FEM-Vorlesungen PDF
Document Details
Uploaded by AdaptableFigTree7226
Tags
Summary
This document is a lecture on Gender and Gender Studies. It covers the historical and contemporary understandings of gender and its representation in the media and communications. The document is based on a number of different theories in order to analyze the topic as well as several paradigms.
Full Transcript
VORLESUNG 1 ÜBERBLICK: GRUNDBEGRIFFE, THEORIEN UND PARADIGMEN Psychologisches vs. biologisches Merkmal? ZENTRALE BEGRIFFE: GESCHLECHT, SEX UND GENDER ALS KONZEPTE IM WANDEL biologisches, psychologisches und soziales Geschlecht Zweigeschlechtlichkeit: Naturhaftigkeit, Dualität und Konstanz...
VORLESUNG 1 ÜBERBLICK: GRUNDBEGRIFFE, THEORIEN UND PARADIGMEN Psychologisches vs. biologisches Merkmal? ZENTRALE BEGRIFFE: GESCHLECHT, SEX UND GENDER ALS KONZEPTE IM WANDEL biologisches, psychologisches und soziales Geschlecht Zweigeschlechtlichkeit: Naturhaftigkeit, Dualität und Konstanz der zwei Geschlechter Frau und Mann Bipolarität und Eindimensionalität des psychologischen Geschlechts Genderbegriff heute Gender ist nicht auf von Geburt an zugeordnete Geschlechterkategorien beschränkt. Das Konzept umfasst verschiedene Facetten der Selbstkategorisierung: → die aktuelle Geschlechtsidentität eines Menschen, → die mit der Selbstkategorisierung verbundenen selbstrelevanten sozialen Erwartungen, → Gender als performativen Akt, → sowie gruppenbezogene gesellschaftliche Bewertungen. (Hyde et al., 2019; Wilhelm, 2021) Nach Hyde et al. (2019) gibt es mindestens fünf distinkte Genderkomponenten: 1. Die mit der Geburt zugewiesene Kategorie (die üblicherweise aufgrund des genitalen Aussehens bestimmt wird) 2. Aktuelle Identität (d.h. der Wahrnehmung des Individuums , welcheGeschlechtskategorie [oder Kategorien] es authentisch beschreibt) 3. Geschlechterrollen, Ideologien und Erwartungen (d.h. die Menge der sozialen Erwartungen, die das Individuum aufgrund seiner selbst zugewiesenen Kategorisierung als selbstrelevant [oder irrelevant] empfindet) 4. Soziale Darstellung der Geschlechtsidentität (d.h. eine Reihe interpersonaler Signale, die die selbstgewählte Kategorisierung vermitteln, z.B. Kleidung, Stimmmodulation und Namensverwendung) 5. Bewertungen der sozialen Welt auf Grundlage des Geschlechts (einschließlich geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit [z.B. Sexismus] sowie Selbst- und Fremdvergleiche und andere Ingroup-Outgroup- Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen) FORSCHUNGSPARADIGMEN DER KOMMUNIKATIONS- UND MEDIENWISSENSCHAFTLICHEN GESCHLECHTERFORSCHUNG 1. Gleichheitsansatz 2. Differenzansatz 3. (De)konstruktiver Ansatz 1. GLEICHHEITSANSATZ Normativ: Ziel ist die Gleichberechtigung der Geschlechter 1 Ausgangspunkt ist die andauernde gesellschaftliche Diskriminierung von Frauen in allen Bereichen des Mediensystems Fußt auf liberalen Vorstellungen von Freiheit und Gleichheit Vergleichsmaßstab ist die (männliche) Normalbiografie Untersucht Ungleichheiten in der medialen Repräsentation und Art und Weise der Darstellung von Geschlecht Beispiel: 1975 erste systematische Studie zur Unterrepräsentation und trivialisierenden Darstellung von Frauen im Fernsehen von Küchenhoff 2. DIFFERENZANSATZ Fokus auf gesellschaftliche Strukturen Untersucht die unterschiedlichen Lebens- und Handlungsweisen von von Frauen und Männern → Geschlechterdifferenzen im Medienhandeln und in Kommunikationsstilen Kritik an hierarchischer Geschlechterordnung, die Ungleichheit herstellt Basiert auf einem essentialistischen Verständnis von Geschlecht Beispiel: lebensweltliche Bezüge in Frauenzeitschriften und Rezeptionsinteressen von Leserinnen (Röser, 1992) 3. (DE)KONSTRUKTIVER ANSATZ Kulturelle Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit Geschlecht als performativer Akt, das durch Sprache und Handlungen im gesellschaftlichen Diskurs hervorgebracht wird Untersucht mediale Gendering-Prozesse, “doing gender” Hinterfragt auf Unterscheidungen basierende Machtverhältnisse Beispiel: Aushandeln von Geschlechternormen und –praktiken in Musikvideos (Bechdolf, 1999) KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLICHE GENDERFORSCHUNG UND FEMINISTISCHE KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG (MENDES, CARTER) KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLICHE GENDERFORSCHUNG SCHWERPUNKTE DER KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLICHEN GENDERFORSCHUNG Darstellung von Geschlechterrollen in den Medien und ihre Wirkung auf das Individuum Quantitative Repräsentation von Geschlechtern in Medienberufen und in den Nachrichten Geschlechtsspezifische Unterschiede in politischer Partizipation/Kommunikation online Wirkungen des Verhältnisses zwischen digitaler Technologie (z. B. Plattformeigenschaften) und Geschlechternormen auf Selbstdarstellungen in sozialen Medien binäre Unterschiede in der Darstellung und Reproduktion von Geschlechternormen und -stereotypen in Werbung, Filmen und Printmedien GESCHLECHTERTHEORIEN IN DER KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLICHEN GENDERFORSCHUNG 2 SOZIALKOGNITIVE THEORIE DER GESCHLECHTSENTWICKLUNG (BUSSEY & BANDURA, 1999) Erwerb geschlechtstypischer, beobachtbarer Verhaltensweisen → Jungen erwerben vermehrt maskuline → & Mädchen vermehrt feminine Verhaltensweisen, weil sie diese jeweils häufiger beobachten und ihre Ausübung durch das soziale Umfeld (Eltern, Erzieher:innen) positiv verstärkt wird gleichgeschlechtliche Modelle werden bevorzugt beobachtet und nachgeahmt differentielle Bekräftigung: Belohnung für geschlechtstypisches Verhalten und Bestrafung für geschlechtsuntypisches Verhalten If doing "girl things" and "boy things" had no differential social effects, gender labeling would lose its significance. (Bussey & Bandura, 1999, p. 694) expliziter Bezug zur Rolle der Medien beim Erlernen geschlechtstypischer Verhaltensweisen Beispiel: Gender Display in sozialen Medien Selfies von Instagram-Nutzer:innen spiegeln nicht nur traditionelle Geschlechterstereotype wider, sondern sind sogar noch stereotyper als Werbeanzeigen in Zeitschriften Social-Media-Feedback fördert Beobachtungslernen und differentielle Bekräftigung Selfies mit geschlechterstereotypen Darstellungen erhalten mehr Feedback à erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer:innen eine solche Darstellung übernehmen GENDERSCHEMATHEORIE (BEM, 1981) Fokus auf kognitive Prozesse Geschlecht als ein mögliches Kriterium zur Ordnung von Informationen Individuell unterschiedliche Bereitschaft zur Informationsverarbeitung auf Basis geschlechtsbezogener Assoziationen Genderschema als kognitive Struktur, die die Wahrnehmung des Individuums organisiert und leitet Geschlechtstypisierung entsteht durch die Anpassung des Selbstkonzepts an das Geschlechterschema und hat Einfluss auf Wahrnehmung und Verhalten Kategorien der Geschlechtstypisierung (auch: Geschlechtsrollenorientierung): feminin, maskulin, androgyn und undifferenziert Beispiel: Geschlechtsrollenorientierung und die Auswahl von Zeitschriften Je stärker feminin oder maskulin das Selbstkonzept von Personen ist, desto eher wählen sie geschlechtstypische Medieninhalte (hier: Zeitschriften) aus. Das Lesen von geschlechtstypischen Zeitschriften verstärkt das Geschlechtsselbstkonzept von Personen. Wie haben soziale Medien unsere Rezeption geschlechtstypischer Inhalte verändert? Welche Rolle spielen Algorithmen dabei? 3 ZUSAMMENFASSUNG I Gender ist nicht auf von Geburt an zugeordnete Geschlechterkategorien beschränkt und umfasst verschiedene Facetten der Selbstkategorisierung. Es lassen sich drei Paradigmen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung unterscheiden: → Gleichheitsansatz → Differenzansatz → (De-)konstruktiver Ansatz kommunikationswissenschaftliche Genderforschun feministische Kommunikations- und Medienforschu Fokussiert auf die geschlechtsbezogenen Setzt sich mit der gesellschaftlichen Unterschiede in der medialen Darstellung Bedeutung von Ungleichheiten in und Kommunikation sowie deren Wirkung Darstellung und Repräsentation von auf das Individuum Geschlechtern in den Medien auseinander greift bei der Erklärung von und zielt auf deren Beseitigung im Sinne Geschlechterunterschieden und deren sozialen Wandels ab Wirkung im Wesentlichen auf sozialpsychologische Geschlechtertheorien zurück → insbesondere sozial-kognitive Theorie der Geschlechtsentwicklung (Bussey & Bandura) → +Genderschematheorie (Bem) Nach wie vor wird in dieser Forschungstradition vorwiegend eine binäre Geschlechterkonzeption unterstellt FEMINISTISCHE KOMMUNIKATIONS- UND MEDIENFORSCHUNG Öffentliche Kommunikation und mediale Repräsentationen beeinflussen Vorstellungen und Konzepte von Geschlecht Gleichzeitig fungiert Geschlecht als eine zentrale Strukturierungskategorie für Medien und Öffentlichkeit Medien konstruieren die symbolische Ordnung der Geschlechter Produktionsbedingungen sind geprägt von Geschlechterstrukturen Geschlechterverhältnisse prägen auch Mediennutzung und -aneignung als soziale Prozesse THEMEN DER FEMINISTISCHEN KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG Ziel: gesellschaftlichen Strukturwandel hin zur Gleichstellung der Geschlechter → Kritische Analyse der Geschlechterverhältnisse in Medienproduktion, Medieninhalten und Plattformen: Hierarchische Strukturen, Heteronormativität → Intersektionale Analyse von Medienumgebungen und -inhalten → Analyse von Potenzial und Praxis digitaler feministischer Bewegungen FEMINISMUS Historisch und kulturell spezifische politische Praxen und Bewegungen wissenschaftliches Projekt mit kritischer Perspektive Analyse von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse Ziel ist es, Ungleichheiten sichtbar zu machen und Veränderungen voranzutreiben Bsp.: #MeToo Kritik an Geschlecht als naturgegebene Differenz/Wesensmerkmal Essentialismus Dekonstruktion Kritik an hierarchischen Konstrukten, Zweigeschlechtlichkeit als sozio- kulturell konstruierte Differenz, die veränderbar ist 4 Reifizierung Es wird das hergestellt, was kritisch analysiert und dekonstruiert werden soll Paradoxon der Geschlechterforschung GESCHLECHTERTHEORIEN UND -KONZEPTE IN DER FEMINISTISCHEN KOMMUNIKATIONS- UND MEDIENFORSCHUNG PERFORMATIVITÄT (BUTLER, 1999) Kritik an der Vorstellung von Geschlecht als historisch kohärentes oder konsistentes Konstrukt Überschneidung mit anderen konstruierten Identitäten wie Race, Klasse, Ethnie, Sexualität und regionale Herkunft "Geschlecht" kann nicht von den politischen und kulturellen Schnittmengen getrennt werden, in denen es unweigerlich produziert und aufrechterhalten wird. „Sex itself is a gendered category.“ „Whether gender or sex is fixed or free is a function of a discourse.“ Gender Performance: Handlungen, Gesten, Inszenierungen und körperliche Zeichen, welche (Geschlechts)Identität diskursiv herstellen und aufrechterhalten → erzeugt die Illusion eines inneren und organisierenden Geschlechterkerns, eine Illusion, die für die Zwecke der Regulierung von Sexualität innerhalb des obligatorischen Rahmens der reproduktiven Heterosexualität diskursiv aufrechterhalten wird. → Drag Performances: Unterscheidung zwischen der Anatomie der Darstellenden und dem Geschlecht, das gespielt wird 3 kontingente Dimensionen spezifischer Körperlichkeit: 1. anatomisches Geschlecht, 2. geschlechtliche Identität und 3. Gender Performance. → „Wenn sich die Anatomie des Darstellenden bereits vom Geschlecht des Darstellenden unterscheidet, und sich beide vom Geschlecht der Performance unterscheiden, dann suggeriert die Aufführung eine Dissonanz nicht nur zwischen Sex und Performance, sondern auch zwischen Gender und Sex sowie Gender und Performance.“ Nachahmung des Geschlechts durch Drag verweist implizit auf die imitierende Struktur von Gender und die Kontingenz dieses performativen Akts Gender als eine körperlichen Darstellung, d.h. als intentionaler und performativer "Akt" Gender Performances als sich wiederholende Aufführungen, deren Bedeutungen bereits gesellschaftlich etabliert sind Gender Performance als alltägliche und ritualisierte Form ihrer Legitimation, die öffentlich für alle sichtbar ist und interpretiert wird. alltägliche Wiederholung der Gender Performances konstituiert die Illusion eines beständigen geschlechtsspezifischen Selbst INTERSEKTIONALITÄT Analyse von Verwobenheiten und Überkreuzungen von Macht – und Herrschaftsverhältnissen und sozialen Ungleichheiten (Walgenbach, 2012) Differenzkategorien (Winker & Degele, 2015) (1) Klasse (Bildung, Beruf, Einkommen) 5 (2) Geschlecht (Gender, sexuelle Identität) (3) Race (Race, ethnische Herkunft, Religion) (4) Körper (Alter, Behinderung) Diskussion: Welche Kritik adressiert der Comic? An wen richtet sich die Kritik? INTERSEKTIONALITÄT NACH CRENSHAW (1991) Feldstudie zur Situation von Women of Color (WoC) bei häuslicher Gewalt und Vergewaltigung Frage des Zugangs zu Schutzhäusern für WoC → Gesetz gegen illegale Einwanderung: Scheinehe, Härtefallregelung aufgrund häuslicher Gewalt → kein Zugang zu notwendigen Ressourcen, familiärer Kontext wird nicht berücksichtigt → Andere Hindernisse: Sprachbarrieren, kein Zugang zu Beratung und Informationen Gesetz ist blind gegenüber kulturellen und ökonomischen Bedingungen Vergewaltigung: Standards in Beratung und finanzieller Unterstützung sind an weißer Mittelschicht orientiert, reichen häufig nicht aus für diespezifischen Problemlagen, in denen sich WoC befinden → Unterstützung ist für Prozessbegleitung vorgesehen, obwohl weniger Fälle mit WoC Opfern strafrechtlich verfolgt werden (andere Bedürfnisse: Verpflegung und Unterkunft, Grundbedürfnisse) Versagen antirassistischer und feministischer Diskurse, die Überschneidungen von Race und Geschlecht zu thematisieren → Indem sie anstreben die Interessen von “People of Color" bzw. "Frauen" zu propagieren, blenden sie die Situation und Belange der jeweils anderen Gruppe aus Versagen des Feminismus, Race zu berücksichtigen, hat zur Folge, dass die Widerstandsstrategien des Feminismus die Unterordnung von People of Color oft reproduzieren und verstärken. Versagen des Antirassismus, die patriarchale Ordnung zu berücksichtigen, hat zur Folge, dass der Antirassismus häufig die Unterordnung von Frauen reproduziert. Beide Tendenzen marginalisieren die Situation von WoC. → Problematik der Überschneidung verschiedener Dimensionen der Unterdrückung in Black und Brown Communities Kritik an politische Entscheidungsträger:innen: Gewalt war nicht politisch relevant, solange sie als Minderheitenproblem verstanden wurde → Gleichberechtigte Teilhabe von WoC an der Verteilung von Ressourcen zur Prävention und Betreuung daher unwahrscheinlich Feminismus kann Benachteiligung und Entmachtung von WoC verstärken Frauen, die die Anti-Gewaltbewegung dominieren, unterscheiden sich nicht nur von WoC in ihrer ökonomischen und sozialen Situation, sondern sie haben häufig die Macht, entweder durch materielle oder rhetorische Mittel zu bestimmen, ob die intersektionellen Unterschiede von WoC überhaupt in politischen Maßnahmen berücksichtigt werden ZUSAMMENFASSUNG 6 Öffentliche Kommunikation und mediale Repräsentation sind sowohl prägend für als auch geprägt von Geschlechterstrukturen. Ein Ziel des Feminismus als wissenschaftliches und politisches Projekt ist die Dekonstruktion hierarchischer Geschlechterverhältnisse. Aus interaktionistisch-konstruktivistischer Perspektive ist Gender kein stabiles Merkmal, das dem Wesen eines Subjektes innewohnt und zugeordnet werden kann (im Sinne eines Seins), sondern ein performativer Akt, der abhängig vom sozialen Kontext, durch körperlichen Ausdruck, Gesten und Handlungen eine auf sozial geteilten Vorstellungen basierende, dahinterliegende geschlechtlichen Identität nahe legt. Intersektionalität steht für das Zusammenwirken verschiedener sozialer Kategorien bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Verstärkung sozialer Ungleichheiten. ZENTRALE BEGRIFFE GESCHLECHTERSTEREOTYPE Stereotype sind kognitive Strukturen, die auf sozial geteiltem Wissen über bestimmte Merkmale von sozialen Gruppen (z.B. Geschlechter) basieren, die im Sozialisationsprozess vermittelt werden (Eckes, 2010; Alfermann, 1996) und dienen → der Komplexitätsreduktion (individuelle Besonderheiten werden ausgeblendet) → der Rechtfertigung gesellschaftlicher Rang- und Wertordnungen deskriptive Geschlechterstereotype: wie Geschlechter typischerweise sind (Prentice & Carranza, 2002) präskriptive Geschlechterstereotype: wie Geschlechter sein sollen (Prentice & Carranza, 2002) proskriptive Geschlechterstereotype: wie Geschlechter nicht sein sollen (Prentice & Carranza, 2002) Geschlechterstereotype über Frauen 7 VORLES UNG 2 MEDIALE REPRÄSENTATION UND PARTIZIPATION MEDIALE REPRÄSENTATION Quantitativ Qualitativ Anteil einer Gruppe/Kategorie (Über- Art und Weise wie eine Gruppe/Kategorie in /Unterrepräsentation, gleichermaßen) in Medieninhalten dargestellt wird, z. B. Medieninhalten Trivialisierung, Viktimisierung & Objektifizierung QUALITATIVE MEDIALE REPRÄSENTATION als Prozess, mit dem Menschen eine Sprache benutzen, um Bedeutungen zu produzieren → konstruktivistische Repräsentationstheorie: Mediale Repräsentation als soziale Praxis → Darstellung als Referenz auf soziale Wirklichkeit, die aber nicht zwingend von den Rezipient:innen als solche gedeutet wird POLITISCHE REPRÄSENTATION (QUANTITATIV) = Anteil einer Gruppe an politischen Funktionsträger:innen → berufliche Beschäftigung mit der Politik durch die Ausübung eines Mandats oder politischen Amtes → mangelnde Repräsentation von Frauen in Politik und Wissenschaft in der Coronakrise am Beispiel UK → AT: Frauen nehmen zwar rund ein Drittel der politischen Spitzenpositionen (Anteil der Minister:innen und weiblichen Nationalratsabgeordneten) ein, Anteil in Print-Medienberichten jedoch deutlich geringer POLITISCHE PARTIZIPATION alle Aktivitäten von Bürger:innen, welche das Handeln von Regierungen beeinflussen bzw. darauf abzielen Aktivitäten innerhalb der politischen Institutionen oder die aktive Beteiligung an Wahlen, das Sammeln von Unterschriften, Beteiligung an Bürger:inneninitiativen, sozialen Bewegungen, Demonstrationen oder das Boykottieren von Produkten direkt indirekt durch das Beeinflussen der Entstehung durch die Beeinflussung der Auswahl der oder Implementierung von Politik (z.B. Menschen, die diese politischen Mitarbeit in Parteien, Maßnahmen umsetzen (Wahlbeteiligung) Bürger:inneninitiativen) POLITISCHE PARTIZIPATION UND REPRÄSENTATION IN ÖSTERREICH Partizipation Repräsentation familiäre Verpflichtungen hemmen bei Frauen Frauenanteil auf EU-Ebene am höchsten das Engagement in Parteien (44%) und auf kommunaler Ebene am ansonsten eher Annäherung, da auch Männer niedrigsten (< 10% Bürgermeister:innen) sich weniger engagieren stärkster Anstieg 1980er-Jahre bis 2000 Familie auf kommunaler Ebene hemmender und internationaler Vergleich: Schweden als motivierender Faktor zugleich Spitzenreiter und Polen als Schlusslicht POLITISCHE PARTIZIPATION ONLINE Kommunikationsbezogene Erweiterung des Partizipationsbegriffs um: rezeptive Selektion und Verarbeitung von politischen Informationen 8 interpersonale Kommunikation mit dem Ziel, Themen im Austausch mit anderen Personen aus dem direkten sozialen Umfeld gemeinsam zu interpretieren und zu bewerten nicht-gesprächszentrierte, niederschwellige digitale Aktivitäten (likes, shares) EMPIRISCHE BEFUNDE Unterrepräsentation von Frauen in der Politik und in der Öffentlichkeit spiegelt sich in der politischen Online-Beteiligung wider, so dass Männer als politische Akteure sichtbarer sind als Frauen → Männer sind bei politischen Kommentaren auf Facebook präsenter und aktiver als Frauen geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei der politischen Online-Beteiligung betreffen hauptsächlich die aktivere, öffentlich sichtbare Beteiligung, wie das Posten von Kommentaren in öffentlichen Gruppen, keine signifikanten Unterschiede bei niederschwelligeren Beteiligungsformen wie "Liken" und Teilen von Inhalten Digital Double-Bind: binäre Zuordnung von öffentlich und privat zu männlich bzw. weiblich, die sich auch in der Mainstream-Wahrnehmung von Geschlecht auf Social-Networking-Sites wie Facebook widerspiegelt verstärkte politische Partizipation von Frauen, z. B. feministischer Online- Aktivismus, wird durch Fear of Backlash gehemmt Wahrnehmung fehlender emotionaler Sicherheit führt zu einer stärkeren Zurückhaltung feministische Ansichten, Meinungen und Identitäten in öffentlichen digitalen Räumen sichtbar zu machen (Jackson, 2018) feministischer Online-Aktivismus: „putting oneself out there ‘in the line of fire’“ (Mendes) Selbstzensur und Vermeiden von Kontroversen fördert Unterrepräsentation von Frauen in sozialen Medien verstärkte Präsenz und der Aktivismus von Frauen in öffentlichen Online-Räumen sowie in männerdominierten Subkulturen kann höhere Beteiligung begünstigen → Bloggerinnen, die in hohem Maße Hassreden und Belästigungen ausgesetzt sind, berichteten, dass sie bis zu einem gewissen Grad resistent geworden sind, wenn es um Online-Missbrauch geht PARTIZIPATION ONLINE - EMPIRISCHE BEFUNDE Offenheit und Zugänglichkeit erleichtern das Entstehen neuer Diskurse über Weiblichkeit und ermöglichen Frauen den Zugang zu Diskursen und Online-Räumen, die bisher Männern vorbehalten waren (Bruce, 2016) Minderheitengruppen können eine intersektional vernetzte Gegenöffentlichkeit aufbauen, um gegen Unterrepräsentation und stereotype Repräsentation zu kämpfen und in die Mainstream- Medien zu gelangen (Jackson et al., 2018) ZWISCHENFAZIT REPRÄSENTATION UND PARTIZIPATION Frauen holen auf in Sachen politische Repräsentation, sind aber medial weniger politisch präsent. Traditionelle Rollen und Arbeitsteilung in der Familie hemmen eine stärkere Repräsentation von Frauen auf kommunalpolitischer Ebene. Politische Partizipation online ist nach wie vor stark männlich dominiert. Das gilt insbesondere für das Schreiben von Kommentaren zu politischen Themen sowie für die Intensität der Beteiligung. WIE FUNKTIONIEREN DIGITALE ÖFFENTLICHKEITEN? THEORIE DER SCHWEIGESPIRALE (NOELLE-NEUMANN, 1974, 1980) Individuen schweigen zu wichtigen moralischen Themen, wenn sie glauben, dass ihre Meinung in der Minderheit ist → die dominante Meinung wird durch explizite Unterstützungsbekundungen von Mitgliedern der Mehrheitsgruppe über interpersonelle und vermittelte Kanäle geschaffen und verstärkt → die Zuversicht, dass die eigene Meinung die der Mehrheit ist, erhöht die Bereitschaft, diese Meinung öffentlich zu vertreten und zu unterstützen 9 → Individuen, die sich in der Minderheit sehen, vermeiden es aus Angst vor sozialer Isolation und Bestrafung, ihre Meinung zu äußern, und werden so zum Schweigen gebracht Existenz eines ermächtigten Mehrheitsdiskurses und einen marginalisierten (und zum Schweigen gebrachten) Minderheitsdiskurses STUDIE: QUEER IDENTITY MANAGEMENT AND POLITICAL SELF- EXPRESSION ON SOCIAL NETWORKING SITES (FOX & WARBER, 2015) LGBTQI+-Themen werden oft als spaltend dargestellt und typischerweise von einem moralischen oder ideologischen Standpunkt aus gerahmt → erfüllen damit die Bedingungen für die Förderung einer Schweigespirale → Diskurs kann feindselig sein, was ein größeres Schweigen der Minderheit fördern kann Gelten die Annahmen einer Schweigespirale auch für digitale Medien? Leitfaden-Interviews mit LGBTQI+ Personen (n = 52) Aus welchen Gründen, äußern sich oder schweigen die Teilnehmenden zu LGBTQI+-Themen und ihrer eigenen Identität in sozialen Medien? Inwiefern beeinflusst der Grad der Verbundenheit einer Person mit ihrem sozialen Netzwerk ihre kommunikativen Praktiken? Gibt es Hinweise auf eine Schweigespirale auf Facebook unter LGBTQI+ Personen und wenn ja, wie äußert sich diese? GRÜNDE FÜR SCHWEIGEN Homophobie und Queerfeindlichkeit von Netzwerkmitgliedern Präsenz der konservativen Familie oder Freund:innen aus der Heimatstadt im Netzwerk Religion (insb. alle Variationen von Religionen, die typischerweise als "fundamentalistisch" oder "sehr konservativ" beschrieben werden), weil sie aufgrund ihrer Erfahrungen einen religiös motivierten Backlash in bestimmten Segmenten ihres Netzwerks befürchteten berufliche Gründe GRAD DER VERBUNDENHEIT MIT ANDEREN NETZWERKMITGLIEDERN Vier Typen 1. Die Teilnehmer:innen, die sich nur gegenüber einer kleinen Anzahl von Personen Verborgenen geoutet haben, befürchteten die Kosten wie etwa die Isolierung oder den Ausschluss durch ihre Familie und/oder Freund:innen, wenn diese Mitglieder des Netzwerks ihre sexuelle Orientierung entdecken verbergen der sexuellen Orientierung und des Beziehungsstatus → vermeiden, mit gleichgeschlechtlichen Personen getaggt zu werden → schweigen, wenn jemand in Netzwerk homophobe Kommentare gepostet hat → keine sichtbare Unterstützung von LGBTQI+ Themen durch Likes,Kommentare 2. Erste Einblicke berichteten über Facebook-Aktivitäten, die Hinweise auf ihre sexuelle Orientierung liefern obwohl sie die Mehrheit ihrer Netzwerke als ablehnend wahrnahmen, glaubten sie, dass sich öffentliche Meinung sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene ändert und dass ihre Netzwerke in Zukunft aufgeschlossener werden könnten → verbergen sexuelle Identität und ihren Beziehungsstatus noch immer → zumindest niederschwellige Partizipation bei LGBTQI+ Themen (Seiten von Politiker:innen "liken", die gleichgeschlechtliche Ehe und Anliegen wie die Human Rights Campaign und Marriage Equality unterstützten) → manche posteten direkt auf ihrer Seite über die Themen, andere fürchteten soziale Kosten 3. Partielles erwarteten, dass sie ihre Orientierung und LGBTQI+ Unterstützung freier und Outing mit weniger sozialen Kosten äußern können 10 trafen aber dennoch Vorsichtsmaßnahmen, um ihre LGBTQI+-Identität vor bestimmten Netzwerkmitgliedern zu schützen (Verwaltung von Mikrokontexten im eigenen Facebook- Netzwerk) Nutzung digitaler Plattformen, als sicherere und unterstützende Orte für die Selbstdarstellung → „Liken“ und Kommentieren von LGBTQI+-Gruppen oder -Seiten oder Beiträge anderer zu LGBTQI+-Themen, Verfassen eigener Beiträge → direkte aber höfliche Reaktion auf Homophobie im Netzwerk, „friend filtering“ bei mehrmaligen homophoben Kommentaren 4. Outing Teilen von Informationen über LGBTQI+-Themen und ihre eigene queere Identität in ihren Profilen (z. B. indem sie angeben, mit wem sie "In einer Beziehung mit____" sind) und Posts Facebook als Plattform für die Kommunikation der eigenen Identität unter anderen LGBTQI+ Personen, Verbündeten und dominanten Gruppenmitgliedern und Nutzen der Seite für gruppeninternes Networking, Nutzung wird als sozial belohnend und das Netzwerk als unterstützend wahrgenommen → eher Vermeidung & Separation als Anpassung, bei unsensiblen Äußerungen auch belehrend → sehr wählerisch mit Facebook-Freund:innen im Netzwerk, daher selten mit Homophobie und Queerfeindlichkeit konfrontiert GIBT ES HINWEISE AUF EINE SCHWEIGESPIRALE AUF FACEBOOK UNTER LGBTQ+ PERSONEN UND WENN JA, WIE ÄUßERT SICH DIESE? Isolationsfurcht bei Teilnehmenden, die ihr Facebook-Netzwerk als größtenteils Anti-LGBTQi+ wahrnehmen Personen, die sich zumindest teilweise zu ihrer queeren Identität bekannten, hatten eine andere Wahrnehmung des Meinungsklimas in ihrem Netzwerk: glaubten, dass sich öffentlicheMeinung über die Rechte von queeren Personen ändert und dass ihre Netzwerke in Zukunft wahrscheinlich unterstützend sein werden, was der Schweigespirale entgegenwirken kann (Noelle-Neumann, 1974) → in dieser Phase können LGBTQI+ Personen auf Facebook der Schweigespirale am effektivsten entgegenwirken geoutete Personen haben ihrerseits eine Schweigespirale in Gang gesetzt, um Hass, Homophobie oder Unsensibilität in ihrem Facebook-Netzwerk zu vermeiden → sie entziehen sich einem breiteren Diskurs und werden so weniger sichtbar ÖFFENTLICHKEITSBEGRIFF NACH HABERMAS (1962) Praxis der offenen Diskussion über Angelegenheiten von allgemeinem Interesse sowie öffentlichen Räume als Orte des Diskurses Massenmedien dienen als zentrale Orte für öffentliche Diskussion in zeitgenössischen politischen Kultur digitale Medien als neue Orte der öffentlichen Diskussion von Themen gemeinsamen Interesses Debattierenden ändern ihre Meinung entsprechend Qualität der in der Debatte vorgebrachten Argumente Konsens als Ziel DELIBERATIVE ÖFFENTLICHKEIT (WESSLER) Deliberation: kritischer Austausch rationaler Argumente als partizipatives Ideal Deliberative Normen → Inklusivität: gleiche Chancen für Themen, Ideen und Argumente im Journalismus, egalitäresoziale Zusammensetzung der Diskursbeteiligten → Responsivität: direkte Bezugnahme auf die Äußerungen anderer im Diskurs → Rationalität: Begründung von Behauptungen und begründeter Widerspruch gegenüber den Argumenten anderer → Zivilität: respektvoller Umgang mit anderen und respektvoller, sachlicher Widerspruch 11 Unterscheidung wünschenswerter Ziele/Ergebnisse/Outcomes des öffentlichen Diskurses, der diese Diskursqualitäten aufweist, bezüglich: 1. Individualebene: z. B. Wissen über Argumente der gegnerischen Seite, Toleranz, Selbstwirksamkeit 2. Kollektivebene: gute Argumente bleiben im öffentlichen Diskurs erhalten, weniger gute Argumente verschwinden im Laufe des Diskurses GEGENÖFFENTLICHKEITEN Kritik an Habermas: Idealisierung der Rolle der bürgerlichen Öffentlichkeit für die Aufrechterhaltung demokratischer Gesellschaften Konzept der Gegenöffentlichkeiten: Traditionell marginalisierte Gruppen, insbesondere Frauen und PoC, nutzen nicht-dominante Formen der Wissensgenerierung und des Austauschs → Berücksichtigung der Rolle von Macht, Zugang und sozialer Identität bei der Definition von Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft → Legitimierung und Unterstützung marginalisierter Gemeinschaften → explizites und strategisches Anliegen, das "dominante Wissen", das der Mainstream- Öffentlichkeit innewohnt, herauszufordern Viele Öffentlichkeiten entstehen aus den Forderungen von lange unterdrückten und marginalisierten Gruppen nach → den Rechten und Pflichten politischer Zugehörigkeit, → kollektiver Souveränität → oder beidem Aktivistengruppen konstruieren kommunikative Gegenöffentlichkeiten aus verschiedenen Gruppen von Menschen mit dem Ziel, eine Massenbewegung gegen den Status quo und für eventuelle Veränderungen zu schaffen Rolle des Internets in der kollektiven Debatte und Entscheidungsfindung: Schaffung subversiver Netzwerke soziale Medien ermöglichen „Massenamateurisierung“ der Medien (z.B. Bürger:innenjournalismus) und eine Verringerung der Koordinationskosten für kollektives Handelns von Interessengruppen. Verschiebung weg von den Eliten der Mainstream-Medien öffnet den Raum für marginalisierte Gruppen Social-Media-Aktivismus ist flexibler als traditioneller (Offline-)Aktivismus → keine einheitlichen Botschaften oder legitimierende Organe notwendig → Häufig Ablehnung traditioneller Führungsstrukturen Annahme: konventionelle Öffentlichkeiten waren schon immer ausgrenzend Gegenöffentlichkeiten Nischen- oder Mikroöffentlichkeiten sind Räume für die Artikulation (z.B. in Chatgruppen, Social-Media marginalisierter Interessen und Communities) im digitalen Raum als Standpunkte, den Aufbau von sozialem Schauplatz für die Entwicklung von Zusammenhalt und die Etablierung Strategien, um diese marginalisierten alternativer Interpretationen von Interessen und Ansichten in den Ereignissen und sozialen Arrangements öffentlichen Mainstream-Diskurs einzubringen 12 DIGITALE ÖFFENTLICHKEITEN UND FEMINISTISCHER AKTIVISMUS REPRÄSENTATION UND PARTIZIPATION SICHTBARKEIT VON GESCHLECHTERNORMEN MACHTVERHÄLTNISSE DIGITALER FEMINISMUS ZU PRO-CHOICE 13 BEISPIEL FÜR HASHTAG- FEMINISMUS #SUPPORTISLANDWOMEN #SupportIslandWomen Pro-Choice Initiative auf Prince Edward Island, Kanada Kampagne bezieht sich auf Anne Shirley, die Hauptfigur eines Kinderbuchs (Anne of Green Gables) Netflixserie „Anne with an E“ Problem: keine medizinische Betreuung von Abtreibungen in kanadischer Provinz Prince Edward Island (PEI) Strategie der Kampagne statt rationaler Argumente und Berufung auf Statistiken oder Wahrnehmungen und Appellen an Empathie durch Fallbeispiele, Entwicklung von diskursiven Praktiken, die Anne Shirley als Rogue Anne an die Spitze ihrer Bewegung stellen → Verknüpfung von Diskursen online und offline → Nutzung von organisierenden Eigenschaften von Hashtags → Neuinterpretation der Romanfigur und Verknüpfung mit aktivistischer Kultur HASHTAG-FEMINISMUS Nutzung von Online-Plattformen und ihrer Hashtag-Funktion, um Diskriminierung, Gewalt und sexuelle Übergriffe gegen Frauen zu bekämpfen oder zu verurteilen teilweise intersektionale Perspektive zur Offenlegung von Diskriminierung & Gewalt gegen Women of Color Hashtag dient der Konstituierung verschiedener Öffentlichkeiten, Gemeinschaften und Bewegungen #AccessNow und #AbortionAccess Identifizierung des Ziels der Bewegung, #SupportIslandWomen Reichweite der Bewegung in einem geografischen Raum (der Insel) und in der Öffentlichkeit (Frauen) #Iamkarats Kollektivierung, Teilhabe von Unterstützenden Nutzung der Hashtag-Funktion zur Initiierung einer Konversation → Adressat der Beiträge war Premier MacLauchlan (#HeyWade) → „Rogue Anne“ als Sprachrohr Ergebnis der Kampagne: Premierminister MacLauchlan: erste Frauenklinik eröffnet in PEI damit endet 28-jähriges Verbot von Abtreibungsdiensten Bewertung hinsichtlich der tatsächlichen Wirksamkeit der #SupportIslandWomen-Initiative in Bezug auf die Beeinflussung der Politik ist schwierig Aber: Sie gilt als Ausgangspunkt von Debatten unter einer Vielzahl von PEI-Akteur:innen. ZUSAMMENFASSUNG Hashtag-Feminismus nutzt die organisierenden Funktionen von Hashtags auf sozialen Online- Plattformen, um gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen vorzugehen. Die Hashtags dienen dabei auch der Konstitution von Öffentlichkeiten und der Initiierung von Kampagnen. Gegenöffentlichkeiten können auch als Nischenöffentlichkeitenverstanden werden, denn sie sind Zufluchtsorte, aber auch Inkubatoren für die Auseinandersetzung mit Außenstehenden und dem dominanten öffentlichen Diskurs Auch in sozialen Medien wie Facebook werden soziale Gruppen(z. B. LGBTQI+ Personen) im öffentlichen Diskurs durch Schweigespiralprozesse weniger sichtbar. Diese betrifft nicht nur ihre Identität und Gruppenzugehörigkeit, sondern auch ihre politische Meinung zu kontroversen Themen. 14