Geschichte Abitur Zusammenfassung 2023 PDF
Document Details
Uploaded by Deleted User
2023
Tags
Summary
This document appears to be a summary of German history, potentially for Abitur (final exams) in 2023. The content covers various periods, like the Napoleonic era, World Wars, and the Weimar Republic. It's organized by topics, with subheadings for different historical events and offers a potentially quick overview of decades of German history.
Full Transcript
Inhaltsverzeichnis 1. Zeitalter Napoleons (S.3-4) 10. Erster Weltkrieg (S.20-22) Situation in Europa Ursachen Koalitionskriege...
Inhaltsverzeichnis 1. Zeitalter Napoleons (S.3-4) 10. Erster Weltkrieg (S.20-22) Situation in Europa Ursachen Koalitionskriege Anlass Empfinden der Bevölkerung Julikrise 2. Wiener Kongress (S.5) Kriegsziele Grundsätze und Zielsetzungen Schlieffen—Plan Schuldfrage Verlauf und globale Dimension des Krieges Bestimmungen Merkmale der Kriegsführung Leitgedanken/Prinzipien Auswirkungen auf das Alltagsleben 3. Vormärz (S.6-7) Begriff der Nation Kriegsschuldfrage Nationalismus im Vormärz 11. Versailler Vertrag (S.23-24) — Jenaer Urburschenschaft Grundsätze und Zielsetzungen — Wartburgfest Regelungen und Beschlüsse — Karlsbader Beschlüsse Folgen und Bedeutung — Hambacher Fest 12. Revolution in Russland (S.24) 4. Revolution 1848/49 (S.7-9) 13. Weimarer Republik (S.25-32) Ursachen Revolution 1918/19 (Novemberrevolution) Märzforderungen Parteienspektrum wichtige Ereignisse Weimarer Verfassung Gründe für das Scheitern Anfangsjahre Bedeutung und Ergebnis Krisenjahr 1923 Die Deutsche Frage Phase der Stabilisierung 5. Weg zur Reichsgründung (S.9-10) Gesellschaft & Gesellschaftliche Milieus Geschichte des Deutschen Zollvereins Weltwirtschaftskrise 1929 Zeitalter der Reaktion Wahlergebnisse 1919–1923 1862 Präsidialkabinette Einigungskriege 6. Das Deutsche Kaiserreich (S.11-13) Ende Weimar Reichsgründung 14. Nationalsozialismus (S.32-40) Verfassung Aufstieg der NSDAP Innenpolitik unter Bismarck Wähler der NSDAP Außenpolitik unter Bismarck NS—Ideologie 7. Durchbruch zur modernen Industriegesellschaft (S.14-16) Etablierung des NS—Systems Erste Industrielle Revolution NS—Wirtschaftspolitik Zweite Industrielle Revolution Phasen der Judenverfolgung Veränderte Arbeits— und Lebensbedingungen NS—Außenpolitik bis 1939 Bedeutung des modernen Industriestaats für die politische Entwicklung Widerstand & Beispiele von Widerstand im Deutschen Reich 15. Zweiter Weltkrieg (S.40-41) 8. Soziale Frage (S.16-17) Ursachen und Anlass Lösungsversuche durch Unternehmer Verlauf und globale Dimension des Kriegs Arbeiterorganisationen Begleiterscheinungen des Kriegs Genossenschaften und Gewerkschaften 16. Potsdamer Konferenz (S.41-43) Sozialdemokratie Kriegskonferenzen als Vorläufer Proletarische Revolution / Klassenkampf Grundsätze und Zielsetzungen 9. Imperialismus (S.18-19) Definition und Merkmale Regelungen und Beschlüsse Motive Folgen und Bedeutung Imperialismus—Theorien 17. Vertreibung und Integration (S.43-44) Formen Hintergrund Folgen Formen und Verlauf der Vertreibung Rolle Deutschlands Prozess der Integration Richtungswechsel („Neuer Kurs“) mit Regierungsantritt von Wilhelm II. 18. Umgang mit NS—Vergangenheit bis 1949 (S.44-45) Konsequenzen aus Politikwechsel Nürnberger Prozesse Beispiel Deutsch — Südwestafrika Entnazifizierung Krisen um die Jahrhundertwende Umerziehung 1 19. Vergangenheitspolitik nach 1949 (S.45-47) BRD DDR 20. Kalter Krieg (S.47-48) Entstehung Internationale Krisen und Kriege Entspannungspolitik 21. Zweistaatlichkeit in Deutschland (S.49-52) Entstehung Weg in den Weststaat Weg in den Oststaat Selbstverständnis der BRD Selbstverständnis der DDR Demokratieverständnis in West und Ost 22. Neue Ostpolitik (S.52-53) Vorgeschichte Ostverträge Auswirkungen 23. Überwindung der deutschen Teilung (S.53-54) Friedliche Revolution und Mauerfall 1989 Weg zur Wiedervereinigung Interessen und Konflikte 24. Friedenspolitik seit 1919 (S.54-55) Völkerbund Vereinte Nationen (UNO) Europäische Union (EU) 2 Zeitalter Napoleons Situation in Europa Heiliges Römisches Reich deutscher Nation (H.R.R.d.N.) > gegründet 962 durch Otto I. > bestehend aus ca. 300 Staaten mit eigenen Regierungsformen (Flickenteppich zahlloser Herrschaften) —> kein einheitlicher Nationalstaat, kein Staat im modernen Sinne > Königsfamilien — Preußen: Hohenzollern; Österreich: Habsburger; Bayern: Wittelsbacher > Großmächte: Österreich und Preußen > Franz II. als Kaiser (seit 1800) —> Stellung beruhte auf der eigenen Hausmacht (österreichische Erblanden) Koalitionskriege Ursache& Anlass: — grundsätzliche Veränderung durch franz. Revolution (Verteidigung, später Export in andere Länder) — Pillnitzer Deklaration (27.8.1791): Unterstützungserklärung Österreichs & Preußens an entmachteten König Ludwig XVI. 1792-1797: 1. Koalitionskrieg von Frankreich gegen Österreich& & Preußen > Friede von Campo Formio 1797: Abtretung linksrheinischer Gebiete an Frankreich und Ausbau des franz. Satellitensystems durch Tochterrepubliken 1799-1802: 2. Koalitionskrieg gegen Grobritannien, Osmanisches Reich, Österreich & Russland > Friede von Lunéville 1801 (Bestätigung der Bedingungen von Campo Formio) und Friede von Amiens 1802 (britischer Verzicht auf alle kolonialen Eroberungen gegen franz. Aufgabe von Amiens 1803: Reichsdepuationshauptschluss beim Regensburger Reichstag Entschädigung der Fürsten für Abtretungen der linksrheinischen Gebiete > Säkularisation (Enteignungen von geistlichen Fürstentümern und Überführung von geistlichen Gebieten in weltliche Staaten) > Mediatisierung (Integration von freien Reichsstädten sowie Klein-& Kleinststaaten in größere Territorien) —> Umgestaltung des Reiches durch territoriale „Flurbereinigung" 1804: Napoleon krönt sich selbst zum Kaiser von Frankreich Franz II. Wird als Franz I. Auch Kaiser von Österreich 1805: 3. Koalitionskrieg gegen Österreich, Grobritannien & Schweden > 21. Oktober 1805: Seeschlacht bei Trafalgar mit Sicherung der britischen Seeherrschaft —> Kontinentalsperre Napoleons: Verbot für europäische Staaten, mit Großbritannien Handel zu treiben (weitgehend erfolglos) > Sieg Napoleons in Dreikaiserschlacht von Austerlitz (2.12.1805) > Friede von Preßburg 1805: Gebietsverluste Österreichs an Italien, Bayern, Baden und Würtemberg und Ausbau von Napoleons Vorherrschaft auf Europa 1806: Rheinbund aus 16 deutschen Mittelstaaten unter Führung Frankreichs > politischer Bund / Militärbündnis (Ende des Reichverbands) > Napoleon zwingt deutsche Monarchen zu Verfassungen —> absolutistische Herrschaft wird konstitutionell Einführung des Code Civil („Code Napoèon““) in Frankreich + Übernahme in Rheinbundstaaten Umwandlung des feudalen Ständestaats in liberalen Bürgerstaat durch verschiedene Reformmaßnahmen — Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz und öffentliche Gerichtsverfahren — Freiheit des Individuums und Gewerbefreiheit — Einführung der Zivilehe —> Trennung von Kirche und Staat 6. August 1806: Franz II. legt deutsche Kaiserkrone nieder => Ende des H.R.R.d.N 4. Koalitionskrieg gegen Preußen und Russland > Aufbegehren Preußens gegen französische Vorherrschaft — Kriegserklärung Preußens > 14. Oktober 1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt — militärischer Zusammenbruch Preußens 1807: > Friede von Tilsit: Einteilung Europas in französische und russische Interessenssphäre: Gründung des Königreichs Westphalen > Folgen für Preußen: — Gebiets-/Bevölkerungsverlust — Beitritt zur Kontinentalsperre — Abstellen von deutschen Soldaten für franz. Armee — Geldzahlungen an Frankreich => Demütigung Preußens — Bewahrung des Absolutismus — Zurückziehen der franz. Soldaten in Preußen => Bewahrung der Souveränität 3 Ab 1807/08: Preußische Reformen Ziel: Identifikation mit Nationalgefühl / militärischer Aufschwung > Bauernbefreiung: Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern gegenüber Gutsherren —> trotzdem oft Abhängigkeit, da Bauern 1/3 ihres Landes abgeben mussten —> hohe Verschuldungen oder Landabgaben, Lohnabhängigkeit > Städteordnung: Selbstverwaltungsrecht für größere Gemeinden > Heeresreform: Umwandlung der bestehenden Söldnerarmee in ein Volksheer, Einführung der allgemeinen Wehrpflicht > Bildungsreform: Einführung der allgemeinen Schulpflicht an staatlichen Schulen, Erneuerung des Bildungssystems — Gründung der Berliner Universität 1810 > Gewerbefreiheit: Beseitigung des Zunftzwangs (freie Berufswahl) — Konkurrenz / Wettbewerb = Kapitalismus, Preise entstehen am freien Markt > Jugendemanzipation: rechtliche und staatsbürgerliche Gleichstellung — trotz Diskriminierung / Zeit des Antijudaismus Empfinden der Bevölkerung Herrschaft Frankreichs wird von deutscher Bevölkerung als Unterdrückung / Fremdherrschaft empfunden > dt. Soldaten werden für franz. Armee eingesetzt > finanzielle Lasten für dt. Staaten —> Sehnsucht nach eigener Nation / Bevölkerung eint sich hinter einem gemeinsamen Feind (Frankophobie) Verbreitung eines Nationalgedankens durch Vereine / Verbindungen (z..B. Studenten) > 1811: Gründung der Berliner Turngesellschaft —> Turnvater Jahn —> Verbindung von körperlicher Betätigung und nationaler Erziehung > Entstehung von Freikorps —> Farben der Lützow‘schen Freikorps werden Farben der Nationalbewegung (schwarz/rot/gold) => wiederaufkommender Nationalismus / Patriotismus 1809: 5. Koalitionskrieg wegen Erhebung Österreichs > Niederlage Österreichs und Ernennung Metternichs zum Außenminister 1812: Napoleons Russlandfeldzug > Ursache: Russlands Verstoß gegen Kontinentalsperre > Schwächung franz. Truppen durch Wintereinbruch / „Politik der verbrannten Erde“ (Alexander I.) > geheimes Waffenstillstands—Bündnis durch russischen Zar und deutschen Generalleutnant Ludwig York —> ohne Wissen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. —> Februar 1813 von preußischem König unterschrieben => Seitenwechsel > 17. März 1813: Kriegserklärung Preußens an Frankreich —> Aufruf des preußischen Königs („An mein Volk“) 1813–1815: Befreiungskriege > Preußen/Österreich/Russland/Schweden/GB/Spanien/Rheinbundstaaten vs. Frankreich > 16.-19. Oktober 1813: Völkerschlacht bei Leipzig —> Niederlage Frankreichs > März 1814: Einmarsch der Verbündeten in Paris —> Ende der napoleanischen Herrschaft, Verbannung Napoleons auf Insel Elba > Aushandlung des Ersten Pariser Friedens: Verzicht Frankreichs auf alle Eroberungen Napoleons und Rückkehr zu den Grenzen von 1792 > März—Juni 1915: Herrschaft der hundert Tage —> Napoleon kehrt nach Frankreich zurück — 18. Juni 1815: Schlacht bei Waterloo —> endgültiger Sieg der Koalition — 22. Juni 1815: Rücktritt Napoleons — Juli 1815: endgültige Verbannung auf Insel Helena > Zweiter Pariser Frieden: Festlegung von Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen für Frankreich 4 Wiener Kongress 18. September 1814 — 9. Juni 1815 Grundsätze und Zielsetzungen Neuordnung Europas nach den Koalitionskriegen gegen Napoleon und Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung Ziele der beteiligten Herrscher und ihre diplomatischen Vertreter — Österreich (Kaiser Franz I., Klemens Wenzel von Metternich): Rückgewinnung des an Frankreich verlorenen Territoriums, nur lockerer Zusammenschluss der deutschen Staaten und Stärkung der konservativen Kräfte in Europa — Russland (Zar Alexander I., Graf von Nesselrode): Gewinnung von möglichst großem Einfluss in Mitteleuropa (Ansprüche auf ehemaliges Polen) und Stärkung der konservativen Kräfte — Preußen (König Friedrich Wilhelm III., Karl August von Hardenberg): Rückgewinnung des verlorenen Territoriums, Einverleibung Sachsens (Einspruch Österreichs, Frankreichs und Großbritanniens wegen Gefährdung des Mächtegleichgewichts) und Hegemonie Preußens — Frankreich (König Ludwig XVIII., Außenminister Charles de Talleyrand): gleichberechtigte Anerkennung als Großmacht (durch Betonung des Grundsatzes von Legetimität und Zusammenarbeit mit kleineren und mittleren Mächten), möglichst geringe Gebietsabtretungen sowie Verhinderung eines deutschen Nationalstaats — Großbritannien (König George III., Robert Stewart Viscount Castlereagh): kontinentales Gleichgewicht („Balance of power“) und Beibehaltung der Kolonialgebiete sowie Seeherrschaft Schuldfrage eindeutig, dass revolutionäres Frankreich bzw. Napoleon die Schuld trugen, dies spielte für Bestimmungen jedoch keine Rolle (keine Aufteilung in Sieger und Besiegte) —> gleichberechtigter Verhandlungspartner Bestimmungen Wiederherstellung von Frankreich in den Grenzen von 1792; Wiedereinsetzung der Dynastie der Bourbonen Schaffung eines Kongress—Polens (Personalunion) unter russischer Herrschaft: russischer Zar gleichzeitig polnischer König Gebietsgewinne für Preußen: Rheinland, Teile Westfalens, Nordsachsen und Posen Gebietsgewinne für Österreich: Dalmatien, Oberitalien, dafür Verzicht auf Besitzungen in Süddeutschland neue Staaten: Königreich der Vereinigten Niederlande, Königreich beider Sizilien Ächtung des Sklavenhandels Erklärung der großen Flüsse Europas zu freien Handelswegen Gründung des Deutschen Bundes (—> Bundesakte) — lockere Verbindung von 35 Fürstentümern und vier Freien Städten — Bundestag / Bundesversammlung (Gesandte in Frankfurt unter der Aufsicht Österreich) als einziges Bundesorgan —> keine Beseitigung des Partikularismus —> Enttäuschung der Hoffnung vieler deutscher Patrioten auf deutschen Nationalstaat — auch Mitgliedschaft ausländischer Herrscher, z.B. Könige Großbritanniens (Personalunion mit Hannover) und Dänemarks (Herzog von Holstein), die Niederlande (Luxemburg & Limburg) — Deutscher Bund als Bollwerk gegen Liberalismus, Demokratie und Einheitsstreben sowie Mittel zur Wahrung des europäischen Gleichgewichts und der Fürstenherrschaft — Versprechen von landesständischen Verfassungen (Artikel 13 der Bundesakte) Leitgedanken/Prinzipien Restauration: Wiederherstellung der vorrevolutionären politischen und sozialen Ordnung, ABER: kein Verzicht auf Gebietsgewinne und Rangerhöhungen Legitimität: Herrschaftsbefugnis aus überliefertem dynastischen Recht und Gottesgnadentum Solidarität: gemeinsamer Kampf der Fürsten gegen revolutionäre Bestrebungen —> Heilige Allianz (1815): konservatives Bündnis auf Grundlage der christlichen Prinzipien zwischen Russland, Österreich und Preußen zur Unterdrückung revolutionärer Bewegungen mithilfe des Interventionsrecht Pentarchie: Herstellung eines Mächtegleichgewichts der 5 Großmächte (P, Ö, GB, F, R) —> „Konzert der Mächte“ Gleichbehandlung: keine Unterteilung in Sieger und Besiegte —> Frankreich als gleichberechtigter Verhandlungspartner 5 Vormärz Begriff der Nation „Nation“ als konstruierte, gedachte Ordnung: kein naturgegebenes Phänomen, sondern Ergebnis komplizierter ethnischer, kultureller und mentaler Prozesse im Umfeld der Entstehung eines kollektiven Zusammengehörigkeitsgefühls erst seit Ende des 18. Jahrhunderts (Amerikanische und Französische Revolution) Vorstellung von der Schaffung eines Nationalstaats Grundtypen der Nationalstaaten nach Theodor Schieder: — Entstehung von modernen Nationen durch innerstaatliche Revolutionen —> gleichbleibendes Staatsvolk, veränderte Staatsform, z.B. Frankreich im 18. Jahrhundert — Gründung einer Nation durch Vereinigung getrennter Staaten unter Berufung auf gemeinsame Sprache und Kultur, z.B. Deutschland und Italien im 19. Jahrhundert — Entstehung von eigenen Nationalstaaten durch Separationsbestrebungen innerhalb von Vielvölkerstaaten, z.B. Polen im Russischen Reich oder Griechenland im Osmanischen Reich Staatsbürgernation Volks— bzw. Kulturnation Z.B. Nationsverständnis in Frankreich um 1789 Z.B. Nationsverständnis in Deutschland im 19. Jahrhundert Territorialprinzip (politisch): einheitliches Staatsgebiet Abstammungsprinzip (ethnisch): gleiche Abstammung, gemeinsame oft Ergebnis eines revolutionären Kampfes Unterdrückter gegen Sprache, Kultur und Religion bestehende Obrigkeit Streben nach möglichst großer Homogenität Verfassung als zentrales Element: Gültigkeitsbereich der Verfassung pathetische Aufwertung der eigenen Nation (Sakralisierung der als Definition für Grenzen des Nationalstaats Heimat) freiwilliger Zusammenschluss der Mitglieder aufgrund —> Abgrenzung gegenüber anderen Nationalstaaten gemeinsamer politischer Ziele Zugehörigkeit durch Geburt bestimmt Rationaler (vernunftbetonter) Zugang Emotionaler (gefühlsbetonter) Zugang Nationalismus im Vormärz Auslöser: Widerstand gegen napoleonische Fremdherrschaft —> Aufkommen der Idee von nationaler Einheit restaurative Bemühungen des Wiener Kongresses 1815 —> Entstehen einer Nationalbewegung, getragen vom liberalen Bürgertum und der Studentenschaft Jenaer Urburschenschaft > Gründung am 12. Juni 1815 in Jena durch patriotische Studenten > Abwendung von der landsmannschaftlichen Organisation hin zu einer „Allgemeinen Burschenschaft“ > Bursche = damalige Bezeichnung für Student > Selbstverständnis: studentische Reformbewegung > Motto: Freiheit, Ehre, Vaterland > Ziele: — Deutsche Einheit — Demokratische Verfassung — Freiheit — Pressefreiheit > Hintergrund: — während der Befreiungskriege traten viele Studenten in Freiwilligenverbände, v.a. Lützowsche Freikorps ein — nach siegreicher Heimkehr: Beginn der Verbreitung der nationalen Idee —> Auflösung der landsmannschaftlichen Organisation als Zeichen der Abkehr von der Zersplitterung Deutschlands Wartburgfest > 18. Oktober 1817 bei Eisenach in Thüringen > politische Massenkundgebung von ca. 500 Studenten —> Forderung der Gründung eines deutschen Nationalstaates und Freiheits- & Grundrechten > Verlauf und Grundsätze: — anlässlich des Jahrestages der Reformation und Völkerschlacht in Leipzig: Nationalfest auf der Wartburg (organisiert von Jenaer Urburschenschaft) — Teilnehmer: ca. 500 Studenten und einige Professoren von mehreren deutschen Universitäten — Ablauf. Reden und Appelle unter dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland““ — erstmalige öffentliche Schaustellung der schwarz—rot—goldenen Flagge als Symbol der deutschen Nationalbewegung — Einigung auf Grundsatzprogramm: Forderung nach nationaler Einheit, Grundrechten, gesamtdeutsche Verfassung 6 > Folgen: — symbolische Bücherverbrennung von reaktionären und antiliberalen Schriftstücken — Farben schwarz/rot/gold entwickeln sich zum Symbol der Nationalbewegung — 23. März 1819: Ermordung des reaktionären/antiliberalen Schriftstellers August von Kotzebue — Welle der Repression (Unterdrückung von nationalen und liberalen Bewegungen durch Verfolgung, Zensur, Bespitzelung und Verhaftung) Karlsbader Beschlüsse > 6.—31. August 1819 (20. September 1819: Bestätigung der Beschlüsse durch Frankfurter Bundestag) > Reaktion auf Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue — Pressezensur — Untersuchungsgesetz: Kommission gegen nationale & liberale Strömungen — Universitätsgesetz: Kontrolle an Universitäten gegen nationale Bewegungen — Exekutionsordnung: Eingriff in die Rechte der Staaten des Deutschen Bundes; Verhängung des Ausnahmezustands > Folgen: — Einschränkungen der politischen Freiheit & Meinungsäußerung — Rückzug ins Private: Beginn der „Biedermeierzeit“ — Kontrolle und Verbot von Turnvereinen und Burschenschaften — verstärkte Unterdrückung von bürgerlichen, liberalen, nationalen Ideen —> liberale & nationale Bewegungen mussten im geheimen stattfinden — Entlassung und Berufsverbot für kritische Professoren (Demagogenverfolgung) Juli—Revolution von 1830 in Frankreich —> Auftrieb für Oppositionsbewegung im Deutschen Bund Hambacher Fest > 27.—30. Mai 1832 auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Haardt > Höhepunkt der liberalen und nationalen Oppositionsaktivitäten im Vormärz > Teilnehmer: weite Kreise des Kleinbürgertums und der Handwerkschaft, ca. 20.000–30.000 Menschen aus Deutschland und auch Polen, Frankreich & Großbritannien —> größte politische Massenveranstaltung in der Geschichte Deutschlands > ursprünglich: Einladung zum Fest des bayerischen Verfassungstages am 26. Mai 1832 —> entwickelt sich zum massenhaften Festzug zum Schloss mit großer schwarz—rot—goldener Fahne mit der Aufschrift „Deutschlands Wiedergeburt“ > Forderung von Freiheitsrechten und eines Nationalstaats für alle Völker („Völkerfrühling“) > Folgen: — Verschärfung der Unterdrückung durch Deutschen Bund (Zensur der Zeitungen wird verschärft, politische Versammlungen und Vereine verboten), aber in Einzelstaaten Unterstützung kulturnationaler Ideen, ohne damit auf liberale Forderungen einzugehen (z.B. Weiterbau des Doms in Köln oder der Walhalla in Bayern) — Ausweitung der Nationalbewegung zu einer Massenbewegung, v.a. Durch Turn— und Gesangsvereine mit überregionalen Veranstaltungen (Turnvater Jahn als zentrale Figur) „Rheinkrise“ 1839/1840: Forderung Frankreichs nach Wiederherstellung der Rheingrenze: Anspruch auf Gebiete westlich des Rheins —> Ressentiment (=Abneigung) in der deutschen Bevölkerung => weitere Ausbreitung und Emotionalisierung der Nationalbewegung Revolution 1848/49 Ursachen — Unzufriedenheit mit „System Metternich“ mit seinen Polizeistaatsmethoden (Bevormundung, Überwachung & Pressezensur) und gegen restaurative Politik der Fürsten — Forderung nach marktwirtschaftlicher Ordnung und umfassenden Modernisierung durch Besitzbürgertum in Industrie und Wirtschaft — trotz Repressionen gestärkte nationalliberale Bewegung — Wirtschaftskrise und Missernten (1842/45/46) —> Hungersnöte, Massenarbeitslosigkeit & Massenelend, Produktionsrückgänge, Inflation —> schwindendes Vertrauen in herrschendes System — Industrialisierung (im Ausland) —> Pauperismus (neue Armut) — gesamteuropäisches Phänomen —> überall (außer in England und Russland) Aufstände und Umsturzbemühungen Märzforderungen — Pressefreiheit, Wegfall der Zensur und der Publikationsverbote — Sicherung der Bürgerrechte, insbesondere der Versammlungsfreiheit und der Vereinsbildung — gesetzliche Sicherstellung des Einzelnen gegen willkürliche Verhaftung und Haussuchung — Öffentlichkeit der Gerichtsverfahren mit Schwurgerichten — Wahl eines gesamtdeutschen Parlaments zur Ausarbeitung einer Verfassung 7 — Verbesserung des Wahlgesetzes — Verringerung des Heeres, Bildung von Bürgerwehren und Vereidigung des Militärs auf die Verfassung — Herstellung der nationalen Einheit Deutschlands — Veränderungen im Steuerwesen zugunsten von Mittel— und Unterschicht Wichtige Ereignisse 24. Feb 48: Sturz des Bürgerkönigs Louis Philippe —> Nachricht verbreitet sich in ganz Europa Ende Feb: Proteste in D (Pressefreiheit, Schwurgerichte, Aufstellung von Bürgermilizen, Einberufung eines Deutschen Parlaments; Märzforderungen) 13. März 48: Rücktritt und Flucht Metternichs aus Wien nach Aufständen 18. März 48: Preußischer König Friedrich Wilhelm IV. verkündete Aufhebung der Pressezensur, versprach Verfassung & sich für Reorganisation des Dt. Bundes einzusetzen —> Bei Räumung des Schlossplatzes fielen Schüsse > Barrikadenkämpfe in Berlin (300 Tote) —> 19. März: König verbeugt sich vor Gefallenen und zollt ihnen damit Respekt Ende März: Errichtung von „Märzministerien“ (Liberale wurden beteiligt) 3. April 48: Einigung des Vorparlaments in Frankfurt auf allgemeine freie Wahlen für ganz Deutschland 12. April 48: Bundestag stimmte Einsatz von Bundestruppen unter preußischem Oberbefehl zu —> militärische Erfolge > Konflikt nimmt internationale Dimensionen an: GB & F fordern Rückzug der preußischen Truppen 1. Mai 48: erste Wahlen zur Nationalversammlung 18. Mai 48: Eröffnung des Frankfurter Paulskirchenparlaments > Präsident: Liberaler Heinrich von Gagern > Einsetzung einer provisorischen Exekutiven -> Erzherzog Johann wird "Reichsverweser" (= Vertretung des Monarchen) (27. Juni) > Juli—Dez: Debatte über Grundrechte Seit Juli 48: rasches Wiedererstarken der reaktionären Kräfte in Österreich und Preußen —> Herbeiführung der Wende mit militärischer Kraft Sep 48: Volksaufstand gegen Nationalversammlung —> Volk fühlt sich vom Parlament nicht vertreten —> Aufstand wurde in wenigen Tagen niedergeschlagen 28. Okt 48: Rückeroberung Wiens durch kaiserliche Truppen 10. Nov. 48: Rückkehr des preußischen Militärs nach Berlin 21. Nov 48: Felix Fürst zu Schwarzenberg wird österreichischer Ministerpräsident —> konservativ, Monarchist —> gegen Aufgehen in Nationalstaat Liberales Märzministerium in Preußen durch konservatives ersetzt worden Dez. 48: endgültiger Sieg der Gegenrevolution in ganz Deutschland —> Friedrich Wilhelm IV. löst preußischen Reichstag auf & erließ selber Verfassung (5.12.) 28. März 49: — Verabschiedung der Reichsverfassung in Form der „kleindeutschen“ Lösung (ohne Österreich) durch Nationalversammlung in der Paulskirche — Wahl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Zum Kaiser 3. April 49: Scheitern der Revolution wegen der Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. —> „imaginärer Reif, aus Dreck gebacken“ 6. Juni 49: Übersiedlung der machtlosen Nationalversammlung nach Stuttgart 18. Juni 49: Zerschlagung / gewaltsame Auflösung des „Rumpfparlament“ auf Geheiß des württembergischen Königs Gründe für das Scheitern — Überforderung durch Doppelaufgabe der Realisierung von Einheit und Freiheit —> gleichzeitige Bildung eines einheitlichen Nationalstaats und Schaffung einer liberalen Verfassung in gänzlich verändertem Staatswesen nicht möglich — Spaltung der revolutionären Bewegung in gemäßigte Liberale (konstitutionelle Monarchie, Zensurwahlrecht) und radikale Demokraten (Republik, gleiches Wahlrecht) — organisatorische Probleme & schwierige innere Situation Deutschlands —> fehlende Koordination durch fehlende Hauptstadt / zentralen Ort, weitverbreiteter Partikularismus (= Streben staatlicher Teilgebiete, ihre besonderen Interessen gegen allgemeine Interessen durchzusetzen), große Eigendynamik — keine charismatische Führungspersönlichkeit — Parlament wenig entschlussfreudig und noch in Entwicklung —> fehlende pol. Erfahrung, mangelnder Realitätssinn, Vernachlässigung des Aufbaus einer machtpolitisch starken Position gegenüber den Vertretern der alten Ordnung (keine eigene Armee oder geeignete Beamtenschaft) — schnelle Erholung der reaktionären Kräfte und koordiniertes Vorgehen der Monarchen — schwindender Rückhalt aus Bürgertum Bedeutung und Ergebnis — große pol. Bedeutung: dauerhafte Aufhebung einiger wichtiger Teile der traditionellen Feudalordnung, Absolutismus war nicht mehr möglich — langfristige Impulse: Freiheits— und Grundrechte, allgemeine & geheime Wahlen, Grundgerüst von Gewaltenteilung & Volkssouveränität, modernisierte Wirtschaft und Gesellschaft (industrielle Revolution erreicht Deutschland)… — Liberalisierung auf lange Zeit unmöglich geworden —> Durchsetzen der reaktionären Kräfte bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 8 Die Deutsche Frage > dreht sich um territoriale Ordnung und Grenzen Deutschlands Großdeutsche Lösung Kleindeutsche Lösung unter Führung des Kaisers von Österreich unter Führung von Friedrich Wilhelm —> Einbezug der aufgrund historischer Vergangenheit zum —> Reichseinigung unter preußischer Führung bei deutschsprachigen Raum gehörigen Länder wie Böhmen und Österreich gleichzeitigem Ausschluss Österreichs Vorteile Vorteile stärkste Macht in Europa (auch wirtschaftlich) Mächtegleichgewicht in Europa Problematik es müssen weniger Nationalitäten gebündelt werden Konflikt um Vormachtstellung zwischen Preußen und Österreich Deutschland & Österreich in Harmonie —> Völkerfrieden Österreich als Vielvölkerstaat mit Ungarn verbunden kein Imperialstaat unter Führung der Habsburger Krone viele nationale Interessen Problematik —> keine nationale Selbstbestimmung Preußen als Führungsrolle Mächteungleichgewicht in Europa —> Kriegspotential Weg zur Reichsgründung 1834: Gründung des Deutschen Zollvereins —> Aufhebung der Binnenzölle > Vorgeschichte: keine gemeinsame Zoll— und Handelspolitik im Deutschen Bund — 1818: preußisches Zollgesetz — keine Ausfuhr— und kaum Einfuhrverbote, Ausfuhr zollfrei, Einfuhr nur mit geringen Abgaben (Ausnahme: Kolonial— und Luxusgüter), hohe Transitzölle — 1828: Bayern und Württemberg gründeten eine Zollunion + Zollunion zwischen Preußen und Hessen—Darmstadt —> als Reaktion auf die Zollunion von Preußen und Hessen—Darmstadt wurde der mitteldeutsche Handelsverein („Neutralitätsverein“) gegründet, d.h. 17 Mitglieder durften keiner Zollunion beitreten oder eine mit einem Nicht—Mitglied eingehen — in der Folgezeit brachen immer mehr Staaten aus ihren jeweiligen Zollunionen aus, um der von Preußen dominierten Zollunion beizutreten > 1. Jan 1834: gemeinschaftliches Zollsystem tritt in Kraft (Deutscher Zollverein; gegründet am 22. März 1833) > mehr als die Hälfte der Bundesstaaten und 23,5 Mio Einwohner gehörten dem Deutschen Zollverein an —> Führungsrolle Preußens > Folgen: — Wegfall der Binnenzölle — Schaffung eines einheitlichen Münz—, Maß— und Gewichtssystems — allgemeine Verbesserung und vorübergehende Stabilisierung der Staatsfinanzen — Zollreform schuf neue Konfliktherde — Anschluss von weiteren Gebieten in der Folgezeit — in der Öffentlichkeit weitgehend als Fortschritt anerkannt —> nicht durchweg positiv wahrgenommen durch die Konsequenzen für die Verbraucher — von den Regierungen nicht als Weg zur nationalen Einheit gedacht Zeitalter der Reaktion scharfe Unterdrückung der Opposition durch den Obrigkeitsstaat seit der gescheiterten Revolution 1848/49 und Wiederherstellung des Deutschen Bundes preußisch—österreichischer Dualismus —> preußische Unionspolitik mit kleindeutscher Lösung als Ziel vs. Streben Österreichs nach großdeutscher Lösung konservativ—bürokratische Stabilisierung der Monarchie 1851: Aufhebung der Verfassung und der Grundrechte durch den Bundestag in Frankfurt: Sieg der Restauration in Österreich —> Neoabsolutismus mit zentralistischer Bürokratie und starker Polizei Machtverhältnis in preußischer Verfassung von 1848 verschob sich in Richtung des Königs > gesetzgebende Gewalt „gemeinschaftlich“ bei König und zwei Kammern — Erste Kammer (Herrenhaus): erbliche oder vom König ernannte Minister, meist Adlige — Zweite Kammer (Abgeordnetenhaus): nach Dreiklassenrecht gewählt 1862 Amtseintritt von Otto von Bismarck als preußischer Ministerpräsident —> Ziele: Erhaltung der Monarchie (Stärkung des preußischen Königs), aber Schaffung eines Deutschen Nationalstaats (Machtbehauptung Preußens konnte nur durch ein vereintes DE mit Preußen an der Spitze gesichert werden) „Eisen und Blut“—Rede: Versprechen zur Herstellung der nationalen Einheit unter Vorherrschaft Preußens mit militärischen Mitteln Streit zwischen König und Abgeordnetenhaus um Heeresreform > Heeresverstärkung durch Verlängerung der Dienstzeit der Rekruten, Erweiterung des Offizierskorps und Abschaffung der Landwehr > Liberale blockierten benötigtes Budget > Liberale behielten auch nach Neuwahl Mehrheit —> weiterhin Pattsituation > Bismarck konstruierte „Lückentheorie“ —> bei Pattsituation zwischen König und Kammern habe Monarch Entscheidungsgewalt 9 Einigungskriege Deutsch-Dänischer Krieg 1864 Ursache: Auseinandersetzungen über die Zugehörigkeit von Schleswig und Holstein zu Deutschland oder Dänemark —> 1863: nach Thronwechsel in Dänemark begann dänischer König Schleswig zu annektieren —> Bruch des Londoner Protokolls von 1852 —> Dänischer König nahm Entscheidung nicht zurück —> Bundestag beschloss militärische Vorgehen gegen dänischen König Verlauf: > 18. April 1864: preußische Truppen besiegten dänische Truppen bei den Düppeler Schanzen > Sommer 1864: preußische & österreichische Armee besetzte Jütland Ergebnis: > 30. Oktober 1864: Frieden von Wien > Dänemark verzichtete auf alle Rechte in Schleswig, Holstein & Jütland > Preußen übernahm Verwaltung in Schleswig und Österreich über Holstein (Aufteilung geregelt im Vertrag von Gastein) Preußisch-österreichischer Krieg / Deutsch-Deutscher Krieg („Bruderkrieg“) 1866 Ursache: Streit um die Verwaltung der Gebiete (Schleswig und Holstein) > Bismarck wollte Vorherrschaft in Deutschland —> preußische Hegemonie (Vormachtstellung) in Norddeutschland > Österreich wollte mit Zustimmung der Staaten einen Mittelstaaten gegen Preußen erschaffen Verlauf: > Bismarck schloss Geheimbündnis mit Italien, um sich dessen Teilnahme an einem Krieg gegen Österreich zu versichern (territoriale Anreize) > Bismarck legte Antrag zur Reform des Deutschen Bundes vor — Wahl eines gesamtdeutschen Parlaments nach allgemeinem Wahlrecht — Vorschlag hätte von Österreich nicht angenommen werden können > Österreich sah in Antrag Bismarcks Verletzung des Bundesvertrags > Preußen warf Österreich die Verletzung der Regelung der Verwaltung von Schleswig und Holstein vor —> am 7. Juni 1866 marschierten preußische Truppen in Holstein ein > Österreich sah in beiden Gründen einen Bruch des Bundesvertrags —> verlangte Mobilmachung der Bundestruppen > Preußen sah in Mobilmachung eine unzulässige Kriegserklärung und trat aus dem Deutschen Bund aus > 3. Juli 1866: Sieg der preußischen Truppen bei Königgrätz Ergebnis: > 23. Aug 1866: Frieden von Prag — Österreich verliert Holstein — Ausscheiden Österreichs aus dem Deutschen Bund (—> endgültige Auflösung + endgültiger Verzicht auf großdeutsche Lösung) — milde Bündnisbedingungen (—> künftiger Bündnispartner) > Gründung des Norddeutschen Bundes — Annexion kleinerer Staaten nördlich des Mains, die auf der Seite Österreichs gekämpft hatten — Februar 1867. Wahl zum Norddeutschen Reichstag (allgemeines Wahlrecht) — Bewunderung Bismarcks als „großer Staatsmann“ —> Bismarck nutze Gunst der Stunde, um Teil der Liberalen auf seine Seite zu ziehen > Süddeutsche Staaten schlossen Militärbündnisse (Schutz— und Trutzbündnisse) mit Norddeutschem Bund ab Deutsch-Französischer Krieg (18870/71) Ursache: > 1852: Napoleon III. War durch einen Staatsstreich in Frankreich an die Macht gekommen —> brauchte politische Erfolge nach einer Reihe von Fehlschlägen > Anfang 1870: vakanter spanischer Thron musste neu besetzt werden — möglicher Kandidat: Prinz aus katholischer Nebenlinie der Hohenzollern — Frankreich befürchtete eine „Umklammerung“ —> Protest — Preußen rückte von der Kandidatur ab > Emser Depesche — preußischer König war zur Kur in Bad Ems — französischer Gesandter suchte König auf und verlangte vom König eine Erklärung, dass die Hohenzollern auf den Spanischen Thron verzichten würden — König lehnte eine solche Erklärung ab — Bericht über die Ereignisse wurde an Bismarck geschickt — Bismarck kürzte die Mitteilung und ließ sie veröffentlichen —> Brüskierung Frankreichs > Frankreich erklärte Preußen den Krieg Verlauf: > Süddeutsche Staaten sahen Bündnisfall gegeben —> kämpften an der Seite des Norddeutschen Bundes > 2. September 1870: Schlacht bei Sedan —> Niederlage der französischen Armee, —> Gefangennahme von Napoleon III. —> Zusammenbruch der Monarchie — Frankreich wurde zur Republik > Forderungen (Annexion von Elsass & Lothringen) nicht angenommen —> Verlängerung des Krieges > 18. Januar 1871: Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles Ergebnis: > 10. Mai 1871: Frieden von Frankfurt — Elsass und Lothringen an das Deutsche Reich — Frankreich zahlte fünf Milliarden Goldfrancs als Kriegsentschädigungen 10 Das Deutsche Kaiserreich Reichsgründung Bismarck verhandelte mit süddeutschen Regierungen über Beitritt zum künftigen Deutschen Kaiserreich Bismarck bestach bayerischen König Ludwig II., damit dieser Wilhelm I. Von Preußen die Kaiserwürde anbot —> Bismarck hatte „Kaiserbrief“ selber verfasst 18. Jan 1871: Kaiserproklamation in Anwesenheit der deutschen Fürsten —> Gründung des Deutschen Kaiserreiches unter Führung Preußens —> Nationalstaatsgründung „von oben“: Reichsgründung als ein von Fürsten und Militär getragener Akt ohne Mitsprache des Volkes —> Spiegelsaal von Versailles: Demütigung Frankreichs Kaiserreich als Bundesstaat: Zusammensetzung aus 26 Einzelstaaten, die historisch, wirtschaftlich und konfessionell keine Einheit bildeten —> Föderalismus Verfassung 16. April 1871: Verabschiedung der Verfassung Charakteristika Streitkräfte Vertretung des Oberbefehlshaber Machtgefüge: starke Exekutive — schwacher Reichstag Deutscher Kaiser Reiches und zugleich König Kriegserklärung mit > keine alleinige Gesetzgebungsmacht für Reichstag (für Verabschiedung von Gesetz war gegenüber dem von Preußen Zustimmung des Zustimmung von Bundesrat UND Reichstag notwendig Ausland Bundesrates Ernennung > Bundesrat von Einzelstaaten und damit den Fürsten dominiert (selbst nicht demokratisch — beruft ein Reichskanzler — beruft ein legitimiert) — eröffnet — eröffnet > keine Verantwortlichkeit der Regierung / des Reichskanzlers gegenüber dem Reichstag faktisch zugleich preußischer — vertagt — vertagt — schließt Ministerpräsident — schließt > allgemein starke Stellung der Exekutive: Kanzlerprinzip, kein Ressortprinzip: Staatssekretäre (nicht: „Minister“) weisungsgebunden Gemeinsame Gesetzgebung Preußens starke Stellung Reichstag ein Gesetz kommt zustande, wenn Bundesrat 397 Abgeordnete Bundesrat und Reichstag zustimmen Vorsitz: Reichskanzler > Kaiser und Reichskanzler mussten immer auch preußischer König und Ministerpräsident Gesetzesinitiative Budget muss jährlich durch Gesetz 58 Stimmen sein + starke Stellung von Kaiser und Reichskanzler (davon 17 Stimmen für Preußen, Vetorecht Immunität bewilligt werden mit 14 Stimmen) > allzeitiges Vetorecht für Preußen Indemnität Bestimmung von Fürstenbund Auflösung des Reichstages mit Verwaltungsvorschriften > Gründer der Bismarck‘schen Verfassung. Fürsten und nicht das Volk (Gründung von oben) Zustimmung des Kaisers Gesetzesinitiative kein Grundrechtskatalog wählen auf drei (ab 1890 auf fünf) Jahre in Recht auf Anhörung im Reichstag allgemeiner, direkter und geheimer Wahl > Grundrechte entweder in einzelnen Verfassungen der Einzelstaaten festgeschrieben oder (Mehrheitswahlrecht) nicht berücksichtigt entsenden weisungsgebundene Vertreter Militär als „Staat im Staat“ Männliche Staatsbürger > Militär unterliegt nicht Kontrolle des Reichstags —> kein Parlamentsheer über 25 Jahre 25 Einzelstaaten > Oberbefehlshaber = Kaiser (Kriegserklärung mit Zustimmung des Bundesrats, aber eben nicht des Reichstags) Innenpolitik unter Bismarck 1) Funktionswandel des Nationalismus Innere Reichsgründung => Steigerung der Loyalität, Identifikation, Nationalgefühls der Bürger zur Sicherung des Kaiserreichs > Betonung von monarchischen, obrigkeitsstaatlichen und militärischen Anlässen öffentliche Feierlichkeiten, z.B. am Kaisergeburtstag, Sedanstag „Reichskriegsflagge“ (schwarz/weiß/rot) (Krieger—) Denkmäler Bau von zahlreichen Kaiser-Wilhelm-Statuen und Bismarck-Türmen Erziehung / politische Sozialisation von Kindern und jungen Männern in national-patriotische Richtung Veränderung des Nationalismus und Funktion im Kaiserreich Begriff der „Nation“ wurde mit Reich gleichgesetzt im Vormärz: liberal, emanzipatorische Idee, für nationale Einheit & bürgerliche Rechte eintretend —> wird zu: einheitsstiftende Ideologie und Stütze des Kaiserreichs, Nutzung des Nationalismus als Integrationsideologie durch Eliten des Kaiserreichs —> Nationalismus als staatskonforme Kraft Entstehung eines neuen Reichsnationalimus („negative Integration“): — nach außen: machtstaatliche, hegemoniale und später auch rassistische Ausrichtung — nach innen: Ablehnung derjenigen, die Bismarcks Form der Reichsgründung und seiner Politik widersprechen (Kritik an entstandenem deutschen Nationalstaat: zu klein, zu protestantisch, zu wenig förderativ, demokratisch, parlamentarisch und sozial gerecht) > Bezeichnung als Reichsfeinde —> Politik der Ausgrenzung und Bekämpfung dieser Gruppen 11 1878/79: „konservative Wende“ = Aufgreifen der nationalen Idee durch konservative Kreise —> Übergang des Reichsnationalismus zu rechter Ideologie (antiliberal, antisemitisch, expansionistisch) > „integraler Nationalismus“ — vollständige Unterordnung des Einzelnen unter die Nation („Du bist nichts, dein Volk ist alles.“) —> Nationalismus als „politische Religion“ — „Volk“ (nicht der Staat) als entscheidende Bezugsgröße —> „völkischer“ Nationalismus — Aufkommen des Chauvinismus (=aggressiver, völkischer Nationalismus) unter Wilhelm II.: absolute Vorrangstellung der eigenen Nation —> Forderung nach rücksichtsloser Durchsetzung nationaler Interessen gegenüber anderen Staaten (nach außen) und nationalen Minderheiten (nach innen) — preußisch—deutscher Militarismus als zentraler Integrationsfaktor —> Entstehung politischer Vereine zur Propagierung nationalistischer Ideen, z.B. „Alldeutscher Verband“ (1891) oder „Deutscher Flottenverein“ (1898) — Zusammenspiel von Integration und Segregation: Forderung an gesellschaftliche und nationale Minderheiten (z.B. Juden, Dänen oder Polen) zur Assimilation (Anpassung) und Akkulturation (Übernahme der Kultur) —> verstärkte Ausbildung einer eigenen Identität der Minderheiten als Reaktion auf „Germanisierungsdruck“ —> Segregation der Minderheiten 2) Kulturkampf (1871-1887) Ursachen — Minderheit der Katholiken im neuen Reich (1/3 katholisch, 2/3 evangelisch) — seit 1866: Österreich keine Schutzmacht der Katholiken mehr — beschleunigter Industrialisierungs- und Säkularisierungsprozess → Katholiken fühlen sich in ihrem täglichen Leben bedroht ↳ Papst Pius IX. versucht den Wandel aufzuhalten → Konflikte mit Liberalen (sehen Wissenschaft/Bildung/...als Grundlage für modernen Fortschritt), Papst betont seine Unverfehlbarkeit Anlass — Forderungen des Zentrums (katholische Partei) → Papst soll gegen den Machtanspruch des neuen Königreichs Italien unterstützt werden, Religion betreffende Grundrechts artikel sollen in die Reichsverfassung aufgenommen werden) Stationen des Kulturkampfes — Auseinandersetzungen über päpstliches Unfehlbarkeitsdogma → Isolation des Zentrums → Angriff der Liberalen und Regierung kath. Abteilung im preußischen Kulturministerium wird aufgelöst, dt. Gesandtschaft beim Vatikan aufgehoben 1871: Kanzelparagraph: Verbot kritischer Betrachtung staat! Angelegenheiten von Geistlichen 1872: Schulaufsichtsgesetz: Ausschalten des Einflusses der Konfessionen auf Schulen 1873: Anzeigepflicht 1874: Einführung der Zivilehe 1875: -förmliche Aufhebung der Kirchenartikel in der preuß, Verfassung, Ausdehnung staat. Aufsicht über Religionsunterricht -Klostergesetz: Auflösung der geistlichen Orden → Verfolgung stärkt Zusammengehörigkeitsgefühl, katholische Mandate wachsen (bis 1912: 20-25% Reichstag) Bismarcks Begründung & kritische Betrachtung von dieser Staat handelt aus Notwehr > Kirche gefährde den Staat und wolle den Umsturz von diesem, deshalb ist es notwendig gegen diese anzukämpfen keine Bedrohung für den Staat, denn: Kirche hat nie gewaltsam gehandelt, Grundrecht der freien Meinungsäußerung, Katholiken waren in der Minderheit 3) Sozialistengesetz (1878/79) — Anlass: zwei Attentatsversuche auf Kaiser Wilhelm I. (11. Mai und 2. Juni 1878) —> Vorwand Bismarcks für Sozialistengesetze gegen die Sozialdemokratie, die jedoch nicht hinter den Attentaten stand — 22. Oktober 1878: „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ Verbot von Vereinen, die als Ziel den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung hatten Verbot von Vereinen, Versammlungen, Druckschriften, die die bestehende Staats- oder Gesellschaftsordnung gefährden Befugnis der Behörde, die Vereine, Versammlungen und Schriften zu kontrollieren Bestrafung von Mitgliedern eines verbotenen Vereins oder Teilnehmer einer verbotenen /aufgelösten Versammlungen mit Geld- oder Gefängnisstrafen 12 War die Bekämpfung der Sozialdemokraten erfolgreich? Ja Nein Verbot der SAP Sozialdemokraten lassen sich nicht unterdrücken/„kaufen“ Sozialistengesetz kann nach Auflösung des Reichstags —> machen im Verborgenen weiter, Partei benennt sich um durchgesetzt werden Unzufriedenheit des Proletariats bleibt trotz aktiver Sozialgesetzgebung —> Verbot von sozialistischen Vereinen und Schriften, polizeiliche —> Gesetze, wie das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz sind Überwachung der Parteifunktionäre zusätzlicher Erfolg für Sozialdemokraten Zieländerung der SPD Bismarcks Abgang (1840) zeigt Niederlage SPD ist 1890 die stärkste Partei 4) Sozialgesetzgebung Krankenversicherung (1883) Umsetzung des Sozialstaatsgedanken? für gewerbliche Arbeiter (ausgenommen Land— & Forstarbeiter) freie ärztliche Behandlung & im Bedarfsfall Krankengeld (60%) für 13 Wochen Ja: Beiträge: 1/3 Arbeitgeber, 2/3 Arbeitnehmer — mehr finanzielle Sicherheit für Arbeitnehmer — bessere gesundheitliche Versorgung / Vorsorge Unfallversicherung (1884) — aus heutiger Sicht: Grundlage für unsere heutige für gewerbliche Arbeiter (zunächst nur in Fabriken & Bergbau) Sozialgesetzgebung Kosten für Heilverfahren, ggf. Rente ab der 14. Woche bei völliger Erwerbsunfähigkeit Nein: Beiträge: als Haftpflicht vom Arbeitgeber — anfangs nicht alle Beschäftigten einbezogen —> zu Beginn können nur Fabrikarbeiter Versicherung Invaliditäts— & Altersversicherung (1889) abschließen gewerbliche & Landarbeiter (ab 1911 auch für Familienangehörige) — Arbeiter auf dem Land gingen häufig nicht wählen oder Altersrente ab 70. Lebensjahr & mind. 30 Beitragsjahren (106–191 Mark/Jahr) waren bei Wahl von konservativen Gutsherren beeinflusst Invalidenrente bei Erwerbsunfähigkeit nach einer Wartezeit von 5 — anfangs großer Eigenanteil der Arbeitnehmer bei Beitragsjahren Beiträgen Beiträge: 1/2 Arbeitnehmer, 1/2 Arbeitgeber —> manche konnten sich das nicht leisten — keine staatlicher Rentenzuschuss gleichen Möglichkeiten => Kerngedanke: paritätische Verteilung der Kosten auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Krankheits— und Rentenfall ABER: Scheitern von Bismarcks Ziel, Arbeiterschaft von Sozialdemokratie zu trennen und sie an den Staat zu binden; stattdessen drastischer Anstieg der sozialdemokratischen Regierungsmandate und Entfremdung zwischen Arbeiterschaft und politischer Führung des Reichs Außenpolitik unter Bismarck Bismarcks außenpolitische Grundhaltung Isolation Frankreichs Vermeidung von Krieg Interesse von Ö/U & R nach Osten Interessen des Kaiserreiches absichern (späte Gründung 1871) —> keine Koalitionen gegen das Deutsche Reich keine Expansion des Dt. Reiches (Dt. Reich ist saturiert) —> Defensivpolitik Erhalt des ausgeglichenen Status quo (aktueller Stand) Widersprüche im System Bismarcks Widerspruch im Zueinander von Orientdreibund und Rückversicherungsvertrag: im Fokus stehen jeweils die Meerengen und Inanspruchnahme Dreikaiserbund und Zweibund: Vertrag mit Russland zur Friedenssicherung und Vertrag zur Absicherung gegen einen russischen Angriff Zweibund und Rückversicherungsvertrag: einmal schützt der Vertrag Österreich vor russischer Aggression, auf der anderen Seite werden russische Interessen geschützt 13 Bündnissystem des Kaiserreiches unter Bismarck Durchbruch zur modernen Industriegesellschaft Erste Industrielle Revolution in Deutschland 1840/50 — 1873 Ursache: höherer Bedarf an Gütern (Kleidung, Nahrung) durch Bevölkerungswachstum (großes Angebot an Arbeitskräften) Leitsektoren: Textil—, Eisenindustrie, Bergbau Wandel von der traditionellen Agrar— zur Industriegesellschaft Rationalisierung und Spezialisierung des Fertigungsprozesses durch Einsatz von Maschinen Zweite Industrielle Revolution 1870 — 1914 1870er/1880er—Jahre: Aufstieg neuer Leitsektoren (chemische Industrie, Elektroindustrie, Maschinenbau, optische Industrie) = Phase der Hochindustrialisierung in Deutschland > Elektroindustrie: — Firmen mit Spitzenpositionen: Siemens und AEG (Allgemeine Elektricitäts—Gesellschaft) — Erfindungen wie Glühlampe und elektrische Beleuchtung sorgen für wachsende Stromnachfrage —> Enstehung zentraler Kraftwerke — Nutzung der Elektrizität in größerem Ausmaß, z.B. öffentliche Beleuchtung — erhebliche Verbesserung der Kommunikation: ab ca. 1880 verbreitete Nutzung des Telefons — ab 1905: Durchsetzung des Elektromotors als flexible und effiziente Energiequelle >Maschinen— und Fahrzeugbau: — Einsatz präziser Werkzeugmaschinen anstelle von feinmechanischer Handarbeit — Verdrängung des bisherigen Energieträgers Kohle durch Erdöl —> wichtig für Antrieb von Verbrennungsmotoren, z.B. Otto—Motor (1876) und Diesel—Motor (1897), da Herstellung von Benzin möglich ist > Chemie— und Pharmaindustrie: — Chlor, Soda und Schwefelsäure als Grundlage neuer Produkte, z.B. für synthetischen Farbstoff Anilin —> Deutschland als Spitzenreiter im Farbexport, z.B. Indigo nach Japan und China — weitere neue Produkte: Kunstdünger, Kunststoffe, Kunstseide und Arzneimittel — Entstehung großer, unternehmenseigener Forschungslabors > Optische Industrie: — wachsende Nachfrage nach optischer Industrie durch zunehmend qualitative und quantitative Bedürfnisse der naturwissenschaftlich—technischen Forschung und der Fotografie — erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Praktikern —> Weltruhm der Zeiss—Werke und des Jenaer Glaswerkes Schott und Genossen Entstehung von firmeneigenen Forschungs— und Entwicklungseinrichtungen = Verwissenschaftlichung der Produktion, um Konkurrenzdruck standzuhalten —> Erfahrungswissen der Beschäftigten verliert an Bedeutung —> größere Unabhängigkeit von externen Innovationen —> intensiver Kontakt zwischen Wirtschaft und universitären sowie privaten Forschungseinrichtungen: Gründung der Physikalisch—Technischen Reichsanstalt (1887) 1877: Verabschiedung des Patentgesetzes —> Investitionen in aufwendige Forschungen 14 Entwicklung Deutschlands zum Vorreiter der Industrialisierung in Europa: Deutschland als führender Technologieexporteur (vorher Import von technischem Know—how) — Erhöhung der Produktion durch technische Neuerungen, z.B. Thomas— (1879) oder Siemens—Martin—Verfahren (seit 1864) zur Stahlerzeugung — zunehmende Bedeutung der Kapitalbeschaffung —> Ausbau des Bankenwesens und Entstehung von Aktiengesellschaften — Konzern— und Kartellbildungen zum Schutz vom Wettbewerb —> Entstehung von Industriegiganten mit maßgeblichem Einfluss auf Politik und Gesellschaft Globalisierung: — Ausbau der Verkehrswege und Modernisierung der Transportmittel (Eisenbahn, mit Dampfmaschinen betriebene Hochseeschiffe) > Wandel im 19. Jahrhundert durch die Eisenbahn > 1860er: Hochseeschiffsbau —> Verkürzung von Transportzeiten > „Gefrierschiffe“ (ab 1884) lösen Probleme der Kühlung —> Import von landwirtschaftlichen Gütern aus Übersee —> sinkende Preise für Agrarprodukte —> Agrarkrise — Ausweitung der internationalen Handelsbeziehungen und Verdreifachung des Wertes des Welthandels (1890–1914) — erhebliche Exportsteigerungen des Deutschen Reiches (1872–1913 um 300%); Export als wichtiger Wachstumsfaktor der deutschen Volkswirtschaft — Kapitalströme: zunehmende Verflechtung des Kapitals — Freihandel: zweite Hälfte des 19. Jhd.: zunächst Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen seit 1870ern: protektionistische Gegenbewegungen —> Schutzzollpolitik des Deutschen Reiches — Goldstandard: Goldstandard = nationale Währung in Gold gedeckt (kann jederzeit gegen Gold eingetauscht werden) —> System fester Wechselkurse —> stabiler Rahmen für internationalen Handel Veränderte Arbeits— und Lebensbedingungen Entstehung einer marktbedingten Klasse (Max Weber) —> Industriearbeiterschaft / lohnabhängige Arbeiterschaft (Proletariat) Übergang von der alten Agrar— und Ständegesellschaft zur dynamischen, mobilen Industrie— und Klassengesellschaft Arbeitsbedingungen Industriearbeit ist mechanischer Fabrikarbeit —> Beschleunigung der Produktion: Zwang der Unterwerfung unter Arbeitsrhytmus und hohes Arbeitstempo an den Maschinen (teilweise Fließbandarbeit) strenge Arbeitsdisziplin: Betriebsordnungen regeln Arbeitszeiten, Arbeitsablauf und Verhalten auf dem Gelände —> harte Strafen bei Verstoß schlechte Arbeitsbedingungen in großen Fabriken —> schnelle Abnutzung der Arbeiter durch berufstypische Krankheiten (z.B. chronische Entzündungen von Augen, Rachen und Kehlkopf) — langes Verharren in derselben Körperhaltung — schlecht beheizte und dunkle Räume — Lärm, Schmutz und Hitze — Abgase und Staub — Monotonie, die v.a. Facharbeiter frustriert —> Zunahme von ungelernten Arbeitern — sehr lange Arbeitszeiten von 15 Stunden und mehr (auch Sonntags— und Nachtarbeit); in den 1870er—Jahren Senkung der Arbeitszeit auf ca. 10 h > Verdichtung der Arbeit und Temposteigerung durch strikte Fabrikordnungen, Akkordarbeit und technische Innovationen —> schwere Unfälle wegen des enormen Produktionsdruck — abhängige Lohnarbeit: Überangebot an Arbeitskräften —> niedrige Löhne, die oft nicht zur Ernährung der Familie ausreichen —> Frauen— & Kinderarbeit bis 1880er—Jahre keine soziale Sicherheit (Ausnahme: sozial eingestellter Unternehmer) —> kein Schutz bei Krankheit, Invalidität oder Arbeitslosigkeit und keine Altersvorsorge eingeschränkte politische Mitbestimmung für Arbeiter wegen Dreiklassenwahlrecht (1869 Aufhebung des Streik— und Koalitionsverbots, aber Verhinderung von Streiks durch Drohung von Unternehmen mit Verlust des Arbeitsplatzes) Lebensbedingungen Binnenwanderung vom Land in städtische Industriezentren (Hauptziele: industrielle Zentren in Mittel— und Südwestdeutschland, Großraum Berlin, Ruhrgebiet) = „Landflucht“ (zunächst Nah—, später Fernwanderung) Urbanisierung: Anwachsen der Einwohnerzahl und Veränderung des (Zusammen—)Lebens in den Städten —> Veränderung der Familien— und Gesellschaftsstruktur —> steigende Nachfrage nach günstigem Wohnraum; Wohnungsnot durch Bevölkerungsverdichtung; verstärkter Siedlungsbau und Beginn gezielter Städteplanung soziale Segregation: Abtrennung der in materieller Hinsicht deutlich unterschiedenen Bevölkerungsschichten in einzelne Stadtviertel mit unterschiedlicher Wohnqualität (sichtbar in Mietpreisen) 15 Enstehung dicht mit Mietshäusern („Mietskasernen“) bebauter Stadtviertel in Fabriknähe, um steigende Zahl der Arbeiter unterzubringen —> katastrophale Wohnbedingungen: — Zusammenleben auf engstem Raum mit oft nur einem Zimmer für die ganze Familie und „Schlafgängern“ als Untermietern, die sich nur zur Schlafenszeit im Zimmer aufhalten dürfen und ein Bett mit mehreren Personen im Schichtbetrieb nutzen müssen — häufig kein fließendes Wasser, keine Toiletten und nur unzureichende Beheizung —> feuchte und schimmelige Räume —> katastrophale hygienische Verhältnisse, u.a. Wegen fehlender Kanalisation —> Ausbreitung von Seuchen wie Cholera und Typhus Schaffung einer städtischen Infrastruktur: — Auf— und Ausbau des Straßennetzes sowie des öffentlichen Nahverkehrs (Pferde—Straßenbahnen, „Elektrische“), aber vor dem Ersten Weltkrieg noch wenige Autos; ab 1890 Fahrrad als am meisten genutztes Individualverkehrsmittel — Enstehung von Kanalisation und Kläranlagen sowie Straßenreinigung und Müllabfuhr —>enorme Verbesserung der sanitären und hygienischen Verhältnisse — flächendeckende Versorgung mit Wasser, Gas und Strom — Entstehung von Schulen, Universitäten, Polizeistationen und sozialen Fürsorgeeinrichtungen (Armen— und Krankenhäuser) — kulturelle Infrastruktur: Bau von Theatern, Opernhäusern und Bibliotheken Entwicklung einer modernen Stadtkultur mit Individualisierung, Mobilität, der Erfindung von Freizeit und zunehmender Bedeutung materieller Werte —> Modernisierungskrise wegen Überforderung der Menschen durch Dynamik, Sittenverfall und Traditionsabkehr der Großstadt neu entstehende Massenkultur, z.B. Kinos (Stummfilme, bewegte Bilder als Sensation), Tanzlokale und riesige Warenhäuser wie Wertheim und KaDeWe in Berlin (Konsumgesellschaft) kulturelle Kluft zwischen moderner Großstadt und weniger dynamischen Kleinstädten —> Antimodernismus und Verstärkung irrationaler politischer Denkweisen, z.B. von Antisemitismus Kurz zusammengefasst: veränderte Arbeitsbedingungen veränderte Lebensbedingungen Unterwerfung unter Arbeitsrhythmus und Arbeitstempo der „Landflucht“ und Urbanisierung —> Entstehung von Maschinen Elendsquartieren in den Städten inhumane, lange Arbeitszeiten katastrophale Wohnbedingungen in Mietskasernen mit schlechten Lärm, Schmutz, Licht— und Luftmangel Hygieneverhältnissen niedriges Lohnniveau sowie zunehmender Frauen— und Kinderarbeit Ausbau der städtischen Infrastruktur strenge Arbeitsdisziplin — Straßennetz geringer Arbeitsschutz — Kanalisation und Kläranlagen — Wasser—, Gas— und Stromversorgung moderne Stadtkultur —> Modernisierungskrise Massenkultur und Konsumgesellschaft Bedeutung des modernen Industriestaats für die politische Entwicklung im Deutschen Reich deutlicher Anstieg der Mitlgiederzahlen in der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften Entstehung von wirtschaftlichen Interessenverbänden mit wachsendem politischen Einfluss große politische Macht des konservativ ausgerichteten Adels trotz sinkender ökonomischer Potenz; enge Verschränkung mit dem Militär wachsende Konkurrenz der Industrienationen um die Ausweitung internationaler Marktanteile verstärkter Nationalismus und weltpolitische Ambitionen des Deutschen Reiches Soziale Frage Lösungsversuche durch Unternehmer seit Beginn des 19. Jhd. Versuche einzelner Unternehmer, die Lage ihrer Arbeiter zu verbessern, z.B. von Friedrich Harkort oder Alfred Krupp Motive: — patriarchalische Fürsorgepflicht und ethische Verantwortung — ökonomisches Kalkül: Bindung der Arbeitskräfte an den Betrieb — Fernhalten der Arbeiter von radikalen sozialistischen Ideen Maßnahmen: — Errichtung von Wohnhäusern, Schulen und genossenschaftlichen Konsumvereinen — Gründung von Krankenkassen — Einführung von Betriebsrenten 16 Kirchliche Lösungsansätze Kirche bzw. Einzelne Vertreter: Wahrnehmung ihrer christlichen Verantwortung gegenüber sich verändernder Sozialstruktur der Gesellschaft Beispiel für einzelne Maßnahmen: — Gründung der inneren Mission: Entstehung karitativer Einrichtungen, v.a. In Elendsvierteln — katholische Sozialarbeit: Gründung von katholischen Gesellenvereinen („Kolping—Vereine“) sozialpolitische Forderungen des Mainzer Bischofs, Wilhelm Emmanuel Ketteler, an den Staat: — Verkürzung der Arbeitszeit — Einschränkung der Frauen— und Verbot der Kinderarbeit — Lohnsicherheit und Entschädigung bei Invalidität —> Forderungen finden Eingang in Enzyklika „Rerum Novarum“ von Papst Leo XIII. (1891) Arbeiterorganisationen Arbeiterbewegung = Oberbegriff für die organisierte Bestrebungen der abhängigen Lohnarbeiter, ihre wirtschaftliche und soziale Lage zu verbessern und politischen Einfluss zu erlangen (siehe Klassenkampf) starke Beeinflussung durch die Lehre des Marxismus (nach Karl Marx): Forderung nach gewaltsamem Umsturz und „Diktatur des Proletariats“ mit Überführung der Produktionsmittel in Gemeineigentum und Beendigung der Ausbeutung Genossenschaften und Gewerkschaften Grundprinzipien: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung Gründung von Einkaufs— und Verkaufsgenossenschaften: niedrige Preise durch Ausschaltung des Zwischenhandels und Rückzahlung eventueller Gewinne als Rabatte an Verbraucher Entstehung von Spar— und Darlehenskassen für den Agrarbereich (Raiffeisen) —> Entwicklung zu Volks—, Handels— und Gewerbebanken ab 1865: Gründung von Gewerkschaften (erst nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 Entwicklung zu Massenorganisationen) —> Richtungen: — „Freie Gewerkschaften“: Zusammenschluss der sozialistischen Gewerkschaften — „Hirsch—Dunker‘sche Gewerkvereine“: liberal—bürgerliche Parteien nahestehend, reformerische Linie (Ziel: Verbesserungen im Einvernehmen mit Unternehmen) — ab 1895: „Christliche Gewerkschaften“ (Suche nach Konsens mit Unternehmern) Ziel: Verbesserung der Lebens— und Arbeitsbedingungen der Arbeiter durch Arbeitsschutzgesetze und Koalitionsfreiheit (Recht auf Zusammenschluss und Streik) Sozialdemokratie 1863: Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ (ADAV) durch Ferdinand Lassalle als erste Massenpartei der deutschen Arbeiterbewegung 1875: Zusammenschluss des ADAV mit der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht zur „Sozialistischen Arbeiterpartei“ (SAP) —> Gothaer Programm mit reformistischen Ansätzen 1878–1890: Bekämpfung der Sozialdemokratie durch Bismarcks Sozialistengesetze (Verbot der SAP sowie sozialistischer Versammlungen und Druckschriften) 1890: Umbenennung der politischen Vertretung der Arbeiterschaft in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) —> Erfurter Programm (1891) mit revolutionär—marxistischer Zielsetzung , aber in der Praxis vermehrte Ausrichtung an parlamentarischer Demokratie Proletarische Revolution / Klassenkampf Proletariat (Arbeiter) Bourgeoise (wohlhabende Bürgerschaft, Fabrikbesitzer) Anteil der Bevölkerung Macht und Geld wichtige Person: Karl Marx: — einer der bedeutsamstem Theoretiker von Sozialismus & Kommunismus — Held der Arbeiterbewegung des 19. Jhd. — revolutionäre Denkweise — erarbeitete zusammen mit Friedrich Engels das „Kommunistische Manifest“ Klassenkampf: — Enteignungen — despotische Maßnahmen nötig — Umsturz der aktuellen Klassengesellschaft — Proletarier sollen Führung übernehmen Forderungen: — Zentralisation der Banken & Transportwesen in staatliche Hände — gleiche Verteilung von Vermögen durch Progressivsteuer & Aufhebung des Erbrechts — Arbeitszwang für jeden — kostenlose, öffentliche Erziehung, Abschaffung der Kinderarbeit — Vergesellschaftung der Industrie und des Grund & Bodens — Vereinigung industrieller & landwirtschaftlicher Produktion bei gleichzeitiger Aufhebung des Stadt—Land—Gegensatzes — Abschaffung Privateigentum => klassenlose Gesellschaft 17 Imperialismus Definition und Merkmale Begriff vom lat. „imperium“ = Befehlsgewalt, Herrschaftsbereich; ab 1870 für „Großreichpolitik“ —> Bestreben, die eigene Herrschaft auf andere Völker auszudehnen mit dem Ziel, diese politisch, militärisch, ökonomisch oder kulturell zu beeinflussen Zeitalter des Imperialismus von 1880–1914: weltumspannende Intensivierung der europäischen Expansion und Wettlauf der europäischen Mächte um Kolonialbesitz in Afrika („Scramble for Africa“ — „Gerangel um Afrika“) und Asien Sicherung der kolonialen Herrschaft durch militärische, wirtschaftliche und technologische Überlegenheit der europäischen Industriestaaten Motive wirtschaftliche Interessen: Suche nach Rohstoffen für heimische Produktion und Schaffung von Absatzmärkten für hergestellte Güter, nach Gründerkrise 1873 (riskante Überinvestition und —produktion der Unternehmer in Industriewirtschaft): wirtschaftliches Wachstum verlangsamt bevölkerungspolitische Interessen: Erschließung neuer Siedlungsgebiete und Arbeitsplätze für wachsende Bevölkerung machtpolitische Interessen: Kolonialbesitz als Voraussetzung für Großmachtstatus geostrategische Interessen: Aufbau von Stützpunkten für Handel, Schifffahrt und militärischen Nachschub —> Ziel: weltweite Expansion Imperialismus—Theorien pseudowissenschaftliche Theorien: — Sozialdarwinismus mit Rassismus und Chauvinismus: Recht des Stärkeren („survival of the fittest“) anstelle des traditionellen Völkerrechts — Sendungsbewusstsein als Variante des Nationalismus: zivilisatorisches Überlegenheitsgefühl (auch wegen industrieller und militärtechnischer Fortschrittlichkeit) gegenüber den „wilden“ Kulturen Afrikas oder Asiens —> kulturelle, religiöse und ideologische Beeinflussung des fremden Landes und Missachtung jahrhundertealter kultureller Traditionen zeitgenössische ökonomische Theorien: Erklärung der Expansion mit wirtschaftlichen Motiven, z.B. Suche nach Rohstoffen und Absatzmärkten für die Industrie sozial—ökonomische Theorien (Hauptvertreter Wehler mit Entwurf des Sozialimperialismus): Ablenken von inneren Spannungen durch imperialistisches Engagement, z.B. deutsche Weltpolitik als Möglichkeit, Bürgertum gegen Sozialdemokratie zu mobilisieren Theorie des „peripheren Imperialismus“: Interessen der unmittelbar vor Ort Handelnden (Kaufleute, Siedler, Missionare, Militärs, Beamte) als vorgeschobener Grund für Durchdringung der Kolonien —> Durchsetzung staatlicher Wirtschaftsinteressen oder Machtziele => multikausales Erklärungsmodell statt Gültigkeit der einzelnen Theorie Formen informeller Imperialismus: Formen indirekter Kontrolle (zur Verfolgung begrenzter Handelsinteressen) mithilfe einheimischer Eliten, z.B. in Britisch—Indien oder durch private Handelsgesellschaften wie die Deutsch—Ostafrikanische Gesellschaft formeller Imperialismus: direkte Verwaltung durch das Mutterland (oft als Ergebnis des Widerstands kolonialisierter Völker), z.B. Kolonialreich Frankreichs Wirtschaftsimperialismus: wirtschaftliche Durchdringung und Ausbeutung offiziell selbstständiger Staaten, z.B. in China Kulturimperialismus: Durchsetzung der eigenen religiösen & kulturellen Vorstellungen in den Kolonien durch die Kolonialherren, z.B. Mission in Afrika Siedlungsimperialismus: Ausdehnung des Russischen Reichs in Sibirien als einziges Bsp. Im 19. Jhd. Folgen Vernichtung der ausgebeuteten Völker Verlust von Souveränität und kultureller Identität der kolonialisierten Völker auch nach Erlangung der Selbstständigkeit Abhängigkeit von der industrialisierten Welt Zerstörung der Lebensweise kolonialisierten Völker durch Einzug von technischen und zivilisatorischen „Errungenschaften“ der imperialistischen Länder Rolle Deutschlands Ansicht Bernard von Bülow (Staatssekretär im Auswärtigen Amt, ab 1900 Reichskanzler) bei Rede vor Ansicht Bismarcks zu Kolonien: Reichstag 1897: Illusionen von industriellen Vorteilen Deutschland will sich nicht überall einmischen, aber nicht vom Wettbewerb um zukunftsreiche Länder Kosten ≠ Nutzen ausgeschlossen werden, D wird nicht mehr alles den anderen Mächten ohne Widerstand überlassen Steuerlasten für eigene Nation Interessen der Schifffahrt, des Handels, der Industrie (vor allem in Ostasien) fördern und pflegen nicht genug ausgebaute Flotte D möchte genauso geachtet werden wie die anderen Länder, fordert „Platz an der Sonne“ stört Machtbalance möglichst friedlich Rechte und Interessen wahren „saturiertes Reich“ = keinen Krieg => Wechsel vom Pragmatismus hin zu Weltmachtstreben und Prestigegedanken 18 Richtungswechsel („Neuer Kurs“) mit Regierungsantritt von Wilhelm II. offensive und teils aggressive Großmacht— und Kolonialpolitik Forderung Deutschlands nach Anteil bei der „Aufteilung“ der Welt zwischen den imperialistischen Großmächten ehrgeizige Flotten— und Kolonialpolitik > Flottenprogramm (ab 1897): forcierter Aufbau der Schlachtflotte —> kostspieliger und letztlich aussichtsloser Rüstungswettlauf mit Großbritannien Provokationen bei internationalen Affären und Konflikten: „Krüger—Depesche“ (1896), „Hunnenrede“ des Kaisers zum Boxeraufstand 1900, „Daily—Telegraph—Affäre“ (1908), Marokko—Krisen (1905/06, 1911) — Entsendung eines Kanonenbootes vor die Küste Marokkos bei der 2. Marokkokrise zeigt, dass Deutschland zur Durchsetzung seiner kolonialen Ansprüche auch bereit war, Krieg zu riskieren Konsequenzen aus Politikwechsel Spannungen zwischen den Großmächten, ggf. kriegerische Auseinandersetzungen geringe Wertschätzung für die Menschen vor Ort vermehrte Auswanderung in deutsche Kolonien Ressourcen ermöglichen Fortschritte / Wachstum in der Industrie, z.B. Rüstung Zerfall des bismarckschen Bündnissystems (1890: Rücktritt Bismarcks als Reichskanzler) zunehmende Isolation des Kaiserreichs —> 1890: Kaiser Wilhelm II. Verzichtet auf Verlängerung des Rückversicherungsvertrags mit Russland —> Annäherung von Russland und Frankreich: Militärbündnis mit Zusicherung des gegenseitigen Beistands im Falle eines Angriffs durch den Dreibund (1894) —> Neutralitätsabkommen (1902): Italien und Frankreich —> GB ändert außenpolitische Richtung: Aufgabe von „splendid isolation“ zur Bindung an andere Nationen —> Entente cordiale (1904): GB und F verständigen sich auf Beilegung ihrer Kolonialkonflikte in Afrika —> Triple—Entente (1907): Erweiterung der Entente cordiale um Russland => Befreiung Frankreichs aus der Isolation & Realisierung einer Zwei—Fronten—Konstellation > Gefühl der Einkreisung beim Deutschen Reich: Anschluss an einzigen verbleibenden Bündnispartner Ö/U („Nibelungentreue“) Beispiel Deutsch—Südwestafrika 1883: Erwerb eines Küstenstreifens im Südwesten Afrikas durch Kaufmann Adolf Lüderitz —> Bitte um staatlichen Schutz wegen Furcht vor englischer Intervention 1884: Erklärung von Besitzungen deutscher Kaufleute zu „Schutzgebieten“ des Reichs —> Geburtsstunde des deutschen Imperialismus: Deutsch—Südwestafrika (heute: Namibia), Deutsch—Ostafrika (heute: Tansania und Burundi), Togo, Kamerun aus Sicht der Kolonialherren niedriges Entwicklungsniveau der einheimischen Bewohner: normadische Viehzüchter (z.B. Herero und Nama) —> Hoffnung auf wirtschaftlichen Gewinn und Siedlungsmöglichkeiten in Kombination mit nationalistischem Sendungsbewusstsein: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ ab 1894: Versuch des Gouverneurs Theodor Leutwein, durch Kooperation mit Stammesführern Unterordnung der einheimischen Bevölkerung zu erreichen; aber von Anfang an zahlreiche Konflikte zwischen deutschen Siedler und nomadischen Einheimischen —> Herero—Aufstand unter Samuel Maharero und Nama—Aufstand unter Hendrik Witbooi (1904–1907) —> blutige Niederschlagung der Aufstände durch deutsche Schutztruppen unter General von Trotha: Inkaufnahme der völligen Vernichtung des Stammes der Herero, die man in der Wüste verhungern und verdursten lässt oder in „Konzentrationslagern“ interniert insgesamt geringe wirtschaftliche Bedeutung der Kolonien, aber Prestige—Objekt der politischen Führung Krisen um die Jahrhundertwende Faschodakrise (1899): Britisch—französischer Konflikt in Nordostafrika —> Sudanvertrag zur Absteckung der Interessengebiete Bosnienkrise (1908) / bosnische Annexiosnkrise: Proteste nach Annexion Bosnien & Herzegowinas durch Ö/U Jungtürkische Revolution (1908): Jungtürken rebellierten gegen Sultan Abdülhamid II. und zwangen ihn zur Wiedereinsetzung der konstitutionellen Verfassung von 1876 Albanienfrage (1913). Albanien wird unabhängig, wobei große Teile des albanischen Siedlungsgebiets an Serbien bzw. Griechenland bzw. Montenegro fielen Balkankriege (1912/13): Verlust fast aller europäischen Territorien des Osmanischen Reiches nach Konflikten mit Balkanbund (Montenegro, Serbien, Bulgarien, Griechenland) Erste Marokkokrise (1905/06): Konflikt zwischen D und F um Einflussgebiet —> Algericas—Akte — diplomatische Niederlage und Isolierung D Zweite Marokkokrise (1911): Besetzung der festung Fes & Rabat durch französische Truppen —> D bereit Vorherrschaft über marokko zu überlassen bei territorialer Kompensation durch franz. Kongogebiet, Entsenden des deutschen Kanonenboots Panther als deutliche Drohgebärde => Balkan beinhaltet extreme Krisenanfälligkeit —> Zündstoff, Spannungen zwischen Großmächten 19 Erster Weltkrieg Ursachen Imperialismus: globale Rivalitäten & Konkurrenzkampf um Kolonien, insbesondere geprägt durch Weltmachtpolitik von Wilhelm II. Nationalismus: Überlegenheitsgefühl der Europäer: Geltungsbedürfnis („Recht des Stärkeren“) Militarismus: Wettrüsten der Großmächte, Rivalität zwischen Deutschland und GB durch aggressive Flottenpolitik Wilhelms, allgemeine Kriegsbereitschaft Bündnissystem: Zwei—Fronten—Konstellation, Isolierung Deutschlands —> Gefühl der Einkreisung D Anlass 28. Juni 1914: Attentat auf österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand & seiner Frau in Sarajevo durch serbische Nationalisten Julikrise 5. Juli Kaiser Franz—Joseph schrieb Brief an Kaiser Wilhelm II., in dem er andeutete, dass er überlegte militärisch gegen Serbien vorzugehen 6. Juli Deutsche Regierung versichert Österreich—Ungarn seine Bündnistreue („Blankoscheck“) —> nach einem Gespräch mit Reichskanzler Bethmann Hollweg telegrafiert der österreichische Botschafter nach Wien: „hierbei — wie auch immer [die] Entscheidung ausfallen möge — mit Sicherheit darauf rechnen, dass Deutschland als Bundesgenosse und Freund der Monarchie hinter ihr stehe“ 20.-23. Französischer Staatsbesuch in St. Petersburg Juli — Französischer Staatspräsident Poincaré & Ministerpräsident Viviani — Warnung an Ö/U „Ehre“ & „Unabhängigkeit“ Serbiens nicht zu verletzen — Versicherung, dass Frankreich fest zu Bündnissen stünde (Französisch—Russisches Bündnis, Triple Entente) 23. Juli Österreichs Ultimatum an Serbien — Note mit Charakter eines Ultimatums — bewusst inakzeptabel formuliert — 48h Frist — Inhalt: Bestrafung der Hintermänner, Maßnahmen gegen antiösterreichische Propaganda, Österreichische Beamte sollen Untersuchung des Attentats übernehmen —> Verletzung der serbischen Souveränität —> GB bietet Vermittlungen an, die ignoriert werden; Bethmann Hollweg lehnte Vorschlag GBs an 25. Juli Serbische Antwortnote — Serbien nahm fast alle Forderungen an (Ausnahme, dass österreichische Beamte auf serbischem Boden ermitteln) —> Ö/U bricht diplomatische Beziehungen zu Serbien ab 28. Juli Österreichische Kriegserklärung an Serbien — Chef des Generalstabs: Franz Conrad von Hötzendorf: „Denkzettel“ für Serbien — formal: nicht alle Begründungen wurden angenommen 29. Juli Beginn des Beschuss Belgrads durch österreichische Armee 30. Juli Russische Teilmobilmachung 31. Juli Deutsches Reich stellt Ultimatum an Russland, alle Kriegsvorbereitungen einzustellen Deutschland fordert von Frankreich Erklärung, ob es im Kriegsfall neutral bleiben würde 1. Aug Deutsche Kriegserklärung an Russland — Besprechung mit Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Bethmann Hollweg, Generalstabchef von Moltke, preußische Kriegsminister Chef des Reichsmarineamts Admiral von Tirpitz — nach 17:00 Bekanntgabe der allgemeinen Mobilmachung 2. Aug Deutsches Ultimatum an Belgien & Besetzung Luxemburgs 3. Aug Deutsche Kriegserklärung an Frankreich 4. Aug Deutscher Einmarsch in Belgien Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich 6. Aug Kriegserklärung Österreich—Ungarns an Russland 8. Aug Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich—Ungarn Kriegsziele Deutschland „Eigenschutz“ als Aufrüstungsmotiv Kriegsziele der Regierung (festgelegt in Bethmann Hollwegs inoffiziellem „Septemberprogramm“, September 1914): — Schwächung Frankreichs — Annexion Luxmburgs und lothringischen Industriegebiete — Deutschland als Hegemonialmacht in Mitteleuropa 20 — Abdrängung Russlands in den Osten durch Bildung neuer Pufferstaaten — Belgien als „Vasallenstaat“ (unabhängiger Staat unter starkem Einfluss eines anderen Staates) ab 1916: Diskussionen zwischen Anhängern eines „Siegfriedens“ mit Umsetzung des „Septemberprogramms“ (z.B. Alldeutscher Verband) und eines „Verständigungsfriedens“ ohne Annexionen (SPD, liberale Parteien, Zentrum) Österreich—Ungarn: — offensive Kriegsziele — Verfügungsgewalt über Albanien, Montenegro & Serbien — strategische Grenzveränderung gegenüber Rumänien & Italien Russland: — Ausweitung des Herrschafts— & Einflussbereich am Bosporus, in Polen & auf Balkan — Annexion der Dardanellen & Ostgalizien — Ostposen, Südschlesien & Westgalizien an russisch kontrolliertes Polen — Ö/U in 3 selbstständige Monarchien aufteilen (Österreich, Böhmen, Ungarn) — Bosnien, Dalmatien & Nordalbanien an Serbien Frankreich: — zunächst keine territorialen Kriegsziele — Zerstörung des „preußischen Militarismus“ —> Grundlage für neue europäische Friedensordnung — Wiederherstellung der besetzten Teile Belgiens & Nordfrankreichs — Wiedergewinnung von Elsass & Lothringen = zentrales Ziel — ökonomische Kontrolle über Saarbecken — Abtrennung linksrheinischer Gebiete — vollständige Zerschlagung Deutschlands Großbritannien: — keine territorialen Kriegsziele — Status quo ante wiederherstellen — Deutsche Hegemonie verhindern, aber keine Beschneidung des Großmachtstatus — Rückgewinnung Elsass—Lothringens als legitimes, aber nicht notwendiges Ziel akzeptiert — Selbstbestimmungsrecht der Völker > gegen Existenz von Ö/U, Osmanisches Reich & Russland > Zusagen an Polen, Tschechen, Slowaken & andere Balkanvölker an grundlegende Umgestaltung der mittel— & osteuropäischen Landkarte > Balfour Declaration 1917: Verheißung eines jüdischen Staates in Palästina > Konfliktlinien: — französische & englische Interessen widersprechen sich hinsichtlich Zukunft Deutschlands — englische Erklärung des Selbstbestimmungsrecht der Völker gefährdet Existenz des Bündnispartners Russland Schlieffenplan 1905 verfasste Denkschrift des preußischen Generalfeldmarschalls Alfred Graf von Schlieffen (spätere Überarbeitung durch Moltke) entwickelt für Fall eines Zweifrontenkrieges Vorgehen: — mit sieben Armeen gegen Frankreich vorrücken über neutrales Belgien, Luxemburg & Niederlande — eine Armee + Ö/U halten Russland im Osten auf —> nach Sieg im Westen Verlegung der Truppen in den Osten —> Drängen der Militärführung auf frühen und überraschenden Kriegsbeginn Probleme: — Neutralität der BeNeLuxsstaaten durch England garantiert —> England wird in Krieg mit hineingezogen — Russland hatte sich bis 1914 von Tiefpunkt (nach Russisch—Japanischen Krieg) erholt > eine dt. Armee und Ö/U reichten nicht, um sie aufzuhalten — Moltke änderte Angriff im Westen um Neutralität der Niederlande zu wahren —> Armee muss durch schwierige Gebiete in Belgien — deutsche Armee hatte nie erforderliche Stärke Verlauf und globale Dimension des Krieges Kriegsteilnehmer: Mittelmächte des Dreibunds Deutschland, Österreich—Ungarn und Italien (später noch Türkei und Bulgarien) gegen Ententemächte Russland, Frankreich, Großbritannien und Serbien (später Italien, Rumänien, die USA und Japan) Rückgriff der deutschen Heeresführung auf Schlieffenplan zur Vermeidung eines Zweifrontenkriegs: Vorstoß durch neutrales Belgien und Luxemburg, um französische Grenzbefestigung zu umgehen und Paris einzuschließen —> Kriegserklärung Großbritanniens als Garantiemacht für Belgiens Neutralität Westfront Sep 1914: Scheitern des Schlieffenplans an der Marne—Schlacht —> Erstarrung des Bewegungskriegs zu Stellungskrieg mit Schützengräben und minimalen Landgewinnen Scheitern von groß angelegten Offensiven („Materialschlachten“) der Deutschen bzw. Der Alliierten —> 1916: monatelange Kämpfe („Abnutzungsschlachten“) um die Festung Verdun und an der Somme (mit >1 Mio Tote verlustreichste Schlacht) mit enormen Opferzahlen auf beiden Seiten 21 Ostfront Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen (26.—30.8 — Hindenburg und Ludendorff schlugen russische Armee vernichtend) und Schlacht an den Masurischen Seen (1914): Zurückdrängen der Russen durch General Hindenburg und seinen Stabchef Ludendorff 1915: Erfolge der Mittelmächte in Offensiven an der Ostfront, aber keine kriegsentscheidende Wende —> Entwicklung des Bewegungskriegs zu Stellungskrieg 3. März 1918: Abschluss des Friedens von Brest—Litowsk mit Russland als Folge der russischen Oktoberrevolution (Waffenstillstand bereits Ende 1917): Gebietsverzichte (z.B. auf Litauen und Polen) und Anerkennung der Unabhängigkeit von Finnland und der Ukraine Seekrieg deutsche Hochseeflotte zu kostbar für Entscheidungsschlacht (einzige größere Seeschlacht in Skagerrak 1916 ohne Entscheidung) —> uneingeschränkter, aber letztlich erfolgloser U—Boot—Krieg zur Durchbrechung der britischen Seeblockade —> Abbrechen der diplomatischen Beziehungen der USA zu Deutschland wegen Angriffen auf neutrale Passagierschiffe 6. April 1917: Kriegseintritt der USA aufseiten der Entente (vorher Unterstützung durch Kredite an Großbritannien) —> Kriegswende durch personelle und materielle Überlegenheit der Ententemächte Kriegsende Scheitern der deutschen Frühjahrsoffensive 1918 —> Hoffnung der OHL auf „Siegfrieden“ —> wegen zahlenmäßiger und technischer Überlegenheit der Truppen der Alliierten ausgeschlossen Aug 1918: endgültige militärische Niederlage durch erfolgreichen Panzerangriff der Entente bei Amiens —> Aufforderung der Obersten Heeresleitung (OHL) an Regierung, Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen, um Zusammenbruch des Heeres zuvorzukommen —> Unterzeichnung des Waffenstillstands in Eisenbahnwaggon bei Compiègne (11. November 1918) Dolchstoßlegende: — von OHL in Welt gesetzte Verschwörungstheorie — sollte die Schuld an der von ihr verantwortlichen militärischen Niederlage auf die linken (demokratischen) Politiker abwälzen — besagte, dass das deutsche Heer im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben wäre und erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten Merkmale der Kriegsführung Scheitern des Schlieffenplans —> Stellungskrieg in Schützengräben an der Westfront mit minimalem Landgewinnen „Materialschlachten“: massiver Einsatz schwerster Artilleriewaffen, um Schützengrabensystem des Gegners zu durchbrechen (Durchbruchsschlachten) — Grabenkämpfe mit Handgranaten, Maschinengewehren und erstmaligem Einsatz von Giftgas und Panzern als „Wunderwaffe“, ohne damit kriegsentscheidende Wende herbeizuführen — „Abnutzungskrieg“ von Mensch und Material: immens hohe Verluste, aber keine Seite in der Lage, Takt