Entwicklungspsychologie PDF
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This document provides an overview of developmental psychology, covering various tasks and challenges at different life stages. It discusses developmental tasks for various age groups, from infancy to old age. It also explores family dynamics and challenges associated with different family structures
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Entwicklungspsychologie – Prüfungsvorbereitung Einführung Entwicklungsaufgaben stellen sich in einer bestimmten Lebensperiode. Sie sind nicht kulturabhängig, sondern werden von sozikulturellen Normen beeinflusst. In der frühen Kindheit – also im Alter von null bis fünf Jahren sind hier basale Regula...
Entwicklungspsychologie – Prüfungsvorbereitung Einführung Entwicklungsaufgaben stellen sich in einer bestimmten Lebensperiode. Sie sind nicht kulturabhängig, sondern werden von sozikulturellen Normen beeinflusst. In der frühen Kindheit – also im Alter von null bis fünf Jahren sind hier basale Regulationen und der Aufbau einer sicheren Bindung besonders wichtig. Der Erwerb von Lese- und Schreibfertigkeiten ist ein Beispiel für eine Entwicklungsaufgabe der mittleren Kindheit. Im Jugendalter stehen verschiedene Aspekte der Autonomie- und Identitätsentwicklung im Vordergrund. 1. Entwicklungsaufgaben „Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt. Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, auf Ablehnung durch die Gesellschaft stößt und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben führt.“ – Havighurst, 1942 Individuelle Leistungsfähigkeit Soziokulturelle Normen Individuelle Zielsetzungen 2. Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit (0-5) 1. Basale Regulation (Schlaf, Reizverarbeitung, Erregung, Essen) 2. Entwicklung motorischer Funktionen bzw. motorische Selbstkontrolle: Lokomotorik und Sensumotorik 3. Erwerb der Muttersprache 4. Entwicklung einer elementaren Verhaltenssteuerung und Impulskontrolle 5. Individuelles Explorationsverhalten; Fantasie- und Spielentwicklung (alleine spielen) 6. Enge Bindung zu Bezugspersonen; sicheres Bindungsverhalten, insbesondere bei Belastung 7. Soziale Kontaktaufnahme außerhalb Familie; Einfügung in Gleichaltrigengruppe; Gruppenspiel 3. Entwicklungsaufgaben mittlere Kindheit (6-11) 1. Einübung körperlicher Geschicklichkeit; Entwicklung körperlicher Leistungsfähigkeit 2. Erwerb Kulturtechniken (schreiben, lesen); Basale Arbeits- und Leistungshaltung; Frustrationstoleranz 3. Unabhängigkeit/Selbstständigkeit in Alltagsbezügen (essen, kleiden, alltägliche Aufgaben) 4. Abstimmung mit Familienmitgliedern; Übernahme von Verantwortung und Aufgaben im familiären Rahmen 5. Geschlechtsrollenidentifikation; Freundschaften; soziale Kooperation (Schule, Sport, Freizeit) mit peers 6. Entwicklung eines positiven Selbstbildes/Selbstbewusstseins 7. Übernahme/Akzeptanz, Einhalten von Regeln; moralische Unterscheidungen 4. Entwicklungsaufgaben Jugendalter (12-17) 1. Körperliche Reifung; Akzeptanz der körperlichen Veränderungen und des eigenen Aussehens 2. Geschlechtsrollenverhalten; Aufnahme von engen/erotischen Beziehungen zu Freund/Freundin 3. Freundeskreis aufbauen, zu Altersgenossen tiefere Beziehungen herstellen 4. Ablösung und emotionale Unabhängigkeit von den Eltern bei Aufrechterhaltung der engen Beziehung 5. Berufsorientierung/Berufswahl: Überlegen, was man lernen und können will 6. Moral, Wertehaltung, verantwortliches Handeln entwickeln; Einstellung zu Moral, Kultur, Bildung, Konsum, Medien, Genuss 7. Klarheit über sich entwickeln (Stärken/Schwächen); Leben planen, realistische Ziele verfolgen 5. Erwachsenenalter Frühes Erwachsenenalter: Heirat bzw. feste Partnerschaft, Geburt von Kindern, Arbeit/Beruf aufnehmen, Lebensstil finden Mittleres Erwachsenenalter: Heim/Haushalt führen, Kinder aufziehen, berufliche Karriere Spätes Erwachsenenalter: Energien auf neue Rollen lenken, Akzeptieren des eigenen Lebens, eine Haltung zum Sterben entwickeln 6. Familienentwicklungsaufgaben Eltern mit Kleinkindern: feinfühliges Bindungsverhalten, Entwicklungsermutigung von Babys, Neudefinition der Paarbeziehung, Reorganisation des Alltags Eltern mit Vorschulkindern: Bildung einer funktionalen Elternkoalition, Auseinandersetzung mit schwindender Privatheit, Ausbalancieren von Freiräumen und Grenzen Eltern mit Schulkindern: Ermutigung kindlichen Leistungsverhaltens, Zulassen und Fördern zunehmender Autonomie der Kinder Eltern mit Jugendlichen: Unterstützung bei Autonomie- und Identitätsentwicklung, Toleranz und Kompromissbereitschaft bei differierenden Wünschen und Zielen Eltern mit erwachsenen Kindern: Kinder loslassen, Aufrechterhaltung elterlicher Unterstützung, Entwicklung nachelterlicher Interessen, Entwicklung von Eltern-Kind-Beziehung mit Erwachsenenqualität Alte Eltern: Übernahme von Großelternschaft, abgeben familiärer Verantwortung, Akzeptanz von Rollenumkehr, Auseinandersetzung mit Berufsverlust, Verlust eigener Wohnung, Tod des Partners, eigenem Tod 7. zusätzliche Familienaufgaben Familie mit rein sozialer (nicht biologischer) Elternschaft „Unvollständige“ (Ein-Eltern-) Familie „Patchwork-Familie“ „Regenbogenfamilie“ 8. Erkenntnisse zu „Regenbogenfamilien“ Sehr unterschiedliche Prävalenzangaben Keine Unterschiede in der Erziehungsfähigkeit, wenig Unterschiede in Erziehungsverhalten Mehr Reflektion über Rollen etc. Die Kinder weichen weder im Sozialverhalten noch hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung vom Mittelwert der Kinder aus „Normfamilien“ ab Besondere Belastung durch Diskriminierung Psychische Grundbedürfnisse Die vier psychischen Grundbedürfnisse sind die nach Bindung, Selbstwerterhöhung, Orientierung/Kontrolle und Lustgewinn/Unlustvermeidung. Damit Kinder eine sichere Bindung erleben können, sollten Eltern feinfühliges Verhalten zeigen. Unsichere oder nicht vorhandene Bindungen sind ein einflussreicher Risikofaktor für die weitere Entwicklung. Bei dem Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle geht es darum, die Welt verstehen (Orientierung) und beeinflussen (Kontrolle) zu können. Kompetenzen von Hilfesuchenden zu betonen und ressourcenorientiert mit ihnen arbeiten ist ein Beitrag zur Selbstwerterhöhung der Betroffenen. 1. Psychische Grundbedürfnisse (Grawe 2004) Orientierung/Kontrolle Selbstwerterhöhung/Selbstwertschutz Lustgewinn/Unlustvermeidung Bindung 2. Orientierung und Kontrolle Fähigkeit, Ereignisse und Zustände zu erklären, vorherzusagen und zu beeinflussen (Frey) Kontrollüberzeugung als generalisierte subjektive Erklärbarkeit, Vorhersehbarkeit, Beeinflussbarkeit Eine hohe Kontrollüberzeugung führt in vielfacher Hinsicht zur Steigerung des Wohlbefindens (höhere Lebenszufriedenheit, höhere Stressresistenz, bessere Bewältigungsressourcen (Flammer 1990)) und zu zielgerichtetem/erfolgversprechendem Handeln (Pelzmann 1983) Angststörungen als Versuch, Kontrolle zu behalten/gewinnen Zentrale Konfliktlinie des Erziehungsprozesses 3. Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung Das Bestreben, sich selber als „gut“ zu empfinden (…und als besser, als man ist) Das Bedürfnis nach Selbstwertschutz/-erhöhung ist bei misshandelten Kindern oft massiv verletzt Selbstwertprobleme als Ursache/aufrechterhaltende Bedingungen vieler psychischer Störungen (z.B. soziale Phobie, Depression) 4. Lustgewinn und Unlustvermeidung Unmittelbares, primäres Motiv Lustprinzip nach Freud Operante Verstärkung nach Skinner Bestreben, aversive Situationen zu vermeiden und angenehme Situationen aufzusuchen 5. Bindung Langandauerndes affektives Band zu nicht auswechselbaren Personen (Bowlby 1975) Repräsentiert einerseits im offenen Verhalten, andererseits als „internes Arbeitsmodell“ Übliche Kategorien: Bindung ist sicher, unsicher-vermeidend, unsicher- ambivalent, desorganisiert (Ainsworth 1978) Bindung als Entwicklungsthema 6. „Strange situation“: Ergebnisse „sicher“ „unsicher- „unsicher- „desorientiert“ B(alanced) vermeidend) ambivalent“ D(esoriented) A(voiding) C(rying) Im Beisein Explorierend, Explorierend, Wenig Wechselhaft, der BP freundlich, wenig explorierend, z.T. aggressiv, offene Kommunikation ängstlich, uneindeutig Kommunikation misstrauisch Während der Vermisst BP, „egal“, spielt Schreit, Uneindeutig, Trennung lässt sich weniger, lässt verzweifelt, wechselhaft weing von fP sich von fP weist fP trösten gern trösten zurück Rückkehr der Will Nähe zu Ignoriert BP, Drängt zu BP, Ziellos, BP BP, beruhigt, spielt, nicht aggressiv wechselhaft, explorierend offen oder weinend, aggressiv, keine Expl. bizarr 7. Elterliche Feinfühligkeit (Grossmann 1989, Maccoby 1980) Wahrnehmung kindlicher Signale Angemessene Interpretation Angemessene Reaktion: sensibel (nicht gefühllos), annehmend (nicht ablehnend), zusammenarbeitend (nicht eingreifend), zugänglich (nicht ignorant) 8. Bindungsresultate im Kindes- und Jugendalter Sicher gebundene Kinder: kompetent und kooperativ im Schlichten von Streitsituationen, werden gerne als Freunde gewählt; positives, realistisches Weltbild, flexible und lösungsorientierte Reaktionen; nutzen weitere soziale Ressourcen Unsicher-vermeidend gebundene Kinder: misstrauen in Hilfsbereitschaft anderer, Idealisierung der eigenen Kompetenzen, mit anderen unsicheren Kindern aggressiv, negative Beurteilung durch Gleichaltrige Unsicher-ambivalent gebundene Kinder: Anhänglichkeit, Selbstunsicherheit, Passivität Desorganisiert gebundene Kinder: kontrollierend (fürsorglich/bestrafend), Aggressivität 9. Partnerschaftsrepräsentation junger Erwachsener Partnerschaftsrepräsentation junger Erwachsener kann durch elterliche Feinfühligkeit im Kindesalter vorhergesagt werden (Grossmann 2002): Sichere Repräsentation: Wertschätzung des Partners, Verlässlichkeit, Verfügbarkeit, Zuneigung Abwertende Repräsentation: Wert der Partnerschaft wird bezweifelt, kein geben und nehmen von Beistand, Zuneigung wird als Abhängigkeit betrachtet Verstrickte Repräsentation: Die eigene Person scheint wichtiger zu sein als die Partnerschaft, dennoch wird Abhängigkeit gewünscht, unklare Darstellungen Funktionale Verhaltensanalyse Wenn ein Verhalten über klassische Konditionierung erworben wurde, spricht man von respondentem Verhalten. Wird die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens von Verstärken bestimmt, sprechen wir von operantem Verhalten. Die Organismusvariable bezeichnet überdauernde Dispositionen innerhalb der Person. Wenn ein Verhalten nicht durchgängig, sondern nur von Zeit zu Zeit verstärkt wird, sprechen wir von intermittierender Verstärkung. Verhalten kann auch durch Beobachtung des Verhaltens anderer erlernt werden, dann sprechen wir von Modelllernen. In einer funktionalen Verhaltensanalyse bezeichnen wir Verhalten als Reaktion auf einen Stimulus. 1. SORCK (un)konditionierter Stimulus (U)CS – (un)konditionierte Reaktion (U)CR Respondentes Verhalten (Rr) SORCK 2. klassisches Konditionieren Plötzliches Spinne Erschrecken, Auftauchen Angst direkt vor dem Gesicht UCS + CS → UCR → CS → CR Sensorischer Cortex langsam Sensorischer Thalamus Amygdala schnell Emotionaler Reiz emotionale Reaktion In Frühkindheit Konditionierung ohne corticale Beteiligung Im emotionalen Erfahrungsgedächtnis abgelegte Lernerfahrung werden auch später auf kurzem Weg aktiviert Verfestigung oder korrigierende Lernerfahrungen 3. operantes Konditionieren → Beispiel: aufmerksamkeitsgestörtes Kind bei den Hausaufgaben S O R C K Aufforderung, Aufmerksamkeits- Nicht arbeiten Aufmerksamkeit Kont. Hausaufgaben problematik, (mot.) (C+) zu erledigen Misserfolgs- „Ich kann das Machtgefühl Kont. erwartung nicht“ (kog.) (C+) Wut (em.) Keine Int. Puls Anstrengung beschleunigt (C-) (phys.) Kein Misserfolg Int. (C-) S O R C K Aufforderung, Aufmerksamkeits- Arbeiten Keine Kont. Hausaufgaben problematiki, (mot.) Aufmerksamkeit zu erledigen Misserfolgs- „Ich schaff (C+) erwartung das schon!“ Anstrengung Kont. (kog.) (C-) Freude (em.) Misserfolg (C-) Kont. Leicht erregt (phys.) 4. Modelllernen Erwerb neuen Verhaltens Verstärkung bereits gekonnten Verhaltens Modell als Hinweisreiz Bedingungen des Modelllernens: 1. Aufmerksamkeit, 2. Behalten, 3. Reproduktionsfähigkeit, 4. Motivation 5. Lernen bei Neugeborenen (Rauh 2002, Wendt 1997) Klassische Konditionierbarkeit gering, aber ab Geburt vorhanden, steigert sich bis zum 6. Lebensjahr Operante Konditionierung von Geburt an möglich Imitationslernen beginnt ca. mit 1,5 Jahren Kognitive Entwicklung Ein typisches Merkmal der kognitiven Entwicklung in der voroperatorischen Phase (ca. 2-7 Jahre) ist der kindliche Egozentrismus. Erst ab dem konkret-operationalen Stadium (ca. 7-11 Jahre) ist logisches Schlussfolgern möglich. Das Diskrepanzkriterium im Rahmen der Lese-Rechtschreib-Störung besagt, dass die Rechtschreibschwierigkeiten nicht durch einen allgemeinen Mangel an Intelligenz erklärbar seien dürfen. Dennoch besuchen nur etwa 3% der von LRS betroffenen Kinder ein Gymnasium. Schulvermeidendes Verhalten kann verschiedene Ursachen haben, unter anderem Trennungsangst oder Soziale Phobie. Damit die Betroffenen wieder zur Schule gehen, ist häufig die Zusammenarbeit von Schule, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie oder -psychiatrie und Jugendhilfe sinnvoll. 1. Sensumotorische Entwicklung (0-2 Jahre) Übung angeborener Reflexe (bis 1 Monat): Schluck-, Saug-, Greifreflex Primäre Kreisreaktionen (bis 4 Monate): Angenehmes wird wiederholt Sekundäre Kreisreaktionen (bis 8 Monate): wie vorher, aber mit z.T. bewusster Zielverfolgung Koordinierung von Handlungen (bis 12 Monate): zielgerichtetes Verhalten „prüfen“ Tertiäre Kreisreaktionen (bis 18 Monate): aktives Experimentieren, einfache Schlussfolgerungen Übergang voroperatorisches Denken (bis 24 Monate): Handlungsergebnisse imaginativ antizipieren, Nachahmen, Verinnerlichen von Handlungen 2. Voroperatorisches Denken (2-7 Jahre) Unangemessene Verallgemeinerungen z.B.: finalistische Erklärungen (Steine für Häuser), animistische Erklärungen (Sturm ist böse) Kindlicher Egozentrismus: Kind geht davon aus, dass jeder es versteht; Kind kann nicht die Perspektive anderer einnehmen Zentrierung auf einen oder weinige Aspekte: Mengeninvarianz, kein System der Klassenverschachtelung 3. Konkret-operatorisches Denken (7-11 Jahre) Zahlbegriff Klassenhierarchien Logische Schlussfolgerungen Feste Begriffe von Raum und Zeit 4. Formal-operatorisches Denken (ab 12 Jahre) Abstrahieren von konkreter Situation Verständnis für Proportionen Aufbau kombinatorischer Systeme 5. Störungen des Schriftspracherwerbs 1. Rechtschreib-Störung: Rechtschreibleistung deutlich niedriger als aufgrund des Alters und der allgemeinen Intelligenz des Kindes zu erwarten wäre Lesefähigkeiten im Normbereich (auch früher) Keine außergewöhnlichen Erziehungs-Unzulänglichkeiten, angemessene Beschulung Rechtschreibprobleme von Beginn des Schriftspracherwerbs an Die Probleme behindern die Schulausbildung Es liegt keine Intelligenzminderung vor 2. Lese-Rechtschreib-Störung: Wie Rechtschreib-Störung, aber zusätzlich: Lesefähigkeiten erheblich unterdurchschnittlich Nicht bedingt durch Seh- oder Hörstörungen oder eine neurologische Erkrankung 6. Diskrepanzkriterium Die Diskrepanzdefinition für die Rechtschreibstörung (Legasthenie) betont den Unterschied zwischen ansonsten „dummen“ Rechtschreibschwachen, bei denen die schlechte Leistung erwartbar sei einerseits und ansonsten „schlauen“ Rechtschreibschwachen andererseits, bei denen die schlechte Leistung anders als durch allgemeine Intelligenzmängel begründet sein muss. Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen: Der Zusammenhang zwischen allgemeiner Intelligenz unf Rechtschreibleistung ist insgesamt geringer, als häufig vermutet wird Es gibt keine legasthenie-typischen Fehler. Legastheniker machen die gleichen Fehler wie andere Kinder auch – nur häufiger und länger Beide Gruppen profitieren von den gleichen Fördermaßnahmen in der gleichen Weise 7. Ursachen der Lese-Rechtschreib-Schwäche Polyätiologische Annahmen: Genetischer Einfluss, Psychosoziale Bedingungen, Probleme der Informationsverarbeitung, Phonologische Bewusstheit (Fähigkeit mit Lauten umzugehen, Wörter, Silben und Reime in der gesprochenen Sprache zu erkennen) 8. Prävalenz, Komorbidität und Verlauf 1. Prävalenz >4% Lese-Rechtschreib-Störung Ca. 15% der Schüler weisen geringere Rechtschreibsicherheit auf als Kinder der jeweils niedrigeren Altersstufe Ca. 5-10% der Schüler weisen geringere Rechtschreibsicherheit auf als Kinder, die zwei Klassenstufen unter ihnen sind 2. Komorbidität und Verlauf 3% der legasthenen Kinder besuchen das Gymnasium Im Alter von 18 Jahren dreifach erhöhtes Risiko für Arbeitslosigkeit >40% zeigen begleitende psychische Auffälligkeiten in Kindheit und Jugend 9. Prävention und Therapie 1. Prävention Vorschulprogramme sollten folgenden Grundsätzen folgen (Alby 1997): nicht aussondernd, sondern integrierend; spielerisch, spaßig, motivierend; garantierte Erfolgserlebnisse Langfristig erfolgreich mit besseren schriftsprachlichen Leistungen im 2. Schuljahr nach verschiedenen Untersuchungen (Walter 1996) sowohl für Risiko- als auch für Nichtrisikokinder: Hören, lauschen, lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter (Küspert & Schneider 2018) 2. Therapie Übungsprogramme sind das Mittel der Wahl, um Kinder mit LRS zu fördern. Bei den meisten Kindern ist eine computergestützte Förderung in Gruppen möglich 10. Schulvermeidendes Verhalten „Ergebnis eines Prozesses zunehmender Entfremdung und Desintegration, ein Driften mit vielen Zwischenstationen“ (Thimm, 2000) Hohe familiäre Belastung „Ein Schüler, der weder im Klassenverband gut integriert ist, noch zu seiner Lehrerin eine gute Beziehung hat, der aber auch zu Hause (…) über diese Probleme nicht sprechen kann, wird versuchen, seine Grundbedürfnisse nach Selbstwertbestätigung und Bindung an einem anderen Ort auf andere Weise zu befriedigen.“ (Borg-Laufs, Gahleitner & Hungerige 2012) Kommt an allen Schulen vor, aber: Problemschüler werden „nach unten durchgereicht“ Schulen haben oft kein geregeltes Verfahren zum Umgang mit Schulverweigerung Angstbedingte Schulvermeidung: Risiko für die Entwicklung weiterer psychischer Störungen Dissoziale Schulvermeidung: Risiko für Schulversagen, Delinquenz, Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit (Knollmann 2010) 11. Angstbedingte Schulverweigerung Realangst (Mobbing etc.) oder Soziale Phobie oder Trennungsangst Meistens wissen die Eltern, dass ihr Kind fehlt Typische Angstsymptome, insbesondere morgens vor dem Schulbesuch Hilfe: Veränderung der angstauslösenden Situation bei Realangst; Therapie der Ängste bei Sozialer Phobie oder Trennungsangst 12. Dissoziale Schulverweigerung Störung des Sozialverhaltens Mangelnde Perspektive, langandauernde Misserfolge, tiefe Resignation Hilfe: Akzeptieren der Resignation UND Veränderung der Verstärkerlage 13. Prinzipien der Hilfe bei allen Fällen von Schulvermeidung Schulbesuch muss attraktiver werden Schulvermeidung muss unattraktiver werden Wiederaufgenommener Schulbesuch ohne abwertende Konsequenzen Zusammenarbeit Schule, Jugendhilfe, Psychotherapie ggf. Psychiatrie Schnelles Handeln Kinder psychisch kranker Eltern Etwa 19% aller Psychiatriepatienten leben mit einem Kind unter 18 Jahren zusammen. Bei Kindern mit zwei an Schizophrenie erkrankten biologischen Elternteilen steigt das Lebenszeitrisiko, selber an Schizophrenie zu erkranken auf 40%. Viele Kinder psychisch kranker Eltern zeigen defensiv-vermeidende Coping- Strategien. Für das Kindeswohl ist es wichtig, dass die Eltern in der Lage sind, entgegen der eigenen Bedürfnislage die Bedürfnisse der Kinder zu befriedigen. Betroffene Kinder sollen in speziellen Gruppen unter anderem lernen, ihre Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Qualifizierte Vernetzungsarbeit bietet und benötigt Ressourcen. 1. Prävalenz Haben Kinder