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This document provides details about social perception. It covers topics such as social cognition and how individuals construct their understanding of the social world. It also highlights the role of different factors in shaping this process, including social interaction and mental processes.

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Spezielle Themen der Allgemeinen: Soziale Wahrnehmung ===================================================== **[Kognition Definition:c]{.smallcaps}** **[Die Soziale Realität]{.smallcaps}** - soziales Umfeld ist sehr komplex und dynamisch - differenziertes System von Instrumenten notwendig -...

Spezielle Themen der Allgemeinen: Soziale Wahrnehmung ===================================================== **[Kognition Definition:c]{.smallcaps}** **[Die Soziale Realität]{.smallcaps}** - soziales Umfeld ist sehr komplex und dynamisch - differenziertes System von Instrumenten notwendig - derselbe Input → unterschiedliche Interpretationen einer Situation - Konstruktion einer subjektiven sozialen Realität auf Grundlage der Wahrnehmung - Konstruktion der sozialen Realität beeinflusst Gedanken, Gefühle und Verhalten **[Die soziale Kognitionsforschung]{.smallcaps}** - befasst sich mit der Untersuchung des sozialen Wissens und der psychologischen Prozesse, die beteiligt sind, wenn Individuen ihre subjektive Realität konstruieren - diese Prozesse betreffen die Art und Weise, wie wir Informationen kodieren - wie wir einer Situation Bedeutung verleihen - wie wir Informationen im Gedächtnis speichern und abrufen - wie wir Urteile bilden und Entscheidungen treffen. **[Der/die soziale Denker\*in]{.smallcaps}** - **Konsistenzsuchende**: Individuen, die sich um die Konsistenz zwischen ihren früheren Überzeugungen über die Welt und ihrer Interpretation einer bestimmten neuen Situation bemühen. - **Naive Wissenschaftler\*innen**: alle relevanten Informationen werden unvoreingenommen gesammelt. Schlussfolgerungen werden auf logische, wissenschaftliche Weise gezogen. - **Motivierte Taktiker\*innen**: Personen verfügen über mehrere Strategien, die je nach den situationsbedingten Zwängen angewandt werden - **Aktivierte Akteur\*innen**: Hinweise in der Umwelt aktivieren automatisch relevantes Wissen über Interpretationen und Verhaltensweisen **[Mögliche Fehlerquellen]{.smallcaps}** - Kognitive Dissonanz - Kognitive Fehler - Wunschdenken - Stereotypen 2. Soziale Kognition -------------------- **[Komponente der sozialen Kognition]{.smallcaps}** - interne mentale Repräsentation einer Situation - Vielzahl an kognitiven Prozessen - nicht ein Reiz beeinflusst unser Verhalten, sondern unsere Wahrnehmung dessen - der Kontext kann in Abhängigkeit der vorhandenen Reize variieren - der Kontext kann in Abhängigkeit des (sozialen) Vorwissens variieren Was ist das Soziale an der sozialen Kognition? - Stimulus Material - physikalische vs. soziale Umwelt - soziale Interaktion als Basis - Selbstbeteiligung - Selbst und Fremdwahrnehmung beeinflussen / bedingen sich **[Social Cognition --How individuals construct social reality; Greifeneder, Bless& Fiedler, 2018]{.smallcaps}** 3 Elemente, die berücksichtigt werden müssen - **gegebene Situation** - externe vs. interne Einflüsse - andere Personen - Gegenstände - Umgebungsfaktoren - eigenes Befinden - **Vorwissen** - verallgemeinerte Annahmen über Personengruppen (z.B. Stereotypen) - allgemeine Annahmen über Charaktereigenschaften - soziale Normen - Skripte - **Mentale Prozesse** - automatisierte vs. kontrollierte Verarbeitung - schnell vs. langsam - oberflächlich vs. tief **[Kognitive Verarbeitung]{.smallcaps}** Die Verarbeitungskapazität - ist begrenzt - nicht alle relevanten Informationen werden verarbeitet - Verteilung der Aufmerksamkeitsressourcen - Auswahl der Informationen - vom Kontext abhängig **[Arten der kognitiven Verarbeitung]{.smallcaps}** - Top Down (Vorwissen & Erwartungen) → kommt aus uns heraus - Bottom Up (situative Reize) → aus Situation heraus - automatisiert (wenige Ressourcen, keine bewusste Steuerung) - kontrolliert (viele Ressourcen, bewusste Steuerung) - je vertrauter die Situation, desto automatisierter **[Wahrnehmung & Aufmerksamkeit]{.smallcaps}** - Cocktail Party Effekt - Aufmerksamkeit wird auf bestimmte Aspekte gerichtet (Augen, rot) - Filter → Teilmenge an Informationen - Aufmerksamkeit geht auf auffällige Reize - Auffälligkeit aufgrund der Diskrepanz zu anderen Reizen (alles, was anders ist zieht die Aufmerksamkeit auf sich) - Auffälligkeit aufgrund der Diskrepanz zum Vorwissen **[Enkodierung & Interpretation ]{.smallcaps}** - Abgleich mit Vorwissen - Verbindung zu sinnvollen Kategorien - Kategorie = elementare Wissensstruktur **[Speicherung & Abruf ]{.smallcaps}** - Speicherung erfordert erhebliche Ressourcen (Wiederholung) - Informationen werden leicht verfügbar gespeichert - Mehr Verarbeitung → Speicherung (Schlaf) **[Urteil & Entscheidung ]{.smallcaps}** - Idealfall: alle relevanten Informationen werden in Betracht gezogen - Bedeutung wird abgewogen - Jedoch: Verarbeitungskapazität beschränkt - umfassende Verarbeitung unwahrscheinlich - Teilmenge relevanter Informationen herausgefiltert **[Verhaltensreaktion ]{.smallcaps}** - Interne Entscheidungen als Grundlage - Urteile werden direkt mitgeteilt Oder intern getroffen - Spektrum an Verhaltensweisen 1. Welches sind die wichtigsten Bestandteile der Konstruktion der sozialen Wirklichkeit? Wende diese Bestandteile auf ein konkretes Beispiel an. - Gegebene Situation/soziale Situation - Kognitive/mentale Prozesse - Vorwissen (Erfahrung, Skripte) → Schemata, Stereotype 2. Was versteht man unter „Top-down"- und „Bottom-up"-Verarbeitung? Benenne einige Beispiele aus dem täglichen Leben. - Top-down: aktive Steuerung einer Aktion/ Verarbeitung aus sich heraus (→ Vorwissen + Erfahrungen) - Bottom-up: äußere Reize steuern Wahrnehmung (z.B. Gerüche) 3. Was könnte ein Werbetreibender tun, um die Chancen zu erhöhen, dass die Zuschauer einem bestimmten Werbespot Aufmerksamkeit schenken? Leite aus den Überlegungen zu Aufmerksamkeitsprozessen einige konkrete Beispiele ab. Diskutiere mögliche Vor- und Nachteile der Strategien. - Auffallende Farben - Überraschungseffekt/WOW-Effekt - Stilmittel (Metaphern, Reime) - Emotionalen Kontent vermitteln/auslösen - Augen - Gewohnte/neuartige Töne - (nackte Haut) Verbindung neuer Informationen mit vorhandenem Wissen ----------------------------------------------------- **[Neue Informationen]{.smallcaps}** Neue Informationen werden nicht isoliert verarbeitet; sondern in Bezug auf bestehendes Wissen interpretiert. Zugänglichkeit des Vorwissens: - Wie gut können wir Wissen abrufen oder speichern - Häufigkeit der Aktivierung - Kürzliche Aktivierung (last Minute lernen) - Salienz des Reizes (einige Reize sind präsenter als andere) z.B. Emotionen auslösen - Situative Einflüsse (Situationen der Prüfung hilft dabei Sachen zu erinnern) - Anwendbarkeit des Vorwissens **[Priming]{.smallcaps}** - Die Aktivierung eines bestimmten Gedächtnisinhalts beeinflusst die nachfolgende Verarbeitung z.B. bei subliminalen Priming (unbewusst) - besonders wirksam, wenn die Situation selbst mehrdeutig ist - Medieninhalte können als Priming Reize fungieren (Shooter-game-Beispiel) - Wiederholter Konsum bestimmter Inhalte kann dazu führen, dass Schemata chronisch zugänglich werden und dauerhaft die Wahrnehmung beeinflussen **[Wissensarten]{.smallcaps}** - Semantische Konzepte: allgemeines Wissen über die Welt (kulturell geprägt) Werte, Normen, Regeln - Episodische Erinnerungen: Erinnerungen - Stereotype und soziale Schemata Aus Gesellschaft heraus frühere Erfahrungen und Erlebnisse - Schema Theorie: werden durch persönliche Erlebnisse erschaffen - Assimilation und Akkommodation **[Hintergrundvariablen]{.smallcaps}** - Umfang der Verarbeitung - variiert je nach Motivation und verfügbaren Ressourcen - psychologische Distanz →nah vs. Entfernt - kulturelle Einflüsse → Individualismus vs. Kollektivismus - Angemessenheit je nach sozialen Skripten **[Psychologische Distanz]{.smallcaps}** = Construal Level Theory (Überbegriff) - Zeitliche Distanz - Räumliche Distanz (Dinge, die weiter weg sind, sind schwieriger vorzustellen (zu abstrakt)) - Soziale Distanz (Fremde Personen → abstrakte Verarbeitung) - Hypothetische Distanz (hypothetische Ereignisse → abstrakter) Wissensstrukturen - Kategorien, Stereotype - Schemata, Skripte - (kognitive) Karten (Orientierung, Infos ausnehmen, Netzwerke bilden) - assoziative Netzwerke - (kognitive) Konsistenzen - Episodisches Gedächtnis (Dinge, die zusammenpassen, werden zusammen gespeichert) Abruf - Externe oder interne Hinweise - Konvergent: Abruf des Namens anhand eines Fotos - Divergent: kreativer Prozess; z.B. Geburtstagsgeschenk - Kognitive Flexibilität - Kombination verschiedener Inforationen + Gedächtnisinhalte Priming - Semantisch: Arzt → Krankenschwester (ein Wort wird leichter zugänglich gemacht) - Handlung: motorische Reaktionen (Blaulicht, weg freimachen) - Kategorial: Frucht → Apfel - Evaluativ: Lächeln → Neutral (lächelndes Gesicht, neutrale werden auch lächelnd wahrgenommen) Implizite soziale Kognition - Stereotype - Stark automatisierte Prozesse (wenn man so schnell wie möglich auf Reize reagiert) - Unbewusste kognitive Verknüpfungen (Erziehung, Erfahrungen) - Z. B. Einstellungen gegenüber Personengruppen Gedächtnis - Adaptiv, anpassungsfähig (Beispiel: Bindungstheorie → kann man ändern „Neurolinguistisches Programmieren") - Selbstbezogene Kodierung → wir sind das Zentrum des Geschehens, wir sehen alles aus unserer Perspektive - Interpretation neuer Informationen in Richtung bestehender Überzeugungen - Inkonsistente Informationen → stärkere Verarbeitung; Einstellungen hinterfragen 1. Wähle eine für dich relevante soziale Situation aus und diskutiere, wie die Kodierung dieser Situation davon abhängt, welches Vorwissen du anwendest. - Episodisches Wissen - Semantisches Wissen → Normen und Regeln - Schemata (Assimilation und Akkommodation), Vorurteile, Stereotype (unbewusst) - Vergleiche mit früheren Situationen 2. Denke an eine bevorstehende Situation, z. B. an deinen nächsten Sommerurlaub. Konstruiere diese Situation und schreibe auf, was dir dazu einfällt, und zwar in zwei Schritten: Stelle dir diese Situation zunächst so vor, als wäre sie in fünf Monaten, und dann so, als wäre sie in fünf Tagen. → Wie unterscheiden sich die beiden Konstruktionen? - Unterschiede in den Konstruktionen durch zeitliche Distanz - Zeitlich weiter weg: Konstruktion abstrakter - Zeitlich näher: Konstrukte konkreter - Grundlage für soziales Verhalten Kontrollierte und automatisierte Informationsverarbeitung --------------------------------------------------------- **[Soziale Urteile]{.smallcaps}** - subjektiv und in Abhängigkeit des Kontextes - absolute Urteile objektive Messungen (z.B. Temperatur) - evaluative Urteile Kontext und individuelle Präferenzen - Grundlage für soziales Verhalten - Erster Eindruck **[Nutzung von verfügbaren Informationen]{.smallcaps}** - Assimilation positive Beziehung zwischen Information & Urteil - fundamentale Attributionsfehler - selektive Verarbeitung **[Modell der Inklusion & Exklusion]{.smallcaps}** Das Inklusions-/Exklusionsmodell ist ein allgemeines Modell des sozialen Urteils, das eine breite Palette von Variablen integriert, die die Informationsverwendung beeinflussen. Das Modell besagt, dass evaluative Urteile, die auf Merkmalen des Ziels beruhen, zwei mentale Repräsentationen erfordern, nämlich eine Repräsentation des Ziels und eine Repräsentation eines Standards, gegen den das Ziel bewertet wird. In der Regel sind zwei mentale Repräsentationen für evaluative Urteile erforderlich. Die Repräsentation des Ziels (individuell) und die Repräsentation eines Standards (Vergleichswert). Die Beiden werden verglichen und das kann zu Assimilationseffekten führen oder zu Kontrasteffekten. Informationen, die bei der Bildung einer Repräsentation inkludiert werden, führen zu Assimilationseffekten. Die Inklusion positiver Merkmale führt zu einem positiveren Urteil; während die Inklusion negativer Merkmale zu einem negativeren Urteil führt. Informationen, die exkludiert werden, führen zu Kontrasteffekten → Beispiel: Vorstellung Note 1 → 3 (alle 3 → Abgleich der Eigenen Erwartungen; subjektive Einschätzung der eigenen Leistung) **[Informationsfilter]{.smallcaps}** Informationen werden ausgeschlossen, wenn - irrelevant (wahrgenommene Relevanz; subjektiv) → In Gesprächen zurückrudern - nicht repräsentativ (Repräsentativität, Anwendbarkeit) - unpassend/irrelevant (Gesprächsrelevanz; objektiv) **[Effekte Ressourcen]{.smallcaps}** - Assimilationseffekt vs. Kontrasteffekt (weniger kognitive Ressourcen; genügend Ressourcen) - abhängig von kognitiven Ressourcen - wenig Ressourcen fördern Assimilation - viel Ressourcen fördern Kontrasteffekte **[Motivationale Determinanten]{.smallcaps}** - Situative Faktoren: Kapazität und Motivation - Bedarf nach Kognition tiefergehende Verarbeitung - Bedarf nach Abschluss schnelle und fixe Antworten - Bedürfnis nach Genauigkeit - Bedürfnis der positiven Selbstwahrnehmung **[Using information that serves us well]{.smallcaps}** - Bestätigung eigener Überzeugungen - Verzerrte Urteile - Selektive Informationssuche → externaler Attributionsfehler - Erinnerung an positive Informationen - Besser-als-der-Durchschnitt Effekt - Überoptimismus → Glaube daran, dass man anders ist/ besser ist - Anpassung an Bedürfnisse - Adaptive Informationsnutzung → auf das Anwenden was wir schon wissen - automatische Urteile → sich selbst schützen? - Dual-Process Modell → automatisierte Prozesse (stroop test), kontrollierte Prozesse - unbewusste Informationsverarbeitung - Intentionalität und Kontrollierbarkeit (z.B. Stroop-Test) - effizient, ressourcenschonend - oft schnell und genau *Die Rolle von Gefühlen in der sozialen Kognition* **[Gefühle vs. Stimmungen]{.smallcaps}** - Gefühle: kurzfristig und intensiv - Stimmung: länger anhaltend und weniger intensiv - Früher: Hindernis für rationales Denken - Heute: wichtig für kognitive Verarbeitung und soziale Urteilsbildung - Stimmung Zugänglichkeit und Verarbeitung von Informationen **[Stimmung & Gedächtnis]{.smallcaps}** - Mood-State Dependency - **Stimmungsabhängige Erinnerung** → Stimmung ruft Erinnerung hervor - **Stimmungskongruente Erinnerung** → Erinnerungen werden besser abgerufen, wenn man sich jetzt in der gleichen Situation befindet wie beim Erleben - assoziatives Netzwerkmodell (Bower, 1981) **[Stimmung & Urteile]{.smallcaps}** - Stimmungskongruente Urteile - „Wie fühle ich mich dabei?" als Urteilsbasis - Gefühle als direkte Informationsquelle - Attribution von aktuellen Gefühlen auf aktuelles Geschehen → 1. Date; aufgeregt (Adrenalin) Verliebtheitsgefühl - Unmittelbarkeitsprinzip → Gefühl im Moment hat hohe Relevanz **[Moderatoren]{.smallcaps}** - Salienz der Gefühle → intensiver - Relevanz der Gefühle - Intensität der Gefühle - Verarbeitungsstil - Repräsentativität → unterdrücken **[Stimmung & Verarbeitungsstil]{.smallcaps}** → Hängt vom Kontext ab - Positive Stimmung Heuristiken und vorhandene Wissensstrukturen - Positive Stimmung Stereotype und abstrakte Kategorisierung - Negative Stimmung detaillierter und systematischer - Negative Stimmung Qualität der Argumente wichtiger - Negative Stimmung gründlichere Analyse von Argumenten 1. Betrachten wir die automatische Aktivierung von stimmungskongruentem Material im Gedächtnis. Was würde passieren, wenn wir nicht in der Lage wären, dieser automatischen Aktivierung entgegenzuwirken, insbesondere wenn wir in einer traurigen, depressiven Stimmung sind? - Keine Möglichkeit zur Ablenkung - Nur negative/ traurige Erinnerungen - Schwierigkeit zur Neuausrichtung - Keine Lösung von Trauer - Endlosschleife (traurig → traurige Gedanken → noch trauriger) 2. In Supermärkten werden viele Versuche unternommen, um die Stimmung der Kunden zu verbessern (z.B. Musik, kleine Geschenke). Erörtere, warum dies eine wirksame Strategie sein könnte. Unter welchen Umständen wäre diese Strategie weniger wirksam? - Musik passend zu Produkten - Produktproben zum testen - Stimmungskongruenz wird erzeugt - Unterbewusste → unwirksam 3. Was ist der Unterschied zwischen stimmungsabhängigem und stimmungskongruentem Abruf? Stimmungsabhängig: eher Erinnerung, wenn ähnliche Stimmung Stimmungskongruent: pos. Stimmung gelernt → leichter abrufbar Das Spiegelneuronensystem ------------------------- **[Spiegelsystem -- was ist das? ]{.smallcaps}** - Netzwerk verschiedener Neuronen → wir sehen Personen beim Klettern, gleiche Gehirnareale aktiv, wie wenn wir selbst klettern würden (Visualisierung) - wird aktiviert, wenn wir eine Handlung ausführen und wenn wir eine Handlung beobachten - erstmals bei Affen entdeckt, aber auch beim Menschen vorhanden - nicht nur für Handlungen, sondern auch für Emotionen, (z.B. Schmerz, Freude...) Mitfühlen oder Nachempfinden von Emotionen, Empathie, und essentiell für soziale Kognition **[Soziales Lernen mithilfe von Spiegelneuronen]{.smallcaps}** - Konzept des sozialen Referenzierens → Modelllernen - Lernen, was gut und was schlecht ist - Gefahren vermeiden → fight or flight - Ekel und Angst - besonders wichtig für (Klein)kinder - viele Prozesse unbewusst (z.B. Angst erkennen) - Lernen durch Beobachten vs. Lernen durch Instruktion - bewusste Verarbeitung notwendig - Signal von außen als bedeutsam erkennen - Wissensvermittlung (wenn Kind erkennt, dass Verhalten nützlich ist) **[Soziale Reaktionen]{.smallcaps}** - Soziale Kognition oft symmetrisch → Person sendet Reiz → andere Person passt sich an - spiegelnde Reaktionen → nachahmen - Synchronisierung zwischen Menschen → Blinzeln, oft synchronisiert sich die Blickrichtung, Bewegungen, z.B. Nicken oder Arme verschränken, Hirnelektrische Aktivität (z.B. EEG), Neuronale Aktivität (z.B. fMRI) - unbewusste Nachahmung - „Chamäleon Effekt" **[Alignment in joint action]{.smallcaps}** Automatische Angleichung zwischen Menschen bei gemeinsamer Aktivität (Gemeinsame Aufgabe geteilte Repräsentation) Sie ist wichtig für effektive Zusammenarbeit und nützlich vor allem beim Erlernen von Handlungen so spielt sie eine große Rolle für Säuglinge/Kleinkinder. Dazu ist sie eine Angleichung von Zielen, für die einfache Imitation oft nicht ausreichend ist sondern komplementäre Handlungen notwendig sind. → Aufgaben aufteilen **[Blicke als soziales Signal]{.smallcaps}** - Blickrichtung als Signal - Blicke als Zeiger / Hinweis - für relevante Objekte / Orte / Ereignisse - z.B. Gefahren, Interessantes, Aufmerksamkeit - Augen sehr schnell erkennbar (weiße Sklera) **Ostension** - besondere Form der Signalisierung - Zeigen / Deuten auf ein Objekt - um etwas zu erklären / zu definieren - häufig bei Mutter-Kind Interaktion → Kleinkinder können Augen der Mutter erkennen - in Verbindung mit Blickkontakt Lernen durch Anleitung - bei Kindern: Annahme, dass alle Anleitungen gültig sind - später: Personen haben verschiedene Ansichten/Einstellungen - nicht alle Anleitungen sind verlässlich/gültig 1. Nenne 3 Beispiele, in denen uns unser Spiegelsystem bei einer sozialen Interaktion oder Situation hilft. - Empathie - Synchronisation - Problemlösung im Team 2. Benenne 3 verschiedene Signale zur sozialen Interaktion. - Blickkontakt - Sprache - Gestik/Mimik/non verbale Signale 3. Im Zeitalter von Digitalisierung und Social Media findet ein Großteil unserer Kommunikation im virtuellen Raum statt. Welche Prozesse im Bereich der sozialen Kognition sind dadurch erschwert/was geht verloren? - Emotionen vermitteln und verstehen - Synchronisierung/ Synchronizität (dadurch, dass man länger wartet) - Blickkontakt Die Entwicklung der sozialen Kognition -------------------------------------- **[Entwicklung der sozialen Kognition bei Kindern:]{.smallcaps}** - Kaskaden-Prozess (kognitive und soziale Fähigkeiten) frühe Erfahrungen, Fähigkeiten oder Defizite in einem Entwicklungsbereich beeinflussen dominoartig andere Entwicklungsbereiche - bei Neugeborenen: Präferenz für Gesichtsreize 1. Verarbeitung von Gesichtsausdrücken & geteilte Aufmerksamkeit 2. Theory of mind → Verständnis, dass Überzeugungen, Wünsche, Absichten usw. anderer sich von den eigenen unterscheiden können = Vermögen mentaler Zustände als Ursache des Verhaltens zu verstehen, um eigene/fremde Handlungen zu erklären & vorhersagen zu können 3. Empathie & moralische Urteilsbildung **[Soziokognitive Fähigkeiten]{.smallcaps}** - Gesichts- und Emotionsverarbeitung (Augen/später Gesicht) → erkennen & unterscheiden - geteilte Aufmerksamkeit - Theory of mind - Empathie → bei Psychopathie & Autismus eingeschränkt - Moral **[Wechselwirkungen]{.smallcaps}** - Interaktion bei Entwicklung von kognitiven und affektiven Fähigkeiten - Entwicklung von Exekutivfunktionen / Sprache fördert die Ausdifferenzierung der Theory of mind - soziale Kognition Entwicklung anderer kognitiver Funktionen - gemeinsame Aufmerksamkeit Sprachentwicklung **[Biologische Grundlagen]{.smallcaps}** - soziale Kognition basiert auf spezifischen neuronalen Netzwerken im Gehirn, dem sogenannten **„sozialen Gehirn"** - neurobiologische Prozesse, z.B. hormonelle Veränderungen - während Pubertät Intensivierung sozialer Verhaltensweisen - funktionale Konnektivität innerhalb der Netzwerke des sozialen Gehirns - Amygdala-Netzwerk → Emotionsverarbeitung - emotionale Bewertung und Regulation - Erkennen sozial relevanter Reize, wie z.B. Bedrohungen - sozial affiliatives Verhalten → emotionale Nähe aufbauen; Bindung - Amygdala & orbitofrontaler Kortex - Mentalisierung-Netzwerk - Theory of mind → innere Zustände anderer Menschen - Medialer präfrontaler Kortex → für alle kognitiven Abläufe zuständig - superiorer temporaler Sulcus - temporoparietales Übergangsgebiet - temporale Pole - Empathie-Netzwerk - Erkennen und Reagieren auf Emotionen anderer Menschen - Anteriorer cingulärer Kortex - Teile des somatosensorischen Kortex - anteriore Insula - Spiegelnetzwerk - Beobachtung von Handlungen / Emotionen - spezifische Neuronen - feuern bei beobachteten & selbst ausgeführten Handlungen - Parietale und präfrontale Kortex-Regionen - Moralisches Gehirn → moralische Entscheidungen treffen, hineinversetzen - anteriorer cingulärer Kortex - orbitofrontaler Kortex - frontopolare und ventromediale Kortexbereiche - temporoparietales Übergangsgebiet - Amygdala - Netzwerk für geteilte Aufmerksamkeit (joined attention) - Koordination der Aufmerksamkeit mit einer anderen Person - Dorsaler & medialer Frontalkortex, orbitofrontaler Kortex - Insula & Amygdala → sowohl für Empathie als auch für geteilte Aufmerksamkeit - anteriorer & posteriorer cingulärer Kortex - Knoten des Basalgangliennetzwerks & Striatum **[Umwelteinflüsse]{.smallcaps}** - erheblicher Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Kognition → bei Autismus va. Schnelle Intervention - mehr soziale Interaktionen und Freundschaften geringere neuronale Reaktivität auf soziale Ablehnung → Corona-Depression z.B. - Konsolidierung sozialer Regeln → Integration (Kindergarten usw.) - Entwicklung moralischer Entscheidungsprozesse **[Entwicklung über die Lebensspanne]{.smallcaps}** - Entwicklung soziokognitiver Fähigkeiten reicht bis ins Erwachsenenalter - besonders vulnerable Phase während der Pubertät - parallele Entwicklung von kognitiven und sozialen Fähigkeiten - Gefahren durch Social Media, Digitalisierung, Pandemie... - Verlagerung der sozialen Interaktion in den digitalen Raum - Cyber Bullying / Mobbing - sozialer Vergleich - Erlernen sozialer Fähigkeiten erschwert - Prävalenz psychischer Störungen erhöht ![](media/image4.png)The anxious generation (Jonathan Haidt, 2024) starker Anstieg durch social media; vor allem bei Studenten → Anstieg aller Krankheiten 1. Welche sozialen Netzwerke gibt es im Gehirn? - Amygdala Netzwerk - Spiegelnetzwerk - Mentalisierungsnetzwerk - Empathie-Netzwerk - Geteilte Aufmerksamkeit - Moralisches Gehirn 2. In welche(n) Phase(n) ist das Gehirn am vulnerabelsten? - Vulnerable Phasen v.a. früher Kindheit → neuronale Strukturen müssen aufgebaut werden - während Pubertät → Hormonelle Veränderungen 3. Welchen (äußeren) Einflüssen können die Entwicklung der sozialen Kognition behindern? - Computer und Handykonsum - Anzahl sozialer Interaktionen & Freundschaften - Social Media (Reaktionen sind verzerrt/verzögert) - Soziale Ausgrenzung Joined Attention/ action ------------------------ - Geteilte Aufmerksamkeit - auf dieselbe Aufgabe gerichtet - ähnliche oder komplementäre Handlungen → Aufgaben aufteilen; am Ende eine gemeinsame Arbeit - wichtig für soziales Lernen & Miteinander **[Synchronisierung]{.smallcaps}** - automatisch - auf neuronaler & physiologischer Ebene - während sozialer Interaktion - als Basis für Kollaboration - Je besser die Synchronisierung, desto besser... → noch wenig Forschung die Synchronisierung begünstigt *Methoden* - Hyperscanning → bei 2 oder mehreren Personen gleichzeitig erheben - EEG, fMRI, and fNIRS - Gleichzeitige Messung der neuronalen Aktivität mehrerer Personen in Echtzeit → Schweis, Herzratenvarialbilität - erste Studien mit dualer Blickbewegungsmessung - non invasiv ![](media/image6.png) **[Elektroenzephalographie (EEG)]{.smallcaps}** - Elektrische Aktivität des Gehirns - Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche - Neurologische Forschung & Diagnostik - non-invasiv ![](media/image8.png)**[funktionelle Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS)]{.smallcaps}** - Bildgebungsverfahren - Messung der Gehirnaktivität in der Gehirnrinde (Kortex) - schlechtere zeitliche Auflösung als EEG, non-invasiv **[funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI)]{.smallcaps}** - ![](media/image10.png)Bildgebungsverfahren - Messung der Gehirnaktivität - non-invasiv - schlechtere zeitliche Auflösung als EEG und fNIRS → Bildstimuli, keine sozialen Interaktionen simulieren **[Geteilte Aufmerksamkeit & Synchronisierung]{.smallcaps}** - Gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus auf dritte Quelle - Geteilte Aufmerksamkeit Synchronisierung - Hirnelektrische Aktivität - Neuronale Aktivität - Blinzelfrequenz Studie ------ - Duales (mobiles) Eye-Tracking zur Erfassung der Blinzelfrequenz - Quantifizierung der Blinzel-Synchronisierung zwischen 2 Personen - zur Vorhersage der Teamleistung - Problemlösungsaufgabe **Hypothesen** 1. Die Synchronisierung der Blinzelfrequenz steigt über die Zeit. 2. Die Synchronisierung der Blinzelfrequenz sagt die Teamleistung vorher. **Experimentelles Setup** - 2 Notebooks mit externen Webcams - 2 Paar Tobii Pro Glasses 2 - 2 Kinnstützen - Zwischen den Probanden: Trennwand **Mobiles Eyetracking** - Tobii Pro Glasses 2 - Möglichkeit der Blickverfolgung zuerst Interessensbereiche bestimmen; händisch auswerten - unabhängig von Ort und Umgebung - manuelle Auswertung/Kodierung **Stichprobe** - 76 Teilnehmende, 38 Teams - Altersdurchschnitt: 23 (18 -- 58 Jahre) - 48 Frauen, 28 Männer (keines Geschlechts - und Alterseffekte; willkürliche Teambildung) **Ablauf** - Kennenlernen (10 Min.) - Winter Survival Aufgabe - Teamlösung \>\< Musterlösung **Datenverarbeitung** - Export der Pupillendaten → Pupillenextraktion durch Lichtveränderung - Durchmesser und Validität - Algorithmus zur Erkennung der Blinzelrate - Phi-Koeffizient für Synchronisierung → 0-1 jeder Blinzler hat zugleich mit Person B stattgefunden **Ergebnisse** Signifikante Unterschiede zwischen der Blinzelsynchronisierung während des Kennenlernens und Problemlösungsaufgabe F(1, 73) = 10.10, p \< 0.01, η² = 0.12 → mittelstarker Effekt - Pearson Korrelation: r(74) = 0.33, p\< 0.01 - 14% der Varianz der Problemlösefähigkeit\ im Regressionsmodell durch die\ Synchronisierung erklärt - Kontrolle für: Baseline Blinzelfrequenz,\ Sympathie und Empathie **Implikationen** - ![](media/image12.png)Synchronisierung findet auch via Webcam statt - beeinflusst die Teamleistung - verändert sich über die Zeit **Zusammenfassung:** Meine Studie untersucht die Synchronisierung der Blinzelfrequenz als Prädiktor für Teamleistung. Die Ergebnisse zeigen, dass eine höhere Synchronisierung mit einer besseren Problemlösungsleistung korreliert. Das Experiment zeigt, dass Synchronisierung über die Zeit zunimmt und einen positiven Einfluss auf die Teamleistung hat. Auch über Webcam findet eine Synchronisierung statt. 1. Welche Methoden eignen sich besonders für Hyperscanning? - fNRIS, fMRI, EEG, Eyetracking 2. Was sind die Vorteile von EEG, fNIRS und Eyetracking gegenüber fMRT? - Bessere zeitliche Auflösung (Verzögerung, nur alle 20 Sekunden ein Bild) - Kostengünstiger - Keine echten Interaktionen messen (In der Röhre) 3. Überlege dir eine Situation, in der es spannend wäre, mithilfe von Hyperscanning die Synchronisierung zu messen. Beschreibe 3 Punkte, auf die besonders zu achten ist. - Situation in Studie im Zoom-Setup → gemeinsames Probelemlösen - Freunde/nicht Freunde - Synchronisierung von Patienten & Therapeut → Therapieerfolg vorhersagen Blickkontakt ------------ Der Blickkontakt ist ein starkes Signal, das sowohl positive Emotionen/Aufregung auslöst als auch die Wahrscheinlichkeit für ein Gespräch erhöht. Er gilt als Grundlage für Kommunikation & soziale Interaktion & für Kooperationsbereitschaft (Augen weit geöffnet, Augenbrauen angehoben, lächeln Bereitschaft zu Kooperation) Unsere Aufmerksamkeit fokussiert reflexartig (angeborener Mechanismus) auf uns gerichtete Blicke. Bei anderen Spezies stellt Blickkontakt potenzielle Bedrohung dar. **[Methoden]{.smallcaps}** - Manipulation des Blickkontakts - 5-10 Min. einander in die Augen sehen - Blickkontakt wird ausgesendet - erste Studien mit dualer Blickbewegungsmessung **[Relevanz]{.smallcaps}** Blickkontakt spielt eine Rolle beim Kennenlernen und ist durch die Partnerwahl wichtig für sexuelle Reproduktion. Es zeigt Interesse und kreiert Anziehung. Evolutionäre Perspektive untersucht vor allem physische Aspekte (sexuelle Aspekte) aber auch Stimmlage & Körpersprache (Entscheidender Einfluss). **[Blickkontakt hat eine duale Funktion]{.smallcaps}** Blickkontakt ist relevant für... Informationen senden & sammeln Interesse signalisieren den mentalen Zustand des Gegenübers erkennen Studie (Hoffmann) ----------------- - Duales (mobiles) Eye-Tracking zur Erfassung des Blickkontakts - Quantifizierung des gleichzeitigen Blickkontakts zwischen 2 Personen zur Vorhersage der Partnerwahl nach einem 5-minütigen Speed-Date **Hypothesen** 1. Je mehr gleichzeitigen Blickkontakt zwei Personen während eines Speed-Dates haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für das Gegenüber als potenziellen Partner entscheiden. 2. Subjektiv wahrgenommener und objektiv gemessener gegenseitiger (gleichzeitig) Blickkontakt stehen in keinem Verhältnis zueinander. +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Stichprobe** | **Dating Partner** | | | | | - 60 Teilnehmende, Single oder | - 4 Frauen, 4 Männer, Single | | bereit zu daten | und bereit zu daten | | | | | - Altersdurchschnitt: 23 (19 -- | - Altersdurchschnitt: 23 (21 -- | | 32 Jahre) | 30 Jahre) | | | | | - 30 Frauen, 30 Männer | - vorab ausgewählt, Hypothesen | | | unbekannt | +===================================+===================================+ | **Experimentelles Setup** | **Ablauf** | | | | | - 2 Paar Tobii Pro Glasses 2 | - Kalibrierung der | | | Eyetracking-Brillen | | - Zwischen den Proband\*innen: | | | Tisch | - 4 Speed-Dates pro Probanden | | | | | - Proband\*innen sitzen sich | - Kurzer Fragebogen nach jedem | | gegenüber (wussten nicht, | Date (Blickkontakt, Beziehung | | dass es um Eyetracking geht) | ja/nein) | | | | | | - Dating Partner in separatem | | | Raum | +-----------------------------------+-----------------------------------+ **Datenverarbeitung** - Export der Videos mit Gaze Overlay - Manuelle Kodierung der Fixationen (jede ms) - Areas of Interest: Augen, Gesicht, Körper, Hintergrund - Co-Occurence Filter für gleichzeitigen Blickkontakt **Diskussion** - Blick in die Augen, aber nicht ins Gesicht sagt Partnerwahl vorher - Blickkontakt löst positive Emotionen aus - Signal des Interesses, man fühlt sich berührt - Reziprozität: mehr Blickkontakt aussenden, wenn man viel bekommt - Attraktivität spielt ebenfalls eine Rolle - kein Zusammenhang zwischen Blickkontakt und Attraktivität (nicht so starke Rolle wie Blickkontakt) **Limitationen** - kleine Stichprobe - vorab ausgewählte Dating Partner \< Round-Robin Design - keine Generalisierbarkeit auf andere Kulturen - möglicherweise verändertes Blickverhalten wegen der Brille ![](media/image14.png)**[Blickverhalten -- Normen?]{.smallcaps}** Augen/Kopf öfter Hintergrund manchmal Body nie (keine Messung) **[Blickverhalten -- Prädiktoren?]{.smallcaps}** - Persönlichkeitsdimensionen spielen nur eine kleine Rolle - Erziehung / Umwelt hat einen stärkeren Einfluss (0.25) - In Dating Studie: Persönlichkeit nicht korreliert mit Blickverhalten - Einzige signifikante Variable: Angst vor Blickkontakt (nicht im Paper) **[Soziale Aufmerksamkeit]{.smallcaps}** - Aufmerksamkeit für soziale Reize = angeboren - Generell: andere Menschen als unbelebte Objekte - Gesichter (fremde, bekannte) → größere Rolle als Körper - Augen - Körper - Umwelt spiel große Rolle Modell 1: Alter & Geschlecht nicht relevant Modell 2: bei den Persönlichkeitsdimensionen nur Offenheit signifikant\ Varianzaufklärung: 0,5% →fast nichts Modell 3: Dichte des Heimatortes klärt 17%\ der Varianz auf, Persönlichkeit →Stadtleute fixieren mehr Gesichter als Dorfleute 1. Erkläre die Rolle von Blickkontakt in sozialen Interaktionen. Beschreibe, welche Funktionen Blickkontakt erfüllt und wie er unsere Kooperationsbereitschaft und Kommunikation beeinflusst. - Aufmerksamkeit lenken/fokussieren - Mentalen Zustand 2. Welche Ergebnisse lieferte die Speed-Dating-Studie zum Einfluss von Blickkontakt auf die Partnerwahl? Gehe auf die wichtigste Hypothese und die Bedeutung von gleichzeitigem Blickkontakt ein. - Gegenseitiger Blickkontakt länger = höhere Chance für positive Partnerwahl (je Minute Blickkontakt, 3fach Chance) - Gesicht Kontakt hatte keine Vorhersagenkraft - Attraktivität keine Rolle, Kein Zusammenhang mit Blickkontakt - Kein Zusammenhang zwischen subjektiver Einschätzung und objektiver Messung des Blickkontakts Eyetracking als Messmethode für soziale Kognition ------------------------------------------------- **[Eyetracking -- was ist das?]{.smallcaps}** Die sogenannte Okulographie ist eine Methodik zur Aufzeichnung von Blickbewegungen indem Sakkaden (Strecken) vs. Fixationen (längerer Fokus) identifiziert werden und die Reaktionszeiten (nicht Sakkaden Geschwindigkeit, sondern ab dann, wenn Fixation beginnt) sowie die Fixationsdauer/Anzahl an Fixationen gemessen werden. [Eyelink 1000]{.smallcaps} [Tobii Spectrum]{.smallcaps} [Tobii Glasses 2 und 3 → Infrarot]{.smallcaps} **[Parameter]{.smallcaps}** - Sakkaden → generell innerhalb von Interessensinhalten - Pupillendurchmesser - Fixationsdauer - Anzahl der Fixationen - Blinzelfrequenz **[Soziale Aufmerksamkeit]{.smallcaps}** - soziales Verhalten - soziale Motivation - soziale visuelle Aufmerksamkeit - dynamisch und bidirektional → wir können mit unserer Aufmerksamkeit andere beeinflussen & interagieren; Informationen aufnehmen - Koordination von gemeinsamer Aufmerksamkeit **[Second-Person Framework]{.smallcaps}** - Unterschied zwischen Interaktion und Beobachtung - Second-Person vs. Third-Person Perspektive → selber in Interaktion; von außen beobachten - direkte Beteiligung an sozialen Interaktionen entscheidend für die Entwicklung sozialer Kognition (Second-Person) - Beobachtung einer sozialen Interaktion (Third-Person) **[Bedeutung für die Forschung]{.smallcaps}** - Verständnis sozial-kognitiver Prozesse nicht - Interaktionsdynamik sollte erfasst werden (in Echtzeit) - duales Eyetracking als Methode - bidirektionale Natur der sozialen Aufmerksamkeit Eyetracking Forschung - Wie lenken Menschen ihre Aufmerksamkeit auf soziale Reize? - Wie beeinflusst das Blickverhalten soziale Interaktionen? - Unterscheidung zwischen typischem und atypischem Blickverhalten - z.B. bei Störungsbildern wie Autismus, Angst, Depression usw. → Parkinson, Schizophrenie - Gemeinsame Aufmerksamkeit (Kooperation, gemeinsames Problemlosen) - Initiierung und Reaktion - Soziale Motivation: Tendenz auf soziale Reize zu reagieren →Störungsbilder (Autismus) - Soziale Ausrichtung: Reaktion auf soziale vs. nicht-soziale Reize **[Herausforderungen]{.smallcaps}** - Ökologische Validität - Merkmale von Teilnehmenden - Ein- und Ausschlusskriterien - Datenverlust Ökologische Validität - v.a. bei mobilem Eyetracking gegeben - realistische soziale Situation - echte Interaktion - weniger experimentelle Kontrolle - aufwändiger in der Auswertung Interessensbereiche im real-world Setting ![](media/image16.jpg)Bei Kindern: Person in der Mitte, rundherum verschiedene Kuscheltiere Simulierte soziale Interaktionen - Vorab aufgezeichnete Videos - Person, die direkt in die Kamera spricht z.B. → Gespräch nicht echt aber Interaktion - mehr experimentelle Kontrolle \> kein natürlicher Kontext - Dynamische Prozesse der sozialen Interaktion zum Teil erfassbar - jedoch: keine echte Interaktion, einseitig Avatar als Interaktionspartner\*in - vorab klar definierte soziale Signale - hohe Standardisierung und experimentelle Kontrolle möglich - Jedoch: unnatürlich +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Remote Eyetracking (am | | | Bildschirm) | | +===================================+===================================+ | Vorteile | Nachteile | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - Volle experimentelle | - Unnatürliches Blickverhalten | | Kontrolle | | | | - Oft statische Stimuli, keine | | - Einfache Auswertung | Interaktion | | | | | - Bessere Datenqualität →gaze | - Keine ökologische Validität | | samples | | | | - Schlechter Übertragbarkeit | | - Hohe Auflösung (500-1000Hz) | | | | | | →in jeder Microsekunde messen wo | | | hingeschaut wird | | +-----------------------------------+-----------------------------------+ +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Mobiles Eyetracking | | +===================================+===================================+ | Vorteile | Nachteile | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - Hohe ökologische Validität | - Wenig bis gar keine | | | experimentelle Kontrolle | | - Echte Interaktionen möglich | | | | - Aufwendige Auswertung | | - Dynamische „Stimuli" | | | | - Zum Teil schlechte | | - Natürliches Blickverhalten | Datenquellen | | | | | | - Schlechte Auflösung | | | (50-200Hz) | +-----------------------------------+-----------------------------------+ 1. Vergleiche mobiles und Remote-Eyetracking hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile. Wie beeinflussen diese Unterschiede die ökologische Validität und die experimentelle Kontrolle in Studien? - Remote: hohe Kontrolle, geringe ökologische Validität - Mobiles: wenig Kontrolle, hohe ökologische Validität - Stark abhängig von Fragestellung 2. Diskutiere die Relevanz des Second-Person Frameworks in der Forschung zur sozialen Kognition. Warum ist die direkte Interaktion entscheidend im Vergleich zur Beobachtung von sozialen Szenen? - Direkte Beteiligung an sozialer Interaktion entscheidend für die Entwicklung von sozialer Kognition - Interaktive Perspektive notwendig, soziale Prozesse vollständig zu verstehen - Beobachtung ist nicht ausreichend Soziale Kognition bei psychologischen Störungsbildern ----------------------------------------------------- **[Untersuchte Konstrukte]{.smallcaps}** - Empathie - Theory of Mind - Selbstrepräsentation - Soziale Wahrnehmung - Handlungsüberwachung - Verarbeitung sozialer Stimuli Die soziale Kognition wird als Basis für erfolgreiche soziale Interaktion angenommen, da viele psychiatrische Störungen gravierende Defizite aufweisen. (Schizophrenie, Autismus) **[Sozial-kognitive Prozesse]{.smallcaps}** - Erkennung von sozialen Stimuli - Erkennung von Emotionen - Beobachtung von Handlungen - Rückschlüsse auf den mentalen Zustand ziehen Autismus -------- Menschen mit Autismus zeigen verringerte Aktivierung in mehreren Komponenten des Spiegelneuronen-Netzwerks während motorischer Aufgaben sowie Beeinträchtigung der motorisch-kognitiven Fähigkeiten (z.B. Imitation oder Verständnis zielgerichteter Handlungen). Das kann zurückzuführen sein auf frühe Störungen in den gesichtsverarbeitenden Bereichen (z.B. Amygdala, fusiformer Gyrus) → Empathie, Emotionen Außerdem weisen Autisten kaskadenartige Defizite auf wie zum Beispiel, dass sie keine Präferenz für soziale Stimuli wie Gesichter haben. Menschen mit Autismus zeigen allerdings keine Defizite bei der Aufmerksamkeit für bekannte Gesichter, z.B. Mutter. Dazu kommen Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Empathie genau wie sie blinde Kinder haben. Daraus folgern wir, dass der visuelle Input und Erfahrung für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten entscheidend sind. Es gibt anatomische Beweise für die geringere neuronale Aktivierung im Theory of Mind Netzwerk und ein abnormales Amygdala-FG-System, das ist nämlich verkleinert. Durch explizite Anweisung kann man aber auch diese Netzwerke aktivieren, indem man die Kinder ausdrücklich darauf hinweist, auf die sozialen Reize zu reagieren. Empathie-Defizite können durch komorbide Alexithymie erklärt werden also durch die *Beeinträchtigung der Regulierung und Erforschen von Emotionen*. **Eyetracking bei Autismus** - Untersuchung der visuellen sozialen Aufmerksamkeit; Testungen in einem passiven, freien Betrachtungsmodus; explizite Antworten oder verbale Anforderungen nicht notwendig - reduzierte Blicke auf soziale Reize insbesondere auf die Augenpartie von Gesichtern sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen Schizophrenie ------------- Defizite in der sozialen Interaktion als Hauptmerkmal der Störung tragen typischerweise zum abweichenden Sozialverhalten bei. - Defizite in\ Emotionserkennung\ kognitiver Empathie\ Theory of Mind\ emotionale Perspektivenübernahme\ affektive Sensitivität - Geringere neuronale Aktivierung → Defizite in Gehirnentwicklung\ im Amygdala-FG System\ im Theory of Mind Netzwerk\ in Bereichen für kognitive Empathie - Inkonsistente Ergebnisse für affektive Empathie **[Störungsbilder]{.smallcaps}** - Schizophrenie - Bipolare Störung - Borderline eher Persönlichkeitsstörungen - Major Depression - Posttraumatische Belastungsstörung **[Frühe Lebenserfahrung]{.smallcaps}** Widrigkeiten in der Kindheit betreffen 1/3 der Bevölkerung und haben negative Folgen, z.B.\ kriminelles Verhalten\ Alkohol- und Drogenkonsum\ niedrigere akademische Leistungen Risikofaktor für die Entstehung psychischer Erkrankungen; Prädiktoren für psychische Störungen - Kindheitstraumata - Verlust der Eltern - [unsicherer Bindungsstil] - Bindung relevant für kognitive, emotionale & soziale Entwicklung va. In vulnerablen Phasen - Vernachlässigung und Missbrauch\ „fehlerhaftes" internes Modell über Beziehungen - Integration vorangehender Erfahrungen - Basis für Erwartungen an zukünftige Beziehungen - sensitive Periode: die ersten 3 Lebensjahre - körperlicher und sexueller Missbrauch - körperliche und emotionale Vernachlässigung am häufigsten - Emotionaler Missbrauch am häufigsten Hypothese der „defensiven Ausschlussstrategie" (Bowlby, 1980) Selektive Informationsverarbeitung: Alle Informationen im Zusammenhang mit der Bindungsperson werden herausgefiltert emotionaler Schmerz. Das gilt auch für positive Erinnerungen das führ dazu, dass keine integrierten Erinnerungen existieren. Das führ zur Beeinträchtigung der Entwicklung der Theory of Mind. Wenn ich meine eigenen Emotionen nicht einstufen kann, kann ich auch die der anderen nicht erkennen. Einfluss von Widrigkeiten auf soziale Kognition Schwierige Lebensumstände beeinträchtigen die Entwicklung sozialer Kognition\ Emotionswahrnehmung/-regulation\ Theory of Mind\ Attributionsstil\ soziale Wahrnehmung Defizite in sozialer Kognition sind ein Merkmal vieler psychiatrischer Erkrankungen diese führen häufig zu Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben **Ergebnisse** Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen frühkindlichen Erfahrungen und einer schlechteren sozialen Kognition, verursacht durch suboptimale Erziehung oder widrigen Kindheitserfahrungen wie Vernachlässigung / Missbrauch. So sind emotionaler / physischer Missbrauch, Vernachlässigung und vermeidende Bindungsstile die stärksten Prädiktoren für Defizite in der Theory of Mind und Emotionswahrnehmung und -regulation. Methoden - Reading the Mind in the Eyes Task (RMET): Test zur Bewertung der Fähigkeit, mentale Zustände anderer Personen anhand von Augenpartien zu interpretieren - Emotion Recognition Tasks (ERT): Aufgaben zur Bewertung der Fähigkeit, emotionale Gesichtsausdrücke korrekt zu erkennen - Hinting Task: Messung der Theory of Mind (ToM) durch das Verstehen impliziter Bedeutungen in Geschichten - Movie for the Assessment of Social Cognition (MASC): Bewertet die Fähigkeit, soziale Interaktionen und deren Dynamik zu verstehen - Facial Affect Identification Tasks: Bewertet die Genauigkeit der Identifikation von Emotionen in Gesichtern - Emotion Regulation Questionnaires (z. B. DERS, ERQ): Fragebögen zur Erfassung von Strategien und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation - ![](media/image128.png)Animated Triangles Task: Misst ToM-Fähigkeiten durch die Interpretation von Bewegungen geometrischer Formen als soziale Interaktionen - Interpersonal Perception Task-15 (IPT-15): Test zur Bewertung der Fähigkeit, soziale Interaktionen und nonverbale Hinweise zu verstehen - Social Cognition and Functioning Paradigms (SCAF): Bewertet soziale Kognitionsfunktionen in verschiedenen Szenarien Kritik an Methoden? - viele Fragebögen / Selbstbeurteilung - z.B. auch für Kindheitstraumata - wenig realitätsnahe Paradigmen - ökologische Validität? Übertragbarkeit? - kein Eyetracking 1. Diskutiere, wie frühe Kindheitstraumata die Entwicklung sozialer Kognition beeinflussen können. Welche spezifischen Defizite treten häufig auf, und wie hängen diese mit psychischen Störungen zusammen? - Basis für Erwartungen an spätere Bindungen - Vernachlässigung, Missbrauch - → fehelerhaftes internes Modell über Beziehungen - Kindheitstrauma (Bindungsstil entwickelt sich anders unsicherer Bindungsstil - Bindung relevant für kognitive emotionale & soziale Entwicklung 2. Diskutiere die Vor- und Nachteile von standardisierten Tests zur Untersuchung sozialer Kognition (z.B. „Reading the Mind in the Eyes "\ oder „Animated Triangles"). Inwiefern sind die Ergebnisse solche Tasks aussagekräftig/lassen sich auf den Alltag übertragen? \_ nicht auf Alltag übertragbar \_ keine Alltagsrelevante Stimuli Soziale Kognition bei psychologischen Störungsbildern -- Eyetracking-Studien ---------------------------------------------------------------------------- **[Eyetracking Tasks -- Erkennung von Emotionen]{.smallcaps}** - einzelne emotionale Gesichter - statisch oder dynamisch - freie Betrachtung oder Instruktion - oft werden Haare, Hals und Ohren entfernt, damit nur auf die relevanten Gesichtsmerkmale geschaut wird **[Eyetracking Tasks -- Präferenz von sozialen Stimuli]{.smallcaps}** - 2 oder mehr konkurrierende statische Bilder - soziale vs. geometrische/neutrale Stimuli - z.B. Geometric Preference Test →Kinder mit Autismus konzentrieren auf Figuren statt auf Gesichter - Videosequenzen mit sozialen & nicht-sozialen Stimuli - üblicherweise keine Instruktion\ freie Betrachtung **[Soziale Aufmerksamkeit]{.smallcaps}** - verringerte soziale Aufmerksamkeit bei ADHS, Autismus, verschiedenen Angststörungen, Schizophrenie - Untersuchungsdesigns vielfältig - erste mobile Eyetracking Studien - Aufmerksamkeit auf soziale Reize - in Videos / im öffentlichen Raum - Aufmerksamkeit auf Gesichter/Augen - Statische Bilder - Face-to-Face Interaktionen **[Impaired attention toward the eyes in psychopathic offenders: Evidence from an eye tracking study (Gehrer et al., 2019)]{.smallcaps}** → Psychopathen konzentrieren sich vor allem auf Filtrum (schauen nicht immer in die Augen) - negativer Zusammenhang zwischen Psychopathie und Blick in die Augen\ beim Zuhören: r = -0.39\*\ beim Sprechen: r = -0.43\* - positiver Zusammenhang zwischen Psychopathie und Blick aufs Philtrum\ beim Zuhören: r = -0.38\*\ beim Sprechen: r = -0.52\*\* ![](media/image130.PNG) **[Einblick KJP Studie -- Essstörungen]{.smallcaps}** Bei dieser Studie, die bei Jugendlichen Mädchen durchgeführt wurde, die an Essstörungen leiden gab es mehr Fixationen auf die unbelebte Umgebung als auf soziale Reize (signifikanter Unterschied). Die Ergebnisse waren über 3 Therapiephasen relativ stabil im Vergleich zur gesunden Stichprobe. (z.B. Speed-Dating Studie) Die Präferenz für nicht-soziale Stimuli führt wiederrum zu noch mehr Symptomen. - Körpergewichtzunahme - Verbesserung des BMI - Jedoch: keine Symptomverbesserung Ergebnisse anderer Studien - verstärkter Fokus auf dünne/dicke Körper - im Vergleich zu sozialen Interaktionen (Pinhas et al., 2014) - Fokus auf subjektiv als unattraktiv eingeschätzte Körperteile (Kerr-Gaffney et al., 2018) - Problem: nur statische Bilder; keine klare Definition von dick/dünn „**[Gesunde" Stichprobe -- Speed-Dating Studie]{.smallcaps}** Bei der Erhebung der Blickrichtung bei gesunden Menschen waren die Ergebnisse umgedreht als bei Essstörung. Augen und Gesicht wurden am häufigsten beobachtet, Körper; Hintergrund am wenigsten **[Gesichtswahrnehmung und Emotionserkennung]{.smallcaps}** Die Gesichtswahrnehmung und Emotionserkennung ist bei den meisten psychologischen Störungsbildern verändert. Oft handelt es sich bei verringerter Aufmerksamkeit auf relevante AoIs (Augen / Mund) um Depression, Essstörungen, Autismus, Schizophrenie, Psychopathie, Borderline **[Eyetracking Tasks -- Joint Attention]{.smallcaps}** - Beobachtung von Handlungen - Handlungsüberwachung - Verlagerung des Aufmerksamkeitsfokus auf relevante Bereiche **[Eyetracking Tasks -- Gaze following]{.smallcaps}** - Blickverfolgung - gehört auch zum Bereich Joint Attention - Präsentation von Videos oder Bildern - Blick einer Person ist auf ein sichtbares oder verstecktes Objekt gerichtet - spontanes Blickfolgen wird gemessen - Reaktionszeit auf Zielreize - dynamische Stimuli, z.B. (Videos von) Personen - mit wechselnden Blickrichtungen oder emotionalen Ausdrücken - durch soziale Hinweise wie Blick oder Körperhaltung angedeutet **[Eyetracking Tasks -- Theory of mind]{.smallcaps}** Beim Sally-Anne Task, einer Falsche-Glaubens-Aufgabe, bei der eine Puppe (Sally) ein Objekt versteckt, während eine andere Puppe (Anne) das Objekt verschiebt, wird die Blickrichtung der Teilnehmer verfolgt, um spontane Antizipation von Sallys falschem Glauben zu messen Theory of mind **[Kritik an Methoden?]{.smallcaps}** - ökologische Validität oft nicht gegeben - oft statistische oder Video-Stimuli - wenig echte Interaktionen - aber: Blickfolgen kann auch beobachtet werden, z.B. bei Kindern - und: Trend zu mehr realen Interaktionen 1. Wie können zukünftige Eyetracking-Studien die ökologische Validität erhöhen, um realistischere Erkenntnisse über soziale Kognition und Aufmerksamkeit zu gewinnen? - Eyetracking während sozialer Interaktion; - face to face; mit inhaftierten Personen, einmal zuhören einmal selber sprechen - natürlich auftretendes Verhalten besser als Kontrolliertes Setup/vorgegebenes verhalten ( im Fall oben war das Verhalten an einem Thema ausgerichtet, Zeiten vorgegeben - mobiles Eyetracking besser als remote eyetracking 2. Inwiefern können die Ergebnisse von Eyetracking-Studien zur Entwicklung neuer Therapieansätze für psychologische Störungen wie Autismus oder Essstörungen beitragen? - Möglichkeit gezielte Interventionen - Z.B. Blickkontakt halten üben - Training der Aufmerksamkeit auf soziale Reize - Emotionserkennung üben Oxytocin und Soziale Kognition ============================== Oxytocin ist ein neurozyklisches Peptid, das aus neun Aminosäuren besteht und im Hypothalamus produziert wird. Vom Hypothalamus gelangt es über die Hypophyse direkt ins Blut. Es gilt als sogenanntes „Bindungshormon" und entsteht, wenn wir Berührungen und Nähe erfahren. Auch in der Schwangerschaft ist es von größter Bedeutung, da es zur Produktion von Muttermilch, zur Einleitung der Wehen und generell zum Verhalten der Mutter beiträgt. Aber auch bei sozialen Verhaltensweisen spielt Oxytocin eine große Rolle. Es löst Ängste und hilft dabei Vertrauen aufzubauen indem es zum Beispiel die Wiedererkennung von (emotionalen) Gesichtern verbessert. Es Verbessert die Verarbeitung sozialer Informationen (visuell, auditiv, olfaktorisch, physisch) und die Emotionserkennung. **[Stimuli die Oxytocin ausschütten:]{.smallcaps}** - Geruchsstimuli: Geruch von Neugeborenen; - Geräusche lösten Oxytocin aus (Stimme); - Visuelle Stimuli: - Blickkontakt; - Berührungen: - Streicheln; Nippel Milchproduktion usw. **[Soziale Verhaltensweisen]{.smallcaps}** - Mütterliches / väterliches Verhalten - Soziale Interaktion / Exploration - Umwerben / Reproduktion - Prosoziales Verhalten; Studie: mit Oxytocin vertraut man Personen eher als ohne verabreichtes Oxytocin - Spielverhalten - Aggression: wird weniger? - kann wie ein Medikament verabreicht, werden - intranasal, als Nasenspray - wurde in Studien bereits zum Einsatz gebracht - beeinflusst sozial-kognitive Fähigkeiten - wichtige Implikationen für psychiatrische Störungen ( **[Autismus]{.smallcaps}** Menschen mit Autismus haben einen verringerten Plasma-Oxytocin Spiegel im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen, das führt zu verringerter Aufmerksamkeit auf Gesichtshinweise. Man vermutet, dass eine pharmakologische Therapie soziale Fähigkeiten verbessert und testet dies mithilfe von intranasalem Oxytocin. Man gibt den Autisten die Aufgabe, Sätze, die mit neuralem Inhalt mit verschiedenen Emotionen gesprochen werden einzuordnen. (Keine Kontrollgruppe nur Placebo) Dabei fand man heraus, dass Oxytocin die Fähigkeit autistischer Personen, Emotionen in einer Stimmintonationsaufgabe zu erkennen und die Lernfähigkeit bei nachfolgenden emotionalen Aufgaben verbessert. (Hollander et al., 2007) **[Schizophrenie:]{.smallcaps}** Oxytocin verbesserte die kontrollierte, aber nicht automatische soziale Kognition bei schizophrenen Personen (Woolley et al., 2014) Alles wo man Zeit hat es zu verbessern, wurde verbessert, das automatische nicht... **[Studienlage (Erdozain & Peñagarikano, 2020)]{.smallcaps}** - Verabreichung von Oxytocin + Verbesserung der sozialen Kognition - vielfach untersucht (auch in Meta-Analysen) 15 Jahre - Untersuchte Störungsbilder:\ Autismus\ Depression\ Schizophrenie\ Drogensucht\ neurodegenerative Erkrankungen - Ergebnislage uneindeutig - signifikante vs. Null-Effekte Problem: Störungsbilder wurden einfach alle zusammengeworfen, Methoden waren auch nicht immer einheitlich (z.B. isolierter Reiz ohne Stimme/umgekehrt), Bewertung des Verhaltens ist bei allen Studien anders; schwer zusammenzufassen - inkonsistente Ergebnisse zurückführbar auf:\ klinische Stichprobe\ verwendete Methode\ Ergebnis der bewerteten sozialen Kognition **[Kritik an den Methoden]{.smallcaps}** - zum Teil keine Kontrollgruppe(n) - für den Alltag irrelevante Aufgaben\ isolierte Stimme hören (könnte bei einem telefonat wichtig sein aber im Alltag selten)\ unbelebte Gesichter betrachten - wenig Studien zum Einfluss von Oxytocin bei gesunden Menschen - Wenn man davon ausgeht, dass Oxytocin bestimmte Aspekte der sozialen Kognition moduliert, ist es plausibel anzunehmen, dass dies unabhängig von Diagnose und/oder dem mentalen Zustand geschieht. - Es sollte auch bei gesunden Menschen eine relevante Modulation ergeben; gibt aber keine Untersuchungen **[Us vs. Them -- Wir gegen die]{.smallcaps}** - Oxytocin stärkt Gruppengefühl und Loyalität innerhalb sozialer Gruppen\ Zusammenhalt und \"Wir-Gefühl" - fördert Vertrauen, Kooperation und Mitgefühl innerhalb der eigenen Gruppe - diese Dynamik [kann] zur Abgrenzung gegenüber Außenstehenden führen [Mehr Aggressivität gegenüber anderen Gruppen]{.smallcaps} - Menschen könnten dazu neigen, Gruppen, die anders denken oder handeln, als \"fremd\" oder feindlich wahrzunehmen Philosophie-Gedankenexperiment: wenn der Mann einen Namen hat, schubst man ihn auch; Aber nach Oxytocin, schubst man ihn nicht herunter, genauso wie wenn man einen Group-member nicht runterschubst - eine zu starke Identifikation mit einer Gruppe (verstärkt durch Oxytocin)\ kann die eigene Weltsicht einschränken (wir trauen Menschen, die uns ähnlich sind mehr als anderen; chinesisch/arabisch) - Wenn Oxytocin durch Gruppenzugehörigkeit ausgelöst wird, kann es schwer\ fallen, andere Perspektiven oder gegensätzliche Meinungen zu akzeptieren,\ da diese als Bedrohung für die eigene Identität wahrgenommen werden - Indem man die eigene Identität „klein" hält und nicht übermäßig an Gruppen oder Überzeugungen bindet, wird man resistenter gegen die negativen Auswirkungen von Oxytocin auf Vorurteile und Gruppendenken In-Group: wird auch nach Hautfarbe bestimmt; Fan des gleichen Teams = Verbundenheit egal welche Hautfarbe 1. Welche Rolle spielt Oxytocin bei der sozialen Kognition und wie beeinflusst es zwischenmenschliche Interaktionen? - Prosoziales Verhalten - Spiegelverhalten - Wir identifizieren uns mit einer Gruppe, je nachdem ob wir ihr ähnlich sind oder nicht 2. Welche Chancen und Herausforderungen bietet der therapeutische Einsatz von Oxytocin bei psychischen Störungen wie Autismus oder Schizophrenie? - Oxytocin verbessert die Fähigkeit autistischer Personen, Emotionen in einer Stimmintonationsaufgabe zu erkennen - Bei Schizophrenie wird die Fähigkeit der kontrollierten sozialen Kognition verbessert.

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