VL-06 KDS-08-13 PDF - Kurzdarmsyndrom (KDS)
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This document provides a medical lecture on short bowel syndrome, focusing on nutrition therapy aspects. It details the parenteral and hemi-parenteral nutrition approaches in the context of postoperative phases and their considerations in treating patients with short bowel syndrome. The lecture also covers oral nutrition following the postoperative phase in detail including dietary recommendations and dietary considerations.
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Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 6) Kurzdarmsyndrom - Therapie 1. Frühe postoperative Phase Parenterale Ernährung wenn wir in Frühoperativer Phase sind, versuchen, dass der Patient etwas isst, also enteral, wenn es geht. enteral dadurch ist das ganze Verd...
Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 6) Kurzdarmsyndrom - Therapie 1. Frühe postoperative Phase Parenterale Ernährung wenn wir in Frühoperativer Phase sind, versuchen, dass der Patient etwas isst, also enteral, wenn es geht. enteral dadurch ist das ganze Verdauungssystem in Gang gesetzt 2. Neben der parenteralen Ernährung auch zusätzlich Flüssigkeitssubstitution, wegen des hohen Flüssigkeitsverluste parenteral: Verabreichung von Medikamenten bzw. künstlicher Ernährung unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes durch Injektion oder Infusion (z.B. in die Vene). 3. Aspekte der parenteralen Substitution werden separat gesteuert, weil Flüssigkeitstherapie i. d. R. viel öfter angepasst werden muss als die parenterale Ernährung. 4. Die Kalorienzufuhr wird anhand Harris-Benedict-Formel berechnet 5. Da die Patienten meist zusätzlich essen und auch enteral etwas absorbieren, kann meist unterkalorisch ernährt werden 6. Bei der Abschätzung der Flüssigkeitstherapie sind die Verluste mit der Diarrhöe und mögliche Drainagen zu beachten. 7. Die parenterale Ernährung sollte so früh wie möglich begonnen werden (weil mit keiner raschen Verbesserung der Resorption gerechnet wird) 8. Gleichzeitig ist eine Hyperalimentation (Überernährung) zu vermeiden, weil sie den perioperativen Verlauf verschlechtert. „Perioperativ“ bedeutet die Zeit vor (präoperativ), während (intraoperativ) und nach (postoperativ) der Operation. 8 Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 9 Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 6.1) Kurzdarmsyndrom - Ernährungstherapie – Parenterale (wichtig) 1. Die Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Spurenelementverluste sind viel höher als bei anderen Patienten→ Standardvorgaben für den Tagesbedarf nicht anwendbar. 2. Patienten mit einem Darmversagen müssen hinsichtlich der Makronährstoffe oft nicht vollständig parenteral versorgt werden, sondern können sich zumindest teilweise oral ernähren → entsprechend sind die Standardvorgabe für den Bedarf an Makronährstoffen oft sehr hoch. 3. Parenteral Die parenterale Ernährung erfolgt im Krankenhaus i. d. R. über einem mehrlumigen zentralen Venenkatheter und es werden verschiedene Lösungen parallel oder sukzessive infundiert. 4. Hemiparenteral Bei der heimparenteralen Versorgung steht aber nur ein einlumiger Zugang zur Verfügung und alle Komponenten müssen gemeinsam aus einem Infusionsbeutel infundiert werden. Als Konsequenz ist beim Darmversagen in der heimparenteralen Versorgung oft ein „Compounding“ notwendig. D. h. die individuelle Zusammenstellung der Infusionslösung. Hierfür bedarf es der Zusammenarbeit mit einem Apotheker, die auch die notwendige Infrastruktur für die Herstellung hat 10 Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 6.2) Kurzdarmsyndrom - Ernährungstherapie – Parenterale Praxis(wichtig) 1. Tägliche Kontrollen der Elektrolyte, den Säuren-Basen-Status und der Nierenwerte sind meist notwendig. 2. Auf eine Hypomagnesiämie, durch Diarrhöeverluste und auf Schwankungen des Phosphats (Catabolie oder Anabolie abhängig) ist zu achten. 3. Wegen der reaktiven Hypergastrinämie (erhöhte Gastrin Serumspiegel, >100 pg/ml) sollte eine Säuresuppression mit einem Protonenpumpinhibitor erfolgen, um diese sekretorische Komponente der Diarrhöe zu minimieren. Gastrin wird in der Schleimhaut des Magens produziert und dann in den Blutkreislauf abgegeben. Über Rezeptoren im Magen regt Gastrin die Sekretion von Magensäure an und senkt somit den pH-Wert. Gleichzeitig stimuliert es die Magen-Darm-Muskulatur. Die Gastrinausschüttung wird durch Magendehnung, Röststoffe, Koffein oder Alkohol sowie Vagusreizung stimuliert. 6.3) Kurzdarmsyndrom - Ernährungstherapie – orale Ernährung, nach postoperativer Phase(wichtig) 1. Der Nahrungsaufbau läuft vorsichtig mit einer ballaststofffreien, niedrigosmolaren Diät. 2. Es richtet sich nach Diarrhöe und dem Stoma-Output (von einem High-Output-Stoma spricht man, wenn die Ausscheidungsmenge mehr als 2000 ml pro Tag beträgt.) a. Der Terminus „Stoma“ stammt aus dem Griechischen (στόμα) und bedeutet „Mund“. Im medizinischen Sprachgebrauch wird mit einem Stoma eine chirurgisch hergestellte Hohlorganöffnung auf der Körperoberfläche zwecks Ausleitung von Ausscheidungsprodukten bezeichnet. 3. Wenn Diarrhöe oder der Stoma-Output unter der Diät stark zunehmen, muss der Nahrungsaufbau verlangsamt werden. 4. Antidiarrhoika (Loperamid oder Tinctura opii) verbessern die Resorption durch Verlangsamung der Passage. 5. Wenn Kolonanteile in Kontinuität befinden, sollte eine fettreduzierte oder eine mit MCT- Fetten (Mittelkettige Triglyceride) substituierte Diät gewählt werden, um einer Steatorrhö entgegenzuwirken. Steatorrhoe (auch Steatorrhö, Stearrhö) bzw. Pankreasstuhl oder Fettstuhl 11 Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) 6.4) Kurzdarmsyndrom - Ernährungstherapie – orale Ernährung, Adaptionsphase(wichtig) 1. Adaptionsphase: Flüssigkeitsverluste lassen nach und der Nahrungsaufbau kann vorangetrieben werden. 2. Die enterale Resorption von Makronährstoffen und Flüssigkeit verbessert sich mit deren parenterale Substitution-Verringerung. 3. Die Patienten essen nur kleine Portionen und auch diese werden meist nicht vollständig resorbiert, eine Menge Kalorien gehen im Stuhl verloren. 4. Wichtig dabei ist eine ausreichende Urinausscheidung von mehr als 1 l pro Tag. 5. Häufig müssen Patienten wegen verlorener Kalorien mehr als sie eigentlich brauchen zu sich nehmen, Hyperphagie, und Mikronährstoffen benötigen Substitution. Hyperphagie ist ein Begriff, der verwendet wird, um gesteigerte Nahrungsaufnahme oder ein unkontrolliertes Verlangen nach Nahrung zu beschreiben, das über das hinausgeht, was für den Körper normal oder gesund ist 6. Eine Kombination von parenteraler und enteraler Ernährung (über PEG, perkutane endoskopische Gastrostomie) ist theoretisch sinnvoll jedoch zunehmend wenig praktikable. 6.5) Kurzdarmsyndrom - Ernährungstherapie – orale Ernährung, Stabile Phase oder Steady State 1. Eine orale Autonomie ist eine gute Prognose. 2. auch bei oraler Autonomie hinsichtlich Makronährstoffe und der Flüssigkeit müssen Mikronährstoffen und spezifische Verluste regelmäßig substituiert werden. 3. Eine Hyperernährung / Hyperalimentation im Rahmen einer teil-parentalen Ernährung ist zu vermeiden. 4. Die spezifischen Komplikationen der heimparenteralen Ernährung sind Portsepsis, Thrombose zentralen Venen und hepatobiliäres Syndrom. Hemiparenteral: parenterale Ernährung, die nicht im KH stattfindet Als hepatobiliäres System bezeichnet man die Funktionseinheit aus Leber, ableitenden Gallenwegen und Gallenblase. Als hepatobiliäres System bezeichnet man die Funktionseinheit aus Leber, ableitenden Gallenwegen und Gallenblase. Diese Zusammenfassung leitet sich aus der engen topographischen und funktionellen Beziehung der beteiligten Organkomponenten ab. Das dazugehörende Adjektiv lautet hepatobiliär. 5. [Wenn parenterale Ernährung scheitert mit Darmversagen bleibt nur Darmtransplantation oder kombinierte Transplantation Darm und Leber eine therapeutische Option.] 6. Nahrungsaufbau Stilles Wasser, milde Tee (kein Pfefferminztee) Zwieback Klare Brühe, leichte Suppe (keine Tomatensuppe) Weißbrot (nicht zu frisch), leichtes Graubrot, Butter, Margarine Rapsöl, Olivenöl, Leinöl Banane, Kompotte (Obst ohne Schale) Naturjoghurt, Milchbreie Kartoffelpüree, Reis, Nudeln Gekochtes oder gedünstetes, leicht verdauliches Gemüse (Karotten, Zucchini, Fenchel, Sellerie, Schwarzwurzel) 12 Vorlesung 6: Kurzdarmsyndrom (KDS) Fettarmes Fleisch Fisch, Wurst, Quark, fettarmer Käse (wenn mit normaler Fett Durchfall, dann ersetzten das mit MCT (Medium Chain Triglycerides) Verzicht auf sehr süße Nahrungsmittel wie Marmelade und Honig (Darm zieht Wasser ab – Osmose), Verzicht ballaststoffreiche Nahrungsmittel (Durchfall) 7. Verteilung der Nahrung auf 6-10 kleinere Mahlzeit/Tag 8. Flüssigkeitszufuhr frühestens eine Stunde nach den Mahlzeiten, um die Verweildauer im Magen-Darm zu verlängern 9. Rohkost meiden, Zitrusfrüchte meiden, oxalsäurehaltige Nahrungsmittel meiden (Nüsse, Rhabarber, Spinat, Mangold, Schokolade, Kaffeepulver, Rote Rüben) 10. Meiden von frittierten Speisen, Kohlgemüse, Tomaten, Hülsenfrüchte, Gurken, Pilzen 11. Vorsicht bei abführend wirkenden Nahrungsmitteln: Kaffee, Fruchtsäfte, Getränke und Nahrungsmittel mit sehr hohem Zucker, Zuckeraustauschstoffe 12. Eine streng Lactose-freie (Milchzucker-freie) Diät ist meist notwendig, lactosefreie Milchprodukte wählen beim Bedarf, da der Dünndarm fehlt, d. h. fehlen indirekt auch Dünndarmenzyme wie „Lactase“ 13. Meiden von Alkohol und Zigaretten 14. 8Führung eine Ernährungstagebuch um Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln und Getränken zu notieren, bzw. festzustellen können 13