Einigung Deutschlands und Italiens - PDF
Document Details
Uploaded by Deleted User
Tags
Summary
This document appears to be lecture notes of a history lesson about German and Italian unification in the 19th century, focusing on unification movements, nationalism, and the role of key figures like Otto von Bismarck and Giuseppe Garibaldi.
Full Transcript
Einigung Deutschlands/Italiens – Gründung des Roten Kreuzes „Hallo liebe Klasse! In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen wir uns mit der Einigung Deutschlands und Italiens im 19. Jahrhundert. Wir werden uns die Revolutionen von 1830 und 1848 ansehen und herausfinden, wie es zur Bildung der Nationa...
Einigung Deutschlands/Italiens – Gründung des Roten Kreuzes „Hallo liebe Klasse! In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen wir uns mit der Einigung Deutschlands und Italiens im 19. Jahrhundert. Wir werden uns die Revolutionen von 1830 und 1848 ansehen und herausfinden, wie es zur Bildung der Nationalstaaten kam. Zum Abschluss schauen wir uns an, wie das Rote Kreuz gegründet wurde und welche Rolle Henry Dunant dabei spielte. In dieser Einheit werdet ihr eigenständig arbeiten, aber ihr könnt euch gegenseitig unterstützen und dabei moderne Hilfsmittel wie KI-Tools oder Videos nutzen, um eure Fragen zu beantworten.“ „Ihr werdet alleine oder in kleinen Teams arbeiten. Eure Aufgabe ist es, die Fragen, die gestellt werden, zu beantworten. Dabei stehen euch wie immer verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung: Videos, die euch die Themen erklären, und KI-Tools wie Perplexity, die euch helfen können, die Antworten zu finden. Anschließend besprechen wir die Antworten gemeinsam.“ Kompetenzen: Nach Abschluss dieser Einheit solltet ihr in der Lage sein: 1. Revolutionen von 1830 und 1848 „Ich kann erklären, warum es zu den Revolutionen von 1830 und 1848 kam und welche Rolle der Wunsch nach Demokratie und nationaler Einheit dabei spielte.“ Wichtige Begriffe: absolutistische Herrschaft, Revolution, Demokratie, Nationalstaat. „Ich verstehe, wie die Revolutionen zur Entstehung von Nationalstaaten wie Deutschland und Italien beigetragen haben.“ Wichtige Begriffe: Revolutionen von 1830 und 1848, Nationalismus, Nation. 2. Nationalismus und Nationenbildung „Ich kann den Begriff ‚Nationalismus‘ erklären und beschreiben, wie er die Einigung Deutschlands und Italiens vorangetrieben hat.“ Wichtige Begriffe: Nationalismus, Nation, Nationalstaat. „Ich kann den Unterschied zwischen der ‚kleindeutschen Lösung‘ und der ‚großdeutschen Lösung‘ erklären.“ Wichtige Begriffe: Deutscher Bund, kleindeutsche Lösung, großdeutsche Lösung. 3. Einigung Deutschlands und Italiens „Ich kann die wichtigsten Schritte der Einigung Deutschlands und Italiens beschreiben.“ Wichtige Begriffe: Otto von Bismarck, Camillo Benso Graf von Cavour, Giuseppe Garibaldi, Risorgimento, Deutsches Kaiserreich, Italienisches Königreich. „Ich weiß, welche Bedeutung die Einigung Deutschlands und Italiens für die politische Situation in Europa hatte.“ Wichtige Begriffe: Deutsches Kaiserreich, europäische Großmächte. 4. Gründung des Roten Kreuzes „Ich kann erklären, wer Henry Dunant ist und wie die Schlacht von Solferino zur Gründung des Roten Kreuzes geführt hat.“ Wichtige Begriffe: Henry Dunant, Schlacht von Solferino, Rotes Kreuz, Genfer Konvention. 1 ### Nun zum interessanten Teil. Deine Aufgabe ist es, mithilfe einer digitalen KI wie zum Beispiel Quizgecko (https://quizgecko.com), Übungs- bzw. Quizfragen generieren zu lassen. Jede Gruppe erstellt also ein Set an Quizfragen. Die Gruppen fordern sich gegenseitig heraus, die generierten Fragen zu beantworten, oder wir machen einen Quizwettkampf im Klassenzimmer. Nachdem ihr eure generierten Fragen gelernt habt, führt ihr am Ende einen Test durch, den ich erstellt habe. 2 Die Revolutionen von 1830 und 1848/49 Im Jahr 1830 wird in Frankreich der absolutistische Herrscher gestürzt. In ganz Europa erwacht erneut der Wunsch nach Demokratie und es entstehen immer neue Proteste. Im Jahr 1848 kommt es in Europa in mehreren Ländern (Frankreich, Preußen, Österreich) zu Revolutionen und Kämpfen, die Europa erneut verändern. Es beginnt auch die Zeit der nationalen Einigungen und es entstehen neue Staaten z.B. Deutschland und Italien. Die nächsten Abschnitte erklären dir, warum es zu den Revolutionen kam und was die Begriffe Nation und Nationalismus bedeuten. Jedem Volk seinen Staat Jahrhundertelang war es in Europa nicht besonders wichtig, dass ein Volk in einem eigenen Staat lebte. Es gab Staaten, in denen viele Völker zusammenlebten, wie etwa Österreich-Ungarn oder Russland. Das Gebiet, in dem die Deutschen und die Italiener lebten, bestand aus vielen Staaten. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam der Gedanke auf, dass möglichst jedes Volk einen eigenen Staat bilden sollte. Staat und Volk sollten eins sein (das nennt man Nation). Diese Staaten nennt man dann Nationalstaaten. Gleichzeitig mit dem Wunsch nach Nationalstaaten entstand auch die Überzeugung, dass einige Staaten bzw. die eigene Nation anderen Staaten überlegen sei. Dieser übertriebene Stolz auf sein eigenes Land und die Meinung „etwas Besseres“ als andere Nationen zu sein, nennt man Nationalismus. Dieser Gedanke ergriff im Laufe des 19. Jahrhunderts alle Völker Europas und beeinflusste auch das Zusammenleben der Deutschen, Italiener und Ladiner in Tirol. Tirol bestand bis dahin noch aus dem späteren Nordtirol, Osttirol, Südtirol und dem Trentino. Bis dahin lebten die Deutschen, Italiener und Ladiner recht friedlich zusammen. Der Tiroler Landtag tagte damals in Innsbruck und auch Vertreter aus Trentino nahmen regelmäßig am Tiroler Landtag teil. Die Trentiner Abgeordneten waren jedoch in der Minderheit und verlangten deswegen eine eigene Landesautonomie für Trentino und einen Landtag in Trient. Die Forderung der Trentiner lautete „Los von Innsbruck!“. Die deutschen Abgeordneten waren gegen eine solche Autonomie. Dies war einer der Gründe, warum immer mehr Trentiner sich nun einen Anschluss an Italien wünschten. Man nannte damals die Gebiete, in denen zwar Italiener lebten, die aber noch nicht zu Italien gehörten, die „terre irredente“, die unerlösten Gebiete. Wer den Anschluss der unerlösten Gebiete an Italien verlangte, war ein „Irredentist“. 1. Nenne den Begriff, der die Einigung von Staat und Volk beschreibt. 2. Definiere den Begriff Nationalismus und beschreibe seine Bedeutung. 3. Beschreibe, wie der Nationalismus das Zusammenleben verschiedener Volksgruppen in Tirol beeinflusste. 4. Erkläre, was die „Irredentisten“ wollten und warum sie dies forderten. 3 Frankreich: Nach dem Wiener Kongress herrschte große Unzufriedenheit in Frankreich, denn es regierte wieder ein absolutistischer Herrscher. Die Französische Revolution von 1789, der Kampf gegen die absolutistischen Herrscher und die Befreiung vom Absolutismus waren nicht erfolgreich gewesen. König Karl X. regierte absolutistisch und die Unzufriedenheit in Frankreich wuchs. Im Jahr 1830 wird Karl X. gestürzt und durch einen neuen König ersetzt. König Louise-Philippe regierte bis 1848 in Frankreich. Mit der Zeit entwickelte sich der neue König aber zu einem König der Reichen. D.h. seine Bestimmungen und Gesetze brachten den Reichen sehr viele Vorteile. 1848 kommt es durch die industrielle Revolution auch zu einer großen Arbeitslosigkeit in Frankreich und zu einer Unzufriedenheit des Volkes. Erneut kommt es zu einer Revolution, König Louise-Philippe wird entmachtet und vertrieben. Neuer Staatspräsident wird Charles-Louis-Napoleon Bonaparte, der ein Neffe von Napoleon Bonaparte war. Ab dem Jahr 1852 nannte sich Louis Napoleon nicht mehr Staatspräsident, sondern Kaiser Napoleon III. Österreich: Auch in Österreich kam es im Jahr 1848 zu Unruhen und Kämpfen, bei denen viele Menschen starben. Der Staatskanzler Fürst Clemens Metternich wurde vom Kaiser entlassen und ein Reichstag wurde gewählt. Dieser Reichstag beschloss ein Gesetz zur Befreiung der Bauern. Somit war in Österreich die Grundherrschaft zu Ende. Die Bauern waren frei und mussten ihren Grundherren keine Abgaben mehr zahlen oder Dienste leisten. Sie waren nun wirklich frei und durften über ihre Höfe bestimmen. Allerdings mussten sie an die Grundherren noch eine „Ablöse“ zahlen um sich ihren Hof zu „erkaufen“. Diese Ablösen waren aber teilweise so hoch, dass sich Bauern verschulden mussten, um die Ablösen zu bezahlen. Viele Bauern schafften es jedoch nicht diese neuen Schulden abzuarbeiten und mussten deswegen ihren Hof verkaufen. Viele waren zwar frei von ihren Grundherren, hatten aber ihren Hof verloren und waren nun hochverschuldet. Deutschland: Deutschland bestand aus mehreren kleinen Staaten, die gemeinsam den „Deutschen Bund“ bildeten. Diese Staaten hatten jedoch keine gemeinsame Regierung oder gemeinsame Gesetze. Der Bundestag des „Deutschen Bundes“ tagte immer in Frankfurt am Main. Es bestand bei immer mehr Menschen der Wunsch die Staaten des Deutschen Bundes zu einigen zu einer Nation. Der Bundestag in Frankfurt beschloss im Jahr 1848 Wahlen zu einer Nationalversammlung, die eine Verfassung für ein geeinigtes Deutschland ausarbeiten sollten. Die gewählte Nationalversammlung wurde vom österreichischen Erzherzog Johann geleitet. In der Nationalversammlung suchte man nach einer Möglichkeit alle deutschen Staaten zu vereinen. Ein wichtiger Punkt war dabei die Rolle Österreichs. Man überlegte, ob Österreich zu einem vereinten Deutschland gehören sollte und welche Rolle Österreich dabei übernehmen sollte. Ein Vorschlag war die sogenannte „kleindeutsche Lösung“. Die kleindeutsche Lösung forderte ein Deutsches Reich ohne Österreich. Die „großdeutsche Lösung“ forderte ein Deutsches Reich mit einem Teil Österreichs. 4 Der österreichische Kaiser forderte eine „großösterreichische Lösung“, in der Österreich die führende Macht sein sollte. Als die Mehrheit der Nationalversammlung jedoch für die kleindeutsche Lösung stimmte, lehnte der österreichische Kaiser die neue Verfassung ab. Die Nationalversammlung nahm im Jahre 1849 die neue Verfassung an und wählte den preußischen König Friedrich Wilhelm IV zum deutschen Kaiser. Doch Friedrich Wilhelm IV lehnte die Krone ab, er wollte keine Krone, die vom Volk kam. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV sagte über die angebotene Krone: Die Krone, die die Ottonen, die Hohenstaufen, der Habsburger getragen, kann natürlich ein Hohenzoller tragen; sie ehrt ihn überschwänglich mit tausendjährigem Glanze. Die aber, die Sie leider meinen, verunehrt überschwänglich mit ihrem Ludergeruch der Revolution von 1848, der albernsten, dümmsten, schlechtesten, wenn auch, gottlob, nicht bösesten dieses Jahrhunderts. Einen solchen imaginären Reif aus Dreck und Letten gebacken, soll ein rechtmäßiger König von Gottes Gnaden und nun gar der König von Preußen sich geben lassen? 5. Fasse die Ursachen zusammen, die 1848 in Frankreich zur Revolution führten. 6. Was weißt du über Louise-Philippe? 7. Erkläre, warum die Bauernbefreiung in Österreich zwar theoretisch vorteilhaft war, aber praktisch nicht die erhofften Verbesserungen brachte. 8. Wer leitete 1848 die Nationalversammlung in Frankfurt am Main? 9. Unterscheide zwischen der „kleindeutschen“ und der „großdeutschen“ Lösung und erkläre ihre jeweiligen Ziele. 10. Beschreibe die Reaktion des österreichischen Kaisers auf die Entscheidung der Nationalversammlung und welche Bedeutung sie für die deutsche Einigung hatte. 11. Erkläre die Beschlüsse der Nationalversammlung von 1849 und warum sie für die Einigung Deutschlands wichtig waren. 12. Analysiere die Gründe, warum Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone ablehnte und welche Folgen dies für die deutsche Einigungsbewegung hatte. 5 Die drei Befreiungskriege Italiens – „Il Risorgimento“ (Landkarte Italiens im Jahr 1848) 1848 bestand Italien noch aus mehreren Königreichen, Fürstentümer und dem Kirchenstaat. Zur Zeit Napoleons gab es für kurze Zeit ein „Königreich Italien“. Obwohl Napoleon besiegt war, lebte in einigen Menschen der Wunsch eines vereinten Italiens weiter. Im Jahr 1848 gehörte das Königreich Lombardo-Venetien noch zum Kaisertum Österreich. Es gab zwar im Königreich Lombardo-Venetien einen Vizekönig, doch die wichtigen Entscheidungen wurden alle in Wien vom österreichischen Kaiser getroffen. Der Kaiser wollte diese Gebiete nicht verlieren und wollte deswegen auch keine Autonomie gewähren. Er befürchtete, dass dann auch andere Regionen seines großen Vielvölkerstaates für eine Autonomie kämpfen würden und er diese Regionen dann verlieren würde. Um die Aufstände zu unterdrücken und zu bekämpfen, ließ der Kaiser die Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit verbieten. Zusätzlich verwendete er Spitzel (Spione) und die Polizei, um weitere Aufstände zu bekämpfen. Als Papst Pius IX die Pressefreiheit wieder einführte und auch einigen Gefangen die Amnestie erteilte (die Gefangenen wurden freigelassen), hofften viele Menschen, dass der Papst nun Italien vereinen könnte. 6 Im Jahre 1848 brechen in Süditalien Aufstände aus, da sich das Volk unterdrück fühlte. Die einzelnen Fürsten reagierten sofort und gewährten Verfassungen in ihren Staaten. In Mailand gelang es den Aufständischen die österreichischen Truppen zu vertreiben. Es kam zu einem Krieg, der als „erster Befreiungskrieg“ bezeichnet wird. Alle italienischen Fürsten schickten ihre Truppen in den Kampf, sogar der Papst schickte 7000 Mann und es nahmen auch 10.000 Freiwillige aus dem Kirchenstaat teil. Die italienischen Truppen konnten zwar kleine Erfolge erzielen, doch die Einigkeit und den Fürsten zerfiel bald. Viele forderten, dass Papst sich an die Spitze der Aufstände stellen sollte und bei der Gründung einer Republik aller Völker Italien behilflich sein sollte. Im katholischen Österreich war man über das Verhalten des Papstes empört und man drohte sich von der römisch-katholischen Kirche abzuspalten. Das wollte Papst verhindern und zog somit seine Truppen zurück. Viele Fürsten folgten diesem Beispiel und so gelangen den österreichischen Truppen zwei wichtige Siege bei Custozza (Juli 1848) und Novara (März 1849). Der erste Befreiungskrieg Italiens war verloren und Italien war immer noch nicht vereint. Viele Aufständischen wandten sich von ihren Ideen ab und stellten sich auf die Seite des Königs von Piemont-Sardinien. Dort war ein sehr geschickter Ministerpräsident im Amt, Camillo Benso Graf von Cavour. Cavour schloss Freihandelsabkommen mit Frankreich, Großbritannien, Belgien und Österreich ab. Durch die niedrigen Zölle wurden die importierten Lebensmittel günstiger. Cavour ließ auch das Eisenbahnnetz ausbauen und unterstützte britische und französische Truppen im Krieg gegen Russland. Er modernisierte den Staat und sah das Königreich Piemont-Sardinien als wichtigen Bestandteil eines zukünftigen vereinten Italiens. Durch geschickte Politik gelang es Cavour mächtige Bündnispartner für seinen Kampf gegen Österreich zu gewinnen. Cavour schloss ein Geheimbündnis mit Napoleon III, der versicherte, dass er das Königreich Piemont- Sardinien im Kriegsfall gegen Österreich unterstützen würde. Dieses Bündnis war für beide Seiten wichtig. Napoleon III hatte somit mehr Einfluss in Italien und Cavour hatte einen mächtigen Partner im Kampf gegen Österreich. Cavour gelang es einen Angriff Österreichs zu provozieren. Österreich erklärte dem Königreich Piemont-Sardinien den Krieg und Napoleon III hielt sich an sein Versprechen. 1859 verloren die Österreicher entscheidende Schlachten bei Solferino und Magenta. Im Waffenstillstand von Villafranca einigten sich die Kriegsparteien, dass Österreich die Lombardei verlassen musste. Venetien, Trentino und Julisch Venetien gehörten weiterhin zu Österreich. Sardinien-Piemont musste Savoyen und Nizza an Frankreich abtreten, als Preis für das Bündnis. Der zweite Befreiungskrieg Italien führte dazu, dass sich Österreich weiter zurückziehen musste und festigte auch die Vormachtstellung von Sardinien-Piemont in Italien. 13. Untersuche, mit welchen Maßnahmen Österreich die Kontrolle über seine italienischen Gebiete aufrechterhielt. 14. Erkläre, was als erster Befreiungskrieg Italiens bezeichnet wird und welche Ziele die Italiener dabei verfolgten. 15. Beschreibe die Rolle von Camillo Benso Graf von Cavour in der italienischen Einigung und wie er dazu beitrug. 16. Analysiere, wie Cavour den zweiten Befreiungskrieg Italiens durch Bündnisse und diplomatische Maßnahmen vorbereitete. 17. Bewerte die Folgen des zweiten Befreiungskrieges und welche Gebietsveränderungen sich daraus für Italien ergaben. 18. Beschreibe, wer Henry Dunant war und wie seine Erlebnisse zur Gründung des Roten Kreuzes führten. (lies dafür den Abschnitt “Henri Dunant – Der einzige Sieger von Solferino” durch) 7 Eine der wichtigsten Personen in der Einigung Italiens war Giuseppe Garibaldi. Er hatte sich an den ersten beiden Befreiungskriegen stets beteiligt und galt in Italien als Held. Im Jahr 1860 erobert Giuseppe Garibaldi mit tausend Freiwilligen („Zug der Tausend“) das Königreich der beiden Sizilien. Der König von Piemont-Sardinien schrieb Garibaldi einen Brief, in dem er ihm offiziell befahl von Sizilien nicht auf das Festland überzusetzen und seinen Kampf zu beenden. In einem inoffiziellen Brief jedoch, ermunterte ihn der König weiterzumachen. Garibaldi setzt mit seinen Truppen auf das Festland über und erobert auch das Königreich Neapel. Napoleon III hatte zu dieser Zeit französische Truppen in Rom stationiert, um den Papst zusätzlich zu beschützen. Dies hatte er getan, um auch die katholischen Franzosen auf seine Seite zu bekommen. Der König von Piemont-Sardinien schickte nun seine Truppen in Richtung Süditalien, um auf Garibaldi zu treffen. (Erinnert euch, der König hatte Garibaldi offiziell befohlen seinen Kampf abzubrechen!!!) Als bei Teano (zwischen Gaeta und Neapel) der König von Piemont-Sardinien mit seinen Truppen auf die Truppen Garibaldis trifft, begrüßt Garibaldi den König von Piemont-Sardinien Viktor Emanuel II. als König von Italien. Er ordnet sich dem König unter. Per Volksabstimmung wurde nun Süditalien an das Königreich Sardinien-Piemont angeschlossen und das erste gesamtitalienische Parlament ernannte Viktor Emanuel II. im Jahr 1861 zum König von Italien. 19. Erkläre, warum Garibaldi seine Eroberungen Viktor Emanuel II. unterordnete und ihn als „König von Italien“ akzeptierte. Der „dritte Befreiungskrieg“ Italien war noch nicht gänzlich vereint, es fehlten noch das Königreich Lombardo -Venetien, welches noch von Österreich kontrolliert wurde. Italien verbündete sich nun mit Preußen, um gemeinsam gegen die österreichische Vorherrschaft in Europa zu kämpfen. Durch dieses Bündnis musste Österreich an zwei Fronten kämpfen. Die Schlachten gegen die italienischen Truppen wurden zwar gewonnen, doch verlor man die entscheidende Schlacht gegen die preußischen Truppen bei Königgrätz (1866). Österreich musste nun das Königreich Lombardo-Venetien an Italien abtreten. Rom wird Hauptstadt Als 1861 das Königreich Italien ausgerufen wurde, war Rom noch von französischen Truppen besetzt. Napoleon III. hatte die Truppen dort stationiert, um den Papst zu beschützen. Die Hauptstadt des Königreichs war von 1861-1864 Turin und von 1864-1871 Florenz. Rom sollte jedoch die Hauptstadt des neuen Königreichs werden und 1871 wurde dies endlich ermöglicht. Nachdem Preußen im Krieg gegen Österreich erfolgreich war, fühlte sich Napoleon III. von der neuen preußischen Macht bedroht. Es kommt zum Krieg zwischen Frankreich und Preußen und Napoleon III. benötigt deswegen alle verfügbaren Truppen und er zieht die Truppen aus Rom ab. Als der Papst (Pius IX.) sich weigert Rom an Italien anzuschließen, lässt der König seine Truppen in Rom einmarschieren. Rom wird 1871 zur neuen Hauptstadt des vereinten Königreichs Italien. Der Papst verlor durch die Besetzung Roms auch seine weltliche (politische) Macht, er musste sich politisch unterordnen. Er befahl zwar den Katholiken sich an den Wahlen nicht zu beteiligen, doch dies führte bloß dazu, dass die Katholiken lange Zeit in der italienischen Politik keine Rolle spielten. Für die Irredentisten war die Einigung Italiens jedoch noch nicht abgeschlossen. Es fehlten noch die unerlösten Gebiete Triest, Görz und Istrien und auch das Trentino. 20. Beschreibe die Gründe, warum Rom 1861 nicht die Hauptstadt des Königreichs Italien wurde. 8 21. Analysiere, ob Italien 1871 vollständig vereint war oder ob noch Gebiete fehlten. Die Einigung Deutschlands – Wilhelm I. wird deutscher Kaiser Das heutige Deutschland war im 19. Jahrhundert kein vereintes Land, sondern bestand aus vielen Fürstentümern. An den Grenzen mussten Zölle bezahlt werden und in den einzelnen Fürstentümern gab es teilweise unterschiedliche Maßsysteme (eigene Münzen, eigene Gewichtseinheiten, eigene Längeneinheiten usw.) 1834 schlossen sich 18 Staaten zum deutschen Zollverein zusammen. Damit sollten im gesamten Gebiet einheitliche Zollgesetze herrschen und man einigte sich auf ein einheitliches Münzsystem und ein einheitliches Maßsystem. Diesem Zollverein gehörte Österreich nicht an. Man kann also sagen, dass Deutschland erst wirtschaftlich vereint wurde und erst später politisch. 22. Beschreibe, wie Deutschland zunächst wirtschaftlich und dann politisch vereint wurde, und erkläre die Bedeutung des Zollvereins. Der preußische König Wilhelm I. wollte in Europa die Vormachtstellung Österreichs bekämpfen. Er wollte deswegen, dass das Parlament einer Vergrößerung des Heeres zustimmt. Als die Abgeordneten jedoch ablehnen, setzt Wilhelm I. einen neuen Ministerpräsidenten ein, Fürst Otto von Bismarck. Bismarck stimmte der Vergrößerung des Heeres zu. In Österreich beobachtete man die Vergrößerung des preußischen Heeres mit Sorge. Nachdem Preußen sich mit Italien verbündete, kam es zum Krieg zwischen Österreich und Preußen. Preußen gewinnt den Krieg gegen Österreich und der Deutsche Bund wird aufgelöst. Es wird der „Norddeutsche Bund“ gegründet, unter der Führung Preußens. In Frankreich fühlte man sich von der neuen Macht Preußen bedroht. Napoleon III zieht alle Truppen zusammen (wir erinnern uns, dass er auch Truppen in Rom hatte) und führt Krieg gegen Preußen. Preußen gewinnt auch diesen Krieg und nun treten auch die Süddeutschen Fürstentümer dem Norddeutschen Bund bei. 1871 wird im Schloss Versailles das deutsche Kaiserreich ausgerufen und König Wilhelm I. nimmt nun die Kaiserkrone an, er wird Kaiser Wilhelm I. 23. Analysiere die Gründe, warum Wilhelm I. 1871 die Kaiserkrone annahm, und welche symbolische Bedeutung dies für das Deutsche Reich hatte. 9 Henry Dunant – der einzige Sieger von Solferino Henry Dunant war ein Schweizer Kaufmann. Er kam am Abend des 24. Juni 1859 nach Solferino. Dort erlebte er das Ende einer blutigen Schlacht zwischen den verbündeten Truppen Piemont-Sardiniens und Frankreichs unter Führung Napoleons III und der österreichischen Armee. Etwa 40.000 Sterbende, Verletzte und Tote blieben unversorgt auf dem Schlachtfeld liegen. Das Schicksal dieser Soldaten berührte ihn so sehr, dass er spontan Hilfe organisierte. ER wandte sich dazu an die Frauen und Mädchen der umliegenden Dörfer. Diese erklärten sich sofort einverstanden und halfen allen Notleidenden, ohne darauf zu achten, ob es sich um Feind oder Freund handelte. Ihr Motto lautete: „tutti fratelli – alle sind Brüder“. Das Rote Kreuz Henry Dunant wählte als Symbol seiner Organisation die Schweizer Flagge, die er allerdings farblich „umdrehte“. So entstand das bekannte Symbol „das rote Kreuz“. Da einige nichtchristliche Staaten das Kreuz aber nicht anerkennen wollten, gab es bald weitere offizielle Symbole. Heute gibt es drei offizielle Symbole: rotes Kreuz, roter Halbmond und roter Kristall. Diese Organisationen helfen allen Menschen, die zum Beispiel nach einer Naturkatastrophe, einem Krieg oder einer Epidemie in Not geraten sind. Die Mitarbeiter arbeiten freiwillig. Die Organisationen sind neutral, mischen sich nicht in die Politik ein und dürfen auch nicht angegriffen werden. Die Krankenhäuser liegen mitten in den Kriegsgebieten und haben auf dem Dach ein offizielles Symbol aufgezeichnet, auch die Fahrzeuge der Organisation sind so gekennzeichnet. Die Genfer Konvention In seinem 1862 veröffentlichten Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ schlug Dunant vor, ein internationales Abkommen zum Schutz der Kriegsopfer abzuschließen. Das erste Rote Kreuz wurde in der Schweiz gegründet. In Genf liegt auch noch heute das Hauptquartier. Gegenwärtig haben 192 Staaten die Genfer Konvention unterschrieben. Über 97 Millionen Menschen arbeiten weltweit aktiv mit, nur etwa 300.000 machen dies hauptberuflich. Dem Beispiel Henri Dunants folgten weitere Menschen und gründeten ebenfalls wohltätige Organisationen. Immer mehr Menschen setzen sich freiwillig und unbezahlt für das Wohl der Gemeinschaft ein (Ehrenamt). Welche ehrenamtlichen Organisationen gibt es in Südtirol? Wie ist es möglich, dass solche NPO (Non-profit-Organisation – auf Deutsch: Organisationen, die keinen Profit/Gewinn machen wollen) überhaupt funktionieren können? Welche Voraussetzungen sind dazu nötig? 10 11