VL1 Methoden der Psychologie WS 2024/2025 PDF
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Friedrich-Schiller-Universität Jena
2025
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This document is a lecture outline for a psychology course titled "Methoden der Psychologie" (Methods of Psychology) at Friedrich-Schiller-Universität Jena. The course is part of the Winter Semester 2024/2025. The lecture covers topics like research methods in psychology.
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apl. Prof. Dr. Karina Weichold Leiterin Studiengang B.A. Psychologie Vizepräsidentin Studium und Lehre M.Sc. Judith Hercher Wissenschaftliche Mitarbeiterin Vorlesung (1) Methoden der Psychologie WS 2024/2025 Institut für Psychologie...
apl. Prof. Dr. Karina Weichold Leiterin Studiengang B.A. Psychologie Vizepräsidentin Studium und Lehre M.Sc. Judith Hercher Wissenschaftliche Mitarbeiterin Vorlesung (1) Methoden der Psychologie WS 2024/2025 Institut für Psychologie Arbeitsbereich Jugendforschung PERSONEN & INFORMATIONEN Abteilungsleitung apl. Prof. Dr. Karina Weichold Leiterin Abteilung Jugendforschung und Studiengang B.A. Psychologie, Vizepräsidentin Studium und Lehre Arbeitsbereich Jugendforschung Institut für Psychologie Am Steiger 3, Haus 1 07743 Jena [email protected] Sprechstunde nach Vereinbarung 3 Lehre im Wintersemester M.Sc. Judith Hercher Dozentin B.A. Psychologie Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ansprechpartnerin Arbeitsbereich Jugendforschung für die Vorlesungen im Institut für Psychologie Wintersemester Am Steiger 3, Haus 1 Einführung in die Psychologie | Methoden 07743 Jena der Psychologie [email protected] Sprechstunde nach Vereinbarung 4 Organisatorisches Sekretariat Stefanie Gläser Ansprechpartnerin für alle organisatorischen Institut für Psychologie Fragen und die Abgabe Am Steiger 3, Haus 1, Raum 226 der Testatkarte Telefon: 03641-945-201 [email protected] 5 Studienberatung Clemens Schmalzried Calvin Brembeck [email protected] Erste Anlaufstelle für Beratung und Unterstützung sowie Fragen zum B.A. Psychologie (ggf. Vermittlung an weitere Ansprechpersonen) Bitte schauen Sie in den aktuellen Modulkatalog – oft klären sich dann bereits Fragen zum Studium! 6 Informationen zum Studium Website der Abteilung Reiter für Studiengang B.A. Psychologie unter https://www.profpsy.uni-jena.de/ Modulkatalog / Musterstudienplan Friedolin Moodle ( relevante Informationen, Materialien, Lehrvideos) 7 ALLGEMEINES ZUR VORLESUNG 8 Inhalt der Vorlesung Zusammenfassung In der Vorlesung werden die Methoden der Psychologie vermittelt. Dazu zählen die Entwicklung von Fragestellungen und Hypothesen, Versuchsplanung und Experimente, Methoden der Datenerhebung sowie Methoden der Datenauswertung (Deskriptive Statistik / Inferenzstatistik). Das Erlernte wird in studienbegleitenden Tutorien praktisch geübt. Ziel ist es, durch ein tiefes Verständnis der Methoden der Psychologie, die Theorien und Befunde der Psychologie verstehen und kritisch würdigen zu können, um sich spezifisches psychologisches Fachwissen selbständig anzueignen. Einbettung ins Studium Semester 1 / B.A. Psychologie an der FSU Jena: PsyN-P1 – 2 Vorlesungen als Pflichtveranstaltungen Einführung in die Psychologie (Vorlesung) Methoden der Psychologie (Vorlesung inklusive Tutorien) 4 SWS - 10 LP + 10 Versuchspersonenstunden (Testatkarte) über 2 Semester (für Modul PsyN-P2: Allgemeine Psychologie) Teilnahme an psychologischen Studien als Versuchsperson VPN-Verteiler des FSR-Psychologie für aktuelle Untersuchungen: https://www.fsrpsychologie.uni-jena.de/von-uns-fuer-euch/verteiler 10 Vermittlungsmodus - Vorlesung Vorlesung und Tutorium finden in Präsenz statt. Lehrvideos vergangener Semester zur Vorlesung „Methoden der Psychologie“ finden Sie auf Moodle. Sie können sich alle aufgezeichneten Vorlesungen zeitlich flexibel über das gesamte Semester ansehen und im Selbststudium Ihre Aufzeichnungen ergänzen. Zudem können Sie in den angegebenen Lehrbüchern die besprochenen Themen vertiefen. Wichtig! Beachtung der Rechtsbelehrung Zulassung zur Veranstaltung via Friedolin 11 Vermittlungsmodus - Prüfung Die Prüfung wird in Form einer Klausur abgelegt und findet im Single-Choice-Format (ohne Hilfsmittel) sowie in Präsenz statt. Modulprüfung gemeinsam mit den Inhalten der Vorlesung „Einführung in die Psychologie“ Termin: 05.02.2025 (letzte Vorlesungswoche) Wichtig! Anmeldung zur Prüfung via Friedolin im Rahmen 12 der Frist (14.10.-23.12.2025) INHALTLICHE EINFÜHRUNG 13 Lust auf einen Selbstversuch? 14 Themen der Vorlesung Prototypischer Ablauf (psychologischer) Forschung 1) Fragestellung & Hypothesen 2) Versuchsplanung 3) Datenerhebung 4) Statistische Analyse der Daten 5) Interpretation & Diskussion der Ergebnisse 15 Themen der Vorlesung I. Grundprinzipien, Fragestellung & Versuchsplanung Wozu man gute Forschung braucht: Psychologie als empirische Wissenschaft Hypothesen und deren Prüfung Von der Fragestellung zur empirischen Studie II. Methoden der Datenerhebung Qualitative Datenerhebungen Quantitative Datenerhebungen III. Methoden der Datenauswertung (Vorlesung + Tutorium) Deskriptive Statistik Verfahren zur Prüfung von Unterschiedshypothesen Verfahren zur Überprüfung von Zusammenhangshypothesen 16 Themen der Vorlesung Vorlesung Tutorium 17 Seminar (2./3. Semester) - Vorbemerkungen - ALLGEMEINE GRUNDPRINZIPIEN 18 Wozu benötigt man als Psychologe | Psychologin Methodenkenntnisse? 19 Wie erhalten Psycholog:innen Antworten auf ihre Fragen? Entwicklung einer Idee (Entdeckungszusammenhang) Überprüfung (Begründungszusammenhang) 20 Wie erhalten Psycholog:innen Antworten auf ihre Fragen? Entwicklung einer Idee (Entdeckungszusammenhang) Überprüfung (Begründungszusammenhang) 21 Entdeckungszusammenhang Erste Phase der Forschung, in der aus Beobachtungen, Überzeugungen, Informationen und Allgemeinwissen eine neue Idee oder neue Sichtweisen auf psychologische Phänomene resultiert Woher kommen die Fragen von Forschenden? ungelöste Fragen Kombination alter Ideen auf einzigartige Weise Ziel: Entdeckung einer neuen Wahrheit, die Wissenschaft 22 und Gesellschaft eine bessere Richtung gibt Entdeckungszusammenhang Theorie = versucht zu erklären, wie das Gehirn, der Verstand, das Verhalten funktionieren und zusammenhängen geordnete Menge von Begriffen und Aussagen, die ein Phänomen erklärt Grundlage: Annahme des Determinismus = alle Ereignisse sind das Ergebnis spezifischer Kausalfaktoren (in Person und Umwelt sowie deren Interaktion) Verhalten und mentale Prozesse folgen regelmäßigen Mustern von Zusammenhängen, die von der Forschung offen gelegt werden sollten 23 Entdeckungszusammenhang Theorie soll bekannte Faktoren erklären UND neue Hypothesen und Ideen generieren Hypothese = vorläufige, überprüfbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen (oft: Wenn-Dann) Beispiel: Wenn Kinder Gewalt im TV sehen, neigen sie selbst zu Gewalt. Spezielle Einstellungen und Werte, die für eine Beteiligung am Forschungsprozess notwendig sind undogmatische, kritische und skeptische Haltung gegenüber jeglicher Schlussfolgerung Wahrheiten = provisorisch 24 Entdeckungszusammenhang Wissenschaftliche Praxis basiert auf der Akzeptanz von Belegen, die durch kontrollierte Beobachtung oder sorgfältige Messungen gewonnen wurden Öffentliche Überprüfbarkeit ist zu sichern Publikationen trennen objektive Ergebnisdarstellung von subjektiver Interpretation der Befunde 25 Wie erhalten Psycholog:innen Antworten auf ihre Fragen? Entwicklung einer Idee (Entdeckungszusammenhang) Überprüfung (Begründungszusammenhang) 26 Begründungszusammenhang Schutzmechanismus für die Objektivität Forschungsphase, in der die Befunde auf die Hypothesen einwirken Man verlässt sich hierbei auf die wissenschaftliche Methode Vorgehensweise, um Befunde in einer Weise zu sammeln und zu interpretieren, die Fehlerquellen minimiert und verlässliche Schlussfolgerungen ergibt Psychologie wird in dem Maße als Wissenschaft betrachtet, in dem sie Regeln der wissenschaftlichen Methode folgt Größte Herausforderung: Subjektivität 27 Was passierte in dieser Situation? 28 Begründungszusammenhang Herausforderungen an die Objektivität (I) Beobachterabhängige Urteilsverzerrung (observer bias) = Fehler, der durch persönliche Motive und Erwartungen des Betrachters entsteht Vorerfahrungen führen zu beobachterabhängigen Urteilsverzerrungen 29 …Vorerfahrung ist 30 bedeutsam! Gegenmaßnahmen? Begründungszusammenhang Gegenmaßnahmen (I) Standardisierung bei allen Stufen der Datengewinnung werden einheitliche und konsistente Verfahren genutzt alle Probanden sind genau den gleichen Bedingungen ausgesetzt immer gleiche Fragen stellen, Antworten nach vorgeschriebenen Regeln auswerten schriftliche Dokumentation Vergleichbarkeit 31 Begründungszusammenhang Gegenmaßnahmen (I) Operationalisierung = Standardisierung der Bedeutung von Konzepten Übertragung von Theorie in Begriffe mit immer gleicher Bedeutung schwierig Operationalisierte Definition standardisiert die Bedeutung innerhalb einer Untersuchung, indem ein Konzept durch die spezifischen Methoden zur Messung des Konzepts oder zur Bestimmung seines Auftretens definiert ist („ Intelligenz ist was ein IQ-Test misst“) alle Variablen einer Untersuchung müssen 32 operationalisiert sein Exkurs: Begriffsdefinitionen - Variable Variable = jeder Faktor, der sich in Art und Menge verändert unabhängige Variable – uV = Reiz- oder Stimulusbedingung, deren Werte man unabhängig von allen anderen Variablen variieren kann abhängige Variable – aV = Werte sind das Ergebnis von Veränderungen einer oder mehrerer uV, abhängig von der Stimulusbedingung Beispiel: uV = Menge an Gewalt im TV (manipulierbar) aV = Aggression des Kindes 33 Exkurs: Begriffsdefinitionen - Design Design = Untersuchungsplan (Strategie Datenerfassung) Welche Variablen werden wann, wie oft, wo und wie an welchen Objekten erfasst? Experimentelle Methoden = Untersuchung kausaler Schlüsse durch die gezielte Manipulation der uV, welche die aV beeinflussen soll 34 Weichold & Blumenthal, 2015 Beispiel: Wirkung Intervention Konsumeinstellung IPSY Programm 5-7 35 Jahre Prätest Posttest Follow Up 1 Follow Up 2 Follow Up 3 Follow Up 4 (MAlter= 10,5) (MAlter= 11,1) (MAlter= 12,1) (MAlter= 13,1) (MAlter= 14,1) (MAlter= 15,1) Exkurs: Begriffsdefinitionen - Design Design = Untersuchungsplan (Strategie Datenerfassung) Welche Variablen werden wann, wie oft, wo und wie an welchen Objekten erfasst? Experimentelle Methoden = Untersuchung kausaler Schlüsse durch die gezielte Manipulation der uV, welche die aV beeinflussen soll Korrelative Methoden = Untersuchung des Zusammen- hangs zweier Variablen 36 Beispiel: Korrelation Ziel = herausfinden, in welchem Maße zwei Variablen / Eigenschaften / Charakteristika zusammenhängen (z.B. Optimismus und Gesundheit) Korrelation zeigt keinen kausalen Zusammenhang an !!! 37 Exkurs: Begriffsdefinitionen - Design Design = Untersuchungsplan (Strategie Datenerfassung) Welche Variablen werden wann, wie oft, wo und wie an welchen Objekten erfasst? Experimentelle Methoden = Untersuchung kausaler Schlüsse durch die gezielte Manipulation der uV, welche die aV beeinflussen soll Korrelative Methoden = Untersuchung des Zusammen- hangs zweier Variablen Auswahl je nach Fragestellung und Hypothesen unter Beachtung von forschungspraktischen und ethischen Überlegungen 38 von der Art und Qualität des Designs hängt wesentlich die Aussagekraft Untersuchung der ab Begründungszusammenhang Herausforderungen an die Objektivität (II) Alternative Erklärungen (Konfundierungen) = weitere Einflussfaktoren, welche Wirkzusammenhang begründen können insbesondere relevant für experimentelle Methoden Ziel: Aufklärung postulierter kausaler Zusammenhänge Manipulation uV und Untersuchung des Einflusses auf aV Problem: mögliche Alternativerklärungen je mehr Alternativerklärungen, desto weniger sicher (valide) ist das Ergebnis 39 Was könnte begründen, dass Kinder nach Gewalt im TV selbst aggressiver sind? Alternativerklärungen 40 Begründungszusammenhang Herausforderungen an die Objektivität (II) Konfundierende Variablen Wahre Ursache ist konfundiert mit anderen Variablen (Lautstärke, schnellere Reizabfolge etc.) Unsicherheit, welcher Faktor tatsächlich ursächlich 2 mögliche Arten von konfundierenden Variablen: Erwartungseffekt Dem Probanden wird durch subtile Art mitgeteilt, welches Ergebnis erwartet wird Placeboeffekt Verbesserung des Gesundheitszustandes / Wohlbefindens aufgrund der Überzeugung des Probanden, dass eine Behandlung wirksam ist (nicht aufgrund der experimentellen Manipulation i.e.S.) 41 Begründungszusammenhang Gegenmaßnahmen (II) gutes Forschungsdesign: konfundierende Variablen vorhersehen und Strategien, um deren Wirkung auszuschließen Nutzung einer Kontrollbedingung (= alle Variablen und Bedingungen konstant halten bis auf diejenigen, die mit der Hypothese in Zusammenhang stehen) Doppel-Blind-Verfahren (= weder Proband noch Untersuchungsleiter wissen, wer welcher Bedingung zugeordnet ist) unspezifische Kontrollgruppe ( = Placebo- Kontrollgruppe, keine spezifische Behandlung oder Manipulation) 42 Begründungszusammenhang Psychologische Messungen sollen Unsichtbares sichtbar machen sollen zuverlässig sein (reliabel) Konsistenz und Verlässlichkeit, bei wiederholter Testung gleiches Ergebnis sollen gültig sein (valide) soll messen, was es vorgibt zu messen; Ergebnis kann generalisiert werden können durch Selbstbericht, Fremdbericht oder Beobachtung in Labor oder natürlichem Setting erhoben werden 46 Exkurs: Ethische Richtlinien Ethikkommissionen sichern, dass eine Berücksichtigung der Grundrechte von Mensch und Tier in Forschung und Wissenschaftlichen Studien erfolgt Freiwilligkeit Risiko-Nutzen-Abwägung Vorsätzliche Täuschung Abschlussgespräch 47 DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! 48