Sportpsychologie-Basics ultrakompakt PDF

Summary

This is an introduction to sport psychology basics. The text defines sport psychology and details how it's connected with other disciplines such as sports pedagogy, sports medicine, sports sociology, and sports science.

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Für die ganz Ungeduldigen: Sportpsychologie-Basics 2 ultrakompakt cc Details kann man sich besser merken, wenn man weiß, wo sie im Gesamtbild hingehören. In diesem Kapitel verdeutlichen wir des- halb vorab den „roten Faden“...

Für die ganz Ungeduldigen: Sportpsychologie-Basics 2 ultrakompakt cc Details kann man sich besser merken, wenn man weiß, wo sie im Gesamtbild hingehören. In diesem Kapitel verdeutlichen wir des- halb vorab den „roten Faden“ des Buches, fassen wesentliche Dinge schon einmal sehr kurz und prägnant zusammen. Denn Sportpsy- chologie ist ein weites Feld und ein wenig Überblick am Anfang schadet nicht. Dieses Lehrbuch soll Studierenden als Einführung in die Grundlagen des wissen- schaftlichen Faches Sportpsychologie nützlich sein. Es ist so geschrieben, dass man kein besonderes Vorwissen mitbringen muss. Wenn man das Lehrbuch gelesen und die Inhalte gut nachvollzogen hat, a) dann sollte man in eigene Worte fassen können, was Sportpsychologie und sportpsychologische Forschung im Kern ausmacht; b) besser verstehen und einordnen können, was einem in wissenschaftlichen Ar- beiten zur Sportpsychologie begegnet (oder was einem Dozentinnen und Do- zenten darüber erzählen); c) und einen ganz groben Überblick über die in der Sportpsychologie bearbeitete Themenbandbreite gewonnen haben. Psychologie ist die Wissenschaft vom menschlichen Erleben und Verhalten. Sportwis- senschaft entsteht im Zusammenspiel von ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen, © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 5 R. Brand, G. Schweizer, Sportpsychologie, Basiswissen Psychologie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-59082-9_2 6 2 Für die ganz Ungeduldigen: Sportpsychologie-Basics ultrakompakt z. B. Sportpädagogik, Sportmedizin, Sportsoziologie, Trainings- und Bewegungswis- senschaft und eben auch Sportpsychologie. Sportpsychologie, als wissenschaftliche Disziplin im Schnittfeld von Psychologie und Sportwissenschaft, bezieht Wissensbe- standteile aus beiden Bezugswissenschaften ein. Sport und Bewegung existiert in vielfachen Erscheinungsformen. Sportpsy- chologie thematisiert das Erleben und Verhalten von Menschen sowohl mit Blick auf deren Handeln in klassischen Sportarten-Kontexten (z. B. Fußballspielen und Surfen), als auch mit Blick auf die Alltagsaktivitäten, die körperlichen Aufwand und dabei keine besonderen Fertigkeiten erfordern (z. B. Spazierengehen und Rad- fahren), aber vom handelnden Individuum als Sport im weiteren Sinne begriffen werden. Das Lehrbuch liefert u. a. das begriffliche Handwerkszeug, mit dem man gut und richtig auf die Vielfalt solcher Erscheinungsformen von Sport und Bewe- gung Bezug nehmen kann. Sportpsychologische Forschung richtet sich auf die Erklärung innerer psychi- scher Vorgänge (z. B. Kognition, Fühlen und Gefühle, Motivation), die Verhalten im Kontext von Sport und Bewegung vorausgehen, die es begleiten und die Verhal- ten nachfolgen. Untersuchungen zur Kognition beziehen sich auf Prozesse, die sich auf die Auf- nahme, Verarbeitung und Speicherung von Information beziehen. Es geht um Dinge wie Aufmerksamkeit und Wahrnehmung (Aufnahme von Information), Denken und Entscheiden (Verarbeitung von Information) und um Gedächtnis (Speicherung von Information). Sportpsychologische Untersuchungen belegen zum Beispiel, dass Sportlerinnen und Sportler besser darin sind als nicht sporttrei- bende Personen, visuelle Hinweisreize zu entdecken und auf sie zu reagieren, wenn ablenkende andere Reize ausgeblendet werden müssen (Voss et al. 2009). Außerdem gibt es noch Kognitionen. Das sind die Inhalte von Gedanken oder Gedankenmuster. Mit Blick auf den Teil menschlichen Erlebens, der mit Fühlen und Gefühlen zu tun hat, haben sich Sportpsychologinnen und Sportpsychologen zum Beispiel da- mit beschäftigt, ob bestimmte emotionale Zustände sportliche Leistung generell eher positiv oder eher negativ beeinflussen. Darauf deutet eher wenig hin. Aber es gibt Untersuchungen die zeigen, dass bessere sportliche Leistung dann entsteht, wenn der mit einer Emotion verbundene Handlungsimpuls zur sportlichen Aufgabe passt. Zum Beispiel erreichen Probanden in Tests, in denen sie die vordere Ober- schenkelmuskulatur so explosiv und kraftvoll wie möglich gegen einen festen Wi- derstand arbeiten lassen müssen (als ob sie das Kniegelenk strecken könnten; iso- metrische Muskelkontraktion), im Zustand von Ärger bessere Leistungen, als wenn man sie vorher glücklich stimmen würde (Woodman et al. 2009). 2 Für die ganz Ungeduldigen: Sportpsychologie-Basics ultrakompakt 7 Motivation bezieht sich auf den inneren Antrieb, den Menschen (manchmal) entwickeln und manchmal eben nicht. Sportpsychologische Untersuchungen ­zeigen hier zum Beispiel, dass Menschen vor allem dann regelmäßig ihrer Gesund- heit zuliebe Sport treiben, wenn sie sich selbstbestimmt dazu entschließen und sich nicht nur durch äußere Gründe dazu veranlasst oder gar gedrängt fühlen (Teixeira et al. 2012). Einer Grundannahme von Psychologie folgend ist menschliches Erleben und Verhalten stets durch Situationsfaktoren (z. B. die Anwesenheit Anderer oder der plötzliche Gedanke an Andere) und von persönlichen Merkmalen (z. B. physi- sche Merkmale, Fähigkeiten, Persönlichkeitsfaktoren, Handlungseigenschaften) beeinflusst. Letztere, die persönlichen Merkmale, sind durch zeitlich überdau- ernde, aufeinander aufbauende Veränderungen geprägt (z. B. Entwicklung, Rei- fung und Lernen). Sportpsychologische Forschung, die sich auf persönliche Merkmale bezieht, hat zum Beispiel gezeigt, dass der erhoffte persönlichkeitsbildende Nutzen von Sport- unterricht in der Schule nicht im Sporttreiben an sich liegt, sondern dies vor allem davon abhängt, wie der Unterricht gestaltet wird (Conzelmann et al. 2011). Sport- psychologische Forschung, die sich auf Situationsfaktoren bezieht, hat zum Bei- spiel gezeigt, dass die sportliche Leistung in der Gruppe davon abhängt, wie wich- tig die Einzelleistung für die Gruppenleistung ist (Hüffmeier und Hertel 2011). Mit Blick auf Veränderungen zeigen entwicklungspsychologische Untersuchungen zum Karriereende von Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern, dass Ab- schiede vom aktiven Sporttreiben vor allem dann schwer fallen und zu psychischen Schwierigkeiten führen, wenn das Karriereende erzwungen war (Park et al. 2013). Die von uns zur Darstellung als Wissensgrundlagen ausgewählten Inhalte um- fassen auch solche zur (zumindest grundlegenden) Beurteilung der methodischen Qualität von sportpsychologischen Untersuchungen. Deshalb wird auch auf die Rolle von Theorien und wissenschaftliche Methoden im Forschungsprozess ein- gegangen. Kurz gefasst und auf den Punkt gebracht: Wissenschaft ohne Theorie ist keine und ohne zumindest grobes Statistik-Grundwissen kann man nicht verstehen, was in sportpsychologischen Forschungsberichten überhaupt drinsteht. Aktuell sind es wohl vier Perspektiven (man könnte sie auch als Bezugsfelder oder Themenfelder bezeichnen), aus denen heraus Sportpsychologie entwickelt wird. Die Behauptung, dass es genau vier sind, ist natürlich gewagt. Wir hätten sie aber nicht so formuliert, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass sich der Großteil aller wissenschaftlichen Arbeiten zur Sportpsychologie so ordnen lässt. Der mit Sicherheit größte und den untersuchten Themen nach vielfältigste Teil sportpsychologischer Forschung widmet sich der grundlagenorientierten oder 8 2 Für die ganz Ungeduldigen: Sportpsychologie-Basics ultrakompakt anwendungsorientierten Untersuchung der Einflussgrößen, die sportliche Leis- tung beeinflussen. Untersucht wird, welche psychischen Faktoren Leistung und Erfolg von Bewegungshandeln im Sport stören oder verbessern, und vor allem auch ­warum das so ist. Manchmal stehen Prozesse des Übens, Lernens und Trai- nierens im Vordergrund, oft schwingt der Gedanke Leistungsoptimierung aber auch nur mit und ergibt sich als Möglichkeit und Chance aus den eigentlichen Untersuchungsergebnissen. Ein Teil von Sportpsychologie bezieht sich auf das Feld sportpsychologische Beratung und Training im Leistungssport. In vielen Sportarten möchte man zu- mindest auf Spitzensportebene nicht mehr auf die Unterstützung von Sportpsycho- loginnen und Sportpsychologen verzichten. Sportpsychologische Forschung will hier vor allem dazu beitragen, dass sich praktische Sportpsychologie auf wissen- schaftliche Grundlagen stützt. Außerdem werden Querverbindungen zwischen Sport und Bewegung auf der einen Seite und Gesundheit auf der anderen untersucht. Hier schaut man zum Beispiel auf die psychologisch relevanten positiven Folgen, die Sport und Bewe- gung in der Prävention und Therapie von Erkrankungen sowie in der Gesundheits- förderung mit sich bringen können. Sehr intensiv wird beforscht, was Menschen zu mehr Bewegung und Sport motiviert. Schließlich gibt es Studien, die sich gezielt mit Fragen zum schulischen Sport- unterricht beschäftigen. Untersucht wird das Erleben und Verhalten von Sportleh- rerinnen und Sportlehrern genauso wie das von Schülerinnen und Schülern (und natürlich auch die Begleiterscheinungen und Folgen von Wechselwirkungen zwi- schen den Beteiligten). Hier schaut man zum Beispiel darauf, wie man Schülerin- nen und Schüler so zum Sportunterricht motivieren kann, dass sie auch nach ihrer Schulzeit noch gerne Sport treiben. Schon aus dieser ultrakompakt-Darstellung wird die ungeheure Gegenstands- und Themenbandbreite deutlich, die Sportpsychologie hervorgebracht hat. Einen geraden und den einen richtigen Weg durch das „Wissens-Dickicht“ gibt es nicht. Deshalb raten wir schon beim erstmaligen Nachlesen in diesem Lehrbuch immer wieder auch an anderer Stelle nachzublättern oder online zu recherchieren, also nach links und rechts zu schauen. Insbesondere die als Lesetipps genannten Texte könnten nützlich sein. Außerdem warnen wir explizit ∗nicht∗ vor der Benutzung von Wikipedia zum schnellen Nachschlagen!

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