Resilienz im Alter - VL_10_HS24_HANDOUT_c PDF
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PD Dr. phil. Myriam V. Thoma
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This document is a lecture handout about resilience in later life. It covers topics ranging from the effects of adversity to potential protective factors and the scientific perspectives of these. It looks at the potential for personal growth and resilience, regardless of personal experiences.
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Resilienz im Alter Bildquelle: https://chvmpionmind.com/personal-growth/ PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 1 Gliederung der Vorlesung 04.11.2024 Angst und somatoforme Störungen im Alter (Präsenz...
Resilienz im Alter Bildquelle: https://chvmpionmind.com/personal-growth/ PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 1 Gliederung der Vorlesung 04.11.2024 Angst und somatoforme Störungen im Alter (Präsenzformat) 11.11.2024 Traumafolgestörungen im Alter (via Zoom) 18.11.2024 Resilienz im Alter (Präsenzformat) 25.11.2024 Healthy Aging* 02.12.2024 Innovationen und Interventionen im Alter (Präsenzformat) 09.12.2024 Wiederholung und Prüfungsvorschau (via Zoom) 16.12.2024 Prüfung (→ 20.12.2024) * Keine Live Veranstaltung → Video auf OLAT hochgeschaltet PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 2 Lernziele der Veranstaltung Nach dem regelmässigen Besuch der Vorlesung und nach dem Studium des vorgegebenen Lernstoffes …... kenne ich die Mechanismen / Modelle, die für das erhöhte Risiko zur Entwicklung von psychischen Störungen nach dem Erleben von Widrigkeiten / Stress / Traumata existieren; … kann ich Resilienz definieren und aus einer wissenschaftlichen Perspektive beschreiben (mit konkreten Beispielen aus der Forschung);... verstehe ich, was Thriving und Steeling bedeuten und kann die dazugehörige Forschungsarbeit beschreiben. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 3 Einfluss aversiver Kindheits- und Jugenderfahrungen (Danese & McEwen, 2012; Heim & Nemeroff, 2001; Kessler et al., 2010; Thoma, Rohner, & Höltge, 2022) Kindheit Jugend Besonders sensitive Phasen für die bio-psycho-soziale Entwicklung Bildquellen: https://favim.com/image/22545/ https://www.brigitte.de/familie/mitfuehlen/fo toprojekt--kinder-sommer--die-bilder-zum- durchklicken_10384902-10384942.html → Strukturelle und funktionelle Aversive Veränderungen im Gehirn Erfahrungen … Bildquellen: https://kyraisrad.wordpress.com/theme/ → Veränderung der Stressreaktionen https://wearesave.weebly.com/child- abuse.html PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 4 Einfluss aversiver Kindheits- und Jugenderfahrungen (Kuras, Assaf, Thoma et al., 2017 ; Kuras, McInnis, Thoma et al., 2017) Stress Widerstandskraft geschwächt durch aversive Kindheits- und Jugenderfahrungen → erhöhte Stressvulnerabilität Aversive Kindheits- und Jugend- erfahrungen u.a. assoziiert mit veränderten hormonellen (Kortisol-) Tagesfunktionen und einer erhöhten Stressreaktion (α– Amylase) auf akuten Stress. CTQ = Childhood Trauma Questionnaire: TSST = Trier Social Stress Test (10‘) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 5 Erklärung durch Stress-Sensibilisierung (I) (McLaughlin et al., 2010) Das Erleben von aversiven Kindheits- und Jugenderfahrungen, jedoch aber auch chronischem oder traumatischem Stress im Erwachsenenalter … … kann zu einer gesteigerten Vulnerabilität für zukünftigen Stress führen. → potenzieller Erklärungsmechanismus des Zusammenhangs zwischen aversiven Kindheits- und Jugenderfahrungen und psychischen Störungen im weiteren Lebensverlauf PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 6 Erklärung durch Stress-Sensibilisierung (II) (Wittchen & Hoyer, 2011) Symptombildung Ressourcen Schwelle Stressoren Vulnerabilität Bildquelle: Wittchen & Hoyer, 2011 in adaptierter Form PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 7 Kindheitstraumata und psychische Störungen (I) (Kessler et al., 2010) Childhood adversities and adult psychopathology in the WHO World Mental Health Surveys Stichprobe: N = 51‘945 (21 Länder) Erhebung: Kindheitstraumata (z.B. Tod oder Kriminalität eines Elternteils, Missbrauch) und 20 psychische Störungen Resultate: Stärkste Prädiktoren für psychische Störungen → psychische Störungen der Eltern, Misshandlungen in der Kindheit, Vernachlässigung. 29.8 % aller psychischer Störungen im Erwachsenenalter können durch Kindheitstraumata erklärt werden. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 8 Kindheitstraumata und psychische Störungen (II) (z.B. Burri et al., 2013; Thoma et al., 2021) Bisherige Studien mit ehemaligen Verdingkindern* seit 2011... Angststörungen: 70 % PTBS: 19 % Höher als Normwerte Stress- Depressionen: 38 % Höher als Kontrollgruppe Sensibilisierung Psychosomatische Störungen: 11 % *und anderweitig Betroffenen von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierung PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 9 Doch.... Nicht alle Betroffene entwickelten eine psychische Störung im weiteren Lebens- verlauf … Bildquelle: → Resilienz https://www.pinterest.com/pin/79235274664542454/ PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 10 Resilienz: aktuelle Befunde bei ehemaligen Betroffenen in der CH (Maercker, Hilpert & Burri, 2016; Thoma et al., 2021) Über 50% der ehemaligen Verdingkinder in einer früheren Studie und 30% der ehemaligen Betroffenen in einer aktuellen Studie zeigen aktuell keine klinisch relevanten psychischen Störungen, … PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 11 … was als Resilienz bezeichnet werden kann (APA, 2023: https://www.apa.org/topics/resilience; Southwick et al., 2014; Maercker, Hilpert & Burri, 2016; Rutter, 2006; Thoma et al., 2021) „Bouncing Prozess undback“ Ergebnis der erfolgreichen Anpassung an schwierige oder Überstehen von Lebenserfahrungen, herausfordernde Stress / Widrigkeiten →insbesondere Psychische Widerstandskraft durch psychische, emotionale und Relativ gute Outcomes verhaltensbezogene Flexibilität trotz Risikoerfahrung(-en) und Anpassung an externe und interne Anforderungen. Aversives Ereignis Funktionsniveau Bildquelle: Adaptiert nach Carver, Journal of Social Issues,1998; originally from: Resilience and Thriving in Response to Resilienz Challenge: An Opportunity for a Paradigm Shift in Women’s Health,” by V. E. O’Leary and J. R. Ickovics, 1994, Women’s Health: Research on Gender; Behavior; and Policy, 1, p. 121. Copyright 1994 by Lawrence Erlbaum Associates. In adaptierter Version für diese Präsentation. Zeit PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 12 Resilienz: Definitionen und Operationalisierung (z.B. Southwick et al., 2014) Es existiert eine Vielzahl an unterschiedlichen Definitionen und Operationalisierungen von Resilienz. Je nach Kontext, Studie oder Untersuchung, wird Resilienz als … Eigenschaft Endpunkt / Ergebnis Prozess … definiert und operationalisiert. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 13 Resilienz: aktueller Konsens (z.B. Southwick et al., 2014) Laut heutigem Konsens wird Resilienz wie folgt beschrieben: ✓ ordinary phenomenon / gewöhnliches Phänomen X aussergewöhnliche, seltene Eigenschaften von „Übermenschen“ ✓ dynamisch → interindividuelle Veränderung über die Zeit ✓ interaktiv → nicht [nur] eine Persönlichkeitseigenschaft ✓ domänen-spezifisch → z.B. Resilienz in Beziehungen, aber nicht auf der Arbeit PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 14 Resilienz: Aktuelle Forschung → Resilienz-Ressourcen (Liu, Reed & Girard., 2017) Kern Resilienz Physiologie, Biologie, Intelligenz, Gesundheit, etc. Internale Resilienz Kern Familie, Persönlichkeit, Fähigkeiten, Selbstwert, Resilienz Bildung, etc. Internale Resilienz Externale Resilienz Externale Resilienz Soziales Umfeld, Geografie, Sozio-ökonomischer Status, Zugang zum Gesundheitswesen, etc. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 15 Merkmale resilienter Personen im Alter Bildquelle: https://www.self.com/story/what-is-resilience Merkmale resilienter Personen im Alter (I) (Thoma, Bernays, Pfluger, Eising, & Rohner, 2021; Thoma & Maercker, 2021) Höheres Lebensalter Höheres Einkommen & Zufriedenheit mit dem sozio-ökonomischen Status Tiefere Neurotizismus Werte Tieferer Empathie-bezogener persönlicher Stress Bildung | Motivation zur persönlichen Weiterentwicklung PD Dr. phil. Myriam V. Thoma 17 Merkmale resilienter Personen im Alter (II) (Maercker, et al. 2016; Thoma et al., 2021; Thoma & Höltge, et al. 2020; Thoma, & Maercker, 2021; Tran, Glück, & Lueger-Schuster, 2013) Höhere Selbstwirksamkeit Geringere Versagensangst Humor / humorvoller Umgang mit Problemen Höherer Selbstwert (!) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma 18 Die Bedeutung von Selbstwert für Resilienz (I) (Thoma et al., 2020; Von Collani & Herzberg, 2003) Selbstwert = Beurteilung des eigenen Werts, z.B. „Alles in Allem bin ich mit mir selbst zufrieden“; „Ich habe eine positive Einstellung zu mir selbst gefunden.“ Höherer Selbstwert → Stresspuffer NFP76 Studie: Selbstwert → schützender Effekt auf den schädlichen Einfluss von emotionalen Misshandlungen und Vernachlässigung auf die psychische Bildquelle: https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/ehemalige- verdingkinder-erhalten-solidaritaetsbeitraege-frueher-0096441/ Gesundheit Bild: www.kinderheime-schweiz.ch PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 19 Die Bedeutung von Selbstwert für Resilienz (II) (Thoma et al., 2020) Fragestellungen 1) Welchen Einfluss haben Widrigkeiten im frühen Leben (early-life adversity, ELA) auf das Ressourcen-Netzwerk im späteren Leben? 2) Unterscheidet sich der Einfluss von stress- bedingten Risikofaktoren auf die Architektur des Ressourcen-Netzwerkes zwischen Personen mit und ohne ELA-Erfahrungen? PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 20 Die Bedeutung von Selbstwert für Resilienz (III) (Thoma et al., 2020) Resultate: Selbstwert = wichtigste Ressource für Netzwerk-Verbundenheit. RG* zeigen niedrigere Werte in Resilienz- Ressourcen und Lebenszufriedenheit und weisen höhere Werte in Stressindikatoren auf. Das Ressourcen-Netzwerk von RG* scheint vulnerabler zu sein als bei KG*, da die Wechselwirkungsverbindungen nach Hinzunahme von Stressindikatoren schwächer werden. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma * RG = Risikogruppe, Betroffene von ELA; * KG = Kontrollgruppe, Nicht-Betroffene Seite 21 Interim Zusammenfassung Resilienz ist ein gewöhnliches Phänomen, welches wir alle in uns tragen Resilienz schützt gegen den potenziell schädigenden Effekt von Stress Aktuelle Forschung → (Interaktion von) Resilienz-Ressourcen Selbstwert → zentrale Resilienz-Ressource PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 22 Weiterentwicklung durch und Wachstum aus Widrigkeiten, Traumata, Krisensituationen und Schicksalsschlägen → Thriving / Steeling Bildquelle: https://www.domestika.org/en/projects/156151-do-not- give-up-is-a-series-of-paintings-on-the-theme-of-the-struggle- against-adversity-be-strong-without-losing-your-humanity PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 23 Thriving – „Aversives Wachstum“ (I) (Carver,1998) Allgemeiner Begriff für positive Veränderungen nach Widrigkeiten, Traumata, Krisen- situationen und Schicksalsschlägen Aversives Ereignis Thriving Funktionsniveau Geht über Resilienz hinaus Höheres Niveau im Funktionsstatus im Vergleich zum früheren (prä-aversiven Ereignis) Niveau Bildquelle: Carver, Journal of Social Issues,1998; originally from: Resilience and Thriving Zeit in Response to Challenge: An Opportunity for a Paradigm Shift in Women ’s Health,” by V. E. O’Leary and J. R. Ickovics, 1994, Women’s Health: Research on Gender; Behavior; and Policy, 1, p. 121. Copyright 1994 by Lawrence Erlbaum Associates. In adaptierter Version für diese Präsentation; Rutter, 2006; Richardson et al., 1990 PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 24 Thriving – „Aversives Wachstum“ (II) (Linley & Joseph, 2004) Gar nicht so selten... Systematisches Review: N = 39 Studien zu positiven Veränderungen nach Trauma (z.B. Flugzeugabsturz, sexueller Missbrauch) und Widrigkeiten (z.B. Beziehungsabbruch) 30–70 % berichten von positiven Veränderungen nach dem Erleben von Widrigkeiten, Traumata, Krisensituationen und Schicksalsschlägen PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 25 Was sind positive Veränderungen nach dem Erleben von Widrigkeiten, Traumata, Krisensituationen und Schicksalsschlägen? PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 26 Posttraumatisches Wachstum (Tedeschi & Calhoun, 2004) 👩🏽 Wertschätzung Bewusstwerdung Entdeckung Intensivierung Spiritualität des Lebens / der eigenen neuer persönlicher Dankbarkeit Stärken und Möglichkeiten Beziehungen gegenüber dem Resilienz Leben PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 27 Kohärenzsinn (sense of coherence) (Antonovsky, 1993) Sinnhaftigkeit Handhabbarkeit Verstehbarkeit Aufgaben im Leben Aufgaben lassen Ereignisse im Leben haben einen Sinn sich bewältigen sind strukturiert PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 28 „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker“? PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 29 Steeling-Effekt (Höltge et al., 2018) Vergangene aversive Erfahrungen erhöhen die Resistenz gegenüber zukünftigen Stresserfahrungen durch einen „steeling”- bzw. stärkenden Effekt Aversives Ereignis Steeling-Effekt Funktionsniveau Verstählung / Abhärtung Parallelen zum Immunsystem und physischem Training Bildquelle: Carver, Journal of Social Issues,1998; originally from: Resilience and Thriving in Response to Challenge: An Opportunity for a Paradigm Shift in Women’s Health,” by V. E. O’Leary and J. R. Ickovics, 1994, Women’s Health: Research on Gender; Behavior; and Policy, 1, p. 121. Copyright 1994 by Lawrence Erlbaum Associates. In adaptierter Version für diese Präsentation; Rutter, 2006; Richardson et al., 1990 Zeit PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 30 Steeling-Effekt Wohlbefinden / Resilienz Intrinsische Annahme → Linearer Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen Widrigkeiten und Wohlbefinden → v.a. in Kindheit bleibende Effekte Ausmass erlebter Widrigkeiten Steeling (Höltge et al., 2018) → Erhöhte Resilienz (kurvilinearer Zusammenhang) → Voraussetzung „optimaler“ / „moderater“ Stress PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 31 Thriving & Steeling in ehemaligen Schweizer Verdingkindern PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 32 Thriving & Steeling in ehemaligen Schweizer Verdingkindern (I) (Höltge et al., 2018) 2. „Kohorte“: Höltge et al. Qualitative Studie N = 12 (50 % Frauen) MAlter = 71 Jahre (59–88 Jahre) Kriterien für „erfolgreiches” Altern erfüllt (→ erhaltene Gesundheit, sozial aktiv, keine funktionellen Einbussen) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 33 Thriving & Steeling in ehemaligen Schweizer Verdingkindern (II) Stress und Trauma während Verdingung und negative Auswirkungen Förderliche Faktoren für persönliches Wachstum Persönliches Wachstum – Outcomes (Höltge, McGee, Maercker & Thoma, The American Journal of Geriatric Psychiatry, 2018) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 34 Stress und Trauma während Verdingung und negative Auswirkungen (Höltge et al., 2018) „… äs Gfühl vo „… aber, dass ich kei Liebi, unwillkomme, dass ich nie in Arm gnoh vo wordä bi, oder gseit du Abschiebä … hesch das guät es Gfühl vo gmacht, oder es würd di dass mer tagelang a mich eigentlich gar ned bruchä.“ anägschwiegä hät, das isch „… ich chan mich eigentlich nöd würklich guät au Gwalt.“ wehrä. Ich han das au nöd glärnt.“ PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 35 Förderliche Faktoren für persönliches Wachstum (Höltge et al., 2018) Innere (angeborene?) Resilienz Bedeutsame Wendepunkte im späteren Leben (→ Turning points) Steeling: „äs häd mi stark gmacht. … Das häbt bis hüd äne… Grad wäg dä Verdinging bin i eigentlich stärker wordä.“; «isch eigentlich scho ä Rüstig fürs zuäkünftigä Läbä...“ Soziale Unterstützung: „ich han au immer Lüüt gha... wommer ghulfe hend“ Verarbeitung / Reflexion: „muesch scho a dir schaffe, dass nid au so äää au so brutal wirsch“ PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 36 Persönliches Wachstum – Outcomes (Höltge et al., 2018) Als Folge des Steelings − Verminderte Stressreaktion, verbessertes Stressmanagement „Leichtherzigkeit“ − Vermehrtes Erleben von positiven Gefühlen / Freude Motivation zur persönlichen Weiterentwicklung − Steigerung der kognitiven Reservekapazität Soziale Ader − Vermehrte soziale Kontakte – vermehrte soziale Unterstützung PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 37 Zusammenfassung Einfluss von früh erlebten Widrigkeiten traditionell von der „pathologischen“ Seite (z.B. Stress-Sensibilisierung) erforscht Resilienz → Bouncing back (to baseline) nach Widrigkeiten / Trauma (= Abwesenheit von „negativen Folgen“, obwohl diese zu erwarten gewesen wären) Thriving → allgemeiner Begriff für positive Veränderung nach Widrigkeiten Steeling → stärkender Effekt (Mechanismus) durch Erleben von Widrigkeiten Forschung → Hinweise auf Thriving und Steeling bei ehemaligen Verdingkindern PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 38 Tipps zum Aufbau von Resilienz & Förderung des persönlichen Wachstums → nicht prüfungsrelevant aber trotzdem wichtig PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 39 Tipps (I) (American Psychological Asssociation: https://www.apa.org/topics/resilience; Thoma et al., 2021) Da persönliches Wachstum (auch) nach (sehr) aversiven Erfahrungen möglich ist … → Krisen als Teil des Lebens anerkennen, als Chance zur Weiterentwicklung begreifen und in einem breiteren Kontext sehen (→ Einstellung → Sinnhaftigkeit) → Veränderungen akzeptieren (→ Akzeptanz) → Widrigen Umständen so gut wie möglich begegnen und aktiv versuchen, sie im eigenen Sinne zu beeinflussen (→ Aktivität statt Passivität) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 40 Tipps (II) (American Psychological Asssociation: https://www.apa.org/topics/resilience; Thoma et al., 2021) Sein eigenes positives Selbstbild fördern & Selbstwert aufbauen → Sich realistische Ziele stecken und konsequent verfolgen → Sich (auch) um eigene Bedürfnisse kümmern, Aktivitäten nachgehen, die einem Spass machen und einem entspannen → Weitere, eigene Wege erkunden, die das persönliche Gleichgewicht erhalten (z.B. Meditation, soziales Engagement, Hobby, Beten, etc.) PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 41 Tipps (III) (American Psychological Asssociation: https://www.apa.org/topics/resilience; Thoma et al., 2021) Soziale Kontakte aufbauen und pflegen Dankbarkeit praktizieren Eine positive Grundeinstellung zum Leben einnehmen und eine positive Vision des eigenen Lebens entwickeln PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 42 Referenzen (I) Antonovsky, A. (1993). The structure and properties of the sense of coherence scale. Social science & medicine, 36(6), 725-733. American Psychological Association: https://www.apa.org/topics/resilience Burri, A., Maercker, A., Krammer, S., & Simmen-Janevska, K. (2013). Childhood trauma and PTSD symptoms increase the risk of cognitive impairment in a sample of former indentured child laborers in old age. PloS One, 8(2), e57826. Carver, C. S. (1998). Resilience and thriving: Issues, models, and linkages. Journal of Social Issues, 54(2), 245–266. Danese, A. & McEwen, B. S. (2012). Adverse childhood experiences, allostasis, allostatic load, and age-related disease. Physiology & Behavior, 106(1), 29–39. Heim, C. & Nemeroff, C. B. (2001). The role of childhood trauma in the neurobiology of mood and anxiety disorders: Preclinical and clinical studies. Biological Psychiatry, 49(12), 1023–1039. Höltge, J., McGee, S. L., Maercker, A., & Thoma, M. V. (2018). Childhood adversities and thriving skills: Sample case of older swiss former indentured child laborers. The American Journal of Geriatric Psychiatry, 26(8), 886–895. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 43 Referenzen (II) Kessler, R. C., McLaughlin, K. A., Green, J. G., Gruber, M. J., Sampson, N. A., Zaslavsky, A. M.,... & Benjet, C. (2010). Childhood adversities and adult psychopathology in the WHO World Mental Health Surveys. The British Journal of Psychiatry, 197(5), 378–385. Kuras, Y. I., Assaf, N., Thoma, M. V., Gianferante, D., Hanlin, L., Chen, X.,... & Rohleder, N. (2017). Blunted diurnal cortisol activity in healthy adults with childhood adversity. Frontiers in human neuroscience, 11, 574. Kuras, Y. I., McInnis, C. M., Thoma, M. V., Chen, X., Hanlin, L., Gianferante, D., & Rohleder, N. (2017). Increased alpha‐amylase response to an acute psychosocial stress challenge in healthy adults with childhood adversity. Developmental psychobiology, 59(1), 91-98. Linley, P. A. & Joseph, S. (2004). Positive change following trauma and adversity: A review. Journal of Traumatic Stress: Official Publication of the International Society for Traumatic Stress Studies, 17(1), 11–21. Liu, J. J., Reed, M., & Girard, T. A. (2017). Advancing resilience: An integrative, multi-system model of resilience. Personality and Individual Differences, 111, 111–118. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 44 Referenzen (III) Maercker, A., Hilpert, P. & Burri, A. (2016). Childhood trauma and resilience in old age: Applying a context model of resilience to a sample of former indentured child laborers. Aging & Mental Health, 20(6), 616–626. McLaughlin, K. A., Conron, K. J., Koenen, K. C., & Gilman, S. E. (2010). Childhood adversity, adult stressful life events, and risk of past-year psychiatric disorder: A test of the stress sensitization hypothesis in a population-based sample of adults. Psychological Medicine, 40(10), 1647–1658. Rutter, M. (2006). Implications of resilience concepts for scientific understanding. Annals of the New York Academy of Sciences, 1094(1), 1–12. Southwick, S. M., Bonanno, G. A., Masten, A. S., Panter-Brick, C., & Yehuda, R. (2014). Resilience definitions, theory, and challenges: interdisciplinary perspectives. European Journal of Psychotraumatology, 5(1), 25338. Thoma, M.V., Bernays, F., Eising, C.M., Maercker, A. & Rohner, S.L. (2021). Child maltreatment, lifetime trauma, and mental health in Swiss older survivors of enforced child welfare practices: Investigating the mediating role of self-esteem and self- compassion. Child Abuse & Neglect. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 45 Referenzen (IV) Thoma, M. V., Höltge, J., Eising, C. M., Pfluger, V., & Mc Gee, S. L. (2020). Resilience and stress in later life: A network analysis approach depicting complex interactions of resilience resources and stress-related risk factors in older adults. Frontiers in behavioral neuroscience, 14, 216. Tedeschi, R. G., & Calhoun, L. G. (2004). "Posttraumatic growth: conceptual foundations and empirical evidence". Psychological inquiry, 15(1), 1-18. Von Collani, G., & Herzberg, P. Y. (2003). Eine revidierte Fassung der deutschsprachigen Skala zum Selbstwetgefühl von Rosenberg. Zeitschrift für differentielle und diagnostische Psychologie. Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer. PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 46