Lernzettel Controlling PDF
Document Details
Uploaded by AuthoritativeFern2932
Tags
Summary
Dieser Lernzettel bietet eine Einführung in das Controlling, umfassend und verständlich. Er behandelt Themen wie die Funktion des Controllings, verschiedene Ansätze und Kostenarten. Der Lernzettel ist ein gutes Referenzwerk für Studierende im Bereich Betriebswirtschaft.
Full Transcript
# **Einführung in das Controlling** ## **1. Controlling in der Funktion** Controlling ist die Funktion im Unternehmen, die dafür verantwortlich ist, Informationen zu sammeln, zu analysieren und für die Unternehmensführung aufzubereiten. Es hat das Ziel, die Unternehmensziele durch Planung, Steueru...
# **Einführung in das Controlling** ## **1. Controlling in der Funktion** Controlling ist die Funktion im Unternehmen, die dafür verantwortlich ist, Informationen zu sammeln, zu analysieren und für die Unternehmensführung aufzubereiten. Es hat das Ziel, die Unternehmensziele durch Planung, Steuerung und Kontrolle zu erreichen. Es liefert die Grundlage für fundierte Entscheidungen und unterstützt die Führungskräfte bei der Zielverwirklichung. **Beispiel:** In einem mittelständischen Unternehmen wird das Controlling genutzt, um die Jahresplanung zu erstellen und regelmäßig die Abweichungen von den Planwerten zu überwachen, damit bei Bedarf Korrekturmaßnahmen ergriffen werden können. ## **1.1 Das Informationssystem im Controlling** Ein Informationssystem im Controlling ist die technische und organisatorische Infrastruktur, die dafür sorgt, dass die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt für das Controlling zur Verfügung stehen. Diese Systeme ermöglichen die Sammlung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten für die Analyse. **Beispiel:** Ein Unternehmen nutzt ein ERP-System (Enterprise Resource Planning), um Daten zu Materialkosten, Produktionszeiten und Vertrieb zu sammeln. Das Controlling greift auf diese Daten zu, um monatliche Reports zu erstellen und zu analysieren, welche Bereiche des Unternehmens Verbesserungspotenzial aufweisen. ## **2. Controlling in institutioneller Sicht** Controlling in institutioneller Sicht bezieht sich auf die organisatorische Einordnung und die Aufgaben des Controllings innerhalb der Unternehmensstruktur. Es wird überlegt, ob Controlling als Linienstelle oder Stabstelle organisiert wird und welche Anforderungen an den Controller gestellt werden. ### **Controlling als Linienstelle** Ein Linienstellen-Controlling hat direkte Weisungsbefugnisse und ist verantwortlich für operative Entscheidungen und deren Kontrolle. **Beispiel:** In einem produzierenden Unternehmen gibt der Controller den Produktionsabteilungen klare Vorgaben zur Einhaltung des Budgets und gibt direkt Empfehlungen zur Kostenreduzierung. ### **Controlling als Stabstelle** Im Stabstellen-Controlling ist der Controller keine linienverantwortliche Person, sondern liefert dem Management Analysen und Empfehlungen zur Entscheidungsfindung. **Beispiel:** Der Controller eines Unternehmens analysiert die Jahresabschlüsse und gibt dem Vorstand einen detaillierten Bericht über die Rentabilität einzelner Geschäftsbereiche, ohne direkt in operative Entscheidungen einzugreifen. ## **Anforderungsprofil des Controllers** Ein Controller benötigt sowohl fachliche als auch persönliche Qualifikationen: - **Fachliche Eigenschaften:** - Kenntnisse in Finanz- und Rechnungswesen - Erfahrung mit Controlling-Instrumenten wie Budgetierung und Kostenrechnung - IT-Kompetenz (z.B. Excel, ERP-Systeme) - **Persönliche Eigenschaften:** - Analytisches Denkvermögen - Kommunikationsfähigkeit, um komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen - Belastbarkeit und Präzision **Beispiel:** Ein Controller muss in der Lage sein, aus den Finanzdaten die Ursachen für Abweichungen vom Budget zu erkennen und dem Management diese klar und strukturiert zu präsentieren. ## **3. Aufbau einer Erfolgsrechnung** Die Erfolgsrechnung zeigt den Erfolg eines Unternehmens über eine bestimmte Periode. Sie vergleicht Erträge mit Aufwendungen, um den Gewinn oder Verlust zu ermitteln. ### **Kostenarten** Kostenarten unterscheiden sich nach der Art der Ressource, die verbraucht wird: - Materialkosten - Personalkosten - Betriebs- und Verwaltungskosten **Beispiel:** Ein Unternehmen hat für die Produktion eines Produkts Materialkosten von 50.000 € und Personalkosten von 30.000 €, was in der Erfolgsrechnung aufgeführt wird. ### **Leistungsarten** Leistungsarten beziehen sich auf die verschiedenen Produkte oder Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet. Sie können nach Marktsegmenten oder Produktgruppen unterteilt werden. **Beispiel:** Ein Maschinenbauunternehmen hat verschiedene Leistungsarten: Entwicklung und Herstellung von Maschinen für die Automobilindustrie und für die Medizintechnik. ### **Gliederung der Kostenarten** Kostenarten können in fixe (bleiben gleich, unabhängig von der Produktion) und variable Kosten (ändern sich mit der Produktionsmenge) unterteilt werden. **Beispiel:** - **Fixe Kosten:** Miete für die Produktionshalle - **Variable Kosten:** Materialkosten, die mit der Produktionsmenge steigen ### **Abhängigkeit der Kosten von der Beschäftigung** Die Kosten sind unterschiedlich abhängig von der Beschäftigung: - **Fixe Kosten:** Unabhängig von der Produktion (z.B. Miete). - **Variable Kosten:** Steigen mit der Produktionsmenge (z.B. Rohstoffe). - **Mischkosten:** Ein Teil der Kosten ist fix, der andere Teil variiert (z.B. Energiekosten). **Beispiel:** Ein Unternehmen hat feste monatliche Energiekosten von 1.000 €, aber bei steigender Produktion steigen die Energiekosten um 200 € pro Produktionscharge. ## **4. Kostenstellenrechnung und Wirtschaftskontrolle** Die Kostenstellenrechnung ordnet die Kosten den einzelnen Bereichen eines Unternehmens zu, um eine detaillierte Kontrolle und Analyse zu ermöglichen. ### **Cost Center** Ein Cost Center ist eine Abteilung oder Stelle, die nur Kosten verursacht, aber keine eigenen Einnahmen generiert. **Beispiel:** Die IT-Abteilung eines Unternehmens ist ein Cost Center, da sie keine eigenen Einnahmen erwirtschaftet, sondern für den Betrieb der IT-Infrastruktur verantwortlich ist. ### **Profit Center** Ein Profit Center ist eine Organisationseinheit, die sowohl Kosten als auch Erlöse verursacht und somit für den Gewinn verantwortlich ist. **Beispiel:** Der Vertrieb eines Unternehmens könnte als Profit Center fungieren, das für die Verkaufszahlen und die damit verbundenen Kosten verantwortlich ist. ### **Service Center** Ein Service Center bietet interne Dienstleistungen für andere Unternehmensbereiche an und verursacht in der Regel sowohl Kosten als auch interne Erlöse. **Beispiel:** Eine zentrale Buchhaltungsabteilung ist ein Service Center, da sie keine eigenen Einnahmen erzielt, aber andere Abteilungen mit Buchhaltungsdiensten versorgt. ## **5. Risikomanagement** Risikomanagement ist der Prozess, mit dem Unternehmen Risiken identifizieren, bewerten und Maßnahmen ergreifen, um diese zu minimieren oder zu bewältigen. ### **Risikoeinstellungen des Managements** Das Management muss eine Risikostrategie entwickeln, um mit möglichen Gefahren umzugehen: - **Risikovermeidung:** Durch proaktive Maßnahmen werden Risiken von vornherein vermieden. - **Risikominimierung:** Maßnahmen werden getroffen, um die Auswirkungen von Risiken zu reduzieren. **Beispiel:** Ein Unternehmen könnte die Risiko-Strategie verfolgen, sich durch Verträge gegen Preisschwankungen bei Rohstoffen abzusichern. ### **Risikomanagement-System** Ein Risikomanagement-System ist ein strukturiertes Verfahren zur Identifikation und Steuerung von Risiken, das in die gesamte Unternehmensstrategie integriert ist. **Beispiel:** Ein Unternehmen führt ein Risikomanagement-System ein, das regelmäßig potenzielle Risiken wie Marktrisiken, technische Risiken und betriebliche Risiken überprüft und entsprechende Präventionsmaßnahmen vorschlägt. ## **6. Ausgewählte operative Controlling-Instrumente** ### **Bilanzanalyse und Kennzahlen** Die Bilanzanalyse dient der Beurteilung der finanziellen Gesundheit eines Unternehmens. Wichtige Kennzahlen sind: - Eigenkapitalquote (zeigt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital) - Verschuldungsgrad (zeigt das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital) - Liquidität (zeigt, wie schnell ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann) **Beispiel:** Ein Unternehmen hat eine Eigenkapitalquote von 40%, was bedeutet, dass es 40% seines Kapitals durch Eigenmittel finanziert hat. ### **Umschlagkennzahlen und Cash Flow** Umschlagkennzahlen messen, wie effizient ein Unternehmen seine Ressourcen nutzt (z. B. Kapitalumschlag) und wie schnell es Forderungen eintreibt (z. B. Umschlag der Forderungen). **Beispiel:** Ein Unternehmen hat einen Kapitalumschlag von 1,5, was bedeutet, dass es für jeden Euro an Kapital 1,5 Euro Umsatz generiert. ### **Deckungsbeitragsrechnung** Die Deckungsbeitragsrechnung ermittelt den Beitrag eines Produkts zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns. **Beispiel:** Ein Produkt hat einen Verkaufspreis von 100 € und variable Kosten von 60 €. Der Deckungsbeitrag beträgt 40 € (100 € - 60 €). ### **Break-Even-Point-Analyse** Der Break-Even-Point ist der Punkt, an dem Erlöse und Kosten sich die Waage halten und das Unternehmen weder Gewinn noch Verlust erzielt. **Beispiel:** Ein Unternehmen hat Fixkosten von 50.000 € und einen Deckungsbeitrag von 20 € pro Produkt. Der Break-even-Point liegt bei 2.500 Produkten (50.000 € / 20 €). ## **7. Balanced Scorecard (BSC)** Die Balanced Scorecard (BSC) ist ein strategisches Management-Tool, das vier Perspektiven abdeckt: Finanzen, Kunden, interne Prozesse und Lernen/Wachstum. Sie hilft, die Unternehmensstrategie messbar zu machen. **Beispiel:** Ein Unternehmen verfolgt strategische Ziele wie Umsatzwachstum (Finanzen), Kundenzufriedenheit (Kundenperspektive), Prozessoptimierung (Prozessperspektive) und Mitarbeiterentwicklung (Lernen/Wachstum). ## **8. Benchmarking** Benchmarking ist der Vergleich von Unternehmenskennzahlen mit den besten Praktiken der Branche oder führenden Wettbewerbern, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren. **Beispiel:** Ein Unternehmen vergleicht seine Produktionskosten mit denen eines Marktführers, um Einsparpotenziale zu entdecken. ## **9. Shareholder Value und Kundenzufriedenheit** Der Shareholder Value misst den Unternehmenswert aus Sicht der Aktionäre. Kundenzufriedenheit wird durch Umfragen und Feedbacksysteme gemessen, um die langfristige Kundenbindung zu fördern. **Beispiel:** Ein Unternehmen führt regelmäßige Kundenzufriedenheitsumfragen durch und stellt auf Basis der Ergebnisse Änderungen am Kundenservice und den Produkten vor.