Folien_Einheit03_Moodle PDF - Persönlichkeit und Emotionen - 03.05.2024
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Universität Wien
2024
Martin Daumiller
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Summary
Diese Folien behandeln die Grundlagen von Persönlichkeit und Emotionen im Bildungskontext. Sie skizzieren verschiedene Ansätze zur Persönlichkeitspsychologie, einschließlich des psycholexikalischen Ansatzes und der Big Five-Taxonomie. Die Folien beinhalten auch Fragen für Lehrkräfte, die sich mit Persönlichkeit und Motivation von Schülern auseinandersetzen.
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VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von Bildung und Lernen Persönlichkeit und Emotionen Martin Daumiller Hannelore Koch & Marko Lüftenegger VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen...
VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von Bildung und Lernen Persönlichkeit und Emotionen Martin Daumiller Hannelore Koch & Marko Lüftenegger VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 2 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Unterscheiden sich Topographie Menschen in der Stadt von Menschen am Land? BIG 5 - Persönlichkeit (Götz et al., 2020. Physical Topography is associated with human personality. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 3 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Fragen, die man sich als Lehrperson stellt … Motivation: Was treibt Schüler*innen an? Wie kann ich Schüler:innen motivieren? Emotion: Wie fühlen sich Schüler*innen (beim Lernen, im Unterricht, in Prüfungssituationen)? Entwicklung: Welche Aufgaben sind für welche Schüler*innen geeignet? Altersunterschiede? Persönlichkeit: Wie unterscheiden sich Schüler*innen in ihren Eigenschaften? Kognition: Was passiert beim Lernen im Gehirn? Wird Intelligenz vererbt? Wie entscheiden Lernende? Diagnostik: Welche Lernstörungen gibt es? Wie funktioniert Diagnostik? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 4 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Teil 1 PERSÖNLICHKEIT Was ist Persönlichkeit? Wie sehen Ansätze zur Persönlichkeitspsychologie aus? Was sind die BIG FIVE? Was kennzeichnet Burn-Out? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 5 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Ihre Meinung srs.univie.ac.at 0738 7789 VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 6 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Definition Persönlichkeit: aus dem Lateinischen: persona: Maske; personare: durchtönen „Gesamtheit aller überdauernden individuellen Besonderheiten im Erleben und Verhalten eines Menschen.“ (Asendorpf, 2018) Überdauernd: Individuelle Besonderheiten: wenige Wochen oder Monate Persönlichkeitseigenschaften (traits) kurzfristige Stabilität z.B. ehrgeizig, schüchtern, etc. → Persönlichkeitseigenschaft als Disposition: veranlasst eine Person bestimmte Situationen in bestimmter Weise zu erleben und sich dort in bestimmter Weise zu verhalten (Neyer & Asendorpf, 2012) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 7 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Definition Persönlichkeitspsychologie: „Wissenschaftliche Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Unterschieden in biologischen, psychologischen […] und soziokulturellen Strukturen und Prozessen (a) innerhalb einer Person (intraindividuelle Sichtweise) über die Zeit und/oder Situationen hinweg und (b) zwischen Personen oder Personengruppen (interindividuelle Sichtweise).“ (Rauthmann, 2017, S.5) Wie können diese Unterschiede wissenschaftlich beschrieben, erklärt und vorhergesagt werden? Unterschiedliche Ansätze VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 8 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Überblick: Ansätze der Persönlichkeitspsychologie Vorwissenschaftliche Ansätze: Wissenschaftliche Ansätze: Alltagspsychologie Psychodynamisches Paradigma Morphologische Lerntheoretisches Paradigma Ansätze Humanistisches Paradigma – Psychognostische Kognitives Paradigma Klassische Ansätze Dispositionales Paradigma Ansätze – Konstitutions- Biologisches Paradigma typologische Transaktionales Paradigma Moderne Ansätze Ansätze (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 9 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Konstitutions-typologische Ansätze Körpersaft nach Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.): Schwarze Galle Gelbe Galle Schleim Blut Temperament Melancholisch Cholerisch Phlegmatisch Sanguinisch Typen von Personen und nicht Typen von Merkmalen Vorgänger biologisches Paradigma (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 10 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Konstitutions-typologische Ansätze (Rauthmann, 2017, S.72) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 11 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Konstitutions-typologische Ansätze Ernst Kretschmers (1888-1964) Typologie: Leptosom Pyknisch Athletisch Dysplastisch Körperbau schmalwüchsig, rundlich, muskulös, Mischformen mager gedrungen stattlich und abnorme Merkmale eigenwillig gemütlich bedächtig Merkmale - empfindlich … heiter … beharrlich … Typen von Personen und nicht Typen von Merkmalen Vorgänger biologisches Paradigma (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 12 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Typologie - Lehrerpersönlichkeit Caselmann (1949): drei Variablen Logotrop Schwerpunkt- Paidotrop (Lehrstoff und mäßige (SchülerInnen) Fach) Orientierung Autoritativ Ausgeübte Mitmenschlich (hohes Maß) Kontrolle (niedriges Maß) Wissenschaftlich- Didaktische Künstlerisch- systematisch Ausrichtung organisch (Wisniewski, 2013, S.19) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 13 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Überblick: Ansätze der Persönlichkeitspsychologie Vorwissenschaftliche Ansätze: Wissenschaftliche Ansätze: Alltagspsychologie Psychodynamisches Paradigma Morphologische Lerntheoretisches Paradigma Ansätze Humanistisches Paradigma – Psychognostische Kognitives Paradigma Klassische Ansätze Dispositionales Paradigma Ansätze – Konstitutions- Biologisches Paradigma typologische Transaktionales Paradigma Moderne Ansätze Ansätze (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 14 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Dispositionales Paradigma unterschiedliche Dimensionen von Traits psycholexikalischer Ansatz: Annahme: persönlichkeitsbeschreibende Wörter finden sich im Wortschatz einer Kultur wieder Studie von Allport und Odbert (1936): persönlichkeitsbeschreibende Adjektive aus Wörterbuch extrahieren 17.953 Wörter Kategorienbildung: stabile Persönlichkeitseigenschaften (z.B. freundlich), temporäre Zustände (z.B. zornig), soziale und moralische Bewertungen (z.B. würdig), … VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 15 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Dispositionales Paradigma 5 Schritte im psycholexikalischen Vorgehen: 1. Extraktion von Eigenschaftswörtern aus dem Lexikon und Festhalten in einer Liste 2. Linguistische Bereinigung der Liste durch Ausschluss von – Synonyma (verschiedene Wörter mit der gleichen Bedeutung), – sehr seltenen, veralteten, ungebräuchlichen und/oder nur im Dialekt gebräuchlichen Wörtern, – Fremdwörtern und Fachbegriffen 3. Optionale semantische Bereinigung durch Ausschluss von – physischen Merkmalen (z. B. Aussehen), – kognitiven Fähigkeiten (z. B. Intelligenz), – Werten, Einstellungen, Tugenden und Religiosität, – evaluativ positiv vs. negativ konnotierten Wörtern mit hoher sozialer Erwünschtheit 4. Selbst- und Fremdberichte auf den Wörtern einholen (Ratings) 5. Reduzierung auf wenige Dimensionen (Faktorenanalysen der Berichtdaten) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 16 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Dispositionales Paradigma Big Five Taxonomie: = OCEAN (englisches Akronym) Offenheit für aus lexikalischen Studien Erfahrungen sehr gut geforscht fünf zentrale und als universell angenommene Persönlichkeits-dimensionen Soziale Extraversion Verträglichkeit beim Menschen Relativ stabil über die Lebenszeit hinweg, stärkste Stabilisierung im jungen Erwachsenenalter (Reifung), danach kaum Veränderung bis ins späte Erwachsenen- alter (Bleidorn et al., 2022). Gewissenhaftigkeit Neurotizismus (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 17 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Dispositionales Paradigma - Big Five Interesse an und Ausmaß der Beschäftigung Offenheit für mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Erfahrungen Eindrücken z.B. Offenheit für Gefühle, Ideen, Fantasie, etc. Häufigkeit zwischenmenschlicher Interaktion Extraversion Bedürfnis nach Stimulation & Erleben von Freude z.B. Herzlichkeit, Geselligkeit, Frohsinn, Aktivität, Durchsetzungsfähigkeit, Erlebnishunger, etc. Ansprechbarkeit für negative Emotionen Neurotizismus z.B. Reizbarkeit, Impulsivität, Ängstlichkeit, Depression, etc. (Rauthmann, 2017, S. 260-261) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 18 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Dispositionales Paradigma - Big Five Unterschiede in der Planung, Organisation und Gewissenhaftigkeit Durchführung von langfristigen Aufgaben z.B. Kompetenz, Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Ordnungsliebe, Selbstdisziplin etc. Freundliche und harmonieherstellende Soziale Verhaltensweisen in sozialen Beziehungen Verträglichkeit z.B. Vertrauen, Altruismus, Gutherzigkeit, Bescheidenheit, Entgegenkommen, etc. (Rauthmann, 2017, S. 260-261) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 19 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Wie viele Facebook Likes braucht man um Persönlichkeitsfaktoren von Menschen besser als der eigene Partner*in vorhersagen zu können? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 20 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Youyou, W., Kosinski, M., & Stillwell, D. (2015). Computer-based personality judgments are more accurate than those made by humans. Proceedings of the National Academy of Sciences, 112(4), 1036–1040. doi:10.1073/pnas.1418680112 VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 21 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Forschungsdesign/Methode) Schritt 1: Identifizierung der Big Five mit Selbstbeschreibungen (100 Fragen) – Stichprobe: 70 520 (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 22 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Forschungsdesign/Methode) Schritt 2: „Likes“ identifiziert (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 23 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Forschungsdesign/Methode) Schritt 3: Zusammenhänge berechnet mittels Regressionsanalysen (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 24 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Forschungsdesign/Methode) Schritt 4: Computer- einschätzungen durch Likes; (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 25 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Forschungsdesign/Methode) (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 26 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Machine Learning Studie zu Big Five Vorhersage der Big Five durch Facebook-Likes: (Ergebnis) Mehr Likes vorhanden bessere Vorhersage von Computermodellen Ab 100 likes besser als mittlere Fremdeinschätzung Ab 300 likes besser als Partner/in Im Mittel konnte Offenheit für Erfahrungen am besten durch Likes vorhergesagt werden (Youyou, Kosinski, & Stillwell, 2015) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 27 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Überblick: Ansätze der Persönlichkeitspsychologie Vorwissenschaftliche Ansätze: Wissenschaftliche Ansätze: Alltagspsychologie Psychodynamisches Paradigma Morphologische Lerntheoretisches Paradigma Ansätze Humanistisches Paradigma – Psychognostische Kognitives Paradigma Klassische Ansätze Dispositionales Paradigma Ansätze – Konstitutions- Biologisches Paradigma typologische Transaktionales Paradigma Moderne Ansätze Ansätze (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 28 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Transaktionales Paradigma Kritik an dem Trait-Konzept gemeinsame Betrachtung von Persönlichkeitsmerkmalen und Kontextvariablen Soziale Beziehung Situation Kultur Persönlichkeits- Persönlichkeit entwicklung (Rauthmann, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 29 03.05.2024 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Persönlichkeit im Kontext Schule Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen hängen mit Motivation zusammen Persönlichkeitseigenschaften von Schüler*innen hängen mit der Qualität der Beziehungen zwischen Lehrkraft und Schüler*in zusammen – Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit hängt mit enger, nicht konfliktreicher Beziehung zusammen – Neurotizismus hängt mit abhängiger, konfliktreicher Beziehung zusammen – Extraversion hängt mit höheren Ausprägungen in Verbundenheit und Konflikt zusammen → Unterstützende Lernumgebungen schaffen, indem auf die Unterschiede von Ausprägungen der Persönlichkeitseigenschaften eingegangen wird – z.B. Schüler*innen motivieren, Neues zu lernen; größere Auswahl an Aktivitäten anbieten, unterschiedliche Ansichten respektieren (McGeown et al., 2014; Medford, & McGeown, 2012; Zee et al., 2013) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 30 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Persönlichkeit und Burnout Meta-Analyse (García-Carmona et al., 2019): Hoher Anteil an Lehrkräften in der Sekundarschule weisen ein hohes Maß an Burnout auf : 28% schwere emotionale Erschöpfung/Überforderung; 38% hohes Maß an Depersonalisierung (gefühllose Haltung gegenüber anderen); 40% geringes Maß an persönlicher Leistungsfähigkeit. Entsteht durch eine Interaktion von Personencharakteristika und Umweltfaktoren (Lazarus & Folkman, 1984) Rolle der Persönlichkeit (Cramer & Binder, 2015; Kim et al., 2019): Hoher Neurotizismus als Problem; hohe Ausprägungen von Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit sind Resilienzfaktoren. → je nach Ausprägung in den Dimensionen, unterschiedliche Präventionen/Interventionen empfohlen VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 31 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Gründe für Berufsausstieg Meta-Analyse (Li & Yao, 2022): 94 Studien, 39 508 Lehrkräfte ↑: Vertrauen, Identifikation & Commitment mit Beruf, Zufriedenheit, Burnout, Arbeitsklima, Fairness & Unterstützung, Motivation : Bezahlung, Selbstwirksamkeit beim Unterrichen/Leistung im Beruf, Stress, Workload ↓: Alter, Geschlecht, Unterrichtserfahrung VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 32 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Buchtipp Literaturtipp zur Vertiefung!! Kein Prüfungsstoff!! u:access Zugang über u:access https://bibliothek.univie.ac.at/uaccess.html Rauthmann, J. F. (2017). Persönlichkeitspsychologie: Paradigmen – Strömungen – Theorien. Springer. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 33 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Teil 2 EMOTIONEN IM LEISTUNGSKONTEXT Wodurch sind Emotionen gekennzeichnet? Was ist Flow? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 34 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis Thomas, 24 Jahre Die meiste Zeit in der Schule war ich eigentlich ganz gut in Mathe und musste kaum für Prüfungen lernen. Aber in der Sechsten Klasse bekamen wir Stochastik und meine Noten sanken plötzlich auf 4 bis 5! Zunächst war es sehr frustrierend, so viel Rotes auf meiner Klassenarbeit zu sehen. Ich war total unzufrieden und hatte bald gar keine Lust mehr auf den Mathe-Unterricht und die Hausaufgaben. Viele meiner Freunde sagten aber zu mir, Mathe sei doch sowieso ein nutzloses Fach. Und irgendwie hatten sie ja Recht. Am Ende des Schuljahres ließen mich schlechtere Noten dann völlig kalt – Mathe war einfach nicht mehr „meins“. (Frenzel & Stephens, 2011, S. 17) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 35 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis Thomas, 24 Jahre Die meiste Zeit in der Schule war ich Positives Selbstkonzept der Begabung eigentlich ganz gut in Mathe und musste führt zu hoher Kontrollüberzeugung kaum für Prüfungen lernen. Aber in der Sechsten Klasse bekamen wir Stochastik und meine Noten sanken plötzlich auf 4 bis 5! Zunächst war es sehr frustrierend, so viel Rotes auf meiner Klassenarbeit zu sehen. Ich war total unzufrieden und hatte bald gar keine Lust mehr auf den Mathe-Unterricht und die Hausaufgaben. Viele meiner Freunde sagten aber zu mir, Mathe sei doch sowieso ein nutzloses Fach. Und irgendwie hatten sie ja Recht. Am Ende des Schuljahres ließen mich schlechtere Noten dann völlig kalt – Mathe war einfach nicht mehr „meins“. (Frenzel & Stephens, 2011, S. 17) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 36 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis Thomas, 24 Jahre Die meiste Zeit in der Schule war ich Positives Selbstkonzept der Begabung eigentlich ganz gut in Mathe und musste führt zu hoher Kontrollüberzeugung kaum für Prüfungen lernen. Aber in der Sechsten Klasse bekamen wir Stochastik und meine Noten sanken plötzlich auf 4 bis 5! Zunächst war es sehr frustrierend, so viel Rotes auf meiner Klassenarbeit zu sehen. Ich war total unzufrieden und Ergebnisabhängige, negative Emotionen hatte bald gar keine Lust mehr auf den Mathe-Unterricht und die Hausaufgaben. Viele meiner Freunde sagten aber zu mir, Mathe sei doch sowieso ein nutzloses Fach. Und irgendwie hatten sie ja Recht. Am Ende des Schuljahres ließen mich schlechtere Noten dann völlig kalt – Mathe war einfach nicht mehr „meins“. (Frenzel & Stephens, 2011, S. 17) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 37 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis Thomas, 24 Jahre Die meiste Zeit in der Schule war ich Positives Selbstkonzept der Begabung eigentlich ganz gut in Mathe und musste führt zu hoher Kontrollüberzeugung kaum für Prüfungen lernen. Aber in der Sechsten Klasse bekamen wir Stochastik und meine Noten sanken plötzlich auf 4 bis 5! Zunächst war es sehr frustrierend, so viel Rotes auf meiner Klassenarbeit zu sehen. Ich war total unzufrieden und Ergebnisabhängige, negative Emotionen hatte bald gar keine Lust mehr auf den Mathe-Unterricht und die Hausaufgaben. Negativer Wert des Lerngegenstandes Viele meiner Freunde sagten aber zu mir, Mathe sei doch sowieso ein nutzloses Fach. Und irgendwie hatten sie ja Recht. Am Ende des Schuljahres ließen mich schlechtere Noten dann völlig kalt – Mathe war einfach nicht mehr „meins“. (Frenzel & Stephens, 2011, S. 17) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 38 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis Thomas, 24 Jahre Die meiste Zeit in der Schule war ich Positives Selbstkonzept der Begabung eigentlich ganz gut in Mathe und musste führt zu hoher Kontrollüberzeugung kaum für Prüfungen lernen. Aber in der Sechsten Klasse bekamen wir Stochastik und meine Noten sanken plötzlich auf 4 bis 5! Zunächst war es sehr frustrierend, so viel Rotes auf meiner Klassenarbeit zu sehen. Ich war total unzufrieden und Ergebnisabhängige, negative Emotionen hatte bald gar keine Lust mehr auf den Mathe-Unterricht und die Hausaufgaben. Negativer Wert des Lerngegenstandes Viele meiner Freunde sagten aber zu mir, Mathe sei doch sowieso ein nutzloses Abgeflachtes emotionales Erleben wegen Fach. Und irgendwie hatten sie ja Recht. gesengter Valenz Am Ende des Schuljahres ließen mich schlechtere Noten dann völlig kalt – Mathe war einfach nicht mehr „meins“. (Frenzel & Stephens, 2011, S. 17) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 39 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Emotionen Emotionen sind „Gefühlsregungen, die relativ konkret bestimmbar sind und sich meist auf einen Auslöser zurückführen lassen.“ (Krapp, Geyer, & Letwalter 2011, S.196) Affektives Erleben Physiologische Komponente Kognitive Komponente Expressiven Komponente Motivationale Komponente (Frenzel & Stephens, 2011, S. 21) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 40 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller (Seidel & Krapp, 2014, S.196) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 41 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Leistungsbezogene Emotionen „Leistungsemotionen sind diejenigen Emotionen, die in Bezug auf leistungsbezogene Aktivitäten und die Ergebnisse dieser Aktivitäten erlebt werden.“ (Frenzel & Stephens, 2011, S. 29) Emotionen in Leistungssituationen entstehen auf Basis von Bewertungen von Handlungen. (Frenzel & Stephens, 2011) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 42 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Entstehung von Leistungsemotionen Appraisal-Theorie nach Lazarus (1991): - Primary Appraisal: Bewertung einer Aufgabe nach subjektiver Relevanz (Wert) - Secondary Appraisal: Bewertung der für die Bewältigung zur Verfügung stehenden Ressourcen und Abwegen von Handlungsalternativen Kontroll-Wert-Theorie nach Pekrun (2006): − Kontrollüberzeugung x Wert = Leistungsemotion (Seidel & Krapp, 2014) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 43 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Klassifikation von Leistungsemotionen Leistungsemotion lassen sich nach Frenzel, Götz und Pekrun (2009) entlang der folgenden Dimensionen klassifizieren: (1) Objektfokus, (2) Zeitlicher Bezug, (3) Valenz (Seidel & Krapp, 2014, S. 207) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 44 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Einfluss von Leistungsemotionen Positive Leistungsemotionen (z.B. Lernfreude) wirken sich prinzipiell positiv auf Leistung aus − Tiefenorientierte Lernstrategien − Erhöhte Konzentration Negative Leistungsemotionen wirken sich prinzipiell negativ auf Leistungen aus − Verringert Konzentration − Defizitäre Lernstrategien − Verringerte intrinsische Motivation Aber: Leistungsangst kann unter Umständen auch motivierend wirken! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 45 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Flow-Erleben Als Flow wird ein subjektiver Erlebenszustand bezeichnet, in dem die Person in gerade ausübenden Tätigkeit völlig aufgeht. Im Flow-Erleben handeln Personen in absoluter Übereinstimmung mit den eigenen Zielen. (Seidel & Krapp, 2014, S.208) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 46 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Teil 3 FALLBEISPIEL PRÜFUNGSANGST Wie äußert sich Prüfungsangst anhand eines Beispiels? Was kann gegen Prüfungsangst getan werden? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 47 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller VORSTELLUNG Name: Emma Alter: 13 Jahre Klasse: 3. AHS VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 48 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Emmas Sicht Klassenarbeit in Musik, Emmas Lieblingsfach: „Emma sitzt da – mit geschlossenen Augen, bewegungslos. Die rechte Hand umklammert ihren Glückskugelschreiber. Lautlos holt sie durch die Nase Luft. Langsam lasst sie sie mit einem leisen Pfeifen entweichen. Beim Ausatmen zählt sie rückwärts. Sie startet mit fünf. Das Gleiche nochmal. Beim Einatmen presst sie die Zahne so stark aufeinander, dass ihr Kiefer schmerzt.“ „Jetzt ist nichts mehr übrig vom gestern Eingeübten. Der Druck in ihrem Kopf steigt. “Beruhige dich!”. Einatmen, ausatmen 5-4-3-2-1. Buchstaben und Noten hüpfen wild durcheinander, führen ein Eigenleben. Die Notenlinien verschwimmen. Deren Wellen nehmen die Noten mit und treiben sie davon. Ihre Brust wird heiß. “Beruhige dich!” Ausatmen 5-4-3-2-1.“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 49 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller „Atemlos, panisch rennt Emma aus dem Klassenzimmer. Kontrolle zurück gewinnen – die innere Dirigentin wieder aufs Podest hieven. Flucht als einziger Ausweg. Notausgang. Den besorgten Blick ihrer Musiklehrerin, den nimmt sie nicht mehr wahr. Erst als sie sich auf die oberste Treppenstufe am Ende des Ganges sinken lässt, spürt sie etwas. Tränen. Sie laufen lassen? Keine Option! Sie zwinkert und zwinkert und zwinkert sie weg. Emma will sich verkriechen. Will unsichtbar sein. Ihre Gedanken spielen Zwölftonmusik. Nach komplexen Regeln. Unbeantwortete Fragen, die sie sich stellt. Wie würden die Antworten ihrer Familie, ihrer Freunde, die der Lehrer lauten? Ist sie ein hoffnungsloser Fall? Eine Versagerin? Wann hat sie ihre Eltern das letzte Mal stolz gemacht? Die letzte 1 liegt Monate zurück. Ist das ihr Lebenswerk, ihr Musikstück? Übelkeit steigt in ihr auf. Sie atmet sie weg 5-4-3-2-1. Hoffnungslose Tatsachen. Folgen von Mühe und Disziplin, die ohne Echo bleiben, keine Früchte tragen. Die Schlaflosigkeit vor Klassenarbeiten, die sie zermürbt. Yogaposen, in die sie sich zwängt. Gestern sogar drei Abendroutinen aus Youtube-Tutorials in Folge. Doch Schlaf lässt sich nicht erzwingen. Die Atemübungen, die sie jeden Abend fleißig übt. Ihr Nacken ist vor lauter Anstrengung verspannt und ihr Hals ist ausgetrocknet. Ausatmen 5-4-3-2-1.“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 50 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Sicht der Schulsekretärin Frau Lenker „Trotz einer guten Figur, teurer Klamotten, blonder, langer Haare, vom lieben Gott mit Musik- und Sporttalent und einem schlauen Köpfchen ausgestattet, flennt die immer rum. Was für eine Dramaqueen! Geiert nach Aufmerksamkeit! Von jedem. Mit ihren Freundinnen im Schlepptau, die ihr hörig sind, kreuzt sie permanent in meinem Sekretariat auf, um sich abzumelden. Tut so, als ob es ihr persönliches Vorzimmer ist. Oder eher ihre Bühne. Ein Ego-Schauspiel ist das! Generalprobe für den Auftritt zuhause. Inszeniert sich für den Vater und die Lehrer. Oder wer ist das Publikum? Sobald sie das Schulgelände mit ihren Freundinnen verlässt, endet dieses hysterische Geatme und man hört ihr Lachen. Ich zumindest habe keine Lust, länger Teil ihrer Auftritte zu sein!“ „Alles kann das Mädel haben. Man präsentiert es ihr auf dem Silbertablett. Mit dem goldenen Löffel wird diese Prinzessin gefüttert. Typisches Einzelkind, das sich nie etwas erkämpfen muss. Aber nichts ist ihr gut genug! Es reicht nie! Was will sie denn noch mehr?“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 51 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Hintergrundinformationen Prüfungsangst = Angst vor oder während einer Prüfungssituation bzw. vor der Bewertung der eigenen Leistung durch eine andere Person. Die Angst ist so stark, dass die Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Kognitive Komponente u.a. subjektive Misserfolgserwartung, Katastrophisierung, Perfektionismus Emotionale Komponente u.a. Angst, Angst vor der Angst, Reizbarkeit Körperliche Komponente u.a. Zittern, Schwindel, Herzrasen Verhaltenskomponente u.a. Handlungsblockaden, Vermeidung und Aufschieben Soziale Komponente u.a. sozialer Rückzug VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 52 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Hintergrundinformationen Zusammenhänge Person u.a. Gefühl von Unterlegenheit, übersteigerte Leistungsansprüche, mangelnde Lerntechniken Familie u.a. überbehütender, kontrollierender Erziehungsstil, familiäre Bedeutung von guten Leistungen, Schonung Schule/Lern- u.a. negative Prüfungserfahrungen, kurzfristige geschichte Ankündigungen der Prüfungen Teufelskreis VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 53 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Handlungsimpulse - Psychotherapeutin „Emma war sichtlich bewegt. Sie schaute zu Boden und Tränen kullerten über ihre Wangen. Nach einem langen Moment brach ich die Stille und sprach aus, was ich dachte. Welch schwere Last sie da trage. Ich sah Emmas inneren Kampf. Sie holte tief Luft. “Wissen Sie, ich will doch nur eine gute Tochter sein. Aber ich schaff es nicht. Ich bin eine Versagerin.“ Emmas Augen füllten sich erneut mit Tränen. Erschöpft sagte sie: “Ich will einfach nur meine Ruhe.” Wir schwiegen eine Zeit. Emma fuhr fort: “Wissen Sie, manchmal beneide ich meine Klassenkameraden, die machen, was sie wollen. Durchfallen, spicken, laut sein, widersprechen, Hausaufgaben vergessen, …” “Weshalb?” “Die ziehen einfach ihr Ding durch, ohne sich von jemandem etwas vorschreiben zu lassen.” “Eigentlich wie die Panik in dir, oder?” Emma lächelte und ein Fitzelchen der Anspannung wich aus ihrem Gesicht. “Ja, irgendwie schon.”“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 54 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Handlungsimpulse - Schulpsychologin Progressive Muskelentspannung: „Ich zeigte Emma, wie es geht. Wir begannen mit der rechten Hand: wahrnehmen, fest anspannen und für ca. fünf Sekunden halten, plötzlich mit tiefem Ausatmen loslassen, nachspüren. Vier Phasen. Emma fühlte den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung, das Lösen der Muskeln verursachte Wärme und ein leichtes Kribbeln. So gingen wir immer weiter vor: über die Arme, das Gesicht, den Nacken und schließlich über den Bauch zu den Beinen bis zu den Füßen. Am Ende war der gesamte Körper dran. Emmas Gesichtszüge wurden weicher, ihr Körper auch. Emma würde auf diese Weise lernen, Verspannungen schneller wahrzunehmen und sich selbst zu helfen – indem sie bewusst gegensteuert. Darüber hinaus reduziert eine regelmäßige Praxis das Grundniveau der muskulären Anspannung. Ein entspannter Körper führt zu einem entspannten Geist. Das Tolle an der Konzentration auf Körperliches: es lenkt von Angstgedanken ab, hemmt sie sogar neuronal.“ Akute Hilfe: „Zunächst das Aufgabenblatt für einen Moment umdrehen. Dann am mitgebrachten Zitronenwasser schnuppern, die Flüssigkeit durch den Mund ziehen und langsam herunterschlucken. Dem sauren Geschmack bewusst nachspüren. Tief durch die Nase in den Bauch einatmen, Hände dabei zu Fäusten ballen und langsam die Luft durch den Mund entweichen lassen, dabei die Finger wieder loslassen und die Entspannung der Hände genießen. Dies wird Emma so oft wiederholen, bis sie das Blatt umdrehen und weiterarbeiten kann. Ob und welche Aspekte davon funktionieren, werden nur Emmas Erfahrungen zeigen. In zwei Wochen werden wir schlauer sein, anpassen und verändern.“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 55 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Interventionen Individuums- u.a. Lernstrategien zur Vorbereitung: Lernen strukturieren und bezogene systematisieren, Gedankenstopp, negative innere Annahmen Interventionen umformulieren, realistische Ziele, Ausgleich zum Lernen schaffen, Psychoedukation: Angstverlauf Familie u.a. Leistungsanspruch/Druck reduzieren; Balance aus Verständnis für die Angst und gleichzeitiger Zumutung von Angstsituationen; Unterstützung bei Strukturierung und Umsetzung, um Vermeidung zu überwinden; Anerkennen der Angst und gleichzeitig die Überzeugung vertreten, dass das Kind lernen wird, mit der Angst umzugehen Klassenbezogene u.a. Vermeidung öffentlicher Besprechungen von Noten; transparente Interventionen Leistungsbewertung, Leistungsbewertung anhand individueller Bezugsnorm Weiterführende professionelle Unterstützung VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 56 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Buchtipp Literaturtipp zur Vertiefung!! Kein Prüfungsstoff!! Link: (über u:access) u:access https://link-springer- com.uaccess.univie.ac.at/content/pdf/1 0.1007/978-3-658-36512-7.pdf Bröscher, N., Lindel, C., & Schadow, T. (2022). Unerwartete Perspektiven der Schulpsychologie: ADHS, Kindeswohl, Wut, Mobbing, Prüfungsangst, Schulschwänzen. Springer. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 57 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Inhalte dieser Einheit Persönlichkeit Emotionen Disposition Psycholexikal- Leistungsbezogene ischer Ansatz Emotionen Traits Big Five Appraisal-Theorie Offenheit Kontroll-Wert-Theorie Neurotizismus Typologien Soziale Flow Verträglichkeit Extraversion Prüfungsangst VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Persönlichkeit & 03.05.2024 58 Emotionen | PD Dr. Martin Daumiller Literatur Allport, G., & Odbert, H. (1936). Trait names: A psycho-lexical study. Psychological Monographs, 47, 1–171. Asendorpf, J. (2018). Persönlichkeit. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 08.11.2018, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/persoenlichkeit/ Bleidorn, W., Schwaba, T., Zheng, A., Hopwood, C. J., Sosa, S., Roberts, B., & Briley, D. A. (2022). Personality Stability and Change: A Meta-Analysis of Longitudinal Studies. 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