Zusammenfassung soz. Struk ZSF 1 PDF

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social structure analysis sociology social science academic notes

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This document summarizes social structure. It covers topics like scientific methods, statements systems, value judgment and analysis. The document also discusses social structure analysis as a part of sociology, including micro and macro levels, and the logic of situation, selection and aggregation in social structure analysis.

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Zusammenfassung soz. Struck I und II VL 02 Grundbegriffe ------------------- Wissenschaftstheoretische Grundlagen - Wissenschaftliche Methoden - Aussagesysteme - Werturteilsfreiheit Wissenschaftliche Methoden [Was macht die Wissenschaft zur Wissenschaft?] - System. Herangehensweise a...

Zusammenfassung soz. Struck I und II VL 02 Grundbegriffe ------------------- Wissenschaftstheoretische Grundlagen - Wissenschaftliche Methoden - Aussagesysteme - Werturteilsfreiheit Wissenschaftliche Methoden [Was macht die Wissenschaft zur Wissenschaft?] - System. Herangehensweise an Problemstellungen - Offenlegung Art/Weise, wie man zu Befunden/Schlussfolgerungen kommt - Unabhängige Wiederholung/Replikation der Ergebnisse - Konsequentes Hinterfragen/Anzweifeln existierender/eigener Ergebnisse - Aufbau auf existierender Forschung Aussagesysteme - Analytische Sätze (sind immer wahr, z.B. Definitionen) -- *emp. Nicht überprüfbar* - Normative Sätze (Soll-Aussagen, z.B. Werturteile, Normen) -- *emp. Nicht überprüfbar* - Empirische Sätze (Aussagen über emp. Sachverhalte, wahr oder falsch, emp. Widerlegbar) -- emp. Prüfung der Gültigkeit empirischer Sätze ist Hauptaufgabe der Sozialstrukturanalyse Werturteilsfreiheit - [Werturteilsstreit (1909)] - Gruppe M. Weber - Werturteile können nicht das Resultat wissenschaftl. Forschung sein - Wissenschaft muss werturteilsfrei sein - Gruppe G. Schmoller - Wissenschaft muss Stellung zu sozialen Problemen nehmen - [Positivismusstreit (1960)] - Kritischer Rationalismus (K. Poppper/ H. Albert) - Kritische Theorie (T. Adorno) - [Werturteilsfreiheit ] - Normative Sätze sind empirisch begründbar - Wertgesteuerte Wissenschaft kann zu falschen Ergebnissen führen - Durch selektive Wahrnehmung (Bestätigungsbias) - Durch Fälschung/Manipulation - Deshalb Wertfreiheitspostulat - Wissenschaftler sollen bei ihrer Arbeit die eigenen Wertvorstellungen ausblenden\# - Unabdingbar: Offenlegung von Methoden, Daten, Analysen (Replikation) Forschungsprozess & Wo sind Werturteile erlaubt? 1. [Entstehungszusammenhang] (Auswahl des Untersuchungsgegenstands, Forschungsfrage/Problemstellung) -- *Werturteile erlaubt* 2. [Begründungszusammenhang] (Durchführung der Analyse, Beschreibung, Erklärung, empirische Prüfung) -- *Werturteile nicht erlaubt* 3. [Verwertungszusammenhang] (Verwertung der Ergebnisse der Untersuchung) -- *Werturteile erlaubt* Gegenstand der Sozialstrukturanalyse - **Sozial:** Direkte/indirekte Beziehungen, die zwischen Menschen bestehen - **Struktur:** relativ beständige „innere" (d.h. äußerlich nicht unbedingt erkennbare) Zueinander Ordnung von Elementen eines Ganzen - **! Sozialstrukturanalyse:** zergliedert Gesellschaft in ihre relevanten Elemente/Teilbereiche, untersucht die zwischen ihnen bestehenden Wechselbeziehungen/ Wirkungszusammenhänge. - Sozialstrukturanalyse als Teilbereich der Soziologie **Soziologie** soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seine Wirkungen ursächlich erklären will. (M. Weber) **Handeln** soll dabei ein menschliches Verhalten heißen, wenn und insofern als der oder die Handlenden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden **Soziales Handeln** aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist Soziologische Tatbestände - Soz. Phänomene, die dem Einzelnen objektiv vorgegeben erscheinen und an denen er sich mit seinem sozialen Handeln zu orientieren hat. - Stellen Aspekte gesellschaftlicher Strukturen dar - Ist jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, das die Fähigkeit besitzt, auf den einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben **Gesellschaftliche Strukturen sind soziologische Tatbestände** - Relativ stabile, langsam verändernde Phänomene - Regeln das Miteinander der Menschen in einer Gesellschaft - Menschen orientieren sich mit ihrem Handeln an diesen Tatbeständen **Sozialstrukturanalyse als Teilbereich der Soziologie** - Analyse von typischen Mustern von Eigenschaften/Verhalten von Akteuren, sozialen Beziehungen und der Institutionen einer Gesellschaft, die diese Muster strukturieren - **[Struktureller Ansatz]** - Über die Strukturen der Gesellschaft verteilen sich die Chancen für das Verhalten und für die sozialen Beziehungen der Menschen systematisch. Durch das so strukturierte Handeln werden die Strukturen der Gesellschaft immer wieder neu reproduziert. - **[Soziale Prozesse ]** - Abfolge von Akten sozialen Handelns und dessen Wirkung auf soziale Tatbestände - Regelmäßigkeit von Handlungsabläufen - Handlungs- und Entscheidungssequenzen - Reproduktion und Veränderung von Strukturen Eigenschaften von gesellschaftlichen Strukturen ----------------------------------------------- - Strukturen steuern soziale Prozesse, indem sie Opportunitäten (Möglichkeiten/Handlungsalternativen) und Restriktionen (Beschränkungen) festlegen - Restriktionen und Opportunitäten können unterschiedl. Art sein (materiell, sozial) - Strukturen begründen Regelmäßigkeit und Ordnung sozialer Prozesse - Kein Chaos/ Zufall - Vorhandensein von (Systematischen Unterschieden, Strukturierten Verteilungen von Merkmalen, Strukturierten Beziehungen) - Vorhandensein von sozialer Ordnung - Strukturen äußern sich in Dauerhaftigkeit von Zuständen/Ablaufmustern in soz. Prozessen - Regelmäßige, wiederholende Vorgänge oder Vorgänge, die sich strukturiert ändern - Eine zeitlich stabile Ordnung beinhaltet typische Restriktionen und Ordnungen - Strukturen werden - Strukturen werden selbst durch Strukturen stabilisiert - Sie beruhen auf Regelmäßigkeiten soz. Handelns, institutionalisierten Regelungen und soz. Geteilten Orientierungs-, Wert- und Normensystemen - Strukturen geben Restriktionen und Opportunitäten vor Analytische Sozialstrukturanalyse --------------------------------- - Klare/präzise Analysen gesellschaftl. Prozesse verständliche Darstellung - Erkenntnisse aufgrund empirischer Analyse (Nutzung von Daten, Kritisch ggü. Verwendeten Daten und Methoden) - Beschreibung/ Erklärung sozialer Prozesse und Strukturen - Wertfreie Analysen VL 03 Sozialstruktur und individuelles Handeln ============================================== Mikro- und Makroebene --------------------- ### Analyseebenen - Mikroebene: Analyse der Merkmale von Individuen - Mesoebene: Analyse der Merkmale von Haushalten, Gruppen, Organisationen etc. - Makroebene: Analyse der Merkmale von Gesellschaften (Analyse soz. Strukturen) Mikro- und Makroebene - Sozsturk Analy. An Makro interessiert, Beschreibung und Erklärung sozialer Strukturen - Hierfür muss individuelles Handeln berücksichtigt werden (Mikroebene) - **Analytischer Primat:** soziologisch interessierenden Phänomene befinden sich auf Makroebene - **Theoretischer Primat:** um sie zu erklären, muss individuelle Ebene berücksichtig werden (Methodologischer Individualismus) - Gesellschaftliche Strukturen regulieren/ordnen das soziale Handeln (MakroebeneMikroebene) - Gesellschaftliche Strukturen sich gleichzeitig das Ergebnis sozialen Handelns (MikroebeneMakroebene) Das Grundmodell der soziologischen Erklärung (Badewannen-Modell) ---------------------------------------------------------------- ### Logik der Situation - Rekonstruktion der sozialen Situation, in der sich die Akteure befinden - Subjektive Perspektive (Sicht der Akteure) - Verbindung zw. Makro-Ebene und der Mikro-Ebene - Aufzeigen der handlungsalternativen und der Randbedingungen - Typisierende Beschreibung von Situationen über **Brückenhypothesen** - Spezifizieren, wie die Handlungsbedingungen (strukturelle und individuelle) subjektiv wahrgenommen werden - Verknüpfung von Erwartungen des Akteurs mit den Alternativen in der Situation - **Individuell und strukturell geprägte Definition der Situation** - Opportunitäten und Restriktionen Logik der Situation -- Anwendung in der Sozialstrukturanalyse - **Individuelle Voraussetzungen** bilden Teil der Handlungsbedingungen - Ressourcenausstattung: Zeit, Geld, Bildung, Wissen... - Dispositionen: persönliche Ziele, Ansprüche, Werte, Interessen - **Opportunitätsstruktur:** Gesamtheit der strukturellen und individuellen Rahmenbedingungen des Handelns, Handlungs**möglichkeiten** und Handlungs**restriktionen** ### ### Logik der Selektion - Mikro-Mikro-Verbindung: Akteur -- soziales Handeln - Erklärung des individuellen Handelns - Bewertung der verschiedenen Handlungsalternativen - Erwartungen über Folgen des Handelns - Bewertung der Folgen des Handelns - Erforderlich: Handlungstheorie, Selektionsregel (z.B. Nutzenmaximierung) - Daraus folgt: Handlungswahl ### Logik der Aggregation - Mikro-Makro-Verbindung... Transformation des individuellen Handelns in ein kollektives Ergebnis - Verschiedene Transformationsregeln (z.B. Aggregation: Aufsummieren) - **In der Sozialstrukturanalyse:** Auswirkung individueller Handlungen auf gesellschaftliche Strukturen ### Das Grundmodell der soziologischen Erklärung 1. Individuelles Handeln wird durch individuellen/strukturellen Bedingungen der Handlungssituation geprägt. Brückenhypothesen spezifizieren, welche/wie Anreize der Handlungssituation wahrgenommen werden. 2. Die Handlungsregel legt fest, wie in Anbetracht der gegebenen Bedingungen gehandelt wird. 3. Transformationsregel gibt an, welche Makrostruktur sich aus den individuellen Einzelhandlungen ergibt. - Dynamische Betrachtung - Die drei Schritte lassen sich zu einem sich wiederholden Prozess der Wechselwirkung von individuellem Handeln und strukturellen Gegebenheiten hintereinanderschalten - Soziale Prozesse Warum bedarf es einer Erklärung auf Mikroebene? ----------------------------------------------- Drei Beispiele Beispiel1: - Wanderungsströme werden mit regionalen Unterschieden des Lohnniveaus und der AL-Quote in Verbindung gebracht - Es wird dorthin gewandert, wo der Lohn hoch und die AL-Quote niedriger ausfällt - Wanderungsanreize - Scheint plausibel -- **ABER:** bestimmte emp. Beobachtungen können damit nicht erklärt werden - Empirische Anomalien (Trotz regionalen Lohngefälles wandern nur manche, Wanderungsströme oft gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung) (Beispiel2: und Beispiel 3 mal anschauen) **[Allgemeine Erklärung:]** - Problem der Unvollständigkeit einer rein makro-soziologischen Erklärung - Die zugrunde liegenden Prozesse sind nicht enthalten Dynamik sozialstruktureller Entwicklung --------------------------------------- - Dynamiken äußern sich in Entstehung, Wandel, Veränderung, Reproduktion oder der Entwicklung sozialer Strukturen - Zeitliche Dimension, Abfolge von Prozessen - **Wandel der Sozialstruktur** findet auf **Makroebene** seinen Ausdruck - **Mit Änderung auf Makroebene (gesellschaftliche Bedingungen)** ändern sich auch die individuellen Lebensläufe **(Mikroebene)** - **Lebensläufe** sind gekennzeichnet durch: - [Mikro-Makro-Interdependenz] - Wechselbeziehung zwischen sozialem Wandel (Makro) und individuellen Lebensläufen (Mikro) - Lebensläufe vollziehen sich im Kontext von Handlungsbedingungen (struktureller und individueller) und wirken auf die Makroebene zurück - [Interdependenz der Lebensbereiche] - Wechselseitige Beeinflussung verschiedener Bereiche (z.B. Krankheitsverlauf) - Bezug zu den Lebensläufen anderer - [Vorher-Nachher-Interdependenz] - Frühere Abläufe beeinflussen nachfolgende, d.h. aktuelles Handeln hat Konsequenzen für die Gestaltung künftigen Handelns - Pfadabhängigkeit +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **[Querschnittsperspektive | **[Längsschnittperspektive | | ]** | ]** | +===================================+===================================+ | Betrachtung soz. Strukturen zu | Veränderung sozialer Struktur im | | einem bestimmten Zeitpunkt | Zeitverlauf | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Zeitpunktbezogenes Bild soz. | Betrachtung der Entwicklung, die | | Strukturen | sich im Zeitverlauf vollzieht | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | D.h. keine Betrachtung der | Makroebene: Zeitreihen erlauben | | Entwicklung bis hin zu jeweiligem | Beschreibung | | Zeitpunkt | | | | von Trends | | | | | | Mikroebene: Paneldaten erlauben | | | Untersuchung individueller | | | Dynamiken | +-----------------------------------+-----------------------------------+ +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | **Alterseffekt** | **Periodeneffekt** | **Kohorteneffekt** | +=======================+=======================+=======================+ | Veränderung durch | Veränderungen in | Unterschied, für den | | Alter/Zeitvariable | Strukturen durch | die Generations- bzw. | | des individuellen | bestimmte Ereignisse | Kohortenzugehörigkeit | | Lebensverlaufs | | verantwortlich ist | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Wirkung des | Historischer Effekt | Kohorte: | | Älterwerdens | | Teilpopulation der | | | | Bevölkerung, die | | | | durch gemeinsames | | | | Startereignis | | | | charakterisiert ist | | | | (z.B. Geburts-, | | | | Berufseintrittskohort | | | | e) | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Alters-, Dauer- oder | | | | Lebenszykluseffekt | | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Beispiel: | Beispiel: Alters- und | Beispiel: | | Alterseffekt auf | Periodeneffekt auf | Kohorteneffekt auf | | Einkommen: | Einkommen: | das Einkommen: | | | | | | - Anstieg für alle | - Mitte 1970er | - Einkommen ist | | Kohorten gleich | Jahre | ausschließlich | | | zusätzlicher | von der | | - Kohorten | Periodeneffekt | Kohortenzugehörig | | erreichen im | | keit | | gleichen Alter | - Zeitweilige | abhängig | | das gleiche | Verschlechterung | | | Einkommensniveau | der | - Unterschiede | | | Arbeitsmarktlage | lediglich | | - Weder Kohorten- | verschlechtert | zwischen den | | noch | Einkommensentwick | Kohorten | | periodenbezogen | lung | | | Einflüsse | | | | | - Kohorten sind | | | | davon im | | | | jeweiligen | | | | Stadium ihrer | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ Kohorteneffekt - Auf der Grundlage von Kohorteneffekten kommen sozialstrukturelle Veränderungen nur über den Generationswechsel zustande - Neuerungen werden von den jüngeren Altersgruppen getragen Periodeneffekt - Sind für abrupte Veränderungen relevant - Wirken sich auf alle Generationen gleichzeitig aus - Sorgen häufig für ein schnelleres Tempo sozialstrukturellen Wandels Alterseffekt - Führen zu einem langsamen Wandel VL 04 Soziale Ungleichheit ========================== Was ist soz. Ungleichheit ------------------------- = **Ausmaß und Art der Unterschiedlichkeiten in typischen gesellschaftlichen Lagen der Akteure** **Aber nicht:** soz. Differenzierung: Unterschiedlichkeit einer Gesellschaft hinsichtlich ihrer soz. Systeme Soz. Ungleichheit (Esser) - Gesellschaftliche Lage nimmt Bezug auf bestimmte Untergruppen einer Gesellschaft - Typische/objektive Strukturierung der Situation - Folgen für das Handeln und den sich daran anschließenden gesellschaftlichen Folgen. [Horizontale Ungleichheit]: Verschiedenartigkeit, Unterschiedlichkeit, Andersartigkeit der gesellschaftlichen Lagen [Vertikale Ungleichheit:] Aber nicht: Ungerechtigkeit - Rangordnung der gesellschaftl. Lagen, Andersrangigkeit - Gesellschaftlich geteilte unterschiedliche Bewertung Soz. Ungleichheit (Hradil) - Phänomene, die bestimmte Menschen besserstellen als andere - Vorteilhafte/nachteilige Lebensbedingungen der Menschen, die ihnen aufgrund ihrer Position in gesellschaftlichen Beziehungsgefügen zukommen. [Soziale Positionen ] - Kennzeichnen Orte von Akteuren in soz. Beziehungsgeflechten - Typische Positionen im Gefüge sozialer Beziehungen - Handlungserwartungen und Handlungsbedingungen Soziale Produktionsfunktionen ----------------------------- - Alle Menschen streben nach Wohlbefinden - Zwei Arten von Wohlbefinden: Physisches und soziales (Wertschätzung/Anerkennung) - Wohlbefinden wird erzeugt durch Zwischengüter - [Primäre Zwischengüter]: universelle Mittel um Wohlbefinden zu erzeugen - [Sekundäre Zwischengüter]: - Historisch/gesellschaftlich bedingte Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden - Wirken indirekt über die primären Zwischengüter auf das Wohlbefinden ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image3.png) - **Soz. Ungleichheit liegt vor, wenn Menschen über ein unterschiedliches Ausmaß an primären bzw. sekundären Zwischengüter verfügen.** Zwischengüter = Dimensionen soz. Ungleichheit Determinanten bzw. Korrelate soz. Ungleichheit ---------------------------------------------- - Menschen unterscheiden sich in vielen Merkmalen - [Erworbene Merkmale]: z.B. Bildung, berufliche Stellung, Einkommen, Vermögen - [Zugeschriebene (askriptive) Merkmale]: Herkunft, Geschlecht, Ethnizität, Alter, Blutgruppe, Körpergröße - Annahme: Askriptive Merkmale beeinflussen das Wohlbefinden nicht direkt, sondern indirekt über Zwischengüter - Korrelate (Determinanten) soz. Ungleichheit: askriptive Merkmale, die mit einem mehr oder weniger an Zwischengütern einhergehen Zentrale Fragestellungen ------------------------ 1. Wie groß ist die soziale Ungleichheit? Ausmaß - Bildungsungleichheit - Einkommensungleichheit - Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt 2. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen askriptiven Merkmalen und sozialer Ungleichheit? Korrelate (Determinanten) sozialer Ungleichheit ? Geschlecht Einkomm en 3. Wie entsteht soziale Ungleichheit ungleichheitsgenerierende Mechanismen Geschlecht Mechanismus Einkommen Vier Eben --------- en der Struktur sozialer Ungleichheit ------------------------------------- Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung ------------------------------------------------------------------------------------------- ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image5.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image7.png) Ungleichheit vs. Ungerechtigkeit -------------------------------- **Ungleichheit** **Ungerechtigkeit** -------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------- Begriff wird wertfrei verwendet Normativ Relevante Merkmale sind unterschiedlich verteilt Ob etw. als ungerecht empfunden wird, hängt von der subjektiven Einschätzung ab Siehe obige Definition - Die soz. Struk Analyse beschäftigt sich mit der Beschreibung/Erklärung von Ungleichheit - Trifft keine Aussagen darüber, ob etw. gerecht oder ungerecht ist - Werturteilsfreiheit Gleichheitskonzepte 1. Gleichheit der Startbedingungen - Alle verfügen über die gleichen Voraussetzungen - Schwer vorstellbar - Was steht gleichen Voraussetzungen entgegen? - Unterschiedliche genetische Ausstattung - Unterschiedliche Sozialisation: Erziehung, Aufwachsen in verschieden sozialen Kontexten - Ungleich verteiltes Startkapital (z.B. Erbe) 2. Gleichheit der Zuweisungsprinzipien - Zuweisungsprinzipien geben an, nach welchen Regeln Menschen Zugang zu begehrten Ressourcen erhalten - Gleichheit bei der Zuweisung bedeutet, dass für alle die gleichen Regeln gelten - Zuweisungsprinzipien - Gleichheitsprinzip: Jeder Person das Gleiche - Satusprinzip: Jede Person nach ihrem angeborenen Status - Bedarfs/Ausgleichsprinzip: Jeder Person nach ihren Bedürfnissen - Leistungs/Meritokratieprinzip: Jeder Person nach ihrer Leistung, Verdienst, Produktivität 3. Ergebnisgleichheit - Am Ende erhalten alle das Gleiche - Erfordert Nivellierung, Umverteilung - Leistungsabhängig - Ausgleich von Ungleichheiten, die durch Startbedingungen und Zuweisungsprinzip erzeugt werden [Soziale Gerechtigkeit ] - Bündel normativer Forderungen - Bezüglich der drei Gleichheitskonzepte: Startbedingungen, Zuweisung, Ergebnis - Unterschiedliche Positionen: Liberal, sozialdemokratisch - **Liberale Position: Leistungsgerechtigkeit** - Startbedingungen: natürliche Ungleichheit ist akzeptabel - Zuweisung: Leistungsprinzip - Auf- und Abstiegschance, Ungleichheit ok (wenn sie leistungsbasiert ist), **leistungsgerecht** - **Sozialdemokratische Position: „Korrigierte" Leistungsgerechtigkeit** - Möglichst Herstellung von Gleichheit der Startbedingungen - Zuweisung: Leistungsprinzip ABER: Vermeidung zu großer Ergebnisungleichheit durch Umverteilung [Sozialpolitik in modernen Wohlfahrtsstaaten ] - Moderne Wohlfahrtsstaaten setzen sozialdemokratische Position um - Eingriffe in allen drei Bereichen: Startbedingungen, Zuweisung (Leistungsprinzip), Ergebnis [Chancengleichheit ] - **=Gleiche Zugangschancen zu begehrten Ressourcen** - Umfasst Gleichheit der Startbedingungen und Gleichheit der Zuweisung - Zugang richtet sich allein nach Eignung bzw. Leistung Leistungsprinzip - Chancengleichheit ist nicht gleich Ergebnisgleichheit VL 05 Messung von sozialer Ungleichheit ======================================= Skalenniveau (Messniveau) ------------------------- - Für Klassifikation von Merkmalen - Warum für uns relevant? **Das Skalenniveau gibt vor, wie ein bestimmtes Ungleichheitsphänomen gemessen werden kann** **Nominalskala** **Ordinalskala** **Intervallskala** **Verhältnis/Ratioskala** ----------------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------- Ausprägungen eines Merkmals werden benannt, haben aber keine numerische Bedeutung Rangreihe/Rangordnung ist identifizierbar Aussagen über die absoluten Abstände zwischen den Werten sind möglich Zusätzlich: absoluter Nullpunkt Aber keine Aussagen über das Ausmaß/Größe der Unterschiede zwischen den Ausprägungen möglich Vergleiche von Differenzen sind möglich Vergleiche von Verhältnissen sind möglich - Nominal- und ordinalskalierte Variablen werden als **kategorial** bezeichnet - Intervall- und verhältnisskalierte Variablen werden als **metrisch** (kontinuierlich) bezeichnet - Je höher das Skalenniveau, desto umfangreichere/präzisere Aussagen lassen sich machen - Höheres Skalenniveau schließt immer die Eigenschaften der niedrigeren Skalenniveaus mit ein. Maße sozialer Ungleichheit innerhalb einer Bevölkerung ------------------------------------------------------ - Maße sozialer Ungleichheit innerhalb einer Bevölkerung Wie verschieden ist ein Ungleichheitsmerkmal in einer Bevölkerung verteilt? - Maße sozialer Ungleichheit zwischen Bevölkerungen Wie verschieden ist ein Ungleichheitsmerkmal zwischen verschiedenen Bevölkerungen/Teilgruppen verteilt? [Maße sozialer Ungleichheit **innerhalb** einer Bevölkerung] - Ungleichheitsmaßen versuchen, die in einer Verteilung enthaltenen Info zu bündeln Maße sozialer Ungleichheit zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen --------------------------------------------------------------------- **Maße bei Vorliegen intervallskalierter Ungleichheitsmerkmale** - Varianzanalytische Verfahren zur Überprüfung von Mittelwertunterschieden zwischen verschiedenen Gruppen - **[Mittelwertunterschiede:]** Mittelwerte des Einkommens für verschiedene Berufe, Getrennt nach Frauen und Männern, Zusätzlich ausgewiesen: geschlechtsspezifische Differenz der Löhne (in %) **Maße bei Vorliegen ordinalskalierter Ungleichheitsmerkmale** - Verfahren der Kontingenztafelanalyse (Kontingenz = gemeinsames Auftreten von zwei Merkmalen) - Anteile, Anteilsdifferenzen - Quotenverhältnis, Chancenverhältnis **Maße bei Vorliegen nominalskalierter Merkmale** - Maße der Verschiedenheit von Verteilungen zwischen Teilpopulationen: Dissimilaritätsindex, Chi^2^-basierte Kennzahlen - Dissimiaritätsindex - Misst die Verteilung eines Merkmals zwischen zwei Bevölkerungsgruppen - Bsp.: Geschlechtersegregation über die Berufe (Welcher Anteil der Frauen müsste den Beruf wechseln, um eine Gleichverteilung über die Berufe mit den Männern zu erreichen?) - Chi^2^-basierte Kennzahlen - Beruhen auf Kreuztabellenanalysen - Messen das Ausmaß der Abweichung von einer Gleichverteilung - Anwendung bei der Analyse von sozialer Mobilität UNBEDINGT GRAFFIKEN UND VORALLEM BEISPIELE ANSCHAUEN!! UND DIE ÜBUNGSFRAGEN ZU Messung SOZIALER UNGLEICHEIT!!!!!!! AUCH KLAUSURFRAGEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! VL 06 Ursachen sozialer Ungleichheit I: Ressourcen ================================================== Wie kam es ursprünglich zur Entstehung sozialer Ungleichheit? ------------------------------------------------------------- [Gott und Natur....] [Privateigentum und Arbeitsteilung] **Privateigentum** - Aufklärung: Gleichheit aller Menschen - Frage nach den gesellschaftlichen Ursachen von Ungleichheit - Vorgesellschaftlicher Urzustand vollkommener Gleichheit - Privateigentum bedeutet Verlassen des Naturzustands - Privateigentum als Ursache der sozialen Ungleichheit **Arbeitsteilung** - Unterteilung einer Produktion in unterschiedliche Funktionen - Erzwingt (wie das Eigentum) Unterschiede zwischen den Menschen - z.B. Differenzierung nach: Beruflichen Tätigkeiten, Entlohnung/Prestige **Privateigentum und Arbeitsteilung** - Auffassung, dass Arbeitsteilung und Privateigentum zusammen die soziale Ungleichheit bedingen - Horizontale Differenzierung (nach beruflichen Positionen) wird erst über Besitz/ Nicht-Besitz in eine vertikale Rangordnung übersetzbar - K. Marx hat „Klassenbildung" über die Kombi von Privateigentum und Arbeitsteilung versucht zu erklären - Klassen kommen aufgrund der jeweiligen Eigentumsordnungen zustande - Wer besitzt die Produktionsmittel? - Eigentumsordnungen sind bestimmte arbeitsteilige Funktionen zugeordnet (Sklavenhalter -- Sklave, Feudalherr -- Leibeigener, Kapitalist -- Proletarier) - **Konflikttheoretischer Ansatz** (Marx) - Soz. Ungleichheit beruht auf ungleichen Eigentumsverhältnissen - Diese gehen mit ungleichen Machtverhältnissen einher - Zwei Klassen gegenüber - Besitzer der Produktionsmittel: Kapitalisten - Besitzlose: Arbeiter - Dieser Antagonismus kommt zustande, weil Kapitalisten den Arbeitern einen Teil der von ihnen produzierten Werte vorenthalten - **Soziale Ungleichheit als Folge der Unterdrückung/Ausbeutung durch die herrschenden Klassen** - **Arbeitsteilung und Privateigentum sind die gesellschaftliche Bedingung dieser Unterdrückung und Ausbeutung** [Funktionalistische Erklärung] - Ausgangspunkt: Universalität der soz. Ungleichheit - Hieraus wird geschlossen, dass Ungleichheit für das Funktionieren der Gesellschaft eine unentbehrliche Funktion hat - **Begründung:** - Unterschiedliche Positionen/Funktionen, von denen mansche funktional wichtiger für die Gesellschaft sind als andere - Für diese müssen geeignete Akteure gefunden werden. ABER: Talente sind knapp, Ausbildungen sind nötig - Deshalb müssen für die Talentierten Anreize geschaffen werden: d.h. ungleiche Entlohnung je nach funktionaler Wichtigkeit (je wichtiger die Arbeit für das System/Gesellschaft ist, desto mehr Entlohnung) - Ungleichheit ist damit eine funktionale Notwendigkeit Mechanismen der Entstehung sozialer Ungleichheit ------------------------------------------------ ### Ressourcen und Restriktionen Ungleichheitsforschung beschäftigt sich mit der **sozial erzeugten Verteilung von Handlungsressourcen und Handlungsrestriktionen** in der Bevölkerung [Ressourcen ] - Eigenschaften, Fertigkeiten, Güter, Ereignisse, Zustände, Leistungen etc. die eingesetzt werden können, um Ziele zu realisieren + ermöglichen die Ausführung bestimmter Handlungen - Materiell und immateriell - Anwendungsbereiche einer Ressource - Wie groß ist Anzahl der Akteure, die durch Ressource bestraft/belohnt werden können? - In wie vielen Situationen kann eine bestimmte Ressource eingesetzt werden? - Generalisierbare vs. Spezifische Ressourcen - **Klassifikation nach Bourdieu** - Ökonomisches Kapital (Geld, Kapitalanlagen) - Kulturelles Kapital: Inkorporiert, Objektiviert, institutionalisiert (Wissen, Bildung) - Soziales Kapital (Soziale Kontakte, Netzwerke) - (Symbolisches Kapital) z.b Wahrnehmung/Anerkennung des Status [Restriktionen ] - Soziale und materielle Phänomene - Schränken Handlungsspielraum der Akteure ein - Akteure haben keine Kontrolle über Restriktionen - Beschränken die ausführbaren Handlungen - Deshalb: Begrenzte Kontrolle über die Handlungsbedingungen [Kontrolle und Interesse ] - Wer kontrolliert die relevanten Ressourcen? - Wie sind die Handlungsmöglichkeiten verteilt? - Wie sind die Interessen verteilt? - **Investitionsperspektive** - Ressourcen werden investiert, um andere Ressourcen zu erhalten - Ressourcen als \ - **Ziel -- Interesse**: Ressource, an der ein Akteur Interesse hat - **Mittel -- Kontrolle:** Ressource, die ein Akteur kontrolliert, und für Erreichung des Ziels wichtig ist. ### Eigenschaften von Ressourcen [Investition ] - Um interessante Ressourcen zu gelangen, muss i.d.R. investiert werden (vorhandene Ressourcen können genutzt werden) - Grundidee: so lange investieren, wie es sich lohnt - Investitionen sind verbunden mit direkten/indirekten **Kosten** - Investitionen werden getätigt, um spätere **Erträge** zu erzielen (Rendite, Nutzen) - Zukünftige Erträge sind nicht sicher: Risiko, (Erfolgs-) **Wahrscheinlichkeit** - Investitionsmodell ermöglicht Aussagen darüber, wer investiert und wer nicht - Hierfür muss gezeigt werden, warum sich Kosten, Erträge und Erfolgswahrscheinlichkeiten zwischen verschiedenen Gruppen unterscheiden - **Entstehung sozialer Ungleichheit aufgrund unterschiedlicher Investitionen** - Unterschiedliche Ausstattung mit relevanten Ressourcen - Unterschiede in Investition - Unterschiede in den Erträgen [Transformation] Alle Kapitalsorten sind in andere transformierbar, aber: Reibungsverluste und effiziente und weniger effiziente - Ökonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Inkorporiert, Humankapital (z.B. Wissen) - Objektiviert (z.B. Bücher, Kunst) - Institutionalisiert (z.B. zertifizierte Bidlungsabschlüsse) - Soziales Kapital [Transmission ] - Weitergabe, Vererbung - Direkt bei Ökonomischen Kapital: Schenkung, Erbschaft - Komplizierter bei Humankapital, kulturellem und sozialem Kapital - Direkte permanente Weitergabe nicht möglich, da diese Kapitalien an Personen gebunden sind - Über welche Wege kommt die Transmission zustande (wenn die Weitergabe nicht direkt geschieht?) [Akkumulation ] - Kumulation von Vorteilen im Zeitverlauf - Kleine Ausgangsunterschiede in Ressourcenausstattung kann zu großen Differenzen führen - Exponentielles Wachstum **Beispiel I: Hochgebildete** - Erreichen eine höhere berufliche Position - Erzielen höheres Einkommen - Heiraten untereinander - Hierüber Kumulation von Vorteilen in bestimmten Gruppen und damit mehr soziale Ungleichheit **Beispiel II: Zins und Zinseszins** **Beispiel III: Bekannte Autoren werden häufiger zitiert als unbekannte** - Dadurch werden erstere noch bekannter („success breeds success") **Klausurfragen** ![](media/image12.png) ![](media/image14.png) ![](media/image16.png) VL 07 Ursachen sozialer Ungleichheit II: Leistung und Markt =========================================================== Mechanismen der Entstehung sozialer Ungleichheit: Leistung, Markt: funktionalistische Schichtungstheorie & Humankapitaltheorie ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ ### Zuweisungsprinzipien - Zuweisungsprinzipen geben an, nach welchen Regeln Menschen Zugang zu begehrten Ressourcen erhalten - Gleichheit bei der Zuweisung bedeutet, dass für alle die gleichen Regeln gelten - Gleichheitsprinzip: Jeder Person das Gleiche - Statusprinzip: Jeder Person nach ihrem angeborenen Status - Bedarfsprinzip: Jeder Person nach ihren Bedürfnissen - Leistungsprinzip (Meritokratie) : Jeder Person nach ihrer Leistung, Verdiensten, Produktivität ### Leistung - Verteilung von Ressourcen abhängig von Leistung (wer mehr leistet, bekommt auch mehr) - D.h. Belohnungen aufgrund von größerem Fleiß, Einsatz oder höhere Qualifikation - Leistungsprinzip als **Verteilungsnorm** moderner Gesellschaften - Normative Setzung - **Voraussetzung**: Leistungsstandards, über deren Festlegung Konsens besteht - **Meritokratie** - Verleihung von Positionen aufgrund von Leistungen - Im Idealfall nimmt jede Person die verdiente Position ein [Funktionalistische Erklärung ] Siehe oben: Ursachen sozialer Ungleichheit I: Ressourcen, funktionalistische Erklärung [Funktionalistische Schichtungstheorie ] **Soziale Ungleichheit** - Ist nötig für Fortbestand der Gesellschaft - Ist die Folge unterschiedlicher Leistungen, die für dien Einnahme einer bestimmten Position erbracht werden müssen **Kritik an Schichtungstheorie** - Zweifel an den Grundannahmen - Sind Talent und Bereitschaft zur Ausbildung wirklich so knapp wie unterstellt? - Auffassung von einem diffusen Gesamtorganismus - Empirische Anomalien - Die obersten Positionen werden nicht immer mit den talentiertesten/besten Personen besetzt (d.h. Abweichung vom Prinzip der leistungsbezogenen Belohnung) - Soziale Ungleichheit hat auch Folgen, die wenig funktional erscheinen - Dysfunktionen sozialer Ungleichheit - Funktionale Wichtigkeit von Positionen - Welche Positionen sind für das „Überleben" der Gesellschaft relevant? - Es gibt kein Verfahren, über das man die funktionale Wichtigkeit einer Position feststellen kann - Wichtigkeit einer Position kann nicht a priori bestimmt werden, sonder nur expost (d.h. über die höhere Belohnung) - Methodologischer Einwand I - Soziale Ungleichheit ist nicht die einzige Lösung für die Zuweisung von Akteuren zu sozialen Positionen; es gibt auch andere Lösungen für das Allokationsproblem - Alle **funktionalen Äquivalente** müssten angegeben und ausgeschlossen werden - Methodologischer Einwand II - Problem der Struktur. Soziale Ungleichheit X wird durch ihre Funktion Y erklärt - ![](media/image18.png)D.h. die soziale Ungleichheit wird dadurch erklärt, dass sie für eine funktionierende Arbeitsteilung nötig ist [Humankapitaltheorie ] - Richtet zusätzlich zu den **Leistungen** den Fokus auf **Markt**geschehen - **Markttheoretischer Ansatz** (A.Smith): „Belohnung einer Position richtet sich nach dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Markt." - **Bildungserwerb hat Investitionscharakter** - Akteure investieren Ressourcen, um sich Bildung anzueignen (erwerben Humankapital) *vgl. Ursachen... Ressourcen, Investition* - Die Produktivität einer Person ergibt sich aus diesem Humankapital - 7 - Auf Arbeitsmarkt werden Akteure entsprechen ihrer Produktivität vergütet - Hieraus resultieren Unterschiede in der Entlohnung - **Systematische Verknüpfung von Investition, Produktivität und Ertrag:** - Bildungsinvestition steigt Humankapital steigt Protduktivität steigt Lohn steigt Humankapitaltheorie: Wie kommt es zu unterschiedlichen Investitionen in Humankapital? Investitionen in Humankapital - **Investitionen in die Ausbildung werden dann getätigt, wenn:** - **der zusätzliche Ertrag** den Ertrag, der ohne Investition erzielt wird, übersteigt (unter Berücksichtigung der entstehenden **Kosten**) - D.h. die nachfrage nach Bildung wird über die zukünftigen Erträge erklärt - **Grenznutzen (Grenzertrag)** - Zusätzlicher Ertrag, wenn sich die Investition in die Ausbildung um eine Einheit erhöht - **Grenzkosten** - Zusätzliche Kosten, wenn sich die Investition in die Ausbildung um eine Einheit erhöht - Es wird so lange investiert bis gilt Grenzkosten=Grenznutzen (Gleichgewicht/Optimum) ![](media/image20.png) - Wie kommt es zu einer Veränderung des Gelichgewichtspunkts G und damit zu höheren/geringeren Investitionen in Humankapital? Verschiebung von Angebots- und Nachfragekurve ![](media/image22.png) Staatlich unterstützte Studienfinanzierung steigt Kognitive Fähigkeiten (Lernrate) steigt Qualifikationsbedarf einer Volkswirtschaft steigt Wohlstand steigt Arbeitslosigkeit steigt - Die Beispiele zeigen, dass Humankapitaltheorie unmittelbar an die Ressourcenperspektive anschließt - Ressourcen und Restriktionen strukturieren die Handlungsmöglichkeiten der Akteure - **Investitionsperspektive:** Ressourcen werden investiert, um anderer Ressourcen zu erhalten - Ressourcen können dabei Mittel oder Ziele sein - In der Humankapitaltheorie: - Ressourcen als Mittel für Investitionen in die Ausbildung (z.B. Zeit, Geld) - Bildung als Mittel um einen bestimmten Lohn zu realisieren - Eigenschaften von Ressourcen - Investition - Transformation - Transmission - Akkumulation Humankapitaltheorie: Wie kommt es zu Unterschieden in der Entlohnung? Unterschiede in den Erträgen **Markt** - Arena zur Verteilung von Ressourcen - Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage - Der Lohn einer Person entspricht der Produktivität der Person - Entlohnung einer Tätigkeit ergibt sich aus ihrem Marktwert - Entlohnung richtet sich - Nach Qualifikation (**Leistung**, Produktivität) - Nach Verhältnis von Angebot und Nachfrage (**Markt)** ![](media/image24.png) **Gemeinsamkeit** Humankapitaltheorie mit funktionalistischer Schichtungstheorie - Soz. Ungleichheit auf Unterschiede in Leistungen zurückführbar - Bereitschaft zur Ausbildung Abhängig von Entlohnung - Entlohnung als Anreiz, mehr zu investieren **Unterschiede** Humankapitaltheorie mit funktionalistischer Schichtungstheorie - [Funkt. Schichtungstheorie]: Höhe der Entlohnung wird über funktionalen Nutzen einer Tätigkeit für die Gesellschaft bestimmt - [Humankapitaltheorie]: Höhe der Entlohnung wird über das Verhältnis von Angebot und Nachfrage für eine Tätigkeit bestimmt - Damit: Erklärung von Ungleichheit über Marktprozesse, der Markt macht aus Unterschieden in der Produktivität Ungleichheiten **Kritik** an der Humankapitaltheorie - Fokus nur auf individuelle Prozesse, Blick auf gesellschaftl. Strukturen wird vernachlässigt - Empirische Anomalien - Nicht-intendierte Handlungsfolgen (z.B. Wettbewerbsverzerrungen) werden nicht eingebunden - Alternative Ursachen soz. Ungleichheit werden nicht thematisiert - Annahme der Rationalität („Hyperrationalität") - ![](media/image26.png)..... Beispiel bei dem das meritokratische Prinzip **widerspricht**: Familienunternehmen Weitergabe von Positionen durch Vererbung, nicht durch Leistung ![](media/image28.png) WEITERE KLAUSURFRSGEN UNBEDINGT ANSCHAUEN !! VL 08: Ursachen sozialer Ungleichheit III: Soziale Schließung ============================================================= Soziale Schließung ------------------ - Die Möglichkeit, Mitglied einer sozialen Gruppe zu werden, wird beschränkt/verboten - Ausgeschlossen, dass bestimmte Personen an den Handlungs-/Erwerbschancen dieser Grupp teilhaben bzw. Zugang zu den von der Gruppe kontrollierten Ressourcen erhalten - Anknüpfend an **M.Webers Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen sozialen Beziehungen:** - [Offene Beziehung:] Jede Person kann teilnehmen - [Geschlossene Beziehung:] Teilnahme ist beschränkt und an Bedingungen geknüpft +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - **Formen sozialer Schließung | - **Formen sozialer | | nach außen** | Schließungen nach innen** | +===================================+===================================+ | - Traditionell (z.B. | - Einschränkungen der | | Familienbindungen) | Handlungs- oder | | | Erwerbschancen für Einzelne | | | oder Gruppen innerhalb von | | | Verbänden, Betrieben, | | | Organisationen etc | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - Affektuell (z.B. Liebespaar) | | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - Werterational (z.B. | - | | Religionsgemeinschaft) | | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | - Zweckrational (z.B. | - | | wirtschaftliches Monopol) | | +-----------------------------------+-----------------------------------+ **Monopolisierung von Chancen** Ausschluss anderer von der Konkurrenz - Führt bei einer Gruppe zu höheren Ressourcenausstattung, während andere Gruppen eine geringere Ausstattung erreichen Unterschiede im Zugang zu Ressourcen *(vgl. Ressourcenperspektive)* Divergierende Auffassung über die **Bedeutung von Humankapital** (bzw. die Rolle von Leistung) (Rössel) - [Humankapitaltheorie:] Personen mit einer höheren Bildung sind produktiver und erzielen deshalb höhere Erträge - [Soziale Schließung:] Personen mit einer höheren Ausbildung sind nur in beschränktem Maße produktiver als solche mit einer niedrigeren Ausbildung Soziale Schließung durch **Bildungszertifikate**: Credentialism (Collins) (Rössel) - Bildungsanforderungen für Positionen bieten Schutz vor Arbeitsmarktkonkurrenz - Nur Personen mit erforderlichen Abschlüssen erhalten Zugang - Erwerb von Bildungsabschlüssen ist an Ausstattung der Familien mit relevanten Kapitalien gebunden Deshalb schützen höhere Bildungsanforderungen vor allem die Nachkommen der Mittelklasse vor Konkurrenz aus der Arbeiter-/Unterklasse - **Prinzipiell kann beides stattfinden:** - Bildung erhöht die Produktivität ([Leistungsaspekt)] - Bildung dient der Konkurrenzbeschränkung ([Soziale Schließung)] Soziale Schließungen können zu sozialer Ungleichheit führen **Wie entstehen soziale Schließungen?** - Kein allg. Modell vorhanden - Mit welchen Handlungsressourcen und welchen Handlungsrestriktionen verfolgen die Akteure Schließungsstrategien? **Formulierung von Mechanismen** - Wie erfolgt die Monopolisierung bzw. die Konkurrenzbeschränkungen? - Wie kommt es zu Unterschieden im Zugang zu relevanten Ressourcen und somit zu sozialer Ungleichheit Diskriminierung (Form der sozialen Schließung) = Schlechter-/Besserstellung aufgrund eines askriptiven/zugeschriebenen Merkmals - Ausschlaggebend ist nicht die individuelle Leistung, sondern das Merkmal - Z.B. Migrationsgeschichte, Hautfarbe, soziale Herkunft, Geschlecht - **Systematische vs. Individuelle Diskriminierung** - [Systematisch:] führt zu Nach-/Vorteilen für eine soziale Gruppe - [Individuell:] einzelne Akteure erfahren aufgrund von Diskriminierung Vor bzw. Nachteile - Systematische Diskriminierung: Gesamtsumme aller diskriminierenden Handlungen gegen Mitglieder einer Gruppe. - Überzeugungen, Einstellungen oder Präferenzen können Grundlage diskriminierenden Verhaltens sein diskriminierendes Verhalten ist nicht gleich Diskriminierung! **Zentrale Konstrukte** - Wertende Reaktionen - [Kognitiv:] Annahmen und Überzeugungen (Stereotype, Vorurteile) - [Affektiv:] Gefühle und Emotionen (Vorurteile) - [Behavioral:] Verhaltensweisen (Diskriminierung!!) - **Stereotyp**: mentale Vereinfachen von komplexen Eigenschaften/Verhaltensweisen von Personengruppen - **Vorurteil** entsteht, wenn verallgemeinerte Eindrücke mit Emotionen besetzt werden Zentrale Fragestellung bei Diskriminierung: „Worauf lässt sich Diskriminierung zurückführen? Wie lässt sie sich erklären?" Diskriminierungspräferenzen - Präferenzen für/gegen Mitglieder einer bestimmten Gruppe *(Tastes for discrim. Becker)* - Zur Befriedigung von Diskriminierungspräferenzen, verzichtet die Person auf andere Vorteile. - Die Bewertung einer anderen Person erfolgt in dieser Hinsicht unabhängig von der Leistung - Diskriminierung beeinflusst die Erträge von Personen aus verschiedenen Gruppen. - Unterschiedliche Erträge bedeuten soziale Ungleichheit - **Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt kann von verschiedenen Seiten erfolgen:** - [Arbeitgeberdiskriminierung] - Diskriminierung bei Einstellung von Personen - Abgelehnte Mitglieder bekommen weniger Lohn - [Arbeitnehmer- bzw. Kollegendiskriminierung ] - Diskriminierung von UN/Kollegen - [ANdiskriminierung:] UN, die diskriminiert werden, müssen höhere Löhne zahlen - [Kollegendiskriminierung:] Segregation der Gruppen in unterschiel. Betriebe - [Kundendiskriminierung ] - Abneigung ggü. Produkten, die von der diskriminierten Gruppe hergestellt werden, „Herkunft" des Produkts senkt seinen Wert - Folge: Unterschiede in Entlohnung - Kritik an Diskriminierungspräferenzen - Diskriminierungsneigung wird exogen angenommen - Unter den Bedingungen vollkommener Konkurrenz ist Diskriminierung langfristig nicht plausibel - **AGdiskriminierung** ist langfristig nicht plausibel - Weniger diskriminierende Unternehmen haben Produktionsvorteile gegenüber stärker diskriminierenden. sie können günstiger produzieren - Folge: Diskriminierende Unternehmen werden langfristig aus dem Markt gedränt. - **ANdiskriminierung** ist langfristig nicht plausibel, da UN die diskriminierende Person einstellen, höhere Produktionskosten haben. - Die **Kundendiskriminierung** ist am ehesten von Dauer Statistische Diskriminierung - Ursache der Diskriminierung: Informationsdefizite - Bei unzureichendem Wissen wird die Leistung eines Individuums anhand der Gruppenzugehörigkeit eingeschätzt. - Askriptive Merkmale dienen als Anhaltspunkt für die Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe - Systematische Benachteiligung einer Gruppe insgesamt aufgrund statistischer Diskriminierung? Nein, statistische Diskriminierung erklärt nur individuelle Abweichungen in der Behandlung, nicht die systematische Benachteiligung einer Gruppe - Damit: Fehleinschätzungen von Individuen, aber keine systematische Schlechterstellung einer Gruppe -- Führt nicht zu sozialer Ungleichheit - Ein systematischer Nachteil für die Gruppe entsteht, wenn die durchschnittliche Gruppenproduktivität falsch eingeschätzt wird. Stereotype threat - Aktivierte Stereotype können die Leistungsfähigkeit der betroffenen Gruppen verringern - Verhalten/Ergebnis wird im Sinne des Streotxps beeinflusst - = Self-fulfilling prophecy **Mechanismus** - Aktivierung des Stereotyps ruft Ängstlichkeit und reduziertes Selbstvertrauen hervor. - Senkung der Leistung - Gezeigte Leistung entspricht dann eher dem Stereotyp - Damit: Geringere Leistung trotz einer prinzipiell höheren Leistungsfähigkeit - Dieser psychologische Mechanismus kann dazu führen, dass diskriminierte Gruppen tatsächlich schlechtere Leistungen zeigen - Trägt zur Reproduktion von Stereotypen bei\# Ausbeutung (auch eine Form der sozialen Schließung) - Gegenstück zum Leistungskonzept - Normativer Ausdruck für einen als ungerecht empfunden Vorgang 1. Der hohe Wohlstand einer Gruppe hängt ursächlich vom geringeren Wohlstand einer anderen Gruppe ab 2. Diese Beziehung beruht auf dem Ausschluss einer Gruppe von der Kontrolle über zentrale Produktionsmittel. 3. Sie schließt die Aneignung der Arbeitserträge der einen Gruppe durch die andere ein **Beispiel 1: Feudalgesellschaft** - Beziehung zwischen Bauer und Grundherr - Der Grundherr kontrolliert die Produktionsmittel (Boden) Annahme 2 (Die Beziehung basiert auf dem Ausschluss der einen Gruppte von der Kontrolle über die zentralen Produktionsmittel - Für die Überlassung des Bodens zahlt der Bauer eine Abgabe - Damit gibt die Kontrolle über die Produktionsmittel dem Grundherrn die Möglichkeit, sich einen Teil der Arbeitserträge des Bauern anzugeignen Annahme 3 (Die Beziehung schließt die Aneignung der Arbeitserträge der einen Gruppe durch die andere ein - Der Anteil des Bauern am Ertrag ist umso geringer, je mehr er an den Grundherrn abgibt - Je reicher also der Grundherr wird, desto ärmer wird der Bauer Annahme 1 Der hohe Wohlstand einer Gruppe hängt ursächlich vom geringeren Wohlstand einer anderen Gruppe ab Beispiel 2: siehe Vorlesungsskript VL 09: Strukturen sozialer Ungleichheit: Klasse und Schicht =========================================================== Strukturen sozialer Ungleichheit -------------------------------- - Vorstellung von einer hierarchischen Anordnung der Bevölkerung - Nach welchen Kriterien erfolgt diese Anordnung? - Unterschiedliche Konzepte - Klasse, Schicht - Soziale Lage, Milieus, Lebensstile ### Klasse und Schicht - Soziale Klasse - Soziale Schicht - Gegenüberstellung von Klassen- und Schichtkonzepte Soziale Klasse **Klassentheorie nach Marx** - Historische Entwicklung der Menschheit als Geschichte von Klassenkämpfen - Wer besitzt die **Kontrolle über die Produktionsmittel?** - **Eine Klasse wird bestimmt durch ihr Verhältnis zu den Produktionsmitteln** - Die Position in der Produktion bestimmt die materielle Lebenssituation - **Arbeitswerttheorie** - Kapitalist kontrolliert die Produktionsmittel - Arbeiter besitzen nur ihre Arbeitskraft - Beide können alleine keine Waren/DL bereitstellen - Arbeiter ist gezwungen, seine Arbeitskraft an den Kapitalisten zu verkaufen - Weil er keine Kontrolle über die Produktionsmittel hat und damit keine andere Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen - Der Kapitalist benötigt umgekehrt den Arbeiter zur Produktion - Der Kapitalist lässt den Arbeiter länger arbeiten, als es dem Gegenwert des Lohns entspricht - Arbeiter erzeugt hierüber den Mehrwert - Aneignung des Mehrwerts durch den Kapitalisten: **Ausbeutung** - Ausbeutung aufgrund der bestehenden Machtsymmetrie - Der Anteil des Arbeiters am Ertrag ist umso geringer, je mehr er an den Kapitalisten abgibt - Damit wird ein Interessengegensatz begründet: **Klassenantagonismus** **Kausales Modell der Entstehung sozialer Ungleichheit** - Einkommen durch produktive Tätigkeit auf Seiten der Proletarier - Ausbeuterische Mehwertaneignung auf Seiten der Bourgeoisie - Nachteile der einen Seite sind kausal verantwortlich für Vorteile der anderen Seite - Die Herrschaft der herrschenden Klasse basiert auf ökonomische Ursache - Erstreckt sich aber auch auf andere Bereiche wir Kultur, Politik, Recht - Damit bestimmen die Produktionsverhältnisse den gesellschaftlichen Überbau - **Die Produktionsverhältnisse bestimmen:** - Die materiellen Verhältnisse (Basis) - Die Macht- und Herrschaftsverhältnisse - Den gesellschaftlichen Überbau **Klassen an sich** - Mitglieder einer Klasse befinden sich in der gleichen Klassenlage, Objektiv bestehende Klasse **Klasse für sich** - Wenn mit der Klassenlage ein gemeinsames Klassenbewusstsein verbunden ist - Und daraus solidarisches Handeln folgt. Subjektiv bestehende Klasse - Klassenkonflikt als Motor des gesellschaftlichen Wandels - Aus zunächst objektivem Interessengegensatz wird im Laufe der Zeit ein sich verstärkender Klassenkonflikt - Die schrumpfende Bourgeoisie wird immer reicher/ das wachsende Proletariat wird immer ärmer: Verelendung - Revolution des Proletariats, das zu dem Zeitpunkt eine Klasse für sich geworden ist - Privateigentum an Produktionsmitteln wird abgeschafft - Entstehung einer gerechten sozialen Ordnung und einer klassenlosen Gesellschaft **Probleme** - Dichotome Klassenmodell ist empirisch nicht anzutreffen - Gerade in der Industriegesellschaft gibt es eine Vielzahl von Klassen - Auch die Arbeiterschaft ist heterogen - Vorstellung von einer bestimmten historischen Entwicklung ist empirisch ebenfalls unzutreffend - Z.b.: - Keine fortschreitende Kapitalkonzentration - Keine Homogenisierung der Arbeiterschaft - Stattdessen: Heterogenität der Einkommen, Qualifikation - Keine Verelendung - Keine kommunistischen Revolutionen **Klassenkonzept von Max Weber** - Mehrdimensionales Konzept (d.h. es geht nicht ausschließlich um die ökonomische Dimension) - Klassen als Gruppen von Menschen, die der gleichen Klassenlage angehören - Soziale Ungleichheit ist geknüpft an die Möglichkeiten der Verwertung von Ressourcen auf dem Markt - Sie beruht nicht auf Ausbeutung - Sie ist nicht allein an den Besitz (an Produktionsmitteln) geknüpft - Die Marktchancen bestimmen sich über Besitz und Leistung (u.a. Leistungsvermögen, Talente, Qualifikationen) - Besitzklassen, Erwerbsklassen **Besitzklassen** **Erwerbsklassen** ---------------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Unterschiede im Besitz bestimmen die Klassenalge Bestimmt durch Leistungen (auf Erwerbstätigkeit bezogene Qualifikationen/Leistungen) Besitz als Grundlage der Zuweisung zu Klassen Klassenlage bestimmt sich über die Chance der Marktverwendung von Qualifikationen/Leistungen Aber anders als bei Marx: Abstufungen anstelle einer Zweiteilung in Besitz vs. Nicht-Besitz Über die Erwerbsklasse lassen sich Unterschiede in Positionierung von Akteuren, die auf Qualifikationsunterschiede beruhen, berücksichtigen Zugehörigkeit zu Besitzklassen muss nicht zu Klassenbewusstsein oder zu gemeinsamem Handeln führen Hat nicht notwendigerweise Klassenkämpfe zur Folge Die Entwicklung zu einer „Klasse für sich" ist eine Möglichkeit neben anderen - Zwischen Besitzklassen und Erwerbsklassen können Überschneidungen auftreten - Bedeutung von Besitz vs. Erwerb variiert historisch **Soziale Klassen (M. Weber)** - Bündel der Vielfalt an Besitz- und Erwerbsklassen - Soziale Klassen als eine Art Zusammenfassung von Besitz- und Erwerbsklassen verstanden werden - Die sozialen Klassen bündeln die Klassenlagen, innerhalb derer gewechselt werden kann (Mobilität) - Darüber hinaus keine Wechsel - Beispiele - Arbeiterschaft - Kleinbürgertum - Besitzlose Intelligenz und Fachgeschultheit (Techniker, Angestellte, Beamte) - Klassen der Besitzeden und durch Bildung Privilegierten - Mit den Konzepten „Klasse" und „Stand" analysiert Weber die Konflikte um knappe Ressourcen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven **Stände** - Kollektive von Menschen unterschiedlicher sozialer Wertschätzung - Basieren auf Ehre, soz. Prestige - [Merkmale] - Soziale Wertschätzung - Ähnlichkeit der Lebensführung - Strukturierung der sozialen Beziehungen - Pflege von Kontakten unter Mitgliedern eines Standes - Geschlossene Heiratsbeziehungen - Ständische Schließung - Form der sozialen Schließung - Ständische Ehre zeigt sich im Kontakt nur innerhalb des eigenen Standes und dem Ausschluss anderer. - Hierüber: Monopolisierung von Ressourcen - Institutionelle Absicherung der ständischen Zugehörigkeit - Abstammungsrechte (z.B. Adel) - Beschränkungen des Zugangs zu Berufs- und Bildungsständen **Klasse und Stand** - **Klassen** sind in der Wirtschaft angesiedelt - Zuweisung zu Klassen in Anbetracht der Marktlage - Die Verwertung von Vorteilen folgt dem Marktprinzip - **Stände** beziehen sich auf die soziale Ordnung - Schränken Funktionen des Marktes ein - Monopolbildung aufgrund ständischer Schließung - Die beiden Strukturierungsprinzipien **überschneiden sich:** - Stände können Vorteile auf dem Markt und damit eine günstige Klassenposition verschaffen - Günstige Klassenlage ist für viele Stände Voraussetzung für angemessene Lebensführung Soziale Klasse: Unterschied Weber im Gegensatz zu Marx - Bei Weber wird keine Theorie des Klassenhandelns und radikalen sozialen Wandels vorgeschlagen - Weber lehnt Geschichtsauffassung von Marx ab: Keine Gesetzmäßigkeiten der Geschichte - [Weber:] Fokus auf das von Interessen geleitete soziale Handeln individueller Akteure - [Marx:] Fokus auf Klassen, die als dauerhafte, kollektiv handelnde soziale Gruppen agieren - Ökonomie hat bei Weber nicht die zentrale Bedeutung, die ihr Marx zuschreibt: - Andere Ordnungen sind ebenfalls bedeutsam (z.B. Familie) - Keine dieser Ordnung hat a priori dominierende Stellung - Wirtschaftliche Ordnung ist nicht Unterbau aller anderen Ordnungen - Marktverhältnisse zwischen den Ordnungen sind empirisch festzustellen - Soziale Ungleichheit entsteht Weber zufolge nicht durch Ausbeutung, sondern durch die Verwertung von Ressourcen auf dem Markt - Bei Weber: Differenzierung innerhalb der Klassen anstelle einer Festlegung auf zwei Klassen - Weber zieht vielfältige Klassenkriterien heran (anstelle der ausschließlichen Fokussierung auf den Besitz an Produktionsmittel). Weber z.B. Qualifikationen, Talente - Entstehung eines kollektiven Klasseninteresses hält Weber für unwahrscheinlich Soziale Schichten **Schichtmodell** von Theodor Geiger - Abflauende Klassenkonflikte - Zunehmende Ausdifferenzierung zwischen und innerhalb der Klassen - Neue Konfliktlinien quer zur Klassenstruktur - **Schichten fassen Personen mit vergleichbarem sozialem Status zusammen** - [Sozialer Status]: „Lebensstandard, Chancen und Risiken, Glücksmöglichkeiten, aber auch Privilegien und Diskriminationen, Rang und öffentliches Ansehen" (Geiger) - [Schichtung heißt also]: Gliederung der Gesellschaft nach dem typischen Status ihrer Mitglieder - Multidimensionales Schichtkonzept - Offenheit hinsichtlich der herangezogenen Merkmale - Detailgetreue Abbildung der Sozialstruktur - Deskriptiv, ohne Anspruch auf Erklärung der Muster - Schichtdeterminanten ermitteln (Dominant, Subsidiär) - Soziale Lage anhand objektiver Merkmale bestimmen - Wandel der Schichtdeterminanten über die Zeit - - Die objektive soziale Lage prägt Haltungen, Meinungen und Handlungen - „Mentalität" - Subjektive Seite der Schichtzugehörigkeit **Eine soziale Lage und ihre typische Mentalität konstituieren zusammen eine Schicht** ![](media/image30.png) - Vertikale Abstufung der Schichten - Hierarchischer Aufbau mit Untergliederungen - An den Übergängen können die Abgrenzungen unscharf sein **Klasse** nach Geiger - Analog zur Definition von marx - Historisch-spezifische Form der sozialen Schicht - Dominantes Schichtungsprinzip: Produktionsverhältnisse Gegenüberstellung **Gemeinsamkeiten der Klassen- und Schichtkonzepte** - Menschen in ähnlicher sozio-ökonomischer Lage - Klassenlage (Besitz/Produktionsverhältnisse, Marktlage) - Soziale Lage (Schichtdeterminanten) - Klassen-bzw. schichtspezifische Prägungen und Subkulturen - Klassenbewusstsein (Klasse für sich, Marx) - Mentalität (Geiger) - Aus den Klassen und sozialen Lagen resultieren klassen- bzw. schichttypische Lebenschancen **Unterschiede der Klassen- und Schichtkonzepte** - **Ökonomische Orientierung** der Klassenkonzepte - Besitz, Stellung im Produktionsprozess (Marx) - Besitz, Erwerbs-/Marktchancen (Weber) - **Konfliktorientierung** der Klassenkonzepte - Analyse von Konflikten und Machtbeziehungen zwischen den Klassen - [Klassengesellschaft:] gespaltene Gesellschaft - [Schichtgesellschaft]: vertikal abgestufte, ungleiche Gesellschaft - **Historische Orientierung** der Klassenkonzepte - Entwicklung der Klassen im Zeitverlauf - Frage nach den Ursachen von Konflikten, Machtbeziehungen und ihrer Entwicklung (eher als Beschreibung von Klassenstrukturen) VL 10: Strukturen sozialer Ungleichheit II: Fortentwicklungen ============================================================= - Fortentwicklungen der Schichtmodelle - Fortentwicklungen der Klassenmodelle - Neure Modelle Fortentwicklungen der Schichtmodelle ------------------------------------ ### Merkmale von Schichtmodellen - Vertikale Abstufung der Schichten - Hierarchischer Aufbau mit graduellen Untergliederungen - An Übergängen können Abgrenzungen unscharf sein - Mehrdimensionale Schichtung - [**Typische Schichtdeterminanten**:] Qualifikation, berufliche Stellung, Einkommen, Prestige - Schichtspezifische Denk- und Verhaltensweisen - Anliegen: (Detailgetreue) Beschreibung unterschiedlicher Lebensbedingungen - Existieren viele Schichtmodelle - Sie unterscheiden sich nach: - Welche Schichtdeterminanten sie heranziehen, - Wie viele Schichten unterschieden werden - Wo die Schichtgrenzen gezogen werden ![](media/image32.png) Fortentwicklungen der Klassenmodelle ------------------------------------ - Neo-Marxistische Klassenmodell von Wright - Neo-Weberianische Klassenmodell von Erikson, Goldthorpe und Portocarero (EGP-Klassenschema) - Neuere Modelle Neo-Marxistische Klassenmodell von Wright **Erweiterung des Klassenschemas** - Neben den zwei Klassen der Kapitalisten (Ausbeuter) und Proletariats (Ausgebeutete) gibt es neue Klassen - Tragen sowohl Merkmale der Ausbeuter als auch der Ausgebeuteten - Diese Klassen verfügen in unterschiedlichem Ausmaß über „Ausbeutungsmittel" ![](media/image34.png)**Relevant für die Zuweisung zu einer Klasse** - Besitz an Produktionsmitteln - Organisationsmacht - Qualifikation Neo-Weberianische Klassenmodell von Erikson, Goldthorpe und Portocarero (EGP-Klassenschema) - Evtl. das bedeutsamste nicht-marxistische Klassenschema - Ausgehend von Weber: Im Zentrum stehen die Marktchancen der Individuen (Marktlage) und die Arbeitssituation Unterscheidung von beruflichen Positionen nach der **Art des Beschäftigungsverhältnisses** - Selbständige - Abhängig Beschäftigte Unter den abhängigen Beschäftigten: **Dimensionen der Marktchancen** - Wie spezifisch ist das für die Tätigkeit benötigte Humankapital? - In welchem Maße lässt sich die Arbeit kontrollieren? - Form des Beschäftigungsverhältnisses - Dienstverhältnis (mit festem Gehalt) - Arbeitsvertrag (Lohn nach Zeit/Stückzahl) - Mischformen ![](media/image36.png) BEISPIEL PISA STUDIE ANSCHAUEN Neure Modelle - Soziale Lagen - Lebensstile und soziale Milieus - Sozialer Status und soziales Prestige Soziale Lagen - Lagemodelle umfassen sowohl vertikale als auch horizontale Ungleichheiten - Kombi von mehreren (sozial relevanten) Markmalen ![](media/image38.png) **Soziale Lagen im Gegensatz zu Lebensstilen und Milieus** - Klassen-, Schicht- und Lagemodelle ordnen Menschen zunächst nach ausgewählten Merkmalen „objektiven" Lebensbedingungen zu - Sie fragen anschließend danach, ob und wie typische Lagen mit bestimmten Subkulturen/Lebenschancen zusammenhängen - Lebensstil- und Milieumodelle gehen umgekehrt vor - Sie ordnen zunächst die kulturelle Vielfalt (Wertorientierungen, Einstellungen, Verhaltensweisen) nach bestimmten Mustern - Dann wird gefragt, wie diese Muster mit den „objektiven" Merkmalen zusammenhängen - Kultursoziologische, kulturalistische Ausrichtung Lebensstile und soziale Milieus - Fokus auf horizontale Merkmale - Kultursoziologische Aspekte stehen im Vordergrund - Deskriptive Konzepte - Anliegen: Muster identifizieren in subjektiven Verhaltensweisen, Einstellungen... - Vielfältige Typenbildungen - Zwischen Typen - Fließende Übergänge - Überlappungen **Lebensstile** - **= Relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung!!** - Ensemble von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Handlungen und Interaktionen - **Merkmale** - Lebensstile sind *bereichsübergreifend* - Nicht auf ein Merkmal beschränkt - Schwerpunkt im Freizeit- und Konsumbereich - Analysen von Lebensstilen rücken *expressiv-ästhetische* Orientierungen und Handlungen ins Zentrum - Selbstdarstellung der Individuen in Fragen des Geschmacks und der kulturelle Interessen - Lebensstile haben *ganzheitliche, sinnhaften* Charakter - Die verschiedenen Elemente ergeben für die Individuen ein Ganzes - Sie machen aus der Perspektive der Individuen Sinn - Subjektiver Sinn - Lebensstile sind *identitätsstiftend* und *distinktiv* - Schaffen individuelle und kollektive Identitäten - Identifizierung mit einem bestimmten Muster der Lebensführung - Abgrenzung gegenüber anderen - Vielfältige Typologien basierend auf Umfragedaten zu: - Freizeit (z.b. Sportarten) - Musikinteressen - Wohnstil - Kleidungsstil -... Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung Soziale Milieus - Keine klare Abgrenzung zwischen Milieus und Lebensstilen - Milieus sind etwas stärker angelehnt an objektive Gegebenheiten als Lebensstile (Lebensstile sind eher subjetiv) „Teilgruppe der Bevölkerung, deren Mitglieder bezogen auf ihre Lebenslage (**objektive Lebensbedingungen)** sowie ihre Werthaltungen und Mentalitäten **(subjektive Lebenseinstellungen**) ein ähnliches Merkmalprofil aufweisen." (Huinink und Schröder) - Berücksichtigung subjektvier Werthaltungen und Mentalitäten und objektiver Lebensbedingungen - Menschen, die einem bestimmten Milieu angehöhren, denken und handeln oft gleich - ABER: Keine zwangsläufige Korrespondenz zwischen objektiven Lebensbedingungen und subjektiven Lebenseinstellungen\# - D.H. die Schichtzugehörigkeit allein gibt nicht über die Milieuzugehörigkeit Auskunft - Im Unterschied zu den frühen Schichtmodellen: Geiger ging davon aus, dass eine bestimmte innere Haltung (Schichtmentalität) einer schichtenspezifischen sozialen Lage entspricht - **Horizontale Untergliederung** - Subkulturen - Wertorientierungen, Lebensziele, Einstellungen, Lebensstile - **Vertikale Untergliederung** - Objektive Lebensbedingungen - Schichten - Fließende Grenzen zwischen sozialen Milieus - In den Darstellungen finden sich i.d.R. Abgrenzungen zur Verdeutlichung BEISPIELE ANSCHAUEN!! **Grenzen/Kritik der Lebensstil- und Milieukonzepte** - Theorieschwach - Keine theoretische Herleitung der Konzepte - Auswirkungen auf soziale Ungleichheit unklar - Thesen zum Bedeutungsverlust der klassischen sozialstrukturellen Merkmale empirisch unzutreffend - Klassische Dimensionen und Determinanten sozialer Ungleichheit sind weiterhin entscheidend für Lebenschancen. - Schichttypische Ungleichheiten bestehen fort Sozialer Status und soziales Prestige - Status- und Prestigeskalen finden vielfache Verwendung. Z.b. in der internationalen Mobilitätsforschung - **Prestige** - Unterschiedliche Wertschätzung beruflicher Positionen in einer Gesellschaft - Annahme: Die Einschätzung über die Rangordnung ist gesellschaftlich geteilt - **Sozialer Status** - Häufig ähnliche Verwendung des Begriffs wie beim Prestige - Bezieht sich jedoch stärker auf objektive Merkmale wie Einkommen oder Bildung - **Merkmale von Status- und Prestigeskalen** - Eindimensional (nur vertikale Ungleichheitsaspekte) - Kontinuierliche Maße - Berufliche Positionen stehen im Zentrum der Messungen **Beispiel: Statusskala International Socio-Economic Index of Occupational Status (ISEI)** - Beruht auf Informationen zu Berufen, Einkommen und Bildung - Basis: Daten aus 16 Ländern - Wertebereich 10 (landwirtschaftliche Arbeitskräfte) -- 90 (Richterinnen und Richter) ![](media/image40.png) VL 11: Soziale Mobilität I ========================== Soziale Mobilität ----------------- - Grundbegriffe - Intergenerationale Mobilität - Intragenerationale Mobilität ### Grundbegriffe **Räumliche Mobilität** - Bewegung der Personen im geographischen Raum - Bewegungen von Ort zu Ort, Wanderungen **Soziale Mobilität** - Veränderungen der sozialstrukturellen Positionen eines Individuums - Wechsel von Personen zwischen sozialen Positionen (...) insb. der Wechsel zwischen Berufsgruppen oder Schichten **Vertikal** - Wechsel zw. Positionen unterschiedlicher Hierarchieebenen - Bewegung zw. unterschiedlich bewerteten Positionen (innerhalb einer Rangordnung) - Veränderung nach oben oder nach unten - [Aufstiegsmobilität]: Verbesserung der Position (soz. Aufstieg) - [Abstiegsmobilität:] Schlechterstellung (soz. Abstieg) **Horizontal** - Wechsel zwischen soz. Positionen, die auf der gleichen Ebene liegen ### Intergenerationale Mobilität - Soz. Mobilität in der Generationenfolge - Veränderungen der soz. Positionen zwischen Generationen (Generationenmobilität) - Kinder nehmen eine andere soz. Position ein als ihre Eltern - Klassisches soziologisches Forschungsthema - ![](media/image46.png)Wie erfolgt die Statuszuweisung? Wer gelangt -- ausgehend von seiner Herkunft -- in welche Position? ### Intragenerationale Mobilität - Wechsel bzw. Veränderungen sozialer Positionen innerhalb individueller Lebensverläufe - Intragenerationale Mobilität in Bezug auf berufliche Statusveränderungen: Karrieremobilität Mobilitätsmatrix - Klassische Methode zur Analyse von Mobilitätsmustern - Verteilung der sozialen Positionen der Kinder in Abhängigkeit von der sozialen Position der Eltern - **Abstromprozente** - Abstromraten - In welche soz. Position gelangen die Kinder? - Auf- bzw. Abstiegschancen der Kinder - Indizieren den Vererbungsgrad von Statuspositionen von einer Generation zur nächsten ![](media/image48.png) ![](media/image50.png) WEITERE FOLIEN DAZU UNBEDINGT ANSCHAUEN!!!!! **Zustromprozente** - Zustromraten - Woher rekrutieren sich soziale Positionen? - Zeigt die Offenheit/Geschlossenheit einer Position für das Hinzukommen von Personen aus anderen Positionen WEITERE FOLIEN DAZU UNBEDINGT ANSCHAUEN!!!!! **Absolute Mobilität** - Anteil der Personen, die eine anderer Position einnehmen als ihre Eltern ![](media/image52.png) **Strukturmobilität** - Soz. Mobilität aufgrund von Veränderung der Klassenstruktur - Veränderungen der Zahl besetzbarer Positionen in einer bestimmten Klasse - Z.B. ausgelöst durch Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt - [Abstoßeffekt:] Schrumpfende Gruppen verdrängen Menschen - Soziale Mobilität, vollzieht sich unabhängig von Veränderungen der Klassenstruktur - Umgruppierung bestimmter Akteure/Akteursgruppen - Nicht bedingt durch strukturellen Wandel - [Sogeffekt:] Bestimmte Klassen ziehen Menschen an Absolute Mobilität = Strukturmobilität + Austauschmobilität ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image54.png) Wie kommt es zur intergenerationalen Mobilität? - Bzw. wie kommen Personen zu ihrem sozialen Status? - **Unter welchen Bedingungen?** - Gelingen Aufstiege? - Kommt es zu Abstiegen? - Reproduziert sich der soziale Status bzw. bleibt Mobilität aus? Faktorenbündel I (**Soziale Lage individueller Akteure)** - Soziale Mobilität ist abhängig von erworbenen und zugeschriebenen sozialstrukturellen Positionen - Z.b. im Hinblick auf - Persönliche Eigenschaften - Besitz von Ressourcen - Kontrolle über Handlungsmöglichkeiten - Soziale Herkunft - Mechanismen der Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit - Vordergrund: Ressourcenausstattung der Akteure Faktorenbündel II **(Institutionelle Rahmenbedingungen)** - Institutionelle Regelungen können für Mobilitätsbarrieren sorgen oder die Mobilität befördern Faktorenbündel III **(Veränderungen im Angebot an Statuspositionen)** - Quantitative/qualitative Veränderungen des Gefüges sozialer Positionen - z.B. - Bildungsexpansion - Strukturwandel in bestimmten Sektoren des Arbeitsmarktes Faktorenbündel IV (**Veränderungen in der Nachfrage nach Statuspositionen)** - Größe der nachwachsenden Generationen - Konkurrenz um soziale Positionen - Bsp: Bidlungsinflation Faktorenbündle, die Vielzahl von Prozessen beinhalten Jetzt: Blick auf die vermittelnde Rolle von Bildung im Statuszuweisungsprozess Das Status- Attainent- Modell - Frage: wie Individuen zu ihrem sozialen Status gelangen - Durch Vererbung? - Der Beruf des Vaters bestimmt den Beruf des Sohns. Geschlossene Gesellschaft - Durch eigene Leistung? - Die Bildung des Sohns bestimmt seinen Beruf. Offene Gesellschaft Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image56.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Diagramm, Reihe, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image58.png) Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image60.png) Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image62.png) VL 12: Soziale Mobilität II =========================== Unbedingt zu dieser Vorlesung alle Grafiken, Beispiele und so anschauen!! Intergenerationale Mobilität -... -... - Wandel intergenerationaler Mobilität - Empirische Befunde Intragenerationale Mobilität Intergenerationale Mobilität ---------------------------- ### Wandel intergenerationaler Mobilität - Modernisierungstheorie und Industrialisierungsthese - „Kein-Trend"-Hypothesen - Lipset-Zetterberg-Hypothese - Featherman-Jones-Hauser-Hypothese Modernisierungstheorie und Industrialisierungsthese - 1960er Jahre - Durch den Funktionalismus geprägte Perspektive - **Kernaussagen** - In Industriegesellschaften ist Ausmaß an soz. Mobilität hoch - Soz. Aufstiege kommen häufiger vor als soz. Abstiege - Opportunitäten für Mobilität gleichen sich an - Mobilitätsraten und Chancengleichheiten nehmen zu - **Argumentation** - Industrielle Produktion erfordert ständige technologische Weiterentwicklung - Rationalisierung, Differenzierung und Arbeitsteilung als zentrale Elemente - Steiger Bedarf an qualifiziertem Personal: Produktion, DL, Leistungsebene - Folge: Expansion der Mittelklasse - Rationalisierungsprozesse erfordern meritokratische Auswahl bei der Besetzung von Positionen - Allgemeiner Wohlstand steigt, Zugang zu Bildung für breitere Schichten möglich - Chancengleichheit steigt - Wirtschaftsbereiche, die dem Meritokratieprinzip folgen, expandieren „Kein-Trend"-Hypothesen **Lipset-Zetterberg-Hypothese** - 1960er Jahre - Abkehr von Vorstellung, dass soz. Mobilität mit Grad der Industrialisierung stetig zunimmt - Stattdessen: Annahme eines Schwelleneffekts - Sobald eine bestimmte Stufe der Industrialisierung erreicht ist, ergibt sich ein hohes Niveau an soz. Mobilität - **Annahme:** Ausmaß der Mobilität ist in allen Industrieländern ca. gleich - Allerdings widersprechende emp. Evidenz - Es gibt substantielle Länderunterschiede im Ausmaß der Mobilität **Featherman-Jones-Hauser-Hypothese** - 1970er Jahre - Weitergehende Spezifizierung der Lipset-Zetterberg-Hypothese - Unterscheidung *phänotypischer* und *genotypischer* Mobilität - Phänotypisch: **Absolute Mobilität** - Gelangen Nachkommen in niedriger/gleiche/höhere Positionen als die Eltern? - Genotypisch: **Relative Mobilität** - Mobilitätschancen - Soz. Fluidität - Sind die Nachkommen im Vergleich zu anderen aus der gleichen Generation besser, schlechter, oder gleichgestellt, als dies bei den Eltern der Fall war? - Relation der Positionierung - **Annahme:** - Ausmaß relativer Mobilität ist in allen Industrieländern gleich - Ausmaß absoluter Mobilität unterscheidet sich durch spezifische ökonomische, technologische und demografische Bedingungen der Länder Letztlich sind Überlegungen zum soz. Wandel von Mobilität in der Generationenfolge empirisch zu prüfen ### Empirische Befunde Empirische Befunde zur intergenerationalen Mobilität - Klassenmobilität - Einkommensmobilität **Intergenerationale Mobilität im Ländervergleich** **Absolute Mobilität im Ländervergleich** - Graduelle Konvergenz der Mobilitätsmuster im Zeitverlauf (für Männer) - Trend wird vor allem getragen von - Abnehmender Bedeutung der Landwirtschaft - Zunehmender Bedeutung der Dienstklassen (EGP I und II) - Relative Mobilität im Ländervergleich: starke Variation **UNBEDINGT DIESE BEISPIELE ANSCHAUEN: IST AUCH MIT VIEL TEXT UND SO** **Absolute Einkommensmobilität** - Einkommensunterschiede von Eltern und ihren Nachkommen in vergleichbaren Lebensabschnitten - Verfügen die Kinder über geringere, gleich hohe oder höhere einkommen als die Eltern? **SELBES SPIEL** **Relative Einkommensmobilität** - Veränderung von Einkommenspositionen zwischen Generationen - Es geht um die jeweiligen Platzierungen in den generationenspezifischen Einkommensverteilungen - Mobilität findet dann statt, wenn sich die Position des Kindes in der Einkommenshierarchie seiner Generation gegenüber der Position seiner Eltern in ihrer Generation verändert - Einkommenshierarchie wird über die Quartile ausgedrückt **Intergenerationale Einkommensmobilität** - Wie groß ist der Zusammenhang zwischen Einkommen der Väter und der Söhne? - Je größer diese Korrelation ist, desto - Stärker ist der Zusammenhang in den Einkommen der beiden Generationen - Geringer ist die relative Einkommensmobilität - Vergleich Deutschland und USA - Die Einkommen werden jeweils im Alter von 40 Jahren gemessen - \-\-\-- Grafiken Anschauen!!! Intragenerationale Mobilität ---------------------------- - Veränderung der soz. Positionen von Akteuren im Lebenslauf - Intragenerationale Mobilität in Bezug auf berufliche Statusveränderungen: Karrieremobilität - In DE: niedrige Karrieremobilität wegen der engen Kopplung von Ausbildung und Beruf - Zuname in den jüngeren Jahrgängen - Dort überwiegend Aufstiegsmobilität - Besonderheit: Wandel in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung - **Haben sich Lebensläufe verändert?** - **[These I: Normalbiographie ]** - Traditionelle Lebensläufe für Männer und Frauen - **[These II: De-Standardisierung der Verläufe]** - Globalisierung: Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen - Lebenslanges Lernen und biographische Brüche - Besonders starker Wandel unter Frauen - Empirie unklar - Die Normalbiographie war auch früher nicht so dominant - Die De-Standardisierung wird zum Teil übertrieben Intragenerationale Mobilität Beispiele Deutschland Beispiel anschauen!!!!!!!!! DAS WARS MIT WINTERSEMESTER 23/24 VL 13: Bildungsungleichheit I: Bildungsexpansion ================================================ - Hintergrund - Empirische Beschreibung des Phänomens - Fragestellungen zur Bildungsexpansion - Ursachen der Bildungsexpansion - Folgen der Bildungsexpansion ### Hintergrund - **Bildung**: Vermittlung/Erwerb von Wissen/Fertigkeiten - Im Zeitverlauf: Zunehmende Bedeutung von Bildung Historische Entwicklung - Bildungserwerb: Familie und am Arbeitsplatz - Bildungseinrichtungen sind kleinen Teilen der Bevölkerung vorbehalten - Mehrheit der Bevölkerung kann nicht rechnen, lesen oder schreiben - **Industriegesellschaften** - Grundbildung für alle - Einführung Schulpflicht und der Volksschule (fast alle lernen rechnen lesen und schreiben) - Aber nur wenige erhalten Bildung, die über die Grundbildung hinausgeht - Im Laufe der industriellen Entwicklung: Ausweitung der Bildungsprozesse - **Postindustrielle Gesellschaften** - Bildungssystem wächst weiter - Zunehmende Ausdifferenzierung - Spezialisierte Bildungseinrichtungen - Unterschiedliche Abschlüsse - Mehr Menschen - Verweilen immer länger im Bildungssystem - Absolvieren immer höherwertige Abschlüsse - Menge des verfügbaren Wissens wächst an - Notwendigkeit der Auswahl von Wissensbeständen - Spezialisierung - Effiziente Vermittlung - Wandel (technologisch, wissenschaftlich, etc.) macht lebenslanges Lernen erforderlich - Begriff Bildungsexpansion wird i.d.R. zur Charakterisierung dieser Phase verwendet ### ### Empirische Beschreibung des Phänomens Schulische Entwicklung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image72.png)Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Farbigkeit enthält. Automatisch generierte Beschreibung![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image74.png)Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung ### Tertiäre Bildung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image76.png)Ein Bild, das Text, Screenshot, Reihe, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ### Fragestellungen zur Bildungsexpansion - **Ursachen:** Wie kommt es zur Bildungsexpansion? - Welche **Folgen** hat die Bildungsexpansion? - Ist es hierüber zu einer Angleichung der Bildungschancen gekommen? Warum (nicht)? ### Ursachen der Bildungsexpansion - Wie lässt sich die Bildungsexpansion Erklärern? Warum werden Bildungsprozesse immer umfangreicher? - Betrachtung struktureller Entwicklungen in modernen Gesellschaften - Betrachtung des individuellen Verhaltens (bei gegebenen strukturellen Rahmenbedingungen) - **Makrotheorien** - Modernisierungstheorien - Konflikttheorie - **Mikrotheorien** - Humankapitaltheorie (ökonomische Investitionstheorie) - Signalhypothese Makrotheorie **Modernisierungstheorie** - Modernisierungstheorie wurde bereits im ersten Teil der Vorlesung knapp behandelt - Soziale Mobilität II - Ursachen sozialen Wandels - [Anwendung auf die Bildungsexpansion:] - Steigender struktureller Bedarf an Bildung wegen wissenschaftlichem/technischem Fortschritt - Bildungsexpansion nötig für Funktionieren/Weiterentwicklung moderner Gesellschaften - **Kommt es durch die Bildungsexpansion zu einer Angleichung der Bildungschancen?** - JA! postuliert wird eine Ausweitung der Bildung benachteiligter Gruppen - Nötig, weil: Leistungspotentiale müssen ausgeschöpft werden - Empirisch bestehen jedoch nach wie vor ungleiche Bildungschancen - Funktionale Erfordernisse moderner Gesellschaften führen: - Zur Bildungsexpansion Ursachen - Zu wachsender Chancengleichheit Folgen - Damit wird gleichzeitig auf Ursachen UND Folgen der Bildungsexpansion eingegangen **Konflikttheorie** - Konflikttheorie wurde bereits im ersten Teil der Vorlesung behandelt - Ursachen sozialer Ungleichheit III - Soziale Schließung - [Anwendung auf die Bildungsexpansion: ] - Über Bildungszertifikate: Zugang zu begehrten Positionen im Statusgefüge - Soziale Schließung erfolgt, wenn die Bildungsanforderungen so ausgestaltet sind, dass sie Schutz vor Konkurrenz bieten - Credentialism - Erwerb von Bildungsabschlüssen ist an Ausstattung der Familien mit relevanten Kapitalien gebunden sind in bestimmten Herkunftsgruppen eher vorhanden als in anderen - Deshalb: höhere Bildungsanforderungen schützen die Nachkommen der Mittelklasse vor Konkurrenz aus den Arbeiter-/Unterklassen - Die Schließung erfolgt über die Einführung: - Zusätzlicher Bildungszertifikate - Längerer Ausbildungszeiten - Höherer Anforderungen für die höchsten Abschlüsse - **Die Bildungsexpansion resultiert aus den Bemühungen privilegierter Gruppen, ihre Position zu erhalten.** - **Kommt es durch die Bildungsexpansion zu einer Angleichung der Bildungschancen?** - NEIN! Bildungsexpansion konzentriert sich in den besser gestellten Gruppen der Bevölkerung Mikrotheorie **Humankapitaltheorie** - Bildung als Investition um künftig Erträge zu erzielen - Behandelt im ersten Teil der Vorlesung - Mechanismen der Entstehung sozialer Ungleichheit II - Leistung, Markt - [Anwendung auf die Bildungsexpansion:] - Bildungsexpansion: s**teigende Nachfrage nach Bildung** (d.h. immer mehr Menschen haben ein Interesse daran, mehr Bildung zu erwerben) - Das verstärkte individuelle Interesse an Bildung ergibt sich aus veränderten Bedingungen auf dem Markt - Wirtschaftswachstum und technischer Fortschritt erfordern eine größere Zahl an besser ausgebildeten Personen d.h. auf Arbeitsmarkt ergibt sich stärkerer Nachfrage nach Arbeitskräften mit bestimmen (höheren) Qualifikationen - Die individuelle Nachfrage nach Bildung steigt so lange an, wie sich die Investition in Bildung lohnt - Die Bildungsexpansion wird anhalten, solange höhere Investitionen höhere Erträge bringen. - [Abflauen der Bildungsexpansion:] Wenn durch Bildungsinvestitionen keine höheren Erträge mehr erzielt werden können Überangebot Bildung sinkende Löhne sinkende Nachfrage nach Bildung - Marktmechanismus - **Kommt es durch die Bildungsexpansion zu einer Angleichung der Bildungschancen?** - Diese Frage wird in den Anwendungen der Humankapitaltheorie auf die Bildungsexpansion nicht aufgegriffen **Signalhypothese** - Labour Queue Model (Thurow) - Darin enthalten: Signalhypothese - [Anwendung auf die Bildungsexpansion: ] - Bildung dient nicht dem Erwerb von produktivitätssteigernden Qualifikationen - Bildungszertifikate werden stattdessen zur Auslese und Einstufung genutzt - Sind ein Signal, dass Personen gut ausgebildet sind und wenig Ausbildungs- bzw. Einarbeitungskosten verursachen - Zeugnisse als Prognoseinstrumente, mit denen zwischen Personen ausgewählt wird - Hierzu: Einreihung der Bewerber in eine „Warteschlange" nach Bildungsqualifikation - Die Position in dieser Warteschlange ist ausschlaggebend - Um Position zu verbessern: mehr Bildung erwerben/Nachfragen Bildungsexpansion - Mehr Bildung für mehr Menschen verändert nicht unbedingt ihre Position in der Warteschlange. - Stattdessen: Wettlauf um mehr Bildung - Auch bei Überangebot an Bildung und daher sinkenden Löhnen gehen die Bildungsanstrengungen nicht zurück - Bildungsexpansion geht weiter, weil günstiger Platz in Warteschlange nur dann zu erreichen ist, wenn mehr Bildung al bei den anderen vorhanden ist - **Kommt es durch die Bildungsexpansion zu einer Angleichung der Bildungschancen?** - Diese Frage wird bei der Anwendung der Signalhypothese auf die Bildungsexpansion nicht aufgegriffen ### Folgen der Bildungsexpansion ![Ein Bild, das Text, Diagramm, Screenshot, Plan enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image78.png) **Demokratisierung** - Mehr Bildung verbessert die Fähigkeit, wichtige gesellschaftliche Informationen zu verstehen und zu verarbeiten. - Zunahme von Wissen/Interesse an Politik und politischer Partizipation **Mehr Offenheit gegenüber Zugewanderten und ihren Nachkommen** - Mit steigender Bildung nimmt die Akzeptanz von Personen mit Migrationsgeschichte/ ethnischen Minderheiten zu **Verringerung sozialer Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern** - Umkehrung der Nachteile von Frauen in Vorteile im Bildungssystem - Im Zeitverlauf steigende Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen **Ausdifferenzierung der Formen privaten Lebens** - Spätere Heirat - Späterer Zeitpunkt der ersten Geburt -.... **Entstandardisierung des Lebensverlaufs** - Längere Verweildauer im Bildungssystem -- späterer Eintritt in den Beruf **Intendierte Folgen:** Was sollte mit der Bildungsexpansion erreicht werden? Was war gewollt? **Unintendierte Folgen:** Was hat sich, ohne dass dies gewollt war, aus der Bildungsexpansion ergeben? **Intendierte Folgen der Bildungsexpansion** - Höherbildung der Bevölkerung - Beförderung des technologischen/wirtschaftlichen Fortschritts - Mehr Chancengleichheit: Abbau sozialer Ungleichheiten - Demokratisierung **Unintendierte Folgen der Bildungsexpansion** - Sinkende Standards an höheren Bildungseinrichtungen - Verdrängungswettbewerb zum Nachteil Geringqualifizierter - Prozesse sozialer Schließung - Überqualifikation der Bevölkerung kann Probleme auf Arbeitsmarkt schaffen (wenn Angebot an höher Gebildeten die Nachfrage nach ihnen übersteigt) Folgen der Bildungsexpansion: Empirische Evidenz - Höherbildung der Bevölkerung - Verdrängung von Geringqualifizierten - Bedeutung von Bildungszertifikaten ist gestiegen (d.h. keine Entwertung der Abschlüsse, keine „Bildungsinflation"...) - **Kommt es durch die Bildungsexpansion zu einer Angleichung der Bildungschancen?** - Bildungsnachteile von Mädchen/Frauen ggü. Jungen/Männern sind verschwunden und haben sich umgekehrt - Bildungsungleichheiten nach sozialer Herkunft konnte nicht beseitigt werden VL 14: Bildungsungleichheit II: Kompetenzen =========================================== Kompetenzen ----------- - Primäre und sekundäre Effekte - Das Phänomen - Die Erklärung - Empirische Befunde ### Primäre und sekundäre Effekte - Rückgriff auf Boudon (1974) - Unterscheidung zwischen primären und sekundären Effekten - Bezogen auf Einflüsse der sozialen Herkunft - **Primäre Effekte** - Einflüsse der sozialen Herkunft, die auf den **Kompetenzerwerb** (Lernprozesse) wirken - z.B. divergierende Lernvoraussetzungen in den Familien aufgrund von Unterschieden in der Ressourcenausstattung - **Sekundäre Effekte** - Einflüsse der sozialen Herkunft, die auf die **Bildungsentscheidungen** wirken - z.B. Statuserhaltmotiv - **Inwiefern ist Unterscheidung zw. Primäre und sekundäre Effekte bedeutsam?** - Ungleichheitsmuster in den Leistungen können von Ungleichheitsmustern in den Übergangsentscheidungen abweichen - Zur Aufklärung der jeweiligen Disparitäten müssen unterschiedliche Mechanismen berücksichtigt werden - Unterschiedliche Implikationen mit Blick auf mögliche Maßnahmen ### Das Phänomen Daten - Seit 2000 alle 3 Jahre (Trenddesign) - Zielpopulation: 15.-Jährige/Neuntklässler - Kernbereiche: Lesen, Mathematik Wechselnde Themenmodule (z.B. Naturwissenschaften, Finanzen) ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Tinte enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image80.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Farbigkeit, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![](media/image82.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Farbigkeit, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Design enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image84.png) ![Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image86.png) Ein Bild, das Text, Diagramm, Schrift, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung\# Sozialer Gradient - Kennwert zur Beschreibung des Ausmaßes der Ungleichheit nach soz. Herkunft - Je ausgeprägter/steiler der Kurvenverlauf, desto stärker ist der Einfluss der sozialen Herkunft ![Ein Bild, das Text,

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