modul! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 27 Ihre Dozentin Was kann ich versprechen? ▪ Ich gebe jedes Mal mein Bestes, damit der Stoff verständlich wird. ▪ Ich bereite jeden Termin mit großer Leidenschaft vor. ▪ Ich stehe jederzeit für Fragen zur Verfügung. ▪ Ich bin ein Mensch, genauso wie Sie! Auch mir können Fehler passieren oder ich kann einmal zu spät kommen. Bitte haben sie damit Nachsicht. ▪ Ich unterstütze, wo ich kann. Gemeinsam schaffen wir die Herausforderung. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 28 Literaturhinweise Empfohlene Literatur für das Selbststudium Grundwissen Sozialer Arbeit. Grundlagen, Methoden und Arbeitsfelder Buntrock/ Peinemann. Springer Verlag, 2023. Einführung in die Soziale Arbeit Mennemann/ Dummann. 4. Auflage, Nomos Verlag, 2022. Soziale Arbeit: Geschichte, Theorie, Profession Schilling/ Klug. 8. Auflage, utb Verlag, 2022. Fachlexikon der Sozialen Arbeit Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge. Nomos Verlag, 2022. Ergänzende Literatur Geschichte der Sozialen Arbeit 2: Die Profession im Wandel ihrer Verhältnisse Wendt. Springer VS, 2016. Grundriss der Sozialen Arbeit. Ein Einführendes Handbuch Thole, Werner. Springer VS, 2012. Professionelles soziales Handeln. Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis Dewe, B./Ferchhoff, W./Scherr, A. 4. Auflage (2011), Weinheim, München. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 29 Literaturhinweise Pflichtliteratur (Auszug aus der Modulbeschreibung): Borrmann, Stefan, Thiessen, Barbara (Hrsg.) (2016): Wirkungen Sozialer Arbeit. Potentiale und Grenzen der Evidenzbasierung für Profession und Disziplin. In: Theorie, Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit. Band 12. Budrich Verlag. ISBN 978-3-8474-0768-3 Engelke, Ernst, Borrmann, Stefan, Spatscheck, Christian (2019): Theorien der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. 7. Auflage. Lambertus Verlag. ISBN 978-3-7841- 3072-9 Kraus, Björn, Effinger, Herbert, Gahleitner, Silke B., Miethe, Ingrid, Stövesand, Sabrine (Hrsg.) (2011): Soziale Arbeit zwischen Generalisierung und Spezialisierung. In: Theorie, Forschung und Praxis Sozialer Arbeit. Band 3. Budrich Verlag. ISBN 978-3-8664-9434-3 Ebenfalls interessant: Kern-Curriculum Soziale Arbeit Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (2018), Online-Dokument: https://www.dgsa.de/veroeffentlichungen/kerncurriculum-soziale-arbeit/ 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 30 Modul-/Veranstaltungsgliederung 1 Einführung, Ziele und Inhalte des Moduls 2 Soziale Arbeit verstehen können … Soziale Arbeit verstehen können – ein eigener Zugang 2.1 ▪ Brainstorming: Was verstehen Sie unter Sozialer Arbeit? ▪ Selbstidentifikation: Wofür studieren Sie Soziale Arbeit? 2.2 Grundlagen der Sozialen Arbeit 2.3 Zielgruppen der Sozialen Arbeit 2.4 Soziale Arbeit als eigenständige Profession und Disziplin der Wissenschaft 3 Zur Geschichte der Sozialen Arbeit 4 Das Empowerment 5 Theorie- und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit 5.1 Wissenschaftliche Theorien der Sozialen Arbeit als Selbstverständnis und Grundlage professionellen Handelns 5.2 Die Arbeitsansätze der Beratung, der Kommunikation und des Begleitens in der Sozialen Arbeit 5.3 Gesellschaftsmodelle: Integration, Exklusion und Inklusion 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 31 2.1 Soziale Arbeit verstehen können – ein eigener Zugang 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 32 Aufbau und Gliederung Das Ihnen vorliegende Skript beinhaltet zahlreiche und nützliche Hinweise bzw. Informationen zu den generellen Gedanken und Zugängen der Sozialen Arbeit. 1. Einführung 2. Fragen zur Sozialen Arbeit 3. Arbeitsauftrag 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 33 1. Einführung Einleitung Soziale Arbeit ist die Bezeichnung einer angewandten Wissenschaft, die seit den 1990er-Jahren als Ober- und Sammelbegriff der traditionellen Fachrichtungen Sozialpädagogik und Sozialarbeit gebraucht wird: ▪ Soziale Arbeit fasst zudem die Tätigkeit der als Sozialpädagogen und Sozialarbeitenden bezeichneten Berufsgruppe wie auch der wissenschaftlichen Disziplin zusammen. ▪ Der Zugang zu dem Themenfeld der Sozialen Arbeit ist komplex und vielseitig. ▪ Wenn zu Beginn des Studiums das grundlegende Verständnis über die Soziale Arbeit nicht geklärt ist, dann können im Verlauf der zukünftigen Tätigkeit Missverständnisse und Orientierungslosigkeit entstehen. ▪ Es ist daher selbsterklärend, dass ganz am Anfang des Studiums eine Differenzierung der Bestimmung der Sozialen Arbeit vorgenommen wird, um vor allem die grundlegenden Basics kennenzulernen und zu verstehen. Lassen Sie uns im weiteren Verlauf des ersten Themenblocks über das grundsätzliche Verständnis der Sozialen Arbeit sprechen. Am besten beginnen wir dabei erst einmal mit Ihrem eigenen und individuellen Verständnis. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 35 2. Fragen zur Sozialen Arbeit Klärungsfragen Als angehende Fachkraft der Sozialen Arbeit werden Sie sich mit Gewissheit Gedanken darüber gemacht haben, was unter der Sozialen Arbeit zu verstehen ist und wie Soziale Arbeit bestimmt werden kann. Daher wäre es nun im nächsten Schritt bedeutsam, Ihre persönlichen Gedanken, Assoziationen und Vorstellungen über die Soziale Arbeit zusammenzutragen: 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 37 Klärungsfragen Fragen: 1. Was verstehen Sie unter der Begrifflichkeit „Soziale Arbeit“? 2. Welche Assoziationen, Gedanken, Bilder und Vorstellungen fallen Ihnen dazu ein? 3. Was sind Ihre Erfahrungen in der Sozialen Arbeit? 4. Was bedeutet Soziale Arbeit nicht? 5. Welche Rolle nimmt das Studium der Sozialen Arbeit im Vergleich zu anderen humanwissenschaftlichen Studiengängen, wie z.B. der Psychologie oder der Erziehungswissenschaft ein? 6. Worin liegt Ihr persönliches Motiv, Soziale Arbeit zu studieren? (!!ACHTUNG!! Im voranschreitenden Modul werden wir uns mit dieser Frage noch sehr intensiv auseinandersetzen) 7. Was sind Ihre Erwartungen an ein Studium der Sozialen Arbeit? 8. Welche Gedanken, Bilder und Erwartungen haben Sie in Bezug auf Ihre zukünftige berufliche Tätigkeit als Sozialarbeitende? 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 38 3. Arbeitsauftrag Arbeitsauftrag 1. Welche Methode der Klärung möchten Sie verwenden? 2. Sie haben ab jetzt 45 Minuten Zeit, die Fragen zu beantworten! 3. Bitte bereiten Sie ihre Ergebnisse auch visuell vor! 4. Nach den 45 Minuten erfolgt die Vorstellung im Plenum! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 40 2.2 Grundlagen der Sozialen Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 41 Lernergebnisse Im Anschluss an diesen Themenblock sollen Sie ▪ grundlegend verstanden haben, worin das Ziel und der Handlungsauftrag der Sozialen Arbeit liegt ▪ den Begriff ‚Soziale Arbeit‘ bestimmen und definieren können ▪ sich das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe erschlossen haben ▪ einen ersten Überblick über die Themen der Sozialen Arbeit erhalten haben ▪ bestimmte Begrifflichkeiten verstanden haben ▪ die Interventionsstrategien der Sozialen Arbeit kennengelernt haben ▪ Handlungsfelder der Sozialen Arbeit benennen können 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 42 Aufbau und Gliederung Das Ihnen vorliegende Skript beinhaltet zahlreiche und nützliche Hinweise bzw. Informationen zu den generellen Gedanken und Zugängen der Sozialen Arbeit. 1. Einführung 2. Bestimmung der Sozialen Arbeit 3. Gegenstand der Sozialen Arbeit 4. Allgemeine Tätigkeitsmerkmale 5. Der humanistische Grundgedanke 6. Soziale Arbeit als die Profession der Menschenrechte 7. Hilfe zur Selbsthilfe 8. Die Interventionsstrategien der Sozialen Arbeit 9. Die Soziale Arbeit visuell dargestellt 10. Erst Handeln auf der Grundlage von Rechtsnormen 11. Soziale Rehabilitation 12. Partizipation und Mitbestimmung 13. Hilfeplanung 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 43 Aufbau und Gliederung Das Ihnen vorliegende Skript beinhaltet zahlreiche und nützliche Hinweise bzw. Informationen zu den generellen Gedanken und Zugängen der Sozialen Arbeit. 14. Handeln nach (vereinbarten Zielen) 15. Ressourcenorientierung 16. Sozialraum- und Lebensweltorientierung 17. Allzuständigkeit 18. Tätigkeitsfelder und -prinzipien der Sozialen Arbeit 19. Soziologische Aspekte der Sozialen Arbeit: Soziale Benachteiligung/Sozialraumanalyse 20. Wissen, Können und Haltung 21. Staatliche Anerkennung des B.A. Soziale Arbeit 22. Träger, Dienstverhältnisse und Arbeitsbedingungen 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 44 1. Einführung Einleitung Die Soziale Arbeit stellt einen äußerst komplexen Tätigkeitsbereich in den psychosozialen Berufen dar und wird geprägt von zahlreichen Merkmalen und Bestimmungen. ▪ Zu Beginn des Studiums der Sozialen Arbeit macht es daher Sinn, sich zunächst eine Orientierung darüber zu verschaffen, welche Grundprinzipien bzw. welches Grundverständnis, Handlungsansätze und Merkmale das Feld und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit bestimmen. ▪ Es lohnt sich, ganz am Anfang seiner beruflichen Tätigkeit darüber bewusst zu werden, was ‚Soziale Arbeit‘ kann und auf welchem Fundament die Soziale Arbeit steht. ▪ Denn Soziale Arbeit ist eine junge Wissenschaft, deren „Kern“ bzw. identitätsstiftendes Selbstverständnis nicht eindeutig geklärt ist und deren Eigenständigkeit mitunter noch infrage gestellt wird. Mit dieser Übersicht kann Ihnen die grundlegende Identifikation mit der Sozialen Arbeit gelingen. ▪ Der Umgang mit Begrifflichkeiten und die erste theoretische Aufarbeitung können dabei unterstützen, im weiteren Verlauf des Studiums Klarheit darin zu bekommen, wofür sich Soziale Arbeit mit zahlreichen anderen Disziplinen überlappt und wofür daher eine frühzeitige Auseinandersetzung und Ordnung erforderlich zu sein scheint. ▪ Am Anfang steht nun zunächst einmal die Bestimmung der Wissenschaft und Profession der Sozialen Arbeit. Lassen Sie uns nun ganz simpel auf den Auftrag, auf das Ziel und die Bestimmung der Sozialen Arbeit blicken! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 46 2. Bestimmung der Sozialen Arbeit Definition Lassen Sie uns zu Beginn der Grundlagen der Sozialen Arbeit auf die Definition des Deutschen Berufsverbands der Sozialen Arbeiten schauen und Soziale Arbeit bestimmen. Der DBSH definiert den Auftrag professioneller Sozialer Arbeit wie folgt: ▪ „Soziale Arbeit versteht sich als Menschenrechts-Profession. ▪ Sie handelt auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und entsprechend begründbarer Methoden. ▪ Sie hilft Menschen, eine befriedigende Teilhabe am Leben zu erreichen. Sie unterstützt die Gesellschaft in ihrer sozialen und demokratischen Verpflichtung. ▪ Sie handelt auf der Basis besonderer berufsethischer Verpflichtungen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 48 Definition ▪ Die Profession Soziale Arbeit hilft Einzelnen, Gruppen und dem Gemeinwesen bei der Lösung von Problemen, die nicht über pflegerische, gesundheitliche und privatrechtliche Dienste zu lösen sind. ▪ Die Profession Soziale Arbeit hilft der Politik, indem sie mögliche Ursachen für Problemlagen benennt (Handlungsforschung) und zugleich über neu entstehende Problemlagen informiert (Frühwarnsystem). ▪ Die Profession Soziale Arbeit hilft der Gesellschaft, indem sie unmittelbar den sozialen Zusammenhalt fördert, darüber hinaus gesellschaftliche Veränderungsbedarfe anmahnt, zu deren Umsetzung beiträgt und Teilhabe aller Bürger:innen ermöglicht und unterstützt. ▪ Die Profession Soziale Arbeit handelt auf der Grundlage von Schlüsselkompetenzen, die wiederum Grundlage für die Anwendung besonderer Methoden sind.“ Quelle: https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit.html (Zugriff: 31.07.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 49 Kernaussagen zur Sozialen Arbeit Es ist die Aufgabe der Sozialen Arbeit, Menschen in Notlagen konkrete Hilfen zukommen zu lassen. ▪ Soziale Arbeit hat aber auch die Aufgabe, Menschen gesellschaftlich zu integrieren. ▪ Dabei ist sie ethischen und gesetzlichen Vorgaben verpflichtet, die zu einem Dilemma führen können. Das ist besonders dann der Fall, wenn ihr Schutzfunktionen (z.B. bei einem Sorgerechtsentzug oder bei psychiatrischen Zwangseinweisungen) zufallen, die notfalls auch gegen den Willen der Betroffenen wahrzunehmen sind. ▪ Es ist also auch die Aufgabe der Sozialen Arbeit, gesellschaftliche und soziale Unzulänglichkeiten aufzufangen. Das „Doppelmandat“ weist der Sozialen Arbeit sowohl systemkritische als auch systemstützende Funktionen zu. Quelle: https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit.html (Zugriff: 31.07.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 50 Kernaussagen zur Sozialen Arbeit ▪ Für die Sozialarbeiter:innen selbst besteht darüber hinaus ein „Tripelmandat“, indem sie angehalten sind, den eigenen Ansprüchen an ihren Beruf und ihrer ethischen Grundhaltung gerecht zu werden (das Tripelmandat werden wir noch thematisieren). ▪ Für die berufliche Praxis einer Fachkraft ist „sozialarbeiterisches Können“ erforderlich, das darin besteht, die Balance zwischen fachlicher Kompetenz und Empathie für den Einzelfall zu finden. ▪ Soziale Arbeit ist eine dynamische Profession, die sich immer wieder neu auf die Ungewissheiten und Veränderungen des Alltags einlassen muss. Vor diesem Hintergrund kann Soziale Arbeit keine statischen, also unveränderlichen Konzepte entwickeln. Quelle: https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit.html (Zugriff: 31.07.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 51 Kernaussagen zur Sozialen Arbeit ▪ Soziale Arbeit ist demgegenüber ein Interaktionsprozess, also eine handlungsorientierte Profession. Für die praktische Arbeit sind theoretische Erkenntnisse und Konzeptionen erforderlich. ▪ Methoden, als „Handwerkszeug“, haben die Funktion einer Suchstrategie. ▪ Pauschale Lösungen sind nicht möglich, da immer wieder für jeden Einzelfall individuelle Lösungen zu finden sind. ▪ Sozialarbeitende sind fachliche und interdisziplinäre Expert:innen, die sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Betroffenen orientieren. Quelle: https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit.html (Zugriff: 31.07.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 52 3. Gegenstand der Sozialen Arbeit Orientiert an der internationalen Definition Sozialer Arbeit Zur Antwort, wie sich der „Gegenstand der Sozialen Arbeit gestaltet, lohnt sich ein Blick in die internationale Definition Sozialer Arbeit (verfasst in deutscher Sprache): ▪ „Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. ▪ Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. ▪ Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen. ▪ Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein. ▪ Diese Definition kann auf nationaler und/oder regionaler Ebene weiter ausgeführt werden.“ 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 54 Orientiert an der internationalen Definition Sozialer Arbeit Im Fazit ist die Definition bzw. der Gegenstand er SA sehr schwierig und komplex. Die Sozialarbeiterin und Wissenschaftlerin Staub-Bernasconi (2007: S. 180) bringt es auf den Punkt: „Die in der Sozialen Arbeit (Sozialarbeit/Sozialpädagogik) geführte Gegenstandsdiskussion ist uferlos“ 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 55 Gegenstand der Sozialen Arbeit ▪ Unumstritten ist, dass Soziale Arbeit mit der Gesellschaft und den Individuen zu tun hat. ▪ Den Gegenstand „Gesellschaft und Individuum“ teilt die Soziale Arbeit mit verschiedenen Basisdisziplinen (z.B. Psychologie) sowie Handlungswissenschaften (z.B. Pflegewissenschaft). ▪ Für die DGSA ist Soziale Arbeit gleichermaßen eine Disziplin und Profession, wobei beide im Verständnis einer Handlungswissenschaft und wissenschaftlich begründeten bzw. reflektierten Praxis konvergieren und auf ihre je eigene Art und Weise zur Entwicklung der Sozialen Arbeit beitragen. Die aktuelle sozialarbeitswissenschaftliche Diskussion ist von folgenden Ansätzen geprägt ▪ Sozialarbeit beschäftigt sich vor Ort & fallbezogen mit „sozialen Problemen“, mit ihrer Entstehung, Struktur und mit Lösungsversuchen. Was ein soziales Problem ist, definiert in der Regel nicht die Sozialarbeit allein, sondern die Betroffenen, deren Umfeld, die gesellschaftlichen Verhältnisse. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 56 Gegenstand der Sozialen Arbeit ▪ Im Diskurs darüber, welche Lebenslagen und Personengruppen unterstützt werden sollen, sind die Sozialarbeitenden nur ein:e Diskussionspartner:in unter vielen anderen. Ihre Expertise (psychosoziale Diagnose) weist auf Lebenslagen und Problemstellungen hin. ▪ Die amerikanische funktionalistische Schule beschreibt die Social Workers als „Agenten der Gesellschaft“, die auf vorgeschobenem Posten Verhandlungen mit jenen Personen führen, die – aus welchem Grund auch immer – am Rande der Gesellschaft stehen. Ihnen werden Unterstützung und Integrationsmöglichkeit angeboten. ▪ Ein weiterer Ansatz, den Gegenstand der Sozialarbeit zu beschreiben, geht vom Begriff des Alltags aus. Funktionierender Alltag ist genau das, was subjektiv unproblematisch ist und daher keiner professionellen Hilfe bedarf. Sozialarbeit tritt dort auf den Plan, wo für Betroffene eben nicht mehr Alltag herrscht, wo Teile des eigenen Lebens fremd und unübersichtlich, unverstehbar und unbearbeitbar werden. ▪ Die Aufgabe der Sozialarbeit ist, durch Beratung und praktische Intervention dort wieder bewältigbaren Alltag zu schaffen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 57 Gegenstand der Sozialen Arbeit Der Gegenstand der Sozialen Arbeit orientiert sich in Deutschland vor allem an seinen Rechtsgrundlagen. Deutschland ist ein Sozialstaat. Es gilt das Sozialstaatsprinzip und die Verfassung der BRD. Fünf Sparten der Sozialversicherung als wichtigster Bereich der sozialen Sicherung: ▪ Die gesetzliche Arbeitslosenversicherung gewährleistet die existenzielle Sicherheit im Falle einer Arbeitslosigkeit, ▪ Die gesetzliche Rentenversicherung sichert die Mitglieder im Alter sowie im Falle von Berufs- und Erwerbsunfähigkeit und im Falle des Todes deren Hinterbliebene ab, ▪ Die gesetzliche Krankenversicherung unterstützt die Gewährleistung und Wiederherstellung der Gesundheit und lindert die Folgen von Krankheit, ▪ Die gesetzliche Unfallversicherung stellt im Falle eines (Arbeits-)Unfalls die Erwerbsfähigkeit wieder her, ▪ Die gesetzliche Pflegeversicherung sichert dauerhaft pflegebedürftigen Menschen finanzielle Unterstützung zu. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 58 4. Allgemeine Tätigkeitsmerkmale und -formen Allgemeine Tätigkeitsmerkmale Folgende grundlegende Tätigkeitsmerkmale der Sozialen Arbeit können festgemacht werden: ▪ Sozialarbeit ist ganzheitlich in dem Sinn, dass sie potenziell am gesamten Lebenszusammenhang der Klientel interessiert ist. Sozialarbeit orientiert sich an den gesunden Aspekten der Klientel, nicht ausschließlich an ihren Defiziten. ▪ Sozialarbeit ist prinzipiell an kein bestimmtes Setting gebunden. Ihr Thema ist der Alltag der Klienten. ▪ Sozialarbeit akzeptiert die Sichtweise der Klienten als Ausgangspunkt des Gesprächs und der Kooperation und bringt als berufsspezifische Kompetenz das Wissen über für die Klienten bedeutsamen Regeln, Normen, Zusammenhänge in die Interaktion ein. ▪ Der Versuch der Klärung, ob die Sichtweise der Klienten der Realität entspricht, ist wirkungsvoller zentraler Bestandteil des Beratungsprozesses. Sozialarbeit handelt „im Feld“. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 60 Allgemeine Tätigkeitsmerkmale (Fortsetzung) Folgende grundlegende Tätigkeitsmerkmale der Sozialen Arbeit können festgemacht werden: ▪ Sozialarbeitende übernehmen für ihre Klientel eine Advocacy-Funktion. In der Funktion des advocate (Anwalt) setzt sich die Fachkraft für die Interessen ihrer Klientel ein und informiert sie über ihre Rechte. Sie steht anwaltschaftlich den Menschen zur Seite, die angesichts konfliktträchtiger Lebenssituationen (z.B. Armut, mangelnde Bildung, Behinderung) oder unvorhergesehener biografischer Lebenskrisen (z.B. Flucht) nicht in der Lage sind, ihre persönlichen Interessen aufgrund von kurz-, mittel- oder langfristiger individueller Hilfsbedürftigkeit und/oder gesellschaftspolitischer Machtlosigkeit geltend zu machen. ▪ Die Alternative zum Advokaten ist die Funktion des Brokers. Als „Broker“ vermittelt die Fachkraft zwischen dem Versorgungssystem und der Klientel objektiv, unparteiisch und unabhängig. Diese Makler- oder Vermittler-Funktion ist eine Antwort auf die Unübersichtlichkeit und Desintegration moderner, komplexer und hochgradig arbeitsteiliger Sozial- und Gesundheitssysteme. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 61 Tätigkeitsformen Folgende grundlegende Tätigkeitsformen der Sozialen Arbeit können festgemacht werden: ▪ Psychosozial beratend als Unterstützung bei der Entscheidungsfindung in potenziell wichtigen Alltagsfragen. ▪ Vernetzend – als eine Erweiterung der Beratung durch Vermittlung von Ressourcen sowie Arbeit mit für die Klientel wichtigen Personen und Institutionen. ▪ Vorbeugend ansetzend, insbesondere in der Arbeit mit Jugendlichen (Freizeitanimation, Jugendzentren, aber auch in der Schulsozialarbeit), in der Mütter- und Elternarbeit, bevor es zu akuten oder massiven Problemlagen kommt. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 62 Tätigkeitsformen ▪ Aufsuchend, als Beschäftigung mit Personen, die ohne Unterstützung professioneller Arbeit in gesellschaftliche Isolation geraten würden und/oder von Verelendung bedroht sind. Beispiele: Psychiatriepatient:innen, Menschen am Rande der Pflegebedürftigkeit oder auch in der Jugendwohlfahrt, weil die Betroffenen vielfach nicht um Unterstützung fragen (können). Hier werden insbesondere im Sinne einer gesetzlich geregelten Interventionspflicht gegebenenfalls auch gerichtliche Maßnahmen beantragt und durchgeführt. ▪ Begleitend konzentriert sich Sozialarbeit auf die Kanalisierung von Notständen. Hierzu gehört bspw. niedrigschwellige offene Drogenarbeit oder Streetwork mit Subkulturen. Sie akzeptiert Lebensformen und versucht, die Verelendung zu stoppen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 63 Tätigkeitsformen Aufsuchend SA Institution Begleitung Beratung Klientel Mensch Mensch SA Vorbeugung Quelle: eigene Visualisierung 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 64 5. Der humanistische Grundgedanke Der Klient ist Experte seiner Situation Die gesamten Ansätze und Formen der Sozialen Arbeit verfolgen gemeinsam den Grundgedanken eines humanistischen Menschenbildes. MERKE: Nicht der:die Therapeut:in (oder Berater:in/ Sozialarbter:in) findet die Lösung des Problems, sondern der:die Klient:in selbst. ▪ Demnach steht die Klientel im Vordergrund, nicht die Interessen des Umfelds. MERKE: Die Klientel ist Expertin ihrer Situation; nicht die Fachkraft! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 66 Der Klient ist Experte seiner Situation ▪ Jeder Mensch weiß selbst, was für ihn gut ist, und dass er die Fähigkeit hat, seine Probleme selbst zu lösen. Die Teilnahme an allen Maßnahmen der Sozialen Arbeit ist freiwillig. Von den Betroffenen wird erwartet, dass sie an sich selbst arbeiten. ▪ Die Voraussetzungen für die Beratenden sind eine empathische und offene Grundhaltung sowie die Akzeptanz und bedingungslose positive Beachtung der anderen Person. Nicht die Sozialarbeitenden finden Lösungen zu Problemen, sondern die Betroffenen selbst. ▪ Die „Profis“ begleiten diesen Prozess, indem sie eine offene und empathische Grundhaltung zeigen. Voraussetzung ist die Akzeptanz und die bedingungslose positive Beachtung anderer Personen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 67 6. Soziale Arbeit als die Profession der Menschenrechte Staatlicher Handlungsauftrag Für die Soziale Arbeit werden – durch die Menschenrechte und demnach durch die Grundrechte der Verfassung der BRD – Handlungsziele und Tätigkeitsverpflichtungen vorgegeben. MERKE: Die Position, nach der Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession zu verstehen ist, stellt die normative Zielsetzung Sozialer Arbeit in den Mittelpunkt. ▪ Sie betont die Rolle des Staates bzw. der staatlichen Gemeinschaft als Garant für Anspruchssicherheit (Rechtsanspruch), soziale Gerechtigkeit und Wahrung des Gemeinwohls. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 69 Staatlicher Handlungsauftrag ▪ Die Verfassung, das Grundgesetz der BRD (1949 verfasst und in Kraft getreten), hat grundlegende Bedeutung für alle Bereiche des deutschen Rechts. Stellen Sie sich das GG wie ein Fundament eines Gebäudes vor. Die dort festgeschriebenen Maßstäbe bestimmen das Verständnis des gesamten deutschen Rechts und seine Funktionsweise und leiten darauf basierend die Tätigkeitsmerkmale der Sozialen Arbeit ab. ▪ Alle Bürger:innen des Landes haben eine Daseinsberechtigung. Der Staat garantiert jedem Menschen seine Menschenwürde und verpflichtet sich durch die Leitlinien der Sozialordnung zur Achtung dieses grundlegenden Rechts aller. MERKE: Soziale Arbeit fördert, garantiert und schützt dieses Grundrecht durch ihren Handlungsauftrag. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 70 7. Hilfe zur Selbsthilfe Leitprinzip der Sozialen Arbeit Hilfe zur Selbsthilfe Ein sehr bedeutsamer Aspekt des professionellen Handelns von Sozialarbeitenden stellt das Leitprinzip der Sozialen Arbeit dar: ▪ Soziale Arbeit löst keine Probleme oder übernimmt die Verantwortung für die Lebensweltveränderung der Betroffenen, sondern unterstützt, begleitet, coacht, aktiviert, ordnet und berät den Veränderungsprozess der Klientel. ▪ Dies geschieht vor allem durch die Aktivierung der Ressourcen von Klient:innen, denn man sollte sich immer bewusst darüber sein, dass die Daseins- und Unterstützungsfunktion der Fachkraft endet. Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst können! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 72 Einführung in die Soziale Arbeit Leitprinzip der Sozialen Arbeit ▪ ERINNERUNG: Nicht die Therapeut:innen (oder Berater:innen/ Sozialarbeiter:in) finden die Lösung des Problems, sondern die Klient:innen selbst. ▪ Die Klientel sollte durch dieses Prinzip wieder in die Lage kommen, es eigen- und selbständig zu schaffen, die Anforderungen des Lebensalltags zu meistern. ▪ Hat ein:e Klient:in gelernt, die ihm:ihr zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten dabei zu verwenden, und konnte er:sie damit auch positive Erfahrungen machen, die sich auch noch generalisiert (eingestellt) haben, so wird er:sie handlungsfähig und selbstbestimmt den Anforderungen des Lebensalltags gerecht. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 73 Einführung in die Soziale Arbeit ▪ Sozialarbeitende sollten sich zu Beginn ihre Handelns über zwei Aspekte bewusst sein: 1. Auftrags- und Handlungszielklärung 2. Ablösungsbewusstsein ▪ Dadurch wird vor allem präventiv garantiert, dass es keinen Abhängigkeitszustand zwischen den Helfenden und den Geholfenen geben wird. Achten Sie darauf! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 74 8. Die Interventionsstrategien der Sozialen Arbeit Interventionsformen der Sozialen Arbeit Die Soziale Arbeit berücksichtigt drei grundlegende Interventionsformen zur Lösung ▪ psychischer ▪ materieller ▪ gesundheitlicher ▪ sozialer Probleme: ▪ Einzelfallhilfe („Casework“), ▪ Soziale Gruppenarbeit („Social Group Work“), ▪ Gemeinwesenarbeit („Community Organization“). Diese drei Konzepte der Sozialen Arbeit haben ihren Ursprung in den USA und haben sich in Deutschland in den Nachkriegsjahren Schritt für Schritt etabliert. Zuvor galt das Fürsorgeprinzip, was dem Selbsthilfeprinzip vollkommen entgegensteht. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 76 Interventionsformen der Sozialen Arbeit Soziale Arbeit Gemeinwesenarbeit Soziale Gruppenarbeit Einzelfallhilfe z.B. Streetwork, z.B. Angebote der z.B. Fallbearbeitung ASD, offener Jugendtreff, Schulsozialarbeit, amb. Familienhilfe, stationäre Ehrenamt, Stadtteiltreff, Kita-Betreuung, OGS usw. Wohngruppe, Quartiersmanagement Schuldenberatung, Beratungsstelle Quelle: Interventionsformen Sozialer Arbeit. (Eigene Visualisierung in Anlehnung an Genc, 2019, S. 1) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 77 9. Die Soziale Arbeit visuell dargestellt Soziale Arbeit visuell erklärt Ziel der Sozialen Arbeit → Bewältigung und Prävention sozialer Problemlagen → Hilfe zur Selbsthilfe Handlungsfelder der SA z.B. Schulsozialarbeit, Jugendhilfe, KITA, Inklusion, Schulsozialarbeit … Lebensweltorientiertung Empowerment Alltag und Fallbezug Ressourcenorientierung Funktionen der Klassische“ Methoden der Handlungsbereiche Wissensbestände Sozialen Arbeit ▪ Beobachtungs- und Einzelfallarbeit ▪ Analyse der Beschreibungswissen ▪ z.B. Biographiearbeit (narratives Rahmenbedingungen Resilienz Erzählen, Genogramm) ▪ Situations- und Problemanalyse (Widerstandsfähigkeit: ▪ Begründungs- und Systemtheorie ▪ Nicht direkte Beratung bio-psychisch-sozial) Erklärungswesen ▪ Zielformulierung Gruppenarbeit ▪ Wertewissen ▪ TZI (Ruth Cohn) ▪ Planung ▪ Handlungs- und Gemeinwesenarbeit ▪ Evaluation Interventionswissen ▪ Strukturen → Netzwerkanalyse Quartiersarbeit Berufsbezogene Salutogenese Sozialraumorientierung Ethik/Werteorientierung Was erhält den Menschen gesund? Netzwerke und Strukturen Der Mensch als bio-psycho-soziales Wesen / berufliches Selbstverständnis als SA/SP (Wissen – Können – berufliche Haltung) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 79 10. Handeln auf der Grundlage von Rechtsnormen Rechtliche Grundlagen Sozialer Arbeit Das gesamte sozialarbeiterische Handeln basiert auf dem Grundverständnis rechtsstaatlicher Ordnung, die durch Rechtsnormen und die Gewaltenteilung bestimmt ist. ▪ Gesetze und die gesamte deutsche Rechtsordnung stellen die rechtlichen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit dar. Maxime für Sozialarbeitende: Kein Handeln ohne das Gesetz Kein Handeln gegen das Gesetz ▪ Ausgehend von der Bedeutung der Grundrechte, die in ihrem Verständnis Soziale Arbeit zur Menschenrechtsprofession erklärt und damit die normative Zielsetzung Sozialer Arbeit beschreibt, ist es Aufgabe einer Fachkraft im Rahmen ihres Handlungsauftrags a) Anspruchsvoraussetzungen von Sozialleistungen und b) Möglichkeiten der Rechtsdurchsetzung zu kommunizieren, c) mögliche Rechtsgeschäfte stellvertretend für ihre Klientel zu übernehmen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 81 Rechtliche Grundlagen Sozialer Arbeit ▪ Darüber hinaus sind umfangreiche Rechtskenntnisse (z.B. Verwaltungsrecht, Sozialrecht, Aufsichtspflicht, Sorgerecht, Datenschutz usw.) unabdingbar, um den Handlungsauftrag einer Fachkraft nutzbar zu machen und die Handlungskompetenz steigern zu können. ▪ Wer in der Lage ist, Gesetze lesen, verstehen und deuten zu können, ist in der Lage, die Klient:innen lebensweltbezogen beraten oder sie bei ihrer gewünschten Lebens- und Alltagsveränderung unterstützen zu können. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 82 11. Soziale Rehabilitation Wiedereingliederung Die Soziale Arbeit hat neben all ihren Bestimmungen zur Zielerreichung im Sinne der Selbsthilfe auch die Aufgabe, Menschen gesellschaftlich (wieder) zu integrieren. ▪ Das Verständnis dieser Re-Integration zielt vor allem auf die soziale Rehabilitation ab. In der Sozialen Arbeit findet vor allem pädagogische, schulische, berufsbezogene und alltagsbezogene Rehabilitation statt. Definition: Die soziale Rehabilitation hat im Sinne der Sozialen Arbeit das Ziel, neben der medizinischen und beruflichen Rehabilitation die soziale Teilhabe an der Gesellschaft und die selbstbestimmte und unabhängige Lebensführung zu ermöglichen. ▪ Die Begrifflichkeit der sozialen Rehabilitation ist wenig verbreitet, doch genau darum geht es in der Zielbestimmung des Arbeitsauftrags einer Fachkraft der Sozialen Arbeit. Quelle: Vgl. https://www.behindertenrat.at/wp-content/uploads/2016/12/TOP5c20150219DefSozialeRehabilitationdesKT.pdf (Zugriff 03.08.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 84 Wiedereingliederung Wie kann es gelingen, den Menschen in seiner persönlichen und individuellen Situation wieder am sozialen Leben teilhaben zu lassen? ▪ Es geht nicht nur darum, Menschen mit einer sozialen Beeinträchtigung so zu fördern und zu begleiten, dass sie wieder am sozialen Leben teilhaben können, sondern auch Menschen, die davon bedroht sind. ▪ Sozialarbeitende sind in vielen Bereichen als „Rehabilitatoren“ tätig, wie z. B. in der Suchthilfe, Bewährungshilfe, Seniorenhilfe oder in der Eingliederungshilfe, von Menschen mit seelischer, körperlicher und/oder geistiger Teilhabebeeinträchtigung. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 85 12. Partizipation und Mitbestimmung Partizipation Unter Partizipation versteht man Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitsprache, Einbeziehung usw. ▪ Zu lange hat sich die Soziale Arbeit mit der Antizipation, also der Vorwegnahme oder Erwartung eines zukünftigen Verhaltens und Erlebens von Menschen, auseinandergesetzt. ▪ Ein erfolgreich organisierter und begleiteter Hilfe- oder Leistungsprozess beinhaltet aber die partizipative Aushandlung einer gemeinsamen Sichtweise und erfordert die aktive Beteiligung aller Personen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 87 Partizipation ▪ Beteiligung stellt eine elementare Voraussetzung für das Verstehen von Lebenswelten und für einen gelingenden Hilfe- bzw. Leistungsprozess dar, ▪ weil ohne Mitwirkung der Leistungsadressat:innen die Probleme und die Hilfebedarfe nicht ausreichend erfasst werden können, ▪ weil die Akzeptanz des Hilfeprozesses durch Betroffene dadurch erhöht wird, ▪ weil die Bereitschaft zur Inanspruchnahme von aktiver Unterstützung, um die Erreichung der Entwicklungs-, Hilfe- und Leistungsziele zu schaffen, gestärkt wird, ▪ weil dadurch die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Übernahme von Selbstverantwortung und dem eigenständigen Handeln gefördert werden. ▪ Mitbestimmung und Partizipation der Klient:innen kann nur gelingen, wenn man diese bei der Planung und Einschätzung ernst nimmt und so berücksichtigt, dass diese als Expert:innen ihrer Situation gesehen werden. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 88 Beteiligung und Mitbestimmung Die Soziale Arbeit stellt keinen Tätigkeitsbereich im Sinne einer einseitigen Verordnungsmaschine dar, sondern versteht sich in ihrer Perspektive als Intention zur Zusammenarbeit durch Beteiligung und Mitbestimmung. ▪ Es geht dabei um Beteiligung, Aushandlung, Dialog, Mitwirkung und Mitbestimmung zwischen Fachkräften und Betroffenen. ▪ Die Erarbeitung eines tragfähigen Arbeitsbündnisses ist die zentrale Grundlage der Beteiligung und Mitbestimmung. ▪ Sämtliche Angebotsformen der Sozialen Arbeit setzen vor allem an einer lebensweltbezogenen und lebensorientierten Unterstützung der Betroffenen an. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 89 Beteiligung und Mitbestimmung ▪ Sie setzen auf die Interaktion und Zusammenarbeit mit den Leistungsberechtigten. ▪ Die Angebote und Hilfen können nicht einseitig von Seiten der Sozialen Arbeit realisiert werden, sondern benötigen die Einbeziehung, Mitwirkung, den Wunsch und den Willen der Klientel. ▪ Diese Beteiligung und Mitbestimmung macht die zentrale sozialarbeiterische Perspektive der SA deutlich, die in der Fachwelt unter dem Begriff der Partizipation diskutiert und fortentwickelt wird. Durch die Beteiligung und Mitbestimmung wird im Sinne des Empowerments das Prinzip der Sozialen Arbeit – Hilfe zur Selbsthilfe – deutlich. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 90 13. Hilfeplanung Hilfeplanung als Prozess Hilfeplanung ist vor allem als Prozess zu verstehen, der Menschen dabei unterstützt, ihre selbst gesteckten Veränderungsziele mithilfe der Interventionsformen der Sozialen Arbeit zu erreichen. ▪ Dieser Prozess ist als Suchbewegung zur Eröffnung von Lösungsperspektiven zugunsten der Betroffenen zu sehen. ▪ Ausgangspunkt dafür sind die Wünsche, Vorstellungen und Perspektiven der Adressat:innen: ▪ „Was stellen Sie sich vor?“ ▪ „Was motiviert Sie?“ ▪ „Was soll sich verändern?“ ▪ Hier muss die Beratung durch die Fachkräfte ansetzen. Dabei geht es auch um das Hinwirken auf die Bereitschaft zur Hilfeannahme und die Klarstellung der eigenen Verantwortung. ▪ Ansonsten braucht es ein schlüssiges Konzept, wie die Veränderung auf welchem Weg erreicht werden kann und welche Mittel und Möglichkeiten für diesen Weg genutzt werden sollen. Die Erarbeitung eines tragfähigen Arbeitsbündnisses ist dabei die zentrale Grundlage der Hilfeplanung. ▪ Die komplexe Herausforderung der Hilfeplanung liegt darin, die Bedarfe, Wünsche und Willen der Leistungsberechtigten als zentraler Personen mit den fachlichen Inhalten einer Profession zusammenzubringen und die bestehenden Leistungsansprüche vor dem Hintergrund der politisch-administrativen Rahmenbedingungen bestmöglich zu realisieren. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 92 14. Handeln nach vereinbarten Zielen Die Zielplanung Die Zielplanung stellt das Fundament der Hilfe und des Auftrags an eine Fachkraft der Sozialen Arbeit dar. ▪ Ziele sind positiv formulierte zukünftige Zustände! ▪ Eine Hilfe ohne die Vereinbarung, Abstimmung und Planung von Zielen wird neben fehlender Wirksamkeit oft in einer Katastrophe enden. ▪ Eine Hilfe kann ohne die Beschreibung von Zielen nicht funktionieren und demnach auch keine Besserung mit sich bringen, da sie nicht beschreibt, wie sich der Zustand der Klientel ergeben soll/wird. ▪ Zudem bleibt der Arbeitsauftrag für die Fachkraft unklar. ▪ Bei einer Zielplanung sollte man sich als helfende Person immer die Frage stellen: Möchte mein:e Klient:in überhaupt etwas verändern? 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 94 Die Zielplanung ▪ Im Zentrum steht oftmals der Aushandlungsprozess zwischen den Zielen der Klientel und ihrer Machbarkeit. ▪ Ziele beschreiben eine Veränderung, die Klient:innen erreichen wollen, etwa eine erwünschte Verbesserung der Lebensumstände, die Stabilisierung eines vorhandenen Zustands oder das Verlangsamen einer Verschlechterung. ▪ Ziele sollen positiv formuliert werden. Die Fachkraft hat die Aufgabe, die Klientel für realistische Ziele zu sensibilisieren. ▪ Bei der Zielplanung sollte sich die helfende Person gleichzeitig bewusst darüber sein, dass die Zielerreichung wesentlich von den persönlichen Möglichkeiten und der Bereitschaft zur Mitwirkung seitens der Klientel bestimmt ist. ▪ Die Formulierung angestrebter Ziele ist das wesentliche Element für die Planung individuell benötigter Leistungen. Mitunter können hierbei Leistungsberechtigte, Leistungserbringende oder Sozialhilfetragende unterschiedliche Interessen verfolgen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 95 15. Ressourcenorientierung und -nutzung Eigene Mitteln und Fähigkeiten Die Ressourcenorientierung und -nutzung bezeichnet im Gegensatz zur Defizitorientierung die prioritäre Ausrichtung des Hilfsangebots an der Gesamtheit der vorhandenen Fähigkeiten/Fertigkeiten der ratsuchenden Person, um diese zur Lösung einer bestimmten Aufgabe oder Veränderung zu nutzen. ▪ Die Ressourcennutzung nimmt in der Sozialen Arbeit einen ganz zentralen Stellenwert ein und muss in sämtlichen Handlungsakten einer Fachkraft der Sozialen Arbeit berücksichtigt werden, allein schon um die Selbstbefähigung des Menschen im Sinne des Prinzips der Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern. ▪ Viele Menschen sind sich in ihrer „erlernten Hilflosigkeit“ gar nicht bewusst, dass es in ihrem eigenen Umfeld eigene Mittel und Möglichkeiten gibt, die genutzt werden könnten, um die derzeitige Lebenssituation konstruktiv verändern oder lösen zu können. ▪ Durch eine ressourcenorientierte Intervention kann die Autonomie der Betroffenen gefördert und öffentliche Ressourcen (z.B. Gelder) geschont bzw. bedarfsgerecht eingesetzt werden. ▪ Jeder Mensch verfügt über eigene Selbstheilungskräfte. Es ist die Aufgabe der Fachkraft, dieses Potenzial zu entdecken, zu fördern und gezielt bei der Veränderung der Lebenssituation einzusetzen. ▪ Erfährt der Mensch dadurch, dass es ihm mit eigenen Mitteln und Möglichkeiten gelungen ist, seine Situation zu verändern, so können diese Erfahrungen generalisiert und zukünftig genutzt werden, um in vergleichbaren Lebenssituationen eigenmächtig und selbstbestimmt eine Veränderung zu bewirken. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 97 Eigene Mitteln und Fähigkeiten ▪ Jeder Mensch verfügt über Ressourcen. Es können aber nur die Ressourcen genutzt werden, die auch bekannt sind und von den Klient:innen verwendet/eingesetzt werden möchten. Voraussetzung dafür ist, dass die vorhandenen persönlichen, sozialen und institutionellen Ressourcen möglichst genau erfasst und auch die Adressat:innen ermutigt und bestärkt werden, eigene Stärken und Kompetenzen zu entdecken. ▪ Ob ressourcenorientiert gearbeitet wird, lässt sich u.a. daran ablesen, ob methodische Instrumente wie z.B. Netzwerk- oder Ressourcenkarten eingesetzt werden oder ob familiäre und soziale Netzwerke im Umfeld der Familie gezielt gestärkt werden, um Anschlussperspektiven für die Zeit nach der Hilfe zu entwickeln. ▪ An dieser Stelle ist auch festzuhalten, dass die Professionalisierung der Fachkraft voraussetzt, dass diese auch ihre eigenen Ressourcen kennt und nutzt. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 98 16. Sozialraum- und Lebensweltorientierung Multiperspektivische Betrachtung des Wesens Mensch Die Soziale Arbeit versteht sich als Dienstleistung am Menschen und soll die konstruktiven Potenziale dieser nicht ersetzen, sondern die Klientel – zeitlich befristet – stärken, fördern und ergänzen. ▪ Dabei verfolgt die Soziale Arbeit den Ansatz der Sozialraum- und Lebensweltorientierung. ▪ Gleichzeitig darf die Mehrdimensionalität des Menschen nicht außer Acht gelassen werden, damit Hilfen wirken und geeignet sein können ▪ Die Analyse des Sozialraums könnte die Antwort liefern, aus welchen Gründen sich der Hilfs- und Unterstützungsbedarf der Klientel ergibt. ▪ Sozialraumorientierung bedeutet aber in diesem Zusammenhang auch, dass Angebote und Möglichkeiten des Sozialraums genutzt werden sollen, damit die Klientel vor allem nach Beendigung der Einzelfallhilfe auf Hilfen und Angebote ihres Umfelds zurückgreifen kann, ohne dass sie dafür erneut die Dienstleistung der Sozialen Arbeit bräuchte. ▪ Soziale Arbeit soll daher im sozialräumlichen Kontext der Klient:innen erfolgen. So stellt man als Fachkraft sicher, dass die ratsuchende Person Hilfe und Unterstützung in ihrer unmittelbaren Wohnnähe erfährt; die örtlichen Ressourcen und Möglichkeiten der unmittelbar zur Verfügung stehenden Infrastruktur sind nicht nur bei der Prüfung der Hilfe, sondern auch spätestens bei deren Planung und Intervention zu berücksichtigen und einzubeziehen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 100 17. Allzuständigkeit Soziale Arbeit als Profession der Allzuständigkeit Soziale Arbeit ist eine Profession mit einer „Allzuständigkeit“, die für alle Bereiche der Lebensbewältigung zuständig ist. Damit stellt Soziale Arbeit ein Alleinstellungsmerkmal dar. Keine andere Profession erkennt sich als allzuständig an. Menschen mit vielfältigen komplexen Problemen, wie z.B. bei überforderten Eltern, haben häufig nicht die Kraft, von „Pontius zu Pilatus“ zu laufen, um in den einzelnen Anlaufstellen zu hören, dass dieselben für viele ihrer Probleme nicht zuständig sind. Sie benötigen eine Anlaufstelle, die ihre schwierige Situation nicht als Summe einzelner Probleme betrachtet, sondern die mit einer „professionellen Allzuständigkeit“ für ihre ganze komplexe Lebenssituation zuständig ist. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 102 Soziale Arbeit als Profession der Allzuständigkeit Seithe beschreibt die Allzuständigkeit (Seithe 2012: S. 49) wie folgt: „Sozialarbeitende haben keine spezielle und exklusive Zuständigkeit wie etwa ein Ingenieur, ein Mediziner, eine Juristin, eine Fachlehrerin, ein Elektromeister oder eine Betriebswirtin. Und auch im Vergleich zu VertreterInnen anderer pädagogischer Disziplinen sind sie weitaus weniger in der Lage, ihren Arbeitsbereich einzugrenzen und konkret zu benennen. Für sie besteht keine Möglichkeit, sich für irgendein Problem nicht zuständig zu erklären.“ Fragen an Sie: Welche Problematik/Gefahr könnte sich dadurch für Ihr Handeln ergeben? Wie sieht es aufgrund der Allzuständigkeit mit der Wertschätzung und Anerkennung durch andere Professionen aus? 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 103 18. Tätigkeitsfelder und -prinzipien der Sozialen Arbeit Wo kommen Sozialarbeitende überall zum Einsatz? Es gibt kaum einen Bereich im Leben eines Menschen, in dem Soziale Arbeit nicht zum Einsatz kommen würde oder könnte: Handlungsfelder: ▪ Kinder, Jugendliche, Familie ▪ Suchthilfe ▪ Soziale Arbeit im Gesundheitswesen ▪ Behindertenhilfe ▪ Migration und Integration ▪ Alte Menschen (die Altenhilfe) ▪ Beruf und Bildung ▪ berufliche Rehabilitation ▪ Internationale Sozialarbeit/ Entwicklungsarbeit ▪ Straffälligkeit ▪ Materielle Absicherung Neben all diesen Aufzählungen darf nicht vergessen werden, dass ein weiteres, bedeutsames und zugleich exklusives Handlungsfeld die Betriebssozialarbeit darstellt. Ebenso ist das Handlungsfeld Politik und Gewerkschaft zu benennen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 105 Einführung in die Soziale Arbeit In sämtlichen Handlungsfeldern ist die tägliche Arbeit der Fachkräfte der Sozialen Arbeit bestimmt durch: ▪ Aushandeln: Lösungen im Dialog mit Klient:innen entwickeln ▪ Einmischen: Anwaltsfunktion für Klient:innen übernehmen ▪ Vernetzen: Angebote und Vorgehensweisen auch mit anderen Handlungsfeldern wie z.B. dem Gesundheitswesen, Schulen und Jobcentern koordinieren und abstimmen ▪ Evaluieren: Die Wirkungen beruflichen Handelns systematisch erfassen und weiterentwickeln 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 106 19. Soziologische Aspekte der Sozialen Arbeit: Soziale Benachteiligung/Sozialraumanalyse Sozialmilieu und die Soziale Benachteiligung Haben Sie sich schon einmal gefragt, wofür das Modul „Soziologie“ in Ihrem Curriculum vorgesehen ist? Die Antwort ist relativ einfach: Kenntnisse über die Gesellschaft und die sozialen und ökonomischen Bedingungen der Gesellschaft können das Sozialmilieu und die soziale Benachteiligung ihrer Klientel nachvollziehbar und verständlich machen. Ein soziales Milieu definiert sich durch die sozialen Bedingungen (wie Normen, Gesetze, Wirtschaftskraft und Politik), der eine Person, eine Familie oder eine soziale Gruppe ausgesetzt ist und ihre Gegebenheit und weitere Entwicklung beeinflussen. ▪ Im Kontext des sozialen Milieus sprechen wir außerdem von Gruppen Gleichgesinnter, die jeweils ähnliche Wertehaltungen, Prinzipien der Lebensgestaltung, Beziehungen zu Mitmenschen und Mentalitäten aufweisen (z.B. Geflüchtete). ▪ Es ist unabdingbar, dass zum Verstehen der Situation Ihrer ratsuchenden Person die Gründe für ihre (biografisch geprägten) Verhaltensstrategien und -muster als auch Ressourcen im Zusammenhang ihres sozialen Milieus nachvollzogen und erschlossen werden. ▪ Daher kann man zunächst eigenständig darüber bewusst werden, in welchem sozialen Milieu sie sich bewegt und wie das Handeln darauf abgestimmt werden sollte. ▪ Darum: Lernen Sie ihre Klientel an dem Ort kennen, an dem sie sich bewegt und aufhält. Tauchen Sie ein in das Lebensumfeld Ihrer Klient:innen! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 108 Sozialmilieu und die soziale Benachteiligung ▪ Und in welchem Zusammenhang ist dies mit einer sozialen Benachteiligung zu sehen? ▪ Eine soziale Benachteiligung besteht in der Regel dann, wenn die personenbezogene gesellschaftliche Integration nicht wenigstens durchschnittlich gelungen erscheint. Der Begriff der Benachteiligung schließt neben einer individuellen Beeinträchtigung vor allem eine soziale Benachteiligung mit ein. Sowohl das SGB III als auch das SGB VIII verbinden mit der sozialen Benachteiligung Rechtsansprüche für entsprechende Personen. ▪ Die Betroffenen gelten als sozial benachteiligt, wenn ihre Lebenschancen erheblich eingeschränkt werden, weil sie aufgrund eines Zustands einer bestimmten Gruppe angehören. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 109 20. Wissen, Können und Haltung Die drei Säulen der Sozialer Arbeit, als Profession des Brückenbauens Die Soziale Arbeit kann als „die Profession des Brückenbauens“ verstanden werden. Damit verbunden ist immer wieder die Frage der Positionierung Sozialer Arbeit im Allgemeinen und im Konkreten des beruflichen Handelns (vgl. DBSH, 2021). Die Konstruktion professioneller Soziale Arbeit wird dabei nach Omlor (2023: S. 5) von drei wesentlichen Säulen getragen: 1. Wissenschaftliche Theorien/ Ansätze Sozialer Arbeit und angrenzende Gebiete anderer Disziplinen 2. Wissenschaftlich fundierte Methoden/Arbeitsweisen der Sozialen Arbeit und 1. die berufsethisch-orientierte Reflexion der Haltung und des Handelns professioneller Sozialer Arbeit. Bildquelle: https://depositphotos.com/de/vectors/brücke-über-die-bucht.html (Abgerufen am 07.08.2023) 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 111 21. Staatliche Anerkennung des B.A. Soziale Arbeit Staatliche Anerkennung BA Soziale Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 113 22. Träger, Dienstverhältnisse und Arbeitsbedingungen Last but not least … Soziale Arbeit ist eine sehr interessante Profession. Wenn Sie das Studium geschafft haben, dann können Sie sehr stolz auf sich sein. Hier ein paar Infos zu den Dienstverhältnissen und Arbeitsbedingungen einer Fachkraft. ▪ Um als Fachkraft tätig sein zu können, muss man Soziale Arbeit studiert haben. Als Grundvoraussetzung zur Einstellung ist der Bachelorabschluss erforderlich. Um in der Leitung aufzusteigen oder sich zu spezifizieren, bedarf es des Masterabschlusses. ▪ Sozialarbeitende arbeiten bei öffentlichen oder freien Trägern. Im öffentlichen Dienst werden sie als Angestellte im öffentlichen Dienst angestellt (z.B. Jugendamt) oder in Einzelfällen auch verbeamtet (Vormundschaft). ▪ Bei freien oder privatrechtlichen Trägern sind Sozialarbeitende in der Regel angestellt. ▪ Sozialarbeitende entscheiden sich immer öfter für eine freiberufliche Tätigkeit. ▪ In allen Bereichen gibt es die Möglichkeit der Voll- und der Teilzeitbeschäftigung. ▪ Es gibt Aufgabenbereiche, in denen ausschließlich Sozialarbeitende arbeiten (z.B. ASD) und Bereiche, in denen in multiprofessionellen Teams zusammen gearbeitet wird (z.B. Krankenhaus, Gesundheitsamt). ▪ Aus berufspolitischer Sicht ist zu kritisieren, dass einzelne Anstellungsträger für sozialarbeiterische Tätigkeiten auch Personen aus anderen Berufsgruppen einstellen. ▪ Sozialarbeiter:innen können mit Leitungsaufgaben im Fachbereich betraut werden sowie zur Leitung von Fachabteilungen in Behörden oder Einrichtungen der freien Wohlfahrt aufsteigen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 115 Last but not least … ▪ Weitere Tätigkeitsfelder sind die Praxisanleitung, Supervision oder als Lehrende an den Ausbildungseinrichtungen für Sozialarbeit bzw. in der Fortbildung für Sozialarbeitende. ▪ Der Fachkräftemangel wird immer größer und umfangreicher. Sehr viele Sozialarbeitende gehen aktuell in den Ruhestand. Es kommen aber nicht so viele Sozialarbeitende nach. ▪ Die Träger buhlen untereinander um die besten Fachkräfte. Das ist Ihre Chance, Kasse zu machen. ▪ Ich empfehle Ihnen, sich selbstständig zu machen, etwas zu erfinden oder einen eigenen Träger zu gründen. ▪ In Deutschland gilt der TVöD SuE als tarifliche Grundlage für Sozialarbeitende (siehe https://oeffentlicher- dienst.info/tvoed/sue/ ). Die freien Träger orientieren sich an diesem Tarif bei der Festsetzung der Löhne. ▪ Zahlreiche Sozialarbeitende sind in der Politik und in der Gewerkschaftsarbeit tätig. ▪ Die Arbeitsbedingungen und das Ansehen unserer Profession ist in Deutschland – im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern – noch entwicklungsbedürftig. ▪ Sozialarbeitende haben allzu oft zu viel oder zu wenig Selbstbewusstsein. ▪ Manchmal ergibt es Sinn, gar keine Meinung zu haben statt viele. Ich rate auch dazu, manchmal gar nichts zu sagen und einfach zu schweigen. ▪ Sozialarbeitende sollten alles unternehmen, um ihre eigene Gesundheit zu erhalten. Suchen Sie sich daher in Ihrer Freizeit und in ihrem Privatleben einen passenden Ausgleich für Ihre Tätigkeit. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 116 Last but not least … ▪ Sozialarbeitende neigen dazu, für alles und jederzeit Verantwortung zu übernehmen und sich dabei zu vernachlässigen. ▪ EMPFEHLUNG: Wechseln Sie alle 5–8 Jahre ihren Tätigkeitsbereich und bilden Sie sich fortlaufend fort. MERKE: Sie haben sich für eine grandiose Tätigkeit entschieden! 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 117 2.3 Zielgruppen der Sozialen Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 118 Lernergebnisse Im Anschluss an diesen Themenblock sollen Sie ▪ grundlegend verstanden haben, worin sich die Begründbarkeit der Zielgruppenbestimmung der Sozialen Arbeit ergibt ▪ die theoretische Ableitung der Zielgruppen Sozialer Arbeit erkennen können ▪ diverse Begrifflichkeiten der Hilfeempfangenden und Hilfeleistenden kennen ▪ einen groben Überblick über die Zielgruppen der Sozialen Arbeit erhalten haben ▪ die Merkmale und Problemlagen einordnen können ▪ die Zielgruppe Sozialer Arbeit nach der Lebenssituation der Gesellschaftsmitglieder kennenlernen 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 119 Aufbau und Gliederung Das Ihnen vorliegende Skript beinhaltet zahlreiche und nützliche Hinweise bzw. Informationen zu der Zielgruppenbestimmung der Sozialen Arbeit. 1. Einführung 2. Zielgruppen der Sozialen Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 120 1. Einführung Zielgruppen und Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit Soziale Arbeit hat sich in der Praxis rückblickend zum Beginn ihrer Profession immer weiter in Arbeitsfeldern und Zielgruppen ausdifferenziert ▪ Die Zielgruppen und damit die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit sind vorgegeben durch soziale Probleme oder problematische Lebenslagen von Bevölkerungsgruppen. ▪ Durch den Auftrag der Sozialen Arbeit, Menschen mit individuellen Benachteiligungen gesellschaftlich und gleichberechtigt teilhaben zu lassen, wird die Zielgruppe der Sozialen Arbeit noch umfangreicher und schwieriger zu bestimmen sein. ▪ „Wer ist benachteiligt? Wer nicht? Sind Sie benachteiligt? Wer bestimmt das?“ ▪ Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Soziale Arbeit auch den Auftrag hat, die Chancengleichheit aller Gesellschaftsmitglieder zu fördern, etwa durch Bildung und Aufklärung. ▪ Zielgruppen der Sozialen Arbeit unterscheiden sich nach Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Teilgruppen, Lebenslage und spezifischem Hilfebedarf oder akuten Belastungen durch kritische Lebenssituationen. ▪ Mit den Zielgruppen werden zugleich die Handlungsbereiche und damit die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit umrissen, die nicht trennscharf abzugrenzen sind, sondern verschiedene Schnittmengen bilden. So kann die gleiche Zielgruppe, etwa Familien mit einer Vielzahl von Problemen, Adressatin der Sozialen Arbeit in sehr unterschiedlichen Arbeitsfeldern sein. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 122 Zielgruppen und Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit Im Kern kann man die Zielgruppenbestimmung der Sozialen Arbeit theoretisch wie folgt bestimmen: 1. Soziale Arbeit als Wissenschaft beschäftigt sich mit Menschen, denen Hilfe zukommen soll. 2. Soziale Arbeit hält handlungsorientiert Ausschau nach bewussten und gezielten Unterstützungsmöglichkeiten für andere Menschen. 3. Der primäre Blickwinkel der Sozialen Arbeit bezieht sich auf die Beschreibung, Erklärung und die Gestaltung des sozialen Miteinanders, der Verbundenheit der Menschen oder ihres Zusammenlebens. (Mennemann, H. u. Dummen, J. , S. 15) In der folgenden Dokumentation können sich nun die Zielgruppen bestimmen und ableiten lassen. Versuchen Sie selbst einmal, eine Verbindung zu den drei Aussagen herzustellen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 123 2. Zielgruppen der Sozialen Arbeit Zielgruppe der Empfänger:innen Adressat:innen Inhaftierte Betreute … welche Bezeichnungen für Zielgruppen der Sozialen Arbeit fallen Ihnen noch ein und welche würden sie bevorzugen? Bildquelle: FOM-Hochschule, Medienproduktion 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 125 Zielgruppe der Profis Coaches … welche Bezeichnungen für die Profis fallen Ihnen noch ein und welche würden Sie bevorzugen? Bildquelle: FOM-Hochschule, Medienproduktion 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 126 Merkmale Zielgruppe nach Merkmalen ▪ Alter ▪ Behinderung ▪ Wohnort ▪ Erkrankung ▪ Geschlecht ▪ Herkunft ▪ Beruf ▪ … 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 127 Problemlagen Zielgruppe nach Problemlagen ▪ Krankheit ▪ Arbeitslosigkeit ▪ Wohnungslosigkeit ▪ Armut ▪ Straffälligkeit ▪ Abhängigkeit ▪ Verschuldung ▪ … 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 128 Lebenssituation Zielgruppe nach Lebenssituation ▪ Kinder ▪ Jugendliche ▪ Familien ▪ (werdende) Eltern ▪ Geflüchtete ▪ Alte Menschen ▪ Abhängige Personen ▪ Menschen mit Behinderung ▪ Psychisch erkrankte Menschen ▪ Verschuldete Personen ▪ Menschen mit Migrationshintergrund ▪ … 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 129 Fragen 1. Welche Erfahrungen haben Sie beruflich oder privat mit welchen Zielgruppen gemacht? 2. Wie lange hat Ihr Kontakt mit der Zielgruppe gedauert? 3. Welche Besonderheiten haben Sie erlebt? 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 130 2.4 Soziale Arbeit als eigenständige Profession und Disziplin der Wissenschaft 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 131 Lernergebnisse Im Anschluss an diesen Themenblock sollen Sie ▪ grundlegend verstanden haben, worin sich die Profession der Sozialen Arbeit von dem Beruf der Sozialen Arbeit unterscheidet ▪ verstehen, dass es nur noch die Sammelbezeichnung der Sozialen Arbeit gibt und damit der Tätigkeitsbereich nicht mehr in Sozialpädagogik und Sozialarbeit unterscheidet ▪ verstehen, dass die inzwischen gegenwärtige Wissenschaft der Sozialen Arbeit als eine Disziplin, also eine Wissenschaft, gesehen wird ▪ in der Lage sein, über die Professionalisierung der Sozialen Arbeit sprechen zu können ▪ ersten Überblick über die Professionalität und Qualitätskriterien einer Fachkraft der Sozialen Arbeit erhalten haben ▪ die für die Soziale Arbeit bedeutsamsten Disziplinen kennengelernt haben ▪ auch für negative und kritische Abgrenzungsmerkmale sensibilisiert sein ▪ einen ersten Eindruck des professionellen Selbstverständnisses und der Identität erfahren haben. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 132 Aufbau und Gliederung Das Ihnen vorliegende Skript beinhaltet zahlreiche und nützliche Hinweise bzw. Informationen zu der Profession und Wissenschaft der Sozialen Arbeit. 1. Zur Profession der Sozialen Arbeit 2. Professionelles und fachliches Handeln 3. Zur Wissenschaft der Sozialen Arbeit 4. Professionalität der Sozialen Arbeit 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 133 1. Zur Profession der Sozialen Arbeit Gesellschaftliche Imageverzerrung „Ach, Sie sind ein Sozialarbeiter! Sagen Sie mal, studiert man das?“ Lassen Sie uns gemeinsam klären, wodurch sich die Gründe dieses Images ergeben und was Soziale Arbeit hinsichtlich der Professionsbestimmung eigentlich bedeutet. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 135 Von der Fürsorge hin zur Dienstleistung Die Profession der Sozialen Arbeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von der ursprünglichen Fürsorge hin zur modernen Form der sozialen Dienstleistung entwickelt. ▪ Die Frage, ob Soziale Arbeit eine eigenständige Profession ist, stellt sich verstärkt seit den 1970er Jahren. Zu dieser Zeit wurden Sozialarbeit und Sozialpädagogik zunächst noch getrennt – später unter dem Begriff Soziale Arbeit zusammengefasst – als Studiengänge an Fachhochschulen und Hochschulen etabliert. ▪ Die Akademisierung ergab sich aus den wachsenden Anforderungen des Berufsalltags und den damit zunehmenden Ausdifferenzierungen der Tätigkeitsfelder innerhalb der Sozialen Arbeit. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 136 Von der Fürsorge hin zur Dienstleistung ▪ Neben dem fachlichen „Können“ war theoretisches „Wissen“ erforderlich (Heiner 2010: 164). Die Antwort auf die Frage, ob Soziale Arbeit eine eigenständige Profession sei, ist nicht einfach. Sie hängt von der Gewichtung spezifischer sozialarbeiterischer Merkmale ab. ▪ Eigenständige sozialarbeiterische Konzepte und Methoden konnten sich nach dem Zweiten Weltkrieg erst allmählich in der Bundesrepublik durchsetzen. ▪ Bis in die 1950er Jahre gehörte das Fürsorgeprinzip in der Bundesrepublik zum Selbstverständnis der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik. ▪ Erst langsam wurden in der Sozialpädagogik eigenständige pädagogische Konzepte eingeführt. Die Soziale Arbeit war zunächst weiterhin an der Armenfürsorge und der Verteilung finanzieller Mittel orientiert. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 137 Beruf oder Profession? Ist die Soziale Arbeit nun ein Beruf oder eine Profession? ▪ Ein Beruf ist eine Betätigung, für die ein Qualitätsnachweis (z.B. das Zertifikat einer anerkannten Ausbildung) erbracht werden muss. Das Wort Profession kann man aus dem Lateinischen zwar auch mit dem Begriff „Beruf“ übersetzen, inhaltlich unterscheiden sich allerdings die beiden Begriffe. ▪ Unter Profession wird hinsichtlich der Begriffsbestimmung zunächst ein „öffentliches Bekenntnis“ zur Ausübung einer Tätigkeit bezeichnet. ▪ Eine Profession des „Helfens“ ist dort notwendig, wo andere Ressourcen (Arbeitsplätze, materielle Hilfen, gesellschaftliche Normen, Selbsthilfe) nicht (mehr) verfügbar sind oder ihre Empfänger:innen nicht erreichen. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 138 Beruf oder Profession? ▪ Letztlich verstehen sich die professionell Tätigen in der Sozialen Arbeit als Expert:innen in der Vermittlung zwischen der Lebenswelt der Menschen und dem System gesellschaftlicher Strukturen und Normen. ▪ Sozialarbeitende sind multiprofessionelle Berufstätige. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass es eine große Bandbreite von Problemen bei der „Lebensbewältigung“ gibt, die prinzipiell alle zum Gegenstand der Sozialen Arbeit werden können, da sich Soziale Arbeit als allzuständig für die Belange der Menschen sieht. ▪ Erkennt man Soziale Arbeit als eine durch theoretisches und fachliches Wissen sowie von ethischen Grundsätzen geleitete handlungsorientierte Disziplin an, ist sei eine eigenständige Profession. 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 139 Profession der Sozialen Arbeit MERKE: Soziale Arbeit ist demnach kein Beruf! Die Soziale Arbeit versteht sich als Profession. ▪ Durch die inzwischen gegenwärtige Wissenschaft der Sozialen Arbeit wird eine Disziplin, also eine Wissenschaft, begründet. ▪ Die Begriffe ‚Disziplin‘ und ‚Profession‘ werden irritierenderweise synonym verwendet. Definition: Die Disziplin ist die Sphäre der Wissenschaft. Ihre Aufgabe ist die Generierung wissenschaftlichen Wissens und ihr obliegt die Theoriebildung. Die Profession hingegen ist die Sphäre der Berufspraxis. In ihr vollzieht sich das berufspraktische Handeln. Während sich die Disziplin an der Richtigkeit und Widerspruchsfreiheit ihrer Erkenntnisse misst, geht es der Profession um die Wirksamkeit und Angemessenheit ihrer praktischen Handlungsvollzüge. Die grundsätzlichen Unterschiede in den Aufgaben und Wertmaßstäben der Disziplin und Profession sind weitgehend unstrittig (vgl. Becker-Lenz/Müller-Hermann 2013: S. 203f,). 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 140 2. Professionelles und fachliches Handeln Professionalisierung Was bedeutet eigentlich „Professionalisierung“? Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge (2011: S. 669) gibt folgende Erläuterung: „Durch die Ausgestaltung zentraler Kompetenzen (z.B. Sach-. Sozial- und Selbstkompetenz) in Studium und Praxis erwirbt der/die Professionelle eine gewohnheitsmäßige Deutung der Welt, für welche die Orientierung an Zentralwerten und berufsspezifischen Grundhaltungen unabdingbar ist. Dies bedarf der beruflichen Weiterbildung und kollegialen Selbstkontrolle auf wissenschaftlicher Begründungsbasis.“ 28.08.2024 Grundlagen der Sozialen Arbeit | Prof. Dr. Anna Mratschkowski 142 Professionelles und fachliches Handeln Professionelles und fachliches Handeln definiert sich durch den Kontakt mit den Klienten und durch die Strukturen der Sozialen Arbeit. ▪ Die Profession der Sozialen Arbeit umfasst das gesamte fachliche Handlungssystem, die berufliche Wirklichkeit und das sozialarbe

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