Gattungen in der Literatur PDF
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This document provides an overview of literary genres, discussing the classifications and theories related to them. It explores the perspectives of Aristoteles, Goethe, and Hegel on literary genres, and highlights the evolution of the concept of genres over time. The document also defines and explains different literary devices such as tropes and figures, giving examples and explanations.
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Gattungen in der Literatur Aristoteles - 3-gliche Unterteilung  Aristoteles teilte Literatur in drei Gattungen: o Epos (Erzählen von Geschichten) o Lyrik (Gedichte) o Drama (Theaterstücke)  Diese Einteilung ist sehr wichtig und wurde in der Literatur lange...
Gattungen in der Literatur Aristoteles - 3-gliche Unterteilung  Aristoteles teilte Literatur in drei Gattungen: o Epos (Erzählen von Geschichten) o Lyrik (Gedichte) o Drama (Theaterstücke)  Diese Einteilung ist sehr wichtig und wurde in der Literatur lange genutzt. Johann Wolfgang von Goethe - Festlegung der Gattungen  Goethe trug zur Verfestigung der Gattungen bei und betrachtete sie als feste Kategorien.  Er hatte einen Einfluss darauf, wie Literatur klassifiziert und verstanden wird. Hegel - Unterschiedliche Betrachtung der Gattungen  Hegel sah die Gattungen als Teil der ästhetischen Entwicklung (also wie Kunst sich verändert und entwickelt).  Er meinte, dass Literatur eng mit der geistigen und gesellschaftlichen Entwicklung zusammenhängt. Er teilte die Gattungen folgendermaßen auf:  Epische Poesie: Das Objektive – Erzählungen, die sich auf äußere Ereignisse konzentrieren.  Lyrik: Das Subjektive – Gedichte, die die inneren Gefühle und Gedanken des Autors widerspiegeln.  Dramatische Poesie: Die Synthese von objektivem und subjektivem – Sie vereint äußere Ereignisse mit inneren, persönlichen Gefühlen, indem sie in Dialogen und Szenen dargestellt wird. Was ist Gattungstheorie?  Gattungstheorie erklärt, wie man Literatur in verschiedene Gattungen wie Epos, Lyrik und Drama einteilt.  Sie hilft zu verstehen, was diese Gattungen voneinander unterscheidet. Gattungen - Gegebenheiten oder Konstrukte?  Gegebenheiten: Manche sehen Gattungen als natürliche und unveränderliche Kategorien der Literatur.  Konstrukte: Andere betrachten sie als kulturelle Konstruktionen, die sich mit der Zeit ändern können, abhängig von gesellschaftlichen und ästhetischen Entwicklungen. Welche war die wichtigste Gattung um 1800?  Um 1800 galt Lyrik als die subjektive Großgattung.  Sie betonte individuelle Gefühle und das persönliche Erleben des Autors.  In dieser Zeit wurde Lyrik als der Ausdruck des Subjekts und der emotionalen Tiefe besonders geschätzt. Lyrik – Literarische Textgattung (Gedicht) 1. Was ist ein Gedicht?  Ursprünglich mit der „Lyra“ (Zupfinstrument) begleitet, um den Rhythmus und die Reime besser merkbar zu machen.  Ein Gedicht ist Kunst in sprachlicher Form.  Merkmale: o Verse: Einzelne Zeilen in einem Gedicht. o Strophen: Mehrere Verse zusammen. o Kann gereimt oder ungereimt sein, ist aber immer rhythmisch aufgebaut (Sprechrhythmus).  Musikalität: o Der Klang, Rhythmus und die Betonung spielen eine große Rolle. o Bestimmte Reime oder Rhythmen schaffen einen besonderen „Flow“ im Gedicht. 2. Themen eines Gedichts  Gedichte behandeln oft die großen, emotionalen Themen des Lebens: o Liebe, Tod, Vergänglichkeit, Natur, Sehnsucht, Trauer.  Wenige Wörter, aber viel Bedeutung: o Gedichte sind die „dichteste Form der Sprache“. o Jedes Wort trägt Gewicht und ist sorgfältig gewählt. 3. Das lyrische Ich  Das lyrische Ich ist der „Erzähler“ im Gedicht.  Es beschreibt die Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse, aber: o Achtung: Das lyrische Ich ist nicht immer der Autor selbst! o Es kann eine erfundene Stimme oder Perspektive sein. 4. Aufbau eines Gedichts: Verse und Strophen  Gedichte bestehen aus Versen (Zeilen) und Strophen (Zusammensetzung von Versen).  Der Aufbau bringt Struktur in das Gedicht und verstärkt die Wirkung. 5. Reimschema und Rhythmus  Reimschema: Gibt an, welche Verse sich reimen. Beispiele: o Paarreim (aabb): Zwei aufeinanderfolgende Verse reimen sich. o Kreuzreim (abab): Jeder zweite Vers reimt sich. o Umarmender Reim (abba): Der erste und letzte Vers einer Strophe reimen sich, die beiden in der Mitte auch.  Rhythmus (Metrum): o Der Rhythmus ergibt sich aus der Abfolge von betonten (´) und unbetonten (˘) Silben. o Beispiel:  Jambus: ˘ ´ (unbetont – betont).  Trochäus: ´ ˘ (betont – unbetont). 6. Das Sonett  Ursprünglich eine wichtige Gedichtform im Barock.  Merkmale: o 14 Verse, aufgeteilt in:  2 Quartette (je 4 Verse).  2 Terzette (je 3 Verse). o Reimschema:  Quartette: Umarmender Reim (abba, abba).  Terzette: Meist wechselnd, z. B. ccd eed. Besonderheiten des Sonetts:  Metrum: o Oft im Jambus, mit 6 betonten Silben pro Vers (Alexandriner). o Nach der dritten Hebung (betonter Silbe) gibt es eine Pause, die man „Zäsur“ nennt.  Inhalt: o Beliebtes Thema: Vergänglichkeit des Lebens (Vanitas). o Beispiel:  Im ersten Terzett fragt sich der Mensch, ob er die Zeit überwinden kann.  Im zweiten Terzett kommt die Antwort: Niemand kann ewig leben, alles ist vergänglich. 7. Bedeutung und Wirkung eines Gedichts  Gedichte haben oft die Aufgabe: o Den Leser emotional zu berühren. o Große, schwierige Themen in kurzen, eindrucksvollen Worten auszudrücken.  Durch Rhythmus und Reime bleiben sie besser im Gedächtnis und wirken musikalisch. 1. Neuere Literaturtheorien im Zusammenhang mit traditionellen Theorien Verbindung von alt und neu: Neuere Literaturtheorien bauen oft auf den alten Theorien auf und erweitern sie. Sie berücksichtigen auch moderne gesellschaftliche und politische Themen, während ältere Theorien stärker auf die Kunst als unabhängig fokussiert waren. Autonomie vs. Heteronomie der Literatur:  Autonomie: Literatur ist unabhängig und braucht keine äußeren Einflüsse.  Heteronomie: Literatur wird von gesellschaftlichen, politischen oder historischen Faktoren beeinflusst. Beispiel: Neuere Literaturtheorien berücksichtigen oft soziale und politische Themen, während ältere Theorien mehr auf die Unabhängigkeit der Kunst achten. 2. Wichtige Literaturtheorien und Methoden Was ist Hermeneutik?  Definition: Die Kunst, Texte zu interpretieren.  Ziel: Den Text im Sinne des Autors zu verstehen.  Vorgehen: Hermeneutik geht davon aus, dass Texte tiefere Bedeutungen haben, die durch Analyse erschlossen werden können. Horizontverschmelzung:  Gegenwartshorizont: Wie der Leser den Text heute versteht.  Historischer Horizont: Wie der Text zur Zeit seiner Entstehung verstanden wurde. Beispiel: Beim Lesen eines Gedichts wird nicht nur der Text, sondern auch der historische Kontext und die Absichten des Autors berücksichtigt, was zu einem besseren Verständnis führt. So entsteht ein neues, gemeinsames Verständnis, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Was ist Strukturalismus?  Definition: Strukturalismus untersucht die Beziehungen zwischen den Teilen eines Textes.  Ziel: Die Struktur eines Textes zu verstehen und zu analysieren. Beispiel: Die Beziehung zwischen Figuren, Themen und der Erzählstruktur in einem Roman. Was ist Rezeptionsästhetik?  Definition: Rezeptionsästhetik untersucht, wie Leser Texte verstehen und interpretieren.  Ziel: Die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpretationen eines Textes, abhängig von den Erfahrungen der Leser. Beispiel: Der gleiche Text kann von verschiedenen Lesern unterschiedlich verstanden werden, je nach deren Erfahrungen. Was ist die Sozialgeschichte der Literatur?  Definition: Betrachtet Texte im Zusammenhang mit sozialen und historischen Bedingungen.  Ziel: Zu verstehen, wie diese Faktoren das literarische Werk beeinflussen. Beispiel: Ein Roman spiegelt die sozialen und politischen Strukturen der Zeit wider, in der er geschrieben wurde. Was ist Intertextualität?  Definition: Intertextualität untersucht, wie Texte miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen.  Ziel: Zu verstehen, wie Texte auf andere Texte verweisen und durch sie beeinflusst werden. Beispiel: Ein Gedicht, das auf ein früheres Werk anspielt oder Zitate aus anderen Texten aufgreift. 3. Systematisierung der Methoden Was bedeutet die Kommunikationsästhetische Richtung?  Sie unterscheidet drei Perspektiven der Textanalyse: o Autorzentrierte Ansätze: Fokus auf den Autor und dessen Absichten. o Leserzentrierte Ansätze: Fokus auf den Leser und dessen Wahrnehmung. o Werkzentrierte Ansätze: Fokus auf den Text und seine Struktur. Beispiel: Eine werkzentrierte Analyse untersucht die Form eines Gedichts, während eine leserzentrierte Analyse die Reaktionen des Lesers in den Mittelpunkt stellt. Textimmanente vs. Kontextuelle Methoden:  Textimmanente Methoden: Analysieren nur den Text selbst, z.B. Sprache und Struktur. Beispiel: Symbolik in einem Gedicht, ohne den historischen Kontext zu berücksichtigen.  Kontextuelle Methoden: Beziehen sich auf den sozialen, politischen oder historischen Kontext eines Textes. Beispiel: Eine Analyse eines Romans, die den historischen Hintergrund und die gesellschaftlichen Umstände einbezieht. 4. Methodischer Pluralismus Was bedeutet methodischer Pluralismus?  Es gibt viele verschiedene Methoden, um einen Text zu analysieren. Diese Methoden können oft kombiniert werden, um eine tiefere und umfassendere Analyse zu bieten. Beispiel: In einer Romananalyse könnten strukturalistische, historische und rezeptionsästhetische Methoden kombiniert werden, um verschiedene Aspekte des Textes zu beleuchten. 5. Wichtigkeit der methodischen Reflexion Warum ist methodische Reflexion wichtig?  Sie hilft, subjektive Meinungen zu vermeiden und stellt sicher, dass der Text wissenschaftlich fundiert analysiert wird.  Sie ermöglicht es, die Analyse klarer zu kommunizieren und besser zu verstehen. Beispiel: Eine Reflexion über die gewählte Methode zeigt, wie die Analyse durchgeführt wurde und welche Aspekte des Textes beleuchtet werden. Poetik – Die Lehre von der Dichtkunst 1. Was ist Poetik?  Der Begriff Poetik kommt aus dem Altgriechischen: „poietike techne“ bedeutet „Dichtkunst“ und leitet sich von „poein“ ab, was „hervorbringen, machen, bilden“ bedeutet.  Poetik beschäftigt sich mit der Theorie der Dichtkunst – also, wie und warum Literatur und Dichtung entstehen und welche Wirkung sie auf den Leser oder Zuschauer haben. 2. Aristoteles und die Poetik  In seinem Werk „Poetik“ untersuchte Aristoteles die Struktur, die Funktion und die Wirkung von Dichtung.  Hauptgattungen der Dichtung laut Aristoteles: 1. Epik – Erzählende Dichtung, wie Epen. 2. Tragödie – Ernsthafte und tiefgründige Stücke, die ein starkes emotionales Erlebnis hervorrufen. 3. Komödie – Lustige, unterhaltsame Stücke, die meist ein happy end haben.  Katharsis: Ein wichtiger Begriff, der die seelische Reinigung des Zuschauers beschreibt, der durch tragische Ereignisse im Drama Mitgefühl und Angst empfindet.  Mimesis: Die Nachahmung der Wirklichkeit – Aristoteles meinte, dass Kunst die Realität nachahmt, um dem Zuschauer oder Leser eine tiefere Einsicht zu geben.  Mythos: Die Handlungsstruktur einer Geschichte, die Aristoteles als einen der wichtigsten Bestandteile eines Dramas ansah. 3. Platon und Horaz zur Dichtkunst  Platon hatte eine kritische Haltung gegenüber der Dichtkunst und sah sie oft als eine Nachahmung der Nachahmung (also eine Kopie der Welt, die nicht die wahre Wahrheit zeigt).  Horaz (römischer Dichter) betonte, dass Dichtung sowohl nutzen (prodesse) als auch ergötzen (delectare) soll. Damit meinte er, dass Literatur sowohl lehrreich als auch unterhaltsam sein muss. Regelpoetik  Regelpoetik legt Normen und Regeln für die Dichtung fest. Sie beschreibt, wie Dichtung gemacht werden sollte, um gut zu sein. o Aristoteles betonte, dass in der Tragödie eine Einheit von Zeit, Ort und Handlung herrschen soll. o Renaissance-Poetiken orientierten sich an antiken Vorbildern, wie z. B. Martin Opitz' „Buch von der deutschen Poeterey“ (1624), das die Grundlagen für die deutsche Barockdichtung formulierte. o Verwendung von rhetorischen Figuren und Metaphern, um die Dichtung eindrucksvoll und ausdrucksstark zu gestalten. o Betonung auf Ordnung, Klarheit und Harmonie im Werk. Deskriptive Poetik  Deskriptive Poetik ist weniger normativ, sondern beschreibt und analysiert literarische Texte und Gattungen.  Diese Art von Poetik macht keine festen Vorschriften, sondern untersucht, wie Literatur funktioniert und was sie bewirken kann. Sie ist besonders in der modernen Literaturwissenschaft verbreitet. 5. Themen der Barockdichtung  Die Barockdichtung beschäftigt sich oft mit den Themen der Vergänglichkeit (Vanitas), des Jenseits und des Diesseits sowie von Leben und Tod.  Ein zentrales Thema im Barock ist die Vergänglichkeit des Lebens und die ständige Erinnerung an die Endlichkeit der Dinge.  Das Leben wird als etwas Flüchtiges und Vergängliches dargestellt, und es wird häufig darüber nachgedacht, was nach dem Tod kommt. Zusammenfassung Poetik ist die Theorie der Dichtkunst. Aristoteles legte mit seiner Poetik den Grundstein für viele spätere Betrachtungen der Dichtung. Es gibt verschiedene Ansätze wie Regelpoetik, die klare Normen für gutes Schreiben setzt, und deskriptive Poetik, die versucht, Literatur zu analysieren, ohne strenge Regeln vorzugeben. In der Barockdichtung liegt ein Fokus auf der Vergänglichkeit und der tiefen Auseinandersetzung mit Leben und Tod. 1. Begriffsbedeutung und Ursprung  Rhetorik kommt aus dem Griechischen: o Bedeutet „Redekunst“. o Rhetorik ist die Kunst, überzeugend und wirkungsvoll zu reden. 2. Historische Grundlagen Griechenland – Beginn der Rhetorik  Platon (Kritiker der Rhetorik): o Nannte sie die „Kunst des Überredens“ – negativ behaftet, da sie auch manipulativ sein kann.  Aristoteles (Befürworter): o Definierte Rhetorik als die „Kunst des Überzeugens“. o Seine Fragen an die Rhetorik:  Relevanzfrage: Warum ist Rhetorik wichtig?  Disziplinärsfrage: ob die Rhetorik eine eigene „Techne“ (Kunst oder Wissenschaft) ist  Theoriefrage: Was macht Rhetorik zu einer Kunstform? Rom – Weiterentwicklung der Rhetorik  Quintilian: o Bezeichnete Rhetorik als die „Kunst der Beredsamkeit“.  Cicero: o Gab dem Redner drei Hauptaufgaben, die bis heute relevant sind: 1. Docere – Belehren: Der Redner muss dem Publikum wichtige Inhalte vermitteln. 2. Delectare – Ergötzen: Der Auftritt muss sympathisch und angenehm wirken. 3. Movere – Bewegen: Am Ende soll das Publikum emotional berührt und zu einer Handlung bewegt werden. 3. Die Kunst der Rede – Worum geht’s?  Rhetorik = strategische Kommunikation: o Ein Orator (Redner) überlegt sich genau:  Was will ich sagen?  Wie will ich es sagen? o Ziel: Den Adressaten erreichen und überzeugen. Adressaten und Überzeugung  Der Redner spricht zu Menschen, die nicht seiner Meinung sind.  Ziel ist es, durch Rhetorik einen Meinungswechsel herbeizuführen (Persuasion). 4. Die sieben freien Künste der Antike Die Rhetorik war Teil der sogenannten „sieben freien Künste“ in der Antike. Besonders wichtig: 1. Logos: Die sachliche Argumentation – Verstand ansprechen. 2. Pathos: Die emotionale Ansprache – Gefühle wecken. 3. Ethos: Die Glaubwürdigkeit des Redners – Vertrauen schaffen. Was ist Stilistik?  Stilistik beschäftigt sich mit der Sprache in Texten und analysiert, wie Wörter eingesetzt werden, um Bedeutungen zu vermitteln.  Sie untersucht, welche sprachlichen Mittel genutzt werden, um beim Leser Gefühle oder Bilder zu erzeugen. Makrostylistische und Mikrostilistische Analyse  Makrostylische Analyse: Schaut sich den großen Aufbau eines Textes an (z.B. Themen, Struktur).  Mikrostilistische Analyse: Bezieht sich auf kleine Details, wie Wortwahl oder Stilmittel. Tropen und Figuren  Tropen sind sprachliche Mittel, bei denen die Bedeutung von Wörtern verändert wird (z.B. Metaphern).  Figuren sind Mittel, die die Wirkung der Sprache verstärken (z.B. Wiederholungen). Beispiele für Stilistische Mittel 1. Alliteration: Wiederholung des gleichen Anfangsbuchstabens. o Beispiel: „Milch macht müde Männer munter“. 2. Ellipse: Weglassen von Wörtern, die im Zusammenhang klar sind. o Beispiel: „Je früher der Abschied, desto kürzer die Qual“. 3. Chiasmus: Überkreuzte Wortstellung. o Beispiel: „Ich bin wie du, du bist wie ich“. 4. Antithese: Zwei Gegensätze direkt nebeneinander. o Beispiel: „Heiß geliebt und kalt getäuscht“. 5. Anapher: Wiederholung eines Wortes am Anfang von Sätzen. o Beispiel: „Er schaut nicht auf die Uhr. Er schaut nicht auf die Uhr, er schaut auf das Ziel.“ Allegorie vs. Symbol  Allegorie: Eine ausgedehnte Metapher, bei der eine ganze Geschichte eine tiefe Bedeutung hat.  Symbol: Ein Zeichen, das für etwas anderes steht. o Beispiel: „Das Herz“ steht für Liebe. Metapher - Was ist das?  Metapher: Ein Wort aus einem anderen Bereich wird verwendet, um etwas anschaulich darzustellen. o Beispiel: „Der Schleier des Unbekannten“. Bildliche Sprache - Was ist das?  Bildliche Sprache macht Dinge durch Bilder, Vergleiche oder Metaphern verständlicher. o Beispiel: „Das Leben ist ein offenes Buch“ Grundlagen für wissenschaftliches Arbeiten 1. Unterschied zwischen Referat und Hausarbeit  Referat: o Mündliche Präsentation. o Interaktiv, fördert Diskussionen. o Fokus auf kompakte und gut verständliche Darstellung.  Hausarbeit: o Schriftlich und detaillierter. o Gliederung und tiefere Analyse erforderlich. 2. Was ist ein Thesenpapier?  Definition: o Unterstützt die Vorbereitung eines Vortrags. o Enthält die wichtigsten Punkte des Themas und Quellenangaben. o Keine ausführlichen Bibliografien. 3. Warum ist Interaktion im Referat wichtig?  Durch Diskussionen wird das Publikum aktiv eingebunden.  Fördert Interesse und Verständnis für das Thema. 7. Warum muss man zitieren?  Korrekte Quellenangabe sichert die wissenschaftliche Belegbarkeit.  Verhindert Plagiate. 8. Wie geht man mit Forschungsliteratur um?  Forschungsliteratur vollständig erschließen. o Primärtexte (Originaltexte) und Sekundärliteratur (Analysen/Kommentare) genau lesen. o Unterschiede zwischen Konsens (Übereinstimmung) und Dissens (Unstimmigkeit) beachten. 9. Was ist der BDSL-Online?  BDSL: Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft.  Wichtig, um wissenschaftliche Texte und Quellen systematisch zu finden.  Bdsl-online.de Richtiges Zitieren 10. Kenntlichmachen von Zitaten  Anführungsstriche: o Deutsche („…“) oder französische (»…«). o Einfache Anführungsstriche (‘…’) für zitatinterne Anführungen.  Zusätze und Auslassungen: o Mit eckigen Klammern […] markieren.  Längere Zitate: o Ohne Anführungsstriche, aber als eingerückten Block darstellen.  Verszeilen und Strophen: o Mit Virgel ( / ) oder Doppelvirgel ( // ) trennen. Ästhetik – Die Lehre vom Schönen 1. Was ist Ästhetik?  Definition: Ästhetik befasst sich mit der Wahrnehmung und Wirkung von Schönheit. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Wahrnehmung“ oder „Gefühl“.  Zentrale Fragen: o Was ist Schönheit? o Wie wird Schönheit wahrgenommen? o Welche Rolle spielt Schönheit in Kunst und Literatur? 2. Historische Entwicklungen und Meilensteine Antike Philosophen und ihre Ansichten über Ästhetik:  Platon: o Schönheit, Wahrheit und das Gute sind für ihn gleichwertig. o Kunst ist Nachahmung der Natur (Mimesis).  Aristoteles: o Schönheit entsteht durch Ordnung, Gleichmaß und Begrenztheit. Ästhetik im Mittelalter:  Augustinus: o Schönheit wird als Spiegel der göttlichen Ordnung gesehen. Renaissance und Ästhetik:  Künstler werden als kreative Schöpfer betrachtet, losgelöst von religiösen Dogmen. Ästhetik der Aufklärung:  Descartes: o „Ich denke, also bin ich“ – Vernunft wird als Grundprinzip betrachtet.  Leibniz: o Schönheit als Zeichen der Vollkommenheit der Schöpfung. 3. Baumgarten und Kant – Die Ästhetik wird Wissenschaft  Baumgarten: o Ästhetik wird zu einer eigenständigen Wissenschaft, die sich auf die sinnliche Wahrnehmung konzentriert.  Kant: o Schönheit ist „interesseloses Wohlgefallen“ und unabhängig von Zweck oder Zeit. o Kunst ist autonom und dient keinem äußeren Zweck. 4. Hegel und die Ästhetik  Hegel: o Schönheit ist das sinnliche Erscheinen einer Idee. o Kunst ist mit der Gesellschaft und der Zeit verbunden. Kunst reflektiert die historische Entwicklung der Gesellschaft. 5. Moderne Ästhetiktheorien  Formästhetik (Kant): o Fokussiert sich auf die Form der Kunst.  Gehaltsästhetik (Hegel): o Betont den Inhalt und die Bedeutung der Kunst.  Moderne Denker: o Adorno, Lukács, Bloch, Foucault, Lyotard, Baudrillard beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Kunst. 6. Heteronomieästhetik vs. Autonomieästhetik  Heteronomieästhetik: o Kunst dient äußeren Zwecken (z.B. moralischen, religiösen, politischen Zielen). o Vertreter: Platon, mittelalterliche Kunsttheorie.  Autonomieästhetik: o Kunst ist zweckfrei, selbstgenügsam und unabhängig. o Vertreter: Kant, Romantik. 7. Mimesis – Nachahmung  Mimesis bedeutet „Nachahmung“: Kunst ahmt die Natur oder die Wirklichkeit nach.  Philosophische Perspektiven: o Platon: Kunst ahmt die Ideenwelt nach und ist eine „Abbild-Abbildung“. o Aristoteles: Kunst ahmt die reale Welt nach und dient der Erkenntnis und der Katharsis (Reinigung der Gefühle). 8. Wer prägte den Begriff „Ästhetik“?  Baumgarten: o Führte im 18. Jahrhundert den Begriff „Ästhetik“ ein und etablierte die Ästhetik als eigenständige Wissenschaft der sinnlichen Wahrnehmung.  Kant: o Definiert Schönheit als „interesseloses Wohlgefallen“ und betont die Autonomie der Kunst. Dramentheorie und Theater 1. Was ist ein Drama? Woher kommt der Begriff?  Der Begriff Drama kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Handlung“.  Es ist eine Geschichte, die für die Bühne geschrieben wurde und durch die Aktionen und Worte der Figuren vorangetrieben wird.  Epos: o Eine erzählende Dichtung (z. B. Homers Ilias), oft in Versform. o Erzählt große Geschichten über Helden und Götter. o Der Unterschied zum Drama: Im Drama handeln die Figuren direkt, während im Epos erzählt wird. 2. Aristoteles: Grundlagen der Dramentheorie  Aristoteles hat das Drama in seinem Buch Poetik analysiert.  Ziel: Zuschauer sollen Furcht, Mitleid und Trauer fühlen und dadurch eine Reinigung der Gefühle (Katharsis) erleben.  Anagnorisis: o Bedeutet „Wiedererkennung“ – eine Figur erkennt plötzlich die Wahrheit (z. B. ihre wahre Herkunft oder den Fehler einer Handlung). o Es sorgt für eine Wendung in der Geschichte.  Peripetie: o Bedeutet „Wendepunkt“ – hier kippt die Handlung und entscheidet, ob die Geschichte ein gutes oder schlechtes Ende nimmt. o Meist der spannendste Moment im Drama. 3. Geschlossenes und offenes Drama  Geschlossenes Drama (z. B. nach Aristoteles): o Alles ist logisch und geordnet. Es gibt einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende. o 3 Einheiten: 1. Zeit: Handlung dauert nur einen Tag. 2. Ort: Alles passiert an einem einzigen Ort. 3. Handlung: Es gibt nur eine Hauptgeschichte, keine Nebenhandlungen. o Wenige Figuren, gehobene Sprache, keine Zeit- oder Ortssprünge.  Offenes Drama: o Es gibt keine festen Regeln. o Handlung kann über viele Jahre gehen und an verschiedenen Orten spielen. o Figuren haben oft keine direkten Konflikte, sie können auch von äußeren Umständen (z. B. Naturkatastrophen) beeinflusst werden. o Antihelden sind oft Teil der Geschichte. 4. Aufbau eines Dramas: Das 5-Akt-Schema (nach Gustav Freytag) 1. Exposition: Einführung der Figuren und des Konflikts, Ausgangssituation wird erklärt. 2. Steigerung (erregendes Moment): Die Handlung wird spannend, Konflikte spitzen sich zu. 3. Höhepunkt/Wendepunkt (Peripetie): Entscheidung, ob die Geschichte gut oder schlecht ausgeht. 4. Retardierendes Moment: Spannung wird nochmal hinausgezögert, es könnte alles anders enden. 5. Katastrophe oder Rettung: Auflösung der Handlung – entweder tragisch oder glücklich. 5. Analytisches und synthetisches Drama  Analytisches Drama: o Das Stück beginnt, nachdem das Wichtige (der Konflikt) schon passiert ist. o Die Handlung deckt nach und nach die Vorgeschichte auf (wie ein Krimi). o Ziel: Zuschauer verstehen, wie es zu den Problemen kam.  Synthetisches Drama: o Das Gegenteil: Die Handlung wird direkt auf der Bühne entwickelt. o Der Zuschauer sieht, wie sich die Konflikte aufbauen.  Kombination: Viele moderne Stücke mischen beide Formen, um eine komplexere Geschichte zu erzählen. 6. Figurenrede: Wie sprechen die Figuren?  Dialog: Zwei oder mehr Figuren sprechen miteinander.  Monolog: Eine Figur spricht alleine, oft über ihre Gefühle oder Pläne. o Dramatischer Monolog: Zeigt die Gedanken und Gefühle einer Figur, sehr emotional. o Epischer Monolog: Erzählt etwas (ähnlich wie ein Erzähler). o Übergangsmonolog: Mischform aus beidem, kann z. B. eine Erklärung sein.  Beiseitesprechen: Eine Figur sagt etwas „heimlich“ direkt zum Publikum, ohne dass die anderen Figuren es hören.  Fiktionsinterne Kommunikation: Figuren reden innerhalb der Geschichte miteinander.  Fiktionsexterne Kommunikation: Figuren sprechen direkt mit dem Publikum. 7. Bühnenformen und ihre Wirkung  Schaukastenbühne: o Bühne ist wie ein Bilderrahmen, das Publikum sieht die Handlung durch diesen Rahmen. o Klare Trennung zwischen Bühne (Fiktion) und Zuschauer (Realität). o Ziel: Zuschauer tauchen komplett in die Geschichte ein.  Shakespeare-Bühne: o Offene Bühne ohne Vorhang, das Publikum ist nah an den Schauspielern. o Zuschauer können direkt reagieren (z. B. lachen oder buhen). o Ziel: Lebendige und direkte Verbindung zwischen Schauspielern und Publikum.  Jahrmarktbühne: o Mobile Bühnen, oft auf Jahrmärkten. o Einfach und praktisch, wenig Requisiten. o Ziel: Unterhaltsam und zugänglich für viele Zuschauer. 8. Rolle der Bühnenrampe  Die Bühnenrampe trennt Bühne und Zuschauerraum.  In der Schaukastenbühne sorgt sie dafür, dass Zuschauer in die Geschichte „eintauchen“ und die Fiktion als real erleben.  Im epischen Theater wird die Trennung aufgehoben: o Zuschauer sollen sich bewusst sein, dass sie ein Theaterstück sehen, und kritisch darüber nachdenken. 9. Szenenbild: Bedeutung für die Handlung  Das Szenenbild (z. B. Bühnenaufbau, Requisiten) macht die Welt der Geschichte lebendig.  Es unterstützt die Handlung, zeigt den sozialen oder historischen Kontext und trägt dazu bei, die Stimmung zu vermitteln.  Beispiel: Ein zerfallenes Schloss auf der Bühne kann auf den Untergang einer Familie hindeuten. 10. Ständeklausel  In alten Dramen (z. B. in der Tragödie) gab es die Regel, dass nur „höhere“ Stände (Könige, Helden) dargestellt werden durften.  In Komödien durfte das einfache Volk vorkommen.  Ziel: Tragödien sollten moralisch und ernst sein, Komödien unterhaltsam und lehrreich. 11. Pathos  Pathos ist ein starkes Gefühl, das Zuschauer berühren soll (z. B. Trauer, Mitgefühl).  Es wird oft durch große Reden oder tragische Momente erzeugt.  Ziel: Zuschauer fühlen intensiv mit den Figuren. 12. Wichtige Techniken  Mauerschau: Eine Figur erzählt, was außerhalb der Bühne passiert (z. B. eine Schlacht).  Botenbericht: Eine Figur erzählt, was früher passiert ist. o Beide Techniken sorgen dafür, dass wichtige Infos ins Stück eingebaut werden, auch wenn man sie nicht auf der Bühne zeigen kann. Editionsphilologie 1. Überlieferung und Entstehung von Texten: Untersucht, wie ein Text über die Zeit überliefert und verändert wurde, z. B. durch Kopien, Drucke und spätere Eingriffe. 2. Textgrundlage: Der Ausgangstext, der als Basis für eine Edition dient, basierend auf der besten und authentischsten Quelle. 3. Textkonstitution: Bestimmung der „authentischen“ oder „ursprünglichen“ Fassung eines Textes durch Vergleich der verschiedenen Überlieferungen und Varianten. 4. Variantenapparat: Dokumentiert alle Varianten eines Textes und gibt Aufschluss über die Entstehungsgeschichte und Überlieferung. 5. Methoden der Editionswissenschaft:  Emendation: Korrektur von Fehlern (z. B. Abschreibfehler, Druckfehler).  Konjunktur: Welche Lesart des Textes als ursprünglich und korrekt gilt. Wird durch vermutung rekonstruiert Kontext basierend  Recensio: Kritische Prüfung der verschiedenen Textzeugen und zeitliche Einordnung der Varianten. Hier wird der Text aus verschiedenen Quellen rekonstruiert.  Kollation: Vergleich von Varianten aus verschiedenen Textversionen, um Unterschiede zu dokumentieren.  Stemma: Darstellung der Beziehungen zwischen den Textzeugen, um die Entstehungsgeschichte des Textes zu visualisieren.  Siglen: Abkürzungen zur Kennzeichnung von Quellen und Textzeugen. 6. Autorisation und Probleme der Autorisation:  Autorisation: Der Prozess, bei dem der Autor oder Herausgeber eine bestimmte Version des Textes als endgültig anerkennt.  Probleme: o Raubdrucke: Illegale Kopien eines Textes, die oft ohne Genehmigung des Autors oder Herausgebers verbreitet wurden. o Zensur: Eingriffe von staatlicher oder kirchlicher Seite in den Text, die bestimmte Inhalte entfernen oder verändern. 7. Weitere Apparate:  Einzelstellenapparat: hilft, Varianten für jede einzelne Textstelle übersichtlich darzustellen und zu vergleichen. (lemmatisiert / nicht lemmatisiert)  Treppenapparat: Visualisiert die Entwicklung des Textes in einer „Treppenstruktur“, um die Veränderungen im Text über die Zeit darzustellen.  Einblendungsapparat: Fügt Kommentare oder Erläuterungen direkt in den Text ein, häufig als Fußnoten oder marginale Hinweise.  Synoptischer Apparat: Stellt verschiedene Fassungen des Textes nebeneinander, um die Unterschiede sichtbar zu machen und zu vergleichen. 1. Theorie und Geschichte der Literaturgeschichtsschreibung Was umfasst die Literaturgeschichtsschreibung?  Erforschung von Entstehung, Verbreitung und Wirkung literarischer Texte o Wie und wann sind die Texte entstanden? o Was haben sie in der Gesellschaft bewirkt? Welche Theorien und historischen Entwicklungen sind in der Literaturgeschichtsschreibung wichtig?  Chronologische Einteilung: Literatur wird in verschiedene Epochen unterteilt (z. B. Mittelalter, Barock, Romantik).  Literarische Strömungen und Bewegungen: Gruppen von Werken mit ähnlichen Themen (z. B. Expressionismus, Klassik).  Gattungen und Formen: Lyrik, Prosa, Drama → Wie haben sich diese entwickelt? 2. Epochenkonzepte Was bedeutet "Epoche" in der Literaturgeschichte?  Definition: Ein Zeitraum, in dem bestimmte Merkmale und Entwicklungen in der Literatur typisch sind.  Ziel: Literatur nach Zeit (wann?) und Thema (worüber?) zu ordnen.  Problem: Die Abgrenzung zwischen Epochen ist nicht immer klar. Was sind die Voraussetzungen und Unterschiede der verschiedenen Epochenkonzepte?  Voraussetzungen: Epochen werden nach verschiedenen Kriterien gebildet: o Stil: Sprache, Themen und Motive. o Historische Ereignisse: Politische oder kulturelle Veränderungen. o Gesellschaft: Soziale Veränderungen oder neue Denkweisen.  Unterschiede: o Manche Theorien konzentrieren sich auf Stilmerkmale (z. B. Schnell). o Andere legen Wert auf den gesellschaftlichen Kontext (z. B. Beutin). 3. Epochenbegriffe und Revidierbarkeit  Barock, Romantik, Expressionismus: Diese Begriffe sind nachträglich entstanden und können sich mit neuen Erkenntnissen ändern.  Literatur ist immanent: Sie entwickelt sich aus sich selbst heraus.  Epochenbegriffe helfen uns, Literatur zeitlich einzuordnen.  Kritik an Epochen und Periodisierung: Die Trennung zwischen Epochen ist oft schwierig und ändert sich mit neuen Einsichten. 4. Herkunft der Epochenbegriffe  Epochenbegriffe sind historische Konstrukte und dienen als Orientierung.  Sie helfen dabei, die Literaturgeschichte zu strukturieren und die Entwicklung zu verstehen. 5. Epochenabfolge und Wechsel zwischen den Epochen  Epochenabfolge: Der Wechsel von einer Epoche zur nächsten kann man als These, Antithese, Synthese verstehen.  Der Übergang zwischen Epochen ist oft fließend und nicht immer klar zu erkennen. 6. Ontologischer Status von Epochen  Epochen sind kulturelle und historische Konzepte, die uns helfen, die Literatur zu verstehen.  Sie sind keine festen Wahrheiten, sondern können sich mit neuen Erkenntnissen ändern. Erzähltheorie und ihre Elemente 1. Erzählformen und Erzählebenen Analytische Erzählform  In einer analytischen Erzählung wird die Vergangenheit aufgedeckt. Der Leser erfährt, was vor dem Anfang der Geschichte passiert ist.  Ziel: Verstehen, warum bestimmte Konflikte oder Ereignisse in der Gegenwart geschehen. Erzählperspektiven: Wer erzählt die Geschichte? 1. Heterodiegetisch: o Der Erzähler steht außerhalb der Geschichte. o Beispiel: Ein Erzähler beschreibt die Ereignisse, aber ist selbst nicht Teil der Handlung. 2. Homodiegetisch: o Der Erzähler ist Teil der Geschichte, die er erzählt. o Beispiel: Ein Charakter erzählt seine eigene Geschichte aus seiner Perspektive. Fiktionsinterne Erzähler und historischer Autor  Fiktionsinterne Erzähler: o Das sind die Erzähler innerhalb der Geschichte, die direkt Teil der Handlung sind.  Historischer Autor: o Das ist der echte Mensch, der die Geschichte geschrieben hat. Er existiert außerhalb der Fiktion und hat nichts mit dem Erzähler in der Geschichte zu tun.  Bedeutung: Der Unterschied ist wichtig, um zu erkennen, dass der Erzähler oft nur eine Rolle in der Geschichte spielt und nicht mit dem Autor gleichzusetzen ist. 2. Darstellung des Hauptcharakters  Konflikte: Hauptfiguren haben oft innere (z. B. Zweifel) oder äußere Konflikte (z. B. Feinde).  Ziele: Die Figuren verfolgen klare Ziele, die sie vorantreiben. Ihre Entscheidungen treiben die Handlung weiter.  Auslassungen: o Wenn bestimmte Details bewusst nicht erzählt werden, kann das Spannung erzeugen oder den Leser dazu bringen, selbst nachzudenken. 3. Verschachtelte Kommunikationssituationen  Verschachtelung: Es gibt mehrere Erzählebenen, die ineinander greifen. o Beispiel: Ein Erzähler erzählt eine Geschichte, in der ein anderer Erzähler wiederum eine Geschichte erzählt.  Mehrere Ebenen: o Extradiegetisch: Der Haupt-Erzähler, der außerhalb der Geschichte steht. o Intradiegetisch: Ein Erzähler innerhalb der Geschichte. o Metadiegetisch: Eine Geschichte, die von einem intradiegetischen Erzähler erzählt wird.  Bedeutung: Diese Ebenen können die Komplexität erhöhen und den Leser dazu bringen, über die Struktur nachzudenken. 4. Unterschied zwischen Alltags- und literarischem Erzählen  Alltagserzählen: o Wir erzählen aus unserem Leben, ohne uns Gedanken über Struktur oder Stil zu machen. Es geht darum, Informationen zu vermitteln.  Literarisches Erzählen: o Geschichten in der Literatur sind oft komplexer. Es gibt bewusste Entscheidungen über Perspektive, Sprache, Handlung und Struktur. 5. Aristoteles: Geschichtsschreiber vs. Dichter  Geschichtsschreiber: o Berichten, was tatsächlich passiert ist (Fakten).  Dichter: o Erfinden Geschichten, die auch passieren könnten (Fiktion). o Aristoteles betont, dass Dichter die Wahrheit einer Handlung durch Emotionen und Bedeutung besser vermitteln können als reine Fakten. 6. Gérard Genette: Faktuales und fiktionales Erzählen  Faktual: o Erzählen von echten Ereignissen (z. B. Biografien, Geschichtsbücher).  Fiktional: o Erfundenes Erzählen (z. B. Romane, Theaterstücke). o Fiktionale Geschichten können real wirken, sind aber bewusst erfunden. 7. Käte Hamburger: Wirklichkeitsaussagen und epische Funktionen  Wirklichkeitsaussagen: o Aussagen über die Realität (Fakten, Ereignisse).  Epische Funktionen: o In der Literatur wird die Realität in eine fiktive Welt umgeformt. Literatur nutzt Sprache, um eine eigene Wirklichkeit zu erschaffen. 8. Mischformen: Was bedeuten sie?  Mischformen kombinieren faktuale und fiktionale Elemente. o Beispiel: Historische Romane mischen reale Ereignisse mit erfundenen Figuren. 9. Formen des Erzählens  Berichtendes Erzählen: Der Erzähler schildert die Ereignisse in der Rückschau.  Zitiertes Erzählen: Direkte Rede der Figuren.  Autonomes Erzählen: Die Geschichte erzählt sich quasi „von selbst“ durch die Handlungen der Figuren, ohne dass ein Erzähler eingreift.  Doppelte Kommunikationssituation: o Der Erzähler spricht sowohl die Figuren innerhalb der Geschichte an als auch das Publikum außerhalb der Geschichte. 10. Fiktionalität vs. Fiktivität  Fiktionalität: o Der Text ist erfunden, also nicht real.  Fiktivität: o Die Welt im Text wird als real dargestellt. o Beispiel: Ein fiktionaler Roman erzählt von einer fiktiven Welt, die jedoch „echt“ wirken soll. 11. Strukturelemente von Erzähltexten Ereignis, Geschehen, Geschichte  Ereignis: Ein einzelnes Vorkommnis.  Geschehen: Eine Abfolge von Ereignissen.  Geschichte: Eine erzählte Handlung mit Anfang, Mitte und Ende. Thema, Stoff, Motiv, Leitmotiv  Thema: Worum es in der Geschichte geht (z. B. Liebe, Verrat).  Stoff: Die Grundlage oder Vorlage für die Geschichte (z. B. eine Sage).  Motiv: Ein wiederkehrendes Element oder Gedanke.  Leitmotiv: Ein Motiv, das sich durch die ganze Geschichte zieht und eine besondere Bedeutung hat. 12. Raum: Bedeutung und Analyse  Räumliche Koordination: Wo spielt die Handlung? (z. B. ein Schloss, eine Großstadt).  Raumsemantische Analyse: Welche Bedeutung hat der Raum für die Geschichte? (z. B. ein dunkler Wald symbolisiert Gefahr).  Semantischer Raum: Räume, die mehr ausdrücken als nur den Ort (z. B. Freiheit, Enge, Isolation). 13. Ordnung: Chronologie vs. Anachronie  Chronologie: Ereignisse werden in der Reihenfolge erzählt, in der sie passieren.  Anachronie: Zeitliche Sprünge. o Prolepse: Vorwegnahme von Ereignissen. o Analepse: Rückblende. 14. Frequenz: Wie oft wird etwas erzählt? 1. Singulativ: Etwas wird einmal erzählt, weil es einmal passiert ist. 2. Repetitiv: Etwas wird mehrfach erzählt, obwohl es nur einmal passiert ist. 3. Iterativ: Etwas wird einmal erzählt, obwohl es mehrfach passiert ist. 15. Modus: Wie wird die Geschichte erzählt?  Fokalisierung (Perspektive): 1. Nullfokalisierung: Der Erzähler weiß alles (allwissender Erzähler). 2. Interne Fokalisierung: Erzähler beschreibt nur, was eine Figur weiß oder sieht. 3. Externe Fokalisierung: Erzähler beschreibt nur, was äußerlich sichtbar ist.  Narrativer Modus: Der Erzähler berichtet die Handlung.  Dramatischer Modus: Die Handlung spielt sich direkt vor den Augen des Lesers ab (wie in einem Theaterstück).