PKA Handbuch für pharmazeutisch-kaufmännische AssistentInnen - Gesundheitslehre Teil 1 - PDF

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Landesberufsschule St. Johann im Pongau

Elisabeth Mlekusch, Ruth Brtnik, Tanja Sonnberger

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pharmaceutics healthcare human anatomy medical terminology

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This document is a part of a textbook aimed at pharmaceutically-commercial assistants. It provides an introduction to the structure and function of cells, the respiratory system, the circulatory system, and the immune system in humans.

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PKA Handbuch für pharmazeutisch-kaufmännische AssistentInnen Gesundheitslehre | Teil 1 l1 Tei hre tsle hei und Ges 1 Begriffe 3 5.2 Aufgaben des 7.4 I...

PKA Handbuch für pharmazeutisch-kaufmännische AssistentInnen Gesundheitslehre | Teil 1 l1 Tei hre tsle hei und Ges 1 Begriffe 3 5.2 Aufgaben des 7.4 Immunreaktionen 70 1.1 Allgemeine Begriffe 3 Atmungssystems 37 7.5 Erkrankungen des 1.2 Weitere Begriffe 3 5.3 Erkrankungen der Immunsystems 71 oberen Atemwege 38 2 Zelle 5 5.4 Erkrankungen der 8 Infektionskrankheiten 73 2.1 Aufbau der Zelle 5 unteren Atemwege 42 8.1 Entzündung 74 2.2 Membranen 8 5.5 Rauchen 46 8.2 Krankheitserreger 75 2.3 Diffusion 9 8.3 Infektionsausbreitung 78 2.4 Osmose 10 6 Blut-/Lymphgefäßsystem 49 8.4 Bakterielle Erkrankungen 79 6.1 Blutgefäße 49 8.5 Virale Erkrankungen 82 3 Haut 12 6.2 Erkrankungen 8.6 Erkrankungen 3.1 Aufgaben der Haut 12 der Blutgefäße 52 durch Einzeller 86 3.2 Aufbau der Haut 12 6.3 Blutkreislauf 54 8.7 Pilzerkrankungen 86 3.3 Erkrankungen der Haut 12 6.4 Herz 55 8.8 Impfungen 88 6.5 Erkrankungen des Herzens 56 4 Bewegungsapparat 18 6.6 Blut 59 Bakterielle Erkrankungen – 4.1 Skelett 18 6.7 Erkrankungen des Blutes 63 Übersicht 91 4.2 Was benötigt der Körper 6.8 Lymphgefäßsystem 67 für einen gesunden 6.9 Erkrankungen des Virale Erkrankungen – Knochenaufbau? 26 Lymphsystems 66 Übersicht 92 4.3 Erkrankungen des Skelettes 27 7 Abwehrsystem – Index 97 4.4 Muskulatur 32 Immunsystem 69 4.5 Erkrankungen der quer- 7.1 Reifung und Altern gestreiften Muskulatur 34 der Immunabwehr 69 7.2 Angeborene, unspezifische Immunabwehr 69 5 Atmungssystem 36 7.3 Adaptive, spezifische 5.1 Aufbau d. Atmungssystems 36 Immunabwehr 70 Erstfassung Mag. pharm. Elisabeth Mlekusch angestellte Apothekerin und Lehrperson an der Landesberufsschule St. Johann im Pongau Tanja Sonnberger PKA, Lehrperson an der Landesberufsschule St. Johann im Pongau Überarbeitung und Ergänzungen Mag. pharm. Ruth Brtnik, BEd. 2 1 Begriffe 1.1 Allgemeine Begriffe Somatologie ist die Lehre vom Aufbau und den Merkmalen des menschlichen lebenden Körpers. Pathologie ist die Lehre der Krankheiten. Pharmakologie ist die Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Arzneistoff und Organismus (ganz unabhängig ob gesund oder krank). Toxikologie ist die Lehre von Giften und Giftwirkungen. Arzneimittel (AM) bestehen aus Arzneistoff (Wirkstoff) und Hilfsstoffen. Wirkstoffe sind Substanzen, die im lebenden Organismus eine biologische Wirkung hervorrufen. Arzneistoffe sind Wirkstoffe, die zur Vorbeugung, Linderung, Heilung und Erkennung von Krankheiten dienen. Der Arzneistoff ist Träger der Wirkung des AM. Hilfsstoffe sind Stoffe ohne Wirkung, die die Herstellung des AM erst ermögli- chen. 1.2 Weitere Begriffe 1.2.1 Gewebe Gleichartige Zellen mit gleichen Aufgaben schließen sich zu Geweben zusam- men. Abschlussgewebe (Epithelgewebe) ist z. B. die äußere Oberfläche des Körpers (Haut) aber auch die innere Oberfläche des Körpers, z. B. die Schleimhaut (Mund- höhle, Rachen, Nasenhöhle, Speiseröhre, Magen, Darm, Atemwege, Harnwege). Binde- und Stützgewebe kommen überall im Körper vor, z. B. in der Unterhaut (subkutanes Fettgewebe), hinter dem Augapfel. Nerven und Blutgefäße sind im Bindegewebe eingebettet; um die Organe herum hat man Bindegewebskapseln. Bindegewebe bildet sich überall dort, wo das Normalgewebe zerstört wurde, z. B. nach einer Verletzung. Auch Narben bestehen aus derbem Bindegewebe. Fettgewebe ist eine spezielle Form des Bindegewebes zur Energiespeicherung. 3 Stützgewebe: Zum Stützgewebe gehören Knorpel und Skelett (Sehnen, Knochen und Bänder). Muskelgewebe, von dem es 3 Arten gibt: Quergestreifte Muskulatur (Skelettmuskulatur) ist unserem Willen unter- worfen. Diese Muskeln können wir mit unserem Willen steuern. Glatte Muskulatur ist nicht unserem Willen unterworfen. Wir können wil- lentlich keinen Einfluss darauf nehmen (z. B. im Darm, um die Blutgefäße herum). Herzmuskel ist quergestreift, arbeitet nicht unserem Willen unterworfen. Nervengewebe: Rückenmark und alle Nervenstränge. Organe entstehen durch Vereinigung mehrerer verschiedener Gewebe zu einer gemeinsamen Aufgabe: Herz, Drüse, Magen, Leber, Niere, Lunge. Quergestreifte Muskulatur, Glatte Muskulatur, 1.2.2 Systeme Herzmuskel Systeme sind einheitlich gebaut und funktionell zusammengehörig, im Organismus weit verbreitet: Skelett Gefäßsystem Nervensystem 1.2.3 Apparate Zusammenfassung von Organ- und Skelettteilen. Apparate sind nicht einheit- lich gebaut, aber funktionell zusammengefasst: Bewegungsapparat Atmungsapparat Verdauungsapparat 1.2.4 Organsysteme Zusammenschluss verschiedener Organe, die gemeinsame bestimmte Aufgaben im Organismus erfüllen: Knochensystem Muskelsystem Blutgefäßsystem 4 Lymphgefäßsystem Atmungsapparat Nervensystem Verdauungsapparat Sinnesorgane Haut Harnapparat Genitalapparat Endokrines System (= Hormonsystem) 2 Zelle 2.1 Aufbau der Zelle Die Zelle ist der kleinste Baustein, aus dem Lebewesen aufgebaut sind. Jede Zelle kann die Funktionen, die zum Leben notwendig sind, erfüllen. Das sind Wachstum Vermehrung Bewegung Stoffwechsel Reizbarkeit Entwicklung. Man kennt prokaryotische Zellen Zelle Gewebe ohne Zellkern, z. B. bei Bakterien und anderen einfachen Lebewesen. Bei diesem Zelltyp befindet sich Organ das Erbgut frei in der Zelle, auch gibt es kaum Zellorganellen. Biosphäre Molekül Mehr zu Bakterien siehe Kapitel 8.2.1. Organismus Vom Molekül zum Ökosystem Population Ökosystem 5 Bakterienzellen sind einfach gebaut: Im Gegensatz dazu bestehen Pflanzen, Tiere und der Mensch aus eukaryotischen Zellen. Bei diesem Zelltyp ist die Erbmasse im Zellkern, der Steuerzentrale der Zelle, untergebracht. Zellorganellen übernehmen spezifische Aufgaben bei der Organisation der Zelle. Ca. 60 Billionen Zellen bilden den menschlichen bzw. tierischen Körper. Deren Aufbau ist komplexer: Zellmembran Zellkern Hinweis Kernkörperchen Einen Vergleich zwischen Vakuole tierischer und pflanz- Lysosom licher Zelle finden Sie in Zytoplasma Botanik Teil 1 Kapitel 2.1.1. Mitochondrium Endoplasmatisches Retikulum Golgi-Apparat 6 Zellorganell Aufgabe Zellkern rund bis oval Speicherung von Er enthält die DNA = Erbinformationen Desoxyribonukleinsäure, und Weitergabe identi- damit die Erbinformation. scher Erbinformationen Die DNA-Stränge sind gerollt bei Zellteilung und gefaltet, sodass die Chromosomen entstehen. Im Zellkern befindet sich auch RNA (Ribonukleinsäure), die zur „Übersetzung“ der DNA und RNA sind aus Erbinformation dient. Nukleinbasen aufgebaute lange Ketten. Bei der DNA Zytoplasma sind zwei Ketten strickleiter- füllt die Zelle aus, stellt 75 – 95 % Ort der Stoffwechselreaktionen artig verknüpft und verdrillt. der Grundmasse einer Zelle dar Im Zytoplasma schwimmen ist leicht zähflüssig und die Zellorganellen. Aminosäuren werden zu besteht zu 90 % aus Wasser einer Kette aufgereiht Der übrige Anteil enthält Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett Große und verschiedene Ionen Untereinheit Ribosomen allein im Zytoplasma dienen der Eiweißsynthese mRNA oder als raues ER Kleine Endoplasmatisches Retikulum (ER) Untereinheit ist ein Kanalnetz in der Zelle Stofftransport macht Stofftransport inner- Bildung von Membranen halb der Zelle möglich Ort der Eiweißsynthese Als Bauanleitung, welches Protein Ribosomen trägt oft Ribosomen (dann herstellen sollen, dient spricht man von rauem ER) die Boten- oder mRNA. reich an rauem ER sind Zellen, die Proteine ausscheiden (z. B. insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse) Dictyosom, Golgi-Apparat schlauchförmige Membranstapel, „Post“ der Zelle (Transport von deren Rändern stän- von Substanzen) dig Bläschen (Golgi-Vesikel) abgeschnürt werden Substanzen werden „verpackt“ und „verschickt“ und so aus der Zelle geschleust zahlreich in Zellen, die Stoffe nach außen abge- ben (Milchdrüsen, Chromosomen Magenschleimhaut etc.) Durch extreme Faltung und Aufrollung der DNA können sehr lange Stränge in kompakte Chromosomen verpackt werden. 7 Zellorganell Aufgabe Merke Mitochondrien Hier werden Kohlenhydrate Kraftwerke der Zellen Im Körper entstehende mit Sauerstoff umgesetzt Ort der Zellatmung Energie kann als ATP („verbrannt“). Dadurch ent- (das ist die Umkehr der (Adenosintriphosphat) steht auch Energie, die in Form Photosynthese, siehe Botanik) gespeichert werden. energiereicher Verbindungen Der Abbau zu ADP (ATP) gespeichert wird. (Adenosindiphosphat) liefert wiederum Energie. Besonders viele Mitochondrien befinden sich in Muskelzellen, die ja viel Energie benötigen. Lysosomen enthalten Enzyme, die Verdauungsorgane der Zelle Fremdkörper und zell- eigenen „Müll“ abbauen. Diese Abbauprodukte werden dem Stoffwechsel Mitochondrium wieder zugeführt (Recycling!) 2.2 Membranen Zellen sind umgeben von einer Zellmembran, einer „Haut“, die den Zellinhalt einschließt. Membranen grenzen Räume voneinander ab und verhindern, dass Stoffe ungehindert ein- und austreten können. Durchtritt von Molekülen durch die Zellmembran: zu transportierende Moleküle Tunnelproteine Außerhalb der Zelle Zell- membran 2. Erleichterte Diffusion durch Tunnelproteine 1. Einfache Diffusion Energie Innerhalb der Zelle 3. Aktiver Transport über Passiver Transport Pumpen (benötigen Energie) 8 Proteine, die in die Membran eingelagert sind, bilden Kanäle oder Pumpen, durch die Stoffe kontrolliert aufgenommen oder abgegeben werden können. Diese Vorgänge passieren entweder entlang eines Konzentrationsgefälles nach dem Prinzip von Diffusion und Osmose, oder mittels „Pumpen“ unter Energieaufwand (z. B. in Form von ATP). Merke 2.3 Diffusion Moleküle verteilen sich in Flüssigkeiten und Gasen stets gleichmäßig. Dieses Prinzip besagt, dass sich Moleküle in Gasen oder Flüssigkeiten in dem ihnen zur Verfügung stehenden Raum gleichmäßig verteilen. Beispiel Duftlampe Frage1 Wodurch kann der Vor- In der Duftlampe befindet sich ätherisches Öl, die Umgebungsluft ist anfangs gang der Diffusion be- frei davon. Nach einiger Zeit haben sich aber die Duftmoleküle „von selbst“ schleunigt werden? gleichmäßig im Raum verteilt, sodass das ganze Zimmer nach dem Öl riecht. Beispiel Ein Farbtropfen fällt in Wasser Im ersten Moment ist die ganze Farbe in dem hineinfallenden Tropfen konzen- triert. Wartet man etwas, verteilt sich die Farbe gleichmäßig im Wasser, das am Ende des Prozesses eine gleichmäßig (hell-)grüne Farbe angenommen hat. 9 Beispiel Transdermales therapeutisches System – wirkstoffhaltige Pflaster Im Pflaster befindet sich der Wirkstoff, die darunterliegende Haut ist anfangs frei von diesem Stoff – ein Konzentrationsgefälle liegt vor. Der Wirkstoff wandert gemäß dem Diffusionsprinzip, also „von selbst“, aus dem Pflaster her- aus. Nur Wirkstoffe mit bestimmten Eigenschaften eignen sich für diese sehr anwenderfreundliche Arzneiform. Merke Eingeatmeter Sauerstoff gelangt über die feinsten Blutgefäße (Kapillaren) zu den Zellen. Das Stoff- wechselabfallprodukt CO2 wird an die Kapilla- ren abgegeben und über die Lunge abgeatmet. Diese Vorgänge sind Diffusionsprozesse. Kleine, eher lipophile Moleküle können durch die Zellmembran diffundieren. Merke 2.4. Osmose Ein osmotischer Vorgang findet statt, wenn Flüs- Für das Prinzip der Osmose müssen 2 Räume unterschiedlicher Stoffkonzen- sigkeiten verschiedener tration durch eine selektiv (oder halb-) durchlässige Membran (z. B. Zellmembran) Konzentrationen durch von einander getrennt sein. Selektiv durchlässig bedeutet, dass nur bestimmte eine halbdurchlässige Teilchen durch die Membran treten können. Membran getrennt sind. Trifft dies zu, so wandert das Lösungsmittel in Richtung der konzentrierteren Osmose bedeutet, dass Seite mit dem Bestreben, die beiden unterschiedlichen Konzentrationen auszu- das Lösungsmittel durch gleichen. Das eintretende Lösungsmittel erzeugt somit einen Druck, ist genug eine halbdurchlässige Platz, steigt der Flüssigkeitspegel auf der konzentrierteren Seite. Membran stets in Richtung der kon- zentrierteren Lösung Zellen sind räumlich begrenzt, Pflanzenzellen zusätzlich durch die Zellwand wandert. verstärkt. In ihnen baut sich durch eintretendes Wasser ein osmotischer Druck – in diesem Falle Turgordruck genannt, auf. 10 Fügt man der einen Seite Teilchen zu, die nicht durch die Membran treten kön- nen, so wandert das Lösungsmittel in Richtung dieser konzentrierteren Seite – der Flüssigkeitspegel steigt. Beispiel Mit Salz bestreute Gurkenscheibe Streut man Salz auf eine Gurkenscheibe, so löst es sich auf der feuchten Schnittfläche, es entsteht eine konzentrierte Salzlösung. Im Inneren der Scheibe enthalten die Zellen höchstens Spuren von Kochsalz. Wir haben also einen Raum mit sehr geringer Konzentration, die Schnittfläche mit hoher Kochsalzkonzentration und dazwischen befinden sich die Zellmembranen, die selektiv durchlässig sind. Nun kommt es zur Osmose: Wasser wandert in Richtung der konzentrierteren Seite, es wandert also aus den Zellen an die Schnittfläche. Die Gurkenscheibe beginnt auszutrocknen. Beispiel Hinweis Gießen von Blumen Der Zellsaft der Pflanzen enthält viele gelöste Stoffe, ist also konzentrierter Siehe auch als das Gießwasser, das nun in die Zellen wandert, mit dem Bestreben, die Botanik Teil 1 Kapitel 3.3 Zellsaftkonzentration zu verringern. Die Zellen werden prall, die Pflanze rich- tet sich auf. Beispiel Ödeme Aus verschiedenen Gründen können bei Patienten die feinsten Blutgefäße (Kapillaren) durchlässig für Stoffe, die normalerweise in den Gefäßen bleiben, werden. Treten diese nun aus den Kapillaren in die Zwischenzellflüssigkeit, folgt aus osmotischen Gründen Wasser nach – Ödeme, also Wasseransammlungen, entstehen. 11 3 Haut 3.1 Aufgaben der Haut Die Haut spielt für Gesundheit, Schönheit und Leistungsfähigkeit des Körpers eine wichtige Rolle: Hinweis Sie bietet dem Körper Schutz vor angreifenden Krankheitserregern, vor Kälte und mechanischer Belastung. Aufbau und Funktion der Sie dient als Energiespeicher (Fetteinlagerung). Haut wird ausführlich in Sie hat Stoffwechselfunktionen. In ihr werden wichtige Stoffe gebildet, Kosmetik Kapitel 2 behandelt. z. B. Vitamin D mit Hilfe des Sonnenlichtes. Ausscheidungsorgan: Täglich werden etwa um die 500 bis 900 g Schweiß ausgeschieden. Damit verlassen Harnstoff und andere Schlackenprodukte Auch in English den Körper. finden Sie "The skin" Sie reagiert auf Kälte- oder Wärmereize. Sie hält die Körpertemperatur als Kapitel 18. konstant durch Verengung oder Erweiterung der Hautgefäße. Sie ist durch Tastsinn, Schmerzpunkte und Temperatursinn ein wichtiges Sinnesorgan. Die Haut ist auch ein wichtiges Kommunikationsorgan (Haut als Spiegel der Seele). Frage2, 3, 4 Wie viel wiegt die Haut eines durchschnittlichen 3.2 Aufbau der Haut Erwachsenen? Dieser Teil der Ausführungen wird im Heft Kosmetik erklärt. Wie viel m2 Haut hat der Mensch? 3.3 Erkrankungen der Haut Wie dick ist die Haut – wo ist sie dünn, wo dick? 3.3.1 Akne vulgaris Akne ist eine Erkrankung, die mit übermäßiger Talgproduktion (Seborrhoe) und verstärkter Verhornung der Epidermis beginnt. Der Talg staut sich an und es entstehen Mitesser (Komedonen). Da Talg ein guter Nährboden für Bakterien ist, können sich die Mitesser entzünden und daraus Knötchen und Pickel entstehen. Wenn viele Mitesser bakteriell befallen werden, spricht man von „Aufblühen“ der Akne und das belastet nicht nur die Haut, sondern auch die Psyche des Erkrankten. Akne tritt vor allem an talgdrüsenreichen Bezirken der Haut auf, wie Gesicht, Nacken, Brust und Rücken. Sie beginnt oft in der Pubertät und bessert sich ganz unterschiedlich. 12 Die Behandlung der Akne richtet sich nach der Heftigkeit der Symptome. Einzelne Mitesser werden durch Kosmetika zum Austrocknen und Abheilen gebracht. Leichte Formen können mit entzündungshemmenden Reinigungs- und Pflegemitteln (Akne-Kosmetik) behandelt werden. Wichtig dabei ist vor allem die Hautreinigung und damit das Verhindern von bakteriellen Entzündungen! Vollwertkost und gute Hautpflege können vorbeugen. Schwere oder großflächige Akne vulgaris muss vom Arzt behandelt werden. Akne vulgaris 3.3.2 Follikulitis Hinweis Die Follikulitis ist eine durch Bakterien bedingte Entzündung der Haarfollikel. Breitet sich diese Entzündung im Gewebe aus, so kann sich daraus ein Furunkel Furunkel siehe oder ein Abszess bilden. Das umliegende Gewebe schwillt an und es bildet sich Kapitel 8.4.4. Eiter. Die Entzündung ist schmerzhaft und kann mit leichtem Fieber einher- gehen (Arztbesuch). Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Frage5 Wärmebehandlungen zum „Ausreifen“ (Rotlichtbestrahlung, Wärmeflasche) Wie heißt Schmierseife desinfizierende Bäder mit der lateinischen Bezeichnung? warme Schmierseifenbäder Zugsalben 3.3.3 Dermatitis (Ekzem) Unter Dermatitis versteht man eine nicht ansteckende, entzündliche Hauter- krankung, die vielfältige Ursachen haben kann. Typische Erscheinungen sind Rötung, Schwellung, Bläschenbildung, Nässen und/oder Krustenbildung sowie starker Juckreiz. Die toxische Dermatitis entsteht durch Einwirken von schädlichen Stoffen auf die Haut, z. B. scharfe Putzmittel, Chemikalien. Häufiger ist die allergische Dermatitis, die als Ausdruck einer allergischen Reak- tion entsteht. Mögliche Auslöser sind unverträgliche Kosmetika, Waschmittel oder Schmuck, aber auch Lebensmittel, Sonnenbestrahlung oder Nervosität. So kann ein Ekzem verursacht Zudem können Arzneimittel ein allergisches Ekzem hervorrufen! durch Chemikalien aussehen Bei der Behandlung von Ekzemen muss man zuerst die möglichen Verursacher ausschalten, wenn diese erfolgreich sein soll! 13 Zur Abklärung und Therapie sollte man einen praktischen Arzt oder einen Hautarzt aufsuchen. Frage6 Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Welche Inhaltsstoffe desinfizierende Salben eignen sich besonders zur Pflege sehr trockener, juckreizstillende, kühlende Gelzubereitungen juckender Haut? vitalstoffreiche Ernährung Vermeidung von Stresszuständen 3.3.4 Neurodermitis (= atopische Dermatitis) 5 % der Erwachsenen und 10 bis 20 % der Kinder leiden unter einer Neuro- dermitis (Atopie), einer chronisch wiederkehrenden Entzündung der Haut mit Juckreiz, Rötung, Nässen, Schuppung und Krustenbildung. Die Neurodermitis gehört zusammen mit Heuschnupfen und Asthma zum sogenannten atopischen Formenkreis, dessen Pathogenese (Krankheitsent- stehung) noch immer nicht vollständig geklärt ist. Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, deren Ursachen man nicht kennt. Ihr Hauptsymptom ist quälender Juckreiz. Der Juckreiz tritt häufig in der Nacht auf. Neurodermitis wird vererbt. In früher Kindheit tritt Neurodermitis als Milchschorf mit Jucken, Rötung, Schuppung und Verkrustung der Haut auf. Bei Kindern sind meist die Gelenkbeugen befallen, beim Erwachsenen Gesicht, Hals, Schulter, Nacken, Kopfhaut und Gelenkbeugen. Nervöse Anspannung, unverträgliche Lebensmittel, Kleidung aus Kunststoffen und Kälte verschlechtern, Wärme, Naturfasern, ungesättigte Fettsäuren wie Borretsch- und Nachtkerzenöl, Sonne und Meerwasser verbessern den Zustand. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: sorgfältige und regelmäßige Hautpflege (je nach Befinden fett oder feucht) rückfettende Ölbäder Meersalzbäder Klimakur (Sonne und Meerwasser) 3.3.5 Schuppenflechte Ca. 3 % der Bevölkerung (Kinder selten) leiden an einer Verhornungsstörung der Haut, der Psoriasis oder Schuppenflechte. Sie verläuft schubweise, wobei neue Schübe häufig durch Infektionen, Stress oder Medikamente ausgelöst wer- Die klassisch betroffenen den. Die Krankheit beginnt mit roten Flecken, die am Rand wachsen und sich Stellen bei Schuppenflechte mit silberglänzenden, leicht ablösbaren Schuppen bedecken. Sie breitet sich 14 vor allem an den Ellenbogen, den Knien und in der Kreuzbeingegend aus. Die Schuppenflechte ist nicht schmerzhaft, aber oft stark juckend und wirkt außer- dem entstellend. Die Therapie ist langwierig und erfordert ärztliche Hilfe. Oft wird die sogenannte PUVA-Therapie durchgeführt, das ist eine Kombination von speziellen Cremes mit UV-Bestrahlung. Die Krankheit ist nicht heilbar! Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Salzsolebäder rückfettende Cremes und Bäder konsequente Hautpflege 3.3.6 Fieberblasen, Herpes labialis Fieberblasen werden durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion mit Herpes- Frage7 simplex-Viren Typ I hervorgerufen. Diese Herpes-Viren bleiben nach der Erstinfektion ein Leben lang im Körper, auch wenn die Fieberblase schon Welche Produkte eignen abgeheilt ist. Sie persistieren („überwintern“). Abwehrschwäche, Fieber, sich zur Behandlung von Sonnenbestrahlung, Stress und psychische Faktoren wie Ekel können jederzeit Fieberblasen? eine Wiedererkrankung auslösen. Fieberblasen sind kleine, erst juckende, dann schmerzende Bläschen an der Lippen- oder Mundschleimhaut, die nach 1 bis 2 Wochen wieder abheilen. Meist treten sie in Gruppen auf und können auch größere Hautbezirke befallen. Angewendet werden virustatische Salbenzubereitungen, um das Ausbreiten zu verhindern und Fieberblasencremes, die die Abheilung beschleunigen. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: adstringierende Tinkturen (Myrrhe, Benzoe) Lippenpflaster oder filmbildende Stifte zur schnelleren Abheilung Unterstützung des Immunsystems Herpes labialis Lysin als Nahrungsergänzungsmittel „hungert” das Virus aus 3.3.7 Warzen Warzen sind durch Viren (v. a. Papilloma-Viren) hervorgerufene Hautauswüchse. Sie sind infektiös und können von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Erkrankung verläuft gutartig mit der Möglichkeit, dass sich Warzen spon- tan wieder rückbilden. Man unterscheidet verschiedene Arten wie „gemeine“ Warzen, Sohlen- oder Dornwarzen, Flachwarzen, Dellwarzen und Feigwarzen. Manchmal erfordern Warzen eine ärztliche Behandlung, meistens werden sie Warzen an der Hand aber mit keratolytischen Warzenpinselungen behandelt. Auch homöopathische Arzneien können unterstützen. 15 3.3.8 Haut- und Nagelpilz Fußpilz Die Details dazu siehe Kapitel 8.7. 3.3.9 Scabies (Krätze) Ein Befall mit der Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei variatio hominis) verursacht Jucken und Brennen der Haut, vor allem nachts. Die weiblichen Tiere graben Gänge in die Epidermis und legen dort Eier ab. Nach ca. 3 Tagen schlüpfen Larven, die sich in 2 bis 3 Wochen zu erwachsenen Milben entwickeln. Scabies Milbe Milben und ihre Gänge sind mit freiem Auge kaum zu erkennen, nur manchmal bilden sich kleine Bläschen. Milben besiedeln gern Nymphe Kot Eier Bau Finger- und Zehenzwischenräume, Achseln, Brustwarzenhöfe sowie den Genital- und Nabelbereich. Juckreiz der Kopfhaut oder am Rücken hat meist andere Ursachen. Krätzmilben werden durch längeren, intensiven Hautkontakt über- tragen. Bloßes Händeschütteln ist normalerweise nicht ansteckend. Der Arzt verschreibt antiparasitäre Cremes und/oder Tabletten, die – sorgfältig angewendet – rasch und zuverlässig wirken. 3.3.10 Lausbefall Die einige Millimeter großen Kopfläuse (Pediculus capitis) verursachen nicht selten kleine Ausbrüche in Kindergärten oder Schulen. Sie werden z. B. durch Kämme oder Mützen übertragen, können jedoch nicht springen. Das Hauptsymptom ist intensiver Juckreiz. Die Eier der Läuse kleben an den Haaren fest und lassen sich bei gutem Licht mit dem Auge oder einer Lupe erkennen. Die Behandlung ist mit entsprechenden Präparaten aus der Apotheke möglich (Shampoo, Spray, Lösung), allerdings sind Genauigkeit und konsequentes mehr- maliges Auskämmen der Haare mit einem Lauskamm notwendig. Praxis Filzläuse sind meist im behaarten äußeren Genitale zu finden. Sie werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und verursachen ebenfalls Juckreiz sowie, durch das Kratzen bedingt, Hautentzündungen. Hier sind stärkere Arzneistoffe Üben Sie mit einer er- fahrenen Kollegin ein und eine ärztliche Diagnose erforderlich. Beratungsgespräch zum Thema Lausbefall. Kleiderläuse heften ihre Eier in Kleidersäume und rufen durch ihren Speichel Rötungen, Quaddeln und Knötchen mit starkem Juckreiz hervor. 16 3.3.11 Hühneraugen, Schwielen Hühneraugen entstehen meist durch den Druck enger Schuhe. Sie sind lokale Verdickungen der Hornhaut, die sich korkenzieherartig in tiefere Hautschichten erstrecken. Hühneraugen bilden sich meist auf, unter oder zwischen den Zehen. Schwielen – ebenfalls durch Druck entstandene großflächigere Verdickungen – bilden sich meist am Fußballen und an der großen Zehe. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Beseitigung der Ursache, meist beengende Schuhe Fußbäder und anschließende Behandlung mit hornhauterweichenden Salben, Tinkturen oder Pflastern 3.3.12 Verbrennungen, Sonnenbrand Durch Hitzeeinwirkung auf die Haut kann es zu verschiedenen Typen der Ohne Sonnenschutz Verbrennung kommen: Verbrennung 1. Grades: Rötung und Schwellung der betroffenen Haut- bezirke. Verbrennung 2. Grades: Rötung, Schwellung und Blasenbildung. Verbrennung 3. Grades: Zerstörung der Oberhaut, der Lederhaut und auch Hinweis darunterliegender Schichten. Diese Art hinterlässt Narben! Verbrennung 4. Grades: Verkohlung. Das Thema Sonnen- schutz wird in Kosmetik Wenn 10 bis 15 % der Körperoberfläche verbrannt sind, besteht die Gefahr Kapitel 3.5 ausführlich behandelt. eines Volumenmangelschocks (Verbrennungsschock), da durch die geschädigte Haut große Mengen an Körperwasser verloren gehen. Verbrennungen von über 50 % der Körperoberfläche verlaufen meistens tödlich! Durch Sonnenbestrahlung können Verbrennungen der ersten 3 Grade her- vorgerufen werden. Ausreichender Sonnenschutz und Einschränkung der Bestrahlungszeit sind die beste Vorbeugung! Wenn es aber doch zu viel Sonne war, helfen kühlende Gels und befeuchtende Lotionen. Hinweis Großflächige Verbrennungen und Verbrennungen 3. Grades gehören in ärzt- liche Behandlung. Mehr zur Wundver- sorgung siehe Medizin- produkte Kapitel 4. 3.3.13 Verletzungen, Wunden Wunddesinfektionsmittel siehe Medizinprodukte Wunden sind Verletzungen eines Körpergewebes wie z. B. Hautwunden. Haut- Kapitel 20.1. wunden können Hieb- oder Schnittwunden, Quetschwunden, Stich-, Brand- oder Schusswunden sein. 17 Kleine Wunden werden meist mit Wunddesinfektion und Heilsalben selbst versorgt, größere Wunden mit der Gefahr von Infektionen müssen sofort durch Frage8, 9 den Arzt behandelt werden. Wie oft muss die Werden Wunden selbst versorgt, immer auf den Impfschutz vor Tetanus und auf Tetanusimpfung aufgefrischt werden? eine ausreichende Desinfektion achten! Was bedeutet Tetanus auf Deutsch? 4 Bewegungsapparat Dazu gehören Muskel- und Stützgewebe. Er besteht aus Muskeln, Knorpeln, Knochen, Gelenken, Sehnen und Bändern. 4.1 Skelett (Knochensystem) Es besteht aus: Schädel Wirbelsäule und Brustkorb Schultergürtel und oberen Gliedmaßen Beckengürtel und unteren Gliedmaßen (insgesamt ca. 213 Knochen) Aufgaben des Knochensystems: Stützapparat des Körpers bestimmt die Körpergröße und – zusammen mit den Muskeln und dem Fettgewebe – die Körperform es ist der passive Teil des Bewegungsapparates Speicher für Mineralien (Kalzium, Phosphor etc.) und Fett (Knochenmark) im Knochenmark werden Blut und wichtige Stoffe des Immunsystems gebil- det 4.1.1 Knochen Der Knochen ist die härteste Stützsubstanz unseres Organismus. Er besteht aus: 45 bis 55 % anorganischen Substanzen (Mineralien: Kalzium, Phosphor, Magnesium, Eisen etc.) für die Knochenhärte 25 bis 30 % organischen Substanzen (Proteine, Kohlenstoffverbindungen etc.) 20 bis 25 % Wasser für die Elastizität 18 Im Embryonalzustand besteht das Skelett nur aus Knorpel, erst nach der Geburt werden Mineralstoffe eingelagert (Kalzium, Magnesium, Eisen). Es ent- steht zuerst ein Faserknochen. Dieser wird später in einen Lamellenknochen Frage10 umgewandelt. Der Mineralstoffeinbau benötigt Vitamin D3 – entweder aus der Nahrung oder durch Bildung von Vitamin D3 in der Haut durch Sonnenlicht. Welche Nahrungsmittel sind besonders wichtig für die Gesunderhaltung In der Knochensubstanz findet man: der Knochen? Osteoblasten = Knochen bildende Zellen Osteoklasten = Knochen abbauende Zellen Beim gesunden Erwachsenen sind Aufbau und Abbau im Gleichgewicht. Unsere Knochen wachsen bis zum 16. bis 19. Lebensjahr. Osteozyten = Knochenzellen, die aus Osteoblasten entstanden sind Aufbau des Knochens Knochensubstanz = Kompakta Feste Außenzone, gibt Festigkeit Die größeren Knochen haben eine Markhöhle, in der sich das Knochenmark befindet. Beim Säugling ist das Knochenmark überall rot und enthält nur blut- bildende Zellen. Dieses rote Knochenmark wird im Laufe des Lebens durch gelbes Mark (= Fettmark) verdrängt. Nur in den platten Knochen bleibt das Knochenmark fettarm und bil- det weiterhin Blutzellen, z. B. Schädelknochen, Brustbein, Schlüsselbein, Rippen, Becken- knochen. An diesen Stellen kann man Knochenmark mit einer Hohl- nadel zur Transplantation ent- nehmen (= Knochenmarkspende). An den Endteilen = Spongiosa Diese bälkchenartige, harte Struktur sieht wie ein Schwamm aus, daher der Name, sie ist aber ebenfalls fest und stabil. Bei Osteoporose entstehen hier als erstes Schäden, weil die einzelnen Bälkchen zu dünn werden und brechen. 19 Außen ist der Knochen, außer an den Gelenksenden mit Knochenhaut (Beinhaut) = Periost überzogen. Die Knochenhaut enthält die Blutgefäße und die Nerven, die den Knochen von außen versorgen. Sie ist daher sehr schmerzempfindlich! Im Periost leben die Osteoblasten, die die Knochensubstanz aufbauen und bei einem Knochenbruch den Kallus bilden, damit der Knochen wieder zusammen- wächst. Auch Sehnen und Bänder setzen an der Knochenhaut an. Funktion des Knochenmarkes Hinweis Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Mehr zu diesem Thema Bildung von mehreren Arten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) siehe Kapitel 6.1. Bildung von Blutplättchen (Thrombozyten) Frakturen – Knochenbrüche Nach einem Knochenbruch wird, ausgehend von der Knochenhaut, neue Knochensubstanz gebildet (Kallus = neue Knochensubstanz). Zuerst entsteht eine überschießende Bildung, wie eine Beule, die Osteoklasten bauen dann die zu viel gebildete Substanz mit der Zeit wieder ab. Knochenarten Es gibt 4 Arten von Knochen: Röhrenknochen: z. B. Oberarm, Elle, Speiche, Oberschenkel, Schien- und Wadenbein Würfelknochen: z. B. Handwurzelknochen, Fußwurzelknochen platte Knochen: z. B. Brustbein, Schulterblätter, Rippen, Beckenknochen unregelmäßige Knochen: die Wirbel Knochenverbindungen Die Knochen sind untereinander teils beweglich, teils fast nicht beweglich (starre Knochenverbindungen) und teils fest miteinander verbunden. Nähte: die Schädelknochen sind untereinander durch Nähte verbunden. Beim Neugeborenen sind die Schädelknochen noch gut verschiebbar (Geburt!) und haben 2 offene „Lücken“, die Fontanellen. Sie wachsen im 1. Lebensjahr zusam- men. Fugen: z. B. Schambeinfuge im Beckengürtel: elastische Verbindung (Geburt) 20 Verwachsungen: Kreuzbein – 5 Wirbel sind miteinander verwachsen Keile: Zähne sind mit dem Kiefer verkeilt Bewegliche Knochenverbindungen: Gelenke Gelenke bestehen aus 2 Knochen, die durch einen Spalt (Gelenksspalt) getrennt sind. Ein Knochenende bildet den Gelenkskopf, das andere die Gelenkspfanne Praxis (Abb.). Sowohl der Gelenkskopf als auch die Gelenkspfanne sind mit einem Überlegen Sie, welche Knorpel überzogen, um die Reibung aneinander möglichst gering zu halten. Medizinprodukte und NEM bei Gelenksbe- Das Gelenk wird von einer Gelenkshaut umschlossen und diese Gelenkshaut ist schwerden empfohlen von einer Faserschicht umgeben. Beide gemeinsam bilden die Gelenkskapsel. werden können! Die Faserschicht schützt vor Verrenkungen. Die Gelenkshaut produziert und son- dert eine Flüssigkeit ab (Synovialflüssigkeit = „Gelenksschmiere“). Sie „schmiert“ die Gelenksflächen und ernährt auch den gefäßarmen Gelenksknorpel. An der Gelenkskapsel setzen Bänder und Sehnen an als Verbindung zu unseren Muskeln. Das Gelenk wird durch Muskeln, Sehnen und Bänder vor Druck und Stoß geschützt. An Stellen, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, lie- gen sogenannte Schleimbeutel (Bursa), z. B. vor der Kniescheibe oder am Ellbogengelenk. Große Gelenke haben auch noch Menisken, das sind scheiben- oder ringförmi- ge Zwischenknorpel im Gelenksspalt. Auch sie federn Stöße an den Knochen ab und schonen dadurch die Knorpel. Aufbau eines Gelenkes: Meniskus 21 Gelenksformen Kugelgelenk – ermöglicht Bewegungen in alle Richtungen, z. B. Schultergelenk oder Hüfte (Abbildung) Scharniergelenk – ermöglicht Bewegungen nur in einer Richtung, z. B. Knie, Ellenbogen (Abbildung) Sattelgelenk – ermöglicht Bewegungen in zwei Richtungen, z. B. Wurzelgelenk des Daumens 4.1.2 Schädel Der Schädel besteht aus zahlreichen Einzelknochen, die im erwachsenen Alter fest miteinander verwachsen sind. Die Verwachsungsstellen sind als Nähte sichtbar. Zur Zeit der Geburt sind viele Nähte weit offen und nur bindegewebig unter der Hautdecke verschlossen: Fontanellen. Solange die Schädelknochen wachsen, sind sie teilweise knorpelig ausgebildet. Mit Abschluss des Körperwachstums verknöchern diese Knorpel. Der Schädel wird zu einem unteilbaren Knochengebilde. Man unterscheidet den Gehirnschädel und den Gesichtsschädel. Beide haben die schräg nach hinten abfallende Schädelbasis gemeinsam. Sie dient dem Gehirnschädel als Boden, dem Gesichtsschädel als Dach. Der Unterkiefer ist gegenüber dem Schädel als einziger Teil gelenkig beweg- lich. Darauf sitzt der Zahnbogen, der die Zähne trägt. 22 Das Schädelinnere enthält zahlreiche Höhlen: Gehirnhöhle schützt Gehirn Augenhöhlen schützen die Augäpfel Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen (Stirnhöhlen, Kieferhöhlen) für Riechen und Atmen. Bei einer Sinusitis ist die Schleimhaut in diesen Höhlen entzündet Mundhöhle enthält Zähne und Zunge Paukenhöhle – Mittelohr und Innenohr als Sitz unseres Gehörs und des Gleichgewichtssinnes 4.1.3 Wirbelsäule Die Wirbelsäule bildet die Achse unseres Skeletts. Sie verleiht dem Körper Stabilität und Beweglichkeit. Sie hat eine charakteristische doppelt-S-förmige Krümmung. Die Wirbelsäule gliedert sich in 5 Abschnitte mit insgesamt 33 bis 34 Wirbeln. Ihren beweglichen Teil bilden 24 einzeln gegeneinander beweg- liche Wirbel. Am unteren Ende schließen das Kreuzbein und Steißbein an, wo die Wirbel miteinander verwachsen sind. Halswirbelsäule besteht aus 7 Halswirbeln. Sie sind sehr fein, zierlich und hoch beweglich. Zwischen den ersten 2 Halswirbeln (Atlas und Axis) sind noch keine Bandscheiben. Brustwirbelsäule besteht aus 12 Brustwirbeln. Sie sind mit den Rippen gelenkig verbunden. Lendenwirbelsäule besteht aus 5 Lendenwirbeln. Sie sind sehr stabil gebaut, weil sie die größte Last tragen müssen. Kreuzbein besteht aus 5 Kreuzbeinwirbeln, die miteinander verwachsen sind. Steißbein besteht aus 4 bis 5 verkümmerten, miteinander verwachsenen Steißbeinwirbeln. Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen die Zwischenwirbelscheiben (Band- scheiben). Sie sind 5 bis 8 mm dicke Knorpelgebilde. Sie wirken wie kleine elas- tische Kissen (Stoßdämpfer) und machen die Wirbelsäule zu einem beweglichen und federnden Stab. Die Bandscheiben werden passiv durch den abwechseln- den Druck und Zug beim Stehen und Liegen ernährt. Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben an Flüssigkeit und damit an Dicke und Elastizität. Die Wirbelsäule wird unbeweglicher und kürzer (man wird im Alter kleiner). Die Wirbelsäule umschließt und schützt das Rückenmark. Das Rückenmark gehört zum Zentralen Nervensystem (ZNS). Durch die Wirbellöcher, die den geschlosse- nen Wirbelkanal bilden, zieht das Rückenmark vom Gehirn nach unten. 23 Zwischen den Wirbeln liegen Öffnungen. Durch diese Zwischenwirbellöcher verlassen die Rückenmarksnerven das Rückenmark und innervieren so unseren ganzen Körper. Wird das Rückenmark bei einem Unfall durchtrennt, ist man ab dieser Höhe querschnittgelähmt, weil die darunter liegenden Bereiche nicht mehr inner- viert werden können. 4.1.4 Brustkorb Der Brustkorb wird aus 12 elastischen Knochenpaaren, den sogenannten Rippen und dem Brustbein gebildet. Die Rippen setzen hinten an den Brustwirbeln an und laufen vorne am Brustbein zusammen. Die letzten beiden Rippenpaare enden frei (= fliegende Rippen). Die Rippen bestehen aus einem hinteren knö- chernen Anteil und aus einem vorderen knorpeligen Anteil. Dadurch kann sich Thoraxröntgen der Brustkorb beim Atmen dehnen. Die Form des Brustkorbes gleicht einer Kegelform mit einer kleineren Öffnung zum Hals hin und einer größeren Öffnung zum Bauch. 4.1.5 Schultergürtel und obere Gliedmaßen Frage 11 Der Schultergürtel verbindet die Arme mit dem Körperstamm. Der Schultergürtel besteht links und rechts aus je 2 Knochen, dem Schulterblatt und dem Warum kann man bei Schlüsselbein. Das Schlüsselbein ist ein dünner S-förmiger Knochen, der das einem Rippenbruch keinen Gips anlegen? Schulterblatt mit dem Brustbein gelenkig verbindet. Das Schulterblatt ist ein dreieckiger, platter Knochen. Es dient dazu, die Schulter vom Rumpf abzuspreizen, wodurch dem Arm die Seitwärtsbewegung ermöglicht wird. Die Fläche des Schulterblattes dient als Muskelansatz. Der Oberarmknochen ist der längste und größte Knochen der oberen Extremi- täten. Er ist mit dem Schulterblatt über die Schultergelenkspfanne verbunden. Das Schultergelenk, ein Kugelgelenk, hat eine sehr große Beweglichkeit und wird durch viele Sehnen und Muskeln stabilisiert. Der Oberarmknochen ist über das Ellenbogengelenk mit den beiden Unterarm- knochen gelenkig verbunden. Wir haben kleinfingerseitig (ellbogenseitig) die Elle und daumenseitig die Speiche. Die Elle wird nach oben hin etwas stärker und verbindet den Oberarm und den Unterarm. Die Speiche wird nach unten hin stärker und verbindet den Unterarm mit der Hand. 24 Unsere Hand besteht aus 3 Abschnitten: Handwurzel (8 Handwurzelknochen) Mittelhand (5 Mittelhandknochen) Finger (4 Finger zu 3 Knochen, der Daumen hat 2 Knochen) 4.1.6 Beckengürtel und untere Gliedmaßen Darmbein Über das Becken stehen die unteren Extremitäten mit dem Rumpfskelett in Verbindung. Unser Becken muss die Last des Rumpfes tragen. Das Becken setzt sich aus dem Kreuzbein und den beiden Hüftbeinen zusammen. Das Kreuzbein bildet die Rückwand des knöchernen Beckens und daneben lie- gen die Hüftbeinknochen, die in einem Bogen nach vorne führen und in der Schambeinfuge wieder zusammengeführt werden. Jedes dieser Hüftbeine besteht aus 3 miteinander verwachsenen Knochen: dem Darmbein, dem Sitzbein und dem Schambein. Das Gelenk zwischen Kreuzbein und Hüftbein ist nahezu unbeweglich. Das männliche und das weibliche Becken unterscheiden sich deutlich. Das Schambein Sitzbein weibliche Becken ist viel breiter und die Öffnung nach unten ist größer für den Oberschenkel Durchtritt des Kopfes eines Kindes bei der Geburt. Der Oberschenkelknochen erweitert sich im oberen Teil etwas als Ansatz für die Oberschenkel- und Beckenmuskulatur. Im stumpfen Winkel geht der Oberschenkelhals vom Oberschenkel weg. Der schlanke Oberschenkelhals ist die Verbindung zum Hüftgelenk und bindet den Oberschenkel an unser Becken. Am Oberschenkelknochen setzen im Kniegelenk (unser größtes Gelenk) die beiden Unterschenkelknochen, Schien- und Wadenbein an. Sie stellen die Verbindung zum Fuß dar. Der Fuß besteht wie die Hand aus 3 Abschnitten: Fußwurzel mit 7 Fußwurzelknochen Mittelfuß mit 5 Mittelfußknochen Zehen: Die große Zehe besteht aus 2 Knochen, alle anderen aus 3 25 4.2 Was benötigt der Körper für einen gesunden Knochenaufbau? 4.2.1 Mineralstoffe Milchprodukte sind Kalzium, Magnesium, Kalium, Phosphor und Schwefel. Weiters die Spuren- reich an Kalzium elemente Fluor, Eisen, Zink, Kupfer, Mangan, Jod, Selen sowie Nickel. 4.2.2 Vitamine Frage12 Benötigt werden nahezu alle Vitamine. Zink ist ein wichtiges Vitamin D3 ist besonders wichtig. Es reguliert unter anderem den Kalzium- Spurenelement für den stoffwechsel (Aufnahme von Ca aus dem Darm) und kontrolliert den Einbau gesunden Knochenauf- bau. Kennen Sie noch von Kalzium in die organische Knochenmatrix. Es wird beim Erwachsenen in andere Bereiche, wo Zink der Haut durch UV-Strahlen der Sonne synthetisiert und in der Leber und Niere von Bedeutung ist? in aktive Formen umgebaut. Säuglingen soll das Vitamin im ersten Lebensjahr aber extra zugeführt werden (Oleovit® D3-Tropfen). Denn das ist die Phase mit dem stärksten Knochenwachstum. 4.2.3 Hormone Schilddrüsenhormone: Hinweis Calcitonin und Parathormon regulieren den Kalziumspiegel im Blut. Mehr zu Hormonen Nebennierenrindenhormone: siehe Kapitel 9. Glucocorticoide und Mineralcorticoide (Aldosteron) regeln den Mineralstoff- Haushalt im Körper. Keimdrüsenhormone (Sexualhormone): Östrogene, Androgene Gehirnhormone: Somatotropin (= Wachstumshormon) 26 4.3 Erkrankungen des Skelettes 4.3.1 Gelenkserkrankungen Verrenkung (Luxation) Pathologische Verschiebung zweier durch ein Gelenk verbundener Knochen. Häufig sind auch Kapsel- und Bandapparat mit betroffen. Ursachen: angeborene Gelenkfehlanlage (z. B. zu flache Gelenkspfanne) abnorme Gewalteinwirkung (z. B. Sturz) Folge einer Arthritis (Gelenksentzündung) Behandlung: Schnellstmögliche Einrichtung (manchmal auch unter Narkose damit der Körper entspannt ist), bei zusätzlichen Band- oder Knochenverletzun- gen ist eine Operation nötig. Prellung oder Quetschung Durch Schlag oder Druck verursachte Verletzung, die meist mit einem Bluter- guss einhergeht und auch sehr schmerzhaft ist (Schwellung). Teilweise kann es auch zu Verletzungen des Knorpels kommen. Es ist ein Arzt aufzusuchen! Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: ruhig stellen feuchte Umschläge mit Franzbranntwein oder 40 bis 50 %-igem Alkohol kühlende Gele kalte Kompressen (Cold-Hot-Pack) Einnahme von Homöopathika Gicht Gicht ist die Ablagerung von Harnsäure in Gelenken als Folge von zu viel Harnsäure im Blut, diese wird aus Purinen gebildet. War in früheren Jahrhunderten die Gicht eine Krankheit der Reichen und Privilegierten (Fleisch Fisch, Wurst, Scampi, Muscheln!), so betrifft sie heute auch ärmere Bevölkerungsschichten. Gicht ist nicht nur eine während des Anfalles sehr schmerzhafte Erkrankung der Gelenke, sondern kann zur schweren Allgemeinerkrankung ausarten. Nieren- leiden, Nierensteine, erhöhter Blutdruck und Herzschwäche können die Folge von nicht rechtzeitig behandelter Gicht oder zu hohem Harnsäurespiegel sein. Schmerzen der Finger Der sogenannte akute Gichtanfall kommt dadurch zustande, dass Harnsäure- kristalle in Körperteilen mit geringem Stoffwechsel abgelagert werden (beginnt 27 oft an der Großzehe), dort vom Organismus als Fremdkörper erkannt werden und durch eine Abwehrreaktion in Form von schmerzhaften Entzündungen wie- der entfernt werden sollen. Dies gelingt dem Körper auch meist nach zähem, schmerzhaftem Kampf – bis der nächste Gichtanfall kommt. Manchmal schon Hinweis nach Wochen, oftmals erst nach Jahren. Diät bei Gicht siehe Ärztliche Therapie: im Akutfall schmerzstillende und entzündungshemmende Ernährungslehre Medikamente. Als Basistherapie werden Medikamente verwendet, welche die Kapitel 10.6. Bildung von Harnsäure hemmen. Dazu unterstützend muss der Patient auch diätetische Maßnahmen ergreifen. Arthritis – Gelenksentzündung Arthritis bedeutet Gelenksentzündung. Ihren Ausgang nimmt sie in der Regel von der Gelenksinnenhaut. Anzeichen: Warnsignal für eine Arthritis ist ein akut auftretender und anhal- tender Gelenkschmerz. Formen und Ursachen: Spontan oder bei stumpfen Verletzungen kann es zum Gelenkserguss (Flüssigkeitsansammlung mit Entzündung der Gelenksinnenhaut) kommen. Man spricht dann von einer akuten Arthritis. Schiebt sich dabei gefäß- reiches Bindegewebe über die Gelenksflächen, kann die Arthritis chronisch werden und mit der Zeit das Gelenk zerstören. Bei offenen Gelenksverletzungen, aber auch durch Infektionen auf dem Blutweg kann es zur eitrigen Arthritis kommen, die das Gelenk bei nicht rechtzeitiger Behandlung zerstören oder deformieren kann. Folge ist dann oft eine Versteifung des Gelenks. Gelenksentzündungen können seltener auch Gesundes und allergisch oder durch verschiedene andere Grunderkrankungen bedingt sein. In degeneriertes Kniegelenk diesen Fällen kann es auch zur Gelenksversteifung kommen. Behandlung: Je nach Form, Ursachen und Stadium der Arthritis wird der Orthopäde Antibiotika spritzen, entzündungshemmende und abschwellende Medikamente verordnen oder eventuell auch operieren. Arthrose – Degenerative Gelenkserkrankung Unter Arthrose versteht man eine degenerative, deformierende Gelenks- erkrankung (Abnützung). Häufig betroffen sind Hüft- und Kniegelenke. Anzeichen: Das Gelenk wird allmählich funktionsuntüchtig. Dies verursacht Schmerzen und starke Bewegungseinschränkung. Die Arthrose ist durch folgende Veränderungen im Gelenk charakterisiert: 28 Zerstörung des Knorpelgewebes durch Auffaserung Praxis vollständigen Aufrieb oder Gelenkskapselveränderungen Verschmälerung der Gelenksspalten Welche Produkte zur Besserung der die Gelenksenden passen nicht mehr aufeinander Beschwerden bei Verhärtungen Arthrose können Sie anbieten? Ursachen: Meist entsteht Arthrose durch ein Missverhältnis zwischen Bean- spruchung und Leistungsfähigkeit einzelner Gelenksanteile (Schwerarbeit, Hochleistungssport, Übergewicht). Behandlung: Eine befriedigende und schmerzfreie Gelenksfunktion kann betroffenen Patienten auf Dauer meist nur durch eine Operation (künstliche Gelenke) geschenkt werden. 4.3.2 Bandscheibenschäden Bandscheibenschäden sind Abnützungserscheinungen der Bandscheiben, meist verbunden mit starken Schmerzen. Gesunde Wirbelsäule Bandscheibenvorfall Wirbel- knochen Bandscheibenvorfall: Die Knorpelscheibe schiebt sich in Richtung Wirbelkanal Band- scheibe Bandscheibenvorfall: Hier kommt es zur Vorwölbung oder sogar zum Austritt von Bandscheibengewebe in die Zwischenwirbellöcher oder in den Wirbelkanal. Dadurch entsteht ein Druck auf die Nervenwurzel oder das Rückenmark selbst. Die Folge sind Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen und starke Schmerzen. Dieses Krankheitsbild entsteht durch ein Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit der Bandscheiben im Zusammenhang mit dem Alter des Patienten. Durch ruckartige Bewegung (plötzliches Drehen) oder schweres Heben mit gebeugtem Rumpf kann diese Erkrankung ausgelöst werden. 29 Behandlung: Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalles gehört auf jeden Fall in die Hand des Arztes. Er verordnet schmerzstillende Mittel, meist in Kombination mit muskelentspannenden Präparaten. Häufig wird eine Injektionstherapie mit Analgetika unumgänglich sein. Sollte die Schädigung zu stark sein, bleibt nur mehr der Ausweg durch eine Operation. Ergänzend zur ärztlichen Behandlung kann der Patient zu Hause unterstützende Maßnahmen setzen: gezielter Muskelaufbau durch Gymnastik (Physiotherapie), Wärmebehandlung mit Rotlicht, Salbenkompressen (entzündungshemmend) etc. 4.3.3 Knochenbrüche (Frakturen) Frakturen sind Schädigungen des Knochens, bei denen sich mindestens 2 Bruch- stücke bilden. Man unterscheidet: Geschlossene Knochenbrüche, bei denen die umgebende Haut unverletzt ist. Offene Knochenbrüche, wo die Bruchstelle durch eine Wunde mit der Außenwelt verbunden ist. Hier herrscht hohe Infektionsgefahr. Behandlung: Zwingend nötig ist die Ruhigstellung durch Schiene oder Gips. Je nach Komplexität des Bruches muss der Knochen selbst verbunden werden (nageln, schrauben). Nur so kann sichergestellt werden, dass der Knochen wieder richtig zusammenwächst. Es bildet sich an der Bruchstelle neues Knochengewebe (Kallusgewebe), welches die Bruchteile wieder fest mitein- Mit Schrauben und Platten ander verbindet. Je besser die Teile aneinander passen, umso genauer wächst versorgter Oberschenkelbruch der Knochen wieder zusammen. Bei offenen Brüchen muss einer Infektion vorgebeugt werden. Gleichzeitig werden schmerzstillende Medikamente ver- abreicht. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung zählt eine optimale Versorgung des Patienten mit Vitamin D3, um das neugebildete Knochengewebe aus- reichend zu mineralisieren. Auch sollten die Mineralstoffe Kalzium und Magnesium in ausreichendem Maße zugeführt werden. Die Einnahme von entsprechenden homöopathischen Mitteln kann die Heilungsdauer verkürzen. Nach der Entfernung eines Schienen- oder Gipsverbandes muss die lange blockierte Muskulatur wieder trainiert werden. 30 4.3.4 Osteoporose Osteoporose ist eine generalisierte Knochenerkrankung mit Verminderung der Knochenmasse durch gesteigerten Knochenabbau (=> höhere Frakturgefahr). Begünstigt wird sie durch Östrogenmangel, und daher tritt sie sehr oft bei Frauen nach dem Wechsel auf. Eine Knochendichtemessung gibt Aufschluss, ob die Knochenmasse abnimmt. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Kalziumreiche Ernährung (Milch und Milchprodukte, möglichst Weichkäse), kalziumhältige Medikamente und Vitamin D3, regelmäßige Bewegung und regelmäßige gezielte Bewegungstherapie. Osteoporose kann zu starker Bewegungs- einschränkung führen Hinweis Ernährung bei Osteoporose siehe Ernährungslehre Kapitel 10.7 Die Abbildung zeigt gesundes (links) und degeneriertes Knochengewebe. Hinweis In English Kapitel 5.4.1 finden Sie einen Ver- 4.3.5 Rachitis (= Englische Krankheit) kaufsdialog zum Thema! Diese Erkrankung entsteht durch eine schlechte Vitamin D3-Versorgung der Kleinkinder oder bereits früher, wenn Schwangere einen Mangel aufweisen. Es kommt zu einer gestörten Mineralisation der Grundsubstanz der wach- senden Knochen durch unzureichendes Kalzium- und Phosphatangebot. Hinweis Mangelnde Kalkeinlagerung in den Knochen und dadurch Nachgiebigkeit „Rickets" siehe auch bzw. Verformungen bestimmter Skelettabschnitte sind die Folge (Rundbuckel, English Kapitel 5.5. X-Beine, O-Beine, Quadratschädel, Korkenzieherbeine). Durch Vitamin D3-Gabe im Säuglingsalter kann das verhindert werden. 31 4.4 Muskulatur Muskeln arbeiten, indem sie sich entweder aktiv verkürzen (= kontrahieren) oder passiv verlängert werden. In den Zellen des Muskelgewebes (= Muskelfasern) liegen die sogenannten Myofibrillen, die der Muskulatur die Eigenschaft verleihen, sich zusammenzu- ziehen zu können. Für die optimale Funktion der Muskulatur sind Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium notwendig (siehe auch Ernährungslehre Kapitel 5.1.) Bei Muskeltätigkeit schieben sich die Je nach Funktion unterscheidet man: Sarkomere antennen- artig ineinander und Skelettmuskulatur verkürzen sich dadurch. Eingeweidemuskulatur Herzmuskulatur 4.4.1 Skelettmuskulatur Die Skelettmuskulatur wird wegen ihres Aufbaus quergestreifte Muskulatur genannt. Eine Muskelfaser enthält einige 100 Myofibrillen. Da sie dem Willen unterliegt, heißt sie auch willkürliche Muskulatur. Wir haben etwa 300 Skelett- muskeln, die rund 20 bis 30 % unseres Gesamtkörpergewichtes ausmachen. Diese Skelettmuskeln verkürzen sich rasch und kräftig, sind aber nicht besonders ausdauernd, sondern schnell ermüdbar im Gegensatz zur glatten Muskulatur unserer Eingeweide (siehe später). Die Skelettmuskulatur ermög- licht durch ihren Wechsel zwischen Anspannung und Erschlaffung die aktive Bewegung des menschlichen Körpers und die aufrechte Körperhaltung. Die Skelettmuskulatur ist ganz wesentlich an der Wärmeproduktion des Körpers mitbeteiligt. Den Befehl zur Kontraktion empfängt der Muskel durch den zuge- hörigen Nerv vom Gehirn gesteuert. Fällt der Nervenimpuls durch Krankheit oder Verletzung des zugehörigen Nervs aus, kommt es zur Muskellähmung, d. h. der Muskel erschlafft und verkümmert dadurch immer mehr. Für eine gute Leistungsfähigkeit benötigt der Muskel Sauerstoff (O2) und Nährstoffe (hauptsächlich in Form von Kohlenhydraten). Je trainierter ein Muskel ist, desto größer ist sein Sauerstoffreservoir. Die Skelettmuskeln verlaufen in der Regel von einem Knochen zum nächsten und regeln die Beweglichkeit der Knochen und Gelenke durch Zugkräfte. Jedes Gelenk hat seinen Beuge- und Streckmuskel (Spieler und Gegenspieler oder Agonist und Antagonist). Zur flüssigen Ausführung der meisten Bewegungen ist das Zusammenspiel gegensätzlich wirkender Muskeln erforderlich. 32 Muskelarbeit: Bei der Muskelarbeit verbrauchen die Muskeln Energie. Diese gewinnen Merke sie aus den Blutzuckervorräten bzw. aus den Zuckervorräten der Zelle. Die Muskelzellen speichern Zucker in Form von Glykogen. Insulin Glukose ð Glycogen Damit Glykogen zu Glukose abgebaut werden kann, braucht der Körper das Glukose ï Glycogen Hormon Glucagon. Um umgekehrt aus Glukose Glykogen aufzubauen, braucht Glucagon er das Hormon Insulin. Die Energie für die Muskelarbeit entsteht durch Verbrennung von Glukose zu CO2 und H20 unter Mithilfe von Sauerstoff, der vom Blut zu den Energiegewinnungs­ zentren der Zellen transportiert wird. Für die Energiegewinnung gibt es 2 Abläufe: Die aerobe Zuckerverbrennung Sie findet bei ausreichender Sauerstoffversorgung statt. Zucker wird dabei mit Hilfe von O2 zu Wasser und CO2 abgebaut. Es bleiben keine Schlackenprodukte zurück. Der Muskel gewinnt so die meiste Energie. Die anaerobe Zuckerverbrennung Sie findet bei unzureichender Sauerstoffversorgung statt, z. B. wenn der Muskel untrainiert (zu) stark beansprucht wird. Die Muskelzelle baut Zucker Muskeln müssen mit unter O2-Mangel ab. Milchsäure in Form von Lactat bleibt im Muskel zurück. Energie versorgt werden Diese wird erst später, wenn wieder genügend Sauerstoff vorhanden ist, weiter abgebaut. 4.4.2 Eingeweidemuskulatur Die Eingeweidemuskulatur unterliegt nicht unserem Willen und heißt deswegen auch unwillkürliche Muskulatur. Sie wird aus glatten Muskelfasern aufgebaut, davon leitet sich der Name glatte Muskulatur ab. Die Kontraktion der glatten Muskulatur erfolgt langsam. Sie arbeitet ständig ohne Ermüdungserscheinungen. Die glatte Muskulatur findet man im Verdauungstrakt und an allen Blutgefäßen. Funktionell gehört sie zum Verdauungs- bzw. Herz-Kreislauf-System. 4.4.3 Herzmuskel Der Herzmuskel unterliegt ebenfalls nicht unserem Willen und ist anatomisch gesehen ein quergestreifter Muskel. Dieser Herzmuskel hat im Laufe unseres Lebens die meiste Arbeit zu leisten. Er zieht sich in der Minute 60- bis 80-mal zusammen (je nach Herzfrequenz) und pumpt dadurch das Blut durch unseren Menschliches Herz Körper. Funktionell gehört er zum Herz-Kreislauf-System. 33 4.4.4 Sehnen und Bänder Merke Sehnen sind aus zugfesten Fasern bestehende Endstücke eines Skelettmuskels. Sehnen sind Verbindun- Sie sind Verbindungsstücke zwischen Muskeln und Knochen oder zwischen gen zwischen Muskel Muskeln und Muskeln. Durch die Sehnen werden die Muskelkräfte auf die und Knochen. Knochen übertragen. Die Sehnen werden von sogenannten Sehnenscheiden Bänder verbinden umhüllt, um Reibungen und Schmerzen zu vermeiden (bei Überbeanspruchung Knochen mit Knochen kommt es hier oft zu Entzündungen). Bänder sind Bindegewebefasern (als Stränge oder Platten ausgebildet), die Knochen miteinander verbinden. Bänder stärken und stabilisieren unsere Gelenke, an denen sie angeheftet sind. 4.5 Erkrankungen der quergestreiften Muskulatur 4.5.1 Muskelatrophie (Muskelschwund) Muskeln gehen in Darunter versteht man eine Verschmälerung einzelner Muskelfasern und Sehnen über, die dann somit die Rückbildung des Muskels infolge Bewegungsmangel, z. B. bei einem am Knochen ansetzen Gipsverband oder durch Schonhaltung. Sie kann durch spezielle Heilgymnastik bekämpft werden. Auch durch entzündliche degenerative Muskelerkrankungen (Myopathien) oder durch Schädigung des Rückenmarkes oder peripherer Nerven kann Muskelatrophie entstehen. 4.5.2 Muskelkater Muskelkater entsteht durch feine Einrisse (Mikroläsionen) bei Überbean- spruchung der Muskeln. Behandlungsmöglichkeiten sind neuerliche vorsichtige Bewegung, durchblutungsfördernde Einreibungen, Bäder, Sauna, Massage, kurz- fristige erhöhte Magnesiumgabe. 4.5.3 Muskelkrämpfe Nach einer starken Muskelbeanspruchung oder bei Elektrolytverlust durch z. B. starkes Schwitzen können schmerzhafte Muskelkrämpfe entstehen. Frage13 Abhilfe schaffen sanfte Dehnung, Bewegung und die Einnahme von Magnesium- Welche Medizinprodukte präparaten. Generell ist auf ausreichende Versorgung mit Elektrolyten (Magne- helfen unterstützend bei Muskelschmerzen? sium, Kalium, Kalzium, Natrium) zu achten. Auch Einreibungen und Bäder bringen Erleichterung. 34 4.5.4 Muskelverhärtungen (Myogelosen) sind sehr schmerzhaft und werden meist durch Muskelentzündungen ausgelöst (übermäßige Beanspruchung). Besonders schmerzhaft können sie im Hals- Hinweis Schulter-Bereich sein und dabei auch Kopfschmerzen verursachen. Bandagen u. ä. finden Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Sie in Medizinprodukte Ausgleichsgymnastik, heiße Bäder mit Zusätzen von antirheumatischen ätheri- Kapitel 8. schen Ölen (Aetheroleum Rosmarini, Oleum Camphoratum, Aetheroleum Thymi, Aetheroleum Juniperi, Aetheroleum Lavandulae), warme Heublumenwickel, Vitamin B-Komplex- Präparate, wärmende Salbenbehandlungen. 4.5.5 Sehnenscheidenentzündung sind Entzündungen des Sehnenbegleitgewebes (Sehnenscheide), meist mit Beteiligung der Sehnen. Sie sind sehr schmerzhaft und sollten ärztlich behan- delt werden. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Umschlagpasten, entzündungshemmende Salben, Schonung. Streck- muskel 4.5.6 Tennisarm (Tennisellenbogen) Oberarm- knochen ist eine Erkrankung der Sehnen im Ellenbogenbereich, ausgelöst durch stän- dige Überbelastung (monotone Tätigkeit, wie Tennis, Golf) und zusätzliche Verletzungen durch winzige Einrisse der Sehnen. Er äußert sich in Schmerzen im Ellenbogenbereich, die in den Unterarm und in die Hand ausstrahlen sowie Kraftlosigkeit. Sehne Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Gezielte Gymnastik nach Abklingen der Schmerzen, Heublumenwickel, Stütz- bandagen, antirheumatische Einreibungen (z. B. Diclofenac extern, wärmende Salben etc.). Tennisarm (rechter Arm außen) 4.5.7 „Hexenschuss“, „Kreuzweh“ und „steifer Nacken“ Diese umgangssprachlichen Ausdrücke beschreiben Schmerzen, die oft durch Fehlhaltungen, Überanstrengung oder Abnützung hervorgerufen werden. Erleichterung bringen Wärmebehandlungen (z. B. Wärmepflaster) und Einrei- bungen bzw. Salben mit schmerzstillenden Wirkstoffen. Der Betroffene soll sich schonen. Klingen die Beschwerden nicht binnen einiger Tage ab oder sind sie sehr heftig, ist ein Arzt aufzusuchen. 35 5 Atmungssystem Das Atmungssystem (respiratorisches System) besteht aus den zuführenden Atemwegen – Nase, Nasennebenhöhlen, Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Luft- röhre – und den beiden Lungenlappen mit Bronchien und Bronchiolen. 5.1 Aufbau des Atmungssystems Nase, Nasennebenhöhlen, Mund- und Rachenraum werden als obere Atemwege, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lungen als untere Atemwege bezeichnet. 5.1.1 Obere Atemwege Die Atemwege beginnen an den Nasenlöchern, den Eintrittsöffnungen in Die Lunge liegt am die Nasenhöhle. Die Nase wird durch die Nasenscheidewand in die rechte Zwerchfell auf und die linke Nasenhöhle gegliedert. Diese sind mit einer blutgefäßreichen Schleimhaut ausgekleidet, die zusätzlich mit Flimmerhärchen besetzt ist. Hier wird die Atemluft vorgewärmt, von Staubteilchen gereinigt und angefeuchtet. Das Nasenhöhlendach ist von Riechschleimhaut bedeckt. Die dort eingestreu- ten Riechzellen sind die Zellkörper des Riechnervs. Sie melden alle Arten der Geruchsänderung an das Gehirn (übler Geruch – man hält den Atem an!). In der Umgebung der Nase liegen mit Schleimhaut ausgekleidete, lufterfüllte Knochenhöhlen, die Kieferhöhlen, die Keilbeinhöhlen und die Stirnhöhlen (Nasennebenhöhlen). Diese dienen der Gewichtsreduktion des knöchernen Schädels und sind ein Resonanzraum für die Stimme. Im Rachen kreuzen sich die Luftwege und die Speisewege. Sie teilen sich an dessen Ende in die vorne gelegenen Atemwege (Kehlkopf und Bronchien) und in die dahinter verlaufende Speiseröhre. Die Trennung von Atemweg und Speiseweg im Rachen erfolgt durch Gaumensegel, Kehlkopf, Kehlkopfdeckel und ca. 20 Muskeln. 5.1.2 Untere Atemwege Der Kehlkopf besteht aus mehreren Knorpeln (Schild-, Ring-, Stellknorpel und Kehldeckel), die durch kleine Muskeln gegeneinander bewegt wer- Speiseröhre Luftröhre den können. Der Schildknorpel ist deutlich am Hals sichtbar (Adamsapfel) und tastbar. Zwischen Schildknorpel und Stellknorpel verlaufen die bei- den Stimmbänder. Der Kehldeckel schließt den Kehlkopf und somit die unteren Atemwege gegen den Rachen ab. Wenn dieser Vorgang nicht rich- tig funktioniert und Speise- oder Speichelreste in die Atemwege gelangen, spricht man von „Verschlucken“, welches mit starkem Husten verbunden ist. 36 Dadurch soll der Fremdkörper wieder aus den Atemwegen entfernt werden. Zusammensetzung der Luft Die Luftröhre verbindet den Kehlkopf mit den Lungen. Sie ist ein aus Ringknorpeln bestehender Kanal, der sich im unteren Drittel in die beiden 78 % Stickstoff Hauptbronchien teilt. Nach wenigen Zentimetern teilen sich die Hauptbronchien weiter und weiter, bis zu feinsten Ästen, den Bronchiolen. Diese werden von den Lungenbläschen umhüllt. Die „Lunge“ besteht aus zwei Teilen, die quasi an den beiden Hauptbronchien „aufgehängt“ sind. Die beiden Lungen werden vom Lungenfell umkleidet. Dieses grenzt nur durch einen dünnen Schleimfilm getrennt an das Rippenfell. 1 % Kohlenstoffdioxid, 21 % Sauerstoff Dadurch sind beide „Felle“ gegeneinander beweglich und gleiten reibungslos Argon, Wasserdampf und andere Gase aneinander. So kann sich die Lunge ohne Hindernis beim Atmen heben und senken. Die Lunge wird durch das Rippenfell am Zusammenfallen gehin- dert. Luft, die ständig in der Lunge verbleibt, presst die Lungen gegen die Brustkorbwand. Daher folgt die Lunge den Bewegungen des Brustkorbes. Dehnung des Brustkorbes bewirkt Einatmen, Zusammenfallen des Brustkorbes, Frage14 Ausatmen. Die Bewegungen des Brustkorbes werden durch Heben und Senken des Zwerchfells bewirkt. Dieses ist eine breite, gewölbte Muskelplatte, die Wissen Sie, wie Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt. Schluckauf entsteht? Ca. 300 bis 400 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) bauen die Lunge auf. Sie nehmen eine Gesamtoberfläche von über 100 m2 ein. Die Lunge besteht also aus Lungenbläschen, die durch Bindegewebshäutchen zu Lungenläppchen, diese wiederum zu Lungenlappen zusammengefasst werden. Die Lunge des Embryos ist bis zur Geburt luftleer und enthält nur wenig Blut. Unter dem Einfluss des Sauerstoffmangels nach der Geburt wird die Lunge durch den ersten Atemzug entfaltet. Frage15 Wissen Sie noch, welches 5.2 Aufgaben des Atmungssystems Prinzip dem Durchtritt von CO2 bzw. O2 durch Das Atmungssystem versorgt im Einatmen den Körper mit Sauerstoff aus der die Kapillaren eingeatmeten Luft und entfernt im Ausatmen CO2. zugrunde liegt? Beim Einatmen tritt Sauerstoff aus den Lungenbläschen in das Blut über. Schnitt Dieses sauerstoffreiche Blut wird in der Lungenvene gesammelt, dem Herzen durch eine Bronchie zugeführt und über die Aorta in den Körper transportiert. Beim Ausatmen tritt das Stoffwechselabfallprodukt CO2 aus den Blutkapillaren in die Lungenbläschen und wird abgeatmet. Die Kohlensäure als Endprodukt Kapillare des Stoffwechsels wird hauptsächlich über die Lunge aus dem Körper entfernt. Sie zerfällt in der Lunge zu Wasser und CO2, welches abgeatmet werden kann. Reizstoffe in den Atemwegen können einen plötzlichen Atemausstoß verursa- Bronchiole Gasaus- chen. Dieser kann sich in Form von Niesen oder Husten zeigen. Vorher muss und Lungenbläschen tausch in den Lungen- kräftig eingeatmet werden. bläschen 37 5.2.1 Gasaustausch Lungen- Lungen- Aus der rechten Herzkammer wird sauerstoffarmes, CO2-reiches Blut in die bläschen atmung Lunge transportiert. In den Alveolen, den Lungenbläschen, findet an der Blut- Lungenarterie Lungenvene Luft-Schranke nun der Gasaustausch statt. Sauerstoff wird in das Blut aufge- nommen und CO2 wird in den Alveolarraum abgegeben. Sauerstoff wird von den roten Blutkörperchen in den Körper weitertransportiert. CO2 wird abgeatmet. Lungenkreislauf 5.2.2 Steuerung der Atmung Das Ein- und Ausatmen erfolgt unbewusst, kann aber willkürlich angehalten Körper- Körper- werden. Die Zahl der Atemzüge pro Minute schwankt zwischen ca. 15 beim vene arterie Körperkreislauf Erwachsenen und ca. 25 bei Kindern. Rotes Blutkörperchen Die Atmungsaktivität wird durch das Atemzentrum im Gehirn geregelt. Dieses wird durch den CO2-Gehalt des Blutes gereizt. Bei Sauerstoffbedarf, z. B. bei Innere Atmung sportlicher Anstrengung, wird die Atemfrequenz erhöht. Gleichzeitig wird auch Lungenzelle das Volumen der getauschten Luft vergrößert. Bei ruhiger Atmung werden je Atemzug ca. 500 ml Luft getauscht, bei Anstrengung bis zu 2.000 ml. Besondere Atemformen sind Gähnen und Lachen. Gähnen hat seine Ursache in einer Blutleere des Gehirns. Dadurch wird ein tiefes Einatmen bei geöffnetem Mund ausgelöst. Lachen entsteht durch gehäufte Atemstöße. 5.3 Erkrankungen der oberen Atemwege In der kalten Jahreszeit kommen viele Kunden in die Apotheke und erbitten Hilfe im Zusammenhang mit Erkrankungen der oberen Atemwege. Hier sollen die häufigsten Beispiele zusammengefasst werden. 5.3.1 Schnupfen | Rhinitis Der Erkältungsschnupfen wird durch verschiedene Virenarten ausgelöst. Diese können durch Tröpfcheninfektion (Einatmen von infektiösen Tröpfchen oder Viren) oder Kontaktinfektion (ungewaschene Hände) auf die Nasenschleimhaut gelangen. Können Erreger die Schleimhautbarriere überwinden, kommt es zu überschießender Abwehrreaktion mit Niesreiz, Anschwellen der Nasenschleim- haut und vermehrter Schleimproduktion. Die Nase ist verstopft, wodurch oft dumpfe Kopfschmerzen ausgelöst werden. Wenn die Viren über den Tränenkanal zu den Augen aufsteigen, kann es zusätzlich zu einer Bindehautentzündung kommen. 38 Wenn sich das normalerweise klare bis weißliche Nasensekret grünlich-gelb verfärbt, ist eine bakterielle Zweitinfektion eingetreten. Diese Verschlimmerung Frage16 gehört in ärztliche Behandlung! Warum sollen abschwel- Ein Schnupfen dauert durchschnittlich ca. eine Woche, eine Behandlung erfolgt lende Nasensprays bzw. meist symptomatisch und steigert nur das Wohlbefinden des Patienten. -tropfen nur zeitlich begrenzt angewendet werden? Mögliche Behandlung: Teezubereitungen, Erhöhung der Trinkmenge Einnahme von Vitamin C und Zink Inhalationen mit ätherischen Ölen, Salzen, Pflanzenextrakten oder Hinweis Erkältungssalben Nasentropfen, -sprays oder –salben, um die Nasenatmung zu erleichtern Pflanzen, die die Abwehrkraft stärken, oder zum Stillen des Sekretflusses siehe Botanik Teil 2 abwehrsteigernde Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel Kapitel 11.1. homöopathische Behandlung, vor allem bei Kindern Befeuchtung der Raumluft Allergischer Schnupfen „Heuschnupfen“ kann durch Pollen (Gräser, Blüten, Bäume), Nahrungsmittel, Hausstaub und diverse Chemikalien ausgelöst werden. Er äußert sich durch Reizungen der Nasenschleimhaut mit häufigem Niesreiz und durch Absonderung von reichlich wässrigem Schleim. Auch quälendes Jucken im Nasen-Rachenraum plagt die Betroffenen. Oft ist die Bindehaut der Augen mitbetroffen. Zur gezielten Behandlung sollte ein Allergietest gemacht werden. Zur Unterstützung der ärztlichen Behandlung: Homöopathika schleimhautberuhigende Nasentherapeutika Phytotherapeutika, die das Immunsystem stärken möglichst die Allergene aus der Wohnung entfernen (Teppiche, alte Matratzen bei Hausstaubmilbenallergie) Allergenkarenz (z. B. bei Tierhaarallergie keine Haustiere mehr) Hinweis Chronischer Schnupfen Wenn Schnupfen länger als 4 Wochen dauert oder öfter im Jahr auftritt, spricht Ein Beratungsgespräch zum Thema man von chronischem Schnupfen. Dieser kann durch zu lange

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