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Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

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historical_sources historical_analysis source_criticism historical_methodology

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This document provides a summary of source criticism and different types of historical sources. It includes an explanation of primary and secondary sources, along with different methods of analysis for historical sources.

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1_Quellenkritik Definition von Quellen 1. Quelle: Ein Zeugnis aus der Vergangenheit, das durch die Fragestellung des Historikers zum Zweck der Geschichtsforschung interpretiert wird. Beispiele sind Urkunden, Briefe, Denkmäler oder Zeitzeugenaussagen. Goetz: Zeugnis wird erst zur Quelle d...

1_Quellenkritik Definition von Quellen 1. Quelle: Ein Zeugnis aus der Vergangenheit, das durch die Fragestellung des Historikers zum Zweck der Geschichtsforschung interpretiert wird. Beispiele sind Urkunden, Briefe, Denkmäler oder Zeitzeugenaussagen. Goetz: Zeugnis wird erst zur Quelle durch Fragestellung des Historikers Überrestquelle: Droysen: was aus jenen “Gegenwarten” deren Verständnis wir suchen, noch unmittelbar vorhanden ist Bernheim: alles, was unmittelbar von den Begebenheiten übriggeblieben und vorhanden ist Brandt: meist “unabsichtliche” Überlieferung bspw. Verwaltungsakten Traditionsquelle: Droysen: benennt es hier nur als Quelle; was davon in die Vorstellung der Menschen übergegangen ist Bernheim: alles, was von den Begebenheiten überliefert ist, hindurchgegangen und wiedergegeben durch menschliche Auffassung Brandt: meist “absichtliche” Überlieferung Rohr: d.h. (…) Es gibt grundsätzlich nichts, das nicht Quelle werden könnte. Ob diese brauchbar ist und ob es sich um eine bessere oder schlechtere Überlieferung handelt, entscheidet sich erst von der jeweiligen konkreten Fragestellung her. (…) Der Begriff „Quelle“ kennzeichnet also nicht das Zeugnis an sich, sondern dessen Funktion für die Geschichtswissenschaft Unterschied zu Literatur: Quellen: Unmittelbare Zeugnisse der Vergangenheit (z. B. Tacitus' Annalen). Literatur: Wissenschaftliche Arbeiten, die Quellen auswerten und interpretieren (z. B. Sekundärliteratur über Tacitus). Gattungen von Quellen 1. Literarische Quellen: Geschichtsschreibung, Briefe, Publizistik. 2. Sachquellen: Archäologische Artefakte, Bauten, Münzen. 3. Tatsachenquellen: Bräuche, Sprache, Zeitzeugenaussagen. Kriterien für den Umgang mit Quellen 1. Äußere Quellenkritik (Sichtung): o Quellengattung: Schriftlich, mündlich, bildlich? o Autor: Herkunft, Status, Absichten. o Adressaten: Öffentlich oder privat. o Kontext: Ort, Zeit und sprachliche Besonderheiten. o Ziel: Politische, ökonomische oder didaktische Absichten. -Wer schreibt wann, was, warum und für wen? 2. Innere Quellenkritik (Auswertung): o Fragestellung: Relevanz und Ziel der Quelle. o Multiperspektivität: Vergleich mit anderen Parallelquellen o Kontroversität: Heranziehen von Sekundärliteratur o Historische Einordnung: Einbettung in den Kontext. -Eigene Interpretation, verknüpft mit Forschungsstand, führt zum Ergebnis. Unterscheidung Parallelquellen und Sekundärliteratur: Parallelquellen: Definition: Weitere zeitgenössische Quellen, die ähnliche oder gleiche Ereignisse, Zustände oder Sachverhalte beschreiben wie die untersuchte Hauptquelle. Ziel: Sie dienen der Multiperspektivität, indem sie unterschiedliche Sichtweisen, Details oder Ergänzungen zu einem Thema aus der gleichen Epoche liefern. Beispiel: Zwei unterschiedliche Chroniken des Mittelalters, die über dieselbe Schlacht berichten. Vorteil: Ermöglichen einen Vergleich und können Widersprüche oder Gemeinsamkeiten offenlegen. Sekundärliteratur: Definition: Wissenschaftliche Arbeiten, die auf Grundlage von Primärquellen erstellt wurden und diese analysieren, interpretieren oder einordnen. Ziel: Bietet Kontextualisierung und Deutung, indem sie Forschungsergebnisse zu bestimmten Themen zusammenfasst oder neue Perspektiven bietet (→ „Kontroversität“). Beispiel: Ein Geschichtsbuch, das die politischen Entwicklungen einer Epoche unter Berücksichtigung verschiedener Quellen analysiert. Vorteil: Liefert theoretische und methodische Ansätze sowie Forschungsergebnisse, die die Analyse der Quellen vertiefen. Zitierweise 1. Quellenverzeichnis: Direkte Hinweise auf originale Texte, oft mit spezifischen Abkürzungen (z. B. Tac. ann. 15, 37, 2-4). 2. Literaturverzeichnis: Überblick über Sekundärliteratur, geordnet nach Autor und Erscheinungsjahr. Multiperspektivität Definition: Multiperspektivität bedeutet, dass historische Ereignisse oder Zustände aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, indem mehrere Parallelquellen oder Zeitzeugenberichte herangezogen werden. Kontroversität Definition: Kontroversität beschreibt die Vielfalt und Gegensätzlichkeit von Interpretationen und Bewertungen eines historischen Ereignisses, oft basierend auf der Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur. 2_Antike und mittelalterliche Geschichtsschreibung Antike Textüberlieferung Schriften aus der Antike: -Papyrus (Schilfpflanze) -Schriften wurden zur Vervielfältigung abgeschrieben ->Abschriften werden mit Fehlern verfälscht Kriterien der antiken Schriften -Zeitzeugnis des Verfassungsjahres, da sich oft auf Geschehnisse von Hunderten Jahren davor bezieht -Autor abhängig, oft keine anderen Quellen zur Mehrperspektivität erhalten -Sind nicht mehr im Original erhalten, mehrmals übersetzt, oft von Übersetzern ohne Kenntnis der Schriftsprache Mittelalter Textüberlieferung Schriften aus dem Mittelalter: -als die Antike endet, überleben nur wenige antike Schriften, da Sprache nicht mehr gesprochen wird -Pergament (Tierhaut mit Kalk behandelt), antike Schriften werden teilweise von Gelehrten (wie Mönche) in sogenannten Codex abgeschrieben, dabei auch wieder mit Fehlern und Abschreiber die die Schriftsprache nicht erhalten -die Abschriften werden dann teilweise auch übersetzt, auch mit veränderten Wortdeutungen -Stemma sind sogenannte Stammbäume de antiken Originalschriften, die Philologen recherchieren -Palimpsest = im Mittelalter wurden oft Dokumente/Pergament recycelt und darübergeschrieben Historiographische Quellen des Mittelalters (nach: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 1993, S. 78-110. UTB) Definition: „Schriften, die zum Zweck der historischen Erinnerung verfasst sind, also Zeitgenossen und/oder Nachwelt über Vergangenheit und/oder Gegenwart unterrichten wollen“ (Seite 78) Formen: Annalen (chronologisch geordnete Aufzeichnungen von (geschichtlichen) Ereignissen; Jahrbücher) Chroniken: Welt-, Reich-, Volk-, Bistum/Kloster-, Städte-, Kriegs/Kreuzzugs-. Genealogien Biographien Reiseberichte z.b. Marco Polo Dichtung z.B. Balladen, Minnesang Hagiographie: Viten, Wunder, Translationsberichte (Heiligengeschichten, Anfang des Mittelalters noch wenige z.B. St. Nicolaus Mittelalterliche Geschichtsschreibung -stark politisch orientiert, politische Ereignisse stehen im Vordergrund (kriegerische Akte, Alltagsszenen des Klerus und Adels, keine Quellen über Alltag der normalen Bevölkerung) -heilsgeschichtlich ausgerichtet, Tag des Jüngsten Gerichts -institutionell gebunden (Bildung findet hauptsächlich in Klöstern statt, verfasst mit gewisser Botschaft) 3_Inschriften Inschriften: Bedeutung und Arten Inschriften sind Schriftzeichen, die dauerhaft auf Materialien wie Stein, Metall oder Keramik angebracht sind. Sie gelten als wichtige historische Quellen, da sie direkte Zeugnisse aus der Vergangenheit darstellen. In der Antike (Rom) schrieb man auf Holztafeln, Rinde oder Wachstafeln. CIL= europaweite Sammlung von röm. Inschriften Arten von Inschriften (nach Schmidt): 1. Ehreninschriften: Zur Ehrung von Personen oder Gremien wie z.B. Darstellung des Lebenswerks von Herrschern (z. B. Augustus im antiken Ankyra). 2. Bauinschriften: Informationen über Bauwerke (Erbauer, Baujahr, Zweck). 3. Grabinschriften: Angaben zu verstorbenen Personen (Name, Alter, Beruf, Würdigungen); häufig aufwendig gestaltet, oft mit religiösen oder sozialen Botschaften 4. Weiheinschriften: Danksagungen oder Gelübde an Gottheiten, oft auf Altären z.B. zeugen von religiösen Praktiken 5. Kalender: Fasti= Festtags- und Priesterkalender; Arvalakten = Priesteraufzeichnugnen 6. Gesetze/Bekanntmachungen: Rechtstexte (z. B. Senatsbeschlüsse, Militärdiplome). 7. Dipinti: Alltagsschriftzüge (z. B. Wandkritzeleien und eigentlich heutige Graffiti); Graffiti (=eingeritzt) z.B. Preisschilder aus der Antike Historische Bedeutung Inschriften bieten Einblicke in: Soziale Strukturen: z. B. Berufsdarstellungen auf Grabsteinen. Religiöse Praktiken: Dargestellt durch Weihinschriften. Recht und Verwaltung: Durch Gesetzestexte oder Bekanntmachungen. Alltagsleben: Graffiti und Kleininschriften zeigen das Leben der einfachen Bevölkerung. 4_Mittelalterliche Urkunden Wichtige Fachbegriffe Codex: Ursprünglich Holztafeln, später Pergamentseiten; seit dem 3. Jh. Synonym für "Buch". Diplom: Vom griechischen „diploo“ = „ich verdopple“; bedeutete ursprünglich „Brief“ oder „Privileg“. Diplomatik: Wissenschaft von Urkunden, die sich mit ihrer Echtheit, Form und Funktion beschäftigt. Chartular: Kopiar, Kopialbuch Sammelwerk von Abschriften wichtiger Urkunden. Regest: Kurzfassung des Inhalts einer Urkunde (z. B. Kopfregest oder Vollregest). Bulle: Siegel aus Gold oder Blei, z. B. die Goldene Bulle. Sphragistik: Siegelkunde, untersucht äußere Merkmale und Funktionen von Siegeln. Aufbau einer mittelalterlichen Urkunde Nach Brauer (2013) besteht eine mittelalterliche Urkunde aus folgenden Hauptbestandteilen: 1. Einleitung (Protokoll): o Invocatio: Anrufung Gottes. o Intitulatio: Nennung des Ausstellers (z.B. durch Gottes Gnaden“) 2. Hauptteil (Kontext, Text): o Narratio: Vorgeschichte die zur Beurkundung führte. o Dispositio: Rechtsinhalt (z. B. Schenkung oder Privilegien). o Corroboratio: Bestätigung der Urkunde, Aussteller kündigt Beglaubigungsmittel an bspw. Siegel 3. Schlussprotokoll (Eschatokoll): o Signum-Zeile: Unterschrift oder Zeichen des Ausstellers. o Datum et Actum: Datum und Ort der Ausstellung. o Apprecatio: Abschluss mit Segenswunsch. Bsp. aus dem Seminar: Urkunde Ludwigs des Jüngeren für das Kloster Gandersheim Merkmale einer Urkunde 1. Äußere Merkmale: o Schreibmaterialien (z. B. Pergament, Tinte). o Format, Faltung, Siegel. 2. Innere Merkmale: o Sprache und Stil. o Formulierung der Rechts- und Sachinhalte. Echtheit und Fälschung Original: Die Urkunde entspricht in Form und Inhalt dem Willen des Auftraggebers. Echt: Der Auftraggeber hat die Urkunde tatsächlich autorisiert. Unecht: Entspricht heutigem Verständnis von Fälschungen z.B. Neuschreibung bei Verlust wegen Brand Verunechtet: Nachträglich verändert, z. B. durch: o Falschbeurkundung o Interpolation: Einfügung neuer Inhalte. o Radierung: Entfernung bestehender Inhalte. Fälschung: Urkunde die es im Mittelalter nicht gegeben hat Online-Ressourcen für mittelalterliche Urkunden MGH - Monumenta Germaniae Historica: www.mgh.de Regesta Imperii: regesta-imperii.de Monasterium: Virtuelles Urkundenarchiv (www.monasterium.net). Typen von Urkunden -nach Adressaten: Öffentliche Urkunden z.B. Reskripte (Kaiser-/Königsurkunden) = von K verliehenes Recht und Eigentum Private Urkunden: z.B. Besitzurkunde -nach Geltungsdauer: Diplome (dauerhaft) Mandate (kurzfristig) -neue Urkunden im Mittelalter: Briefe (litterrare) Register= Abschriften ein- und ausgehender Urkunden eines bestimmten Empfängers wie bspw. der Papst 5_Heraldik Heraldik: Definition und Bedeutung Heraldik ist die Lehre von Wappen, die als visuelle Symbole von Familien, Institutionen oder Territorien historische, politische und soziale Identität repräsentieren. Sie ist eine wichtige Quelle der Geschichtswissenschaft. Wichtige Fachbegriffe Wappen: Ein Schild mit symbolischen Darstellungen, oft ergänzt durch Helmzier, Schildhalter oder Devise. Blasonierung: Fachsprachliche Beschreibung eines Wappens (z. B. Farben, Figuren, Teilung). 1. Tinktur: Farben in der Heraldik. Hauptkategorien: o Metalle: Gold (Gelb), Silber (Weiß). o Farben: Rot, Blau, Schwarz, Grün, Purpur. o Pelze: Z. B. Hermelin oder Feh. Schildformen: Verschiedene Schildtypen, je nach Epoche und Region (z. B. Rundschild, Dreiecksschild). Helmzier: Verzierung auf dem Helm über dem Schild, oft mit Federbüschen oder Symbolen. Devise: Wahlspruch, oft auf einem Banner unterhalb des Schildes. Herold: Ursprünglich königlicher Bote, heute Experte für Heraldik. -Allgemeine Merkmale von Wappen: -Schildform -bestimmte Farben -festgelegte Darstellung -auf Dauer angelegt Aufbau eines Wappens Ein vollständiges Wappen besteht aus: 1. Schild: Zentrales Element mit symbolischer Darstellung. 2. Helm: Symbolisiert den Rang oder die Würde des Wappenführers. 3. Helmzier: Zierde oberhalb des Helms. 4. Schildhalter: Figuren, die den Schild stützen. 5. Wappenmantel: Oft bei fürstlichen Wappen, dekorativer Hintergrund. 6. Devise: Wahlspruch des Wappenführers. Funktionen von Wappen Identifikation: Zugehörigkeit zu einer Familie, Institution oder Region. Repräsentation: Darstellung von Macht und Einfluss. Rechtsfunktion: Nutzung als Siegel zur Beglaubigung von Dokumenten. Beispiele: Baden-Württemberg Wappen des Königreichs Württemberg (nach 1817): Symbolisiert den Aufstieg Württembergs zum Königreich mit Unterstützung Napoleons. Großes Landeswappen Baden-Württemberg (1954): Elemente wie die Staufer Löwen und historische Regionen (z. B. Hohenzollern, Baden, Württemberg) repräsentieren die föderale Struktur des Bundeslandes. Heraldik als historische Quelle Heraldik bietet Einblicke in: Politische Entwicklungen: Änderungen in Wappen spiegeln territoriale und dynastische Veränderungen wider. Sozialgeschichte: Wappen zeigen gesellschaftliche Hierarchien und Rollen. Kulturgeschichte: Symbolik und Stil der Wappen verraten kulturelle Strömungen der jeweiligen Zeit. Fazit: Warum ist die Heraldik eine wertvolle Quelle? ✅ Objektivität: Wappen sind materielle Quellen und unterliegen seltener nachträglicher Verfälschung. ✅ Langfristigkeit: Wappen bleiben oft über Jahrhunderte hinweg in Gebrauch und dokumentieren politische und gesellschaftliche Entwicklungen. ✅ Vielfältige Anwendung: Sie helfen in der Genealogie, Kunstgeschichte, Rechtsgeschichte und politischen Geschichte. ✅ Identifikationshilfe: Wappen ermöglichen die Zuordnung von Personen, Orten und Institutionen, auch wenn andere Schriftquellen fehlen. 6_Paläographie 1. Schriftentwicklung Antike: Römische Majuskel: Großbuchstaben meist in Stein gemeißelt Mittelalter: Unziale: runde Buchstaben Karolingische Minuskel: Standardisierte Schrift des Mittelalters, eingeführt unter Karl dem Großen (Krönung um 800). Sie zeichnet sich durch klare Lesbarkeit und ein vierzeiliges Schriftsystem aus. o Frühe karolingische Minuskel: drei Schreiblinien (aus der karolingischen Minuskel wir die italienische Antiqua, da man annahm, dass sie eine antike Schriftart sei) Gotische Schrift: Entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert. Sie ist durch ihre gebrochenen Formen und dichte Buchstaben gekennzeichnet. (aus Minuskel entwickelte sich in Mittel- und Nordeuropa die Gotische Kursive, die dann zur Fraktur überging) Frühe Neuzeit: Fraktur: Gebrochene Schriftart, die in Deutschland weit verbreitet war. Häufig in offiziellen Dokumenten und Büchern verwendet. Ab 15. Jahrhundert Humanistische Minuskel: Basierte auf der karolingischen Minuskel, jedoch mit Anleihen an antike römische Schriften. Sie führte zur Entwicklung der modernen lateinischen Schrift. „Deutsche“ Kurrente: wirkt mehr wie Handschrift Moderne: Sütterlin: Entwickelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als vereinfachte Form der deutschen Kurrentschrift. Sie wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Schulen unterrichtet. Normalschrift (humanistische Antiqua) ab 1940 von Nazis eingeführt Ab 1953 Lateinische Ausgangsschrift Heute Grundschrift? 2. Transkription Transkription ist die schriftgetreue Übertragung historischer Dokumente in heutige Schriftformen. Dabei gelten folgende Regeln: 1. Zeichen- und Vorlagentreue: Jede Abweichung vom Original muss kenntlich gemacht werden. 2. Eckige Klammern [ ]: Zusätze oder Erläuterungen des Bearbeiters. o Beispiel: "König [Karl der Große] reiste nach Rom." 3. Auslassungen: Mit drei Punkten in eckigen Klammern gekennzeichnet: […]. 4. Auflösung von Abkürzungen: Innerhalb eckiger Klammern. o Beispiel: "dr [doktor]" 5. Korrektur von Schreibfehlern: Schreibfehler werden korrigiert und in einer Fußnote erläutert. Kritische Ausgabe Eine kritische Ausgabe präsentiert den Originaltext in transkribierter Form und bietet zusätzliche Informationen wie: 6.Textkritischer Apparat: Verzeichnet Varianten und Korrekturen. o Hochgestellte Kleinbuchstaben für textkritische Anmerkungen. o Hochgestellte Ziffern für inhaltliche Anmerkungen. 7_Numismatik Bewertungskriterien von Münzen: -Schrift: Lesbarkeit -Bild: Symbole -Wert -Material -Datierung: kann Archälogen bei Zuordnung von Ausgrabungsfunden von Nutzen sein -Hilfsmittel: Münzkatalog,... -Stärke, Durchmesser, Gewicht: Gewichtsangaben ist schwierig, da überall anderst viel wert -Erhaltungszustand -Nominal: Tetradrachme Drachme Obolos Aureus Gold Denar Silber Sesterz Kupfer As -Vorderseite: Kaiserabbildung, aber auch Frauen die Angehörige des Kaiserhauses sind -Rückseite: Gebäude, Figuren (meist Gottheiten) Fazit: Warum ist Numismatik als Quelle wertvoll? ✅ Objektivität: Münzen sind originale Artefakte und weniger verfälschbar als schriftliche Überlieferungen. ✅ Vielseitigkeit: Sie liefern Daten für mehrere historische Disziplinen (Politik, Wirtschaft, Kultur). ✅ Chronologische Genauigkeit: Münzen sind oft datiert und helfen bei der zeitlichen Einordnung historischer Ereignisse. ✅ Massenerhalten: Aufgrund ihrer Haltbarkeit sind Münzen oft zahlreich überliefert. 8_Bilder als Quellen Bildgattungen Bilder sind historische Quellen, die verschiedene Ereignisse, Sachkulturen oder Mentalitäten dokumentieren. Sie sind jedoch keine objektiven Abbilder, sondern Deutungen der Realität. Wichtige Gattungen: Malerei: Tafelmalerei, Fresken, Miniaturen, Buchmalerei, Glasmalerei Druckgrafik: Holzschnitt, Kupferstich, Lithographie Fotografie Karikatur Historienbilder: Darstellung historischer Ereignisse Rekonstruktionszeichnungen: Wissenschaftliche Annäherungen an vergangene Zustände Mosaik Wandmalerei Buchmalerei Stich (Kupferstich) Lithographie (Bild auf Kalksteinplatte) Bild als historische Quelle: Bilder können verschiedene historische Aspekte vermitteln, z. B.: Ereignisse (Schlachten, Krönungen) Sachkultur (Wohnverhältnisse, Mode, Technik) Mentalitätsgeschichte (gesellschaftliche Werte und Normen wie Selbstdeutungen -> Aufstieg der Bürger in Renaissance) Propaganda (gezielte politische Bildgestaltung, z. B. Wahlplakate -> Handlungsaufforderungen) Deutung der Geschichte (Bilder spiegeln immer den Zeitgeist der Entstehungszeit wider)! 2. Bildbeschreibung nach Panowsky 1. Vorikonographische Bildbetrachtung (Beschreibung) Was ist zu sehen? (Personen, Gegenstände, Szenen, Farben, Licht, Perspektive) Erster Eindruck: Welche Stimmung oder Emotion vermittelt das Bild? Gattung: Ist es ein Fresko, eine Zeichnung, eine Karikatur? Beispiel: In Paul Delaroches Napoleons Alpenüberquerung sehen wir Napoleon erschöpft auf einem Maultier, geführt von einem Bergführer. In Jacques-Louis Davids Napoleon überquert die Alpen wird er heroisch auf einem steigenden Pferd dargestellt. 2. Ikonographische Bildanalyse (Thema und Inhalt) Was wird dargestellt? Wer sind die Figuren? (Identifizierung historischer Personen und Sachen) Welche Darstellungsmittel sind vorhanden? (Komposition, Technik, Perspektive, Farben, Allegorien (z.B. eine Person stellt den. Frühling dar), Parallelquellen Beispiel: Napoleon überquert die Alpen von David: o Siegerpose, großes Format, heroische Farben → Propagandabild o Verweis auf Hannibal, um Napoleon als großen Feldherrn zu inszenieren. Napoleons Alpenüberquerung von Delaroche: o Realistische Darstellung → Demystifizierung Napoleons. o Statt Pathos zeigt er den erschöpften Feldherrn als Menschen. 3. Ikonologische Bildinterpretation (historischer Kontext & Bedeutung) Was sagt das Bild über die Zeit aus? Welche Intention hatte der Künstler? Welche politischen, sozialen oder kulturellen Botschaften enthält das Bild? Beispiel: David's Napoleon-Bild entstand als Propaganda, um ihn als Helden darzustellen. Delaroche’s Version entstand in der Restauration, als kritische Neubewertung Napoleons. 3. Fragengeleitete Analyse Ein strukturiertes Vorgehen hilft bei der Bildinterpretation: Ablauf einer Bildanalyse 1. Erster Eindruck formulieren → Was fällt sofort ins Auge? 2. Beschreibung → Was ist zu sehen? → Welche Gattung liegt vor? 3. Analyse → Wer oder was wird dargestellt? → Welche Symbolik gibt es? → Welche Darstellungsmittel (Farben, Perspektive, Licht) werden verwendet? 4. Interpretation → In welchen historischen Kontext gehört das Bild? → Welche Absicht könnte der Künstler gehabt haben? → Wie könnte das Bild auf die damalige Gesellschaft gewirkt haben? 5. Rückgriff auf den ersten Eindruck → Wie verändert sich die Wahrnehmung nach der Analyse? Fazit: Warum ist die Bildbetrachtung als Quelle wichtig? ✅ Bilder sind historische Zeugnisse, die uns visuelle Informationen liefern. ✅ Sie sind aber keine objektiven Quellen, sondern enthalten stets eine Interpretation der Realität. ✅ Methodische Analyse (Panowsky) hilft, Bilder kritisch zu deuten. ✅ Fragengeleitete Analyse ermöglicht eine systematische Untersuchung.

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