Zusammenfassung - Dysarthrie: Sprechapraxie PDF
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This document provides a summary of dysarthria, focusing on speech apraxia. It details various aspects of speech production and articulation, including respiration, phonation, and articulation. The document also explores the different components of speech and their integration.
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Zentrale Sprechstörungen I Funktionskreise des Sprechens: = Muskelgruppen mit einheitlicher Funktion - Artikulation & Resonanz - Phonation - Respiration Respiration / Sprechatmung – Respiratorischer Funktionskreis - Vitale Funktion, aber auch für Prosodie, Erzeugung Primärsc...
Zentrale Sprechstörungen I Funktionskreise des Sprechens: = Muskelgruppen mit einheitlicher Funktion - Artikulation & Resonanz - Phonation - Respiration Respiration / Sprechatmung – Respiratorischer Funktionskreis - Vitale Funktion, aber auch für Prosodie, Erzeugung Primärschall, Lautstärke & Grundfrequenz - Atemmuskulatur = Skelettmuskeln, die durch Kontraktion/Relaxation Volum des Brustraums verändern o Zwerchfell o Interkostalmuskulatur - Inspiratorische und exspiratorische Atemhilfsmuskulatur - Einatmung (Inspiration) beim Sprechen o Sprechatmung = Mundatmung o Einatmungsvolumen beim Sprechen doppelt so hoch wie bei Ruheatmung o Bei lautem Sprechen größeres Luftvolumen - Ausatmung (Exspiration) beim Sprechen o Ruheatmung: keine Muskelkraft = passiv o Sprechatmung: gesteuerte Ausatmung = aktiv ➔ Zsmspiel aus passivem Vorgang und aktiver Kontrolle der thorakalen & abdominalen Muskulatur o Aktive Unterstützung notwendig, um konstante Ausatmung zu erreichen und bei leisem Sprechen genug respiratorischen Druck - Adaptivität der Sprechatmung (Körperhaltung, stimmhaft oder stimmlos, Linguistische & Kognitve Bedingungen) Phonation – Laryngealer Funktionskreis a. Erzeugung Primärschall b. Artikulation o Stimmlippenadduktion (stimmhaft) o Stimmlippenabduktion (stimmlos) o Glottale Artikulation (/h/) o Creaky voice, breathy voice c. Prosodie o Linguistische Prosodie (Betonung, Intonation) o Paralinguistische Info s(emotionaler Zustand des Sprecher) d. Sprecheridentität Zentrale Sprechstörungen I Artikulation – Linguo- und labiomandibulärer Funktionskreis - Bewegung von: Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumensegel - Stimmtonerzeugung an Glottis = stimmhaft - Rohschallerzeugung durch Konstriktion = stimmlos - Primäre Artikulatoren (Zunge, Lippen) in Koordination mit Unterkiefermuskulatur - Zunge: o Primäre motorische Funktion: Nahrungsaufnahme o Sekundäre motorische Funktion: Artikulation o Sensorische Funktion: Geschmacksorgan o Besonderheit: bewirkt keine Gelenkbewegung o Intrinsiche Zungemuskeln (Ursprung & Ende) o Extrinsiche Zungenmuskeln (Verbindung zu Unterkiefer, Schläfenbein, hartem Gaumen und Zungenbein) - Periorale Muskulatur (untere Gesichtshälfte und Mund) o Funktion: Nahrungsaufnahme, Mimik, Artikulation o Verschluss bei labialen Konsonanten o Hauptanteil: M. orbicularis oris (n. facialis) - Unterkiefermuskulatur o Primäre Funktion: Nahrungsaufnahme o Sekundäre Funktion: Artikulation (anders als Kauen) ▪ Öffnung: M. digastricus ▪ Verschluss: M. pterygoideus medialis ▪ Stabilisierung: M. temporalis & M. masseter o Kontinuum des Öffnungswinkels: a > i, e > m, b, p Resonanz – Velopharyngealer Funktionskreis - Gaumensegel (Velum) = weicher Gaumen & Uvula (Zäpfchen) o Funktion: Abschluss des Nasopharynx ggü. Oro- und Laryngopharynx o Saugen, Schlucken, Husten, Resonanz, etc. o Hebung und Senkung des Velums durch 5 Muskelpaare (M. uvulae, M. palatoglossus) Anatomische Kopplungen – Mechanik des Sprechens ➔ Hängen anatomisch zusammen, es bedingt sich gewisse Mechanik 1. Unterkiefer – Zunge & Unterkiefer – Unterlippe o Große & geringe Kieferöffnungsweite 2. Zunge – (Zungenbein) – Kehlkopf o Zungenposition verändert Lage des Kehlkopfs & Spannung der SL o Vokale mit hoher Zungenlage = höhere Sprechstimme (f0) 3. Zunge – Gaumensegel (über M. palatoglossus) 4. Kehlkopf – Brustbein/Thorax (über M. sternothyroideus & sternohyoideus) Zentrale Sprechstörungen I Funktionelle Kopplungen – Pneumatik des Sprechens 1. Sprechatmung – Phonation o Schwingung der SL hängt von respiratorischen Anblasedruck ab o Dauer der Exspiration wird durch Glottisschluss bei Phonation beeinflusst 2. Sprechatmung – Artikulation o Beeinflusst sich gegenseitig o Pneumatisch: Laute mit hohen supraglottischen Luftdruck & Strömungsgeschwindigkeit (primär: Zunge, Lippen) ▪ Plosive, stimmlose Frikative, Affrikaten ▪ Kraft, Positionierung & Timing der Artikulatoren spielen große Rolle o Nicht-pneumatisch: mit geringem supraglottischen Luftdruck & Strömungsgeschwindigkeit (primäre Schallquelle: Glottis) ▪ Vokale, Nasale, Liquide, stimmhafte Frikative ▪ Kraft, Positionierung & Timing der Artikulatoren spielen wenig Rolle Zeitliche Kopplungen – Dynamik des Sprechens - Analyse sprechmotorischer Gesten o Primäre Artikulatoren müssen sich gut abstimmen und überlappen sich teilweise o Wie viele und welche artikulatorischen Gesten müssen geplant und ausgeführt werden - Koartikulation o Artikulationsbewegungen überlappen & beeinflussen sich gegenseitig o Zeitliche Ausdehnung von Artikulationsbewegungen ist nicht auf Dauer eines einzelnen Phonems begrenzt Sprechen, um verstanden zu werden - Bewegungsziel bleibt konstant, aber Bewegungen der Sprechorgane selbst sind variabel - Motorische Äquivalenz: o Motorische Zielvorgabe kann durch ganz unterschiedliche, in ihrer Funktion aber äquivalenten motorischen Aktionen erfüllt werden o Wissenschaftliche Experimente: Beißblock, mehrfache Wiederholung, Perturbationsexp. - Automatische Anpassung bei Haltungsänderung, Kaugummi kauen, etc. - Sprechen passiert in akustischen Referenzrahmen - Sprechen ist sensomotorischer Vorgang o Somatosensorisch-afferente Informationen + auditive Reafferenz ➔ Sprechfehler können auditiv wahrgenommen & korrigiert werden (aber Zeitproblem) Zentrale Sprechstörungen I Rolle sensorischer Information beim Sprechen - Phonol. Repräsentationen aktivieren Bewegungsparameter & Kopien der erwarteten somatosensorischen & auditiven Effekte = direkte Kontrolle - Innere Feedbackschleife: Kopien der erwarteten somatosensorischen Effekte werden mit eintreffenden afferenten somatosen. Signalen verglichen -> Bewegungskorrektur falls nicht passt - Äußere Feedbackschleife: Kopien des erwarteten Klangbilds wird mit tatsächlich produzierten akustischen Muster verglichen Zentrale Sprechstörungen I Sprachliche vs. nicht-sprachliche Verarbeitungsmechanismen - Am Sprechen beteiligte Organe haben zutun an vegetativen Funktionen, emotionalen Ausdruck, Sprechen und an ungeübten Willkürfunktionen - Theorie 1: Universelles sensomotorisches System (unspezifische Kontrolle der am Sprechen beteiligten Organe) - Theorie 2: Spezialisiertes sensomotorisches System (aufgabenspezifische Kontrolle) o Sprechen ist speziell, weil es neuronal gesteuert wird, alles andere braucht gleiche Organe, aber hat eine andere Kontrolle zugrunde Sprechmotorische Ereigniskette - Neuronale Aktivität Mittels apparativer Verfahren, bspw. - Elektrische Muskelakt. MRT, Elektromyografie, EGG - Muskelkräfte - Bewegungsparameter - Aerodyn. Ereignisse Akustische Verfahren, bspw. PRAAT, MAP - Sprachschall - Auditives Perzept Auditiv-perzeptive Verfahren, bspw. UNS, FDA-2, BoDyS Bogenhausener Dysarthrieskalen (BoDyS) - Paper-Pencil-Test, max. 30 min. - Braucht Aufnahmegerät (min. Audio, besser Video) - Aufbau: o Freie Sprachproduktion (SPONT) o Nachsprechen von Sätzen (NACH) o Lesen (LES) o Beschreibung einer Bildergeschichte (BILD) - Bewertung: o Dokumentation von Dysarthriemerkmalen ▪ Sprechatmung, Sprechstimmlage, Stimmqualität, Stimmstabilität, Artikulation, Resonanz, Artikulationstempo, Redefluss, Modulation o Ausprägung von Dysarthriemerkmalen (Schweregrad) ▪ Skala von 0-4 o Outcome: ▪ Dysarthrie ja/nein, Störungsschwerpunkte, Schweregrad - Standartisiert, klinisch normiert Zentrale Sprechstörungen I Frenchay Dysarthrie Assessment – 2 (FDA-2) - Paper-Pencil-test, ca. 30 min - Viele zusätzliche Materialien, bspw. Stoppuhr, Handschuhe, etc. - Aufbau: 7 Funktionsbereiche, 26 Untertests - Bewertung: Likert-Skala (a = normal bis e = unfähig, Aufgabe durchzuführen) - Outcome: Leistungsprofil - Gruppenvergleiche möglich (Läsion obere Motorneuronen oder untere, etc.) - Standartisiert, klinisch normiert Untersuchung neurologisch bedingter Sprech- und Stimmstörungen (UNS) - Aufbau: o Spontansprachinterview o Spezielle Untersuchung der Artikulation ▪ Einzelne Ziellaute in Wörtern geprüft (Kiefer = /f/) - Outcome: qualitative Dokumentation von Einzelleistungen - Nicht standartisiert Vergleich: BoDyS, FDA-2 und UNS - BoDyS: o Ausschließlich ICF-Ebene der Körperfunktionen o Rein auditive Messmethode, rein sprachliche Aufgaben - FDA-2 und UNS o Mehrere Ebenen der ICF o Diverse Messmethoden (auditiv, visuell, Messen von Maximalleistungen) o Auch nicht-sprachliche Aufgaben (Schlucken, Ruheatmung, etc.) ➔ Weniger Untersuchung des Sprechens, mehr Prüfung des Schluckens, Mundbewegungen, Maximalleistungen und auch Sprechfunktion Untersuchung nicht-sprachlicher Bewegungsfunktionen - Auf allen Ebenen der phon. Ereigniskette spielen Untersuchungen von nicht-sprachlichen Bewegungen traditionell eine große Rolle - ABER sprachliche und nicht-sprachliche Bewegungsfunktionen unterscheiden sich bzgl. Ziele & Konsequenzen, Automatisiertheit, zeitlicher & aerodynamischer Apsekte, Maximalleistungsaufgaben etc. ➔ Aus Beobachtungen nichtsprachlicher Leistungen KEINE zuverlässigen Rückschlüsse auf Sprechen und dessen Störung!! ➔ Nichtsprachliche Funktionen sind kein eigenständiges Behandlungsziel Zentrale Sprechstörungen I Expertenperspektive vs. Laienperspektive - Funktionelle Symptomatik (Sprachtherapeuten) und resultierende kommunikative Einschränkungen sollten im Rahmen der Dysarthriediagnostik erhoben werden - Sprachtherapeuten „hören sich ein“, verstehen besser, bewerten anders, weil… o Sprecher-spezifische perzeptive Adapation (über die Zeit) o Generelle perzeptive Adaptation (durch die Erfahrung) o Kennen das DIA-Material schon ➔ Auch die Einschätzung von Laien ist wichtig - Ökologische Validität = empirische Gültigkeit einer psychol. Aussage für den Alltag Kritik an DIA-Material - UNS: o Bei Spontansprache kann nicht nachvollzogen werden, ob verstandenen Wörter wirklich gesprochen wurden oder nicht - FDA-2 o Kleiner Materialkorpus -> zu hohe Ratewsl bei wiederholter Testung Diagnostikverfahren - Funktionelle Symptomatik = z.B. Bogenhausener Dysarthrieskalen - Kommunikative Einschränkung = KommPaS (KommunikationsParameter bei Sprechstörungen) KommPaS WebApp - Webbasiertes Verfahren zur Messung kommunikationsbezogener Parameter bei Dysarthrie (ICF-Aktivitätsebene) - Durchführung: Sprachtherapeut - Bewertung: Einschätzung durch große Gruppe von naiven Hörern(Crowdbasiertes Verfahren) - Outcome: individuelles Profil zu 4 wichtigen Indikatoren für komm. Beeinträchtigung (Verständlichkeit, Natürlichkeit, subjektive Höranstrengung und Effizienz) = telediagnostisches Prinzip - Standartisiert, ökonomisch, klinisch normiert Zentrale Sprechstörungen I Systematik von Sprechstörunngsmerkmalen - Merkmal o Welche auditiv-visuellen Merkmale - Funktionsstörung o Welche Funktion ist gestört? - Pathomechanismus o Welche Störungsursache liegt zugrunde? Sprechatmung → ATM - Merkmale o Erhöhte Einatmungshäufigkeit / inadäquate Zwischenatmungen o Übermäßiges Unterschreiten der Atemruhelage ▪ Auf Restluft sprechen o Hörbar/sichtbar angestrengte Einatmung/Hochatmung Störung der Sprechatmung - Pathophysiologie a. Kapazitätsbezogene Symptome (respiratorische Insuffizienz) o Primäre Störungsursache: Schwäche, Rigidität, Akinese, Dyskoordination der Muskeln o Sekundäre Störungsursache: Folge von Haltungsanomalie, gestörte Ventilfunktion b. Dyskoorinative /dyskinestische Symptome o Inspiratorisches Sprechen, unregelmäßige Einatmung c. Pathologische Atmungstypen d. Stimmliche Merkmale gestörter Sprechatmung o Reduzierte oder erhöhte Lautstärke & Schwankungen e. Artikulatorische Merkmale gestörter Sprechatmungskontrolle Sprechstimmlage → STL (Phonation) - Merkmale o Zu hoch o Zu tief o Zu laut (oft nur zu Beginn der Expirationsphase) o Zu leise (verstärkt am Ende) Zentrale Sprechstörungen I Stimmqualität → STQ (Phonation) - Merkmal o Behaucht ▪ Stimme resonanzarm und meist eher leise o Gepresst o Rau ➔ Störungen der Stimmqualität können auch nicht-dysarthrische Ursachen haben (Stimmstörungen) Stimmstabilität → STS (Phonation) - Merkmal o Wechselnde Stimmqualität ▪ Gepresst, behaucht, etc. im Wechsel ▪ Wechsel zw. unauffälligen und auffälliger Phonation o Lautstärke- und Tonhöhenschwankungen ▪ Eindruck von instabiler & unkontrollierter Stimmgebung o Stimmzittern o Entstimmung/Stimmschwund/Stimmabbruch ▪ Ganze Silben stimmlos realisiert o Unwillkürliche Vokalisation (Stöhnen, Grunzen, Seufzen) Störung der Phonation - Pathophysiologie a. Auf die SL bezogene Symptome ▪ Gepresste, raue, zu hohe oder zu niedrige Stimme b. Auf die Vollständigkeit der Adduktion bezogene Symptome ▪ Behaucht oder entstimmt c. Dyskoordinative /dyskinetische Symptome ▪ Wechselnde Stimmquailität ▪ Wonhöhenschwankungen d. Stimmtremor (bei Parkinson, Kleinhirnerkrankung, spasmodische Dysphonie) e. Symptome gestörter Lautstärkekontrolle - Primäre Störungen: Funktionsstörungen der Kehlkopfmuskulatur ▪ Änderung von Tonus und Bewegungsumfang ▪ Störung der Koordination - Sekundäre Störungen/Kompensatorisch ▪ Durch veränderte Kopf- und Rumpfhaltung Zentrale Sprechstörungen I Artikulation → ART - Merkmale o Offenes Artikulieren (Kiefer zu weit offen) o Geschlossenes Artikulieren (zu geringe Kieferöffnung) o Reduzierte Artikulationsschärfe o Übersteigertes Artikulieren o Wechselnde Artikulationsschärfe - Systematik o Nach auditiven Merkmalen gestörte Artikulation ▪ Störungen der Konsonantenartikulation ▪ Störungen der Bildung von Obstruenten ▪ Störungen der Vokalartikulation o Auf das Artikulationsorgan bezogene Systematik ▪ Zunge, Unterkiefer, Velum, etc. o Nach zugrunde liegender Bewegungsstörung Resonanz → RES - Folge einer Dysfunktion des Gaumensegels - Merkmale o Hypernasal o Hyponasal (Denasalisierungen) o Intermittierend hyper-/hyponasal Tempo → TEM (Prosodie) - Sprechtempo: mit allen Unterbrechungen im Redefluss (auch unangemessene Sprechpausen) - Artikulationstempo: nur die Passagen, in denen auch artikuliert wird Redefluss → RDF (Prosodie) - Pausen - Iterationen (rasche Laut- und Silbenwiederholungen) Modulation → MOD (Prosodie) - Eingeschränkte Tonhöhen- /Lautstärkemodulation (Monotonie) - Auffälligkeiten in Rhythmus/Betonungsmuster (Silbengrenzen schwer erkennbar) Zentrale Sprechstörungen I Funktionelle Neuroanatomie des Sprechens - Limbisches Vokalisationssystem (Bilateral) o Aktivierung o Intrinsiche Vokalisationen o Sprechantrieb ➔ Störungen v.a. bei mesio-frontalen Läsionen - Neokortikales Vokalisationssystem (willkürliches) o Ausführung von Sprechbewegungen → hier Dysarthrie - Dorsaler Strom (links) o Planung von Sprechbewegungen o Umwandlung von auditorische in sprechmotorische Infos bspw. bei Nachsprechen ➔ Sprechapraxie ist Syndrom der sprachdominanten Hemisphäre Dysarthriesyndrome Zentrale Sprechstörungen I Dysarthie – Ätiologie und Pathogenese - Dysarthrien resultieren aus Schädigungen motorischer Areale, die an Kontrolle von Sprechbewegungen beteiligt sind o Des primär-motorischen Kortex (Gesichts- und Larynxregion) mit den zum Hirnstamm absteigenden (kortiko-bulbären) Bahnen → erstes motorisches Neuron o Die motorischen Hirnnervenkerne im Hirnstamm und im Rückenmark und die Hirnnerven → zweites motorisches Neuron o Des Kleinhirns → motorische Kleinhirnschleife o Der Basalganglien → motorische Basalganglienschleife - Diese Schädigungen können u.A. bedingt sein durch: o Fokale Gewebeschädigung (SHT, Schlaganfall) o Neurodegenerative Prozesse (Parkinson, Huntington, Motoneuronerkrankungen) o Entzündliche oder demyelinisierende Prozesse (MS) o Hypoxische Schädigungen o Neuromuskuläre Erkrankungen (Myasthenia gravis) Peripher-paretische Dysarthrie Zentrale Sprechstörungen I Zentral-paretische Dysarthrie - bilaterale Organisation des sprechmotorischen Systems o Einseitige Läsionen werden nach wenigen Wochen kompensiert, da Bahnen der nicht betroffenen Seite auch auf ipsilaterale Kerne projizieren o Ausnahmen: ▪ N. hypoglossus (XII): M. genioglossus ▪ N. facialis (VII): Muskulatur der unteren Gesichtshälfte Dysarthrie bei Basalganglienerkrankungen Ataktische Dysarthrie Zentrale Sprechstörungen I Therapieziele bei Dysarthrie - Funktion: Verbesserung sprechmotorischer Funktionen (Respiration, Phonation, Artikulation, Resonanz, Prosodie) - Aktivität & Teilhabe und Umweltfaktoren - Medikamentöse Maßnahmen o Zur Behandlung der neurologischen Grunderkrankung (bspw. L-Dopa bei Parkinson) - Chirurgische Maßnahmen o Tiefenhirnstimulation/Hirnschrittmacher → Nebenwirkungen (bei Parkinson oder Huntington) - Hilfsmittel und prothetische Maßnahmen ▪ Zur Verlangsamung des Sprechtempos z.B. Taktgeber/Tastbrett ▪ Verbesserung der artikulatorischen Funktionen bei gestörtem Unterkiefer z.B. Beißblock - Unterstützte und alternative Kommunikation (AAC) ▪ Bei akuten, schweren und progredienten sprechmotorischen Störungen ▪ Erweiterung der körpereigenen Kommunikationsfähigkeiten (Mimik, Lautsprache) ▪ Einsatz (nicht)elektronischer Kommunikationshilfen - Sprachtherapeutische Übungsbehandlung ▪ Restitution (verlorene Fähigkeiten wiederherstellen) ▪ Vermittlung von Kompensationsstrategien ▪ Abbau & Vorbeugung von Fehlanpassung ▪ Intensives motorisches Üben/lernen o Neuronale Reorganisation durch Restitution, Substitution, Kompensation ▪ Prinzipien lernabhängiger neuronaler Plastizität 1. Aktivierung (Übung) erhält und verbessert Funktionen 2. Spezifische Übungen, häufig wiederholen und hohe Intensität 3. Geübte Funktionen transferieren auf andere motorische Leistungen Evidenzbasierte Praxis - Nur 3 Verfahren, für die ausreichende Qualität Wirksamkeitsnachweise existieren 1. Lee Silverman Voice Treatment bei idiopathischem Parkinsonsyndrom (Übungsbehandlung) 2. Botulinumtoxin bei spasmodischer Dysphonie (Medikamentös) 3. Gaumensegelprothese bei velopharyngealer Insuffizienz (prothetische Maßnahme) Zentrale Sprechstörungen I Sprachtherapeutische Übungsbehandlung bei Dysarthrie - Bei Dysarthrie: Körper- und bewegungsgebundene Infos sind verändert ▪ Präzise Artikulation ist von somatosensorische Afferenz abhängig o Therapeutisches Beispiel zur Wahrnehmungsförderung: Konsonanten sind taktil und können am Artikulationsort gehalten werden ▪ Auditive Reafferenz o Therapeutisches Beispiel: Neukalibrierung von Sprechgeschwindigkeit durch externes Feedback oder Therapieprogramme (LSVT bei Parkinson) - Z.B. unzureichender Lippenschluss bei Bilabialen 1. Nicht-sprachliche Lippenübung zur Vorbereitung (neutraler Lippenschluss für 10 sec) 2. Sprachliche Übungen mit phonetisch ausgewähltem Material (aus ArtikuList) - Z.B. reduzierte Artikulationsschärfe (Merkmal) durch ineffizienter intraoraler Luftdruckaufbau (sekundäre Funktionsstörung) → artikulatorischen Fähigkeiten sollen systematisch nach Prinzip (pneumatisch – nicht pneumatisch“) analysiert werden → nicht-pneumatisch gelingt besser, weil intraoraler Luftdruck ist kritischer Faktor nicht Artikulation 1. Nicht-sprachliche Haltungs- und Entspannungsübungen zur Vorbereitung (z.B. im Sitzen) 2. Übungen zur Atemverlängerung (durch Nase einatmen, bis 3 zählen) Zentrale Sprechstörungen I Sprechapraxie - Sprechmotorische Störung, bei der Planung von Sprechbewegungen beeinträchtigt ist - Betroffen sind Prozesse der Transformation phonol. Repräsentationen in motorische Befehle zur Ausführung von Sprechbewegungen a. Störung der Lautbildung (→phonem. Paraphasien, phon. Entstellung b. Störung der Prosodie (→silbisches Sprechen) c. Auffälligkeiten im Sprechverhalten (→Suchverhalten) - Sprechapraxie bei Schlaganfall ▪ Infarkte oder Blutungen im Stromgebiet der vorderen Äste der A. cerebri media ➔ Läsionen im posterioren gyrus frontalis inferior (BA 44, pars opercularis) ➔ Im ventralen primärmotorischen & prämotorischen Kortex ➔ Anteriore Inselrinde (links) - Symptomatik o Variabilität des Fehlermusters ▪ Fehlerinkonstanz = ein Wort mal korrekt mal falsch ▪ Fehlerinkonsistenz = ein Wort auf versch. Weise falsch produziert o Einflussfaktoren: ▪ Phonol. Einflussfaktoren (Komplexität von Lautverbindungen, Silben, Wörtern oder Phrasen) ▪ Linguistische und kognitive Einflussfaktoren o Wortfrequenz, Lexikalität (Wort – NW), grammatische Komplexität, Modalität (Spontan – Nachsprechen), Emotionale Relevanz - Abgrenzung Diagnostik bei Sprechapraxie - Screening → 10 – Punkte Checkliste - Auditiv perzeptive Verfahren → HWL, HWL-kompakt - Akustische Verfahren & apparative Verfahren - Aktivitäts- und teilhabebezogene Verfahren → PROM - Untersuchung nichtsprachlicher Vokaltraktfunktionen a. Untersuchung – leichte bis mittelschwere Sprechapraxie b. Untersuchungsbogen – Schwere Sprechapraxie - Methodenkombination → AMDNS & Diagnostik nach SpAT Zentrale Sprechstörungen I Therapie bei Sprechapraxie - Ziele: Verbesserung der sprechmotorischen Fertigkeiten, Verbesserung Artikulationsschärfe, Modifikation des Sprechverhaltens - Ansätze - Bausteine a. (Sprech-)motorische Lernprinzipien beachten b. Kombi individueller Therapiebausteine zur Therapie der segmentalen und prosodischen Störungen ▪ Nachsprechen, Mitsprechen, lautes Lesen ▪ Vermittlungstechniken z.B. sensorische Vermittlung oder prosodische Vermittlung oder gestische Vermittlung oder sprachimmanente Vermittlung ▪ Stimulusmaterial: nichtsprachlich, Einzellaute, Silben, Wörter, Phrasen & Texte c. Modifikation des Sprechverhaltens ▪ Indirekte Techniken: Entspannungs- und Atemübungen ▪ Direkte Techniken: Rückmeldungen zum Sprechverhalten & Anleitung zur Verhaltensmodifikation d. Beratung von Patienten und Angehörigen - Therapie von Sprechapraxie häufig eingebunden in Aphasietherapie, weil oft zusammen ▪ Therapieschwerpunkt festlegen: welches Defizit beeinträchtigt Kommunikation am meisten ▪ Material: SpAT oder neolexon Zentrale Sprechstörungen I Telediagnostik bei Dysarthrie - Keinen Mehrwert in Bezug auf die Messung der kommunikativen Beeinträchtigung - Setting der Erhebung (face to face vs. Videokonferenz) keinen Einfluss auf Diagnostikergebnisse Wofür werden KI-Methoden eingesetzt? - Bewertung der Verständlichkeit. - Automatisierung validierter Testverfahren. - Entwicklung spezifischer Diagnosewerkzeuge. - Voraussetzung: Ausreichend Daten von gesunden und pathologischen Stimmen Mehtoden der KI Automatische Spracherkennung – Was wurde gesagt? - Spracherkennung = gesprochene Sprache wird automatisch in Text umgewandelt - Objektive Methode: liefert zuverlässige und gleichbleibende Ergebnisse - Wichtig für Verständlichkeitsbewertung und Testautomatisierung Merkmalsextraktion aus dem Sprachsignal – Wie wurde es gesagt? - Veränderung der Merkmale (Frequenzspektrum, Grundfrequenz, Formanten, etc.) werden über Zeit erkennbar - Kombination mit Expertenbewertung → Modelle für objektive Diagnosen Merkmalsextraktion aus dem Text – Wie wurde es gesagt? - Schriftliche Äußerungen ermöglichen Analyse vom Inhalt - Analyse von Inhalt (statistisch, ontologisch) - Neuronale Embeddings - Textuelle Merkmale ▪ Inhalt ist wichtiger als er Tonfall Bewertung der Verständlichkeit - Bewertung durch o Objektives Kriterium = Genauigkeit durch menschliche Transkription o Perzeptiv-subjektives Kriterium - KI-Wortfehlerrate korreliert mit Experteneinschätzungen Automatisierung von Tests - Standardisierte und validierte Tests sind zeit-, personal- und kostenintensiv ➔ Automatisierung erwünscht Zentrale Sprechstörungen I Studie: Sprachverständlichkeit bei Dysarthrien – Validierung für mehrere Sprachen und neurologische Störungen - Ziel der Studie: o Validierung eines digitalen Maßes für Sprachverständlichkeit: ki:SB-M intelligibility score. o Objektive, automatisierte Beurteilung der Sprachverständlichkeit bei motorischen Sprachstörungen und in verschiedenen Sprachen - Methode: o Probanden lesen Sätze/Wörter. o ASR (Automatic Speech Recognition)-Systeme erstellen Transkripte (z. B. Amazon Transcribe). o Berechnung von Word Error Rates (WER) und Word Accuracy. o Ableitung des ki:SB-M intelligibility score - DiMe V3 framework: Bewertung der Eignung digitaler Maßnahmen für Forschung - Verification: ▪ Inter-rater reliability: „Good to excellent“ zwischen ASR-Systemen (Google Speech API vs. Amazon Transcribe). ▪ Wichtig: robuste Leistung und Einhaltung von Datenschutz bei ASR-Systemen - Analytical validation: o Signifikante Korrelation zwischen dem ki:SB-M intelligibility score und etablierten klinischen Messungen bei allen Patientengruppen und Sprachen o Validierung durch Vergleich mit einem Selbsteinschätzungsbogen (Schwachpunkt: Basis etwas dünn). - Value/Clinical validation: o Signifikante Unterschiede bei intelligibility scores zwischen pathologischen Gruppen und gesunden Kontrollgruppen. o Screening-Fähigkeit: auffällig/unauffällig (kein vollwertiges Diagnosetool, aber ein Anfang) - Vorteile o Objektive Bewertung der Verständlichkeit durch KI statt subjektive Einschätzung (naive Listener). o Schnell, ressourcenschonend und automatisiert. o Vergleichbarkeit mit anderen Studien. o Unterstützung der Digitalisierung und Standardisierung von Tests. - Nachteile: o Small sample size. o Ungenauigkeit bei der Bewertung kommunikationsbezogener Parameter. o Falsche Diagnosen möglich (z. B. bei Dialekten oder Stottern). o KI berücksichtigt keine kognitiven Beeinträchtigungen. o Unterschiedliche Rahmenbedingungen der Audioaufnahmen beeinflussen die Ergebnisse Zentrale Sprechstörungen I Rate Control - Speech rate effect upon intellegibility and acceptability of dysarthric speech o Audiodateien um 30% langsamer und schneller gemacht o Verständlichkeit der Sprecher wurde nicht durch Geschwindigkeitsänderung beeinflusst o Ergebnisse der Akzeptabilität ▪ Sprecher mit höherer Verständlichkeit → Erhöhung der Geschwindigkeit führt zu besseren Akzeptabilitätswerten ▪ Sprecher mit geringerer Verständlichkeit → Akzeptabilität verbesserte sich nur bei Erhöhung von langsam zu gewohnt → Sprecher mit geringerer Verständlichkeit sprechen bereits in ihrer optimalen Geschwindigkeit ▪ ABER: Geschwindigkeit digital erzeugt → spiegelt nicht tatsächliche Fähigkeiten wieder - The Effect of Rate Control on Speech Rate and Intelligibility od Dysarthric Speech o Speech Rate & Articulation Rate der dysarthrischen Sprecher wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen beim Lesen von Texten o 7 Ratenkontrollmethoden o Methoden für Verbesserung der Verständlichkeit: freiwillige Sprechtempokontrolle, pacing-Board, Alphabet-tafel und Hand Tapping o Reduzierte SR und AR führten zu geringerer Verständlichkeit o Effekte der Rate Control nicht bei allen Dysarthrie Typen (aber bei hypokinetische, ataktische schon) Be Clear - Ziel: Verständlichkeit verbessern durch Überartikulation, Verlangsamung der Sprechgeschwindigkeit und erhöhte Lautstärke bei Erwachsenen mit nicht-progredienter Dysarthrie - Erhöhung der Grundfrequenz und Frequenzbereich, feedback-basierte Übungen - Intensivtherapie - Ergebnisse: signifikante Verbesserung auf Einzelwortebene & Satzebene, Verbesserung well- being und Verständlichkeit, keine signifikante Verbesserung beim repetition request score Lee Silverman Voice Treatment - LSVT - Intensives Stimmtraining für die Behandlung der hypokinetischen Dysarthrie von Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom - Grundprinzipien 1. Fokussierung der Stimme o Durchführen von Stimmfunktionsübungen und Erhöhung der Lautstärke beim Sprechen Zentrale Sprechstörungen I 2. Kalibrierung o Verbesseung der sensorischen (Selbst-)Wahrnehmung von Lautstärke und Krafteinsatz 3. Hoher Krafteinsatz o Steigerung der Lautstärke → Überwindung der Hypokinesie in gesamter Sprechmuskulatur 4. Intensives Training 5. Quantifizierung von Therapieeffekten o Übungsdaten werden in jeder Therapiesitzung gemessen & protokolliert) - Höhere Lautstärkefunktion der Stimme wird bei LSVT eine Trigger-Funktion zur Erhöhung der Bewegungsamplitude im gesamten Sprechmechanismus zugeschrieben - Veränderungen, die durch Erhöhung der Lautstärke erzielt werden können → spreading effects ▪ Vergrößerung Atemvolumen ▪ Verbesserter Glottisschluss ▪ Weitere Öffnung des Vokaltraktes ▪ Größere Artikulationsbewegungen ▪ Größere Ausdrucksfähigkeit Dysarthrie bei Erwachsenen mit Cerebralparese - 3 verschiedene Subtypen ▪ Spastische Cerebralparese (Steife Bewegungen) → häufigste Form ▪ Dyskinetische C. → unwillkürliche Bewegungen ▪ Ataktische C. → gestörte Koordination - Sprachtherapie bei CP ▪ Gesonderte Auswahl an Materialien, Methoden und Herangehensweise ▪ Anpassung etablierter Verfahren → LSVT ▪ Unterstützte Kommunikation → Talker o Nicht elektronisch: PCS (Picture Communication Symbols) - Therapieziele ▪ Sprechtempo anpassen, Stimmstabilität stärken, Artikulationsschärfe stärken (Dysarthrietherapie) ▪ Vorbereitung auf konkrete Vorhaben/Situationen - Studie: Dysarthria in Adults with Crebral Palsy: Clinical Presentation and Impacts on Communication ▪ Mehrheit der Erwachsenen mit CP haben mittlere bis schwere Dysarthrie ▪ Alle Dimensionen der Sprache betroffen besonders STQ, RES & ART ▪ Verständlichkeit bei meisten hoch, aber Natürlichkeit deutlich reduziert ▪ Reduzierte Natürlichkeit beeinträchtigt soziale Interaktion & Kommunikation Zentrale Sprechstörungen I Übungen: Normalisieren des Atemrhythmus und Vertiefung der Atembewegungen - Bei Hochatmung o Hemmen der thorakalen Aktivität → Vertiefung der abdominalen Respiration - Korrektur der Haltung - Ausatemverlängerung - Steigerung der respiratorischen Kräfte Übungen für Steigerung der Artikulation - Stimulationstechniken (passives Bewegen, Spatel) - Nonverbale Bewegungsübungen - Phonetische Anbahnung sollten bevorzugt werden Übungen für Resonanz – Stimmklang und Verständlichkeit - Nasale Resonanz → Trennung von Mund- und Nasenraum ist wesentlich für viele Konsonanten - Nonverbale Übungen oder Stimulation - Biofeedback (feedbackgestützte Trainingsmethode für Behandlung velopharyngealer Störungen besonders attraktiv) o Phonendoskop (Hörschlauch), CPAP (continuous positive airway pressure) - Verbale Übungen (Nasale – offene Vokale – geschlossene Vokale – stimmlose dann stimmhafte Obstruenten – orale Konsonantencluster) - Gaumensegelprothesen Übungen für Stimmqualität und Stimmlage - Stimmqualität: Wangen, Kiefer und Zunge entspannt, Hand auf Bauch → Mmh summen → locker lassen → dann Vokal dazu „Maaa – Moo – Muu“ - Stimmlage: mit Stimme vier Töne hoch und wieder runter → auf andere Silben hoch und runter gleiten Übungen Sprechtempo / Artikulationstempo - Bei silbischen Sprechen → Sprechtempo reduzieren mit Zweisilber oder Komposita Übungen Redefluss - Tex/Wörter ganz langsam lesen & Vokale und klingende Konsonanten in die Länge ziehen Zentrale Sprechstörungen I Kindliche Dysarthrien - 50.000 Kinder und Jugendliche in D - Häufigste Ursache: CP und Down-Syndrom - Besondere Herausforderungen durch anatomische Unreife, Interaktion mit anderen Entwicklungsbereichen → Vollständige Wiederherstellung der Sprechfunktion selten. - Forschung: o in Deutschland v.a. die EKN aktiv. o aktuell umfassendere Betrachtung auditiver und akustischer Charakteristika. - Aktuelle Studie o Betrachtet kindliche Dysarthrien erstmals im Gesamtzusammenhang der kindlichen (sprechmotorischen) Entwicklung o Hauptziel: Symptome KD von physiologischen Sprechmerkmalen abzugrenzen o Erweiterung der DFG-Studie: Analyse des Verlaufs und des kommunikativen Aspekts - Kindgerechte Diagnostik: Park Play Scene - Merkmale die bei Erwachsene als Symptom klassifiziert werden, können bei Kindern physiologisch sein Kindliche Dysarthriediagnostik – BoDyS – KiD - Computerspiel zur Erfassung Dysarthrie bei Kindern - Zielgruppe: Kinder 3–9 Jahre. - Inhalt: Nachsprechen und Spontansprache basierend auf Bildern aus „Michel aus Lönneberga“. - Ablauf: Erzähler beschreibt eine Szene → Kind spricht einen handlungstragenden Satz nach→ nächstes Bild erscheint - Ziel: Spielerisches Sprechen in einem Vorlese-ähnlichen Setting - Konstruktion der Nachsprechsätze: o 12 Sätze 3 Blöcke à 4 Sätze o Satzlänge, Intonation, Wortlänge, Silbenkomplexität, Artikulationsmodi &-zonen. o Zwei Versionen: für Kinder ≥5 Jahre (12 Sätze) und