Somatoforme Störungen PDF

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Dieser Dokument behandelt Somatoforme Störungen, inklusive Definition, Formen, Epidemiologie, ICD-10-Kriterien und Pathogenese, Verlauf und Therapie. Es beinhaltet verschiedene Kategorien der Störung und deren jeweilige Merkmale.

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# 4. Somatoforme Störungen ## Definition und Formen - wiederholte Darbietung von Körpersymptomen mit Forderungen nach Diagnostik; Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründet sind, wird nicht geglaubt - häufig geht eine somatische Erkrankung der Störung voraus ## Somatof...

# 4. Somatoforme Störungen ## Definition und Formen - wiederholte Darbietung von Körpersymptomen mit Forderungen nach Diagnostik; Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründet sind, wird nicht geglaubt - häufig geht eine somatische Erkrankung der Störung voraus ## Somatoforme Störungen (F45) | Schwerpunkt: | Schwerpunkt: | | :--------------------------------------- | :------------------------------------------------------------------ | | körperliche Symptome ohne organische Ursache | Befürchtung, an einer konkreten schweren Erkrankung zu leiden | | Somatisierungsstörung (F45.0) | Undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1) | Somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3) | Anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4) | Sonstige somatoforme Störungen (F45.8) | Hypochondrische Störung (F45.2) | | :--------------------------------- | :------------------------------------------------- | :---------------------------------------------------- | :------------------------------------------------------- | :---------------------------------------------------- | :---------------------------------------------- | | multiple, wechselnde Körpersymptome | | Symptome der vegetativen Organe | Schmerzen | hier auch psychogener Schwindel | | ## Somatisierungsstörung: Epidemiologie - 0,2-1% der Allgemeinbevölkerung aber 36% der Hausarztpatienten - Störung beginnt im frühen Erwachsenenalter, meist vor dem 30. LJ - häufiger bei Frauen - komorbide Angst oder Depression möglich ## Somatisierungsstörung: ICD-10-Kriterien a. mindestens zwei Jahre, anhaltende Klagen über multiple und wechselnde körperliche Symptome, die nicht durch körperliche Erkrankung diagnostizierbar sind; eventuell vorliegende körperliche Erkrankungen erklären nicht das Ausmaß, die Schwere, Dauer und Vielfalt; wenn vegetative Symptome vorliegen, bilden sich nicht das Hauptmerkmal b. ständige Beschäftigung mit den Symptomen führt zu andauerndem Leiden und dazu, dass der Patient ≥3mal um Konsultationen oder Zusatzuntersuchungen ersucht; wenn medizinische Einrichtungen nicht erreichbar, andauernde Selbstmedikation oder Konsultation bei Laienheilern c. hartnäckige Weigerung, die negativen Befunde zu akzeptieren bzw. Akzeptanz allenfalls vorübergehend für einige Wochen d. insgesamt sechs oder mehr Symptome aus mindestens zwei verschiedenen Gruppen (gastrointestinal, kardiovaskulär, urogenital, Haut/Schmerz) e. nicht ausschließlich während F2, F3, F41.0 | Undifferenzierte Somatisierungsstörung | | :----------------------------------- | | a. Kriterien a, c, e der Somatisierungsstörung sind erfüllt, Dauer hier aber nur mindestens 6 Monate | | b. Kriterien b (Konsultationen), d (Zahl der Symptome) nur unvollständig erfüllt | ## Somatisierungsstörung: Pathogenese - **Schonverhalten** führt zu (1) mangelnder externer Stimulation, so dass Körpersensationen größere Bedeutung bekommen und (2) Entstehung sekundärer Beschwerden - **Bewertung** als krankhaft ► Ausbildung des somatoformen Leidens - **Arztbesuche, Checking** (Absuchen des Körpers auf Krankheitszeichen) weitere Fokussierung auf die Beschwerden - **neurobiologischer Aspekt** gestörte Verarbeitung afferenter Impulse ► Patienten sind hyperattentiv und widmen irrelevanten Stimuli Aufmerksamkeit - erhöhtes Erregungsniveau ## Somatisierungsstörung: Verlauf und Therapie - häufig komorbide Störungen, v.a. Depression / Dysthymia - chronisch fluktuierend, verbunden mit längerdauernder Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens - oft (iatrogener) Substanzmissbrauch - 2/3 der Patienten suchen medizinische Hilfe auf, mit durchschnittlich über 20 Konsultationen - schweres, meist therapieresistentes Krankheitsbild - **Therapie:** vordergründig Psychotherapie ## Hypochondrische Störung: ICD-10-Kriterien a. entweder 1 oder 2: (1) mindestens sechs Monate anhaltende Überzeugung an höchstens zwei schweren körperlichen Krankheiten (von denen mindestens eine speziell von den Patienten benannt worden sein muss) zu leiden, (2) anhaltende Beschäftigung mit einer vom Betroffenen angenommenen Entstellung oder Missbildung (dysmorphophobe Störung ) b. ständige Sorge um die Überzeugung und die Symptome verursacht andauerndes Leid oder eine Störung des alltäglichen Lebens und veranlasst den Patienten, um medizinische Diagnostik und Behandlung zu ersuchen c. hartnäckige Weigerung, die negativen Befunde zu akzeptieren bzw. Akzeptanz allenfalls vorübergehend für einige Wochen d. nicht ausschließlich während F2, F3 ## Hypochondrische Störung: Epidemiologie, Verlauf und Therapie - **Epidemiologie:** - im engeren Sinne eher selten (<0,5%) - keine Geschlechtspräferenz - **Verlauf:** häufig Chronifizierung - **Therapie:** - Psychotherapie oft wenig erfolgreich, a.e. supportive PT - kurzeitig pharmakologische Therapie möglich (niederpotente Antipsychotika) ## Somatoforme autonome Funktionsstörung: ICD-10-Kriterien a. Symptome der autonomen Erregung, die vom Patienten einer körperlichen Krankheit eines Organsystems (5. Stelle, z.B. Herz/Kreislauf, oberes Verdauungssystem) zugeordnet werden b. zwei oder mehr der folgenden vegetativen Symptome (Palpitationen; Schweißausbrüche; Mundtrockenheit; Hitzegefühl oder Erröten; Bauchdruck, Kribbeln in Magengegend) c. eines oder mehr der folgenden Symptome (Brustschmerzen, Herzdruck; Dyspnoe, Hyperventilation; Ermüdbarkeit; Aerophagie, Singultus; häufiger Stuhlgang; erhöhte Miktionsfrequenz; Völlegefühl) d. kein Nachweis einer organischen Ursache e. Symptome nicht ausschließlich bei F40.0-3, F41.0 | Zuordnung zu einer Krankheit | | :---------------------------- | | wie bei Hypochondrie, aber vegetativ innervierte Organe (z.B. „Herzneurose“) | ## Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: ICD-10-Kriterien a. mindestens sechs Monate kontinuierlicher, an den meisten Tagen bestehender, schwerer und belastender Schmerz in einem Körperteil; nicht adäquat durch Nachweis eines physiologischen Prozesses oder einer körperlichen Störung erklärt; anhaltender Hauptfokus der Aufmerksamkeit des Patienten b. Störung nicht während F20, F3, F45.0, F45.1, F45.2 - Trigger sind häufig emotionale Konflikte und psychosoziale Probleme - Therapieoptionen und Therapieerfolg sind häufig begrenzt - Schmerzmittelabhängigkeit häufig ## Therapie somatoformer Störungen - schwer behandelbar; Hauptproblem: unterschiedliche Perspektiven bei Patient und Therapeut - Kombination aus KVT und Antidepressiva wie SSRI versuchen ## Umgang mit somatisierenden Patienten: - tragfähige Beziehung zum Patienten aufbauen - klares Setting mit festen Terminen mit Zeitbegrenzung - gelassene Haltung mit distanziertem aber dennoch empathischem Umgang - Verdacht auf psychische Genese nicht ohne tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung äußern - Fixierung auf somatische Erkrankung vermeiden, d.h. Eingrenzung ärztlicher Maßnahmen ## Psychotherapeutische Techniken - Einsatz von Symptomtagebüchern *nur während Beobachtungsphase, da der Pat sich sonst wieder auf die Symptome fixiert* - Verhaltensexperimente, Evaluation des psychophysiologischen Modells - Entspannungsmethoden, Biofeedback - Reattribuierung von Symptomursachen *was können die Symptome noch bedeuten?* - Abbau von "Checking”-Verhalten - Abbau von Schonungsverhalten, stattdessen körperliche Aktivierung - Aufbau von sozialer Kompetenz und Eigenverantwortlichkeit

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