Gesundheitspsychologie: Krankheits- und Gesundheitsbegriff PDF

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Rheinische Hochschule Köln

Prof. Dr. Julia Richter

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health psychology health disease psychology

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This document is a lecture on health psychology, focusing on the concepts of health and illness, presented in the form of slides. The author delves into the historical and contemporary understandings of health, with a focus on the WHO's definition and related concepts, including the role of various factors in health, and offers a discussion of the strength and limitations of different models.

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Gesundheitspsychologie 1 Krankheits- und Gesundheitsbegriff Wer ist gesund, wer krank? Frau M. hat eine schwere Tumorbehandlung hinter sich. Sie fühlt sich nach wie vor miserabel, obwohl ihr Arzt sagt, der...

Gesundheitspsychologie 1 Krankheits- und Gesundheitsbegriff Wer ist gesund, wer krank? Frau M. hat eine schwere Tumorbehandlung hinter sich. Sie fühlt sich nach wie vor miserabel, obwohl ihr Arzt sagt, der Tumor sei besiegt und Frau M. gelte als geheilt. Frau M. sagt über sich selbst: »Ich bin krank, keinesfalls gesund!« Frau O. ist wegen einer Tumorerkrankung derzeit in Behandlung, sie gilt als Krebspatientin und damit als krank. Frau O. selbst sagt: »Ich fühle mich zwar beeinträchtigt, aber trotzdem wohl und auf jeden Fall nicht krank, ja eher gesund! Renneberg, B. & Hammelstein, P. (2006). Gesundheitspsychologie: Heidelberg: Springer. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 2 Frühere Gesundheitsdefinitionen Frühere Gesundheitsdefinitionen verstehen Gesundheit als die Abwesenheit von Krankheit Das ist aber eine negative Definition, denn: Gesundheit wird nur durch die Abgrenzung von Krankheit bestimmt. Die subjektiv festgestellte Gesundheit beruht auf der eigenen Einschätzung des Gesundheitszustandes. Renneberg, B. & Hammelstein, P. (2006). Gesundheitspsychologie: Heidelberg: Springer. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 3 Gesundheit nach der wHO Gesundheitsbegriff nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) » „Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheiten und Gebrechen.“ » Gesundheit umfasst auch die Fähigkeit und Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen. UN-Friedenseinsätze weltweit (dunkelblau: laufend; hellblau: abgeschlossen Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 4 Aufgaben der WHO » Die Weltgesundheitsorganisation ist die Koordinationsbehörde für das internationale öffentliche Gesundheitswesen der Vereinten Nationen (United Nations Organization, UNO). » Ein Gesundheitssystem oder Gesundheitswesen umfasst alle Personen, Organisationen, Einrichtungen, Regelungen und Prozesse, deren Aufgabe die Förderung und Erhaltung der Gesundheit sowie die Vorbeugung gegen und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen ist. » Ihre Wurzeln haben die Vereinten Nationen in den Haager Friedenskonferenzen und im Völkerbund, der nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Ziel gegründet wurde, den Frieden auf der Welt dauerhaft zu sichern. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 5 Stärke der WHO-Definition Die Stärke der WHO-Definition liegt darin, dass subjektive Aspekte der Gesundheit betont und zusätzlich objektivierbare Daten (medizinisch- technische Einschätzung) berücksichtigt werden. Nur wenn Verhalten nachgewiesenermaßen Gesundheit oder einen ähnlichen erstrebenswerten Zustand wie Fitness oder Wohlbefinden fördert, wird von Gesundheitsverhalten gesprochen. Renneberg, B. & Hammelstein, P. (2006). Gesundheitspsychologie: Heidelberg: Springer. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 6 Probleme der WHO-Definition Aus dieser Definition ergeben sich allerdings auch einige Probleme: a) Gesundheit ist ein dynamischer Prozess, d. h. Gesundheit muss immer wieder neu erreicht, wiederhergestellt und aufrechterhalten usw. werden (z. B. fühlen sich Frau M. und Frau O. beeinträchtigt durch die Krebsdiagnose und - behandlung; vermutlich müssen sie Stress bewältigen und ihr Wohlbefinden wieder finden). b) Das „vollkommene Wohlbefinden“ ist ein relativer Zustand, der auch subjektiv nicht immer erreichbar ist (z. B. Frau O. im obigen Beispiel, die sich wohl fühlt, aber auch Beeinträchtigung wahrnimmt). Renneberg, B. & Hammelstein, P. (2006). Gesundheitspsychologie: Heidelberg: Springer. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 7 Exkurs: Acht Millennium-Entwicklungsziele der UNO 1.Bekämpfung von extremer Armut und Hunger 2.Primärschulbildung für alle 3.Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der Frauen 4.Senkung der Kindersterblichkeit 5.Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter 6.Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten 7.Ökologische Nachhaltigkeit 8.Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 8 Gesundheitsbegriff und Gesundheitspsychologie »Gegenstand der Gesundheitspsychologie ist die Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit, die Vorbeugung und Behandlung von Krankheit sowie die Identifikation von Krankheitsursachen und diagnostischen Korrelaten von Gesundheit, Krankheit und damit Verbundenen Dysfunktionen. » Dazu werden untersucht: Risikoverhaltensweisen Gesundheitsförderndes Verhalten Kognitionen über Gesundheit und Krankheit Kommunikation von Maßnahmen zur Gesundheit Brinkmann, R. (2014). Angewandte Gesundheitspsychologie. München: Pearson. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 9 Biomedizinisches Gesundheitsmodell Biomedizinisches (1/2) Gesundheitsmodell (1/2) »Das medizinische oder biologische Modell entstand im 19.Jahrhundert und ist die gängigste und im Alltag gebräuchlichste Sichtweise Krankheit ist die Abweichung vom natürlichen Zustand. Jede Krankheit hat eine spezifische Ätiologie (Ursache) und nimmt einen bestimmten Verlauf. Die Klassifizierung von Krankheiten erfolgt ohne die Einbeziehung des sozialen Kontexts. Die Krankheitsbehandlung ist eine medizinische Aufgabe. Heilung ist nur bei kausaler Behandlung, d.h. bei Behandlung der zu Grunde liegenden Ursachen möglich. Normales, gesundes Verhalten unterliegt anderen Gesetzen als abnormales, krankes Verhalten. Kranke sind für ihre Krankheit nicht verantwortlich. Kranke befinden sich in der sozialen Rolle von Patienten. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 10 Biomedizinisches Gesundheitsmodell (2/2) » Bei Erklärungen von Krankheitsentstehung wird immer »Abzugrenzen sind Alternative Heilverfahren wie z.B. Homöopathie nach Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen gesucht. Grund- Ursache schädigung Symptome Verlauf Therapie Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 11 Empirische Befunde zum Risikofaktorenmodell »Die Erweiterung des Modells liegt in der Annahme begründet, dass Krankheiten nicht zwingend nur eine Ursache haben, sondern von multiplen Risiken beeinflusst werden können. »Berücksichtigt wird also das Gesundheitsverhalten (Risikoverhalten und Schutzverhalten) von Menschen. Gesundheitsbezogenes Verhalten kann kurzfristig oder langfristig erfolgen, positiv oder negativ wirken sowie direkt oder indirekt wirken. Bsp.: Kurzfristig beugt die Verwendung von Sonnencreme Sonnenbrand vor, langfristig Hautkrebs. »Daraus folgt, dass die Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen Risikofaktor und Krankheit nach statistischen Kriterien festgelegt werden muss. Daraus ergibt sich die Epidemiologie (von griech. epi „auf, über“, demos „Volk“, lógos „Lehre“) als Ansatz. »Die Epidemiologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen in Bevölkerungen oder Populationen beschäftigt. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 12 Annahme der multiplikativen Verknüpfung von Risikofaktoren » Risikofaktoren können biologischen, verhaltensbezogenen, psychosozialen Ursprungs sein oder aus der physischen Umwelt stammen. » Annahme: Das Gesundheitsrisiko multipliziert sich mit den vorliegenden Faktoren. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 13 Ableitung von Risikofaktorenmodellen »Aus der Epidemiologie ergibt sich die Annahme: es bestehen Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychischen und sozialen Variablen. Daher ist die Fokussierung auf die Unterteilung in gesunde und kranke Menschen problematisch oder zumindest nicht mehr zeitgemäß (Unterteilung wie sie das biomedizinische Modell vorschlägt). »Risikofaktorenmodelle entstanden als Erweiterung des biomedizinischen Modells in den 1960er- Jahren, u.a. um die Zunahme von Zivilisationskrankheiten zu erklären. Die ersten Modelle wurden auf Koronare Herzerkrankungen (KHK) angewandt. Eine ausführliche Erhebung aus den 1950er Jahren ist die so genannte „Framingham-Studie“ des United States Public Health Service. 5209 Teilnehmer zwischen 30 und 60 Jahren (Kohortenstudie). Längsschnittuntersuchung: Seit 1948 wurden die EinwohnerInnen des Ortes Framingham untersucht (medizinische Untersuchung und Befragung zu Lebensgewohnheiten, Erziehung, Umgang mit Beschwerden). Brinkmann, R. (2014). Angewandte Gesundheitspsychologie. München: Pearson. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 14 Framingham-Studie zu Herz- und Kreislaufkrankheiten »Framingham ist eine Stadt in Massachusetts mit knapp 70.000 Einwohnern. 1948 begann die systematische epidemiologische Untersuchung auf Ursachen und Risiken koronarer Herzkrankheit (KHK) und Arteriosklerose. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 15 Veröffentlichungen zur Framingham-Studie »Die Teilnehmer aus der Stadt wurden unterschiedlichen Expositionen zugeordnet, zum Beispiel Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum. »Mittlerweile wurden auch die nachfolgenden Generationen untersucht. »Zahlreiche empirische Arbeiten (mehr als 3400, s. Grafik unten) basieren auf den gewonnenen Daten. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 16 Framingham-Studie: Erhebungsbeispiel »Hard Coronary Heart Disease (10-year risk) (based on The Adult Treatment Panel III, JAMA. 2001) Outcome Hard coronary heart disease (HCHD) (myocardial infarction or coronary death) Duration of follow-up Maximum of 12 years with risk calculated at 10 years Population of interest Individuals free of CHD, intermittent claudication and diabetes, 30-79 years of age Predictors Age Total cholesterol HDL SBP Treatment for hypertension Smoking status Risk Score Calculator Interactive Risk Assessment Tool Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 17 Medizinische Studien: Berechnung von Risikofaktoren Aufschluss über den Zusammenhang von Risikofaktoren und Erkrankung gibt die Odds Ratio: Im Rahmen der Epidemiologie werden Risiken von Gesundheit und Krankheit unter verschiedenen Voraussetzungen mit Hilfe des Relativen Risikos (RR) und der Odds Ratio (OR). Berechnet werden sie mittels der Einteilung von Personen einer Population in ein Vier- Felder-Schema. Die Zuordnung erfolgt je nachdem, ob eine Person erkrankt ist oder nicht und ob sie einem speziellen Risikofaktor ausgesetzt war oder nicht. Die Odds Ratio wird auf Basis von Häufigkeiten berechnet (vgl. z.B. auch Chi- Quadrat-Test). Es handelt sich zwar um einen statistischen Zusammenhang, aber nicht um ein Korrelationsmaß. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 18 Epidemiologische Konzepte: Odds Ratio »Die Odds Ratio (auch: Quotenverhältnis) drückt aus, um wie viel höher bzw. niedriger das Risiko ist, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, je nachdem, ob man einem bestimmten Risikofaktor erkrankt nicht ausgesetzt war oder nicht. erkrankt exponiert A B nicht C D exponiert »Die OR lässt sich bestimmen, indem man das Produkt aller „logischen“ Fälle, also die, die exponiert und erkrankt bzw. die, die nicht exponiert und nicht erkrankt sind, durch das Produkt der „unlogischen“ Fälle teilt. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 19 Epidemiologische Konzepte: Relative Ratio erkrankt nicht erkrankt exponiert A B nicht C D exponiert »Das Relative Risiko (RR) stellt den Anteil der Erkrankten an allen Exponierten durch den Anteil der Erkrankten an allen Nicht-Exponierten dar. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 20 Odds Ratio und Relative Ratio im Vergleich »Ist die OR = 1 macht es keinen Unterschied bzgl. des Erkrankungsrisikos, ob man einem Risikofaktor ausgesetzt war oder nicht. »Ist die OR größer 1, gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen Risikofaktor und Krankheit. Worin unterscheiden sich OR und RR? »Das RR trifft eine Aussage über Wahrscheinlichkeiten mit Hilfe von Häufigkeitszählungen (z.B.: die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken ist achtmal höher wenn man raucht), die OR über Quoten (z.B.: Auf acht erkrankte Raucher kommt ein Nichtraucher, der an Lungenkrebs erkrankt ist). Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 21 Epidemiologie nutzt statistische Methoden: Beispiel Korrelation nach Pearson »Mittels Korrelation und Regression lassen sich Zusammenhänge insbesondere für metrische Daten berechnen. »Im Unterschied zur Odds Ratio werden bei der Korrelation nach Pearson nicht allein Häufigkeiten, sondern die Kovarianz von zwei Variablen betrachtet; Grundlage bildet die Varianz der beiden Variablen. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 22 Korrelation: Beispiel für einen linearen Zusammenhang Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 23 Framingham-Studie: Ergebnisse und Schlussfolgerungen »Wichtig für die Herzgesundheit sind: ein niedriger Cholesterinspiegel, ein normaler (niedriger) Blutdruck und normaler Blutzuckerwert. »Identifizierte Risikofaktoren, die eine Herzerkrankung oder einen Schlaganfall begünstigen: Zigarettenrauchen Bewegungsmangel Übergewicht/Gewichtszunahme falsche Ernährungsweise. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 24 Vor- und Nachteile des Risikofaktorenmodells » Kritik: Das » Vorteil: Neben physischen Risikofaktorenmodell stellt Faktoren können auch statistische Zusammenhänge psychische, soziale, (Korrelationen) zwischen ökologische Faktoren sowie medizinischer und sozialwissen- Faktoren des Verhaltens für die schaftlicher Sichtweisen her, Erklärung von Erkrankungen bleibt aber ohne eine erklärende miteinbezogen werden. Theorie. » Es können aber keine kausalen Interpretationen oder » Dennoch sinnvoll: Vorhersagen über die Morbidität Identifikation von Risikofaktoren bzw. Mortalität einzelner als Basis für präventive Personen abgeleitet werden. Maßnahmen mit Schwerpunkt auf: Herz-Kreislauf-Krankheiten » Welche Risikofaktoren müssen Krebserkrankungen vermieden werden und lässt Diabetes und Rheuma. sich das Risikoverhalten der Bevölkerung verändern? Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 25 Weitere Studien: Zusammenhang von Rauchen und Schlaganfall » „In der US-Nurses-Study zeigte sich, dass das Schlaganfallrisiko bei Raucherinnen auf das 2,5fache erhöht war. » Nach Rauch-Stopp fiel das Risiko aber rasch ab und erreichte das Niveau von Niemalsrauchern nach vier Jahren.“* Leitner (2007). Risikofaktor Rauchen – Kardiovaskuläre Bedeutung und Strategien zur Raucherentwöhnung. 20-22. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 26 Weitere Studien: Zusammenhang von Rauchen und Diabetes mellitus » „Rauchen steigert das Risiko, an Typ-II-Diabetes zu erkranken. » Körperliche Aktivität kann dieses Risiko nicht völlig aufheben“. Leitner (2007). Risikofaktor Rauchen – Kardiovaskuläre Bedeutung und Strategien zur Raucherentwöhnung. 20-22. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 27 Gut oder schlecht – was sagen Studien? Was ist gesund? Schutzfaktor - Rotwein Risikofaktor - Rotwein Polyphenole Alkoholabhängigkeit Artherosklerose (Ruf 2004) Kelly et al. (2002) Thromboserisiko (Casani et al. 2004) Resveratrol Leberzirrhose Kardioprotektiv (Bradamente et al. 2004) Beutelspacher et al. (2004) UMIT, 2011, Modell der Salutogenese – Gesundheitstheorie: „Health Ease/Disease“ – Kontinuum (HEDE – Kontinuum (1979, 1987, 1997) Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 28 Kontrollfragen 1. Weshalb ist es wichtig, sich mit Modellen zu befassen? 2. Beschreiben Sie das biomedizinische Krankheitsmodell an einem geeigneten Beispiel. 3. Für welche Bereiche ist das biomedizinische Modell als geeignet anzusehen? 4. Welche zentralen Erkenntnisse erbrachte die „Framingham-Studie“? 5. Worin liegt der Unterschied zwischen dem biomedizinischen Krankheitsmodell und dem Risikofaktorenmodell? 6. Welche methodische Konsequenz folgt aus dem Risikofaktorenmodell? Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 29 Definition „Salutogenese“ » Das Wort „Salutogenese“ leitet sich ab aus „Salus“, lateinisch: »Beschäftigung mit Überlebenden aus „Unverletztheit, Heil, Glück“ und Konzentrationslagern: 29 % der ehemals „Genese“, griechisch: „Entstehung“. internierten Frauen sahen sich trotz der extremen Stressoren in einem relativ guten » Geprägt wurde der Begriff von mentalen Zustand. Aaron Antonovsky * 1923 in Brooklyn, New York, NY, USA; † 7. Juli 1994 in Beerscheba, Israel Professor der Soziologie am Applied Social Research Institute. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 30 Salutogenese – Ursprung des Begriffs » Frauen in den Wechseljahren haben mitunter klimakterische Beschwerden Osteoporose, Haarausfall, Hitzewallungen). Antonovsky wertete eine Analyse zur beginnenden Menopause von Frauen aus. Die Besonderheit: einige Frauen der Stichprobe hatten in einem Konzentrationslager gelebt. Der Anteil der in ihrer Gesundheit nicht beeinträchtigten Frauen betrug in der Kontrollgruppe 51 % im Vergleich zu 29 % der KZ-Überlebenden. Aber: 29%(sic) der KZ-Überlebenden Frauen wurden als (körperlich und psychisch) „gesund“ beurteilt. Diese Beobachtung führte Antonovsky zu der Frage, was Menschen gesund hält. Und aus dieser Frage ging letztlich das Konzept der Salutogenese hervor. Antonovsky entwickelte die Salutogenese als ein Konzept der Entstehung von Gesundheit und individueller Widerstandsressourcen. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 31 Drei Faktoren des Kohärenzerlebens » Im Klinischen Bereich bedeutet kohärent, dass etwas für sich in sich sinnvoll/logisch und zusammenhängend erscheint. Bei psychischen Erkrankungen, z.B. der dissoziativen Störung, kann das Erleben von Kohärenz beeinträchtigt sein. Hohes Kohärenzerleben führt zu dem grundlegenden Vertrauen, die gestellten Anforderungen mit eigenen Ressourcen bewältigen zu können. Personen mit ausgeprägtem Kohärenzsinn sehen Sinn in ihren Handlungen, und sind der Ansicht, aktuelle Anforderungen bewältigen zu können. »Diese Erfahrungen ergeben aus der Wahrnehmung von Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit und Sicherheit. »Der Kohärenzsinn entwickelt sich bis zum ca. 30. Lebensjahr und scheint dann relativ stabil zu sein. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 32 Kohärenzerleben als Ressource » Kohärenzerleben bezeichnet ein Komponenten des Kohärenzerlebens umfassendes und dauerhaftes 1.Comprehensibility (Verständlichkeit, Gefühl des Vertrauens darauf,… Überschaubarkeit): Können unerwartete dass die Ereignisse im Leben Ereignisse als geordnete Information vorhersehbar und erklärbar sind verarbeitet werden? und dass genügend Ressourcen 2.Manageability (Handhabbarkeit, vorhanden sind, um die Bewältig-barkeit): Besteht die verschiedenen Lebens- Überzeugung, dass Schwierigkeiten anforderungen zu bewältigen. lösbar sind? » Kohärenzerleben bezeichnet somit die Zuversicht, dass die individuellen 3.Meaningfulness (Bedeutsamkeit, Sinn- Lebens-anforderungen ein haftigkeit): Sind die Anforderungen und Bemühen und Engagement Probleme es wert, dass man Energie in lohnen. ihre Lösung investiert? Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 33 Gesundheitsbegriff nach Antonovsky: Salutogenese » Gesundheit ist eine dynamische Interaktion zwischen zahlreichen belastenden und entlastenden, schützenden und unterstützenden Faktoren. » Gesundheit ist Resultat der jeweils aktuellen Balance zwischen Risiko- und Schutzfaktoren innerhalb wie außerhalb der Person.“ (Hurrellmann, 2000) Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 34 Überblick individuelle Widerstandsressourcen Individuelle Widerstandsressourcen Beispiele Kognitive Ressourcen Wissen, Intelligenz und Problemlösefähigkeit Psychische Ressourcen Selbstvertrauen, Ich-Identität, Selbstsicherheit, Optimismus Physiologische Ressourcen Konstitution, anlagebedingte oder erworbene körperl. Stärken u. Fähigkeiten Ökonomische und materielle Geld, finanzielle Unabhängigkeit und Ressourcen Sicherheit, Zugang zu Dienstleistungen, sicherer Arbeitsplatz Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 35 Die Rolle der Widerstandsressourcen » Faktoren, die den konstruktiven Umgang mit Stressoren ermöglichen sind: Individuelle Widerstandsressourcen „Stehen einer Person genügend internale und Externe Widerstandsressourcen externale Widerstandsressourcen zur Politische und ökonomische Stabilität, Verfügung, so können die Stressoren ihr Frieden, intakte Sozialstrukturen gesundheits-schädigendes Potential nicht Funktionierende gesellschaftliche Netze entfalten, da die Person immer wieder die Erfahrung macht, dass sie sie meistern kann und ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist.“ (Antonovsky, 1979). UMIT, 2011, Modell der Salutogenese – Gesundheitstheorie: „Health Ease/Disease“ – Kontinuum (HEDE – Kontinuum (1979, 1987, 1997) Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 36 Das Modell der Salutogenese – Bewertung Pro-Argumente Kritikpunkte Das Modell der Salutogenese kann Die Wechselwirkung zwischen körperlicher als die erste und am weitesten und psychischer Gesundheit bleibt unklar, entwickelte Theorie zur Erklärung ebenso der Bezug zwischen Kohärenzgefühl von Gesundheit bezeichnet werden. und Gesundheit bzw. Krankheit. Die empirische Prüfung des Modells ist aufgrund seiner Komplexität schwierig. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 37 Anforderungs-Ressourcen-Modell - Überblick » Ableitend aus Kritik am Salutogenese-Modell entwickelte Becker das Anforderungs-Ressourcen- Modell. » Das Modell geht von seelischer Gesundheit aus und erweitert diese Vorstellung um körper-liche Gesundheit. » Gesundheit besteht in dem Maße, in dem sich die Bedingungsmodell für Gesundheit des Individuums, nach Waller, 2007 Anforderungen durch die Ressourcen bewältigen lassen. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 38 3 Konzept der Salutogenese – Anforderungs-Ressourcen-Modell: Anforderungs-Ressourcen-Modell (2/2) Interne Ressourcen Interne psychische Anforderungen z.B. vom Individuum ausgehende Sollwerte, die aus psychischen Bedürfnissen, verinnerlichen Normen und Werten resultieren Interne physische Anforderungen z.B. konstitutionelle Vulnerabilitäten wie genetische oder erworbene Krankheitsdispositionen. Interne psychische Ressourcen z.B. habituelles Gesundheitsverhalten (gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung, Erholung) Interne physische Ressourcen: z.B. gute physische Kondition, niedrige genetische oder erworbene Krankheitsdisposition Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 39 Anforderungs-Ressourcen-Modell: Externe Ressourcen Externe psychosoziale Anforderungen z.B. berufliche und familiäre Bedingungen Externe physische Anforderungen z.B. körperliche Belastungen am Arbeitsplatz oder durch Umwelteinflüsse Externe psychosoziale Ressourcen z.B. günstige familiäre Bedingungen, günstige Bedingungen am Arbeitsplatz Externe physische Ressourcen z.B. Angebot an preiswerter gesunder Nahrung, Medikamenten Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 40 Wiederholungsfragen 1.Welche Ressourcen werden durch Antonovsky definiert und welche Bedeutung kommt diesen zu? 2.Was ist der „Kohärenzsinn“ und aus welchen Komponenten besteht dieser? 3.Unter welchen Bedingungen entwickelt sich der Kohärenzsinn? 4.Skizzieren Sie das Anforderungs-Ressourcen Modell. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 41 »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Prof. Dr. Julia Richter Gesundheitspsychologie 42

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