Zusammenfassung Gemeinwesenarbeit PDF

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Gemeinwesenarbeit Soziale Arbeit Sozialpolitik Sozialwissenschaften

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This document provides a summary of Gemeinwesenarbeit, including its definition, history, and methods. It discusses different approaches, such as community organizing, and the role of social workers in addressing societal issues within communities, analyzing social problems, and fostering empowerment and collective action.

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# Zusammenfassung Gemeinwesenarbeit ## 1. DEFINITION - dritte Methode neben Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit - Gemeinwesenarbeit setzt nicht am Einzelfall an und an individuellem Bewältigungshandeln, sondern fördert die Entwicklung gemeinsamer Handlungsfähigkeit und kollektives Empowerment bezügl...

# Zusammenfassung Gemeinwesenarbeit ## 1. DEFINITION - dritte Methode neben Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit - Gemeinwesenarbeit setzt nicht am Einzelfall an und an individuellem Bewältigungshandeln, sondern fördert die Entwicklung gemeinsamer Handlungsfähigkeit und kollektives Empowerment bezüglich der Gestaltung bzw. Veränderung von infrastrukturellen, politischen und sozialen Lebensbedingungen - viele unterschiedliche Definitionen, die diese Punkte alle gemeinsam haben - ganzheitliche Analyse von sozialen Problemen und Lebenszusammenhängen - Fokus auf Veränderung von Strukturen und Lebensbedingungen - Verbesserung mit den betreffenden Menschen - Netzwerk- und Kooperationstätigkeit - Bezugsgröße: Gemeinwesen, Stadtteil, Sozialraum ## 2. GESCHICHTE DER GWA - Integrative Gemeinwesenarbeit – Murray G. Ross ### Probleme für die GWA - Massengesellschaft - Industrialisierung, Verstädterung, Entfremdung - Verschiedenheit der Menschen ### Strategie - Konzentration auf gemeinsame Anliegen - Gemeinsame Werte durch Begegnung und Engagement - Überwindung Differenzen - Kompromisse ### Kritik - Idealisiertes, harmonisches Gesellschaftsbild - Ausblenden von Macht- und Ressourcenungleichgewichten: “Menschen sind einfach verschieden" in seiner Theorie ## Community organizing – Saul Alinsky ### Problem - Machtungleichgewicht in Gesellschaft ### Strategie - Organisation zum Machtgewinn - Konflikt - Ziviler Ungehorsam, Sit-ins, Streiks, Boykotte... - Radikale Basisdemokratie ### Kritik - Taktiken werden teils als ethisch problematisch angesehen ### Einfluss auf die aggressive GWA in Deutschland, die schwarze Bürgerrechtsbewegung, die mexikanisch-amerikanische Landarbeiterbewegung und Student*innenbewegung in den USA ## GWA in Deutschland - Integrative vs. aggressive GWA (1960er/70er) - Arbeitsprinzip GWA (1980): Oelschlägel → Marxistische Gesellschaftsanalyse → GWA als Befreiungsarbeit - Stadtteilbezogene Soziale Arbeit (Anfang 1980er): GWA als „intermediäre Instanz“ → Kooperation und Integration mit Institutionen (aber fehlende Gesellschaftsanalyse) - Sozialraumorientierung (Ende 1980er): organisatorische Umstrukturierung (vom Fall zum Feld) - Quartiersmanagement (Ende 1990er): Integrierte Stad(teil)entwicklung: sektoren-, disziplin- und handlungsebenen-übergreifend → professionell geführter Prozess der Koordination und Entwicklung von Maßnahmen, die das Quartier verbessern sollen (gemeinsame Lösungssuche) - Quartiersaufbau (Anfang 2000er): GWA setzt aktiv Impulse für das Zusammenleben → Fokus auf den langfristigen Aufbau von Gemeinschaft und sozialen Strukturen durch die aktive Teilnahme der Bewohner*innen ## Integrativ-affirmativ vs. transformativ-kritischer Ansatz | GWA-Ansatz: | integrativ-affirmativ | transformativ-kritisch | |---|---|---| | Hintergrund | Verwaltungsreform "Effizienzsteigerung" "Ausbau sozialer Dienstleistungen” „gesellschaftliche Desintegration“ „Verlust sozialen Zusammenhalts" | Soziale Bewegungen "gesellschaftliche Transformation" „soziale Ungerechtigkeit“ „ungleiche Machtverteilungen“ | | Problemdiagnose | „Zerstörung gemeinsamer Werte" „Zunahme von Kriminalität und sozialen Konflikten" Stadtteilperspektive: "Problemstadtteil" Förderung der Ressourcen des Stadtteils „Reformen im Rahmen der gegebenen Gesellschaftsordnung“ „Gemeinschafts- und" Wertebildung „Veränderung von Verhaltensweisen" | „Unterprivilegierung“ „Gesamtgesellschaftliche“ Perspektive Orientierung an „staatsbürgerlichen Rechten" Veränderung des „grundlegende gesellschaftlichen Status Quo" „Umverteilung von Macht und materiellen Ressourcen" „Veränderung von Besitz- und Produktions- verhältnissen" „konfliktorientiert (Konfrontation, disruptive Taktiken)" | | Ziele | „konsensorientiert (kooperieren, verhandeln)“ | "Organizer" | | Strategien | “Expert*in” "Leitung" "intermediäre Instanz" | “Begleitung” „parteilich“ für „unterprivilegierte Gruppen" „tätige Subjekte“ | | Rolle Sozialarbeiter*in | “zu aktivierende Klient*innen" | "substantielle Teilhabe" | | Bild Nutzer*innen | "Ergebnis vorbestimmt" „Mitreden" „Mitwirken" „Beraten" | „Mitentscheidung“ „Selbstbestimmung“ | | Bild Stadtteil | | | | Bild Sozialen Wandels | | | | Bild Partizipation | | | - integrativ affirmative Ansätze: aus der Verwaltung entstanden, eher Probleme gesehen als Ursachen dafür → bleiben oft auf der Ebene des Stadtteils verhaften → eher Kompromisse suchend - transformativ-kritisch: Problemanalyse für Soziale Probleme → mehr Gesamtperspektive (man will mehr Rechte) → mehr mit Konflikten ## integrativ-affirmativ - Integrative GWA - Stadtteilbezogene SA - Sozialraumorientierung - Intermediäre Instanz - Quartiersmanagement - Quartiersaufbau ## transformativ-kritisch - Community Organizing - Aggressive GWA - Arbeitsprinzip GWA - Sozialraumarbeit ## 3. GEMEINWESENARBEIT IN DER GEGENWART - aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, die sich auf die GWA auswirken: Globalisierung, Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, Individualisierung und Pluralisierung der Lebensstile, demographischer Wandel, Rückzug des Wohlfahrtsstaates und die Suburbanisierung bzw. räumliche Segregation der Städte ### Formen der GWA - territoriale (Stadtteil, Gemeinde, Region...) - funktionale (Wohnumfeld, Kinderbetreuung...) - kategoriale (Frauen, Fluchthintergrund...) - GWA fast immer territorial → zielgruppen- & themenübergreifend und fallunspezifisch - → Gemeinwesen beschreibt dabei einen sozialen Zusammenhang von Menschen, die über mindestens einen der drei Formen der GWA in Zusammenhang stehen ## 4. LEITSTANDARDS DER GWA - (von Hinte und Oelschlägel) - Zielgruppenübergreifendes Handeln: man will nicht eine Zielgruppe, sondern ganzen Stadtteil adressieren → grundsätzlich Sozialraumbezug - Orientierung an den Bedürfnissen und Themen der Menschen: Bottom up → Gemeinwesenarbeit macht nicht direkt Angebote von dort wo ein Problem von außen als solches gesehen wird und geht voreingenommen rein (nicht wie in unserem tollen Oldiesprojekt), sondern schauen, was sich Menschen wünschen (auch wenn sie sehr unwichtig für einen selber scheinen) → Selbstwirksamkeit soll erlebt werden können - Förderung der Selbstorganisation und der Selbsthilfekräfte: Hilfe zur Selbsthilfe, dass sie selber für Wünsche einstehen können und mehr begleitende als leitende Rolle (Empowerment) → Schaffung von (Stadtteil-)Öffentlichkeit → Ermöglichung von neuen Kompetenz- und Lernerfahrungen für Bewohner*innen - Nutzung vorhandener Ressourcen: Nutzung persönlicher Ressourcen und sozialer Ressourcen durch Beziehungen bis hin zu materiellen und infrastrukturellen Ressourcen (Stärken, Fähigkeiten, Ideen, Räume, Gelder, Identifikationspunkte, Beziehungen, etc.). Darüber hinaus macht die GWA auch Ressourcen nutzbar, die innerhalb der Institutionen angesiedelt und häufig durch Gesetze vorgegeben sind → Sozialraum als Schatztruhe - Verbesserung der materiellen Situation und der infrastrukturellen Bedingungen: Orientierung am Bedarf des Sozialraums → Versuch Schaffung neuer Ressourcen durch den Ausbau der ökonomischen und baulichen Infrastruktur und somit Lebensbindungen (v.a. Infrastruktur) für Bewohner*innen zu verbessern (z.B. Tischtennistische, Radwege, Barrierefreiheit, Wohnpreise, öffentlicher Wohnbau) → Einbindung in lokale Politikprozesse (Weiterleitung von Bedarfen an Politik, Bündelung von Ressourcen und Gewinnung von Kooperationspartner*innen) - Verbesserung der immateriellen Faktoren; Stärkung des Gemeinwesens: Stärkung des unsichtbaren Gemeinwesens (Soziales und Kulturelles) → Orte schaffen, wo Begegnung und Austausch stattfinden können (Vorurteile abbauen, neue Bekanntschaften, bürgerschaftliches Engagement, Demokratieverständnis, Bildung, Machtbewusstsein, soziales Klima, räumliche Identität...) → Stärkung des sozialen Kapitals - Ressortübergreifendes Handeln: Fokus auf mehrere Bereiche (Wohnen, Gesundheit, Arbeit, Freizeit, Stadtentwicklung, Bildung und Kultur) und versuchen diese zu verknüpfen → bereichsübergreifende Kooperation mit der Kommunalpolitik und deren Abteilungen (z.B. Arbeit, Wohnen), um Synergieeffekte zu erreichen - Vernetzung und Kooperation: nicht nur auf Ebene der Bewohner*innen und der sozialen Einrichtungen, sondern mit allen von der Gemeinde (Politik, Wirtschaft, Soziales...) → Möglichkeiten gemeinsam schaffen (GWA muss dafür Infrastruktur zur Verfügung stellen) - was dabei fehlt: Lebenswelt- und Sozialraumorientierung - Intersektionalität: wenn man z.B. nur Männer indirekt anspricht, weil Treffen am Abend und sie keine Care-Arbeit-Pflichten, dann spricht man nicht alle an → muss auch immer bedacht werden, weil oft sind Beteiligungen schon sehr hochschwellig - Prozessbegleitung: kann sehr fruchtbar sein, wenn man lange begleitet und man einen schon kennt ## 5. GWA ALS INTERMEDIÄRE INSTANZ - integrativ-affirmative Ansätze ### Bedeutung GWA als intermediäre Instanz - intermediär ~ vermittelnd zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen und Akteur*innen (Menschen vor Ort, Institutionen, zivilgesellschaftliche Akteur*innen (Vereine, Initiativen), lokale Wirtschaft, Politik & Verwaltung, Bauträger & Hausverwaltung) - "Schnittstellenarbeit" - Neutrale Vermittlerrolle! - Ziel: akzeptable Lösungen für alle zu finden ### Warum braucht es intermediäre Instanzen? - Kluft zwischen Lebenswelt benachteiligter Gruppen und Macht- und Entscheidungsträger*innen nimmt zu → benachteiligte Personen können schwerer ihre Interessen und Ansprüche einklagen und Entscheidungsträger*innen wissen oft auch nichts davon (aktiv Einfluss auf Politik und andere Instanzen im Verwaltungsbereich nehmen) - vielfältige Probleme und Herausforderungen in der Gesellschaft - Politikverdrossenheit und Vertrauen sinkt - Subkulturen entstehen und differenzieren sich mehr → intermediäre Instanzen müssen gemeinsame Nenner finden und vermitteln - Schere Arm-Reich und Ungleichheiten nehmen zu ### Was macht Soziale Arbeit/GWA als intermediäre Instanz? - Kommunikation zw. versch. Organisationen, Strukturen, Logiken und Kulturen → fungieren als loyale und neutrale Vermittler*innen - Förderung von Governance-Prozessen: Kooperation Staat, Unternehmen und Zivilgesellschaft in Entscheidungsprozessen → Steuerung „top-down“ und „bottom-up“ - Lösungen in kommunikativem Prozess - intersektorale & interdisziplinäre Kooperation - übersetzen von Zustand wie er ist an Stadt → bottom-up und übersetzen für Bürger*innen (Aufklärungsarbeit) = top-down → GWA als Übersetzerin und auch bei unterschiedlichen Kommunikationsstilen zw. Politik und Bürger*innen übersetzen (z.B. warum manches 10 Jahre lang braucht, bis etwas umgebaut wird für Bürger*innen erklären) - Beziehungsarbeit v.a. mit Bewohner*innen - doppelte Aktivierung → Befähigung von Bürger*innen zu handeln und auf der anderen Seite Erhöhung der Zugänglichkeit durch Institutionen - Beziehungsarbeit & Bündnispartner*innen finden - klassische Aufgaben der GWA (Bedarf in der Bevölkerung eruieren, Bevölkerung aktivieren und an Lösungen arbeiten, Ressourcen aktivieren im Stadtteil und bündeln...) ### Kritik - durch „neutrale Haltung“ unkritische Reproduktion von Herrschaftsverhältnissen - fehlende „Parteilichkeit“ für benachteiligte Gruppen ## 6. METHODEN DER GWA ### Kennzeichen der Methoden der GWA - Methodenvielfalt und (situative) Methodenintegration - hohe Präsenz im GW - Beziehungsarbeit - zugehende Struktur ### Beispiele für Methoden - Sozialraum- oder Lebensweltanalyse - Stadtteilrundgang - teilnehmende Beobachtungen - one-to-ones (mit Schlüsselpersonen) - Stadtteilerkundung (mit Stadtteilbewohner*innen) - aktivierende Befragung - niedrigschwellige Beratung - Beratung zwischen "Tür und Angel" - alltagsorientierte Bildungsarbeit - Schaffung von Kommunikations- und Bildungsräumen - materielle Ressourcenerschließung - Netzwerkarbeit - kommunale Sozialplanung - Gemeinwesenmediation - kollektives Empowerment - Formen der politischen Einflussnahme, z.B. über die Organisation von Stadtteilkonferenzen, „Go-In“, Öffentlichkeitskampagnen oder dem Verhandeln an Runden Tischen - Gruppenarbeit (z.B. Zukunftswerkstatt) ... ## Aktivierende Befragung ### Phasen 1. **Anliegenstadium und Voruntersuchung** - Interne Klärung: Ziele und Ressourcen der Gruppe - Gemeinwesenbeobachtung, Sozialraumanalyse - Vorurteile über den Stadtteil? - Entscheidung über Durchführung! 2. ***Hauptuntersuchung (4-5 Wochen)*** - Expert*innenbefragung (Wissen, Stimmung zu Stadtteil und Problemen, Information Untersuchung) - Verbindungsleute - Betroffenenbefragung (schriftliche Vorankündigung, Hausbesuche, Einzel- und Gruppeninterviews) → Haltung der SA: „interessierte Unwissenheit“ & nicht Einzelperson, sondern allgemeine Probleme stehen im Vordergrund 3. **Versammlung und Gruppenbildung** - gut zugänglicher Ort - Präsentation der Ergebnisse - nur mit, nicht für Bewohner*innen - Moderation: Katharsis (Entrüstungen) zulassen - Bildung von Arbeitsgruppen → Veränderungen werden möglich ## 7. SOZIALRAUMORIENTIERUNG ### Unterschied Sozialraumorientierung und GWA | | Gemeinwesenarbeit | Sozialraumorientierung | |---|---|---| | | Bewohner*innenperspektive | Verwaltungsperspektive | | | Gemeinwesen-, Stadtteilzentrum | Öffnung von Regeleinrichtungen untersch. Handlungsfelder „zum Sozialraum“ | | | Ziel: Erkenntnis gemeinsamer Probleme, handelndes GW, entwickeln eigener Kräfte (Empowerment) | | | | Strategie: setzt auf die Beteiligung von Bewohner*innen, dass diese selbst aktiv werden | | - Verbesserung & Vernetzung des (sozialen) Dienstleistungsangebots - Integration sozialräumlicher Ressourcen, Ehrenamt in Fallarbeit - Strategie: umfassende Sozialraumanalyse, um die Bedürfnisse im Raum zu erkennen - GWA könnte als Methode der Sozialraumorientierung angesehen werden ### Prinzipien der Sozialraumorientierung - Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe - Orientierung an den Interessen und am Willen - Nutzung der Ressourcen der Menschen und des Sozialraums - Zielgruppen- und bereichsübergreifender Ansatz - Kooperation und Koordination - + Ergänzung Budde und Früchtel: Alltags- und Lebensweltorientierung! - Kritik, dass Angebote der Sozialen Arbeit nicht sozialraumorientiert sind vom Fall zum Feld! ### fallspezifische und fallunspezifische Arbeit - in der Sozialraumorientierung Erweiterung der fallspezifischen Arbeit (mit bestimmten konkreten Nutzer*innen sozialer Einrichtungen in der Einzelfallhilfe oder Gruppenarbeit) um die fallunspezifische Arbeit #### fallunspezifische Arbeit - Potentiale des Stadtteils für Fallarbeit erkennen und nutzen (man weiß noch nicht für welchen Fall und ob die Ressourcen überhaupt gebraucht werden) → Ressourcenlager, Schatztruhe Sozialraum - präventiv, integrierend, überbrückend und bemächtigend - stärken „schwacher“ Beziehungen, bridgingcapital - = Vorbereitung auf die Fallarbeit #### SONI Modell - Soziale Arbeit zwischen System und Lebenswelt - Stellt eine Veranschaulichung der vier Handlungsebenen auf der Ebene der Lebenswelt und der Strukturen in einem gegebenen Sozialraum dar. #### Handlungsfeld Individuum - Orientierung an „Stärken“ und „Willen“ des Individuums - Verhalten wird als Lösungsversuch angesehen - „Motivationen suchen“, nicht motivieren #### Handlungsfeld Netzwerk - Stärkung von sozialem Kapital (= kollektives Vorhandensein von positiven Beziehungen, die auf gemeinsamen Normen basieren) - fallunspezifische Arbeit im Sozialraum - Stärkung schwacher Beziehungen von Individuen (sollen wieder mehr genutzt werden) - Aktivierung (Bedürfnisidentifizierung → Vernetzung → Soziales Kapital) - Profi-Netzwerke (z.B. Arbeitskreise) #### Handlungsfeld Organisation - Flexibilisierung der Organisation, dass sie sich an alle Klient*innen und Gelegenheiten anpassen kann - statt Vorhalten von Angeboten „lernende Organisation“ - “service-user-involvement” (Kient*inne sind in Entwicklung der Organisation und der Angebote miteinzubeziehen) - „Portaltechniken“ (Portal = Schnittstelle zw. System und Lebenswelt müssen zusammenpassen), Niederschwelligkeit, Evaluation - Sozialräumliche Organisationsstruktur, „Sozialraumbudgets“ #### Handlungsfeld Strukturen - SA = „soziale Kommunalpolitik“ - Stärkung „schwacher“ Interessen - Expertise wird an Entscheidungsträger*innen weitergegeben - Einmischung, Aktivierung, Community Organizing → Klient*innen sollen auch selbst Bedürfnisse vor Instanzen vertreten und einbringen - SA sind Strukturarbeiter*innen (Expert*innen für politische Beeinflussung, soziale Aktion und Moderator*innen von Aushandlungsprozessen) ### Methoden der Sozialraumanalyse - Weitwinkelscan: umfassende, visuelle, systematische Erfassung eines sozialen Raums durch unvoreingenommene Datensammlung → Umfeld wahrnehmen - Checkliste: strukturierte Liste mit Fragen oder Beobachtungskriterien zur systematischen Erfassung spezifischer Merkmale des Sozialraums - Fragetechniken: gezielte Informationsgewinnung durch Interviews oder Befragungen → Gespräche mit Interessensgruppen - Stadtteilerkundung: intensivere Form der Sozialraumanalyse, Begehung des Stadtteils durch Fachkräfte, meist mit Bewohner*innen - Nadelmethode: visuelle Methode → auf einer Karte werden mittels Stecknadeln bzw. Markierungen Informationen zu einem spezifischen Raum festgehalten ## 8. CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN DER GWA ### Chancen - zielgruppenübergreifende Angebote - sehr lebensweltorientiert → man holt Klient*innen am Wohnort ab - umfassendster Ansatz in der SA - Stärkung der sozialen Gemeinschaft → Aufbau von Netzwerken - Empowerment der Bewohner*innen, dass diese selbst für ihre Rechte und Interessen einstehen können - Verbesserung der Lebensqualität durch aktive Mitgestaltung und Förderung der Solidarität - Verbesserung von materiellen, infrastrukturellen und immateriellen Gegebenheiten in einem Stadtteil und nicht nur von individuellen Gegebenheiten - nachhaltige Veränderungen möglich für das GW ### mögliche Herausforderungen & Kritik - SA sind selbst Raumproduzent*innen von sozialem Raum (z.B. Förderungsgelder für als sozial benachteiligt wahrgenommene Räume) - Finanzierung: Fallfinanzierung statt Sozialraumbudget - Ungleichgewicht in der Beteiligung: manche Bewohner*innen können schwerer an Beteiligung teilnehmen (z.B. Migrant*innen, Frauen, die häusliche Gewalt erfahren) → Interessen der Personen, die am meisten benachteiligt sind, werden oft nicht gehört - Abhängigkeit von finanziellen Ressourcen → vermittelnde Rolle notwendig - SA könnte als „Sozialfeuerwehr“ angesehen werden (sollen soziale Probleme beseitigen, anstatt alle in den Sozialraum zu integrieren) - Interessenskonflikte innerhalt der Gruppe (man hat nicht nur eine Zielgruppe, sondern muss zwischen allen aushandeln)

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