Schriftliches Examen PDF
Document Details
Uploaded by ReachableUnakite
Tags
Summary
This document discusses movement limitations in the care of the elderly and others facing mobility challenges, including causes, consequences, and the most relevant care-giving measures. Potential problems and helpful measures for nursing and care work are outlined.
Full Transcript
Schriftliches Examen – Tag 1 Bewegungseinschränkung Bewegungseinschränkungen sind ein zentrales Thema in der Pflege, da sie die Lebensqualität und Selbstständigkeit von Betroffenen erheblich beeinflussen können. Die Einschränkungen der Beweglichkeit entstehen oft durc...
Schriftliches Examen – Tag 1 Bewegungseinschränkung Bewegungseinschränkungen sind ein zentrales Thema in der Pflege, da sie die Lebensqualität und Selbstständigkeit von Betroffenen erheblich beeinflussen können. Die Einschränkungen der Beweglichkeit entstehen oft durch Alter, chronische Erkrankungen, Verletzungen oder neurologische Störungen und erfordern in der Pflege spezifische Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Mobilität. Im Folgenden findest du eine umfassende Übersicht zu den Ursachen, Folgen und den wichtigsten pflegerischen Maßnahmen bei Bewegungseinschränkungen. Ursachen von Bewegungseinschränkungen Altersbedingte Degeneration: Im Alter verliert der Körper an Muskelkraft und Elastizität, was zu Einschränkungen der Beweglichkeit führt. Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie Arthrose, Rheuma oder Osteoporose führen zu Schmerzen und steifen Gelenken, was die Mobilität beeinträchtigt. Neurologische Erkrankungen: Parkinson, Multiple Sklerose oder Schlaganfälle können zu Lähmungen, Muskelsteifheit oder Koordinationsproblemen führen. Verletzungen und Operationen: Brüche, Operationen oder Verletzungen am Bewegungsapparat schränken die Mobilität oft vorübergehend oder dauerhaft ein. Psychische Ursachen: Angst, Depressionen oder fehlende Motivation können ebenfalls die Beweglichkeit und den Antrieb zur Bewegung mindern. Folgen von Bewegungseinschränkungen Verlust der Selbstständigkeit: Eingeschränkte Beweglichkeit führt oft dazu, dass Betroffene alltägliche Aufgaben wie Anziehen, Waschen oder Essen nur noch mit Hilfe bewältigen können. Dekubitus (Druckgeschwüre): Langes Liegen oder Sitzen ohne Bewegung führt zu Druckstellen und Hautschädigungen, die sich zu schmerzhaften Wunden entwickeln können. Thrombosegefahr: Eine eingeschränkte Beweglichkeit führt zu einer schlechteren Blutzirkulation und erhöht so das Risiko für Blutgerinnsel. Kontrakturen: Durch mangelnde Bewegung und Muskelverkürzungen können Gelenke in einer Beugehaltung versteifen. Soziale Isolation: Bewegungseinschränkungen erschweren die Teilnahme am sozialen Leben, was häufig zu Einsamkeit und Isolation führt. Psychische Belastung: Das Gefühl der Abhängigkeit kann zu depressiven Verstimmungen und einer verminderten Lebensqualität beitragen. Pflegerische Maßnahmen zur Unterstützung Aktivierende Pflege Aktivierende Pflege zielt darauf ab, die Mobilität der Betroffenen so weit wie möglich zu fördern und zu erhalten. Pflegekräfte motivieren die Betroffenen zur Mithilfe bei Bewegungen und alltäglichen Tätigkeiten, um die Eigenständigkeit zu fördern und den Muskelabbau zu verhindern. Lagerung und Mobilisation Positionswechsel und Lagerungstechniken: Regelmäßige Umlagerungen sind wichtig, um Druckgeschwüre und andere Komplikationen zu vermeiden. Verschiedene Lagerungstechniken wie die 30°-Lagerung oder 135°-Lagerung entlasten druckgefährdete Körperstellen. Mobilisationstechniken: Gezielte Mobilisationstechniken wie das Transfer- und Drehtraining unterstützen Betroffene dabei, Bewegungsabläufe zu verbessern. Dazu gehört auch das gezielte Training, z. B. das Aufstehen mit Hilfe oder das Sitzen am Bettrand. Bewegungsförderung und Übungen Gezielte Bewegungsübungen: Physiotherapeutische Übungen und Bewegungstraining verbessern Kraft, Koordination und Gleichgewicht. Pflegekräfte können hierbei unterstützen und Übungen anleiten, die auf den Bewegungsradius der Betroffenen abgestimmt sind. Hilfsmittel zur Mobilitätsförderung: Der Einsatz von Gehhilfen, Rollatoren, Transferhilfen oder speziellen Bettlaken kann Betroffenen helfen, sich sicher und eigenständig zu bewegen. Wichtig ist, dass die Pflegekraft den richtigen Einsatz der Hilfsmittel erklärt und überwacht. Kontrakturprophylaxe Passives und aktives Bewegungstraining: Um Gelenksteife zu verhindern, ist es wichtig, die Gelenke regelmäßig zu bewegen. Dies kann sowohl aktiv durch die Betroffenen als auch passiv durch die Pflegekräfte erfolgen. Stretching und Muskelentspannung: Dehnübungen und entspannende Maßnahmen wie warme Umschläge oder Massagen fördern die Durchblutung und helfen, Muskelverspannungen zu reduzieren. Thromboseprophylaxe Mobilisation: Durch regelmäßige Bewegung und Umlagerungen kann die Blutzirkulation gefördert werden, um das Thromboserisiko zu senken. Kompressionstherapie: In bestimmten Fällen werden Kompressionsstrümpfe oder -bandagen genutzt, um den Blutfluss zu unterstützen und Thrombosen vorzubeugen. Psychosoziale Unterstützung und Motivation Bewegungseinschränkungen gehen oft mit psychischer Belastung einher. Pflegekräfte können hier unterstützend wirken, indem sie einfühlsam auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und sie motivieren: Motivation durch Gespräche: Ein motivierender und einfühlsamer Umgang kann dazu beitragen, dass Betroffene aktiv bleiben und ihre Mobilität erhalten möchten. Soziale Aktivitäten fördern: Die Teilnahme an sozialen Aktivitäten stärkt das Wohlbefinden und kann motivierend wirken. Dazu gehören Gruppengymnastik, Spaziergänge oder gemeinsames Kochen. Angehörigenarbeit: Die Einbindung von Angehörigen ist wichtig, da sie oft zur psychischen Stabilität der Betroffenen beiträgt und unterstützend wirken kann. Spezifische Hilfsmittel in der Pflege Pflegehilfsmittel tragen wesentlich dazu bei, Bewegungseinschränkungen zu kompensieren und den Alltag zu erleichtern. Rollstühle und Rollatoren: Diese Mobilitätshilfen ermöglichen es Betroffenen, sich eigenständig zu bewegen. Transferhilfen: Hebehilfen und Lifter erleichtern Transfers zwischen Bett und Rollstuhl. Orthopädische Hilfsmittel: Orthesen und Bandagen unterstützen geschwächte Gelenke und Muskeln. Pflegebetten und Aufstehhilfen: Verstellbare Betten und spezielle Aufstehhilfen unterstützen den Bewegungsradius und erhöhen die Selbstständigkeit. Veränderung von Bewegung im Alter - Regenerative Veränderung ab ca. 45 Jahren z.B. Arthrose - Einflussfaktoren: o Mechanische Abnutzung (besonders Gelenke) o Mechanische Minderbelastung (Atrophie von Muskeln und Knochen) o Hormonelle Veränderungen (Abnahme von Sexualhormonen, Abnahme von Wachstumshormonen, Störung des Vitamin D-Stoffwechsels) o Ernährungsdefizite o Genetische Disposition - Altersbedingten Knochenabbau vermindern: o Therapeutische Programme o Bewegungstherapie auf die neuromuskuläre Koordination o Vermeidung sowohl von körperlicher Inaktivität als auch von mechanischer Fehlbelastung o Ausgleich nutritiver Defizite o Ersatz von Hormonen o Hydrotherapie o Thermotherapie o Elektrotherapie - Gefahren bei der Abnahme von Knochenmasse: o Erhöhtes Frakturrisiko o Osteoporose o Osteomalazie (Vit. D Mangel) o Ab 50 Jahren nimmt die Muskelkraft ab o Sekundäre Arthrose, durch mechanische Fehlbelastung Depression/Suizid Definition: Affektive Störung mit krankhaft niedergedrückter Stimmung des Kranken, die mit einer Vielzahl psychischer, psychosozialer und körperliche Symptome einhergehen kann. Suizid: Eine absichtliche Handlung, die zum eigenen Tod führen soll, oft als Folge schwerer psychischer Belastung. - Niedrige Stimmung und hoher Antrieb könnten zu Suizid führen (Einnahme von Antidepressiva) Pflegeinterventionen Vitalparameter: Physische Beschwerden (z.B. Schwindel, Herzrasen) ernst nehmen und Vitalparameter überprüfen. Kommunikation: Gespräch- und Beschäftigungsangebote machen, positives Feedback geben, Kontakte ggf. kurzhalten und dafür in häufigeren Abständen (Konzentrationsfähigkeiten der Betroffenen oft eingeschränkt) Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme: Antriebs- und Appetitlosigkeit können zum Flüssigkeits- bzw. Ernährungsdefizit führen (motivationale Anreize schaffen Vorlieben erfragen) Ebenso können appetitsteigernde Antidepressiva zur Überernährung führen. Pflegende sprechen den zu Pflegenden gezielt drauf an. Alkohol vermeiden! Körperpflege: Starkes schwitzen und mangelnder innerer Antrieb zur Körperpflege können Körpergeruch verursachen. Pflegende sprechen zu Pflegenden dezent darauf an und motivieren zur Körperpflege. Als pflegerisches Grundprinzip gilt es, die Balance zwischen Aktivierung und Vermeidung von Überforderung zu finden. Ausscheiden: Viele Depressive leiden an Obstipation. Pflegende führen entsprechende prophylaktische Maßnahmen durch. Schlafverhalten: Menschen mit Depressionen leiden häufig unter Einschlafstörung. Pflegende unterstützen bei der Etablierung von Ritualen rund um das Zubettgehen. Soziale Bereiche: Einschränkungen in der sozialen Interaktion Ursachen: Soziale Isolation ist ein häufiges Merkmal von Depressionen. Patienten ziehen sich oft zurück und vermeiden den Kontakt zu anderen. Pflegeinterventionen: o Ermutigung zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten oder Gruppentherapien. o Unterstützung bei der Kommunikation mit Familie und Freunden. o Angebot von Gruppentherapien oder sozialen Aktivitäten innerhalb der Einrichtung. Regeln für die Kommunikation Pflegende sollten geduldig und reflektiert mit depressiv Erkrankten umgehen, da diese ihr Verhalten nicht bewusst steuern können. Ablehnung durch den Patienten ist meist Ausdruck der Krankheit und nicht persönlicher Abneigung. Statt sich zurückzuziehen, ist es wichtig, weiterhin Gesprächs- oder Beschäftigungsangebote zu machen und positives Feedback zu geben, wenn der Patient darauf eingeht. Da Betroffene ihre eigenen Fortschritte oft nicht erkennen, brauchen sie Rückmeldungen von außen. Kurze Gespräche sind besser als lange Unterhaltungen, und aufmunternde Floskeln oder Zukunftsversprechen („Alles wird besser!“) sind wenig hilfreich. Diese können beim Patienten eher Frust und Enttäuschung auslösen, da er oft keine positive Zukunft sieht. Stattdessen sollten Pflegende sachlich und authentisch bleiben und dem Patienten vermitteln, dass seine Symptome Ausdruck einer Krankheit und keine persönliche Schwäche sind. Stellen Sie offene Fragen: „Wie soll es weitergehen?" „Was könnte Ihnen jetzt helfen?" Hören Sie aktiv zu: „Ich möchte gern mehr darüber wissen." Fassen Sie zusammen: „Ich habe Sie so verstanden, dass …" Bieten Sie Optionen an: „Möchten Sie etwas über mögliche Veränderungen erfahren?" Informieren Sie, seien Sie transparent: „Wir versuchen nun gemeinsam das Für und Wider einer Veränderung auszuloten" In Bezug auf die Grundhaltung gibt es ebenso hilfreiche Empfehlungen für einen Dialog mit dem erkrankten Gegenüber: Verlangen Sie nicht zu viel von sich und Ihrem Gesprächspartner. Veränderung ist ein Prozess. Hören Sie auf Ihre eigenen Gefühle und Gedanken in der Kommunikation und danach. Achten Sie Ihre eigenen gesundheitlichen und kommunikativen Grenzen. Laden Sie sich nicht zu viel Verantwortung für das Wohl des anderen auf, achten Sie seine Selbstbestimmung. Nehmen Sie die Probleme der Betroffenen nicht mit nach Hause, sondern wahren Sie innere Distanz. Supervision kann eine Hilfe sein, im geschützten Rahmen über schwierige Gespräche und Interaktionen zu sprechen. Verweisen Sie auf weitere Hilfemöglichkeiten, Beratungsstellen und Therapie. Identifizieren Sie weitere Ressourcen, die dem Betroffenen helfen können. Das setzt voraus, dass Sie entsprechende Anlaufstellen und Unterstützungsangebote kennen. Informieren, Schulen, Anleiten, Beraten: - Psychoedukation - Auf regelmäßige Einnahme der Antidepressiva sowie auf Wirkungen und Nebenwirkungen hinweisen, kein Absetzten den Medikamenten ohne ärztliche Begleitung - sozialen Rückzug vermeiden: Angebote zum Empfang von Freunden und Angehörigen. Wichtigkeit sozialer Kontakte zur Alltagsbewältigung betonen - Bei der Tagesstrukturierung helfen z.B. mithilfe eines Wochenplans, evtl. ambulanten psychiatrischen Pflegedienst einschalten - Zugang zur Selbsthilfegruppe herstellen, Angehörige einbinden Alltagsgestaltung - Strukturierter Tagesablauf mit festen Ritualen. - Einbindung von sozialen Aktivitäten. - Förderung kleiner, erreichbarer Ziele, um Erfolgserlebnisse zu schaffen. Entlassungsmanagement - Sicherstellung der Kontinuität der Pflege: - Zusammenarbeit mit Psychologen und Sozialarbeitern. - Anbindung an ambulante Dienste oder Tageskliniken. - Einbezug von Angehörigen: - Schulung im Umgang mit depressiven Personen. - Unterstützung bei der Überwachung von Suizidgefahr. Phasen der Depression - Frühphase: Symptome wie Schlafstörungen oder Gereiztheit treten auf. - Mittelschwere Phase: Deutlicher Interessenverlust, sozialer Rückzug. - Schwere Phase: Völlige Apathie, akute Suizidalität. Suizidalität bei Depression im Alter Risikofaktoren - Einsamkeit und Isolation: Der Verlust von Partnern, Freunden oder Familienmitgliedern kann das Gefühl von Einsamkeit verstärken. - Chronische Erkrankungen: Körperliche Schmerzen, Behinderungen oder chronische Krankheiten können das Leben belastend machen. - Verlust des Lebenssinns: Der Eintritt in den Ruhestand, das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, oder der Verlust von Unabhängigkeit können eine depressive Symptomatik verstärken. - Psychische Erkrankungen: Depressionen im Alter werden oft übersehen, da sie mit körperlichen Beschwerden (wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit) maskiert sein können. Besonderheiten im Alter - Höhere Umsetzungsrate: Während jüngere Menschen häufiger Suizidgedanken äußern, setzen ältere Menschen diese häufiger in die Tat um. - Hemmung, Hilfe zu suchen: Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in älteren Generationen führt dazu, dass Depressionen oft unbehandelt bleiben Familienpflege nach Friedemann und Köhlen Theorie des systemischen Gleichgewichts von Marie Luise Friedemann „Es ist auch klar, dass nicht nur der Patient allein, sondern eben-falls eng mit ihm verbundene Personen seines Bezugssystems stark von seiner Krankheit betroffen sind.” (Friedemann und Köhlen 2010, S.19) Familie … sind Angehörige, Verwandte, Freunde, die als zugehörig zur Familie empfunden werden. … gibt Zusammengehörigkeitsgefühl … bedeutet menschlicher Kontakt … Mitglieder müssen nicht im gleichen Haushalt wohnen Familiengesundheit: Das Familiensystem strebt durch Austausch (innen und außen) nach einem inneren Gleichgewicht (Kongruenz). Gesundheit ist Ausdruck erreichter Kongruenz und äußert sich durch anhaltendes Wohlgefühl. Dabei werden 4 Ziele verfolgt, die durch bestimmte Verhaltensweisen/ Handlungen erreicht werden: Stabilität: Schutz der Familie vor Verletzbarkeit durch Tradition und Werte Regulation / Kontrolle: Schutz vor Unvorhersehbarem und vor Angst Wachstum: Schutz vor Unfreiheit und Stagnation Spiritualität: Schutz vor Isolation und Verlassenheit Die vier Prozessdimensionen der menschlichen Handlungen: Systemerhaltung: Organisation des Alltags/Zusammenlebens Haushalt organisieren, Regeln festlegen und folgen, Kinder erziehen, Kranke pflegen, Feste feiern, Beschäftigungen/Vergnügen gemeinsam unternehmen Kohärenz (Sinn): Förderung der Zusammengehörigkeit Gedanken/Ideen teilen, Füreinander da sein, Gemeinsames unternehmen, Zeit für die Familie reservieren, Freude und Leid miteinander teilen, Unterschiede in anderen schätzen Individuation (Entwicklung): Entwicklung der Individualität, des persönlichen Wachstums Entwicklung der Angehörigen fördern, Unterschiede akzeptieren, Neue Ideen diskutieren, Meinungen austauschen, Werte überprüfen, Sich mit Verlusten auseinandersetzen Systemänderung: Anpassungsleistung des Individuums/der Familie an die neue Situation, ggf. Aushalten der Situation Neue Werte teilen, Unvermeidliches akzeptieren, Neue Ideen umsetzen, Prioritäten ändern, Rollen und Verhalten anpassen, Familie um-organisieren Pflegeplanung nach Friedemann: K Klassifizieren der systemischen Prozesse innerhalb der 4 Prozessdimensionen O offen die Theorie erklären in einfachen Worten und die erhobenen Daten einordnen N nachforschen, welche Änderungen stattfinden sollen G Gutheißen und fördern der nützlichen Handlungen R Repetieren und Verstärken der nützlichen Handlungen U Umlernen bei mangelhaften Handlungen E Experimentieren mit neuen Handlungen N Nützlichkeit und Erfolg der Änderungen prüfen Z Zusprechen, ermuntern, loben Gerontopsychiatrie Biographiearbeit: Die Biographie eines Menschen besteht aus der Lebensgeschichte, den Erlebnissen und Erfahrungen (Positiv & negativ) Ziel: Der Pflegeempfänger wird individuell und passend aktiviert und gefördert, sowie eine Beziehung zwischen dem Pflegebedürftigen und der Pflegekraft aufzubauen. Weiterhin werden Unsicherheiten und Ängstlichkeit bei dem Pflegebedürftigen und der Pflegefachkraft reduziert und den durch Krankheit und Hilfsbedürftigkeit entstandenen Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu kompensieren. Biografie Kenntnis wird genutzt, um Lebensfreude zu schaffen und Kummer entgegenzuwirken. Dabei können verschiedene Konzepte zum Einsatz kommen: 1. Erinnerungspflege Pflegende stellen auf der Basis ihrer Biographie-Kenntnisse Fragen zu der pflegebedürftigen Person und ihrem Leben. Wenn der Pflegebedürftige kaum noch aus seinem Leben erzählen kann, erzählen die Pflegenden ihm etwas von seinem Leben. Sie geben ihm damit die Erinnerungen wieder, die er selbst verloren hat. 2. Milieukonzept In fremder Umgebung entstehen leicht Unsicherheit und Angst; Vertrautes hingegen gibt Geborgenheit und Sicherheit. In vielen Pflegeeinrichtungen sind Räume so möbliert, wie es die Bewohner von früher gewohnt sind. Auch das Leben in diesem Milieu, die Tagesstruktur, gilt es dem vertrauten Alltag anzugleichen. 3. Beschäftigungsangebote Früher waren die Menschen auch außerhalb ihrer Berufstätigkeit selten ohne Beschäftigung. Die Freizeit wurde mit Tätigkeiten ausgefüllt, die den gesellschaftlich anerkannten Wertevorstellungen entsprachen: Man pflegt z.B. kulturelle und religiöse Traditionen oder kümmert sich um die Kinder. Wenn im Alter keine derartigen Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden, verstärkt dies bei den Klienten das Gefühl der eigenen Nutzlosigkeit und der Sinnlosigkeit des Lebens. 4. Normalitätsprinzip Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens seine ganz persönliche Lebensform. Insbesondere die Jahre bis zum 25. Lebensjahr sind entscheidend dafür, was ihm später als „normal“ erscheint. Dabei schafft jeder Mensch seine eigene Normalität. Was über die Normalität der Klienten bekannt ist, sollte daher in der Pflege und Betreuung umgesetzt werden. Pflege nach dem Normalitätsprinzip heißt: Das, was für den Bewohner oder Patienten normal ist, zu erkennen, zuzulassen und zu ermöglichen, um ihm damit Sicherheit zu geben und ihn nicht zu verwirren. Dabei ist auch der kulturelle Kontext entscheidend: Das in vielen westlichen Ländern übliche Händeschütteln gehört in anderen Kulturen nicht zur Begrüßung. Hält eine junge Pflegerin einem älteren Japaner die Hand hin, wird dieser daher unter Umständen verwirrt reagieren. Mit einer Verbeugung hingegen könnte sie seiner Normalität entsprechen. Veränderungen im Alter: - Immundefizite - Immobilität - Instabilität - Inkontinenz - Verringerte Bewegungs- und Leistungsfähigkeit - Veränderung der Haut - Veränderung der Knochen - Veränderung der Organe - Veränderungen des Wasser- und Elektrolythaushalts - Veränderung der Sensorik - Veränderung der Reaktionszeit Schmerzmanagement Funktionen des Schmerzes Schmerz ist ein lebenswichtiges Warnsignal, das uns meldet, wenn unser Körper irgendwo geschädigt wurde. Nur dadurch können wir in Gefahrensituationen unsere Gesundheit schützen. Fassen wir z. B. versehentlich mit einer Hand auf eine heiße Herdplatte, empfinden wir innerhalb weniger Millisekunden akuten Schmerz. Noch bevor wir das Geschehen wirklich wahrnehmen können, ziehen wir die Hand schon automatisch zurück. Bei Frakturen, Bänderrissen oder nach Operationen zwingen uns Schmerzen zur Ruhe, damit die Wunden gut verheilen können. Umgekehrt kann es auch sein, dass wir nach einem Unfall zunächst keine Schmerzen empfinden, solange wir uns noch in der akuten Stresssituation bzw. im Schock befinden. Erst wenn die Gefahr vorbei ist, spürt der Körper die Schmerzen. Auch das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns hilft, Stresssituationen und Gefahren zu bewältigen. Definition Nozizeption Den physiologischen Prozess der Schmerzwahrnehmung, d. h. die Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen durch das Nervensystem, nennt man Nozizeption. Ein Schmerzreiz entsteht, wenn freie Nervenendigungen (Schmerzrezeptoren oder Nozizeptoren) z. B. in der Haut, den Schleimhäuten, der Muskulatur oder im Bindegewebe auf einen Reiz reagieren. Schmerzauslösend wirken dabei: - mechanische Reize (Druck, Verletzung) - thermische Reize (Hitze, Kälte) - chemische Reize (toxische Einflüsse, Krankheitserreger, Entzündungsvorgänge) - elektrische Reize Schmerzarten Schmerzen können sehr unterschiedlich sein. Sie werden nach dem Ort ihrer Entstehung eingeordnet. Es werden 3 Hauptarten unterschieden: Nozizeptiver Schmerz: -> Die sog. Nozizeptoren sind freie sensorische Nervenendigungen, die für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich sind. Sie werden bei einer drohenden oder bereits erfolgten Schädigung eines Organs oder eines Gewebes gereizt und leiten den Schmerzreiz an das Gehirn weiter, wo es das Schmerzempfinden auslöst. Schmerz entsteht, wenn ein mechanischer, thermischer, chemischer oder elektrischer Reiz auf eine freie sensorische Nervenendigung trifft. Überschreitet der Reiz einen gewissen Schwellenwert (Schmerzschwelle), werden chemische Botenstoffe ausgeschüttet und die Schmerzrezeptoren werden stimuliert. Den Prozess der Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen durch das Nervensystem nennt man Nozizeption. Der nozizeptive Schmerz lässt sich in somatischen und viszeralen Schmerz unterscheiden. Somatischer Schmerz: -> Hier werden die Schmerzrezeptoren in der Haut, in den Muskeln, im Bindegewebe, in den Knochen und in den Gelenken direkt gereizt. Je nach Lage unterscheidet man Oberflächenschmerz in der Haut und Tiefenschmerz in den Muskeln, den Gelenken, im Bindegewebe oder in den Knochen. Die somatischen Schmerzen werden als stechend, scharf begrenzt und somit gut lokalisierbar beschrieben, z. B. eine Schnittverletzung am Finger oder Herzstiche bei einem Angina-pectoris-Anfall. Viszeraler Schmerz: -> Schmerzen, die sich im Brust-, Bauch- und Beckenraum ereignen, nennt man viszerale Schmerzen (Eingeweideschmerzen). Hier ist die Anzahl der Schmerzrezeptoren deutlich geringer als in der Haut, der Muskulatur oder in den Gelenken. Darum wird der Schmerz auch eher als dumpf empfunden und ist oft nur schlecht lokalisierbar. Die Schmerzen werden häufig als ziehend und drückend beschrieben. Sie werden daher auch eher in anderen Körperregionen verortet. So können z. B. Schmerzen am Pankreas auch als Schmerzen im Lendenwirbelbereich empfunden werden. Die Gefahr von Fehldiagnosen ist hier deutlich erhöht. Neuropathischer Schmerz -> Neuropathischer Schmerz Neuropathische Schmerzen entstehen durch eine Funktionsstörung oder Schädigung des peripheren oder zentralen Nervensystems. Dies kann z. B. durch einen Bandscheibenvorfall oder einen Tumor verursacht sein, der Druck auf einen Nerv ausübt. Die Schmerzen werden von den Betroffenen als einschießend, schneidend, stechend und Attacken Weise auftretend beschrieben. Treten sie als Dauerschmerz auf, werden sie jedoch eher als brennend und bohrend beschrieben. Sind viele Nerven betroffen, spricht man von Polyneuropathie. Psychogener Schmerz -> Psychogener Schmerz Dem psychogenen Schmerzsyndrom liegt keine organische Ursache zugrunde. Vielmehr entsteht dieser z. B. durch Konflikte, psychische Überforderung, Angst, Depression oder Stress. Der Schmerz wird als real empfunden, kann aber oft vom Schmerzcharakter her nicht klar beschrieben werden. Er verändert sich weder unter Anstrengung noch in Ruhe. Oft geht der Schmerz mit funktionellen oder vegetativen Symptomen einher, z. B. Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Schmerzmittel helfen häufig nicht. Dementsprechend ist eine psychotherapeutische Begleitung besonders wichtig, um den Auslöser der Schmerzen herauszufinden und den Umgang mit diesen einzuüben. Schmerzdauer und Schmerzqualität Häufig entstehen Schmerzen durch eine Gewebeschädigung, z. B. durch eine Schnitt- oder Stichverletzung, eine Fraktur oder eine Operation. Auch viele innere Erkrankungen und Entzündungen verursachen Schmerzen, z. B. Koliken, Ulkus schmerzen oder Appendizitis. ! Merke Schmerzqualität Schmerzen, die als schneidend, stechend, scharf und klar lokalisierbar beschrieben werden, weisen auf ein akutes Schmerzereignis hin. Ziehende, klopfende oder brennende Schmerzen deuten hingegen eher auf ein länger andauerndes Schmerzgeschehen hin. Therapie und Pflege sind hier jeweils sehr unterschiedlich. Akute Schmerzen Sie treten plötzlich auf und dauern nur kurze Zeit an. Sie setzen immer dann ein, wenn ein Gewebe beschädigt wurde, z. B. bei Verletzungen, Quetschungen, Frakturen oder Verbrennungen. Akute Schmerzen haben eine sinnvolle und lebenserhaltende Funktion. Sie dienen uns als lebenswichtiges Warnsignal, denn sie melden uns Schäden oder drohende Schädigungen am Organismus. Erst dadurch können wir mit entsprechenden Schutzmaßnahmen reagieren (z. B. die Hand von der heißen Herdplatte wegziehen) und weitere Schädigungen verhindern. Die Lokalisation des Schmerzes ist für Kinder oft schwierig und zeigt sich z. B. durch die Mimik. Akuter Schmerz fördert die Wundheilung, indem z. B. die verletzte Extremität durch den Schmerz ruhiggestellt wird. Pflegerische Maßnahmen Akute Schmerzen sollten zügig gelindert werden. Gleichzeitig sollte aber immer die Ursache des akut auftretenden Schmerzes geklärt sein. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Schmerzursache zu spät oder gar nicht gefunden wird. Pflegefachkräfte sollten den Pflegeempfänger immer genau beobachten und auf Anzeichen und Äußerungen zum Schmerzerleben achten. Darüber hinaus sollten regelmäßig die Vitalzeichen kontrolliert werden. So kann z. B. ein hoher Blutdruck in Zusammenhang mit Schmerzen stehen. Invasive Eingriffe bei Kindern sollten immer im Beisein der Eltern durchgeführt werden. Dabei ist der direkte Kontakt wichtig. Dies reduziert das Schmerzempfinden meistens deutlich. Siehe auch das Kap. „Schmerzprävention“ (S. 541). Nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Schmerzlinderung Ist eine medikamentöse Schmerzlinderung (noch) nicht möglich oder nicht gewünscht, können folgende Maßnahmen Linderung verschaffen: - Pflegeempfänger ernst nehmen - Unterstützung bei der Einnahme einer angenehmen, entlastenden Position anbieten - evtl. Gegendruck anbieten oder selbst durchführen lassen (z. B. bei Husten nach Bauch- OP → leichten Gegendruck auf OP-Bereich ausüben) - Pflegeempfänger beruhigen und versuchen, ihm die Angst zu nehmen - vom Schmerzgeschehen ablenken - evtl. Wärme- oder Kälteanwendungen anbieten - Pflegeempfänger in der akuten Schmerzsituation möglichst nicht alleine lassen Chronische Schmerzen Im Gegensatz zum akuten Schmerz haben chronische Schmerzen ihre sinnvolle Melde-, Schutz- und Heilfunktion weitestgehend verloren. Sie bestehen schon 3–6 Monate, sind kontinuierlich vorhanden oder kehren immer wieder. Sie sind schlecht lokalisierbar und stehen mit der ursprünglichen Verletzung oder Organschädigung kaum noch in Zusammenhang. Die Schmerzen „verselbstständigen“ sich und entwickeln sich zu einem eigenen Krankheitsbild, der chronischen Schmerzkrankheit. Entwicklung eines Schmerzgedächtnisses Akuter Schmerz die unzureichend behandelt werden, können zu chronischen Schmerzen werden. Im Zentrum der Chronifizierung steht das sog. Schmerzgedächtnis. Sensible Nervenzellen, die immer wieder Schmerzreizen ausgesetzt sind, verändern ihre Aktivität. Sie werden mit der Zeit immer empfindlicher und reagieren schon bei leichten Reizen, z. B. einer Berührung. Später sind dann keine Reize mehr notwendig, um einen Schmerz auszulösen – er hat sich verselbstständigt. Eine frühzeitige Therapie akuter Schmerzen beugt also der Entstehung chronischer Schmerzen vor. Schmerzskalen Viele Pflegeempfänger haben Schwierigkeiten, ihre Schmerzen näher zu beschreiben. Sie können oft nicht genau sagen, wo es wehtut oder wie sie den Schmerz umschreiben sollen. Vor allem ist die Intensität des Schmerzes oft nur schwer zu erfassen. Hier haben sich verschiedene Skalen zur Schmerzeinschätzung als hilfreich erwiesen. Sie enthalten bestimmte Abstufungen für die Schmerzstärke und der Pflegeempfänger kann im Rahmen dieser vorgegebenen Antwortmöglichkeiten angeben, wie stark er den Schmerz subjektiv empfindet. Als zuverlässig (valide) haben sich folgende Skalen zur Selbsteinschätzung der Pflegeempfänger erwiesen: Diese Schmerzskalen erleichtern es in der Praxis, den Schmerzverlauf und die Schmerzintensität zu erfassen – sowohl für den Betroffenen als auch für das behandelnde Team. - Numerische Rangskala (NRS) Die Numerische Rangskala (NRS) besteht aus einer Skala von 0 (= kein Schmerz) bis 10 (= maximal stärkster vorstellbarer Schmerz). Innerhalb dieser Werte kann der Betroffene seine aktuelle Schmerzintensität zuordnen. Die Skala ist sehr einfach zu bedienen. Sie kann als Lineal angewendet (der Pflegeempfänger stellt dann einen Schieber entsprechend ein) oder einfach auf ein Blatt Papier gezeichnet werden. Schließlich können Pflegefachkräfte den Pflegeempfänger aber auch auffordern, sich die Skala gedanklich vorzustellen: „Wo würden Sie Ihren Schmerz auf einer Skala zwischen 0 und 10 einstufen?“ - Visuelle Analogskala (VAS) Diese Skala besteht nicht aus Zahlen, sondern aus einer geraden, 10 cm langen Linie, an deren Ende die beiden Pole „kein Schmerz“ und „stärkster vorstellbarer Schmerz“ markiert sind. Der Pflegeempfänger kann nun die von ihm empfundene Schmerzintensität einzeichnen. Die VAS wird häufig auch als Schiebelineal oder „Schmerzlineal“ angewendet. Hier kann der Pflegeempfänger die Schmerzstärke durch Verschieben des Reglers angeben. Auf der Rückseite des Lineals findet sich meist auch noch eine numerische Skala. An ihr lässt sich dann die eingestellte Schmerzintensität zusätzlich als Zahl ablesen - Verbale Rangskala (VRS) Die verschiedenen Schmerzstufen werden hier nicht visuell dargestellt, sondern in Worten ausgedrückt. Der Pflegeempfänger muss zwischen festgelegten Begriffen für die Schmerzstärke wählen, z. B. zwischen: - keine Schmerzen - leichte Schmerzen - mäßige Schmerzen - starke Schmerzen - sehr starke Schmerzen Die verbale Rangskala ist einfach anzuwenden und für viele Pflegeempfänger leichter zu verstehen als die VAS oder die NRS. Nachteil ist hier allerdings die recht grobe Abstufung, wodurch nur große Veränderungen in der Schmerzintensität registriert werden können Wong-Baker-Gesichtsskala (Smiley-Skala). Nicht medikamentöse Schmerztherapie Nicht medikamentöse Therapieformen sind eine wichtige Ergänzung zur medikamentösen Therapie. Ziel ist es, das Wohlbefinden des Betroffenen zu steigern und dadurch eine Schmerzlinderung zu erreichen. Mögliche Maßnahmen sind z. B.: - Kälte- und Wärmeanwendung - Wickel und Auflagen, z. B. Kohl- oder Quarkauflagen - Maßnahmen der Basalen Stimulation, z. B. ASE, beruhigende Körperwaschung - Aromapflege - Ablenkung - Atemübungen und Meditation Im Vorfeld muss eine Anamnese klären, was der Pflegeempfänger wünscht und was für ihn geeignet ist. Alle geplanten Maßnahmen sollten mit dem Arzt abgesprochen werden, um mögliche Kontraindikationen ausschließen zu können. Pflegefachkräfte sollten über die nötigen Fachkenntnisse verfügen und den Pflegeempfänger während der Maßnahme gut beobachten. Empfindet er die Anwendung als unangenehm, sollte sie umgehend abgebrochen werden. Auswirkungen von Schmerz auf die Lebensqualität Körperliche Auswirkungen Bewegungseinschränkungen: Schmerzen können die Mobilität einschränken, was Aktivitäten des täglichen Lebens erschwert. Chronische Müdigkeit: Anhaltende Schmerzen führen oft zu Schlafstörungen und Erschöpfung. Schlechtere Gesundheit: Schmerzen können mit einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands und einer erhöhten Anfälligkeit für andere Krankheiten einhergehen. Psychologische Auswirkungen Depression und Angst: Schmerzen stehen in engem Zusammenhang mit Depressionen und Angstzuständen. Die ständige Belastung kann das Gefühl von Hoffnungslosigkeit fördern. Reizbarkeit und Stress: Anhaltende Schmerzen erhöhen das Stressniveau und können zu Reizbarkeit führen. Verlust von Lebensfreude: Schmerz kann die Fähigkeit einschränken, Dinge zu genießen, die früher Freude bereitet haben. Soziale Auswirkungen Einsamkeit und Isolation: Menschen mit chronischen Schmerzen ziehen sich oft aus sozialen Aktivitäten zurück, weil sie sich nicht in der Lage fühlen, daran teilzunehmen. Beeinträchtigte Beziehungen: Schmerzen können Spannungen in Familien und Partnerschaften verursachen, da Betroffene oft missverstanden oder ihre Beschwerden unterschätzt werden. Berufliche Einschränkungen: Schmerzen können die Arbeitsfähigkeit verringern und zu finanziellen Problemen führen. Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung Gefühl von Hilflosigkeit: Chronische Schmerzen können ein Gefühl von Kontrollverlust über das eigene Leben hervorrufen. Sinkendes Selbstwertgefühl: Die Unfähigkeit, bestimmte Aufgaben zu erledigen, kann das Selbstbewusstsein beeinträchtigen. Langfristige Folgen Chronische Schmerzspirale: Schmerz führt zu Bewegungsmangel, der wiederum die körperliche Fitness und den Gesundheitszustand weiter verschlechtert, was die Schmerzen verstärken kann. Abhängigkeit von Medikamenten: Häufige Einnahme von Schmerzmitteln birgt das Risiko von Abhängigkeit und Nebenwirkungen. Erhöhtes Risiko für Suizidalität: Menschen mit chronischen Schmerzen haben ein höheres Risiko für Suizidgedanken und -handlungen Kriterien zur Schmerzerfassung: Lokalisation, Schmerzqualität, Häufigkeit, dauer, beginn Schmerzlokalisation - Der genaue Ort des Schmerzes wird beschrieben (z. B. Kopf, Rücken, Knie). Schmerzqualität - Beschreibungen des Schmerzes sind essenziell, um die Schmerzart einzuordnen Stechend, Dumpf, Brennend, Pulsierend, Drückend Schmerzintensität Schmerzfrequenz und -dauer Wie oft und wie lange treten die Schmerzen auf? - Wichtige Unterscheidung zwischen akuten (Warnsignal des Körpers) und chronischen Schmerzen (eigenständiges Krankheitsbild). Schmerzbeginn - Plötzlicher Beginn: Hinweis auf akute Verletzungen oder Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt, Bandscheibenvorfall). - Schleichender Beginn: Häufig bei chronischen Erkrankungen (z. B. Arthrose, Fibromyalgie). Einflussfaktoren Verstärkende Faktoren: - Bewegung, Belastung, Stress. Lindernde Faktoren: - Ruhe, Wärme, Medikamente. Versorgungsstrukturen Stationäre Versorgung Definition: Patienten werden rund um die Uhr in einer Einrichtung (z. B. Krankenhaus, Pflegeheim) versorgt. Sie bleiben über einen längeren Zeitraum (mindestens eine Nacht). Beispiele für Einrichtungen: Allgemeinkrankenhäuser, Fachkliniken (z. B. Psychiatrie, Onkologie), Rehabilitationskliniken, Pflegeheime Ziele: Akutbehandlung schwerer Erkrankungen oder Verletzungen Postoperative Versorgung Intensive medizinische Überwachung und Pflege Vorteile: Umfassende medizinische und pflegerische Betreuung Zugang zu spezialisierten Geräten und Fachpersonal 24-Stunden-Überwachung Nachteile: Hohe Kosten Begrenzte persönliche Freiheit des Patienten Teilstationäre Versorgung Definition: Patienten verbringen einen Teil des Tages oder der Woche in einer medizinischen Einrichtung, kehren jedoch nach Hause zurück. Beispiele für Einrichtungen: Tageskliniken (z. B. für Psychiatrie oder Geriatrie), Tagespflegeeinrichtungen, Kurzzeitpflege (z. B. in Pflegeheimen) Ziele: Verbindung von professioneller Betreuung mit der Möglichkeit, im häuslichen Umfeld zu bleiben. Verbesserung der Alltagskompetenz und Unterstützung bei der Rehabilitation. Vorteile: Kombination aus Betreuung und Selbstständigkeit Entlastung für pflegende Angehörige Kostengünstiger als stationäre Versorgung Nachteile: Eingeschränkter Zugang zu medizinischen Notfalldiensten außerhalb der Betreuungszeiten Ambulante Versorgung Definition: Patienten werden in ihrer gewohnten Umgebung oder in niedergelassenen Praxen und Einrichtungen behandelt, ohne dort über Nacht zu bleiben. Beispiele für Einrichtungen: Arztpraxen (Haus- und Fachärzte), Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Ambulanter Pflegedienst, Hospizdienste und ambulante Palliativversorgung Ziele: Versorgung im vertrauten Umfeld Frühzeitige Diagnostik und Behandlung, um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden Vorteile: Kostengünstig Patienten können in ihrem sozialen Umfeld bleiben Stärkung der Selbstständigkeit Nachteile: Begrenzte Verfügbarkeit spezialisierter Geräte und Fachpersonal Abhängigkeit von der Mobilität der Patienten (z. B. Arztbesuche) Sozialversicherungen in Deutschland Die Sozialversicherungen (SV) sind ein Teil des Sozialsystems. Sie bieten finanzielle Hilfe im Falle von Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Alter, Arbeitslosigkeit und Betriebsunfällen. Das System zeichnet sich durch 6 Grundprinzipien aus, die auf dem Wunsch nach Gerechtigkeit, Sicherheit und Unabhängigkeit beruhen. Gesetzliche Krankenversicherung: Aufgabe der GKV ist es, die Gesundheit ihrer Versicherten zu fördern, zu erhalten und wiederherzustellen. Finanzierung: 14,6% Des Bruttoeinkommens plus ggf. einkommen abhängiger Zusatzbeträge. Die beitragsfreie Mitversicherung von Familienmitgliedern wird z.T. aus Steuermitteln finanziert Private Krankenversicherung: Die PKV steht Personen offen, die nicht Versicherungspflichtig oder aus bestimmten Gründen von der Versicherungspflicht befreit sind. Die Beitragshöhe ist abhängig von Alter, Gesundheitszustand, und den gewünschten Versicherungsleistungen. Bei bestimmten Krankheiten kann die PKV Personen ablehnen. Pflegeversicherung: Aufgrund des demographischen Wandels ist im Laufe der Jahre mit immer mehr pflegebedürftigen Menschen zu rechnen. Daher wurde 1995 die Pflegeversicherung eingeführt, um eine Absicherung gegen dieses Risiko zu schaffen, die Pflegeumstände der Pflegebedürftigen zu verbessern und die Pflegenden abzusichern. Die rechtlichen Grundlagen regelt das SGB XI. Die Pflegekassen sind den Krankenkassen angeschlossen. Wer Krankenversichert ist, ist automatisch über diesen Anbieter auch pflegeversichert. Durch Umlageverfahren, Beträge vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Beiträge in privater Pflegeversicherung richten sich nach individueller Versicherungsrisiko und gewünschten Leistungen. Leistungen: - Grundpflege: hauswirtschaftliche Versorgung, Pflegehilfsmittel, Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege, vollstationäre Pflege - Pflegesachleistung: wenn professionell Pflegende die Pflege übernehmen - Pflegegeld: wenn ein Angehöriger die Pflege übernimmt - Pflegekurse: und soziale Sicherung für Pflegende Angehörige - Teilkaskoversicherung: Nicht alle Kosten werden gedeckt, abhängig von Pflegegrad wird ein bestimmter Betrag und Geld oder Sachleistung festgelegt. - Pflegegrade: Potenzielle Leistungsempfänger werden aufgrund eines Gutachtens (Neues Begutachtungsassessment = NBA) in 5 Pflegegrade eingeteilt, die über den Umfang der Leistung entscheiden. Dabei wird die Selbstständigkeit des Pflegeempfängers anhand von 6 Begutachtungs-Bereichen (Modulen) mit Punkten bewertet. Aus dem Gesamtpunktwert ergibt sich die Einstufung. Rentenversicherung: Schutz bei Gefährdung oder Minderung der Erwerbstätigkeit sowie im Alter. Bei Todesfällen werden die Hinterbliebenen unterstützt (SGB VI) Pflichtversichert: Angestellte, Arbeiter, Empfänger von Leistungen der Bundesagentur für Arbeit, Eltern in Elternzeit, Personen die Kindererziehungszeit erbracht habe, private Pflegepersonen, bestimmte Gruppe von Selbstständigen Nicht pflichtversichert: Beamte, Richter, Soldaten, einige Selbstständige und Freiberufler Leistungen: - Altersrente - Erwerbsminderungsrente - Witwen-, Witwer- und Waisenrente - Zuschüsse an die Krankenversicherung der Rentner - Rehabilitationsmaßnahmen bei Gefährdung der Erwerbstätigkeit Unfallversicherung: Verhinderung von Arbeits- und Schulunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren (SGB VII) Zuständig für Unfälle auf dem Weg zur Arbeit oder bei der Arbeit Arbeitslosenversicherung: Aufgabe ist es, den Lebensunterhalt zu sichern und Maßnahmen zur Wiedereingliederung ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Arbeitslosengeld I (ALG I) ersetzt den Lohn zeitlich befristet und ist beitragsfinanziert; Arbeitslosengeld II (ALG II), auch Hartz IV, ist Grundsicherung (SGB III) - Krankenversicherung o Gesetzliche Krankenkasse: 5.SGB o Krankenhaus Behandlung o Arztkosten o Behandlungspflege in der ambulante Pflege o Krankengeld - Pflegeversicherung (11.SGB) o Abhängigkeit der Pflegegrade o Leistungen: Pflegegeld, Pflegesachleistungen Heimkostenfinanzierung - Pflegeversicherung - Eigenanteil: Selbstzahler/Angehörige (Elternunterhalt) - Sozialhilfe SGB XII Pflegeorganisationssysteme Definition Pflegeorganisationssysteme Pflegeorganisationssysteme beschreiben, wie die zu leistende Pflegearbeit und die Pflegeabläufe im Team organisiert werden. Pflege lässt sich hauptsächlich auf 3 Arten organisieren: 1. ablauforientierte Funktionspflege 2. Bereichspflege 3. patientenorientierte Bezugspflege Aus Gründen der Praktikabilität kommt es in der praktischen Arbeit häufig zu Mischformen aus allen 3 Organisationsarten. Funktionspflege Definition Funktionspflege oder funktionelles Pflegesystem/Stationspflege bezeichnet eine tätigkeitsorientierte Vorgehensweise bei der Arbeitsorganisation der Pflege. Komplexe Pflegeaufgaben werden in einzelne Schritte oder Tätigkeiten unterteilt und verschiedenen Pflegefachkräften zugewiesen. Die Unterteilung soll einer höheren Produktivität dienen. Zum Beispiel wird die Injektion von Insulin von einer Pflegefachkraft übernommen, die das Insulin allen Pflegebedürftigen mit Bedarf verabreicht. Eine andere Pflegefachkraft misst bei allen Pflegeempfängern die Vitalzeichen. Die Funktionspflege steht im Gegensatz zum ganzheitlichen Ansatz der Bezugspflege Vorteile: - klare, hierarchische Struktur - hohe Effektivität bei einzelnen Tätigkeiten - Tätigkeiten lassen sich unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen zuordnen - kostengünstiger als Bezugspflege - weniger zeitintensiv, da weniger Bezug zum Betroffenen besteht Nachteile: - Unterteilung in „höherwertige“ und „niedrige“ Arbeiten - weniger Entfaltungsmöglichkeiten für die Pflegenden - monotone Arbeitsabläufe - Informationen können verloren gehen - Pflegepersonen werden zu „funktionell“ - Entfremdung im Team und vom Pflegeempfänger Bereichspflege Definition Die Bereichspflege bezeichnet die schichtbezogene Verantwortung der Pflegenden für die Betroffenen. Bei der Bereichspflege übernimmt z. B. jede Pflegefachkraft für 8 Stunden in einem Team für eine Patientengruppe die Verantwortung und gibt diese dann an einen Kollegen ab. Sie führt in dieser Zeit alle notwendigen Pflegetätigkeiten aus. Häufig wird die Bereichspflege nach Stationen oder Zimmern aufgeteilt. Ein Bereichspflegeteam kann aus Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen zusammengesetzt sein. Eine examinierte Pflegefachkraft nimmt dabei die leitende Position ein. Sie koordiniert die Aufgaben und steht den anderen Teammitgliedern bei Fragen zur Seite. Für die Zusammensetzung des Teams ist die Stationsleitung verantwortlich. Vorteile: - umfassenderer Informationsaustausch, dadurch weniger Fehlerquellen - großer Handlungs- und Entscheidungsfreiraum für die Pflegefachkraft - höhere Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit der Pflegefachkraft - Verbesserung der Praxisanleitung für Auszubildende - kürzere Wegezeiten - intensiverer Kontakt zwischen Pflegeempfänger, Bezugspersonen und Pflegefachkraft - Mensch wird in seiner Individualität stärker wahrgenommen - nur eine Bezugsperson für den Betroffenen - bessere Hygiene, da nicht eine Pflegefachkraft alle Zimmer betreten muss und so Infektionen verringert werden können Nachteile: - bei unzureichender Organisation ggf. schlechte Information über Pflegeempfänger (z. B. Betroffene, die nicht im eigenen Bereich liegen) - Bereichspflege kümmert sich bei Meldung der Pflegeempfänger unter Umständen nur um „ihre“ Pflegeempfänger und nicht die aus anderen Bereichen - Hilfsbereitschaft der Kollegen kann abnehmen - Kosten liegen höher, da Bereichspflege eine Mindestanzahl qualifizierter Pflegefachkräfte erfordert - psychische Belastung, da die Pflegefachkraft intensiver mit den Problemen und Konflikten des Pflegeempfängers konfrontiert wird Bezugspflege/Primary Nursing Definition Bezugspflege wie auch Primary Nursing bezeichnen ein ganzheitlich ausgerichtetes Pflegesystem, bei dem eine Pflegefachkraft die gesamte Pflege für einen oder mehrere Pflegebedürftige oder Bewohner übernimmt. Die Pflegefachkraft ist zuständig für die Pflegeplanung, die Definition der Pflegeziele, die Auswahl der notwendigen Maßnahmen und deren Überprüfung auf ihre Wirksamkeit. Primary Nursing ist das Synonym zur Bezugspflege. Das Ziel von Bezugspflege/Primary Nursing ist eine individuelle, kontinuierliche und umfassende Pflege- Die primäre Bezugsperson trägt von der Aufnahme bis zur Entlassung die Verantwortung für die pflegerische Versorgung der Pflegebedürftigen. Sie entwickelt einen individuellen Pflegeplan für den Ablauf und die Organisation der Pflege. Für dessen Einhaltung und Durchführung trägt sie selbst die Verantwortung. Sie muss sich darum kümmern, dass auch in ihrer Abwesenheit, der von ihr aufgestellte Pflegeplan eingehalten wird. In diesem Fall übernimmt eine zugeordnete Pflegefachkraft (Associated Nurse = AN). Die zugeordnete Pflegefachkraft muss sich bei der Pflege und allen anderen Tätigkeiten an den Pflegeplan und die Vorgaben der primären Bezugsperson (Primary Nurse = PN) halten und Änderungen sollten nie ohne vorherige Rücksprache vorgenommen werden. Die Beziehung zwischen Pflegeempfänger und Pflegefachkraft ist das Fundament dieser Pflegeform. Im Gegensatz zur Funktionspflege, die eher tätigkeitsorientiert ist, richtet sich die Bezugspflege nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Vorteile: - Aufbau einer Beziehung zwischen Pflegebedürftigen, deren Bezugspersonen und der Pflegefachkraft - Pflegebedürftige hat einen direkten Ansprechpartner, hohe Zufriedenheit des Pflegebedürftigen - Informationsfluss wird verbessert, dadurch Vermeidung von Fehlern - Schwierigkeiten werden schneller erkannt und gelöst - Pflegeperson hat Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum - Pflegefachkraft kennt „ihren“ Pflegebedürftigen und dessen Bedürfnisse Nachteile: - höhere Stressbelastung der Pflegefachkräfte durch hohe individuelle Verantwortung - bei Ausfall der Bezugspflegefachkraft können Probleme auftauchen - psychischer Druck für die Pflegenden, da die Pflegefachkraft ggf. die einzige Anlaufstelle für Probleme und Konflikte des Pflegeempfängers ist und diese sehr intensiv erlebt werden - Bezugspflege ist zeitintensiver als die Funktions- oder Bereichspflege - emotionale Verletzbarkeit der Pflegefachkräfte durch sehr enge Zusammenarbeit mit Pflegebedürftigen und deren Bezugspersonen - Ausgeliefertsein und Stress bei der zugeordneten Pflegefachkraft (Associated Nurse) - höhere Kosten, da mehr Fachkräfte im Einsatz sein müssen - Schwierigkeiten, wenn Pflegefachkraft und Pflegebedürftiger nicht zusammenpassen - Bezugspflege ist kostenintensiver, da mehr Fachkräfte im Einsatz sein müssen Theorie nach Peplau Die Pflegetheorie von Hildegard Peplau Peplau definiert Pflege als „einen bedeutsamen therapeutischen Prozess. Dieser trägt ko- operativ mit anderen menschlichen Prozessen dazu bei, Gesundheit für Individuen in der Gesellschaft möglich zu machen[...] Pflege ist ein erzieherisches Instrument, eine zur Reife beitragende Kraft, die mithilft, die Persönlichkeit in Richtung auf ein kreatives, konstruktives, produktives, persönliches und in die Gemeinschaft integriertes Leben voranzubringen.“(Peplau, 1998, S.16)1.Die Beschreibung psychodynamischer Krankenpflege Erkennen, klären und ein Verständnis dafür zu entwickeln, was passiert, wenn Pflegende sich einem Patienten hilfreich zuwenden, das sind die wichtigen Schritte psychodynamischer Krankenpflege. Dafür ist es notwendig eine Beziehung zu dem Betroffenen aufzubauen. „Pflege ist hilfreich, wenn beide, Patient und Krankenschwester, aus dieser Situation etwas lernen und sich weiterentwickeln können.“ Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung zur Reife ist eine Aufgabe der Pflege und Pflegeausbildung. Diese Annahme erfordert den Einsatz von Grundsätzen und Methoden, die eine Auseinandersetzung mit zwischenmenschlichen Alltagsproblemen und Schwierigkeiten erlauben.“(Peplau, 1998, S.10)2.Die Phasen der Beziehung zwischen Pflegenden und Betroffenen (Patienten)Peplau beschreibt vier Phasen der professionellen Beziehung, welche mit dem Pflegeprozess verglichen werden können, bzw. sich in diesem wiederfinden. Sie sind als wechselseitig zu verstehen und greifen ineinander ein. 2.1 Orientierungsphase (Pflegeprozess: Einschätzung/Assessment) Aufnahme/Erstgespräch> In dieser Phase klärt der Betroffene mit der Pflegekraft seine Situation, seine Sichtweise der Probleme. Die Pflegekraft hilft ihm, seine Probleme zu identifizieren und seinen Bedarf an Unterstützung festzustellen. Es entsteht die Grundlage der Beziehung. 2.2Identifikationsphase (Pflegeprozess: Problemdefinition) Während der intensiven Behandlungsphase > In dieser Phase identifiziert sich der Betroffene mit der Pflegekraft, die ein Symbol für reichliche, bedingungslose Fürsorge darstellt, er gewinnt mehr Vertrauen. Auf dieser Vertrauensbasis kann der Betroffene alte Gefühle und Bedürfnisse aus der Kindheit wieder erleben und möglicherweise befriedigen. Wenn grundlegende Bedürfnisse erfüllt sind, entwickeln sich reifere Persönlichkeiten. Die Fähigkeit Probleme selbst zu lösen steigt. 2.3Nutzungsphase (Pflegeprozess: Planung/Durchführung) Rekonvaleszenz und Rehabilitation > Wenn der Betroffene sich mit der Pflegekraft identifiziert, die seine Situation erkennt und die Beziehungsdynamik und seine Bedürfnisse versteht, erlebt er eine Phase in der er Nutzen aus allen Angeboten ziehen kann. Der Betroffene fühlt sich sicher, übernimmt wieder mehr Verantwortung für sich selbst, entwickelt eigene Strategien im Umgang mit seiner Krankheit. Die Pflegekraft wird mehr und mehr zum Berater. 2.4 Ablösungsphase (Pflegeprozess: Zielkontrolle/Evaluation/Entlass Vorbereitung) Entlassung > Wenn alte Bedürfnisse voll befriedigt worden sind kann der Betroffene beginnen, Pläne für die Zukunft zu machen und sich neue Ziele setzen. In dem Maße, in dem er wieder Verantwortung für sich selbst übernimmt, löst er die Identifikation mit der Pflegekraft auf und wird „erwachsen“. Diese Phase läuft meist parallel zum somatischen Heilungsprozess und weist auf die ganzheitliche Heilung hin. Der Betroffene befreit sich aus seiner Rolle als Patient. Die Pflegekraft unterstützt und berät ihn während dieser Phase und gibt ihm positive Zuwendung für seine erfolgreiche Ablösung. 3.Die Rollen welche Pflegende in der Beziehung zu Betroffenen übernehmen Hildegard Peplau ist der Ansicht, dass jede Pflegende unterschiedliche Rollen einnimmt. Betroffene sehen Pflegende in Rollen, welche für sie zur Problembewältigung hilfreich sind. Pflegende selbst definieren ihre Rolle so, wie sie sich gute Pflege wünschen. In Ergänzung zu ihrem Beziehungsmodell beschreibt Peplau sechs unterschiedliche Rollen: Rolle der Fremden: Pflegende als fremde Person, bietet sich als Bezugsperson an, sieht den Betroffenen als emotional erwachsenen Menschen, bietet durch Offenheit, Akzeptanz und Interesse ein Vertrauensverhältnis an. Rolle der Person als Ressource: Pflegende steht für Fragen zur Verfügung, informiert über die Behandlung. Pflegende kann unterscheiden zwischen reinen Informationsfragen und denjenigen Fragen hinter denen ein emotionales Problem steht. Rolle als Lehrer: Dies ist eine Kombination aus allen Rollen und basiert auf der Überzeugung, dass der Betroffene unterstützt werden soll durch positive Erfahrungen zu lernen. Rolle als Führungsperson: Pflegende als Führungsperson im Sinne demokratischen Führungsstils. Der Betroffene sollte als Partner und aktiv Beteiligter gesehen werden. Rolle als Ersatzperson: Pflegende werden oftmals nicht als sie selbst gesehen, sondern als eine andere Person, z.B. aus der Kindheit. Diese Situation zuerkennen und zu bearbeiten erfordert ein hohes Maß an persönlicher Stärke, Sensibilität und Selbsterfahrung um die professionelle Beziehung konstruktiv zu gestalten. Die Selbstwahrnehmung der Betroffenen wird geschärft, Pflegende und Betroffene erleben Elemente der Unabhängigkeit und Abhängigkeit. Rolle als Berater: Dies ist für Peplau die wichtigste Rolle in der professionellen Pflege. Beratung ist die Reaktion auf die vom Betroffenen geäußerten Wünsche und Bedürfnisse. Sie soll in einer Art durchgeführt werden, dass der Betroffene alles verstehen kann was mit ihm geschieht und er diese Erfahrungen in sein Leben integrieren kann.4.Bedeutung der Theorie aus pflegewissenschaftlicher Sicht Die Theorie von Hildegard Peplau ist in der Beziehungsarbeit der psychiatrisch Pflegenden nicht wegzudenken. Ihre theoretischen Überlegungen haben die Entwicklung der Pflege in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt. Durch ihre Fokussierung auf psychosoziale Aspekte und die Bedeutung von Interaktion hat sie das Verständnis der Pflege und die Ausrichtung der Pflegeausbildung maßgeblich verändert. Selbstpflege-Defizit Theorie nach Orem Diese setzt sich aus Folgenden 3 Konzepten zusammen: Konzept der Selbstpflege; Konzept der Selbstpflegeerfordernisse; Konzept des situativen Selbstpflegebedarfs. Konzept der Selbstpflege: Erlerntes Verhalten umfasst Handlungen, die dem Wohlergehen und der Gesunderhaltung dienen. Somit wird der Selbstpflegebedarf gedeckt. Menschen, die ihren Selbstpflegebedarf nicht eigenständig decken können (Säuglinge, Kinder, Ältere, Kranke) sind auf die Unterstützung durch Angehörige angewiesen, auf Dependenzpflege. Konzept der Selbstpflegeerfordernisse: Aus dem Selbstpflegebedarf des Menschen ergeben sich 3 unterschiedliche Selbstpflegerfordernisse. Sie entsprechen den Zielsetzungen der Selbstpflege. Allgemeine Selbstpflegeerfordernisse entsprechen den menschlichen Grundbedürfnissen und sind von Bedingungsfaktoren, wie Alter Geschlecht, Entwicklungsstand, Gesundheitszustand, Ressourcen beeinflusst. Entwicklungsbedingte Selbstpflegerfordernisse ergeben sich aus den Lebensphasen und bringen 3 Formen mit sich: - Gewährleistung von Bedingungen, die die Entwicklung fördern - Engagement in der Selbstentwicklung - Vorbeugung und Überwindung der Auswirkungen von Bedingungen und Lebenssituationen, die die Entwicklung negativ beeinflussen können Gesundheitsbedingte Selbstpflegeerfordernisse entstehen durch Krankheit, Verletzungen oder Behinderung z.B. Therapiemaßnahmen Konzept des situativen Selbstpflegebedarfs: umfasst Maßnahmen, die Selbstpflegeerfordernisse zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erfüllen. Er wird durch (10) Bedingungsfaktoren beeinflusst z.B. Alter, Geschlecht, Entwicklungs- und Gesundheitszustand, Ressourcen... 2. Beschreibt die Gründe des Pflegebedarfs und umfasst 3 Konzepte: Konzept der Selbstpflegekompetenz, Konzept der Selbstpflegeeinschränkungen und Konzept des Selbstpflegedefizits. Konzept der Selbstpflegekompetenz: umfasst folgende Fähigkeiten, die sich im Laufe des Lebens entwickeln und von Bedingungsfaktoren beeinflusst werden - Selbstpflegebedarf erkennen, einschätzen - Sich für eine Handlung entscheiden und diese umsetzen; - Überprüfung im Anschluss Parallel zur Selbstpflegekompetenz gibt es auch die Dependenzpflegekompetenz also Fähigkeiten von Angehörigen. Konzept der Selbstpflegeeinschränkungen: Der Mensch ist in seiner Selbstpflegekompetenz eingeschränkt, den Selbstpflegebedarf zu decken. Hierfür kommen folgende Ursachen in Frage, mangelndes Wissen oder Urteils- und Entscheidungsunfähigkeit, begrenztes Vermögen der Umsetzung einer gezielten Handlung. Konzept des Selbstpflegedefizits: Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen Selbstpflegekompetenz und situativem Selbstpflegebedarf durch z.B. Krankheit. Hier wird Dependenzpflege oder professionelle Pflege notwendig 3. Sie besteht aus 3 Konzepten: das Konzept der Pflegekompetenz, das Konzept der Pflegesysteme und dem Konzept der helfenden Methoden Konzept der Pflegekompetenz: Pflegekompetenz ist eine professionelle Weiterentwicklung von Dependenzpflegekompetenz. Das Wissen und die Fähigkeit, Pflege anhand der Pflegeprozesses durchzuführen ist erforderlich, um pflegebedürftige Menschen: - beim Ausgleich ihres Pflegedefizits zu unterstützen - die Selbstpflegekompetenz zu erhalten und/ oder wiederherzustellen. Ein Schritt im Pflegeprozess umfasst die Einschätzung des situativen Selbstpflegebedarfs und den sich daraus abzuleitenden (zu identifizierenden) Selbstpflegedefiziten. Hierzu sind folgende Fragen hilfreich: - Welche Einflüsse haben die (10) Bedingungsfaktoren (z.B. Alter, Geschlecht, Entwicklungs- und Gesundheitszustand, Ressourcen...)? - Welche Selbstpflegeeinschränkungen liegen vor? - Liegt ein Selbstpflegedefizit vor? Wie groß ist das Ausmaß und die Dauer? Daraus ergibt sich ein weiterer Schritt im Pflegeprozess, die Ableitung des konkreten Unterstützungsbedarfes und darauf abgestimmte Pflegemaßnahmen. Pflegemaßnahmen sind hierbei auf ein Pflegeergebnis ausgerichtet (Pflegesysteme). Konzept der Pflegesysteme: Unter einem Pflegesystem versteht Orem, - die Einheit (Beziehung) zwischen Pflegefachkraft, dem Pflegebedürftigen und den Angehörigen im Rahmen der Pflegesituation, - die Umsetzung des Pflegeprozesses durch die Pflegefachkräfte unter Miteinbeziehung des pflegebedürftigen Menschen und den Angehörigen, - die Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen im Rahmen des Pflegeprozesses Das Ausmaß eines Selbstpflegedefizits (teilweises oder vollständiges) bestimmt, welches Pflegesystem angewendet wird. Bei der Pflegplanung bzw. Auswahl der Pflegesysteme geht es darum, den Selbstpflegebedarf des Pflegebedürftigen zu erfüllen und ihn in seiner Selbstpflegekompetenz zu stärken. Es werden 3 Pflegesysteme unterschieden: Vollständig kompensatorisches Pflegesystem: Bei Patienten mit einem vollständigen Selbstpflegedefizit übernehmen Pflegefachkräfte alle Maßnahmen, um den situativen Selbstpflegebedarf zu erfüllen z.B. Palliativpflege; ITS-Pflege Teilweise kompensatorisches Pflegesystem: Der Pflegebedürftige kann sein Selbstpflegedefizit teilweise selbst ausgleichen. Pflegefachkräfte kompensieren die Selbstpflegeeinschränkungen und stärken/ fördern die Selbstpflegekompetenz. Unterstützend erzieherisches Pflegesystem: Ein Patient kann seinen Selbstpflegebedarf selbständig decken, benötigt aber Anleitung, Beratung oder Schulung durch Pflegefachkräfte Konzept der helfenden Methoden: Ziele von helfenden Methoden sind: kompensieren von Selbstpflegeeinschränkungen, stärken/ fördern der Selbstpflegekompetenz, Übernahme der Selbstpflege durch den Patienten, Bewältigung von bleibenden Selbstpflegedefiziten im Alltag. In allen Pflegesystemen können Pflegefachkräfte 5 helfende Methoden einsetzen: - für andere handeln und agieren - führen und anleiten - physische und psychologische Unterstützung geben - ein Umfeld gestalten, welches die persönliche Entwicklung fördert - unterrichten - Pflegetheorien/-modelle/-konzepte Pflegetheorien: - dienen als theoretische Grundlage und bestehen aus definierten und miteinander logisch verknüpften Aussagen aus dem Bereich der Pflege (z. B. Selbstpflege-Defizit Theorie nach Orem) - schaffen ein gemeinsames Pflegeverständnis, indem sie beschreiben, was Pflege ist und welche Aufgaben Pflege hat - formulieren Hinweise oder Regeln für die Pflegepraxis - stellen Hypothesen oder Fragestellungen für die Pflegeforschung auf - werden auch als konzeptuelle Modelle bezeichnet Pflegemodelle: - werden aus Pflegetheorien abgeleitet und tragen zum besseren Verständnis einer Wirklichkeit bei - werden als Theorien mittlerer Reichweite bezeichnet (z. B. Selbstpflege/Dependenzpflege) - machen Aussagen über Menschen, Umwelt/Umgebung, Gesundheit, Krankheit, Pflege - beschreiben das jeweilige Pflegeverständnis - definieren Aufgaben und Ziele der Pflege und geben eine Struktur für die individuelle Pflegeplanung vor - sind die Basis für die Entwicklung von einrichtungsspezifischen Pflegekonzepten Konzepte: - gelten als kleinste Bausteine einer Theorie oder eines Modells (z. B. Konzept der Selbstpflegeerfordernisse) - beinhalten Handlungsempfehlungen oder -anleitungen, die sich aus einer Pflegetheorie ableiten lassen - dienen durch die praktische Anwendung der Überprüfung von Pflegetheorien - Empirische Konzepte beschreiben direkt beobachtbare und messbare Phänomene, z. B. Körpergewicht, Schmerzen, Fieber, Blutdruck, Mobilität. - Abstrakte Konzepte beschreiben Phänomene, die nicht direkt zu beobachten oder zu erfassen sind, z. B. Lebensqualität oder Wohlbefinden. Abstrakte Konzepte müssen so genau wie möglich beschrieben werden, um sie bestimmen und überprüfen zu können. - In Pflegekonzepten werden u. a. Teilziele und Maßnahmen formuliert, mit denen Pflegequalität erreicht werden soll. - Das Pflegekonzept ist für die Mitarbeiter einer Einrichtung handlungsleitend und verbindlich. SGB IX – Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen Nach dem SGB sind Menschen mit Behinderung Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft länger als 6 Monate hindern können. Das Sozialgesetzbuch IX ist in 3 Teile gegliedert: - Teil 1 (§§ 1 bis 89): Regelungen für Menschen mit Behinderungen und von Behinderung bedrohte Menschen. Er betrifft weitere Gesetze an anderer Stelle zu Regelungen der Rehabilitation und Teilhabe, z. B. die gesetzliche Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung. - Teil 2 (§§ 90 bis 150): Besondere Leistungen zur selbstbestimmten Lebensführung für Menschen mit Behinderungen (Eingliederungshilferecht). Dieser Teil wird durch das BTHG (s. o.) umgestaltet. Hier werden die Eingliederungshilfeleistungen geregelt. - Teil 3 (§§ 151 bis 241): Besondere Regelungen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen (Schwerbehindertenrecht). Er betrifft Menschen, die als schwerbehindert anerkannt sind, aber auch Rechte und Pflichten von Arbeitgebern. Hier finden sich z. B. Regelungen zu den Schwerbehindertenausweisen. Eine Schwerbehinderung liegt nach § 2 Absatz 3 SGB vor, wenn die ärztlichen Gutachter des Versorgungsamts einen Grad der Behinderung (GdB) von 50 und mehr feststellen. Integration/Inklusion Inklusion: Die gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen haben großen Einfluss auf die Entwicklung geistig behinderter Menschen und ihrer Teilhabe am Leben. Gesellschaftliches Ziel ist die Inklusion, d. h. die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am sozialen und gesellschaftlichen Leben. Die Inklusion will von Anfang an ein gemeinsames System für alle Menschen, in dem niemand ausgegrenzt oder stigmatisiert wird. Nicht der Mensch soll sich an das System anpassen, sondern das System an den Menschen. Dieses Recht ist in der UN-Behindertenrechtsonvention verankert. Integration Integration bedeutet, dass Menschen, die als „anders“ wahrgenommen werden (z. B. aufgrund einer Behinderung oder eines Migrationshintergrunds), in bestehende Strukturen aufgenommen werden. Sie passen sich an die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen und Systeme an. Es gibt eine klare Trennung zwischen der Mehrheit und einer Gruppe, die integriert werden soll. Der Fokus liegt darauf, Unterschiede zu überwinden und Betroffene in die bestehende Gemeinschaft „einzufügen“. Anpassung wird oft mehr von den Betroffenen als von der Gemeinschaft erwartet. Integration berücksichtigt nicht immer die Bedürfnisse der Betroffenen vollständig, da sie sich oft an die bestehenden Strukturen anpassen müssen. Qualitätsmanagement/-sicherung Die Pflegequalität kann aus verschiedenen Perspektiven beurteilt werden. Jeder Akteur des Gesundheitswesens verfolgt andere Ziele. So wird z. B. die Krankenkasse als Kostenträger an einer möglichst kosteneffizienten Pflege interessiert sein (hohe Wirkung bei niedrigen Kosten), während der Pflegeempfänger als Kunde sich einen schnellen und guten Behandlungserfolg wünscht. Die sehr allgemeine Definition von Pflegequalität hat Donabedian durch 3 Kategorien konkretisiert: - Strukturqualität: Sie bezieht sich auf die Rahmenbedingungen, unter denen die pflegerischen Leistungen erbracht werden. Beispiele: die Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter, die Ausstattung mit Hilfsmitteln oder das Pflegedokumentationssystem. - Prozessqualität: Sie beschreibt die direkte Pflege, also Art und Umfang des pflegerischen Handelns. Hierzu zählen u. a. das Arbeiten mit Pflegeplanung und Pflegedokumentation, Verfahrensanweisungen (z. B. zur Neuaufnahme eines Pflegeempfängers) oder Pflegestandards (z. B. zur intramuskulären Injektion). - Ergebnisqualität: Sie bezieht sich auf das Ergebnis der Versorgungsleistung und macht somit Aussagen darüber, ob das geplante Pflegeziel erreicht wurde. Ausschlaggebend sind dabei die Zufriedenheit der Pflegeempfänger mit der Behandlung und der Behandlungserfolg, aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Krankenhäuser – SGB V: Das 5. Buch Sozialgesetzbuch enthält die sozialrechtlichen Regelungen zur gesetzlichen Krankenversicherung. § 70 des SGB V beschäftigt sich mit Qualität, Humanität und Wirtschaftlichkeit. Demnach müssen Krankenkassen und Leistungserbringer (u. a. Krankenhäuser oder Rettungsdienste) eine bedarfsgerechte und dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Versorgung der Patienten gewährleisten. Die Versorgung muss ausreichend und zweckmäßig sein, darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten und muss in der fachlich gebotenen Qualität sowie wirtschaftlich erbracht werden. § 135a des SGB V regelt die Verpflichtung zur Qualitätssicherung und schreibt vor, dass die Leistungserbringer verpflichtet sind, die Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen zu sichern und weiterzuentwickeln. Zudem müssen sich die Leistungserbringer an „einrichtungsübergreifenden(externen) Maßnahmen“ beteiligen, d. h., sie sind verpflichtet, sich an Qualitätssicherungsmaßnahmen zu beteiligen, die den Vergleich der Einrichtungen untereinander/miteinander anhand bestimmter Kenngrößen (z. B. Anzahl der neu entstandenen Dekubitalulzera) ermöglicht und v. a. zum Ziel haben, die Ergebnisqualität zu verbessern. Des Weiteren sind die Unternehmen verpflichtet, einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln. Interne und externe Qualitätssicherung Unterschieden wird also zwischen Maßnahmen der internen und externen (einrichtungsübergreifenden) Qualitätssicherung (oft auch Qualitätsentwicklung genannt): Sie ist ein Bestandteil des Qualitätsmanagements und umfasst alle Maßnahmen, die dem Erhalt und der Weiterentwicklung der Qualität von Leistungen dienen. Interne Qualitätssicherung-> Der Gesetzgeber führt keine konkreten Konzepte oder Instrumente an, die Kliniken oder Einrichtungen bei der internen Qualitätssicherung einsetzen sollen. Den Auftrag, die Details auszuarbeiten, erhielt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Er setzt sich zusammen aus: kassenärztlicher und kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung Deutscher Krankenhausgesellschaft Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen Der G-BA hat die grundsätzlichen Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement erarbeitet und im Jahr 2005 veröffentlicht. Da jedoch auch darin konkrete inhaltliche Angaben fehlen, sind die internen Qualitätsmanagementsysteme in jedem Krankenhaus unterschiedlich ausgestaltet. Externe Qualitätssicherung-> Der G-BA sollte ebenfalls die gesetzlichen Vorgaben bei der externen Qualitätssicherung umsetzen. Das von ihm erarbeitete Verfahren sieht vor, dass in ausgewählten Bereichen (z. B. bei hüftgelenknahen Femurfrakturen) die Behandlung aller Patienten eines Krankenhauses anhand bestimmter Qualitätsmerkmale (z. B. Auftreten von Wundhämatomen oder Nachblutungen) dokumentiert wird. Diese Daten werden weitergeleitet und zentral ausgewertet. Die Krankenhäuser erhalten anschließend die anonymisierten Ergebnisse aller Auswertungen und können ihre eigenen Leistungen im Vergleich zu anderen Krankenhäusern einschätzen und Ansätze für Qualitätsverbesserungen ableiten. Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen – SGB XI Das 11. Buch Sozialgesetzbuch enthält die sozialrechtlichen Regelungen zur sozialen Pflegeversicherung und ist daher v. a. für ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen relevant. Das SGB XI befasst sich mit der Qualitätssicherung und mit sonstigen Regelungen zum Schutz der Pflegebedürftigen. Nach § 112 (Qualitätsverantwortung) sind die Pflegeeinrichtungen für die Qualität der Leistungen sowie für die Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität verantwortlich. Zudem sind sie verpflichtet, Maßnahmen der Qualitätssicherung und ein Qualitätsmanagement durchzuführen, Expertenstandards anzuwenden und bei Qualitätsprüfungen mitzuwirken. Neben den allgemeinen Pflegeleistungen umfasst die Qualitätssicherung bei der stationären Pflege auch die medizinische Behandlungspflege, die soziale Betreuung, die Leistungen bei Unterkunft und Verpflegung sowie Zusatzleistungen, z. B. besondere Komfortleistungen bei Unterkunft und Verpflegung. Qualitätsmanagement Definition Qualitätsmanagement Im Sinne der DIN EN ISO Norm 9000:2015 sind unter dem Qualitätsmanagement alle Tätigkeiten zum Leiten und Lenken eines Krankenhauses bzw. einer Pflegeeinrichtung zu verstehen, die dazu dienen, die Qualität der angebotenen Dienstleistungen zu verbessern. In den Gesundheitsunternehmen gibt es (im Bereich der Führungsebene) „Stellen/Stabsstellen“, die sich mit dem Leiten, Lenken und Kontrollieren aller Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -steigerung beschäftigen. Diese Qualitätsmanager sind gemeinsam mit der Unternehmensleitung dafür verantwortlich, Qualität in ihrem Unternehmen transparent zu definieren, d. h., Qualitätsziele und die Qualitätspolitik festzulegen, Maßnahmen zur Umsetzung der Qualitätspolitik zu planen, Verantwortlichkeiten festzulegen und Qualitätskontrollen durchzuführen. 8.4.1 Grundsätze Die Aufgabe des Qualitätsmanagements ist also nicht nur, die vorhandene Qualität festzustellen und zu sichern, sondern sie auch weiter zu verbessern. Hierfür werden verschiedene Grundsätze verfolgt (in Anlehnung an DIN EN ISO 9000:2015). Qualitätsmanagement – Grundsätze und Ziele Die Aufgabe des Qualitätsmanagements ist nicht nur, vorhandene Qualität festzustellen und zu sichern, sondern sie auch weiter zu verbessern. Zu den Grundsätzen gehören: Kundenorientierung: Im Mittelpunkt des Qualitätsmanagements steht die Zufriedenheit des Kunden. Verantwortung der Unternehmensleitung: Führungskräfte müssen die erforderlichen Bedingungen dafür schaffen, dass ihre Mitarbeiter die Ziele erreichen können. Mitarbeiterorientierung: Die Mitarbeiter müssen über die notwendige Qualifikation verfügen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Prozessorientierter Ansatz: Die notwendigen Teilschritte (Prozesse) sollten festgelegt und beschrieben sein, z. B. in Pflegestandards. Systemorientierter Managementansatz: Alle Prozesse werden als System betrachtet und müssen aufeinander abgestimmt sein. Ständige Verbesserung: Sollte ein dauerhaftes Ziel des Qualitätsmanagements sein. Die Qualitätspolitik beschreibt die Absichten und Ziele, die ein Unternehmen hinsichtlich der Qualität verfolgt. Die Unternehmensleitung legt sie fest und gibt an, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Definition Qualitätsmanagementsystem Ein Qualitätsmanagementsystem ist eine erprobte Methode/Struktur zur Überprüfung der Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität mit dem Ziel, die vorhandene Qualität festzustellen, zu sichern und weiterzuentwickeln. Einrichtungen des Gesundheitswesens stehen vor der anspruchsvollen Aufgabe, trotz des gestiegenen wirtschaftlichen Drucks (u. a. durch Fallpauschalen und verkürzte Liegedauern im Krankenhaus) weiterhin qualitativ hochwertige Dienstleistungen anzubieten, um den fortlaufend steigenden Ansprüchen an die medizinische und pflegerische Versorgung und den Kundenwünschen gerecht zu werden. ! Merke Pflege und Qualität Pflegefachkräfte und ihre Arbeit sind ein wichtiger Faktor im Qualitätsmanagement einer Einrichtung des Gesundheitswesens. Deshalb sollten Pflegefachkräfte bereits in der Ausbildung ein umfassendes Qualitätsverständnis und Dienstleistungsdenken entwickeln. Damit sichern sie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und gewährleisten die Zufriedenheit der Kunden. Ein Qualitätsmanagementsystem unterstützt sie darin, Fehlerquellen zu erkennen und zu beseitigen sowie vorhandene Abläufe und Prozesse zu verbessern, um z. B. Kosten einzusparen und die Qualität der Leistungen zu steigern. Im deutschen Gesundheitswesen haben sich v. a. 3 Qualitätsmanagementsysteme durchgesetzt: Die ISO-Norm DIN EN ISO 9001, das EFQM-Modell für Excellence und KTQ. DIN EN ISO 9001 Diese Norm veröffentlicht die ISO (= Internationale Organisation für Standardisierung). Der Zusatz EN (= Europäische Norm) besagt, dass die Norm europaweit gültig ist. DIN steht für Deutsches Institut für Normung und verdeutlicht die nationale Gültigkeit. Die Norm 9001 der ISO wurde ursprünglich für den Industriebereich entwickelt, inzwischen ist sie jedoch in allen Dienstleistungsbetrieben einsetzbar. Sie legt die Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagement fest, um die Kundenzufriedenheit zu steigern (DIN EN ISO 9001:2008). Neben den allgemeinen Anforderungen (z. B. Festlegen, Überwachen und Verbessern der relevanten Prozesse) macht sie weitere Vorgaben wie die Dokumentationsanforderung. Das heißt, Qualitätspolitik und Qualitätsziele sind schriftlich festzuhalten. Zudem muss das Unternehmen ein Qualitätshandbuch nach bestimmten Kriterien erstellen: Verantwortung der Leitung: Die Unternehmensleitung muss nachweisen, dass sie hinter den Prinzipien des Qualitätsmanagements steht, indem sie z. B. den Mitarbeitern vermittelt, welche Bedeutung die Erfüllung von Kundenwünschen hat. Des Weiteren legt sie die Qualitätspolitik fest und stellt sicher, dass Qualitätsziele festgelegt werden. Management von Ressourcen: Das Unternehmen muss u. a. die erforderlichen Ressourcen bereitstellen, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Dafür muss sie einerseits das erforderliche und entsprechend qualifizierte Personal (personelle Ressourcen) bereitstellen, andererseits die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Kundenwünsche überhaupt erfüllt werden können. Unternehmen können sich nach dieser Norm zertifizieren lassen, wenn sie alle Anforderungen erfüllen. Eine Zertifizierung bietet neben einer nachhaltigen Qualitätssicherung (die Ziele und Erfolge muss die Einrichtung regelmäßig prüfen) auch einen Werbeeffekt, da viele Verbraucher DIN- Normen mit guter Qualität in Verbindung bringen Instrumente zur Qualitätssteigerung: - Pflegeleitbild: beschreibt die Werte, Normen und Ziele der pflegerischen Arbeit - Pflegeprozess und Dokumentation - Pflege- und Expertenstandards - Pflegevisite - Patientenfallbesprechung - Mitarbeiterqualifizierung - Mitarbeitergespräche - Qualitätszirkel - Beschwerdemanagement - Risikomanagement Salutogenese Pathogenese - Definition Pathogenese ist die Lehre über die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten. Gegenwärtig findet in unserer Gesellschaft eine langsame Veränderung der Betrachtung von Krankheit und Gesundheit statt. Unser gesellschaftliches Denken und Handeln und damit auch unser Gesundheitssystem sind bislang primär pathogenetisch geprägt, d. h., Denken und Handeln sind krankheits- und defizitorientiert. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Ursachen von Krankheiten und deren Risikofaktoren. Die Behandlung erkrankter Menschen konzentriert sich dabei auf eine möglichst rasche Diagnosestellung und eine zügige Beseitigung der Beschwerden. Der Blick der beteiligten Gesundheitsberufe ist meist allein auf den Körperteil gerichtet, der in seinem Funktionieren beeinträchtigt ist. Dieses Konzept der Pathogenese („pathos“, griech. Für „Leiden“, „genesis“, griech. für „Entstehung“) hat beträchtlich zu den medizinischen Erfolgen in der Diagnostik und Therapie vieler Erkrankungen beigetragen. Zunehmend wird jedoch kritisiert, dass nach diesem Modell nur das Beachtung findet, was krank ist oder was krank macht. Die Gesundheitswissenschaften betrachten genau das Gegenteil. Sie fragen, was gesund ist und was gesund erhält. Salutogenese nach Antonovsky - Konzept Das Konzept der Salutogenese („salus“, lat. für „Gesundheit“,genesis, griech. für „Entstehung“) wurde von dem Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923–1994) entwickelt. Angeregt hierzu hat ihn seine Studie über die Auswirkungen der Wechseljahre bei Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Sie zeigte, dass Frauen, welche in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager inhaftiert waren, zwar signifikant stärker gesundheitlich belastet waren als andere Frauen, dass aber dennoch 29 % dieser ehemals inhaftierten Frauen trotz ihrer traumatischen Erfahrung bei guter psychischer und physischer Gesundheit waren. Antonovsky wollte herausfinden, wie dies möglich war. Im Mittelpunkt des salutogenetischen Modells steht demnach die Frage, warum Menschen trotz krank machender Einflüsse gesund bleiben (Antonovsky 1997). Gesundheits-Krankheits-Kontinuum Nach Antonovsky ist Gesundheit (oder Krankheit) kein „Entweder-oder“-Zustand, sondern ein ständiger Prozess. Im Laufe unseres Lebens bewegen wir uns zwischen den beiden Polen Gesundheit und Krankheit (Gesundheits-Krankheits-Kontinuum). Die Grundannahme ist, dass ein lebendiger Mensch weder den einen noch den anderen Pol erreicht. Wir sind also stets gesund und krank zugleich. Dabei können uns Stressoren in einen Spannungszustand versetzen, der unbewältigt die körperliche Gesundheit schwächt. Eine erfolgreiche Bewältigung hingegen kann gesundheitsförderlich wirken und zu einer besseren Grundeinstellung im Leben beitragen (Kohärenzgefühl) Kohärenzgefühl Welche Position wir nun in diesem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum einnehmen, hängt nach Antonovsky von unserer Grundeinstellung zur Welt und zum eigenen Leben ab. Diese Grundeinstellung nennt Antonovsky Kohärenzgefühl (sense of coherence). Bei einem ausgeprägten Kohärenzgefühl fühlt sich eine Person der Welt zugehörig. Dies befähigt sie, vorhandene Ressourcen zur Erhaltung ihrer Gesundheit zu nutzen. Das Kohärenzgefühl ist nach Antonovsky das Ergebnis unserer Erfahrungen und Erlebnisse in der Kindheit und Jugend. Mit etwa 30 Jahren ist es ausgebildet und relativ stabil. Die Gesellschaft und die Kultur, in der wir leben, und besondere Lebensereignisse wie Kriege oder eine Scheidung (Stressoren) nehmen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir unsere Welt wahrnehmen und beurteilen. Ein Mensch mit einem guten Kohärenzgefühl zeichnet sich laut Antonovsky durch 3 Eigenschaften aus: Gefühl der Verstehbarkeit (sense of comprehensibility): Er besitzt die Fähigkeit, unbekannte oder unerwartete Informationen zu verarbeiten. Gefühl der Handhabbarkeit (sense of manageability): Er vertraut darauf, dass Schwierigkeiten und Probleme zu bewältigen sind. Gefühl der Sinnhaftigkeit (sense of meaningfulness): Er erlebt das Leben mit seinen Herausforderungen als insgesamt sinnvoll. Diese Eigenschaften helfen ihm z. B., an einer beängstigenden Diagnose nicht zugrunde zu gehen. Menschen mit einem guten Kohärenzgefühl werden trotz einer Bedrohung Ressourcen in ihrer Lebenswelt wahrnehmen, die sie zur Bewältigung nutzen können. Menschen mit einem geringen Kohärenzgefühl neigen demgegenüber zu einem starren Verhalten. Dieses Verhalten verhindert, dass vorhandene Ressourcen wahrgenommen und genutzt werden, und – so die Annahme des salutogenetischen Modells – begünstigt damit im negativen Sinne einen Krankheitsverlauf. Widerstandsressourcen Neben einer positiven Grundeinstellung zum Leben gibt es laut Antonovsky weitere Faktoren, die sich günstig auf die Fähigkeit auswirken, Spannungszustände zu bewältigen. Dazu zählen z. B. körperliche Faktoren, Intelligenz, finanzielle und soziale Rückhalte. Bedeutung für die Pflege Das Modell der Salutogenese von Antonovsky spielt eine wichtige Rolle im Verständnis von Gesundheit und Krankheit und ist damit auch für die Gesundheits- und Krankenpflege bedeutsam. Aufgabe der Pflege ist es, alle gesundheitsfördernden Kräfte und Ressourcen des Betroffenen gemeinsam mit ihm zu entdecken und zu aktivieren. Dabei ist es besonders wichtig, dem Betroffenen die eigene Verantwortung für sein Gesund- bzw. Kranksein angemessen zu verdeutlichen und ihm durch Aktivierung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen zur größtmöglichen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu verhelfen. - Kohärenz, Handhabbarkeit, Sinnhaftigkeit