Vorlesung Selbstkonzept PDF
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Charlotte Fresenius Hochschule
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Dieses Dokument ist eine Vorlesung zum Thema Selbstkonzept und behandelt theoretische Ansätze, die Entwicklung des Selbstkonzepts von der frühen Kindheit bis zur Jugend sowie das Identitätskonzept und Entwicklungspsychologische Aspekte des Selbstwerts.
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ENTWICKLUNG DES SELBST 1 AGENDA THEORETISCHE ANSÄTZE ZUR 1 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS VON 2 DER FRÜHEN KINDHEIT BIS ZUR JUGEND 3 IDENTITÄTSKONZEPT ENTWICKLUNGSPSY...
ENTWICKLUNG DES SELBST 1 AGENDA THEORETISCHE ANSÄTZE ZUR 1 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS VON 2 DER FRÜHEN KINDHEIT BIS ZUR JUGEND 3 IDENTITÄTSKONZEPT ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE 4 ASPEKTE DES SELBSTWERTES 2 DAS SELBST BEGRIFFLICHKEITEN Selbstkonzept – kognitive Komponente des Selbst aus der Selbstwahrnehmung und dem Wissen um das, was die eigene Person ausmacht. Neben persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die man besitzt, gehören zu diesem Wissen auch Neigungen, Interessen und typische Verhaltensweisen. Zusätzlich physisches Selbst (z.B. Körpergröße) Selbstbewusstsein - Sich seiner selbst bewusst zu sein, ein Bild mit der eigenen Person in Zusammenhang bringen zu können Selbstwert - resultiert als affektive Komponente des Selbst aus den Bewertungen der eigenen Person oder von Aspekten, die die eigene Person ausmachen. Somit können sich die Bewertungen auf Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten oder aber auch auf das eigene emotionale Erleben beziehen. 3 THEORIEN DER SELBSTKONZEPTFORSCHUNG 4 THEORIEN DER SELBSTKONZEPTFORSCHUNG SELBSTKONZEPT NACH WILLIAM JAMES (1890) Unterscheidet zwischen Subjekt („I“), wie eine Person sich selbst sieht und Objekt („Me“), wie es andere beurteilen: Individuelle Komponente Soziale Komponente Drei Informationsquellen: Verhalten, Gespräche und eigene Einschätzung 5 THEORIEN DER SELBSTKONZEPTFORSCHUNG SELBSTKONZEPT NACH WILLIAM JAMES (1890) Private Self (I) → Privates Selbst („Ich“): Jene inneren oder subjektiven Aspekte des Selbst, die nur dem Individuum bekannt sind und einer öffentlichen Überprüfung nicht zugänglich sind. Public Self (Me) → Öffentliches Selbst („Mich“): Jene Aspekte des Selbst, die andere sehen oder aus dem Verhalten /der Erscheinung einer Person ableiten können. 6 THEORIEN DER SELBSTKONZEPTFORSCHUNG LOOKING-GLASS SELF (COOLEY, 1902) Das Selbstkonzept ist das Abbild, das durch den sozialen Spiegel geworfen wird. Determiniert dadurch, wie andere Menschen auf einen reagieren. Der Mensch erkennt sich nur Die Person weiß/nimmt an, dass sie beobachtet wird: im Menschen, nur das Leben Wie wird sie von anderen Menschen gesehen/erlebt? lehret jedem, was er sei. Wie wird sie von diesen anderen Menschen daraufhin bewertet? (Goethe, Torquato Tasso) Was für Gefühle erlebt sie aufgrund dieser Bewertung? 7 THEORIEN DER SELBSTKONZEPTFORSCHUNG SOZIALER INTERAKTIONISMUS (MEAD, 1934) Sozialer Interaktionismus: Das Selbst als soziales Phänomen (entsteht und verändert sich durch den Austausch und die Kommunikation mit anderen Menschen) Internalisierung des wahrgenommenen Bildes der eigenen Person durch Sozialpartner über die Zeit Eigene Person wird das Objekt der Wahrnehmung und Reflexion (führt zu Selbstbewusstheit) 8 HIERARCHISCHE MODELLE DES SELBSTKONZEPTS: DER ANSATZ VON SHAVELSON UND MARSH Das hierarchische Modell geht davon aus, dass das Selbstkonzept ein strukturiertes, mehrdimensionales, hierarchisches Gefüge ist, das vor allem auf den hohen Hierarchieebenen eine gewisse Stabilität hat und sich mit zunehmendem Alter ausdifferenziert. Es unterscheidet u. a. ein schulisches und ein nichtschulisches Selbstkonzept. Empirische Bestätigung hinsichtlich der Modellannahmen der Mehrdimensionalität, des hierarchischen Aufbaus und der altersabhängigen Ausdifferenzierung → Modifikation des schulischen Selbstkonzepts in zwei distinkte Facetten: sprachliches und mathematisches Selbstkonzept 9 HIERARCHISCHE MODELLE DES SELBSTKONZEPTS: DER ANSATZ VON SHAVELSON UND MARSH GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE Jungen und Mädchen unterscheiden sich in ihrem globalen Selbstkonzept nicht. Geschlechtsunterschiede bestehen bezüglich des mathematischen Selbstkonzeptes (Jungen mit positiveren Werten als Mädchen) und des sprachlichen Selbstkonzepts (Mädchen mit positiveren Werten als Jungen). Unterschiede lassen sich nur zum Teil durch Unterschiede in den objektiven Leistungsmaßen erklären. Mögliche andere Erklärungen: Geschlechtsrollenstereotype orientierte Erwartungen und damit verbundene Attributionsprozesse → positives Resultat in Mathe bei Mädchen eher attribuiert als Ergebnis von Anstrengung und nicht von Begabung 10 INFORMATIONSTHEORETISCHER ANSATZ DES SELBSTKONZEPTS (FILIPP, 1984) Informationstheoretische Modelle sehen den Menschen als aktiven Konstrukteur des eigenen Wissens, das aus unterschiedlichen Quellen bezogen wird Filipp nach 5 Quellen selbstbezogenen Wissens an: 1. Direkte Prädikatenzuweisungen durch andere Personen (z.B. „Du bist eine Bereicherung für unser Team.“) 2. Indirekte Prädikatenzuweisungen durch andere Personen (z.B. Kolleg*innen auf der Arbeit bitten häufig um Hilfe) 3. Komparative Prädikatenselbstzuweisungen (z.B. Vergleich mit Kommiliton*innen) 4. Reflexive Prädikatenselbstzuweisungen (Selbstbeobachtung) 5. Ideationale Prädikatenselbstzuweisungen (Nachdenken über sich als Person, vergangene und antizipierte Selbsterfahrungen) 11 INFORMATIONSTHEORETISCHER ANSATZ DES SELBSTKONZEPTS (FILIPP, 1984) Die Verarbeitung selbstbezogener Informationen vollzieht sich in 4 Phasen: 12 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS VON DER FRÜHEN KINDHEIT BIS ZUR JUGEND 13 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT Selbstkonzept beginnt mit der Wahrnehmung des eigenen physischen Selbst Mit 2-4 Monaten nehmen Säuglinge die eigene Fähigkeit wahr, Objekte zu kontrollieren Mit 3-5 Monaten dann die Fähigkeit, eigene Körperbewegungen zu kontrollieren Trennungsangst mit 8 Monaten (Kind erkennt sich und Bezugsperson als getrennte Wesen!) Mit 14 Monaten zeigen Kinder bereits eine sichere Differenzierung zwischen sich selbst und anderen Geteilte Aufmerksamkeit (joint attention) mit anderen bezogen auf externe Objekte mit ca. 1 Jahr 14 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT 18-20 Monate: Sich selbst im Spiegel erkennen → visuelles Selbsterkennen ist ein Meilenstein der Selbstentwicklung Rouge-Test (notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium) überprüft Verhalten gegenüber dem eigenen Spiegelbild 1. Phase: Kind wird vor den Spiegel geführt (ohne Rougefleck) 2. Phase: Kind ist markiert: es wird dem Kind ein Rougefleck ins Gesicht gemalt, man beobachtet wie Kind auf sein Spiegelbild reagiert 15 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT Kriterien für Selbsterkennen Flecklokalisation (Toleranzbereich 2cm) Fleck zeigen (Toleranzbereich 5cm) Eigenen Namen nennen Erkenner, wenn mind. 1 Kriterium eintrat Nicht-Erkennen Vermeidung, Playmate-Verhalten, Experimentiere 16 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT ENTWICKLUNG DES SPIEGEL-ERKENNENS Alter Verhalten Im 1. Lebensjahr Anblick des eigenen Spiegelbilds führt zu Aktivitätssteigerung 12-14 Monate Playmate-Verhalten (Fleck wird nicht beachtet) 15-18 Monate Vermeidungsverhalten gegenüber eigenem Spiegelbild 15-22 Monate Selbsterkennen; Experimentieren mit der eigenen Außenseite 18-24 Monate Bestehen des Flecktests; Spiegelbild mit Namen benennen 17 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT KULTURELLE UNTERSCHIEDE Kinder aus Kamerun erkennen sich später im Spiegel als westliche Kulturen: dieser Unterschied ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Kameruner Kinder im Haushalt seltener einen Spiegel verfügbar haben, allerdings nicht vollständig. 2. Grund: Kameruner Kinder entwickeln ein Interdependetes Selbstkonzept In einigen Kulturen, insbesondere in kollektivistischen Gesellschaften, wird das Selbst eher in Bezug auf soziale Beziehungen und weniger als unabhängiges Individuum verstanden. Dies könnte beeinflussen, wie Kinder und Erwachsene auf den Spiegeltest reagieren. → evtl geringere Bedeutung der visuellen Selbsterkennung und eine stärkere Fokussierung auf soziale und kontextuelle Formen des Selbstbewusstseins 18 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS ANFÄNGE DES SELBST IN DER FRÜHEN KINDHEIT Zusammenhang zwischen sich selbst im Spiegel zu erkennen und Empathie (Bischof-Köhler, 1988) Erste Verwendung von Personalpronomina (ca. 2 Jahre) und Verwendung des eigenen Namens im Gespräch Reaktionen auf Zielerreichung (ca. 2 Jahre) Selbstbezogene Emotionen (ca. 2 Jahre) Physische Merkmale und Fähigkeiten (3-4 Jahre) Privates Selbst (Privatheit von Gedanken, Träumen etc.) → Theory of Mind, ca. 4 Jahre Erst mit etwa 4 Jahren kann man von der Existenz eines autobiografischen Gedächtnisses ausgehen (erst dann erleben sich Kinder als eine zeitlich invariante Entität) 19 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS DAS SELBST IM VORSCHULALTER Ab dem Vorschulalter können Kinder sich selbst aus einer fremden Perspektive betrachten und bewerten Weitere Dimension des Selbst: Fremd-Soll-Selbst (die subjektiven Erwartungen anderer an die eigene Person) und seine Diskrepanz zum Real-Selbst (die subjektive Einschätzung der eigenen Person) Selbstkonzept besteht in dieser Zeit noch aus relativ unzusammenhängenden, inkohärenten Selbstaspekten, die sich auf physische Eigenschaften, Aktivitäten, soziale und psychische Eigenschaften beziehen „Alles-oder-Nichts“-Denken Vorschulkinder bewerten sich in einem unrealistischen Maße positiv (überschätzen Eigenschaften und beschreiben eher Ideal-Selbst, wie sie gerne wären und nehmen dies als Wirklichkeit wahr) 20 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS GRUNDSCHULALTER Grundschulalter: Sozialer Vergleich mit anderen Leistungsbezogene Bereiche treten in den Vordergrund Offene Formen des Vergleichs werden durch subtile Formen abgelöst Negative Bewertung durch andere kann zu Selbstabwertung führen Fischteicheffekt „big fish little pond effect“ Neben den Gleichaltrigen gewinnen auch die Lehrer als Quelle selbstbezogenen Wissens an Gewicht Integration von Einzelmerkmalen in kohärentes psychologisches Konstrukt (späte Kindheit) Ältere Kinder können konfligierende Selbst- Repräsentationen integrieren und sich mit anderen aufgrund objektiver Vergleichsmaßstäbe messen 21 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS JUGENDALTER Erhöhte Selbstaufmerksamkeit und Selbstreflexion Informationen aus der eigenen Biografie werden bei der Interpretation aktueller Selbstbeobachtungen einbezogen Ausbildung eines Persönlichkeitskonzepts Jugendliche führen Verhaltensunterschiede zunehmend auf unterschiedliche soziale Rollen zurück, die sie je nach Situation und Bezugsrahmen übernehmen Körperselbstkonzept rückt durch die pubertätsbedingten, körperlichen Veränderungen in den Mittelpunkt Körperselbstkonzept: sportliche Kompetenz, physische Attraktivität, körperliche Fitness und physische Kraft adoleszente Jungen erzielen in allen Bereichen positivere Werte in Selbstberichten als Mädchen (Hagger et al. 2005) 22 ENTWICKLUNG DES SELBSTKONZEPTS JUGENDALTER Entscheidender Faktor bei Entwicklung des Selbst im Jugendalter: Ablösung vom Elternhaus Wählen Erfahrungsräume selbst aus und bestimmen somit über sich selbst Aufrechterhaltung einer Verbundenheit mit Eltern einer der wichtigsten Prädiktoren für die zukünftige psychische Gesundheit (Steinberg und Silk 2002) Durch Internet: Online-Identität und virtuelle Lebenswelt 23 ENTWICKLUNG DER IDENTITÄT 24 ENTWICKLUNG DES SELBST UND IDENTITÄT JUGENDALTER Revision und Reorganisation des Selbst Zunehmende Wichtigkeit von Körperbild Autonomie Ideologien (persönliche/moralische Wertvorstellungen) Selbstwertgefühl Vorstellung einer Vielzahl möglicher Identitäten immer enger werdende Auswahl treffen persönliche, berufliche, sexuelle & ideologische Rollen festlegen Erarbeitung der Identität: Integration verschiedener Aspekte des Selbst zu einem stimmigen Ganzen, das über Zeit/Ereignisse hinweg Stabilität besitzt 25 ENTWICKLUNG DES SELBST IDENTITÄT Wer bin ich? Erikson (1959): Wahrgenommene Kontinuität über Zeit und Situationen (“Selbst-Gleichheit”) Allport (1955): Identität entsteht durch die Konstanz des “Selbst als wahrnehmendes Subjekt” (Ich) auch wenn das “Selbst als wahrgenommenes Objekt” (Me) sich verändert Siegler et al (2021): Identität – Eine Beschreibung oder Kategorisierung des Selbst, die oft von außen auferlegt werden, z. B. durch die Zugehörigkeit zu oder Teilnahme an einer Familie, Religion, ethnischen Gruppe oder Schule Unterschied zwischen Selbstkonzept und Identität (Beispiel): Ein neugeborenes Baby hat kein bewusstes Selbstkonzept, aber es hat eine Identität, weil das Baby einen Namen hat und Teil einer Familie ist, die wiederum Teil einer größeren Gemeinschaft ist (Baumeister 2005). 26 IDENTITÄTSENTWICKLUNG PSYCHOSOZIALE ENTWICKLUNG NACH ERIKSEN Stufe 5 (12-18 Jahren): Identität vs Identitätsdiffusion „Ich bin, was ich bin.“ In dieser Phase entwickeln Jugendliche oder junge Erwachsene entweder eine kohärente Identität oder es gelingt ihnen nicht, unterschiedliche Rollen in einem einheitlichen und stabilen Identitätsgefühl zu integrieren. 27 IDENTITÄTSENTWICKLUNG 28 IDENTITÄTSENTWICKLUNG IDENTITÄT IM JUGENDALTER James E. Marcia Klinischer und Entwicklungspsychologe Marcia unterscheidet 4 Identitätsstadien, die sich aus der Kombination der Dimensionen Innere Verpflichtung und Psychosoziale Krise ergeben. 29 INDENITÄTSENTWICKLUNG IDENTITÄT IM JUGENDALTER IDENTITÄTSSTADIEN NACH MARCIA Identitätsdiffusion (Diffusion): Unvollständige und inkohärente Vorstellung vom Selbst, bei der zum Teil widersprüchliche Werte und Rollen als Teil der eigenen Persönlichkeit erlebt werden aber nicht zu einer einheitlichen Identität integriert werden können. Übernommene Identität (Foreclosure): Vorzeitiges Festlegen auf Werte, Rollen, die von anderen Personen übernommen werden, ohne andere Optionen zu testen. Negative Identität: Widerspruch zu den Werten des sozialen Umfeldes. 30 INDENITÄTSENTWICKLUNG IDENTITÄT IM JUGENDALTER IDENTITÄTSSTADIEN NACH MARCIA Moratorium (Moratorium): Auszeit, während der Jugendliche noch keine festen Werte entwickelt haben und noch keine Erwachsenenrolle übernehmen, sondern Aktivitäten nachgehen können, die Selbsterfahrung ermöglichen. Erarbeitete Identität (Achievement): Integration verschiedener Aspekte des Selbst in ein kohärentes Ganzes, das über die Zeit hinweg stabil ist. 31 IDENTITÄTSENTWICKLUNG ETHNISCHE IDENTITÄT Ethnische Identität – Die Vorstellung einer Person, zu einer ethnischen Gruppe zu gehören, einschließlich des Ausmaßes, in dem sie Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühle und Verhaltensweisen mit der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe verbindet. Akkulturation – Der Prozess der Anpassung an eine neue Kultur unter Beibehaltung einiger Elemente der Herkunftskultur. 32 IDENTITÄTSENTWICKLUNG ETHNISCHE IDENTITÄT KINDHEIT Vorschulkinder begreifen noch nicht, dass sie Mitglied einer ethnischen Gruppe sind (dauerhaftes Merkmal), kennen aber ihre Nationalität Schuljahre: Entwickeln Gefühle und Vorlieben für ihre Gruppe 7-10 Jahren: Identifikation anhand ihrer ethnischen Gruppe 10-11 Jahre: Verständnis der Herkunft als konstantes, unveränderliches Merkmal ihrer selbst → Wichtige Rolle der Familie und der sozialen Umwelt bei Entwicklung, vor allem, wenn Gruppe Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt ist 33 IDENTITÄTSENTWICKLUNG ETHNISCHE IDENTITÄT JUGEND/ADOLESZENZ Frage der ethnischen Identität steht viel mehr im Mittelpunkt, da Jugendliche versuchen ihrer gesamten Identität eine Gestalt zu geben (eigene Minderheit vs. breite Masse) Stärkeres Bewusstwerden der Diskriminierungen → Mögliche Entstehung ambivalenter Gefühle, Konflikte zwischen Werten der eigenen und der dominanten Kultur (Respekt vs. Autonomie) Besonderer Druck durch Altersgenossen aufgrund deren negativer Sicht auf eventuelle Übernahme dominanter Ansichten → Möglicher Zwang der Entscheidung zwischen alten Freunden und neuer Kultur aber: Oft werden Werte und Traditionen der Minderheit beibehalten, da die Aufgabe der Kultur ein großes Risiko der Einsamkeit und Depression mit sich bringen würde 34 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE ASPEKTE DES SELBSTWERTES 35 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE ASPEKTE DES SELBSTWERTES Querschnittsstudie Robins et al. (2002) zeigt typischen Entwicklungsverlauf des Selbstwerts über das Kindes- und Jugendalter: Kontinuierliches Absinken des Selbstwertes von der mittleren Kindheit bis zur Jugend Jüngere Kinder haben häufig noch unrealistisches positives Bild von sich Bei Eintritt in die Schule orientieren sich die Kinder vermehrt an Fremdurteilen und sozialen Vergleichen, wobei negative Einschätzungen einen zunehmenden Einfluss auf die Selbsteinschätzung gewinnen Absinkender Verlauf setzt sich in Jugend fort und hat Tiefpunkt in später Jugend 36 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE ASPEKTE DES SELBSTWERTES Jungen und Mädchen unterscheiden sich in der mittleren Kindheit nicht in ihrem Selbstwert Dann Diskrepanz der Geschlechter → negativere Entwicklung bei Mädchen, die bis ins Jugendalter zunimmt und bis ins Erwachsenenalter stabil bleibt! Ursachen: geschlechtstypische Sozialisationsbedingungen als auch biologische Faktoren werden vermutet 37 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE ASPEKTE DES SELBSTWERTES Studie von Zimmermann et al. (1997): 4 typische Entwicklungsverläufe des Selbstwertes über die Jugend (zwischen der 6. und 10. Klasse) signifikant mehr Jungen in der Gruppe der Jugendlichen, die einen kontinuierlich steigenden Selbstwert berichteten Signifikant mehr Mädchen in der Gruppe Jugendlicher, deren Selbstwert kontinuierlich absank Rund die Hälfte der Jugendlichen (48 %) zeigte über die gesamte Zeit einen stabil hohen Selbstwert Weniger anfällig für negative Gruppeneinflüssen Weniger Alkoholkonsum und –missbrauch Weniger Devianz ursprünglich hoher und über die mittlere Jugend kontinuierlich absinkender Selbstwert scheint gravierende Folgen für die weitere psychosoziale Entwicklung zu haben Die späte Kindheit oder die frühe Jugend scheinen daher ein günstiger Zeitpunkt für Maßnahmen zur Verbesserung des Selbstwerts zu sein, um die Stabilisierung eines negativen Selbstwerts in der Jugend zu verhindern 38 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE ASPEKTE DES SELBSTWERTES 39 BILDQUELLEN https://www.element-i.de/wp-content/uploads/2021/01/element-i-magazin-selbstkonzept.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/William_James_b1842c.jpg https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/GemeinsameErinnerungen_iStock22328054_JohnBloor.jpg https://blog.kletterling.de/wp-content/uploads/2023/12/Kletterling04-22-1459-1-780x520.jpg https://i.ytimg.com/vi/bxsCItVm940/maxresdefault.jpg https://www.profiling-institut.de/wp-content/uploads/2019/06/Entwicklung-von-Grundschulkindern.jpg https://jugendhilfeportal.de/fileadmin/_processed_/9/f/csm_Fotolia_52126992_Subscription_XXL_01_eb85 f2b22f.jpg https://learning-corner.learning.europa.eu/sites/default/files/styles/ewcms_metatag_image/public/2021- 12/who_do_you_think_you_are_-_identity.jpg?itok=Wl8bMKdD https://editionf.com/wp-content/uploads/2019/08/Energiesparen-ein-Geschlechtsunterschied-09-07-2019- 13-45.jpeg https://www.zdf.de/assets/kamerun-kinder-100~3840x2160?cb=1550496694809 https://image.eltern.de/12332444/t/uv/v7/w1440/r1.5/-/kinder-kichern-istock-1006670542-jpeg--65113-.jpg 40