Neuropsychologische Störungen und Interventionen VL09 PDF
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Universität Kassel
2024
Dr. Sarah Glim
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This document from Uni Kassel is a lecture on neuropsychology, specifically focusing on visual agnosia. It details the processing of visual stimuli and associated problems.
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Neuropsychologische Störungen und Interventionen 09: Visuelle Agnosien Dr. Sarah Glim 18.12.2024 Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.20...
Neuropsychologische Störungen und Interventionen 09: Visuelle Agnosien Dr. Sarah Glim 18.12.2024 Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 2 Verarbeitung visueller Reize Anatomie des visuellen Systems: Karierte Region: primärer visueller Cortex; gestreifte Region: sekundärer visueller Cortex; „b“: Bewegung; „f“: Farbe; „H“: Hippocampusformation Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 3 Verarbeitung visueller Reize Der primäre visuelle Cortex: Jede Zellkolumne analysiert einen Ausschnitt des Gesichtsfeldes; angrenzende Ausschnitte werden in angrenzenden Kolumnen analysiert Topografische Repräsentation Zellen reagieren auf verschiedene visuelle Eigenschaften (z. B. Orientierung eines Hell- Dunkel-Kontrasts, Intensität und spektrale Zusam- mensetzung des Lichts) Die von den verschiedenen Zelltypen gesammelten Informationen werden auf parallelen Wegen weiterverarbeitet Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 4 Verarbeitung visueller Reize Parallele Weiterverarbeitung: Form: Erschließung durchgängiger Konturen aus lokalen Hinweisen und Fragmenten; beeinflusst vom Wissen über das Aussehen von Gegenständen Farbe: Analyse der lokalen und globalen spektralen Zusammensetzung des Lichts; daraus dann Rekonstruktion der Farben von einzelnen Gegenständen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 5 Verarbeitung visueller Reize Parallele Weiterverarbeitung: Bewegung: Zusammenfassung der vom primären visuellen Cortex gelieferten lokalen Bewegungsinformationen; Verwertung von Informationen über Formen und Positionen Position: Lokalisation von Gegenständen im Gesichtsfeld durch Verbindung zu vorgeschalteten kortikalen Regionen mit topografischer Repräsentation Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 6 Verarbeitung visueller Reize Parallele Weiterverarbeitung: Bindungsproblem: Wie werden Informationen aus den verschie- denen Bearbeitungsströmen koordiniert und integriert? Potentielle Lösung: Rückläufige Verbindungen zu vorge- schalteten Regionen; synchronisierte Aktivität des gesamten Netzwerks; Verbindungen zwischen den parallelen Wegen: Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 7 Verarbeitung visueller Reize Anforderungen an die visuelle Bearbeitung: Erkennen von Dingen: Analyse der konstanten Formen und ggf. Farben für Vergleich mit gespeichertem Wissen; unabhängig von momentaner Position und Bewegungsrichtung des Objekts Visuomotorische Koordination: Steuerung motorischer Aktionen basierend auf der momentanen Position, Bewegungs- richtung sowie Bewegungsgeschwindigkeit eines Objekts Wahrnehmung räumlicher Beziehungen: Analyse räumlicher Positionen und Bewegungen unter Einbezug der Beziehungen zwischen mehreren Objekten; unabhängig von Aktionen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 8 Visuelles Erkennen Erkennen von Formen: Objektkonstanz: Ein und dasselbe Objekt kann aus verschie- denen Blickwinkeln, Entfernungen und bei unterschiedlicher Beleuchtung erkannt werden; u. U. ermöglicht durch charakteristische, konstant bleibende Merkmale, die das Objekt verlässlich von anderen Objekten unterscheiden Integration der Formen: Sobald eine Form(kombination) als charakteristisches Merkmal erkannt wird, fügen sich die anderen Formen ins Gesamtbild; beeinflusst von gespeichertem Wissen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 9 Visuelles Erkennen Erkennen von Formen: Perzeptive Phase des Erkennens (Formen werden integriert und charakteristische Merkmale extrahiert) gefolgt von asso- ziativer Phase des Erkennens (Herstellung einer Verbindung zum restlichen Wissen über das Objekt und zur Sprache) Implizites Wissen über das Aussehen von Dingen (beim Erkennen schnell und automatisch aktiviert) und explizites Wissen über das Aussehen von Dingen (bewusst abrufbar für bildliches Vorstellen, Zeichnen und Malen) Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 10 Visuelles Erkennen Erkennen von Formen: Gesichter: Es müssen Unterschiede zwischen zahlreichen Varianten eines einheitlichen Grundmusters erkannt werden; charakteristische Merkmale finden Anschluss an das Wissen über einzelne Personen; rechtsseitig lokalisiert; hohe Expertise Schrift: Es müssen zahlreiche Varianten als Ausprägungen eines beschränkten Satzes von Schriftzeichen kategorisiert werden; charakteristische Merkmale werden in sprachliche Bedeutungen der Grapheme übersetzt; linksseitig lokalisiert; hohe Expertise Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 11 Visuelles Erkennen Erkennen von Farben: Die enorme Vielzahl von unterscheidbaren Farbnuancen wird auf einen beschränkten Satz von Farbkategorien reduziert; Wissen über Farben unterscheidet sich zwischen Individuen und Kulturen und ist vergleichsweise arm (nur Namen und einige Beziehungen) Farbnamen haben übertragene Bedeutungen, die nur indirekt mit den visuell wahrgenommenen Farben zusammenhängen (z. B. „gelb vor Neid sein“, „rot sehen“, „grün hinter den Ohren sein“) Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 12 Visuelles Erkennen Erkennen von Bewegungen: Pantomime des Objektgebrauchs beruht auf dem Erkennen von Bewegungen des entsprechenden Gebrauchs eines Objekts Charakteristische Bewegungen einer Person geben Auskunft über ihre Identität, ihr Geschlecht, über emotionale Zustände und Empfindungen (z. B. langsamere Bewegungen bei Traurigkeit) Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 13 Visuomotorische Koordination Entscheidend ist nicht die Position des Sehreizes auf der Retina, sondern seine Lokalisation in Bezug auf das bewegte Körperteil Position muss mit Hilfe von Informationen über die relative Stellung der Augen zum Kopf und Rumpf aus retinalen in körperzentrierte Koordinaten übertragen werden Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 14 Störungen des visuellen Erkennens Hemianopsie und Blindsehen: Läsionen des primären visuellen Cortex können Blindheit im entsprechenden Abschnitt des Gesichtsfeldes verursachen Manche Patient:innen können im blinden Gesichtsfeld visuelle Leistungen erbringen, verneinen aber, etwas gesehen zu haben Durch Training können die entsprechenden visuellen Fähigkeiten verbessert werden; ihr Nutzen für den Alltag ist jedoch fraglich Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 15 Störungen des visuellen Erkennens 1 P. S. war nach einer zerebralen Anoxie zunächst ganz blind, dann kehrte das Farbsehen zurück, während die Wahrnehmung von Formen fragmentarisch und unverlässlich blieb. Das Beispiel zeigt seine Versuche, Buchstaben, die er nicht erkannte, nachzuziehen. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 16 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Formagnosie X Gestörtes Erfassen von kontinuierlichen Linien und Formen: Länge oder Verlaufsrichtungen von Linien können nicht verglichen werden, Linien können nicht über Krümmungen und Unterbrechungen hinweg verfolgt werden, etc. Die visuomotorische Koordination kann weit besser erhalten sein und Formen verwerten Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 17 Störungen des visuellen Erkennens 2 Versuche von Patient:innen mit apperzeptiver Agnosie, Bilder zu erkennen. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 18 Störungen des visuellen Erkennens 3 Zwei Patient:innen versuchen, dieselben Vorlagen abzuzeichnen und zu erkennen. H. L. hat eine ausgedehnte rechts- temporo-okzipitale und eine kleine links-okzipitale Läsion mit apperzeptiver Agnosie und Prosopagnosie. F. H. hat beidseitige parietale Läsionen und ein Balint-Syndrom. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 19 Störungen des visuellen Erkennens 4 Ein Patient mit apperzeptiver Agnosie fertigt nach einem Foto eine durchaus kenntliche Zeichnung eines Rasierapparats an, erkennt aber selbst nicht, was er abgezeichnet hat. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 20 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Apperzeptive Agnosie Ausfall des automatisierten Wechselspiels von Formanalyse und Aktivierung des impliziten Wissens über charakteristische Merkmale X Das Gesehene ist, insb. bei Bildern, eine zusammenhanglose Ansammlung von Formen Kopien von Zeichnungen sind z. T. möglich, werden jedoch „Stück für Stück“ erstellt Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 21 Störungen des visuellen Erkennens 5 C. H. hat als Folge einer Herpes-simplex-Enzephalitis eine weitreichende retrograde Gedächtnisstörung. Sie fertigt Kopien von Zeichnungen an, die sie nicht erkennt. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 22 Störungen des visuellen Erkennens 6 W. H. hat einen linksseitigen Infarkt der A. cerebri posterior erlitten. Die Läsion zerstörte den primären visuellen Cortex, sekundär-visuelle Rindenfelder im temporo-okzipitalen Übergang blieben aber weitgehend ausgespart. Hingegen war das Splenium des Corpus callosum mit erfasst. Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 23 Störungen des visuellen Erkennens 6 - Fortsetzung - Wodurch zeichnen sich visuelle Agnosien aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 24 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Assoziative Agnosie Fehlende Assoziationen zu Wissen und Sprache bei intakter visueller Verarbeitung Retrograde Gedächtnisstörung als Ursache: Wenn Wissen über die Welt verloren wurde, kann es auch durch visuelle Wahrnehmung nicht mehr aktiviert werden; Erkennungs- störung ist nicht auf das Sehen beschränkt X Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 25 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Assoziative Agnosie Diskonnektion als Ursache: Die Verbindung vom Endprodukt der perzeptiven Analyse zum (intakten) semantischen Gedächtnis und der Sprache ist unterbrochen; Unterbrechung muss nicht komplett sein (z. B. Kategorie- zuordnungen möglich); Störung visuelles Erkennen beschränkt ist auf X Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 26 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Prosopagnosie Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen: Gesichter werden nicht als Ganzes wahrgenommen, feine Unterschiede zwischen den Gesichtern werden nicht gesehen, menschliche Gesichter können nicht von anderen Arten unterschieden werden, etc. Störung tritt evtl. immer auf, wenn einzelne Exem- plare einer Kategorie unterschieden werden müssen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 27 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Formwahrnehmung: Zooprosopagnosie: Unfähigkeit, Tiergesichter zu erkennen (Berichte z. B. über einen Schweizer Bauern, der die Gesichter seiner Rinder nach einem Schlaganfall nicht mehr unterscheiden konnte) Alexie: Patient:innen mit Formagnosie oder schwerer apperzeptiver Agnosie haben meist auch Schwierigkeiten beim Erkennen von Buchstaben Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 28 Störungen des visuellen Erkennens Störungen der Farbwahrnehmung: Zerebrale Farbenblindheit (Achromatopsie): Störung der perzeptiven Phase; Patient:innen sehen keine Farben, können aber u. U. farbliche Un- terschiede verwerten, um auf Formen zu schließen Farbagnosie: Störung der assoziativen Phase; Pa- tient:innen haben kategoriale Perzeption und z. T. zugrundeliegendes Wissen über Farben verloren Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 29 Störungen des visuellen Erkennens Störung der Bewegungswahrnehmung: Zerebrale Bewegungsblindheit (Akinetopsie): Patient:innen nehmen Bewegungen als eine Abfolge von statischen Positionen wahr; die perzeptive Integration lokaler Informationen zur gesichts- feldübergreifenden Bewegung ist ausgefallen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 30 Störungen der visuomotorischen Koordination 7 Greifbewegungen eines Patienten mit beidseits ausgedehnten parietalen Läsionen, Balint-Syndrom und optischer Ataxie beider Hände sowohl im Zentrum als auch in der Peripherie der Gesichtsfelder. Wodurch zeichnen sich visuomotorische Störungen aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 31 Störungen der visuomotorischen Koordination 7 Optisch gelenkte Zielbewegungen einer Patientin mit weniger ausgedehnten, auf die oberen Anteile der Parietallappen beschränkten, beidseitigen Läsionen. Sie hat kein Balint-Syndrom und ihre optische Ataxie macht sich im Alltag kaum bemerkbar. Wodurch zeichnen sich visuomotorische Störungen aus? Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 32 Störungen der visuomotorischen Koordination Optische Ataxie: Patient:innen können nur ungenau und unsicher nach Gegenständen greifen, können die Gegenstände aber visuell erkennen; die Störung kann asymmetrisch ausgeprägt sein und kann auch die Steuerung von Bewegungen des ganzen Körpers betreffen Blickataxie: Wenn Patient:innen einen Gegenstand fixieren, können sie den Blick nicht mit einer zielsicheren Bewegung auf einen anderen Gegenstand in der Peripherie des Gesichtsfeldes richten Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 33 Anatomie zerebraler Sehstörungen Ausfälle im gegenüberliegenden Gesichtsfeld bei einseitigen Läsionen: Achromatopsie: Kritische Läsionen sind auf der Innenseite des Okzipitallappens (nahe des primären visuellen Cortex) lokalisiert Optische Ataxie und Blickataxie: Kritische Läsionen für eine optische Ataxie sind im hinteren Teil des oberen Parietallappens am Übergang zum Okzipitallappen lokalisiert; Läsionen, die sich weiter nach vorne und unten in den Parietallappen ausbreiten, führen u. a. zu Störungen der Steuerung von Blickbewegungen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 34 Anatomie zerebraler Sehstörungen Gesichtsfeldübergreifende Ausfälle bei beidseitigen Läsionen: Formagnosie: Hohe Variabilität in der Korrespondenz von Symptomen und Lokalisa- tion; betroffen sind u. a. laterale und mediale Bereiche des basalen Okzipitallappens Apperzeptive Agnosie: Durch Rückbildung einer Formagnosie oder Läsionen an der Unterseite des Okzipitallappens/im Übergangsbereich zum unteren Temporallappen Assoziative Agnosie durch eine weitreichende retrograde Gedächtnisstörung: Kritische Läsionen sind im vorderen und im unteren Temporallappen lokalisiert Akinetopsie: Verletzter äußerer Okzipitallappen im Übergang zum Temporallappen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 35 Anatomie zerebraler Sehstörungen Gesichtsfeldübergreifende Ausfälle bei einseitigen Läsionen: Assoziative Agnosie durch Diskonnektion: Zerstörung des linken visuellen Cortex und des hinteren Teils des Corpus callosum Gestörtes bildliches Vorstellen: Zerstörung größerer Anteile des linken unteren Temporallappens; Aussparung des Corpus callosum Alexie und Farbagnosie: Durch u. a. kombinierte Läsionen des linken visuellen Cortex und des hinteren Teils des Corpus callosum Prosopagnosie: Durch u. a. Läsionen des rechten temporo- okzipitalen Übergangs oder des rechten basalen Temporallappens Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 36 Alltagsrelevanz zerebraler Sehstörungen Apperzeptive Agnosie: Prosopagnosie: Bei leichter Ausprägung fallen Probleme im Beträchtliche soziale Behinderung, welche Alltag weniger auf als in der Untersuchung; zu sozialem Rückzug führen kann bei stärkeren Symptomen ist v. a. die Un- Achromatopsie und Farbagnosie: terscheidung von visuell ähnlichen Dingen Haben relativ wenig Einfluss auf den Alltag gestört (z. B. Obstsorten beim Einkaufen) Optische Ataxie: Assoziative Agnosie: Alltagsrelevanz ist abhängig davon, ob Bei Diskonnektion stehen Einschränkungen auch das Greifen im Zentrum des durch begleitende Störungen im Vorder- Gesichtsfeldes betroffen ist und ob grund; bei einer retrograden Gedächtnis- zusätzlich eine Blickataxie besteht störung trägt das fehlende visuelle Begleiterscheinung: Erkennen zur allgemeinen Hilflosigkeit bei Depressive Reaktionen auf Sehstörungen Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 37 Therapie zerebraler Sehstörungen Apperzeptive Agnosie: Prosopagnosie: Optimierung von Kompensationsstrategien, Ausbau von Strategien, um Gesichter an z. B. Schließen auf Gegenstände aus Ober- einzelnen Merkmalen zu erkennen flächeneigenschaften oder nicht-visuellen Optische Ataxie: Hinweisen (auch Kontext) Ergotherapie; Angewöhnung des Greifens Assoziative Agnosie: im Zentrum des Gesichtsfeldes Bei Diskonnektion Konzentration auf beglei- Umgang mit sozialen Folgen: tende Lesestörung; bei einer retrograden Vorbereitung verständlicher Erklärungen für Gedächtnisstörung kann das Aussehen von neue Bekannte oder Personen, die um Gegenständen evtl. neu erlernt werden Unterstützung gebeten werden Neuropsychologische Störungen und Interventionen | Vorlesung 09 | 18.12.2024 | Seite 38 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit