ABWL2.pdf - Allgemeine Betriebswirtschaftslehre - Unternehmen, Module

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Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Dr. Jürgen Schmidt

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This document is a module on business administration from a university course. It covers various aspects of business principles and management.

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Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 2: Unternehmensführung 45 Modul 2: Unternehmensführung Inhalte 2.1. Unternehmen: Managementorientierte Merkmale 2.2. Unternehmen und Management 2.3. Unternehmen und Umwelt 2.4. Unternehmen und Ziele 2.5. Unternehmen u...

Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 2: Unternehmensführung 45 Modul 2: Unternehmensführung Inhalte 2.1. Unternehmen: Managementorientierte Merkmale 2.2. Unternehmen und Management 2.3. Unternehmen und Umwelt 2.4. Unternehmen und Ziele 2.5. Unternehmen und Strategie 2.6. Unternehmen und Corporate Governance bzw. Unternehmensethik Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 46 Modul 2: Unternehmensführung 2.1. Unternehmen: Managementorientierte Merkmale Merkmale eines Unternehmens (Managementperspektive) als: 1. produktives System: Kombination von Produktionsfaktoren 2. marktorientiertes System: Aktivitäten sind auf die Befriedigung von Bedürfnissen auf dem Markt ausgerichtet (Marktvolumen, Marktstruktur?) 3. offenes System: Austauschprozesse mit Umwelt, nicht autark 4. dynamisches System: Anpassen oder Beeinflussung von Entwicklungen 5. komplexes System: viele einzelne Elemente mit wechselseitigen Beziehungen 6. soziales System: Interaktion zwischen Menschen als Individuen/Gruppen 7. autonomes System: Selbstbestimmung der Ziele und Mittel Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 47 Modul 2: Unternehmensführung 2.2. Unternehmen und Management Was bedeutet das für ein Unternehmen?  Begrenzte Steuerbarkeit  möglichst viele Faktoren müssen bei der Entscheidungsfindung in Betracht gezogen werden (ganzheitliche Betrachtung) Umsatzprozess bedarf einer Steuerungsfunktion zur zielgerichteten Bearbeitung der vielfältigen Fragen Unternehmensführung (Management): „hat die Aufgabe,  den Prozess der betrieblichen Leistungserstellung/-verwertung so zu gestalten,  dass das (die) Unternehmensziel (e) auf höchstmöglichem Niveau erreicht wird (werden)“ (Wöhe, S. 49) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 48 Modul 2: Unternehmensführung 2.2. Unternehmen und Management - Phasen Der Prozess der Unternehmensführung kann eingeteilt werden in vier Phasen: 1. Planung (einschl. Zielbildung): Erkennen und analysieren von Problemen sowie Lösungsvorschläge erarbeiten 2. Entscheidung: Ziele bestimmen, Problemlösung und Methoden auswählen und Mittel zuteilen 3. Ausführung: Delegation und Instruktion 4. Kontrolle: Überwachung der Umsetzung und der Ergebnisse Quelle: Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 48. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 49 Modul 2: Unternehmensführung 2.2. Unternehmen und Managementprozess Steinmann, H.,/Schreyögg, G., Management, S. 12 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 50 Modul 2: Unternehmensführung 2.3. Unternehmen und Umwelt  Bei Betrachtung eines Unternehmens muss gleichzeitig die Umwelt mit einbezogen werden (Unternehmen als offene und soziale Systeme)  Umweltsphären sind zentrale Kontexte des Unternehmens, die je nach Branche und Tätigkeitsschwerpunkten, v.a. auf Veränderungen, zu analysieren sind Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 59 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 51 Modul 2: Unternehmensführung 2.3. Unternehmen - Umwelt und Bezugsgruppen  In die Umwelt eingebunden sind die Bezugsgruppen  Die Bezugs- oder Anspruchsgruppen des Unternehmens werden als „Stakeholder“ bezeichnet  Unternehmen können nur durch Interaktion mit ihren Anspruchsgruppen und durch die Berücksichtigung deren Interessen erfolgreich sein, weil:  Unternehmensentscheidungen die Interessen verschiedenster Gruppen oder Individuen tangieren, die entweder:  aktiv Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nehmen können  passiv durch diese Entscheidungen betroffen sind  Zentrale Idee des Stakeholder-Ansatzes: Unternehmen muss die Akzeptanz der Umwelt (Stakeholder) gewinnen, um die sich in der Interaktion bietenden Chancen und Risiken durch geeignete Maßnahmen zu nutzen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 52 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.1. Unternehmen - Stakeholderansatz Ziel des Stakeholder-Ansatzes:  Koalition verschiedener Anspruchsgruppen  Gewinnmaximierungsstreben soll für die Steigerung des Allgemeinwohls als oberstes Unternehmensziel in den Hintergrund treten Nach der Grundidee soll in einvernehmlichen Verhandlungen zwischen den Anspruchsgruppen festgelegt werden:  Gemeinsame Ziele  Gemeinsames Handeln  Gemeinsame Ergebnisaufteilung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 53 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.1. Unternehmen und Stakeholder - Identifikation Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 15 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 54 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.1. Unternehmen und Stakeholder - Ansprüche  Manager Einkommen, Handlungsspielräume, Macht, Prestige, Aufstiegsmöglichkeiten, Verantwortung  Mitarbeiter Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsbedingungen  Eigenkapitalgeber Vermögenssicherung/Vermögensmehrung Politische und wirtschaftliche Macht, Prestige  Fremdkapitalgeber Verzinsung, Tilgung, Absicherung  Kunden bedarfsgerechte Versorgung mit Gütern und Diensten (Preis, Qualität, Service, Quantität)  Lieferanten Absatz von Gütern und Dienstleistungen  Konkurrenten Marktposition, Einhaltung von Regeln  Staat und Gesellschaft Steuereinnahmen, Leistungsfähigkeit, Arbeitsplätze, Einhaltung von Rechtsvorschriften, Umweltschutz Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 55 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.1. Unternehmen und Stakeholder - Beispiel Driver Race company Car company Special Interest groups Driver’s agent Competition Spectators Suppliers Media OPEC Banks Government Shareholder Mr. Ecclestone Employees Unions Advertising firms Normal car customers Racetrack firms New Technologies Driver’s wife and family Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 56 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.2. Unternehmen und Shareholder Die Ansprüche der Kapitalgeber sind im Unternehmen besonders im Fokus: Verbesserung der Einkommens- und Vermögensposition der Shareholder (=Eigenkapitalgeber) ist Hauptziel Oberstes Ziel: Maximierung des Wertes des Unternehmens für die Eigentümer durch angemessene Verzinsung des Eigenkapitals Shareholder Value = Marktwert des Eigenkapitals abzgl. Schulden  Unternehmen verfolgt Ziele des Eigenkapitalgebers  Unternehmerische Entscheidungsgewalt liegt bei Eigenkapitalgebern  Unternehmenserfolg (Gewinn oder Verlust) trifft in vollem Umfang die Eigenkapitalgeber (unternehmerisches Risiko) Kritisch: Andere Anspruchsgruppen werden vernachlässigt Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 57 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.3. Unternehmen: Stakeholder vs. Shareholder (I) Stakeholder - Ansatz  Unternehmen soll Akzeptanz sämtlicher Interessengruppen (direkt und indirekt Betroffene) gewinnen  Ziel: Sicherung der nachhaltigen Existenz und der Handlungsfähigkeit des Unternehmens Shareholder Value Ansatz  „wertorientierte“ Unternehmensführung mit dem Ziel der Steigerung des Werts des Eigenkapitals (Shareholder Value)  Eigenkapitalgeber (Shareholder) stehen im Mittelpunkt unternehmerischer Handlungen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 58 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.3. Unternehmen: Stakeholder vs. Shareholder (II) Shareholder-Ansatz Stakeholder-Ansatz  Aktionäre (Anteilseigner)  Management, Aufsichtsrat, Kunden, Anspruchs- Lieferanten, Aktionäre, Arbeitnehmer, gruppen Öffentlichkeit, Staat  eindimensionale Sicht  mehrdimensionale Sicht Dimension Erfolgsmaßstab  Wertsteigerung  Befriedigung aller Ansprüche Vorteile  eindeutig quantifizierbar  Relativierung der Rolle der Anteils-eigner  wichtigste Kapitalgeber im Mittelpunkt  Nutzenmaximierung mehrerer Anspruchsgruppen  Verantwortung  Akzeptanz Probleme  Manipulierbarkeit  Heterogenität der Ansprüche  Zielmonismus  Unübersichtlichkeit, Komplexität  Probleme in der Umsetzung  fehlende Zielpräzisierungen  negatives Image (zumindest in Europa:  Akzeptanzprobleme im Management "Turbokapitalismus", Stellenabbau) (Planungsaufwand, praktische Umsetzung) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 59 Modul 2: Unternehmensführung 2.3.4. Unternehmen: Umfassendes Managementmodell Umfassendes Modell zur Strukturierung von Unternehmen (Universität St. Gallen (HSG)) Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S. 33 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 60 Modul 2: Unternehmensführung 2.4. Unternehmen und Ziele  Das Unternehmen bestimmt als ein autonomes System selbst seine Ziele und Mittel  Beispiele von Unternehmenszielen  Macht  Marktanteil  Umsatz  Prestige  Flexibilität  Wachstum  Unabhängigkeit  Rentabilität .... Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 61 Modul 2: Unternehmensführung 2.4. Unternehmensziele - Arten und Klassifikationen quantifizierbar nicht quantifizierbar Wachstum Unabhängigkeit Gewinn Risikominimierung Rentabilität Flexibilität Beispiele: Mengengrößen Geldgrößen Produktionszahlen Umsatz Absatzzahlen Kosten Arbeitsplätze Gewinn Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 62 Modul 2: Unternehmensführung 2.4. Unternehmen und Entstehen von Zielen Werthaltungen Motive der maßgeblichen menschlichen Unternehmensträger Verhaltens (Maslow) (Machtträger) Ansprüche der - unmittelbaren - Unternehmensträger (v.a. Unternehmensleiter, Anteilseigner Arbeitnehmer) an das Unternehmen Ansprüche der Marktpartner an das Unternehmen Ansprüche sozialer Gruppen bzw. der Gesell- schaft als Ganzes an das Unternehmen Existenzbedingungen des Unternehmens als Institution Unternehmens- philosophie Unternehmensziele nach Schierenbeck, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 2003, S. 59 63 Modul 2: Unternehmensführung 2.4. Zielinhalte  stellen übergeordnete Ziele Sachziele  orientieren sich an den Formalziele dar Formalzielen (Leistungsziele) (Erfolgsziele  bringen  beziehen sich auf das unternehmerischen Erfolg konkrete Handeln im zum Ausdruck Umsatzprozess  beruhen auf dem Leistungsziele  tragen zur Steuerung des Produktivität ökonomischen Prinzip Unternehmens bei Finanzziele Wirtschaftlichkeit Führungs- und Organisationsziele Rentabilität/Gewinn Soziale und ökologische Ziele Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 64 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1 Zielinhalte Formalziele Formalziele (Erfolgsziele  mengenmäßiges Verhältnis von Output und Produktivität Input von Produktionsfaktoren Output  Wertrelationen fehlen Produktivität = Input  Verhältnis zwischen in Geld bewerteten Ertrag und Einsatz an Produktionsfaktoren Ertrag Wirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeit =  Wertmäßiger Begriff Aufwand  Verhältnis von Periodenerfolg und Kapital Gewinn  Gewinn als Differenz zwischen Erlösen und Rentabilität = Rentabilität/Gewinn Kapital Kosten des Unternehmens Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 65 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Formalziel Produktivität  Produktivität ist eine rein technische Messzahl, um Leistungseinsatz (Input) und Leistungsergebnis (Output) mengenmäßig gegenüber zustellen  Messung von In- und Outputmengen erfolgt durch unterschiedliche technische Dimensionen wie z.B. Stückzahl, Gewicht oder Zeit  Produktivität trifft Aussage über die quantitative Ergiebigkeit der betrieblichen Faktorkombinationen (Effizienz!)  Beispiel: Herstellung von Holztischen:  2007 werden mit 2500 kg Holz insgesamt 500 Tische hergestellt  2014 werden mit der gleichen Holzmenge 550 Tische hergestellt  Wie hoch ist die Produktivität in 2007 und in 2014?  Bildung von Teilproduktivitäten steigert häufig Aussagekraft, z.B.:  Arbeitsproduktivität (Anzahl Stück je Arbeitsstunde)  Maschinenproduktivität (Anzahl Stück je Maschinenstunde)  Flächenproduktivität (Umsatz je qm2) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 66 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Formalziel Produktivität - Beispiel Praxisbeispiel: Flächenproduktivität im Einzelhandel Discounter Deutschland 2020 Discounter Deutschland 2009 Quelle: Handelsblatt Online, 22.09.2021 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 67 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Formalziel Wirtschaftlichkeit  Wirtschaftlichkeit ist eine dimensionslose Kennzahl aus dem Verhältnis Ertrag zu Aufwand  Beträgt sie genau 1, so wird weder Verlust noch Ertrag erzielt  Bespiel: Herstellung von Holztischen  2007: Der Produktionsaufwand für 500 Tische beträgt 250.000, Verkaufspreis je Tisch beträgt 500 Euro  2014: gleicher Produktionsaufwand, Preis steigt aber um 100 Euro  Wie hoch ist die Wirtschaftlichkeit 2007 und 2014? Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 68 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Formalziel Rentabilität Rentabilität ist eine relative Größe zwischen Gewinn und dem zur Erwirtschaftung dieses Gewinns eingesetzten Kapitals. Man unterscheidet verschiedene Rentabilitätsbegriffe Rentabilität des: Gewinn Eigenkapitals x 100 in % Eigenkapital Gewinn in % Gesamtkapitals x 100 Gesamtkapital (EK+FK) Gewinn Umsatzes x 100 in % Umsatz Return-on- Gewinn Umsatz x x 100 in % Investment (ROI) Umsatz Kapital Umsatzrendite Kapitalumschlag Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 69 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Formalziel Rentabilität Menge Kennzahlensystem Umsatz x von DuPont Preis Kapital- Vorräte umschlag : + Umlauf- Forderungen vermögen + Kapital + Liquide Mittel Anlage- vermögen ROI x Herstellkosten Umsatz Gewinn + - Verkaufskosten Umsatz- + : Kosten rentabilität Lagerkosten + UmsatzBetriebswirtschaftslehre 70 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Verwalt.kosten Modul 2: Unternehmensführung 2.4.1. Zielinhalte - Nachhaltigkeit Erweiterte Zielinhalte im Kontext der Nachhaltigkeit Die Kernaufgabe der Ökonomie besteht darin, Knappheiten zu bewältigen und das Verhältnis erwünschter und unerwünschter Wirkungen auszubalancieren, dabei wird traditionell auf Erfolgsgrößen und Rentabilitätskennziffern zurückgegriffen. Im Kontext des Ziels einer nachhaltigen Entwicklung ist dieses Verständnis um ökologische und soziale Erfolgsgrößen zu erweitern. Neben der ökonomischen Effizienz sind im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung insbesondere zwei Arten von Effizienzen von Bedeutung: Ökoeffizienz = Verhältnis zwischen Wertschöpfung zu ökologischer Schadschöpfung Sozioeffizienz = Verhältnis zwischen Wertschöpfung und dem sozialen Schaden Dr. Jürgen Schmidt Quelle: Pufe 2017 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 71 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.2. Zielinhalte - Sachziele 1. Leistungsziele: beziehen sich auf die Leistungserstellung und –verwertung, sind oft Markt- und Produktziele, z.B.  bearbeitete Marktsegmente  Marktanteil  Produktqualität 2. Finanzziele: beziehen sich auf den finanzwirtschaftlichen Umsatzprozess  ausreichende Kapitalbasis  Liquidität (Aufrechterhaltung der Zahlungsbereitschaft)  optimale Kapital- und Vermögensstruktur 3. Führungs- und Organisationsziele: optimale Gestaltung der Prozesse  Gestaltung des Problemlösungsprozesses  Gestaltung der Steuerungsfunktion  Führungsstil 4. Soziale und ökologische Ziele: Unternehmen sind offene und soziale Systeme => soziale und ökologische Aspekte müssen berücksichtigt werden  mitarbeiterbezogene Ziele (z.B.: faire Entlohnung, sichere Arbeitsbedingungen)  gesellschaftsbezogene Ziele (z.B.: Ausbildung, Schutz der natürlichen Umwelt) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 72 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.3. Zielbeziehungen Werden zwei oder mehr Ziele gleichzeitig verfolgt, so kann es zu drei verschiedenen Zielbeziehungen kommen:  Komplementarität: Ziel 1 fördert die Erreichung Ziel 2  Konkurrenz (Konflikt): Ziel 1 ist hinderlich für die Erreichung Ziel 2  Indifferenz: Ziel 1 hat keinen Einfluss auf die Erreichung Ziel 2 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 73 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.3. Zielbeziehungen komplementäre konkurrierende indifferente Ziele Ziele Ziele Ziel A Ziel A Ziel A Ziel B Ziel B Ziel B Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 74 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.3. Zielbeziehungen - Beispiel  höherer Umsatz  höherer Gewinn Ausgangs- Strategie 1 Strategie 2 Strategie 3 situation  Gleicher Preis  Höherer Preis  Niedrigerer Preis  Höhere Menge  Gleiche Menge  Höhere Menge Preis: 10 Preis: 10 Preis: 12 Preis: 9 Gewinn/St.: 2 Gewinn/St.: 2 Gewinn/St.: 4 Gewinn/St.: 1 Absatz: 100 Absatz: 110 Absatz: 100 Absatz: 150 Umsatz: 1.000 Umsatz: Umsatz: Umsatz: Gewinn: 200 Gewinn: Gewinn: Gewinn: komplementär komplementär konkurrierend Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 75 Modul 2: Unternehmensführung 2.4.3. Zielbeziehungen - Konkurrierende Ziele Beispiele Produkte auf dem neuesten Standardisierung von technischen Stand Typen und Teilen hohe Lieferbereitschaft Reduzierung der Lagerkosten große Fertigungslose Kundenspezifische Fertigung hohe Liquidität hoher Gewinn soziale Ziele Gewinn Umweltschutzziele Gewinn Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 76 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie und Zielpyramide Vision, Mission, Leitbild langfristig Zweck-Mittel- Beziehungen Strategie von Zielen langfristig (> 5 Jahre) Taktik mittelfristig (ca. 3 Jahre) Operativ kurzfristig (1 Jahr) Markt- Markt- Rentabilität Liquidität Umwelt Image stellung anteil Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 77 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie: Ziel und Strategie Ziel: ein angestrebter in der Zukunft liegender Zustand,  der durch die Entscheidung für eine Aktion und  deren Realisierung erreicht werden soll  Generelle Anforderungen an Ziele:  S pezifisch, möglichst präzise, eindeutig  M essbar  A ktionsorientiert, ambitioniert  R ealistisch, erreichbar  T erminiert, zeitbezogen Strategie: Langfristig-orientierte Entscheidungen darüber,  in welchen Branchen und Märkten ein Unternehmen tätig sein soll und  welche Aktivitäten und Ressourcenzuweisungen zu wählen sind, um  eine vorteilhafte Wettbewerbsposition zu erreichen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 78 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Zeitliche/hierarchische Struktur Zeitliche und hierarchische Struktur der Planung Merkmal Planung strategische taktische operative Fristigkeit 5 Jahre und mehr 2-5 Jahre Max. 1 Jahr Unsicherheitsgrad extrem hoch hoch gering Datenprognose vorw. qualitativ quantitativ quantitativ grob strukturiert grob strukturiert fein strukturiert Kapazitätsveränderung ja: Rahmenplanung ja: Detailplanung nein: Kapazität = Datum Zuständigkeit Unternehmensleitung Mittlere Führungsebene Untere Führungsebene Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 75. Enger Zusammenhang zwischen  Hierarchischer Zuordnung  Zeitlicher Reichweite  Unsicherheits- und Komplexitätsgrad Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 79 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie Strategie als optimale Abstimmung zwischen Unternehmen und Umwelt UMWELT Chancen & Risiken STRATEGIE Stärken & Schwächen UNTERNEHMEN Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 80 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie Allgemeine Umwelt Politics-Economy-Socio/Culture-Technology PEST Spezifische Branche Kunden-Konkurrenten-Lieferanten-Partner-... Opportunities & Threats der Umwelt (OT) STRATEGIE Strengths & Weaknesses (SW) „Individuelle“ Charakteristika unseres Unternehmens Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 81 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie - Portfoliotechniken Portfoliotechniken:  definieren einen Maßstab zum Vergleich der unterschiedlichen Geschäfte  führen zu einer generalisierten Beschreibung der strategischen Situation Hier: Portfolio-Analyse von Boston Fragezeichen Stars Consulting Group Investitionen nötig/ unsicher Investitionen nötig/ (BCG Matrix)  gezielt selektieren! erfolgreich  stärken! hoch ? ? Milchkühe ? kaum Investitionen/ erfolgreich  abschöpfen! Markt- wachstum Arme Hunde keine Investitionen/ Verluste  aufgeben! niedrig niedrig Dr. Jürgen Schmidt Relativer Marktanteil Allgemeine Betriebswirtschaftslehre hoch 82 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategien Typen von Wettbewerbsstrategien (Porter 1987)  Kostenführerschaft  Differenzierung  Konzentration (Nischenpolitik)  Kostenführerschaft  Differenzierung Wettbewerbsvorteil/ Strategischer Vorteil durch Weit (Branchen-weit) Kosten Differenzierung Wettbewerbsbereich Kostenführerschaft Differenzierung Skalen-, Verbund- oder Lern- / Preis, Image, Support/Unter-stützung, Erfahrungskurveneffekte Design, Qualität Nischenstrategie/ Konzentration auf Schwerpunkte Kundengruppe, Produkt, geographischer Markt (Nische) Eng Porter, M.E., Competitive Strategy, S. 67 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 83 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie Balanced Scorecard Vision Strategie Ziele Balanced Strat. Maß- Oper. Aktio- Ziel größe Ziel nen Score- Card Messgrößen und Zielwerte Aktionen Kaplan/Norton 1997 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 84 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie - Balanced Scorecard Finanzen Wie positio- Strat. Maß- Oper. Aktio- nieren wir uns Ziel größe Ziel nen zu Kapital- gebern? Kunden Interne Prozesse Welche Lei- stungen Strat. Maß- Oper. Aktio- Bei welchen Strat. Maß- Oper. Aktio- sollten wir Ziel größe Ziel nen Vision und Prozessen Ziel größe Ziel nen gegenüber Strategie müssen wir Kunden Hervorragen- erbringen? des leisten? Lernen und Entwicklung Wie können wir Strat. Maß- Oper. Aktio- flexibel/ Ziel größe Ziel nen Verbesse- rungsfähig werden? Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 85 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie - Nachhaltigkeit Strategie Definition Effizienz Effizienz zielt auf eine ergiebigere Nutzung von Rohstoffen und Ressourcen ab, häufig durch technische Innovationen. Ein Unternehmensziel soll mit geringen negativen ökologischen und sozialen Wirkungen erreicht werden. Konsistenz Konsistenz strebt nach einer umweltverträglichen Beschaffenheit von Stoff- und Energieströmen in Form einer Kreislaufwirtschaft. Abgaben an die Natur finden nur in dem Umfang statt, wie sie von dieser aufgenommen werden können. Suffizienz Suffizienz strebt einen geringeren Verbrauch von Ressourcen wie Energie und Material an, indem Menschen weniger konsumieren und weniger Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Suffizienz versucht nicht, bestehende Bedürfnisse mit weniger oder anderen Ressourcen zu befriedigen, sondern sie hinterfragt die Bedürfnisse selbst. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 86 Modul 2: Unternehmensführung 2.5. Unternehmensstrategie - Nachhaltigkeit Strategie Anschlussfähigkeit Impact Poten- zial Effizienz Sehr hoch, immanentes Verbesserung hin zu weniger 10-20% Verhalten in wirtschaftlich schlechten Lösungen orientierten Organisationen Konsistenz Von mittel (z.B. rein regenerativ Langfristig weitreichende 50-80% gewonnene Energien) bis sehr Änderungen durch neue gering (z.B. kein Abfall in der Technologien und Prozesse gesamten Wert- schöpfungskette) Suffizienz Mittel (z.B. Carsharing) bis Veränderte Konsum-einstellungen 10-40% gering (z.B. Verzicht auf und Lebensstile wirken längerfristig Flugreisen, auf Fleisch…) stark Quelle: Ernst/Sailer 2021 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 87 Modul 2: Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Corporate Governance  Corporate Governance (Grundsätze der Unternehmensführung) ist ein rechtlicher und faktischer Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens  Gesamtheit aller Regeln, Vorschriften, Werte und Grundsätze, die bestimmen, wie Unternehmen geführt und gesteuert werden  Merkmale guter Corporate Governance:  Funktionsfähige Unternehmensleitung  Wahren der Interessen verschiedener Stakeholder  Transparenz in der Unternehmenskommunikation  Angemessener Umgang mit Risiken  Nachhaltiges Management, auf langfristige Wertschöpfung ausgerichtet Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 88 Modul 2: Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Compliance Wesentliches Element von Corporate Governance v. engl. „comply“ = einhalten, befolgen = Einhaltung von Gesetzen, Regeln, Richtlinien… … die auch durch entsprechende Maßnahmen/Organisationsgestaltung sichergestellt ist (z.B. durch Compliance-Abteilungen, etwa bei Kreditinstituten oder Finanzdienstleistungsunternehmen) … zur Vermeidung von z.B.:  Korruption  Insidergeschäfte  Datenschutzverletzungen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 89 Modul 2. Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Unternehmensethik Was hat Unternehmensführung mit Ethik zu tun?  Sind Unternehmens- bzw. Managemententscheidungen „wertfrei“?  Nach welchen Kriterien werden sie getroffen? Wie werden Konflikte zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialen Belangen oder zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen (Stakeholdern) gelöst?  Bestechungsaffären (Siemens, VW)  Steuerhinterziehungen (Chef der deutschen Post)  Umweltskandale (Brent Spar)  Lebensmittelskandale (Milchprodukte aus China, Gammelfleisch)  Veruntreuungen (Enron - Bilanzfälschung) Insidergeschäft, ………. Zunehmend von Bedeutung:  Ausrichtung betrieblicher Entscheidungen an ethischen Prinzipien  Selbstverpflichtende, verbindliche Normen  Basierend auf Verständigung mit den Betroffenen  Keine Infragestellung des Gewinnprinzips im Allgemeinen  Ziel: konfliktrelevante Auswirkungen des Gewinnprinzips begrenzen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 90 Modul 2. Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Unternehmensethik Gemeinwohlorientierung als (neue) Unternehmensethik  Auf Dauer wird ein Gesamtsystem (Gesellschaft) nur solche Teilsysteme (Organisationen, Institutionen) aufrechterhalten, die sich als funktional sinnvoll für das Gesamtsystem erweisen  Was sich dauerhaft als dysfunktional für das Gesamtsystem herausstellt, wird früher oder später in andere Lösungen transformiert oder ersetzt. Was geschieht, wenn die Systemlogik der Wirtschaft sich so weit verselbständigt, dass sie für das Gesamtsystem nicht mehr produktiv, sondern kontraproduktiv und letztlich dysfunktional wirkt  Unternehmen in ihrer heutigen Form sind alles andere als zeitlos und vor allem sind sie kein Selbstzweck  Immer mehr Unternehmen suchen daher nach ihrem „Purpose“ – nach ihrem Sinn und Zweck. Nach dem positiven Beitrag, den Sie für die Gesellschaft und das Gemeinwohl erbringen könnten und sollten Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 91 Modul 2. Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Unternehmensethik Gemeinwohlorientierung als (neue) Unternehmensethik Drei ethisch-normative Wegweiser: 1. Licence to operate: bezeichnet die gesellschaftliche Akzeptanz und Zustimmung, die ein Unternehmen bekommt, um seine Geschäftstätigkeiten erfolgreich und nachhaltig ausführen zu können. 2. Shared/Public Value: Bezieht sich auf eine Geschäftsstrategie, bei der Unternehmen gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen für sich selbst und gesellschaftlichen Nutzen für die Gemeinschaft schaffen. Die Unternehmensstrategie liegt dabei auf den Interessen aller Stakeholder, die Nebenwirkung oder das By-Product führt dabei zum Erfolg. 3. Impact: bezeichnet den Einfluss, den ein Unternehmen auf die gesellschaftliche Entwicklung hat. Im Stakeholder Dialog wird erkundet, welche gesellschaftliche Aufgaben als besonders relevant angesehen werden. Die Unternehmensstrategie wird auf die Themen mit den größten positiven Einflüssen ausgerichtet. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 92 Modul 2. Unternehmensführung 2.6. Unternehmen und Unternehmensethik Gemeinwohlorientierung als (neue) Unternehmensethik  Die bayerische Verfassung, auch der Art. 14 Absatz 2 Grundgesetz und viele andere demokratische Verfassungen formulieren, dass die „gesamte wirtschaftliche Tätigkeit (…) dem Gemeinwohl“ diene  Der Sinn und Zweck von Unternehmen kann nicht wie in den letzten Jahrzenten als Selbstverständlichkeit primär in der Gewinnerzielung liegen  Gerade durch die Orientierung am Gemeinwohl kann ein Unternehmen auch gute Geschäfte machen. Es ist dann nämlich fast automatisch systemrelevant und nachhaltig, Teil der Lösung statt Teil des Problems, hat einen überzeugenden Purpose, richtet sein Geschäftsmodell auf einen gesellschaftlichen wünschenswerten Impact und darf somit auf eine starke Licence to operate zählen. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 93 Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 3: Rechtsformen 94

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