Probeklausur 2 Controlling und Bilanzanalyse Wirtschaftsrecht PDF
Document Details
Uploaded by Deleted User
2024
Manuela Möller
Tags
Summary
This document is a past paper for a Bachelor Wirtschaftsrecht course, covering Controlling and Bilanzanalyse. It includes questions and a sample balance sheet.
Full Transcript
Prof. Dr. Manuela Möller Name: Vorname: Matrikel-Nr.: Unterschrift: Probeklausur 2 zur Lehrveranstaltung Controlling und Bilanzanalyse Bachel...
Prof. Dr. Manuela Möller Name: Vorname: Matrikel-Nr.: Unterschrift: Probeklausur 2 zur Lehrveranstaltung Controlling und Bilanzanalyse Bachelor Wirtschaftsrecht Planzeit: 60 Minuten Zugelassene Hilfsmittel: Nicht programmierter Taschenrechner Allgemeine Hinweise: 1. Für die Vergabe von Punkten ist die Darstellung des Lösungs- weges zwingend erforderlich. 2. Nutzen Sie zur Lösung der Aufgaben den vorgegebenen Platz auf den Aufgabenblättern (ggf. auch die Rückseite). Verwen- den Sie kein eigenes Papier. Sie können maximal 60 Punkte erreichen. Viel Erfolg! Soll-Punkte Ist-Punkte Teilaufgabe 1 20 Teilaufgabe 2 40 Gesamt: 60 Modulnote: 1 Probeklausur II – WS 2024/25 Aufgabe 1: (20 Punkte) a) Formulieren Sie die Ziele der finanzwirtschaftlichen Bilanzanalyse! Erkenntnisziel der finanzwirtschaftlichen Bilanzanalyse ist die Informationsge- winnung über die Kapitalverwendung (Analyse der Vermögensstruktur), über die Ka- pitalaufbringung und über die Beziehung zwischen Kapitalaufbringung und Kapital- verwendung (Liquiditätsanalyse). (2 P.) b) Inwiefern können das „Kundenziel“ und das „Lieferantenziel“ Aufschluss über die Li- quidität geben? Aus der Gewährung bzw. Inanspruchnahme kurzfristiger Zahlungsziele lässt sich ten- denziell schließen, ob die betrachtete Unternehmung durch diesen Mechanismus kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken kann. (2 P.) c) Fassen Sie die Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Liquidität anhand der Bilanz zusammen! Zur Analyse der Liquidität ergeben sich folgende Kritikpunkte: Problem des Zeitablaufs zwischen Bilanzstichtag und Analysezeitpunkt, Problem der nicht bilanzierten laufenden Zahlungsverpflichtungen, Problem der pauschalen Fristen bezüglich der Fälligkeiten von Verbindlichkeiten, fehlende Kausalbeziehung zwischen aktueller und zukünftiger Liquidität. (2 P.) d) Folgende Bilanz der „Liquiditäts-GmbH“ ist Ihnen gegeben: Aktiva Bilanz 02 (in €) Passiva A. Anlagevermögen 25.000.000 A. Eigenkapital 15.000.000 I. Immaterielle Vermö- 2.000.000 I. Gezeichnetes Kapital 4.500.000 gensgegenstände II. Sachanlagen 22.000.000 II. Kapitalrücklagen 4.300.000 III. Finanzanlagen 1.000.000 III. Gewinnrücklagen gesamt 6.000.000 B. Umlaufvermögen 10.000.000 IV. Überschuss / Fehlbetrag 200.000 I. Vorräte 4.000.000 B. Rückstellungen 2.000.000 II. Forderungen L.u.L. 2.500.000 C. Verbindlichkeiten 18.000.000 III. Sonst. Vermögensge- 1.000.000 1. Verbindlichkeiten ggü. 5.000.000 genstände < 1 Jahr Kreditinstituten > 1 Jahr IV. Wertpapiere d. Um- 500.000 2. Verbindlichkeiten L.u.L. 2.000.000 laufvermögens V. Schecks, Bankgutha- 2.000.000 3. Verbindlichkeiten sonstige 11.000.000 ben < 1 Jahr Summe Aktiva 35.000.000 Summe Passiva 35.000.000 2 Probeklausur II – WS 2024/25 Ihr Kollege Herr Meier meint zu Ihnen: „Mensch, die haben eine gute Liquiditätslage. Die haben 2 Mio. € auf dem Bankkonto.“ Ihr Kollege Müller hört das und mischt sich ein: „Das kannst Du so gar nicht sagen. Wir müssen zunächst die Liquiditätsgrade berechnen, um die Liquidität zu beurteilen. Aber wie berechnet man diese? Helfen Sie Herrn Müller bei der Berechnung und nehmen Sie zu den Aussagen Ihrer Kollegen Stellung! Hinweis: Im Jahr 01 betrugen der Liquiditätsgrad I 0,2552 und der Liquiditätsgrad II 1,1552. Liquiditätsgrad I =. € ,. € =. € = 0,1923 (3 P.) ( ) ö Liquiditätsgrad II =. € ,. €. € ,. € =. € = 0,4615 (3 P.) Ihr Kollege Herr Meier hat Unrecht mit seiner Aussage, da die vorhandene Liquidität immer im Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten betrachtet werden muss. (2 P.) Die Berechnung der Liquiditätsgrade lässt jedoch auch keine Beurteilung der aktuellen Liquiditätslage des Unternehmens zu, da die Daten der Bilanz stichtags- und vergan- genheitsbezogen sind. (2 P.) Jedoch kann anhand der Liquiditätsgrade die Entwicklung der Liquiditätslage erkannt werden: Vergleicht man die Liquiditätsgrade des Jahres 02 mit den gegebenen Liquiditätsgraden aus dem Jahr 01, so kann festgehalten werden, dass sich die Liquiditätslage des Unter- nehmens sich tendenziell verschlechtert hat. (2 P.) Fazit: Für eine Einschätzung der aktuellen Liquiditätslage eines Unternehmens sind die Liqui- ditätsgrade nicht geeignet, jedoch lässt sich an der zeitlichen Entwicklung der Liquidi- tätsgrade eine Aussage über die allgemeine Liquiditätslage des Unternehmens treffen. (2 P.) 3 Probeklausur II – WS 2024/25 Aufgabe 2: (40 Punkte) Die in Mecklenburg-Vorpommern ansässige Maschinen-AG legt Ihnen die nachfolgen- den Bilanzen zum 31.12.01 und 31.12.02 sowie die dazugehörigen Gewinn- und Ver- lustrechnungen vor: Bilanz in € 31.12.01 31.12.02 Aktiva Geschäfts- und Firmenwert 150.000 280.000 Sachanlagen 63.330 66.500 Warenbestand 10.000 53.780 Forderungen aus L.u.L. 24.440 97.780 Flüssige Mittel 1.000 1.200 Bilanzsumme 248.770 499.260 Passiva Gezeichnetes Kapital 100.000 100.000 Gewinnrücklagen 65.000 10.000 Jahresüberschuss 40.000 52.675 Bankverbindlichkeiten 33.770 334.145 Verbindlichkeiten aus L.u.L. 10.000 2.440 Bilanzsumme 248.770 499.260 Gewinn- und Verlustrechnung in € 01 02 Umsatzerlöse 400.000 440.000 Sonstige betriebliche Erträge 2.000 32.000 Summe Erträge 402.000 472.000 Materialaufwendungen -120.000 -176.000 Personalaufwendungen -180.000 -184.800 Abschreibungen -3.500 -3.500 Sonstige betriebliche Aufwendungen -41.357 -32.450 EBIT 57.143 75.250 Zinsaufwendungen 0 0 EBT 57.143 75.250 Steueraufwendungen -17.143 -22.575 Jahresüberschuss 40.000 52.675 4 Probeklausur II – WS 2024/25 Aus dem Lagebericht des Geschäftsjahrs 02 der Maschinen-AG erfahren Sie: „Das letzte Geschäftsjahr war das erfolgreichste der Firmengeschichte. Es ist uns ge- lungen, den Jahresüberschuss um mehr als 30 % zu steigern. Darüber hinaus haben wir im Unternehmen Werte geschaffen. Unser investiertes Vermögen verdoppelte sich von ca. 248.000 € auf nahezu 500.000 €.“ Ist die Euphorie des Managements gerechtfertigt? Analysieren Sie bitte das Unterneh- men genauer. a) Ermitteln Sie die Eigenkapitalrendite für die Jahre 01 und 02. Ist die Entwicklung im Zeitablauf nach Ihren Berechnungen positiv oder negativ zu sehen? Wie beurtei- len Sie das Ergebnis unter Beachtung der Eigenkapitalquote und der Ertragszusam- mensetzung? Lösungshinweis: Der Jahresüberschuss des aktuellen Jahres entsteht formal erst am 31.12. Unterstellen Sie deshalb für Ihre Lösung, dass er nicht zu dem zu verzinsenden Eigenkapital gerechnet wird, wohl aber zum Jahreseigenkapital zum 31.12. Hinweis: Folien Vorlesung 139 / 199! Die Eigenkapitalrendite für das Jahr 01 berechnet sich mit: ü. 𝐸𝐾-𝑅𝑒𝑛𝑑𝑖𝑡𝑒 = =(.. ) = 0,242 = 24,2 % (2 P.) Die Eigenkapitalrendite für das Jahr 02 berechnet sich mit: ü. 𝐸𝐾-𝑅𝑒𝑛𝑑𝑖𝑡𝑒 = =(.. ) = 0,4789 = 47,89 % (2 P.) Die Entwicklung ist als positiv einzustufen. Die EK-Rendite hat sich fast verdoppelt, was auf eine gestiegene Ertragskraft hindeutet. (1 P.) Die Eigenkapitalquote für 01 berechnet sich mit: (... ) EK-Quote01 = =. = 0,8241 = 82,41 % (2 P.) Die Eigenkapitalquote für 02 berechnet sich mit: (... ) EK-Quote02 = =. = 0,3258 = 32,58 % (2 P.) Die EK-Quote ist jedoch deutlich gesunken: (1 P.) Es fand eine Umschichtung bzw. Umfinanzierung im Unternehmen statt; es erfolgten relativ hohe Auszahlungen an die EK-Geber (d.h. Gewinnrücklagen sind gesunken), was darauf hindeuten könnte, dass die Eigenkapitalgeber der zukünftigen Entwick- lung des Unternehmens misstrauen. (1 P.) Das gilt umso mehr, als die an die Eigenkapitalgeber ausgeschütteten Gelder nicht überschüssig waren; das Unternehmen musste den Liquiditätsabfluss durch die Auf- nahme von Fremdkapital kompensieren (Zunahme der Bankverbindlichkeiten). (1 P.) Aufgrund des Leverage-Effekts ist es deshalb nicht verwunderlich, dass die Eigenka- pitalrendite steigt. Allerdings erhöht sich auch das Unternehmensrisiko. Die gestie- gene Eigenkapitalrendite ist deshalb nicht (zwingend) auf die gestiegene Leistungs- fähigkeit und Ertragskraft des Unternehmens zurückzuführen. (1 P.) 5 Probeklausur II – WS 2024/25 Die Vorbehalte gegen die positive Beurteilung der Eigenkapitalrendite zeigen sich auch, wenn man einen Blick auf die Quellen des Jahresüberschusses wirft. Der Groß- teil des gestiegenen Jahresüberschusses kommt aus dem sonstigen betrieblichen Ergebnis, das häufig durch Sondereffekte (z.B. Verkauf von Sachanlagen, z.B. eines Gebäudes, mit Buchgewinnen und / oder der gewinnwirksamen Auflösung von Rück- stellungen) hervorgerufen werden. Diese Sondereffekte sind einmaliger Natur und nicht prognosefähig. (2 P.) b) Was besagt der Operating Cycle? Ermitteln Sie den Operating Cycle für die Ma- schinen-AG für die Jahre 01 und 02. Legen Sie Ihren Rechenweg detailliert offen und gehen Sie bei Ihrer Berechnung von 360 Tagen aus. Interpretieren Sie Ihr Er- gebnis. Hinweis: Folien Vorlesung 146 ff.! Der Operating Cycle gibt an, wie lange Geld, das vom Unternehmen in den Kauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen oder Waren gesteckt wird, im Produktionskreislauf ge- bunden ist, bevor es dem Unternehmen wieder in flüssiger Form vorliegt. (1 P.) Der Operative Zyklus setzt sich zusammen aus der Haltedauer der Waren und der Haltdauer der Forderungen aus L. u. L. (1 P.) Die Halte- bzw. Lagerdauer der Waren berechnet sich, indem der Warenbestand (laut Bilanz) durch den Tagesumsatz dividiert wird. Damit lässt sich berechnen, für wie viele Tage das Unternehmen Waren auf Vorrat hält und wie viele Tage es im Durchschnitt dauert, bis eingekaufte Waren abgesetzt (verkauft) wird. (1 P.) Die Halte- bzw. Lagerdauer der Waren berechnet sich für die Jahre 01 und 02 wie folgt:. Haltedauer der Waren01 = ö =. = 9 Tage (2 P.). Haltedauer der Waren02 = ö =. = 44 Tage (2 P.) Die Haltedauer der Forderungen (Kundenziel) berechnet sich, indem der Bestand an Forderungen aus L. u. L. (laut Bilanz) durch den Tagesumsatz dividiert wird. Damit lässt sich berechnen, wie viele Tage sich die Kunden Zeit lassen, bis sie ihre Rechnung be- zahlen. (1 P.) Die Haltedauer der Forderungen aus L. u. L. (Kundenziel) berechnet sich für die Jahre 01 und 02 wie folgt:. Haltedauer der Forderungen LuL01 = ö =. = 22 Tage (2 P.). Haltedauer der Forderungen LuL02 = ö =. = 80 Tage (2 P.) Danach beträgt der Operating Cycle in 01 exakt 31 Tage (9 Tage + 22 Tage) und erhöht sich in 02 auf 124 Tage (=44 Tage + 80 Tage). (1 P.) Diese Entwicklung ist auf den ersten Blick negativ. Die Waren erweisen sich zunehmend als Ladenhüter und die Kunden zahlen deutlich widerwilliger. Das Geld ist nun 124 Tage zinslos im Unternehmen gebunden (Vorjahr: 31 Tage). Das führte zu steigenden Kredit- kosten. (2 P.) 6 Probeklausur II – WS 2024/25 c) Was besagt der Cash Conversion Cycle? Ermitteln Sie für die Jahre 01 und 02 den Cash Conversion Cycle der Maschinen-AG. Gehen Sie bei Ihrer Berechnung von 360 Tagen aus. Wie beurteilen Sie dessen Entwicklung bei der Maschinen-AG? Hinweis: Folie Vorlesung 150! Der Cash Conversion Cycle informiert darüber, wie lange das Unternehmen die ins Umlaufvermögen investierten Finanzmittel tatsächlich selbst refinanzieren muss. (1 P.) Er berücksichtigt, dass das Unternehmen die Waren regelmäßig nicht in bar bezahlt, sondern für deren Bezahlung ein Zahlungsziel hat. (1 P.) Während dieses Zahlungsziel befindet sich die Ware zwar im Unternehmen (und ggf. im Produktionsprozess). (1 P.) Die für ihren Kauf erforderlichen Geldmittel stehen dem Unternehmen aber noch für andere Maßnahmen zur Verfügung. (1 P.) Deshalb ist der Operating Cycle um das eigene Zahlungsziel des Unternehmens zu verringern, um zum Cash Conversion Cycle zu gelangen. (1 P.) Die Haltedauer der Verbindlichkeiten aus LuL (Lieferantenziel) berechnet sich, in- dem die Verbindlichkeiten aus LuL (laut Bilanz) durch den Tagesverbrauch an Material- aufwand dividiert werden. Damit lässt sich berechnen, wie viele Tage sich das Unter- nehmen im Durchschnitt Zeit lässt, bevor es die Waren bezahlt. (1 P.) Die Haltedauer der Verbindlichkeiten aus LuL (Lieferantenziel) berechnet sich für die Jahre 01 und 02 wie folgt:. Haltedauer der Verbindlichkeiten aus LuL01 = =. = 30 Tage. Haltedauer der Verbindlichkeiten aus LuL02 = =. = 5 Tage (2 P.) Diese Entwicklung ist nur auf den ersten Blick negativ. Scheinbar kann es sich das Un- ternehmen leisten, die Verbindlichkeiten aus LuL schneller zu bezahlen. Es liegt aber eine ganz andere Schlussfolgerung nahe: Es könnte nämlich auch sein, dass Lieferan- ten auf eine schnelle Bezahlung drängen, weil sie der Liquiditätslage des Unternehmens nicht mehr trauen. Für den Cash Conversion Cycle ist diese Entwicklung auf jeden Fall negativ. Er betrug in 01 noch 1 Tag (9 Tage + 22 Tage – 30 Tage) und erhöht sich in 02 auf 119 Tage (= 44 Tage + 80 Tage – 5 Tage). (2 P.)