Komplette Zusammenfassung Kommunikationsgeschichte SoSe 2024 PDF
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University of Passau
2024
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This document is a summary of lectures on communication history from summer semester 2024. It covers topics ranging from ancient times to early forms of mass communication.
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Komplette Zusammenfassung Kommunikationsgeschichte vom Sommersemester 2024 1. Vorlesung: Problemaufriss zur Kommunikationsgeschichte Begriffserklärungen Kommunikationsgeschichte Medien-Geschichte Geschichte der öffentlichen Kommunikation Fokus: menschlic...
Komplette Zusammenfassung Kommunikationsgeschichte vom Sommersemester 2024 1. Vorlesung: Problemaufriss zur Kommunikationsgeschichte Begriffserklärungen Kommunikationsgeschichte Medien-Geschichte Geschichte der öffentlichen Kommunikation Fokus: menschliche Kommunikation in ihren medialen & sozialen Kontexten Kommunikationsgeschichte… analysiert Medialität menschlichen Zusammenlebens aktions- und interaktionsorientiert fragt nach Kontexten, Bedeutungen unf Funktionen menschlicher Kommunikation für Individuen und Kollektive (Bellingradt 2018) => Historisierung in diachroner & synchroner Perspektive Kommunikationsgeschichte Mediengeschichte Geschichte der öffentlichen Kommunikation Begriffstrias: Kommunikationsgeschichte, Mediengeschichte, Geschichte der öffentlichen Kommunikation Kommunikation dient dem Austausch von und der Verständigung über Bedeutungen, an der mindestens zwei Menschen beteiligt sind = immateriell, sozialer Prozess Medien dienen als Vermittler dem zwischenmenschlichen Austausch und der Verständigung durch Kommunikation = materialisiert, ggf sozial institutionalisiert Öffentlichkeit bildet die Plattform oder den Resonanzboden, für medienvermittelte Kommunikation = Sichtbarkeit im sozialen Raum Gegenstandsbereich & methodische Probleme = soziale Kommunikation von Anbeginn der Menschheitsgeschichte Bedingungen = Dokumentation in medial vermittelten Quellen (Schrift, Bild) = Konstruktion von Geschichtlichkeit Aber: In der Regel beginnen kommunikationswissensschaftlich-historische Abhandlungen ihre Betrachtungen mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johann zu Gutenberg Begründung: Fokus auf die Geschichte publizistischer Massenphänomene Methodische Probleme Dichte & Qualität der historischen Überlieferung Flüchtigkeit, Situationsgebundenheit konkreter Handlungskontext impliziert außersprachliche, außermediale Bezüge => interdisziplinäre Rekonstruktion erforderlich Exemplarischer Zugang Kommunikation kann unbewusst und bewusst stattfinden multisensorisch (akustisch, audiovisuell, olfaktorisch) körperlicher Ausdruck (Gestik, Mimik, Lautäußerungen…) mediale Formen (Sprache, Schrift, Bilder….) Bei Analyse einer Kommunikationssituation (communicative setting) wird ein multiperspektivischer Blickwinkel geboten => Verpflechtungsperspektive: kennzeichnet Interaktionszusammenhänge und inspirierte, adaptierte und kopierte Recyclingprozesse 02. Vorlesung: Frühgeschichte/Antike Problematisierung von Epochenkonstruktionen Begriff „Epoche“ entlehnt aus gr. epoche (Gestirnposition, fester Zeitpunkt) bzw gr. epechein (an-, festhalten, verweilen) = Zeitpunkt eines Ereignisses Begriff ab dem 18. Jahrhundert erweitert = Zeitraum, Periode „Zeitabschnitte oder Epochen sind durch innere Gemeinsamkeiten oder äußere Abgrenzungen definiert“ (Stöber 2008) äußere Abgrenzung = chronologisch z.B: Beginn der Neuzeit (Mitte bis Ende des 15. Jahrhunderts) —> Erfindung des Buchdrucks, Fall Konstantinopels, Entdeckung Amerikas Kriterien innerer Gemeinsamkeiten = Alleinstellungsmerkmal innerhalb eines Bezugssystems z.B: innerhalb der Politik, der Kunst, der Musik , der Wirtschaft o. ä. => Epochen bezogen auf Kommunikation = sozial konstruierte Sinneinheiten Von der oralen zur literalen Kommunikation Jahrtausende lang fand die menschliche Kommunikation fast ausschließlich als direkte, mündliche Kommunikation zwischen Menschen statt = orale bzw face-to-face-Kommunikation Die orale Kommunikation setzt die Anwesenheit der Kommunikationspartner voraus, ihre Reichweite war durch die Lautstärke der menschlichen Stimme begrenzt = Limitierung der face-to-face-Kommunikation Konsequenzen aus der Mündlichkeit der Kommunikation: 1) Mündliche Kommunikation ist an einfache Gesellschaftsformen (Stammesgesellschaften) gebunden, die sich durch gemeinsame Lebensführung und soziale Homogenität auszeichnen 2) Fehlende Fixierung oder Speicherung der Kommunikationsinhalte, sodass diese nicht personenunabhängig übermittelt werden konnten, weder synchron für die zeitgleich lebenden Mitmenschen noch diachron für historisch nachfolgende Generation 3) Die orale Phase der menschlichen Kommunikationsgeschichte lässt sich aufgrund der zwangsläufig fehlenden Quellen kaum rekonstruieren => Probleme wurden von der Oralitätsforschung aufgegriffen Möglichkeiten der Oralitätsforschung a) Ethnologische Rekonstruktion anhand noch lebender Völker, die ausschließlich oral kommunizieren b) Auswertung früher Schriftdenkmäler, die Reste der primären oralen Kultur konserviert haben z.B Homerische Epen, Nibelungenlied Erkenntnisse: Mnemotechniken (d.h. Erinnerungshilfen) um mündliche Kommunikation zu stabilisieren deutliche Grenzen innerhalb oraler Kulturen bei der Erinnerungsarbeit um Wissensbestände präsent zu halten Konsequenzen: = Erfindung der Schrift = entscheidende Revolution in der menschlichen Kommunikationsgeschichte Bedeutung der Schrift für menschliche Kommunikation: Kommunikationsinhalte ließen sich fixieren & speichern (unabhängig von Sender & Empfängers face-to-face- Überwindung räumlicher Kommunikation) = Entfernungen und zeitlicher Kommunikation ohne räumliche & Distanzen zeitliche Präsenz Effekte: Überlieferung setzt ein Traditionen entstehen Entstehung von Grundlagen der Organisation von Gesellschaften (Handel, Rechtswesen, Religion & Staatlichkeit Neue Beschreibstoffe (Papyrus, Pergament) ABER: Dass sich mit der Erfindung der Schrift der Übergang von oraler zur literalen Kommunikation vollzog, bedeutete noch keinen Boom der schriftlichen Kommunikation Teilhabe an literarer Kommunikation: (elitäres Privileg) Sprechen wird automatisch im Rahmen menschlicher sekundäre menschliche Sozialisationsprozesse in face-to- face-Kommunikation erworben = Fähigkeiten Lesen und Schreiben -sekundäre menschliche Fertigkeit Effekte: teilhabe an literaler Kommunikation = elitäres Privileg Besonderheiten Schrift wurde anfangs bevorzugt für ganz bestimmte formelle, ritualisierte Zwecke verwendet (z.B. Inventare, Gesetze, Verträge) Individuelle Nutzung meist nur in elitären Kreisen Orale Kommunikation wird durch schriftbasierte Kommunikation ergänzt Eckdaten zur Kommunikation in der Frühgeschichte/Antike Nicht ausweniglernen Entwicklung der menschlichen Kommunikation (ohne Schrift) Erste Urformen der menschlichen Sprache (ca. 150.000 v. Chr) Erfindung der Papyrusrolle (ca. 3.000 v. Chr) frühe Drucktechnik mit Druckplatten aus Ton in minoischen Kultur (ca. 1.700 v. Chr) Pergament als Beschreibstoff entwickelt (13. Jh v. Chr) Feuer- Rauchzeichentelegrafie (12. Jh. v. Chr) Sprechrohrverbindung auf Sardinien (11. Jh. v. Chr) Delphisches Orakel als Kommunikationszentrum (8. Jh. v. Chr.) Idee der Bibliothek entstand in Griechenland (6. Jh. v. Chr) Kleoxenos & Demokleitos erfinden Fackeltelegraphie, erste Aufzeichnung musikalischer Werke, Zensur & Bücherverbrennung ( 5. Jh. v. Chr) Feuertelegraf, Camera Abscura, Postwesen, Museion Akademie in Alexandria (4. Jh. v. Chr.) schwarze Tinte & Diptychon (=Urmodell des Codex), erste Orgel (3. Jh. v. Chr) Historiker Polybios beschreibt Fackeltelegrafie (2. Jh. v. Chr) Cursus publicus, Handrechenmaschine, Tachygrafie als erste Form der Stenografie (1. Jh. v. Chr) - Codex setzt sich als Buchform durch, Bibliotheknetzwerk im Römischen Reich (1. Jh. n Chr) => ca ab 2./3. Jh. n. Chr. beginnender Zerfall des Römischen Reiches Entwicklung der Schriftkultur: altbalkanische Schrift der Vinca-Zivilisation auf Ton (5300 v. Chr) Keilschrift der Sumerer auf Ton (ca 4. Jh. v. Chr.) Hieroglyphen der Ägypter auf Baumrinde bzw Papyrus alkretischen Hieroglyphen auf Ton (ca. 3. Jh. v. Chr.) Zeremonialschrift der Indus Kultur auf Tierknochen Scapulomantik der chinesichsen Shang-Dynastie auf Tierknochen (ca. 13. Jh. v. Chr) Alphabete der Phönizier (ca. 17. Jh. v. Chr) Griechen (9. Jh. v. Chr) Hebräer Etrusker (8. Jh. v. Chr) - Aramäer Römer (7. Jh. v. Chr) Araber (6. Jh v. Chr) Vorstufen der (Massen-) Kommunikation in der Antike 1. Rhetorik gr. rhetorike techne, lat. ars oratoria = Redekunst, Kunst gut zu sprechen Kommunikationsweise in institutionalisierter Form sowohl Theorie und Praxis des kunstgerechten und wirkungsvollen Rede => zum Beispiel Aristoteles „Rhetorik“ (um 300 v Chr): frühes, einfaches Kommunikationsmodell: zu einer Rede gehören drei Dinge - ein Redner, ein Redeinhalt & Zuhörer drei Hauptformen des Publikums bzw Kommunikationssituation: - Geschichtsrede von der Justizversammlung - Festrede von der Festversammlung - Volksrede von der Volksversammlung Rhetorik = Affektenlehre + Überzeugungskraft (Persuasion) = wirkungsvolle Argumentation Entstehung in Sizilien Gründung der Redeschule der Sophisten in Athen durch Gorgias von Leontinoi im Jahre 427 v. Chr Sophisten = Urväter kommunikativer Manipulation Platon Gegner der Strömung Antike Rhetorik zeigt Verbindung zwischen politischer Organisation & Formen der Kommunikation einer Gesellschaft Blütezeit: attische Demokratie, Zeitalter der römischen Republik Beispiel: Cicero: De Oratore, 55 v. Chr. = Meister der antiken Redekunst 2. Römische Staatszeitung (Acta diurna bzw. urbis) In Rom etablierte Kommunikationsform, die heutigen Informationsmedien ähnelt Publikationsform = Acta diurna bzw Acta urbis => tatsächlich: Anschlagzettel, öffentlich ausgehängt Problem: Keine Überlieferung eines Originals sekundäre Quellen: Erwähnungen in zeitgenössischen Briefen & der römischen Geschichtsschreibung Zeitraum: 59 v. Chr. = Anordnung von Caesar; Letzte Erwähnung: 222 n. Chr Mitteilungen aus drei verschiedenen Quellen: - Protokolle der Senatsversammlungen - Bekanntmachungen aus den Annales Maximi - Informationen aus amtlichen oder privaten Briefen Mitteilungen über Neuigkeiten, Wichtigem Römische Staatszeitung => Aktualität => Kommunikationsmittel, das konstitutive Merkmale regelmäßige Veröffentlichung späterer => Periodizität Massenkommunikation bzw publizistischer Medien zumindest in Rom allgemein zugängig aufweist => Publizität boten eine gewisse thematische Vielfalt => Universalität 3. Römische Staatspost (Cursus publicus) & Nachrichtenwesen Existenz bürokratisch regierter antiker Großreiche hing vom Kommunikationssystem ab Nachrichtenverkehr zunächst für militärische und staatspolitische Zwecke Kaiser Augustus etablierte Cursus publicus => höchst entwickelte Form eines Kurier- und Botendienstes als Stafettensystem Leistungsfähigkeit setzte Straßen & Wegesystem sowie personelle & technische Abwicklung voraus aber: nicht für die Allgemeinheit Außerdem sind aus der Antike Signalsysteme telegraphischer Art bekannt aber: nur einzelne, vorher vereinbarte Bedeutungsinhalte konnten übertragen werden Geschichte der Ideen komplexer als die tatsächlich umgesetzten Verfahren bzw Apparaturen 03. Vorlesung Mittelalter 1. Kommunikation & Öffentlichkeit im Mittelalter Erzählerin / Erzähler Ritualisiertes Fest mit Spielen Fahrende Dorf T Y Fahrende - M - Hofnarr Blatt Sänger Hof / Burg Fahrende Stadt Buch Blatt X Brief F Markplatzt Brief T heater Bettelmönche R Kloster / Kirchenraum Universität Brief Buch Kirchentheater Magister Pfaffe/ Prediger Brief Glasfenster breites Spektrum von Formen der Kommunikation = Partikularismus korporative Einrichtungen = Orden, Klöster, Universitäten , Zünfte, Magistrate 2. Exemplarische Formen der Kommunikation im Mittelalter Kommunikation in der Burg: Stellung des Narrs: Narr & Sänger Korrektiv des Herrschenden Vermittler zwischen Kirche und Welt Kommunikation auf dem Land: Sündenbock & Quelle des Bösen Feste & Spiele Unterhaltung, Ratgeber, Protest Vermittlung, Systemstabilisierung Kommunikation in der Kirche: Die Predigt = systemisches Kommunikationsmedium Kommunikation in der Stadt: Sänger: Marktplatztheater Nibelungenlied: - 1. Strophe = sog. Prologstrophe Intersystemische Kommunikation: - zwei Stoffkreise: Bettelmönche & Fahrendes -> Siegfrieds Jugend, Tod Volk -> Untergang der Burgunden = historischer Kern Beispiel Sänger: Walther von der Vogelweide Autor: - fahrender Sänger (cantor) Werke: - über 500 Strophen in mehr als 100 Tönen = 90 Lieder; 140 - 150 Sprüche - konzeptuelle Weiterentwicklung des Minnesangs & Kritik an der Hohen Minne - höfische Form der Spruchdichtung Ich saz uf eime steine ( Walther von der Vogelweide) Erster Abschnitt (1 - 5) = enge Korrespondenz zwischen Text und Autorbild me Zweiter Abschnitt ( 6 - 14) = Sorge um den Zustand der Welt sog. Zeitklage (laudatio temporis acti) Die Predigt: (Kirche) = Vermittlung zwischen Gelehrten- & Volkskultur Funktionen= Durchsetzung von Normen, Wissensvermittlung, Propaganda Kann als frühes Massenmedium angesehen werden Kirche = einzige Instanz die Gesellschaftsschichten & überlagernde korporative Einrichtungen überwinden konnte Feste & Spiele (Dorf/Land) = einzige Gelegenheit zur Kommunikation außerhalb der Familie Funktionen: Unterhaltung, soziale Kontrolle, Informations- & Nachrichtenverbreitung Marktplatztheater: (Stadt) = Etablierung einer neuen bürgerlichen Öffentlichkeit der Kommunikation Funktionen: ökonomische Kommunikation ( Handel, Handwerk), Kommunikation im Rahmen von Dienstleistungen (Barbiere, Quacksalber), Unterhaltung, Subversion (Bettler, Gauner, Prostituierte), Informations- und Nachrichtenverbreitung inkl Propaganda ( Herolde, öffentliche Vorlesungen & Predigten) intersystemische Kommunikationsformen Bettelmönche: öffentliche Predigten, Beteiligung an der Inquisition - Funktionen: Wissensvermittlung, Stabilisierung normativer Ordnung, Propaganda Fahrendes Volk: Mobilität als Katalysator gesellschaftlicher Veränderungen - Funktionen: Gegen-Kultur zur herrschenden, christlich-lateinisch dominierten Kultur Teilöffentlichkeiten Hof/ Burg = Kernstück der feudalen Gesellschaftsordnung Dorf = 90% der Bevölkerung erwirtschafteten die materiellen Grundlagen für Hof/ Burg Kloster/ Universität = Bildungsmonopol (Latein, literale Kultur) Kirche = einzige zentrale Institution mit Querschnittfunktion, Durchdringung aller Teilöffentlichkeiten Stadt = ständische Ordnung durch Schichtenmodell abgelöst, Macht basiert nicht auf Grundbesitz sondern auf Geld 04. Vorlesung Frühe Neuzeit Domänen des gesellschaftlichen Wandels Zeitraum von 1400 bis 1700 (aber: Epochengrenze als Konstruktion beachten) politischer, wirtschaftlicher & sozial-kultureller etc Wandel beeinflusst den Wandel der öffentlichen Kommunikationsformen (=interdisziplinär kontrovers in der Forschung diskutiert) Stichworte für Indikatoren des gesellschaftlichen Wandels Humanismus & Renaissance (15. Jh.) Erfindung des Buchdrucks (ab ca 1450) Ausdifferenzierung des Ständewesens (15./16. Jh.) Reformation & Gegenreformation (ab 1517) Kriege (Bauernkriege [zB 30jähriger Krieg 1618-48]) Absolutismus (Höhepunkt = Sonnenkönig Ludwig XIV Frühkapitalismus & Merkantilismus Bevölkerungsentwicklung in der Frühen Neuzeit: Erklärung Grafik s. 14 Explosion von Bevölkerungswachstum nach 1700: Gründe: Krisenzeiten, Pestepidemie, Naturkatastrophen (1400 - 1700) 60 auf 90 Mio Gesamt Europa Einbruch Deutschland: 1600 = 30 Jähriger Krieg Begriffliche Pointierungen: Rationalisierung (Max Weber) Prozess der Zivilisation (Norbert Elias) Sozialdisziplinierung (Gerhard Oestreich) dominante Assoziation mit dem Begriff der „Krise“ => retrospektiver Fokus, negativ konnotiert alternative Assoziation mit dem Begriff des „Aufbruchs“ => prospektiver Fokus, positiv konnotiert Aufbruch aus dem festgefügten religiösen Bezugsystems des Mittelalters: geistiger Erneuerung im Rückgriff auf die Antike religiöse Neubestimmung im Zuge der Reformation Ausweitung des internationalen & interkontinentalen Handelns naturwissenschaftliche Entdeckungen , Rationalisierung, Säkularisierung kommunikationshistorisch fundamentaler Wandel von Oralität zu Druckmedien Unterhaltungskultur in der Renaissance: Tanz Die Renaissance hat im Rückgriff auf die Antike den Tanz, der im Mittelalter lediglich als Bauerntanz auf dem Lande und als sog. Totentanzdarstellung präsent war, als natürlichen Ausdruck der Freude bei festlichen Anlässen nicht nur wiederentdeckt, sondern neu profiliert und als Kunstwerk etabliert Tanz als reiner Zweck der Kommunikation wird nun zur Kunst Mündliche Publizistik: Legat, Herold, Ausrufer personengebundene Form der mündlichen Publizistik in standes- bzw. schichtenspezifischen Räumen drei historische Formen bzw publizistische Typen mit ähnlichen Funktionen: normative Stabilisierung, Bekanntmachung von Rechtsverordnungen & Gesetzen => Weiterentwicklung bis zum Stand/Beruf des Diplomaten bzw Reklameschreiers 1) päpstlicher Legat Person die den Papst repräsentiert (stellvertretende Machtinstanz) übte Gerichts- u. Strafgewalt über die höchsten regionalen & lokalen kirchlichen Autoritäten einschließlich Bischöfe & Erzbischöfe aus Übernahme diplomatischer Aufgaben gegenüber weltlichen Fürsten Etablierung eines Gesandtschaftswesens ab dem 15. Jh 2) Herold Antike: Abgesandter, z.B: Überbringung von Kriegserklärungen Mittelalter: höfischer Beamter, zuständig für Hofzeremoniell, Turnierordnung, Entscheidungen im Lehnswesen, Feldbekanntgabe, Führung der Chronik => In der Frühen Neuzeit: Ausdifferenzierung des Amtes nach Rangstufen, zunftmäßige Organisation Ausweitung bzw Verlagerung der Aufgaben außerhalb von Hof/Burg Funktionen: Berichtswesen über öffentliche Vorgänge z.B. Reichstage personaler Nachrichtenträger Überbringer von Botschaften Gesandter & Verhandlungsführer im militärisch-diplomatischen Bereich Quartiermeister, Repräsentant, Vermittler spezifische Merkmale/Besonderheiten: sozial institutionalisiert, bereits ab dem 15. Jh. festes Jahresgehalt Vielsprachigkeit, Redegewandtheit, Diskretion Kleiderordnung, Wappenträger, kulturelle Attribute: Zepter/ Zeremoniestab Schutz- oder Geleitbriefe, sollten Unantastbarkeit garantieren Niedergang ab Mitte des 16. Jahrhunderts durch religiöse Spannungen & Missachtung der Unantastbarkeit 3) Ausrufer juristisches Sprachrohr, Rechtssprecher Funktionen: Vermittlung von Gesetzestexten der weltlichen Behörden an entscheidungskompetende Rechtsanwender & eine breitere Öffentlichkeit bzw städtische Bevölkerung Rechtsschutz durch Publikmachen durch mhd./fnhd. schreien, ausruefen, melden kund tuon, verkunden, bekannt tuon Öffentlichkeit wird gegen Vergessen von Normen & Gesetzen immunisiert =/ Vermittlung der Richtlinien zur Umsetzung = Vermittlung des Anspruchs auf Einhaltung der Gesetze & Verordnungen spezifische Merkmale/Besonderheiten: Bediensteter lokaler Obriigkeiten steht in der Traditionn des Nachtwächters (Kontrollfunktion, Vermittlung von Sicherheit) & des mittelalterlichen Marktschreiers (Kauf- & Werberufen) => Weiterentwicklung zum Beruf des Reklameschreiers Weiterentwicklung mündlicher Publizistik Päpstlicher Legat Herold Ausrufer Diplomat Reklameschreier 05. Vorlesung Typographische Kommunikations(r)evolution(en) Erfindung des Buchdrucks als Kommunikations(r)evolution? Buchdruck als High-Tech des 15. Jahrhunderts Erfindung der Drucktechnik Mitte des 15. Jahrhunderts gilt als Beginn der Massenkommunikation exemplarische Vorstufen: Stempeldruck Holztafeldruck mitteleuropäische Diskus von Phaistos Diamant-Sutra Blockbücher (ca 1650 - 1600 v Chr) (868 n. Chr) (15. Jh) auf Kreta gefunden stammt aus dem wurden aus Holzblock in Ton gebrannt ältesten Druck geschnitzt Aus Ausgrabungsstätte von eines Buches durch handschriftliche Phaistos Herstellung: Seite Elemente ergänzt Scheibe zeigt spiralförmig wurde aus einem Biblia Pauperum = Großteil aus angeordnete Bilderschrift Stück Holz Bildern, weil viele nicht Lesen erinnert an ägyptische geschnitzt konnten Hieroglyphen Schriftzeichen: Passepartout mit einzelne Stempel die in Ton entweder in Holz Prophetendarstellungen in gedrückt wurden geschnitzt oder den Ecken & Rahmen => allererster komplizierter bewegliche Gegenüberstellung von alt- Textkörper mit Schriftzeichen testamentlichen Typen (li,re) wiederverwendbaren & neutestamentlichem Stempeln Antitypus (Mitte) technische Effektivität & Praktikabilität machen Gutenbergs Erfindung im Vergleich zu den exemplarischen Vorstufen zur Innovation Buchdruck - Erfindung durch Johannes Gutenberg (um 1397-1468), eigentlich Gensfleisch) => hochkomplexer, aus Teil-Leistungen bestehender technischer Fertigungsprozess - Worte und Texte werden aus beweglichen Einzelbuchstaben zusammengesetzt Was erfand Gutenberg? Bleilettern: Handgießgerät: Druckerpresse: Druckerschwärze Groß- und Hohlform, mit Mit Lettern bestückte aus Ruß, Öl und Kleinbuchstaben deren Hilfe die Drucktafeln wurden Harzen und Satzzeichen, Lettern schnell eingespannt, der Druck mit denen sich einheitlich und des Gewindes sorgte für jeder beliebige ordentlich einen gleichmäßigen Text setzen ließ hergestellt werden Farbton auf dem Blatt konnten => Kenntnisse aus verschiedenen Bereichen kamen zusammen, Druckerpresse = Weinbau, Handgießgerät = Goldschmiede Effekte der typographischen Innovationen Primär = Drucktechnik & Druckwerke betreffend Vervielfältigung (Multiplikation) Beschleunigung & Parallelisierung der Rezeption Kostensenkung Vereinheitlichung der Druckwerkproduktion (Standardisierung) (!Fehlermultiplikation!) Sicherung von Texten (Konservierung) Gliederung & Reorganisation (Rationalisierung) Steigerung der Reichweite der Kommunikation (Distribution) Sekundär = sozial- & kulturgeschichtlicher Wandel Zwang zur Vereinheitlichung von Sprache & Schreibregeln Vernetzung der Informationen (Standardisierung) (Rückkopplungseffekte) Rezeptionswandel: individualisiertes Lesepublikum analytischer Umgang mit Texten (Rationalisierung) Überlieferung & Traditionsbildung kulturgeschichtliche Veränderungen zB Reformation & (Konservierung) Gegenreformation, Entstehung der modernen Naturwissenschaften, Herausbildung des Humanismus Ausbreitung der Drucktechnik & Einsatzbereiche 1468 gab es ca. 9 - 12 Druckereien, außer in Mainz u.a. in Bamberg, Straßburg, Köln, Rom, Basel, Augsburg Mitte 16. Jh gab es in ca 350 Städten Europas bereits über tausend Offizien, die insgesamt ca dreißigtausend Titel in 20 Millionen Exemplaren gedruckt haben Offizien = Handwerkslehen in den Druckwerke verkauft und produziert werden Nach Giesecke 1991 sind drei Einsatzbereiche zu unterscheiden: 1. Modernisierung von Kommunikationsabläufen, die mit skriptographischen Mitteln abgewickelt wurden (z.B Kirche, Universität, Verwaltung) 2. Technisierung öffentlicher Kommunikation, wobei tradierte Formen der Bekanntmachung in neuer Gestalt aufgelegt werden 3. Technisierung beruflicher & privater Informationsverarbeitung Modernisierung von Kommunikationsabläufen Kirche Unterricht Verwaltung (Alte Medium „Kodex (Schulbücher (vorgefertigte wurde im Buchdruck werden etabliert) Formulare) simuliert um Übergang zu erleichtern) = Erfüllung bisheriger Zwecke mit neuen technischen Mitteln aber: Änderung von Funktionen & Wirkungen & N X individuelle, zur Änderung des gedruckte Formulare Selbstreflexion Verhältnisses von ermöglichen einladende Lehrer und Rationalisierung der Bibellektüre Schüler, Verwaltungskommuni Erleichterung durch Schulbuch trat in kation Ausgaben in der Konkurrenz zur Volkssprache persönlichen Instruktion Vorformen: Brief & geschriebene Zeitung Brief seit der Antike = Urform indirekter Kommunikation Briefe enthielten in der frühen Neuzeit neben individuell zugeschnittenen Inhalten häufig auch einen Teil mit allgemein interessierenden Neuigkeiten = Kerninhalt publizistischer Nachrichten Neuigkeiten bildeten eine eigene, expandierende Rubrik im Brief mit Einleitungsformeln oder Überschriften (z.B. Zettel, Zetung, Novitates) Effekt: Trennung von öffentlicher und privater Kommunikation = Beginn der Nachrichtenberichterstattung in sogen. Brief Zeitungen kommerzielle Weitergabe von Abschriften der öffentlichen Kommunikationsteile = sog. geschriebene Zeitungen Beispiel: „Fuggerzeitungen“ (16./17. Jh) = interne Handelshaus Korrespondenz aber nicht allgemein zugänglich geschriebenen Zeitungen existierten parallel zum aufkommenden Druckverfahren & lieferten den Rohstoff für publizistische Druckwerke Einblattdruck, Flugblatt, Neue Zeitung Die Erfindung der Drucktechnik ermöglichte die Vervielfältigung und öffentliche Verbreitung von Nachrichten mit Hilfe von sog. Einblattdrucken Definition: Einblattdrucke sind einseitig bedruckte Blätter, die außer typographischem Druck häufig auch Illustrationen enthielten => publizistischer Gattungsbegriff Flugblatt => alternativer Begriff ,Neue Zeitung‘ leitet sich aus den originalen Titeln ab 1502 erster Beleg im Zwischentitel „Newe Zeytung von orient und auff gange“ 1508 erster Beleg im Haupttitel “Copia der Newen Zeytung auß Presillg Landt” Als besonders kommunikationsgeschichtliches und kulturhistorisches Quellenmaterial sind Einblattdrucke, Flublätter oder Neue Zeitungen bereits im 19. Jahrhundert ‘entdeckt’, archiviert und bibliographisch erfasst worden Format: EInblattdrucke besaßen eine weitgehend standardisierte Aufmachung Kopf = Überschrift Bezeichnung von Intention & Funktion Aufmerksamkeitslenkende Signalwörter Illustration: = Blickfang & Veranschaulichung Textsatz = meist Prosa Herstellung und Distribution: - beteiligte Berufsstände: >Drucker = Federführung > Korrespondenten, (Zeitungs-) Schreiber > Briefmaler > Formschneider und Kupferstecher > Händlern & Ausrufer/ Zeitungssänger - Druckauflagen: > 1.000 bis 1.500 Exemplare > Wiederverwendung von Illustrationen => Ökonomische Zwänge > Raubkopien Adressaten = breitere Öffentlichkeit mit noch eingeschränkter Lesefähigkeit Inhalte/ publizistische Merkmale: - Aktualität: Sensationsberichterstattung - politisch-militärische Berichterstattung - weitere Themen: Recht sowie Kirche & Religion jeweils 5%, Gesellschaft 4% Flugschrift Abgrenzung zum Flugblatt: - mehrseitiger Umfang charakteristisch - durch den größeren Umfang dienen die Nachrichten nicht nur der bloßen Information, sondern vielmehr der Einflussnahme auf Meinungen & Überzeugungen Funktion: Flugschriften sind Kommunikationsmittel für Propaganda und Agitation Format/Gestaltung: - meist nicht länger als acht Seiten - in der Regel im handlichen Quartformat (ca. 35 - 40 cm) - Titelseiten mit ornamentalem Schmuck Verbreitung: - Flugschriften Boom seit der Reformation: Allein von 1517 bis 1518 stieg die Zahl der Flugschriften um mehr als 500% an - durchschnittliche Auflage von 1.000 Exemplaren - wiederholte Neuauflagen oder Nachdrucke Inhalte: - Die Flugschriften des 16. Jahrhunderts waren inhaltlich und formal vielgestaltig - satirische, moralisch vernichtende (Bild-)Sprache = Ursprünge der Karikatur - Abkehr vom Lateinischen zugunsten deutschsprachiger Publikationen - Hauptthemen = theologische Fragestellungen Textsorten - Zu den Standardformen gehörten Predigten, Sendbriefe, geistliche Lieder, Gebete, historische Volkslieder, Aktenpublikationen, Mandate & fingierte Urkunden - Beliebt war die Dialogform, in der gegensätzliche Standpunkte als Streitgespräch oder Disputation formuliert bzw inszeniert werden konnten => Besonders gut geeignet für kommunikationsgeschichtliche Analysen Die Blüte der Gattung hing besonders stark von politischen & konfessionellen Gegensätzen ab Messrelation Definition: Die Messrelation erschien (halb)jährlich zu den Handelsmessen, wodurch sie ihren Namen erhielt. Darin wurden Nachrichten aus den dazwischen liegenden Monaten gesammelt , denen es allerdings den Erscheinungsintervallen entsprechend an Aktualität fehlte Format/ Gestaltung: - ungebundene Druckschriften in Heftform & Quartformat (ca 35 - 40 cm) - Umfang durchschnittlich 100 Seiten - lateinische Titel Annales, Breviarium, Calendarium historicum, Relation historica - deutschen Titel „Begriff“, „Bericht“, „Chronik“, „Historische Beschreibung“ Als erstes Druckwerk dieser Art gilt die 1583 in Köln gedruckte Relatio historica, die Michael von Aitzing zur Frankfurter Herbstmesse herausbrachte Inhalte: - Die Autoren der Messrelationen sind meist namentlich bekannt. - Inhaltlich ging es vor allem um die Darstellung politisch-kirchlicher Konflikte (z.B. Vordringen der Gegenreformation) oder politisch-militärische Konflikte (Truppenaufmärsche, Kampfhandlungen) publizistische Merkmale: - eingeschränkte Aktualität - eingeschränkte Themenvielfalt (/= Universalität) aber: - Öffentlichkeit der Nachrichtenkommunikation (Publizität) - erstes gedrucktes Kommunikationsmedium, das regelmäßig erscheint (Periodizität) Serien- & Monatszeitung Als sich im 17. Jahrhundert die Zulieferung von Nachrichten verstetigte, lag es für die Drucker nahe, Neue Zeitungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu drucken Dabei wurden die Druckexemplare gelegentlich durchnummeriert. In solchen Fällen kann man von Serienzeitungen sprechen Die ältesten erhaltenen Serienzeitungen stammen bereits aus dem Jahr 1566. Einen entscheidenden Durchbruch zum periodischen Erscheinen brachte aber erst eine unter dem (Jahres-)Titel „Annus Christi“ 1597 publizierte Monatszeitung Inhalte: - Berichtet wird über ‚denkwürdige‘ Ereignisse, die sich im vergangenen Monat zu getragen hatten oder die inzwischen bekannt geworden waren - Im Mittelpunkt stand die Politik (z.B. Türkenkämpfe, Freiheitskampf in den Niederlanden, österreichischer Bauernaufstand) Format/ Gestaltung: - Bereits im Titel wurden die Länder genannt, aus denen die Nachrichten kamen - Titelschmuck & Marginalien = Vorform von Schlagzeilen für die einzelnen Berichte - die Durchformung der Texte durch einen Verfasser Effekt: Einheitlichkeit bzw Geschlossenheit publizistische Merkmale: = Das Prinzip der Serialisierung markiert den Übergang zur Periodizität 06. / 07. Vorlesung Institutionalisierung & Expansion der Massenkommunikation Effekte der Herausbildung publizistischer Kommunikation Kontrollmaßnahmen & Verrechtlichung Vervielfältigung und Distribution verschiedenster Druckerzeugnisse forcierten verschiedene Kontrollmaßen und eine normative Reglementierung- Konsequenz: Verrechtlichung der Massenkommunikation Beispiele/ Fakten: 1475 erschien das älteste Buch mit Zulassungsvermerk der Universität zu Köln 1486 wurde im Bistum Mainz eine Zensurkommission eingerichtet 1487 erließ Papst Innozenz VIII. allgemeine Richtlinien zur Handhabung der Zensur Exkurs zum Zensur-Begriff Zensur (lat. censura = ,schätzen, beurteilen, prüfen‘) „Zensur, im allgemeinen Sprachgebrauch Bezeichnung für jede (staatliche) Kontrolle und jedes Verbot von Druckschriften. Zensur im Rechtssinne liegt nur und immer dann vor, wenn der Staat die Veröffentlichung von Publikationen unter einen Genehmigungsvorbehalt stellt, ihre Zulässigkeit also davon abhängig macht, dass vor ihrem Erscheinen eine staatliche Erlaubnis (‚Imprimatur‘) eingeholt worden ist.“ (Branahl 2013: 387) Zensur bestand in der amtlichen Prüfung eines Werkes schon vor dem Druck = Präventivzensur Die Durchsetzung der Kontrollmaßnahmen erfolgte zunächst durch die Kirche, danach von weltlichen Instanzen übernommen bis zur staatlichen Zensur kirchlicher Index: 1564 Konzil von Trient, Einführung des „Index liborum prohibitorum“, erst 1966 von Papst Paul VI. außer Kraft gesetzt weltliche Maßnahmen: 1496 bestellte Kaiser Maximilian I. einen ‚Generalsuperintendenten des Bücherwesens in ganz Teutschland[sic!]“ 1512 erstes kaiserliches Bücherverbot Etablierung der staatlichen Pressekontrolle unter Kaiser Karl V. (1519 - 1556) weitere Maßnahmen: 8. Mai 1521 verbot der Reichstag in Worms die Schriften Martin Luthers 1529 verordnete der Reichstag in Speyer die staatliche Vorzensur 1530 verfügte der Reichstag in Augsburg, dass jedes Druckwerk den Namen von Drucker und Druckort ausweisen muss => Impressumspflicht (bis heute gültig!) Ab 1570 waren Druckereien nur noch in Residenz-, Universitäts- oder Reichsstädten zugelassen => Bei Nichteinhaltung der Gesetze drohte Druckern Berufsverbot, Druckwerke wurden eingezogen Aber: Dass Die Maßnahmen zur Pressekontrolle im 16. Jahrhundert in so dichter Folge immer wieder erneuert, ausgedehnt und verschärft wurden, indiziert, dass die geschaffenen Gesetzesgrundlagen nicht den nötigen Erfog hatten Funktionen & Wirkungen Kaiser Maximilian I. war der erste deutsche Herrscher, der am Ende des 15. Jahrhunderts bereits planmäßig Nachrichtenpolitik mit Hilfe von Druckschriften machte Eine Serie publizistisch ausgetragener geistiger und sozialer Konflikte zieht sich durch das 16. Jahrhundert Funktionsspektrum Wissensvermittlung Erzeugung von Gefühlen & Affekten (Unterhaltung) Überzeugung & Mobilisierung (Propaganda, Politik) sozialdisziplinäre Regulierung menschlichen Verhaltens (Zivilisationsprozess) Herausbildung von Gruppenidentitäten Herstellung von Öffentlichkeit, Zugang zu Ereignissen & Themen (Publizität) Insbesondere die Umbruchsituation während der Reformation erzeugt eine Sozialgruppen und Standesdenken überwindende Kommunikationssituation, die als Vorform bügerlicher Öffentlichkeit charakterisiert werden kann Ausdifferenzierung des Zeitungswesens Vorbemerkungen Fokus auf quantitative, inhaltliche & funktionale Gesichtspunkte Nachrichten wurden (weiterhin) unter Angabe von Ort und Datum aneinander gereiht, meist ohne Überschrift, Schlagzeilen, Gruppierungen oder sonstige redaktionelle Gestaltung Stil = faktographisch, neutral Darstellung = unparteiisch, kaum wertend Oktavformat = rückäufig Umfang: von 4 - bis zu 8 Seiten erweiter, insbesondere durch Beilagen zu besonderen Anlässen Erscheinungsweise: steigerte sich langsam von zweimal auf viermal wöchentlich Effekt: Kontinuität der Berichterstattung gestärkt Druckkapazität = max 5.000 Exemplare täglich Gesamtentwicklung = quantitative Expansion, qualitative Diversifikation Politische Zeitungen zunehmende Zeitungsdichte ab 2. Hälfte 17. Jh Neben Residenz-, Handels- & Universitätsstädten beteiligten sich auch kleinere Städte an der politischen Publizistik beginnende Konkurrenz auf dem Zeitungsmarkt (insbes. Hamburg, Köln, Nürnberg, Frankfurt/M) Spitzenreiter war der „Hamburgische unpartheyische Correspondent“ (13.000 -> 27.000 Exemplare) 1 Exemplar hatte durchschnittlich 10 Leser einberechnete Distributionsaspekte = Kollektivabbonnements, Lesegesellschaften, Auslagen in Kffeehäusern & Gasthöfen, Nutzung in Schulen & Universitäten, Vorlesen & Vorsingen Stats- u- Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten (1731) im späten 18. Jahrhundert wurden ca drei Millionen Menschen von deutschen Zeitungen erreicht Von der Zeitungskommunikation ausgeschlossen sind Frauen und Analphabeten Inhalte: - militärisch-politische Ereignisse - Reiseberichte, diplomatische Verhandlungen - 3/4 Auslandsberichterstattung - bis 1789 keine Lokalnachrichten Wirkung: - Mentalitätswandel - Herrschaftshandeln konnte hinterfragt werden - Herausbildung des bürgerlichen Selbstbewusstseins => Plattform bürgerlicher Aufklärung Ausnahme zur faktographischen Berichterstattung = ‚Gelehrte Artikel‘ (ab 1731) - Inhalte: Buchbesprechungen & wissenschaftliche Nachrichten - Ziele: vernunftgemäße Ethik & praktische Verbesserungen = Beginn des Kulturressorts Beginn redaktionell ‚gefärbter‘ Rubriken Beispiele: Gotthold Ephraim Lessing (1751-5) = Redakteur der Rubrik „Von Gelehrten Sachen“ & Beilage „Das Neueste aus dem Reiche des Witzes“ Christian Friedrich Daniel Schubart (1774 - 7) = Herausgeber „Deutsche Chronik“ aber: Grenze zur Zeitschrift überschritten durch literarische Beiträge, Anekdoten, Fabeln, Gedichte, musikalische Beilagen Anzeigenblätter den zweiten Zeitungstypus stellten die sog, Intelligenzblätter dar (von lat. intellegere = Einsicht nehmen), die aber gemäß der Inhalte besser als Anzeigenblätter zu bezeichnen sind Im 17. Jh. hat es nach französischen Vorbild bereits Anzeigen in Zeitungen gegeben: Suchanzeigen, Auktionsanzeigen, Stellenanzeigen, Anzeigen für Arzneimittel Werbeanzeigen für Gasthäuser, Werbeanzeigen für Privatlehrer 1722 „Wochentlichen Frag- und Anzeigungs-Nachrichten“ = erstes deutsche Anzeigenblatt Funktionen: - Ankurbelung von Warenverkehr & Arbeitsmarkt - Bekanntmachung amtlicher Nachrichten Instrument, um die Macht der Gilden & Zünfte zu steuern Bestimmte Berufsgruppen wie Beamte, Rechtsanwälte, Pfarrer, Magistrate, Zünfte etc. waren zum Bezug verpflichtet marktwirtschaftlicher Doppelcharakter: Gewinnquelle & Beeinflussungsinstrument Förderung des Handels & der Industrie stand im Mittelpunkt, damit der Staat aus der Wirtschaft möglichst vielen Steuereinnahmen erhielt Monopolcharakter: = Einflussnahme auf die Warenzirkulation - Verbot von Anzeigen in anderen Zeitungen - erst 1850 wurde das Anzeigenwesen freigegeben Zur Zeit der Aufklärung erschienen ca 220 Anzeigenblätter, meist aus privater Initiative Erscheinungsweise: - anfangs einmal später dreimal wöchentlich, teils sogar täglich Umfang: meist vier Seiten - 1.427 Anzeigen im Jahr 1730, Steigerung bis 2.451 Anzeigen 1780 Ordnung nach Rubriken neben ökonomischen & amtlichen Anzeigen kamen auch Privatanzeigen hinzu: Verlobungen & Eheschließungen, Todesfälle, Geburten außerdem: Steckbriefe, Gerichtstermine & Begnadigungen, Informationen über Beförderungen & Versetzungen, Einladungen zu Bällen & Soireen, sog. ‚Torzettel‘ = Informationen über Zugereiste, Durchgangsreisende Illustrationen zu Anzeigen sind erst ab 1827 überliefert Zur Attraktivitätssteigerung wurden Gelehrte & Professoren verpflichtet, redaktionelle Beiträge & wissenschaftliche Artikel zu verfassen Später gab es zur Volksaufklärung gemeinnützige Beiträge aller Art Auflockernde unterhaltsame redaktionelle Beiträge, Rätsel & Preisausschreiben, didaktische Textgestaltung sicherten das Interesse einer sehr heterogenen Leserschaft => sozialintegrative, schichtenübergreifende Funktion, Entstehung in der ländlichen Provinz Finanzierung durch duales Prinzip: Bezugsgebühren & Anzeigen (wie heute) Auflagen: zwischen 100 & 3.000 = ca 1.800 Anzeigenblätter mit 30.000 Exemplaren Verbreitung: pro Exemplar 20 Leser, gesamt ca 1 Million 4 Entwicklungsstufen reine Anzeigenblätter, organe gemeinütziger-ökonomischer Aufklärung, literarisch-moralische Ausgestaltung, Öffnung zur politischen Berichterstattung Grenze zwischen Zeitungstypen verwischt Wochenblätter Gegen Ende des 18. Jh entstanden sog Bauernzeitungen, die sich als Wochenzeitungen an Unterschichten und die breitere Bevölkerung richteten Beispiel: „Zeitung für Städte, Flecken, Dörfer, insbesondere für die lieben Landleute alt und Jung“ (ab 1786) Veröffentlichung erster Leserbriefe, die der Leserbindung dienten Funktionsüberschneidungen: hinsichtlich der Kommunikationsform mit: - gesprochener Sprache - Flugblatt & Flugschrift - Kalender inhaltlich: - Belehrung & Unterhaltung - Politik - Wissenschaft & Landwirtschaft Belehrung & Unterhaltung z.B „Bauernfreund“ mit belehrenden Artikeln zu: Kindererziehung, Gesundheits- & Krankheitsregeln, Briefen, Artikeln, Bekanntmachungen etc Politik z.B „Gespräch eines sächsischen Bauern und Soldaten“ mit politischen Nachrichten in volkstümlicher Sprache (Dialekt) in Gesprächsform, außerdem: Rätsel, lokale Anzeigen, Getreidepreise etc Wissenschaft & Landwirtschaft z.B „Magazin für den Landmann“ mit Abhandlungen über Ackerverbesserung, Schweinehaltung, allgemeine Ökonomie, Bierbrauen etc ergänzt um lokale Nachrichten oder amtlichen Ausschreibungen Funktionen & Wirkung drei dominante Funktionen 1) Information ( politisch, alltagsbezogen) 2) interessengebundene Werbung 3) öffentliche & individuelle Meinungsbildung => Horizonterweiterung Wahrnehmung weltgeschichtlicher Ereignisse z.B Französische Revolution Differenzierung zwischen dem ‚Eigenen‘ & dem ‚Fremden‘ aber: - publizistische Rückstände im europäischen Vergleich durch territoriale Zersplitterung im Deutschen Reich - stark beeinflusst von Zensur Verdichtung von Kommunikation zum übergreifenden System des Journalismus zeichnet sich ab: Unterteilung in Ressorts, Spezialisierung von Redakteuren Adressatenkreis: alle Bevölkerungsgruppen Aber: angeblich dilettantische Rezeption Karikatur = Indikator für Zunahme literaler Kommunikationskompetenz Die Geschichte der Zeitungslektüre ist außerdem eine Geschichte der Gemeinschafts- und Vorleselektüre Distributionsfaktoren = Lektüre in: Kanzleien & magistraten, Schulen & Universitäten, Kaffehäusern, Wirtsstuben, Gasthöfen & Schenken, Abbonementengemeinschaften Lesegemeinschaften, bürgerliche Familien, ländliche Pfarrgemeinden Effekt= quantitative Expansion & qualitatove Diversifikation bewirken eine Umschwung gesamtgesellschaftlicher Massenkommunikation Die Zeitung als Perodikum mit den höchsten Auflagen spricht die breitesten Bevölkerungskreise an = Fundament von Massenkommunikation Abgrenzung zur Zeitschrift/Zeitung Von der Zeitung ist die Zeitschrift zu differenzieren, die vor allem auf die bürgerliche Gesellschaft als Adressatenkreis zielt Im 18. Jh entwickelte sich die Zeitschrift als neuer Typ literarischer & wissenschaftlicher Kommunikation & als operatives Medium der Aufklärung Charakteristisch sind eine enorme typologische Vielfalt & die unbegrenzte Mannigfaltigkeit der Inhalte sowie Funktionsüberschneidungen mit anderen Kommunikationsformen Gemeinsamkeiten mit Briefen: Übernahme der Universalität der Themen & Formen aber: neue Themenzentrierung Praktisch jeder Themenbereich, jede Gruppe von Themen eignet sich als Objektbereich einer Zeitschrift, allerdings jeweils nur als Zentrum und im Kontrast zu anderen Zeitschriften mit anderen zentralen Themenbereichen. Die Universalität gilt zwar für alle Zeitschriften in ihrer Gesamtheit, nicht aber für die einzelne Zeitschrift als singulären Publikationsträger Effekt: größerer Umfang als Zeitung Zeitschriften erscheinen in zeitlichgestreckter Periodizität: Temporizität = periodische Kontinuität (wöchentlich, monatlich, vierteljährlich) einander folgender Hefte, Nummern oder Ausgaben keine tägliche Erscheinungsweise Effekte= = markante Zeitbezogenheit (Zeit-Schrift = Verschriftlichung von Zeit) = geschichtliche Relation, Buchähnlichkeit & Verleih in Bibliotheken Die Publizität von Zeitschriften unterscheidet sich deutlich von Zeitungen: = Interessenspezifizierung = in der Regel eingeschränkte Ziel- und Lesegruppen, die nicht aufgrund sozialer Bezüge an der Zeitschriftenkommunikation beteiligt sind, sondern nur aufgrund spezifischer Interessen Von Zeitungen unterscheiden sich Zeitschriften durch geringere Aktualität Effekte: = größere Ausführlichkeit, Raum für Hintergrundinformationen - Zeitschriften präsentieren ihre Themen & Gegenstände stets in fachspezifischen bzw mit Einschränkungen auch in ihren politischen, wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Kontexten, also ganzheitlichen Zusammenhängen => Kontextualisierung Vom Flugblatt übernahm die Zeitschrift ca ab 1788 die Bebilderung: = Visualisierung charakteristische Merkmale von Zeitschriften: Themenzentrierung, Temporizität, Interessenspezifizierung, Kontextualisierung, Visualisierung Quantität: vor 1700, ca 70 Titel Auflage: 200 bis 2.000 Exemplare um 1750, ca 300 - 400 Titel Verbreitung: - bevorzugt in Handels- bis 1830, ca 7000 Titel Reichs-, Residenz- & Universitätsstädten Aber: weniger standortgebunden als Zeitungen Produktion als… Individualzeitschriften ( alle Beträge von einem Autor) vs. Kollektivorgane (mit bis zu 200 Beiträgern & Mitarbeitern) Multifaktorielle Erklärungen für den Zeitschriftenboom im 18. Jh: Zersplitterung überregionaler bürgerlicher Interessengruppen auf der Suche nach wissenschaftlichem Austausch & kultureller Orientierung Bedarf & Nachfrage nach Kommunikations- & Informationsaustauschforen, an denen möglichst viele Bildungsbürger partizipieren konnten Entwicklung einer neuen Handlungsrolle des kulturellen Systems, speziell des literarischen Marktes = bürgerlicher Kritiker Unternehmerischer Ausbau von Druckkapazitäten, die ausgelastet werden mussten Fehlen einer strengen Zensur, weil Zeitschriften im Vergleich zu Zeitungen in sehr viel niedrigeren Auflagen publiziert wurden, meist nicht politisch waren & oft anonyme Beiträge enthielten Typenvielfalt: Naturwissenschaftliche Zeitschriften Literaturzeitschriften Medizinische Zeitschriften Theaterzeitschriften Kinderzeitschriften Frauenzeitschriften ökonomische Zeitschriften Kunstzeitschriften theologische Zeitschriften Musikzeitschriften Mode- & Unterhaltungszeitschriften Geographische Zeitschriften 8.1 (7. Selbststudium) Vorlesung : Ausdifferenzierung des Zeitungswesens Ausdifferenzierung des Zeitungswesens & Konsolidierung Tendenzen Ausdifferenzierung Konsolidierung gattungs-, schichten- & übergreifend organisiertes, lesorientierte Spezifizierung institutionalisiertes & professionalisiertes Nachrichteninformationssystem “Aus der bürgerlichen Öffentlichkeit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten sich zeitungsfundiert verschiedene Teilöffentlichkeiten, die in ihrer Gesamtheit zur vierten Gewalt im demokratischen Staat avancierten.” (Faulstich 2008:28) Ausdifferenzierung: quantitative Veränderungen: - um 1847 ca 1.000 Zeitungen mit einer Gesamtauflage > 1 Million - Erscheinungshäufigkeit steigt, von zwei-bis viermal auf fünf- bis sechsmal wöchentlich - nach Aufhebung der Zensur 1848 erlebte die Tagespresse einen Aufschwung - “Kölnische Zeitung” 1870 mit 40.000 Exemplaren auflagenstärkstes Blatt Deutschlands formale Veränderungen: - Nachrichtenmenge wird durch Inhaltsverzeichnis strukturiert - Seitenlayout gewinnt an Bedeutung (Überschriften, Schlagzeilen, Schriftgröße) - Effekte: Auffindbarkeit von Artikel, Strukturierung der Stoffmenge, Verbesserung der Lesbarkeit Veränderungen der Zeitungsnutzung: - Zahl der Leser pro Zeitungsexemplar nimmt ab = individualisierte Lektüre - stilles Lesen = häufigste Form der Art des Lesens Phasen Politisierung Ökonomisierung insbes. 1830er bis 1860er Jahre ab 1870 politische Liberalisierung der wirtschaftlicher Aufschwung der rechtlichen ‘Gründerzeit’ Rahmenbedingungen 1897 existierten 3.405 Zeitungen Parlamentarisierung & mit einer Gesamtauflage von fast 9 politische Fraktionisierung Millionen Exemplaren beförderte die Herausbildung Preis verlor hemmende Wirkung der Parteipresse Erscheinungsweise stieg, Morgen-, zunehmende Säkularisation Abend- & Sonntagsausgaben provozierte den Ausbau des katholischen Zeitungswesens Segmentierung ab den 1880er Jahren verbreitete sich der Typ des politisch indifferenten ‘Generalanzeigers’ = Durchbruch der populären Massenzeitung Technische Innovationen: - Erfindung der dampfbetriebenen Schnellpresse - industrialisierte Papierverarbeitung (Papierrollen) - Zeilensetzmaschine - Rotationsdruckmaschine quantitativer Effekt (Druck pro Stunde) Schnellpresse 3.800 Seiten Rotationsmaschine 12.000 Exemplare einer 32seitigen Ausgabe weitere Effizienzsteigerungen: - Austausch des Ortsbezugs im Titelkopf bei identischen Blättern - ‘Stammzeitungen’ enthielten unterschiedliche lokale Teile = Reaktionen auf Bedürfnis vieler Leser nach einer Lokalzeitung Effekt = lokale Differenzierung - Auslagerung von Technik, Vertrieb & Vermarktung qualitativer Wandel betrifft… - Sparten oder Ressorts, Genres & lokale Schwerpunkte - Zeitungsredaktion (Pool, Chefredakteur, Redaktionskonferenz) - Entstehung des Leitartikels Ressorts: - politischer Teil - Feuilleton - Handels- oder Wirtschaftsteil - Lokalteil - Sportteil - Anzeigenteil - ‘Telegraphische Depesche’ Leitartikel: = meinungsbetonte journalistische Textsorte zur politischen Profilierung & als Orientierungshilfe in einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft => Spannungsverhältnis zu Leitwerten: Unabhängigkeit, Neutralität, Objektivität Das Feuilleton: - entstand zensurbedingt durch die Trennung von politischen und unpolitischen Nachrichten - umfasst Buch-, Musik- & Theaterkritik, allgemein auf Kultur bezogene Beiträge sowie Essays, Gedichte, Glossen, Erzählungen oder Fortsetzungsromane - grenzte sich stilistisch von der Faktizität politischer Nachrichten durch Rhetorik & Sprachästhetik ab - diente der Kulturvermittlung zwischen Oberschicht & der breiteren Bevölkerung - erreichte durch geschlechtsspezifizierenden Unterhaltungsservice auch Leserinnen Der Lokalteil… - bezog sich auf lokale Öffentlichkeiten (z.B Stadtverodnetenversammlungen), auch unter Einbezug von Leserbriefen - nach dem Reichspressegesetz von 1874 entstehen zahlreiche Lokal- & Heimatzeitungen Der Anzeigenteil… - war eng verzahnt mit dem Lokalteil, um örtlich gebundene Anzeigen zu vermarkten weitere Aspekte: - Sonderformen (Feld- & Armeezeitungen, Dienstbotenzeitung etc.) - Entwicklung des Bildjournalismus & der Pressefotographie ab 1880er Jahren - geographische Schwerpunktbildung, städtischer Marktzuschnitt - diente der Kulturvermittlung zwischen Oberschicht & breiteren Bevölkerung - erreichte durch geschlechtsspezifizierenden Unterhaltungsservice auch Leserinnen - Wechsel vom Vertriebserlös zur Finanzierung aus dem Anzeigenerlös Der Generalanzeiger… „war ein Blatt, das den Anzeigenmarkt erschloss, und zwar auf schlechtem Papier, mit ausschließlichem Lokalbezug, anfangs gratis verteilt, später zum billigen Monatstarif vertrieben und mitunter mit einer Lebensversicherung gekoppelt“ (S.40) - bedingte den Wechsel vom Vertriebserlös zur Finanzierung aus dem Anzeigenerlös Effekt: Zeitung wird zur Ware - verfolgte ein Marketingkonzept (werbung, Lokalbezug, Unterhaltungsschwerpunkt, politische Neutralität, Aufnahme von Leserbriefen, Preisausschreiben o.ä.) Effekt: gesteigerte Leser-Blatt-Bindung, Entwicklung zur Universal- & Massenpresse Fazit: Ausdifferenzierung des Zeitungswesens kausale Faktoren 3 - Verstädterung, Bevölkerungswachstum - Alphabetisierung qualitative - Informations- & Nachrichtenbedürfnis Ausdifferenzierung - technische Innovationen - Massenproduktion quantitative - Preissenkung, Ökonomisierung Konsolidierung als journalistisches System ab 1848 grundsätzlicher Wandel der Zeitung von der auslandsorientierten Nachrichtenpresse zur inlandsorientierten Meinungs- & Parteipresse Techniken der Kommerzialisierung - Kurznotizen, Headlines, ‚hard news‘ = Diskretisierung - Zielgruppenspezifik, Veranschaulichung (z.B Details, Stereotype) = Konkretisierung - Vielfalt, Suggestion von Einheit & totaler Information, Nivellierung von inhaltlichen Differenzen = Synkretisierung Systemcharakter der Zeitung entsteht durch… - Konzentration der kapitalisierten Zeitungsverlage - Zeitungskonkurrenz - Professionalisierung des Journalismus als Beruf - horizontale & vertikale Spezialisierung (Ressorts, Chefredaktion…) - Gründung von Interessenverbänden Zeitschriftentypen im Wandel 3 kausale Faktoren: - starker Zuwachs quantitativer - Konzentration der Verlagsorte - zentralisierte Produktion Wandel 31 - Wegfall der Zensur - Zunahme der Rundschau-, Fach- & Spezialschriften - Boom der Familienzeitschriften qualitativer - Verbreitung von Witzblättern Rundschau-, Fach- & Spezialzeitschriften - Vielfalt nahm in allen Disziplinen zu - Spezialisierung wurde immer differenzierter - Aufschwung des wissenschaftlichen & literarischen Journalismus aber: meist kurze Lebensdauer, Kompensation durch Neugründungen Boom der Familienzeitschriften - Nachfolger der früheren moralischen Wochenschriften - Funktionen: Unterhaltung, Belehrung, Gemeinnützigkeit - Zielgruppe: Kleinfamilie, speziell untere Mittelschicht - ideologische Merkmale: patriarchale Familienstruktur, apolitische Lebenshaltung, Idylle häuslicher Gemütlichkeit - extreme Vielfalt von Themen & ästhetische Formen - sprachliche Einfachheit (‚Plauderton‘) - Nähe zur Trivial- & Schemaliteratur - ausführliche Illustrierung - explizite Leseorientierung +erfolgreichste Familienzeitung = „Die Gartenlaube“ - enorme Expansion: 1852 14.550 Abonnenten 1875 Auflage 382.000 - programmatisch multimediale Vielfachverwertung (z.B. alle gängigen Bildgattungen) - Parallelisierung von Bildern & Texten - niedriger Bezugspreis - ‚Gartenlauben‘-Idylle hat Kompensationsfunktion - Familie als Ort der Sicherheit & Stabilität Illustrierte - Steigerung der Menge der Bebilderung - inhaltliche Universalität - Zielgruppe: von reicher oberer bis ärmere untere Mittelschicht - Besonderheiten der Rezeption: gewerbliche Lesezirkel, Lesemappen gegen Leihgebühr, private Lesevereinigungen - Neue Diatributionswege: Volks- & Fabrikbibliotheken, Lesehallen - leichte Unterhaltung kombiniert mit dichter Bebilderung - technische Vorraussetzungen: verbesserte Abbildungs- & Fotografiemöglichkeiten - Folioformat von Tagespresse übernommen - Beispiel „Berliner Illustrierte Zeitung“ Witzblätter - Vorläufer: Volkskalender, Flugblätter, Flugschriften - politischer Fokus von Karikaturen aus dem Vormärz - lokale Schwerpunkte: Berlin, München - Besonderheiten: Erotik & Tabubruch 8.2. Vorlesung: Plurimedialität der Massenkommunikation Von der Telegrafie zum Radio Am Beginn der Entwicklung elektronischer Kommunikationsmedien steht die Erfindung des elektromagnetischen Telegrafen bereits in den 1830er Jahren Deren wichtigste Anwender waren zunächst Eisenbahngesellschaften, um den Schienenverkehr zu steuern In Deutschland entstand unter Werner Siemens 1848 die erste größere Telegrafenlinie zwischen Berlin und Frankfurt/M. 1865 entstand der Internationale Telegrafenverein, heute International Telecommunication Union Einen wesentlichen Beitrag leistete außerdem die Entwicklung des Morse-Alphabets Effekt: Etablierung dieses Systems als internationaler Standard Ab 1866 gab es eine erste ständige transatlantische Verbindung zwischen London und New York Effekt: Nachrichten aus Europa konnten tagesaktuell in der amerikanischen Presse erscheinen Technisch innovativ war die Entwicklung der drahtlosen Telegraphie durch Guglielmo Marconi, der dafür 1897 ein Patent und 1909 zusammen mit Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik erhielt Die Informationsnetze waren damit nicht mehr zwingend an Kabel gebunden, sodass sich Nachrichten im Prinzip von materiellen Trägern lösen konnten. aber: Trotz Funk- und Satellitentechnik, spielt Kabel bis heute eine bedeutende Rolle für den Nachrichtenverkehr Effekte: - Rationalisierung des Nachrichtenverkehrs (Nachrichtensammlung & -zulieferung) - Beschleunigung der Übermittlung - Ausweitung der Kommunikationskrise - Entstehung von Nachrichtenagenturen = Begleitphänomen zu den Entwicklungen des Pressewesens im 19. Jh Weiterentwicklung zur Rundfunktechnik/ zum Radio Anfangs dominierte Nutzung für militärische Zwecke 1906 sendete in den USA der Erfinder Reginald Aubrey Fessenden eine erste Unterhaltungssendung mittel drahtlosen Funk Limitierung durch Menge der Empfangsgeräte Anfangs Punkt-zu-Punkt-Kommunikation, Hören mit Kopfhörern 1916 existieren in den USA bereits 10.000 lizensierte Radioamateure Mit Eintritt in den ersten Weltkrieg 1917 wurden jedoch alle Amateur Radiostationen verboten 1920 wurde in den USA der erste kommerzielle Radiofunksender lizensiert Die erste Radiostation in Deutschland wurde 1923 gegründet Finanziert wurden die früheren Radiogesellschaften über Empfangsgebühren => Die Anfangszeit des Radios war von einer starken Konzentration auf Unterhaltungs- und Bildungsinhalte geprägt. Musik, Lesungen oder Vorträge wurden extra für das Radio produziert. =/ Informations- & Nachrichtenvermittlung, Meinungsbildung Fokus auf Propagandakommunikation 1932 waren in Deutschland bereits über vier Millionen Empfangsgeräte registriert Mit der Machtübernahme 1933 avanciert das Radio zum Propagandamedium Vorteile: enorme Reichweite, authentischer Live-Charakter Bereits 1933 hat die NSDAP Rundfunkarbeit organisiert. Die staatliche Übernahme wurde dadurch erleichtert, dass Parteimitglieder bereits in den verschiedenen Sendern angestellt waren Der Rundfunk stand in Deutschland von Anfang an unter zentraler Kontrolle. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme war der Rundfunk durch die Reichsrundfunkgesellschaft (RRG) verstaatlicht Die Nationalsozialisten etablierten ein umfassendes System der Medien- und Kommunikationskontrolle Institutionelle, rechtliche, wirtschaftliche Maßnahmen & inhaltliche Eingriffe steuerten Kommunikation & Medien im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie Die Gründung des Reichsministerium für Volksaufklärung & Propaganda im März 1933 diente als zentrale Instanz für die Überwachung von Kommunikation & Medien Außerdem wurde mit der Reichskulturkammer eine berufsständische Zwangsorganisation erschaffen, womit der Berufszugang kontrolliert werden konnte = institutionelle Ebene Notverordnungen dienten seit der Weimarer Republik dazu, unliebsame linke & kommunistische Presseprodukte zu verbieten Das sog. Schriftleitergesetz regelte den Zugang zu journalistischen Berufen = rechtliche Ebene Enteignung unerwünschter Verlage, Sendeanstalten etc vorgeblich zur Beseitigung der Strukturkrise in kleinen, unrentablen Betrieben Weitere Maßnahmen waren z.B Papierkontingentierung = wirtschaftliche Ebene Veranstaltungen von Pressekonferenzen durch die Reichregierung Ausgabe von Tages- und Wochenparolen Sendevorschriften (volkstümliche Musik, Militärmärsche, Soldatenlieder) Sendeverbote = inhaltliche Ebene zwiespältige Innovation: Nie zuvor in der Kommunikationsgeschichte wurden die Medien der Massenkommunikation systematisch von der Staatsmacht kontrolliert & propagandistisch funktionalisiert Beispiel: Der Volksempfänger war ein Radioapparat für den Empfang von Mittel- & Langwellenrundfunk, der im Auftrag von Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels entwickelt wurde & wenige Monate nach der Machtübernahme Adolf Hitlers Ende Januar 1933 vorgestellt wurde Aufzeichnungen von Radioaufnahmen aus dem dritten Reich gibt es nicht, geteilte Inhalte sind meistens nicht echt, der Volksempfänger konnte nur inländische Sender abrufen Von Vonder Fotografie der zum Fotografie Fernsehen zum Fernsehen Auf der Basis vorausgehender Entwicklungen , insbesondere im Bereich der Fotografie, ermöglichte die Elektrizität die Entwicklung eines weiteren Kommunikations- und Unterhaltungsmediums: Film & Fernsehen Seit ca 1908 gab es Wochenschauen, dabei handelte es sich um aktuelle Berichterstattung in Filmform, wobei erläuternder Text in Form von Unter- & Zwischentitel eingeblendet wurde Erste Ideen zur Fernübertragung von Bildern findet man vor dem Hintergrund von Telegrafie und Telefon bereits im späten 19. Jh (Idee des Bildtelefons) Seit den späten 1920er Jahren wurden erstmals Versuchssendungen des Fernsehens ausgestrahlt In England und Deutschland stellten Entwickler 1925 erste Fernsehsysteme öffentlich vor 1928 wurde von General Electric in New York, erstmal ein Fernsehspiel übertragen Fokus auf Propagandakommunikation Ein regulärer Fernsehbetrieb wurde weltweit erstmals im nationalsozialistischen Deutschland im März 1935 aufgenommen Das Fernsehen wurde als ‚Propagandaaktion‘ gestartet um England im technischen Wettbewerb zuvorzukommen Zunächst wurde nur wenige Stunden an drei Tagen pro Woche gesendet und es gab lediglich ca 50 Empfangsgeräte In sog. Fernsehstellen oder Fernsehstuben waren die Sendungen aber im Prinzip einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich In Spitzenzeiten zB während der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin, wurden mehr als 100.000 Fernsehzuschauer gezählt Mit Unterbrechungen sendeten die Nationalsozialisten bis 1944 ein Fernsehprogramm, das neben Propaganda bereits alle zentralen Genres wie Unterhaltungsshows, Fernsehspiele, Sportübertragungen, aktuelle Reportagen etc umfasste Es gab bis zum Ende des Sendebetriebs nur einige hundert Empfangsgeräte, die z.T privat, z.T im Gemeinschaftsempfang genutzt wurden Mit Beginn des zweiten Weltkriegs wurde die Weiterentwicklung des Fernsehens und der begonnene Bau eines billigen Empfangsgeräts (FE1) nach dem Vorbild des ‚Volksempfängers‘ eingestellt Fernsehen wurde vor allem noch zur Ablenkung von Kriegsversehrten in Krankenhäusern eingesetzt Die erste Fernseh-Euphorie hatte schon zu Beginn der 1930er Jahre nachgelassen - Radio & Kino hatten eine deutlich größere Bedeutung für die Massenkommunikation Fernsehen ist im Nationalsozialismus aus technischen Gründen kein Massenmedium Fazit zur Plurimedialität im Nationalsozialismus Usurpation des Buchmarktes Politisierung der Plakatwerbung Bücherverbrennungen, Kontrolle, Zensur, Berufsverbote, Verdrängung kommerzieller Plakate, ideologische Kampfplakate, Hitler bei allen wichtigen Instanzen der Branche als Heilsfigur Gleichschaltung, Zensur und gezielter Einsatz von Brief & Flugblatt Indoktrination Bildpostkarten, Feldpost, propagandistische Flugblätter an der Front Zerschlagung der Vielfalt, Presseanweisungen für Propaganda-Berichterstattung, Intensivierung von Ausrichtung des Telefons auf die Kriegsführung Repression & Manipulation während des 2. Weltkriegs Rückgriff auf archaische Fernsehen scheitert an technisch-ökonomischen Kommunikationsmedien Rahmenbedingungen heroisches Theater & völkisches Thing Spiel, Schulung von Fest-, Reichs-, Gau- & Fachrednern, Reichparteitage, Olympische Spiele, Lichtinszenierungen, monumentale Fotografie, Film, Radio als wichtigste Medien der Statuen & Denkmäler, imperiale Repräsentationsbauten Propagandakommunikation 09. Vorlesung: Digitalität der Massenkommunikation Digitale Revolutionen Entwicklung des Internets (1960er Jahre): Die digitale Revolution begann mit der Entwicklung des Internets in den 1960er Jahren. Ursprünglich als militärisches Projekt (ARPANET) gestartet, entwickelte sich das Internet zu einem globalen Netzwerk. Tim Berners-Lee erfand 1989 das World Wide Web, das den Zugang zum Internet erleichterte und die Grundlage für die moderne digitale Kommunikation schuf E-Mail und frühe digitale Kommunikation (1970er und 1980er Jahre): E-Mail revolutionierte die schriftliche Kommunikation und ermöglichte den schnellen Austausch von Nachrichten weltweit. Diese Technologie legte den Grundstein für viele der digitalen Kommunikationsformen, die wir heute nutzen Soziale Medien und Web 2.0 (2000er Jahre): Mit dem Aufkommen des Web 2.0 entstanden soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram. Diese Plattformen förderten die interaktive Kommunikation und den User-Generated-Content. Soziale Medien haben tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Kommunikation, den sozialen Austausch und das individuelle Verhalten Mobile Kommunikation und die Smartphone-Ära (2010er Jahre): Smartphones haben die Kommunikation weiter revolutioniert, indem sie jederzeitigen und ortsunabhängigen Zugang zu Informationen und sozialen Netzwerken ermöglichten. Diese Geräte haben unsere Lebensweise verändert und die Art und Weise, wie wir Medien konsumieren, grundlegend umgestaltet. Zukunft der digitalen Massenkommunikation Künstliche Intelligenz und Automatisierung: Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung spielen eine immer größere Rolle in der digitalen Kommunikation. KI-gestützte Chatbots und Sprachassistenten verbessern die Interaktion und bieten neue Möglichkeiten für die Informationsverarbeitung Virtuelle und erweiterte Realität VR und AR bieten neue, immersive Kommunikationsformen. Diese Technologien haben das Potenzial, das Erlebnis von Medien und Interaktionen tiefgreifend zu verändern, indem sie realitätsnahe Umgebungen und Erlebnisse schaffen Ethik & Herausforderungen: Mit den Chancen der digitalen Kommunikation gehen auch Herausforderungen einher, wie Cybermobbing, Datenschutz, Desinformation, Urheberrechtsschutz oder digitale Spaltung durch Verschwörungserzählungen. Um verantwortungsbewusst mit diesen Technologien umzugehen, ist es notwendig ethische Standards zu entwickeln, um Missbrauch zu melden Definition: Massenkommunikation „ Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich […], durch technische Verbreitungsmittel (Medien), indirekt […] und einseitig […] an ein disperses Publikum […] vermittelt werden.“ Merkmale: Wechselseitigkeit der Kommunikationsprozesse einseitiger Vermittlungsprozess von den Massenmedien bzw JournalistInnen zu den Reszipierenden Definition: Digitalität „ Digitalität bezeichnet die auf digital codierten Medien und Technologien basierenden Verbindungen zwischen Menschen, zwischen Menschen und Objekten und zwischen Objekten. Im Gegensatz zu den Begriffen der Digitalisierung oder der digitalen Transformation, die eher eine technologische Entwicklung betonen, bezieht sich Digitalität, ähnlich wie der Begriff „Digital Lifestyle“, stärker auf soziale und kulturelle Praktiken. Gemeint ist ‚der kulturelle und soziale Niederschlag‘ eines Wandels, der ‚neuen Handlungsroutinen, Kommunikationsnormen , soziale Strukturen, Identitätsmodelle, Raumvorstellungen etc hervorbringt. => „Digitalität ist diejenige kommunikative Handlungsform, die mittels des Internets (mittels vernetzter Computer) die symbolischen Formen der Oralität, Literalität und Medialität (und in Teilen auch vorsymbolische Handlungsformen) integriert und dabei gegenüber diesen erweiterte Handlungsmöglichkeiten schafft.“ Digitalitsierung - Digitalität Definition Digitale Massenkommunikation Grundformen: „ Digitale Massenkommunikation bezeichnet Referentialität die Verbreitung von Plattformen an ein breites Gemeinschaftlichkeit Publikum. Si nutzt das Internet und andere Algorithmizität digitale Technologien, um Inhalte in Text-, Audio-, Video- und interaktiver Form zu verbreiten. Dabei sind die Kommunikationswege häufig bidirektional, was bedeutet, dass das Publikum nicht nur empfangen, sondern auch aktiv interagieren kann.“ Überblick: Formen der digitalen Massenkommunikation: Soziale Medien Blogs und Websiten Video-Sharing-Plattformen Podcasts und Audio-Streaming E-Mail Newsletter Online-Medien und Nachrichtenportale Instant Messaging und Chat-Apps Virtuelle und erweiterte Realität (VR und AR) Foren und Online Communities Forschungsgebiete zur digitalen Massenkommunikation Medienwirkung und Rezeption: Untersuchung, wie digitale Inhalte auf die Nutzer wirken, welche Emotionen sie hervorrufen und wie sie das Verhalten beeinflussen Mediennutzung: Erforschung von Nutzungsmustern, Präferenzen und Trends in der digitalen Medienlandschaft Interaktivität und Partizipation: Analyse der Interaktionsmöglichkeiten und der Beteiligung des Publikums in digitalen Medien Medienethik: Untersuchung ethischer Fragestellungen, einschließlich Datenschutz, Fake News, Manipulation und Meinungsfreiheit. Technologie und Innovation: Untersuchung neuer Technologien und deren Auswirkungen auf die Massenkommunikation Politische Kommunikation: Erforschung der Rolle digitaler Medien in politischen Prozessen, Wahlkämpfen und der Meinungsbildung Medienpädagogik: Untersuchung, wie digitale Medien in Bildung und Erziehung eingesetzt werden und welche Kompetenzen notwendig sind Gesamtfazit Social Media-Kommunikation vs journalistische Vermittlungsleistungen - Zugänglichkeit und Reichweite - Authentizität und Vertrauen - Interaktion und Dialog - Glaubwürdigkeit und Verantwortung Elektronische Distanzkommunikation vs Face-to-Face-Kommunikation - Direktheit und Persönlichkeit - Effizienz und Geschwindigkeit - Kontext und Atmosphäre - Kommunikationsbarrieren und Missverständnisse - Multitasking und Ablenkung Unterschiede zwischen analoger, elektrischer und digitaler Massenkommunikation Analoge Massenkommunikation: Verbreitung von Inhalten über traditionelle Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen Inhalte sind physisch (Papier) oder in kontinuierlicher Form (Radiowellen, TV- Signale) Einwegkommunikation, bei der der Sender die Botschaft sendet und der Empfänger sie passiv erhält Elektrische Massenkommunikation: Verbreitung von Inhalten über elektronische Medien wie Fernsehen und Radio Nutzung von elektrischen Signalen zur Übertragung von Audio- und Videodaten Einwegkommunikation, aber schneller und mit größerer Reichweite als analoge Medien Digitale Massenkommunikation: Verbreitung von Inhalten über das Internet und digitale Plattformen Inhalte sind digitalisiert (binäre Daten) und können in verschiedenen Formaten (Text, Audio, Video, interaktiv) verbreitet werden Bidirektionale Kommunikation, die Interaktivität und unmittelbare Rückmeldungen ermöglicht. Erhöhte Reichweite und Personalisierungsmöglichkeiten durch Algorithmen und Datenanalyse