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BAS-Vorlesung Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme Unterrichtseinheit 01: Einführung in Betriebliche Anwendungssysteme Prof. Dr. Petra Schubert Universität Koblenz Professur für Betriebliche Anwendungssysteme...

BAS-Vorlesung Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme Unterrichtseinheit 01: Einführung in Betriebliche Anwendungssysteme Prof. Dr. Petra Schubert Universität Koblenz Professur für Betriebliche Anwendungssysteme Universitätsstr. 1 D-56070 Koblenz https://bas.uni-koblenz.de BAS-Vorlesung Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme Einstieg Was man über ERP-Systeme in der Presse liest… Haribo kämpft nach SAP-Umstellung mit Produktionsproblemen Quelle: handelsblatt.com, 14.12.2018 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/software- haribo-kaempft-nach-sap-umstellung-mit-produktionsproblemen/23762554.html Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 3 Lidl 500 Mio. EUR waren bereits in das Projekt geflossen. Quelle: https://www.heise.de/news/So-starb-Elwis-Hintergruende-zu-Lidls-SAP-Rueckzug-4113285.html veröffentlicht am: 17.07.2018 Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 4 Aber es trifft nicht nur die Großen… Funktionale Mängel erst nach der Einführung entdeckt – was passierte dann? Nach etwa einem Jahr Betrieb trennte man sich vom Projektleiter und stellte eine neue Projektleiterin an, die sich des unbeliebten ERP-Systems motiviert annahm. Sie erfasste die Probleme mit dem System systematisch und konfrontierte den Hersteller mit den Wünschen der Cabana- Mitarbeiter und -Geschäftsleitung. «Der Hersteller hat uns versichert, dass das alles kein Problem sei. Und uns dann mit einer Offerte konfrontiert, die nochmals etwa halb so hoch war wie bereits die initiale Integration des Systems. Quelle: Swiss IT Magazine, Szene Schweiz, ERP-Integration bei Cabana, Nr. 4, Mai 2021. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 5 ERP-Systemumstellung: „Operation am offenen Herzen“ Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/warum-sich-liqui-moly-chef-prost-ueber-microsoft-aufgeregt-hat-16288043.html Zugriff: 22.07.2019 Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 6 Lernziele der Gesamtveranstaltung Am Ende der Vorlesung können die Teilnehmer ◼ die wichtigsten Begriffe und Definitionen im Bereich von betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware (BAS) einordnen, ◼ den Auftragsabwicklungsprozess in seinen Teilschritten erklären, ◼ Einsatzfelder, Potenziale und die unternehmensweite Durchdringung von ERP-Systemen im Unternehmen erkennen und managen, ◼ funktionale Bereiche (Abteilungen) wie Vertrieb, Marketing, Einkauf, Produktionswirtschaft, Finanzen und Controlling durch die Brille betrieblicher Anwendungssoftware betrachten und ◼ als künftige Informatikverantwortliche, Entscheide über die Evaluation, den Einsatz und die Auswahl von BAS treffen. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 7 Heutige Lernziele Die Studierenden … ◼ kennen wichtige Begriffe und Abgrenzungen im Bereich Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme (BAS) ◼ sind vertraut mit der Typologisierung von BAS und können kommerzielle Softwareprodukte darin einordnen ◼ kennen verschiedene Ansätze (Formen) der Integration durch BAS ◼ können die historische Entwicklung von ERP-Systemen erklären Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 8 Methodik ◼ Anwendersicht auf Informationssysteme ◼ Betriebswirtschaftliches Grundwissen nutzen und erweitern durch die konkrete Anwendung im ERP-System ◼ Reise durch die Abteilungen eines Unternehmens ◼ Verschiedene Fallstudien zu konkreten Problemstellungen realer Unternehmen ◼ Fallstudien aus der Sicht eines IT-Verantwortlichen ◼ In der Vorlesung: Diskussion über mögliche Handlungsalternativen und Konsequenzen ◼ Im Anschluss: Vorstellung der Lösung, für die sich das Unternehmen tatsächlich entschieden hat Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 9 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 10 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 11 Nutzen von Betriebswirtschaftlichen Anwendungssystemen (BAS)? Welche betriebswirtschaftlichen Informationen benötigt ein Lebensmittelhändler über einen Apfel? Farbe Gewicht Form Herkunftsort Sorte Verkaufspreis Einkaufspreis Lagerbestand Mehrwertsteuersatz erwartete Abnahmemenge mögliche Lieferanten Lieferzeit … Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 12 Nutzen von BAS ◼ Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme (BAS) bilden die informationstechnologische Grundlage, mit deren Hilfe Unternehmen ihre Unternehmensplanung und -steuerung vornehmen. ◼ Daten, die losgelöst vom physischen Produkt in betriebswirt- schaftlichen Softwaresystemen gespeichert sind, sind nur einmal abgespeichert und sind für alle Beteiligten, die darauf Zugriff benötigen, in gleicher Art und Weise verfügbar (integrierte Datenhaltung) ◼ Redundanzfreie Aufbewahrung von Daten (Mengen, Preise, Produkte usw.) bei gleichzeitigem Echtzeitzugriff auf sich verändernde Dateninhalte Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 13 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 14 Begriffssystematik Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 15 Begriffssystematik Lieferkette (Supply Chain) E-Business E-Procurement E-Commerce Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme Fokus-Unternehmen Wertschöpfungskette (Value Chain) ERP-System Buy-Side/ Firmenportal E-Shop/ Lieferanten Groupware/ECS Kundenportal Kunden CMS/EDRMS B2B Sell-Side Mitarbeiterportal B2C (Online-Shop) B2E/E2E B2B Mitarbeiter Supplier Relationship Management (SRM) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) Legende E-Business-Sicht Rolle Managementprinzip Applikationstyp B2B: Business-to-Business ERP: Enterprise Resource Planning ECS: Enterprise Collaboration System B2C: Business-to-Consumer SRM: Supplier Relationship Management CMS: Content Management System B2E: Business-to-Employee CRM: Customer Relationship Management EDRMS: Electronic Document and Records E2E: Employee-to-Employee SCM: Supply Chain Management Management System Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 16 Begriffe ◼ Software ist ein zentraler Begriff in der IT und beschreibt ein Programm (und die zugehörigen Daten), welches eine Reihe von kodierten Anweisungen enthält und von einem Anwender (User) oder einer Maschine ausgeführt werden kann. Software basiert auf (Programm-) Code, der von Programmierern erstellt wird und das Verhalten eines Computers (Prozessors) steuert. ◼ Hardware beschreibt demgegenüber physische Komponenten wie das eigentliche Gerät (z. B. einen Desktop Computer) bzw. Peripheriegeräte. ◼ Der Begriff der Anwendung ist eine Kurzform für „Anwendungssoftware“ und wird annähernd synonym mit Software verwendet. Während der Begriff der Software für jegliche Art ausführbaren Codes verwendet wird (z. B. zur Steuerung von Maschinen oder für Spiele), ist die „Anwendung“ typischerweise auf die Lösung eines bestimmten Problems ausgerichtet. ◼ Das Wort Applikation wurde adaptiert vom englischen Begriff „Application“ und ist ein Synonym des Begriffs Anwendung. Mit dem Aufkommen mobiler Geräte wurde das Wort weiter verkürzt auf die sogenannte App. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 17 Begriffe ◼ Der Terminus Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme (BAS) ist ein Oberbegriff für informationstechnologische Systeme (inkl. Hard- und Software), die Personen in einem Unternehmen bei der Erfüllung ihrer betriebswirtschaftlichen Aufgaben (Funktionen) und bei der Steuerung der Abläufe (Prozesse) unterstützen. ◼ Als solche umfassen sie verschiedene Softwaregattungen, wie z.B. sowohl die eher intern ausgerichteten ERP-Systeme als auch überbetrieblich ausgerichtete E-Business-Systeme an den Schnittstellen zu Lieferanten und Kunden. ◼ Auch komplementäre Systeme wie Kooperationssysteme (Groupware) oder Dokumentenmanagementsysteme fallen unter diesen Begriff. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 18 Unterstützung von Geschäftstransaktionen mit Internettechnologie ◼ E-Business ist ein Managementansatz zur Unterstützung des Leistungs- und Kommunikationsaustauschs eines Unternehmens mit seinen Lieferanten, Kunden, weiteren Geschäftspartnern und Mitarbeitenden durch elektronische Medien. Normalerweise wird der Begriff E-Business mit dem Einsatz von Internettechnologien verbunden. ◼ E-Commerce ist derjenige Teil des E-Business, der auf den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen ausgerichtet ist (Verkaufsprozess). E-Commerce-Applikationen dienen der elektronischen Unterstützung des Verkaufsprozesses, der klassischerweise in die Informations-, Vereinbarungs- und Abwicklungsphase unterteilt wird. ◼ E-Procurement ist derjenige Teil des E-Business, der auf den Einkauf von Produkten und Dienstleistungen ausgerichtet ist (Beschaffungsprozess). Während Warenwirtschaftsmodule in ERP-Systemen primär für die Beschaffung direkter Güter eingesetzt werden, unterstützen E-Procurement-Lösungen auch den Einkauf indirekter Güter. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 19 Managementansätze ◼ Customer Relationship Management ist absatzorientiert und zielt auf die systematische Gestaltung des Kundenbeziehungsprozesses ab. Die Ziele, die sich hinter CRM-Maßnahmen verbergen, sind die Kundengewinnung, die Verbesserung der Kundenbindung und die Maximierung des Lifetime Values eines Kunden (das Umsatzvolu- men seiner gesamten Käufe). ◼ Supplier Relationship Management ist beschaffungsorientiert und befasst sich mit der Unterstützung der Beziehungen und Prozesse mit Lieferanten. ◼ Supply Chain Management (Management eines Wertschöpfungs- netzwerks) ist die Koordination einer strategischen und langfristigen Zusammenarbeit von verschiedenen Parteien einer Lieferkette oder eines Liefernetzwerks zur logistischen Koordination, Entwicklung und Herstellung von Produkten. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 20 Begriffe ◼ Ein Modul ist eine abgeschlossene, funktionale Einheit einer Anwendungssoftware, die in Kombination mit anderen Modulen das Gesamtsystem bildet. In der Regel existieren Basismodule (die für den Betrieb zwingend notwendig sind) und optionale Module, die flexibel nach Bedarf hinzu installiert werden können. In ERP-Systemen decken Module in der Regel die Bedürfnisse einer funktionalen Einheit (z.B. einer Abteilung) ab. Technisch sind die Module eng miteinander verzahnt und arbeiten auf einer gemeinsamen Datenbasis. ◼ Eine Softwaresuite ist eine Zusammenstellung (aus dem Französischen: „Verkettung“) verschiedener Softwareprodukte zu einem kombinierten Angebot. In der Praxis wird der Begriff verwendet, wenn verschiedene Produkte, die idealerweise untereinander einen einfachen Datenaustausch erlauben, unter einer identischen (oder ähnlichen) Benutzerschnittstelle und einer gemeinsamen Lizenz (und damit kostengünstiger als die Einzelprodukte) angeboten werden. ◼ Eine Softwarelösung (oder nur Lösung) wird von einem Softwarehersteller für einen bestimmten Anwendungszweck entwickelt und erfüllt bestimmte Anforderungen. Dieser Begriff wird für Softwareprodukte kommerzieller Softwarefirmen (Lösungsanbieter) verwendet. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 21 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 22 BAS-Anwendungsbereiche und deren Softwaregattungen Business Process Management Steuernd, regelnd Aufrufregeln Business Process Management System (BPMS) Enterprise Information Enterprise Resource Enterprise Collaboration Management Planning Ad-hoc, kommunikationsorientiert, Informations(lebenszyklus)-orientiert, Planbare, sequentielle Aufgaben, Verhaltensregeln Ablageregeln Ablaufregeln Enterprise Collaboration Enterprise Content Enterprise Resource System (ECS) Management System (ECMS) Planning System (ERP-System) Pin- Wiki Blog Forum … RMS Archiv Portal Storage … SD MM CRM PP … board Activity Chat E-Mail/Kalender CMS Netzwerklaufwerk DMS FI Buchhaltung CO Stream Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 23 Charakteristika der Softwaregattungen Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 24 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 25 Begriffe ◼ Enterprise Resource Planning (ERP) Unter dem englischen Begriff Enterprise Resource Planning wird die Planung und Steuerung der Ressourcen eines Unternehmens (wörtlich übersetzt: Unternehmensressourcenplanung) verstanden. Dazu gehören Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Anlagen, Werkzeuge, Finanzmittel, Menschen (Personalkapazität) und Rohstoffe für die Herstellung und Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen. ◼ Ein ERP-System ist eine modular aufgebaute, integrierte, betriebswirtschaftliche Software zur Unterstützung von Geschäftsprozessen in (nahezu) allen Teilbereichen eines Unternehmens. Es enthält alle notwendigen Informationen für die Unternehmensplanung und -steuerung. In einer zentralen Datenbank sind die Unternehmensdaten redundanzfrei gespeichert. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 26 Merkmale von ERP-Systemen ◼ Spezifische Unternehmenssoftware zur Unterstützung von betriebswirtschaftlichen Aufgaben der Anwender in (fast) allen Teilbereichen eines Unternehmens ◼ Unterstützung „sämtlicher“ Aufgaben eines Unternehmens und typischerweise zentrale Komponenten wie Personal (Human Resources), Finanzwesen (Financials) und Logistik (Logistics) ◼ Zusammengesetzt aus mehreren Teilsystemen, welche integriert sind, um eine gesamtheitliche Planung und Kontrolle der Ressourcen und Abläufe eines Unternehmens zu unterstützen. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 27 Merkmale von ERP-Systemen ◼ Enthält Ablaufalternativen (Reihenfolge von Prozessschritten), zwischen denen das Anwenderunternehmen vor der Nutzung des Systems auswählen muss. ◼ Meist als „Standardsoftware“ verstanden (mehrere hundert Personenjahre Entwicklungsarbeit) ◼ Modularer Aufbau ◼ Durch die zentrale, redundanzfreie Datenhaltung wird ein Datenelement zur sogenannten Single Source of Truth (SSOT). SSOT ist ein Prinzip der Datenspeicherung, dass darauf basiert, dass ein Datum (Singular von Daten) immer nur genau an einer Stelle gespeichert wird und von anderen Stellen auf diese Stelle referenziert wird. ◼ Ermöglicht die Automatisierung von Abläufen (durch hinterlegte Regeln) und erzwingt eine gewisse Standardisierung von Formaten (z.B. Zahlenformate) und Inhalten (z.B. verwendete Begriffe) Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 28 Effekte von ERP-Systemen 1. Unterstützung von Tätigkeiten der funktionalen Bereiche (Abteilungen) 2. Redundanzfreier, zentraler Zugriff auf Unternehmensdaten in Echtzeit 3. Organisationale Integration (mit dem Ziel der Standardisierung, also Vereinheitlichung von Abläufen, Schreibweisen, etc.) 4. Räumliche Koordination auch über weite Entfernungen 5. Harmonisierung und Automatisierung von Abläufen 6. Horizontale und vertikale Integration 7. Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen (Compliance, Archivierung und Reporting) Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 29 Das SAP R/3 System aus den 90er Jahren Vertrieb (SD) Finanzwesen (FI) Materialwirtschaft (MM) Controlling (CO) Produktionsplanung (PP) Treasury (TR) Projektsystem (PS) Qualitätsmanagement (QM) Investitionsmanagement (IM) Instandhaltung/Service (PM) Branchenlösungen (IS) Personalwirtschaft (HR) Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 30 Navision: Funktionsmodule Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 31 IFS: ERP-Module Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 32 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 33 Integriertes System ◼ Zusammenschluss der funktionalen Unterstützung verschiedener Fachbereiche (Abteilungen) in einer einzigen (ganzen) Applikation ◼ Demgegenüber wäre ein „nicht-integriertes“ Softwaresystem z.B. die Kopplung verschiedener, spezialisierter Einzelapplikationen, die über Schnittstellen miteinander verbunden werden müssen. ◼ Integrierte Software benötigt keine zusätzlichen Schnittstellen und spart damit Entwicklungsaufwand und verhindert redundante Datenhaltung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 34 Drei Arten der Integration ◼ Bei der Funktionsintegration werden einzelne Applikationen oder Module in einer Anwendung zusammengefasst, damit einzelne Funktionen nicht in unterschiedlichen Anwendungen implementiert werden müssen. ◼ Bei der Datenintegration wird für alle Applikationen eine zentrale Datenbank mit einem einheitlichen Datenmodell bereitgestellt. Ziel ist es, Datenredundanzen durch das zentrale Datenkonzept zu vermeiden und gleichzeitig allen beteiligten Applikationen zur selben Zeit den aktuellen Datenstatus zur Verfügung zu stellen. ◼ Bei der Geschäftsprozessintegration werden Funktionen unterschiedlicher Applikationen entlang des Geschäftsprozesses so verknüpft, dass die Prozessdaten in der zeitlich und sachlogisch richtigen Reihenfolge an die einzelnen Applikationsfunktionen übergeben werden können und dadurch bei einer arbeitsteiligen Bearbeitung den zuständigen Personen an den richtigen Stellen zur Verfügung stehen. ◼ Im Rahmen der Geschäftsprozessintegration wird häufig auch die Benutzerschnittstellenintegration betrachtet. Bei dieser Integrationsform sollen die Funktionen verschiedener Unternehmensanwendungen unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche gesteuert werden, so dass aus Sicht des Nutzers nur eine Software oder ein Anwendungsportal bedient werden muss, in der Realität aber Funktionen mehrerer Anwendungen aufgerufen werden. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 35 Interne Sicht: Horizontale und vertikale Integration Vertikale Planungs- und z.B. Preisreduktion Unterschränke für Monat März Integration Entscheidungssystem z.B. Produktanalyse: Absatz Unterschränke ggü. Vorquartal +1%, Analysesystem aber Absatz Oberschränke ggü. Vorquartal +3%, Berichtssystem (Reporting) z.B. Quartalsbericht: Umsatz RLP: 659.732,- EUR Wertorientierte Sicht z.B. Auftragsvolumen: 600,- EUR Mengenorientierte Sicht z.B. Auftrag: 4 Stück Oberschrank, Art-Nr. A123 Vertrieb Einkauf Lager Produktion FiBu Horizontale Integration Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 36 Interne, horizontale Integration ◼ Die meisten Abteilungen im Unternehmen greifen auf das gemeinsame, zentrale ERP-System zu (integriertes Informationssystem). Durch seinen einheitlichen Funktionsvorrat zur Aggregation und Darstellung von Informationen und durch die allen Modulen gemeinsame Datenbank bewirkt das System eine horizontale und vertikale Integration. ◼ Die Integration entlang der Wertschöpfungskette (engl. Value Chain) des Unternehmens wird als horizontale Integration bezeichnet. ◼ Die horizontale Integration beschreibt die abteilungsübergreifende Wirkung von ERP-Systemen. Horizontal integrierte Anwendungssysteme sollen Geschäftsprozesse über Unternehmensbereiche wie Einkauf, Lager und Verkauf hinweg unterstützen. ◼ Aufgrund der gemeinsamen Datenbank greifen alle Mitarbeiter auf dieselben Daten zu und haben eine realzeitliche Sicht auf den Stand eines Prozesses. ◼ Zum Beispiel kann ein Mitarbeiter in der Auftragsannahme (Vertrieb) den aktuellen Lagerbestand eines Produktes anzeigen lassen (und damit eine verbindliche Zusage des Lieferdatums machen) oder nachsehen, ob ein Kunde alle offenen Rechnungen beglichen hat (bevor er ihm weitere verkauft). Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 37 Interne, vertikale Integration ◼ Vertikal integrierte Informationssysteme betrachten die hierarchische Datenverdichtung von den rein operativen Datensätzen hin zu entscheidungsunterstützenden Informationen für das Management. ◼ Die Integration entsteht durch verschiedene Aggregationsstufen von Informationen ausgehend von Detailinformationen im Kundenauftrag (z.B. Stückzahlen) bis hoch zu Informationen für die Entscheidungsunterstützung (Decision Support). ◼ Auf der untersten Ebene werden operative Auskünfte gegeben (z.B. wie viele Produkte noch auf Lager sind). Eine Summation aller Auftragspositionen ergibt z.B. das finanzielle Volumen eines Auftrags. ◼ Aus Managementsicht werden aggregierte Informationen, wie z.B. der Gesamtumsatz in einem Segment im letzten Quartal benötigt. ◼ Auf oberster Ebene kann ein System die Planung und Entscheidung unterstützen, indem z.B. Simulationen für Umsatzentwicklung durch die Eingabe von Schätz- oder Erfahrungswerten durchgeführt werden. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 38 Exkurs: Unternehmensübergreifende Sicht: Horizontale und vertikale Integration Upstream: Bestellungen, Reklamationen, Reparatur- und Serviceanfragen, Zahlungen Upstream: Bestellungen, Reklamationen, Reparatur- und Serviceanfragen, Zahlungen Lieferkette (Supply Chain) Lieferkette 1 Lieferkette 2 Downstream: Kapazität, Warenbestand, Liefertermine, Zahlungsbedingungen Downstream: Kapazität, Warenbestand, Liefertermine, Zahlungsbedingungen (End)Kunde (End)Kunde Einzelhändler Einzelhändler Vertikale Integration Großhändler Großhändler Zusammenlegen von zwei oder mehreren Stufen einer Lieferkette in einem Unternehmen (z.B. Hersteller betreibt eigene Verkaufsläden). Distributor Distributor Hersteller Hersteller Horizontale Integration Vorprodukte- Vorprodukte- Akquise oder Zusammenlegung von lieferant lieferant Unternehmen derselben Stufe der Lieferkette (z.B. Elektrogerätehersteller) Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 39 Exkurs: Unternehmensübergreifende Integration ◼ Der Begriff der „horizontalen und vertikalen Integration“ wird auch im Zusammenhang mit Lieferketten (engl. Supply Chains) verwendet. ◼ Lieferketten beschreiben den Fluss von Waren & Dienstleistungen, Geld und Informationen zwischen den Beteiligten. ERP-Systeme spielen hier eine zentrale Rolle, da sie die relevanten betriebswirtschaftlichen Informationen speichern und verwalten, die zwischen den Beteiligten ausgetauscht werden müssen. ◼ Hier bedeutet die vertikale Integration das Zusammenlegen von zwei oder mehreren Stufen einer Lieferkette in einem Unternehmen (z.B. ein Hersteller übernimmt auch die Distribution und den Großhandel selbst). ◼ Bei einer Vorwärtsintegration wird eine vorgelagerte Stufe (engl. forward integration) mit übernommen, bei einer Rückwärtsintegration eine nachfolgende (engl. backward integration). ◼ Bei der horizontalen Integration wird ein gemeinsames Management für Unternehmen auf derselben Stufe der Lieferkette eingerichtet (z.B. verschiedene Elektrogerätehersteller liefern je nach Verfügbarkeit Kühlschränke an ein Möbelhaus). Es handelt sich lediglich um die Einrichtung einer Kooperationsbeziehung; die Konkurrenzsituation bleibt bestehen. ◼ Das Gesamtsystem erinnert meist eher an ein Netz als eine Kette, wodurch sich der Begriff des Liefernetzes (engl. supply network) etabliert hat. ◼ Die ideale Konfiguration für ein Unternehmen ist eine strategische Entscheidung und wird in der Betriebswirtschaft unter dem Themenkomplex „Eigen- versus Fremdbezug“ (engl. „make or buy“) behandelt. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 40 Inhaltsverzeichnis ◼ Einleitung ◼ Begriffssystematik ◼ Typologisierung, Softwaregattungen ◼ ERP-Systeme: Begriffe und Historie ◼ Formen der Integration von BAS ◼ Geschichtliche Entwicklung Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 41 Geschichtliche Entwicklung MRP 1960/70 (Material Lohnzahlung … Requirements Planning) MRP II 1980 (Manufacturing Buchhaltung … Resource Planning) Produktion Verkauf Rechnungswesen … 1990 ERP (Enterprise Resource Planning) CRM SCM Internettechnologie 2000 ERP EAI ERP II Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 42 Unternehmenskonsolidierung Oracle PeopleSoft J.D. Edwards Siebel (CRM) Hyperion (BI) Infor SSA Global Baan SAP 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 43 Zusammenfassung ◼ ERP-Systeme sind komplexe Anwendungssysteme, die viele verschiedene Abteilung funktional unterstützen und idealerweise eine zentrale, redundanzfreie Datenbasis haben. ◼ Aufgrund der zentralen Bedeutung des ERP-Systems, gleicht der Austausch eines solchen einer „Operation am offenen Herzen“. → Wenn hier etwas schief geht, dann hat das fatale Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit. ◼ Bei der Wahl eines ERP-Systems entscheidet man sich heute auch bereits für eine bestimmte Betriebsform. Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 44 BAS-Vorlesung Betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Bitte bereiten Sie den Teaching Case „Felix Martin“ für die nächste Veranstaltung vor. Literatur ◼ Schubert, Petra; Winkelmann, Axel (2023): Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware – Enterprise Resource Planning, Berlin: Springer, 2023 (Kapitel 1.1-1.4). Prof. Dr. Petra Schubert © Professur für Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) | 46

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