Kapitel 3: Korporative Verantwortung nach Milton Friedman (PDF)

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Dieses Dokument behandelt das Kapitel 3 aus einem Dokument namens "Antwort und Fragen". Es konzentriert sich auf die korporative Verantwortung nach Milton Friedman. Die Arbeit diskutiert Friedmans Ansichten zur sozialen Verantwortung von Unternehmen und die Entwicklung der Corporate Social Responsibility (CSR)-Debatte. 

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Kapitel 3 ========= Korporative Verantwortung nach Milton Friedman ---------------------------------------------- Milton Friedman, ein einflussreicher amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, prägte 1970 mit seinem Aufsatz \"The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits\" die...

Kapitel 3 ========= Korporative Verantwortung nach Milton Friedman ---------------------------------------------- Milton Friedman, ein einflussreicher amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, prägte 1970 mit seinem Aufsatz \"The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits\" die Debatte über die soziale Verantwortung von Unternehmen maßgeblich. Seine klassisch-liberale Perspektive lässt sich wie folgt zusammenfassen: Kernaussagen Friedmans 1. **Verantwortung nur für Individuen**: Friedman argumentiert, dass nur Einzelpersonen moralische Verantwortung tragen können. Unternehmen als juristische Personen können demnach keine echte moralische Verantwortung haben. 2. **Primäre Verantwortung der Führungskräfte**: Führungskräfte tragen zwar moralische Verantwortung, aber in erster Linie gegenüber denjenigen, für die sie arbeiten - also den Eigentümern des Unternehmens. 3. **Gewinnmaximierung als Hauptziel**: Die einzige soziale Verantwortung eines Unternehmens besteht laut Friedman darin, seine Gewinne zu steigern, solange dies innerhalb der gesetzlichen und ethischen Grenzen geschieht. Bedeutung für die CSR-Debatte ----------------------------- Friedmans Position bildete den Ausgangspunkt für die intensive Diskussion über Corporate Social Responsibility (CSR), die sich in den 1970er Jahren entwickelte. Seine Argumente haben die Debatte über Unternehmensverantwortung nachhaltig beeinflusst und werden bis heute kritisch diskutiert. Entwicklung der CSR-Konzepte Die Diskussion über Unternehmensverantwortung hat sich seit Friedmans Beitrag weiterentwickelt: - **Corporate Social Responsibility (CSR)**: Umfasst verschiedene Konzepte zur sozialen Verantwortung von Unternehmen im Kontext der Wirtschaftsethik und Managementliteratur. - **Private Governance**: Bezieht sich auf die Selbstregulierung von Unternehmen in Bereichen, die traditionell dem Staat vorbehalten waren. - **Political Corporate Social Responsibility (PCSR)**: Erweitert das CSR-Konzept um politische Dimensionen und weist Überschneidungen mit politikwissenschaftlichen Ansätzen auf. Diese Konzepte zeigen, dass die Debatte über Unternehmensverantwortung weit über Friedmans ursprüngliche Position hinausgegangen ist und heute komplexere Vorstellungen von der Rolle der Unternehmen in der Gesellschaft umfasst. Verpflichtung/Verantwortung von Unternehmen ------------------------------------------- Demnach sind Führungskräfte, Managerinnen, Geschäftsführer usw. den Eigentümerinnen und Aktionären der Unternehmen, für die sie tätig sind, verpflichtet. Dies gelte sowohl für gewinnorientierte Unternehmen als auch für gemeinnützige Einrichtungen (etwa Krankenhäuser oder Schulen). Letztlich ist es also die primäre Verantwortung der Führungskraft, das Unternehmen, für das sie tätig ist, in Übereinstimmung mit den Wünschen seiner Besitzerin zu führen. Führungskräfte und illegitimes Handeln nach Friedman ---------------------------------------------------- Nach Friedman agiert die Führungskraft jedoch in all diesen Fällen illegitim, da sie entweder das Geld der Kundinnen, das Geld der Eigentümerinnen (bzw. Aktionäre) oder das Geld der Mitarbeiterinnen für ihre eigene private Agenda einsetzt. Zudem merkt Friedman an, dass die Führungskraft in den wenigsten Fällen überhaupt fachlich geeignet ist, um den Effekt einer Maßnahme (etwa im Hinblick auf die erwartete Inflation oder das Klima) selbst einzuschätzen. Zusammenfassung -- Friedmans Position der sozialen Verantwortung ---------------------------------------------------------------- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Friedmans Position bezüglich der sozialen Verantwortung von Unternehmen in den darauffolgenden Jahrzehnten in vielfältiger Weise aufgenommen und kritisiert wurde. Kaum eine wirtschaftsethische Fachpublikation kommt ohne einen impliziten oder expliziten Verweis auf Friedman und seine Thesen aus. Konkret entfaltet Friedman seine Argumentation in drei wesentlichen Kernthesen. Friedman meint, dass nur Individuen moralisch verantwortlich gemacht werden können (1. Kernthese), dass Manager nur den Interessen der Aktionäre und Eigentümer verpflichtet sind (2. Kernthese) und dass Manager für die angestrebte Form sozialer Verantwortung nicht demokratisch legitimiert sind (3. Kernthese). Dies macht das Konzept sozialer Verantwortung für Unternehmen nach Friedman außerdem zum demokratiepolitischen Problem. Soziale Unternehmensverantwortung nach Milton Friedman ------------------------------------------------------ Ausgehend von Friedmans klassischem Ansatz, wonach Unternehmen keinerlei soziale Verantwortung haben, die über die Profitmaximierung hinausgeht, formulierten Kritiker dieser Position schon bald alternative Ansätze der sozialen Unternehmensverantwortung. Das wachsende öffentliche und wissenschaftliche Interesse an dem sozialen Engagement von Unternehmen wurde in den vergangenen Jahrzehnten zumeist unter dem Schlagwort der sogenannten **Corporate Social Responsibility (CSR)** verhandelt. Im Unterschied zu Friedmans Ausgangsthese ist die Existenz sozialer Verantwortung im Unternehmenskontext inzwischen weitgehend akzeptiert Supererogatorisch ----------------- Supererogatorisch (aus dem Lateinischen übersetzt etwa „über das zu Fordernde hinausgehend") bezeichnet jene Handlungen, zu denen ein Unternehmen aus Sicht der breiteren kritischen Öffentlichkeit zwar nicht verpflichtet werden kann, deren Ausführung jedoch wünschenswert ist. Definitionsvielfalt von CSR --------------------------- Diese Definitionsvielfalt verleitet manche Autoren dazu, CSR als einen Überbegriff für verschiedene Formen der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung im Kontext unternehmerischen Handelns zu verstehen. Aufgeklärtes Eigeninteresse und CSR ----------------------------------- Das Argument des *aufgeklärten Eigeninteresses* (englisch: enlightened self-interest) besagt, dass Unternehmen soziale Verantwortung vor allem aus Gründen der (mittelbaren) Profitmaximierung wahrnehmen. CSR und moralische Gründe ------------------------- Moralische Gründe für CSR ergeben sich etwa aus der Ansicht, dass Unternehmen selbst soziale Probleme (mit-)verursachen -- etwa im Fall von Umweltschäden durch die Produktion -- und daher moralisch verpflichtet sind, an der Lösung dieser Probleme zumindest mitzuwirken. Ethische Verantwortung reicht hinaus ------------------------------------ *Ethische Verantwortung* reicht also über rechtliche und ökonomische Verantwortung hinaus und wird von der Gesellschaft zwar erwartet, aber nicht verbindlich verlangt. Zusammenfassung -- CSR als umfangreiches Konzept ------------------------------------------------ CSR ist ein vielseitiges Konzept mit unterschiedlichen Definitionen, das heute weitgehend als wichtige Aufgabe von Unternehmen anerkannt wird. Im Gegensatz zu Milton Friedmans klassischer Theorie, die Unternehmen allein ihren Aktionären verpflichtet sieht (Shareholder-Ansatz), ergänzt die moderne Sichtweise diese Perspektive um eine Stakeholder-Orientierung, die alle von den Aktivitäten eines Unternehmens betroffenen Gruppen berücksichtigt. Ein zentraler Ansatz zur Systematisierung von CSR ist Archie Carrolls viergliedriges CSR-Modell, auch bekannt als CSR-Pyramide: 1. **Ökonomische Verantwortung**: Die Grundlage bildet die Pflicht, profitabel zu wirtschaften. 2. **Rechtliche Verantwortung**: Unternehmen müssen gesetzliche Vorgaben einhalten. 3. **Ethische Verantwortung**: Darüber hinaus sollen sie gesellschaftliche Werte und Moralvorstellungen respektieren, deren Erfüllung erwartet, aber nicht gefordert wird. 4. **Philanthropische Verantwortung**: Unternehmen können sich freiwillig durch Spenden oder soziale Programme engagieren. Diese Verantwortung wird weder gefordert noch erwartet, ist aber von der Gesellschaft erwünscht. Obwohl Carrolls Modell für seinen Fokus auf die US-amerikanische Gesellschaft und das Fehlen von Strategien im Umgang mit widersprüchlichen Verantwortungsbereichen kritisiert wurde, bietet es einen klaren und zugänglichen Rahmen zur Orientierung im Bereich CSR. Reflexionsfrage: Reflektieren Sie Archie Carrolls klassisches CSR-Modell gemäß seinen unterschiedlichen Ebenen. =============================================================================================================== Caroll unterscheidet im CSR-Modell zwischen ökonomischer und rechtlicher Verantwortung, wobei die Erfüllung der Verantwortung gesellschaftlich von Unternehmen gefördert wird. Ethische Verantwortung reicht über die rechtliche Verantwortung hinaus und trägt den gesamtgesellschaftlichen Moralvorstellungen bei. Die Erfüllung dieser Vorstellungen wird gesellschaftlich ersehnt, aber nicht gefordert. Auch erwähnt sie die Dimension der philanthropischen Verantwortung durch Spenden oder Sozialprogramme, die Unternehmen freiwillig initiieren oder entrichten. Diese werden von der Gesellschaft weder gefordert noch erwartet, aber erwünscht. Das Modell wurde aufgrund des starken Fokus auf die Rahmenbedingungen in Amerika der Gesellschaft hin kritisiert. Da fehlende Strategien mit Verantwortungsdimensionen, die Konflikte auslösen, der Fall sind. Ihr Modell stellt jedoch einen allgemein verständlichen Zugang zur Erfassung der CSR dar. **Kurzum:** 1. Die Ökonomische Verantwortung besagt, Unternehmen sollten profitabel sein, als Grundlage für weitere Verantwortlichkeiten. 2. Rechtliche Verantwortung ist gegeben, da gesetzl. Vorschriften eingehalten werden müssen. 3. Ethische Verantwortung besteht, da Unternehmen über gesetzl. Anforderungen hinausgehen sollen und sich an gesellschaftlichen Werten und Normen orientieren sollten. 4. Philanthropische Verantwortung sollte übernommen werden, zB. durch freiwilliges Engagement für die Gesellschaft durch Spenden oder soziale Projekte. Kritik am Modell besteht zB. darin, dass es keine konkreten Handlungsempfehlungen oder Strategien für die Umsetzung von „Verantwortung" gibt. Das Modell ist auch nicht anwendbar auf alle Gesellschaften oder Unternehmenskontexte! Zusammenfassung: CSR-Strategie und Reifegradmodelle nach Simon Zadek -------------------------------------------------------------------- Unternehmen reagieren entsprechend ihres CSR-Reifegrads unterschiedlich auf gesellschaftliche Herausforderungen**. Simon Zadek** beschreibt fünf Stufen, die ein Unternehmen durchlaufen kann, illustriert am Beispiel des Sportartikelherstellers Nike: 1. **Defensive Stufe**: Das Unternehmen leugnet Verantwortung, um Reputationsverluste und Gewinneinbußen zu vermeiden. 2. **Compliance-Stufe**: Richtlinienbasierte Modelle werden eingeführt, um anhaltende Reputationsverluste und Rechtsrisiken zu minimieren. 3. **Managementstufe**: CSR wird in die Unternehmensstrukturen integriert, z. B. durch die Einrichtung von CSR-Abteilungen, um langfristigen wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. 4. **Strategische Stufe**: CSR-Themen werden in die Geschäftsprozesse eingebettet, um durch die Lösung gesellschaftlicher Probleme Wettbewerbsvorteile zu erzielen. 5. **Zivile Stufe**: Unternehmen treiben branchenweite Veränderungen und Multi-Stakeholder-Initiativen voran, um globale Probleme anzugehen. Zadek verbindet diese Stufen mit den **Phasen des gesellschaftlichen Problembewusstseins** (Stages of Issue Maturity): 1. **Latente Phase**: Nur wenige Aktivisten kennen das Thema, es ist kaum erforscht und für die Wirtschaft wenig relevant. 2. **Aufstrebende Phase**: Öffentliches Interesse und Forschung nehmen zu, und Unternehmen beginnen, das Thema zu beachten. 3. **Konsolidierungsphase**: Das Thema wird Teil gesellschaftlicher Diskurse und Multi-Stakeholder-Initiativen. 4. **Institutionalisierungsphase**: Es entstehen rechtliche oder industrieinterne Regelungen, die das Thema verbindlich machen. Je nach gesellschaftlichem Problembewusstsein passt sich die Unternehmensreaktion an: Während in der latenten Phase eine defensive Haltung genügt, erfordert die Institutionalisierungsphase eine zivilgesellschaftliche Reaktion. Dieses Modell zeigt, wie CSR-Strategien auf die Reife eines gesellschaftlichen Themas abgestimmt werden können, um erfolgreich zu sein. Reflexionsfrage: Reflektieren Sie die Bedeutung von CSR-Maßnahmen und Grundsätzen für Unternehmen vor dem Hintergrund von Simon Zadeks fünf Stufen organisationalen Lernens im Umgang mit CSR-Themen. ===================================================================================================================================================================================================== 1. **Defensive Stufe & Latente Phase**\ In der latenten Phase ist ein Thema nur wenigen Aktivisten bekannt. Unternehmen reagieren defensiv, leugnen Verantwortung und minimieren so Reputationsverluste. 2. **Compliance-Stufe & Aufstrebende Phase**\ Mit wachsendem öffentlichen Interesse und zunehmender Forschung (aufstrebende Phase) entwickeln Unternehmen Compliance-Modelle, um rechtliche und reputative Risiken zu vermeiden. 3. **Managementstufe & Konsolidierungsphase**\ In der Konsolidierungsphase, wenn gesellschaftliche Diskurse und Multi-Stakeholder-Initiativen entstehen, integrieren Unternehmen CSR in ihre Strukturen, z. B. durch CSR-Abteilungen. 4. **Strategische Stufe & Konsolidierungsphase**\ Unternehmen nutzen CSR strategisch, um gesellschaftliche Probleme anzugehen und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. 5. **Zivile Stufe & Institutionalisierungsphase**\ In der Institutionalisierungsphase, wenn Themen in verbindliche Regelungen überführt werden, engagieren sich Unternehmen aktiv für Branchenveränderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen. Soziale Verantwortung verstanden als Corporate Citizenship ---------------------------------------------------------- Seit etwa der Mitte der 1990er-Jahre wird der bereits etablierte Begriff der CSR zunehmend durch den Begriff der sogenannten Corporate Citizenship (CC) ergänzt oder gar ersetzt. Da die Terminologie hierzu noch im Aufbau begriffen ist, stellt sich die Situation teilweise noch prekärer als im Falle der uneinheitlichen Definition von CSR dar. Corporate Citizenship und Anleihen am Bürgerschaftsbegriff ---------------------------------------------------------- Hierbei nimmt CC konzeptionelle Anleihen am liberalen Bürgerschaftsbegriff („Citizenship") selbst. Dieser besteht wesentlich aus sozialen Rechten (englisch: social rights), die auf einem positiven Freiheitsbegriff (z. B. Freiheit zur Partizipation) basieren und sich etwa auf Wohlfahrts-, Bildungs- oder Gesundheitsprogramme beziehen. Demgegenüber basieren Bürgerrechte (englisch: civil rights) auf einem negativen Freiheitsbegriff (z. B. Freiheit von staatlicher Intervention) und beziehen sich etwa auf das Recht der freien Rede oder das Recht auf Eigentum. Zuletzt kommt die umfassende Dimension der politischen Rechte (englisch: political rights) in den Blick. Politische Rechte und Unternehmen --------------------------------- Mit Blick auf politische Rechte können Unternehmen -- insbesondere in angeblich politikverdrossenen Industrieländern -- politische Anliegen, die im Zuge von Protesten oder Boykotten an sie herangetragen werden, kanalisieren und so zu deren Lösung beitragen. Zusammenfassung -- Corporate Citizenship ---------------------------------------- Die Konzeption der *Corporate Citizenship* (CC) hat seit den 1990er-Jahren den Begriff der *Corporate Social Responsibility* (CSR) ergänzt oder teilweise ersetzt. Es gibt drei Hauptdefinitionen von CC im Verhältnis zu CSR: 1. **Philanthropisches Engagement**: CC wird als philanthropisches Handeln von Unternehmen verstanden, ähnlich der letzten Dimension von Carrolls CSR-Modell. Hierbei konzentriert sich CC auf wohltätige Aktivitäten. 2. **Synonym zu CSR**: CC wird als gleichbedeutend mit CSR betrachtet, wobei es verschiedene Dimensionen wie ökonomische, rechtliche, ethische und philanthropische Aspekte der Unternehmensverantwortung umfasst. In dieser Sichtweise sind CC und CSR austauschbare Begriffe. 3. **Umfassendes Bürgerschaftskonzept**: CC wird im Kontext liberaler Bürgerschaftskonzepte gesehen. Unternehmen übernehmen hier soziale Verantwortung durch Bereitstellung von Wohlfahrtsleistungen, Bildung und medizinischer Versorgung, besonders in Ländern mit schwacher Infrastruktur. Sie stärken Bürgerrechte durch Einflussnahme auf lokale Regierungen und unterstützen politische Rechte, indem sie Anliegen aus Protesten oder Boykotten aufnehmen und zur Lösung beitragen. Diese Definitionen zeigen die vielfältigen Rollen, die Unternehmen im Rahmen von CC einnehmen können, von wohltätigen Aktivitäten bis hin zu einer aktiven Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Private Governance und Collective Action -- Schaffung von gesetzlichen Regelungen --------------------------------------------------------------------------------- Dabei sind Regierungen für die Schaffung gesetzlicher Regelungen zuständig, da sie die „Spielregeln" für wirtschaftliches Handeln festlegen. Im Gegenzug haben Unternehmen selbst keine soziale Verantwortung zu tragen, die über die eigene Gewinnmaximierung hinausgeht. Aus normativer Perspektive wird CSR gerne als einfache Win-win-Situation beschrieben. Gewinne auf Kosten oder zu Gunsten der Gesellschaft --------------------------------------------------- Dabei machen Unternehmen entweder Gewinne auf Kosten der Gesellschaft oder verlieren Geld zugunsten der Gesellschaft. Letztlich ist es durchaus möglich, dass Unternehmen, die spezielle CSR-Maßnahmen (wie etwa aufgrund fehlender Arbeitsschutzbestimmungen die Produktion nicht in Niedriglohnländer zu verlagern) umsetzen, einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Mitbewerbern haben. Collective-Action-Initiativen ----------------------------- Unter „Collective-Action-Initiativen" versteht man die Zusammenarbeit von zwei oder mehr Unternehmen mit dem Ziel, Lösungen oder die Unterstützung von Lösungen hinsichtlich sozialer und ökologischer Probleme im Zusammenhang mit wirtschaftlichem Handeln zu formulieren. Zusammenfassung, private Governance ----------------------------------- Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass die sogenannte Private Governance die freiwillige private Regulierung von nicht-staatlichen Akteuren, Unternehmen und anderen Stakeholdern zur Adressierung gesamtgesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Probleme beschreibt. Im Zentrum stehen Probleme, die eng mit dem wirtschaftlichen Handeln von Unternehmen verbunden sind. Private-Governance-Initiativen sind Teil eines umfassenderen Konzepts von Collective Action im Unternehmenskontext. Sie sind rechtlich nicht bindend, sondern versuchen, systemische Risiken (wie den Klimawandel) oder drohendes Markversagen zu regulieren. Sie entstehen häufig als Reaktion auf äußere Kritik im Hinblick auf mangelhaft wahrgenommene soziale oder ökologische Verantwortung. Bekannte internationale Beispiele für erfolgreiche Private-Governance-Initiativen sind etwa der Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh oder das Forest Stewardship Council (FSC). Was ist PCSR? ------------- Political Corporate Social Responsibility (PCSR) bedeutet, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftlich handeln, sondern auch politische Verantwortung übernehmen, besonders dort, wo Staaten versagen oder keine ausreichenden Lösungen bieten. Unternehmen engagieren sich in gesellschaftlichen und globalen Problemen wie Klimaschutz, Bildung oder Bekämpfung von Ungleichheit. Sie arbeiten dabei oft mit anderen Akteuren zusammen und übernehmen Aufgaben, die früher nur der Staat erfüllte. Ziel ist es, aktiv zur Lösung öffentlicher Probleme beizutragen und so gesellschaftlichen Nutzen zu schaffen, nicht nur Gewinne. Akademische Debatte um PCSR --------------------------- Die akademische Debatte um Political Corporate Social Responsibility (PCSR) dreht sich um die Rolle von Unternehmen als politische Akteure, insbesondere in einem globalisierten Kontext. Kritiker wie Rhodes und Fleming argumentieren, dass PCSR die demokratischen Strukturen schwächen könnte, indem es Unternehmen zu viel Macht gibt, während Befürworter wie Scherer und Palazzo betonen, dass Unternehmen durch PCSR gesellschaftliche Probleme angehen können, wo staatliche Akteure versagen. Regulierungslücken und PCSR --------------------------- Das Aufkommen der akademischen PCSR-Debatte wurde daher auch von Unternehmen als Reaktion beschrieben, um sogenannte Regulierungslücken (englisch: governance gaps) zu schließen. Zusammenfassung PCSR -------------------- Political Corporate Social Responsibility (PCSR) ist ein Konzept, das Unternehmen als politische Akteure betrachtet, besonders in einer globalisierten Welt, in der staatliche Regelungen oft versagen. Es baut auf CSR auf, legt aber den Fokus auf die politische Verantwortung von Unternehmen und ihre Rolle in der Schließung von *Regulierungslücken* (governance gaps), z. B. in sogenannten *gescheiterten Staaten*, wo Regierungen grundlegende Aufgaben nicht erfüllen können. PCSR betont, dass Unternehmen durch freiwillige Maßnahmen (*soft law*) gesellschaftliche Probleme wie Bildung, Umweltstandards oder Menschenrechte angehen können. Die Forschung dazu wurde von Andreas Scherer und Guido Palazzo geprägt, die auf die Bedeutung deliberativer Demokratie (nach Habermas) hinweisen. Kritiker sehen jedoch Risiken wie den Abbau demokratischer Strukturen und eine Stärkung neoliberaler Politik. Dennoch zeigt PCSR, dass Unternehmen in einer globalisierten Welt zunehmend Verantwortung übernehmen müssen, da die strikte Trennung zwischen Staat und Wirtschaft nicht mehr zeitgemäß ist. Reflexionsfrage: Reflektieren Sie die Konzeption von Unternehmen als politische Akteure im Kontext der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) ======================================================================================================================================================= Die Konzeption von Unternehmen als politische Akteure im Kontext der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) bedeutet, dass Unternehmen über ihre wirtschaftlichen Aktivitäten hinaus auch politische Verantwortung übernehmen. Diese Verantwortung schließt ein, gesellschaftliche Probleme zu adressieren, insbesondere in Bereichen, wo staatliche Akteure versagen oder nicht handeln können. PCSR basiert auf der Idee, dass Unternehmen durch ihre globale Präsenz und Ressourcen in der Lage sind, positive Veränderungen in Bereichen wie Umweltstandards, Bildung und Menschenrechten zu bewirken. Kritiker warnen jedoch davor, dass dies die Macht der Unternehmen auf Kosten demokratischer Strukturen erhöhen könnte. Befürworter argumentieren hingegen, dass PCSR notwendig ist, um sogenannte Regulierungslücken zu schließen und eine deliberative Demokratie zu fördern, in der Unternehmen aktiv zur Lösung öffentlicher Probleme beitragen.

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