Einführung in die Medizinische Informatik (Wintersemester 2024/25) PDF

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This document, part of a university lecture series on medical informatics, provides an overview of electronic patient records (ePRs) and hospital information systems (HISs). It discusses the motivation behind adopting ePRs, their components, and the related challenges.

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Einführung in die Medizinische Informatik Wintersemester 2024/25 – Teil 6 uni-siegen.de Prof. Dr. Kai Hahn 25. November 2024 uni-siegen.de 4.2 Elektronische Patientenakten Motivation Enormer Verwaltungsaufwand bei papierbasierten Patientenakten Müsse...

Einführung in die Medizinische Informatik Wintersemester 2024/25 – Teil 6 uni-siegen.de Prof. Dr. Kai Hahn 25. November 2024 uni-siegen.de 4.2 Elektronische Patientenakten Motivation Enormer Verwaltungsaufwand bei papierbasierten Patientenakten Müssen 30 Jahre gelagert werden Jede Institution hat eigene Akten zu einer Person ⇒ Gleiche Untersuchung wird oft unnötig wiederholt ⇒ Diagnosen können nur auf Basis einer Momentaufnahme gestellt werden ⇒ Fehlverschreibungen aufgrund unbekannter Medikamentenhistorie EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 3 Motivation EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 4 Motivation Integration aller Komponenten in ein System EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 5 Was ist eine elektronische Patientenakte? Definition – Eine Elektronische Patientenakte [im Original: Krankenakte] ist die teilweise oder vollständig auf elektronischen (digitalen) Speichermedien und nach definierten Ordnungskriterien abgelegte Sammlung der medizinischen Informationen zu einem Patienten sowie eine zugehörige Interaktions- und Präsentationskomponente zum Navigieren in und Arbeiten mit der Akte. » Haas, 2005 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 6 Was ist Inhalt einer elektronischen Patientenakte? EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 7 Die Module der elektr. Patientenakte im Überblick EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 8 Stammdaten- und Parameterverwaltung Es wird unterschieden in: Einstellbare Parameter zur Steuerung von Verhalten und Aussehen der einzelnen Funktionen Wertebereiche zur Einschränkung der Eingabemöglichkeiten (PLZ, Geschlecht, Stand, usw.) Stammdatenverwaltung von Ressourcen (Ärzte, Abteilungen, Geräte wie CTs) Ordnungssysteme und speziell definiertes Diagnosevokabular für eine standardisierte medizinische Dokumentation EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 9 Verwaltung von Ressourcen Ärzte: Interne sowie externe Ärzte werden mit allen wichtigen Details vermerkt Ressourcen: Personal und Inventar wird mit zeitlicher Verfügbarkeit angezeigt und kann bei Bedarf gebucht werden EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 10 Ordnungssysteme Alle gängigen Ordnungssysteme sind implementiert um eine genaue und standardisierte Diagnose zu gewährleisten Diagnosen können in Menüs ausgewählt werden und sind sofort in den Patientenakten verfügbar Erleichtert spätere Abrechnung mit der Krankenkasse EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 11 Patientendatenverwaltung Verwaltung demografischer Angaben zum Patienten Stammdaten der Patienten können nur von einer bestimmten Gruppe Mitarbeiter editiert werden, um fehlerhafte Informationen zu vermeiden Alle Diagnosen und Beschwerden des Patienten sind chronologisch aufgelistet Auf Risiko- und Gefährdungsfaktoren wird gut sichtbar hingewiesen (z. B. Ampelsystem) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 12 Patientendatenverwaltung Redundante Daten müssen vermieden werden, da sonst die Vorgeschichte des Patienten nicht in die Behandlung einfließt Bei Neuaufnahme müssen Patienten mit bestehendem Datenbankinhalt abgeglichen werden KIS (Krankenhausinformationssystem) bietet komfortable intelligente Ähnlichkeitssuche bei Eingabe von mehr als einem Kriterium (z. B. Geburtstag und Nachname) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 13 Falldatenverwaltung Ein Behandlungsfall ist nicht eindeutig definiert, z. B.: „Ein Behandlungsfall ist die Behandlung desselben Versicherten durch dieselbe Arztpraxis in einem Kalendervierteljahr zulasten derselben Krankenkasse.“ oder „Als Behandlungsfall gilt für die Behandlung derselben Erkrankung der Zeitraum eines Monats nach der jeweils ersten Inanspruchnahme des Arztes.“ ⇒ Patienten können in einer Institution viele Behandlungsfälle und Akten haben Pro Behandlungsfall werden oftmals eine Vielzahl von Akten geführt, z.B. – die fallbezogene Krankengeschichte, – die Pflegeakte, – die Röntgenakte, – die EEG-Akte, … EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 14 Falldatenverwaltung Klassisch: Akten aus organisatorischen oder räumlichen Gründen an getrennten Orten archiviert Größere Organisationen wie z.B. Krankenhäuser – Oftmals wird für jeden neuen (stationären) Behandlungsfall neue Fallakte angelegt – meist sogar je Fachabteilung. – Im ambulanten Bereich existieren zumeist ebenfalls je Fachabteilung eigene Akten, die für einen definierten Zeitraum (z.B. jährlich) die Dokumente zu einem Fall enthalten. ⇒ Probleme: – Gesundheitlich: Kritische Untersuchungen (z.B. Röntgenuntersuchungen) werden zu oft durchgeführt, da jede neue Fachabteilung neue Daten erheben muss. – Organisatorisch: Alle Basisdaten müssen immer wieder neu erhoben und eingepflegt werden. Elektronisch: Alle notwendigen Falldaten zu einzelnen Behandlungsfällen in einer Elektronischen Patientenakte geführt – Zu beachten: Zugriffsrechte EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 15 Falldatenverwaltung EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 16 Behandlungsprozessdokumentation Überblick über alle erfolgten bzw. geplanten medizinischen Maßnahmen für einen Patienten, zur besseren Auswert- und Kommunizierbarkeit auf einem kontrollierten Vokabular, dem Maßnahmenkatalog basierend, direkt den Zugriff auf die detaillierte Ergebnisdokumentation bzw. die Ergebnisdokumente der einzelnen Maßnahmen erlaubend. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 17 Behandlungsprozessdokumentation Die zentrale Frage ist : Wer (Erbringer, Person einer Einrichtung) hat Wann (d.h. das Datum und die Uhrzeit, an dem die medizinische Maßnahme stattgefunden hat) Was (d.h. welche medizinische Maßnahme ggf. mit welchem Verfahren) mit Wem (d.h. mit welchem/für welchen Patienten) durchgeführt? EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 18 Behandlungsprozessdokumentation EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 19 Diagnosendokumentation Übersicht der Diagnosen eines Patienten Diagnosentext als beliebig formulierbarer Freitext Datum der Diagnosenstellung „Administrative Rolle“ einer Diagnose im Rahmen des aktuellen Behandlungsfalles, z.B. – eine abrechnungsrelevante Hauptdiagnose – eine Aufnahme-, Einweisungs- oder Entlassungsdiagnose Arzt, der die Diagnose erfasst, hat die Assoziation zu jenen Maßnahmen, die zur Sicherung oder zum Verwerfen der Diagnose geführt haben die ICD-Klassenzuordnung der Diagnose sowie ggf. weitere Zuordnungen zu anderen Ordnungssystemen (TNM, SNOMED usw.) bestehende Beziehung(en) zu anderen Diagnosen des Patienten, z.B. Folgediagnosen EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 20 Diagnosendokumentation EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 21 Ergebnisdokumentation – Viele unterschiedliche Maßnahmen und deren Ergebnisse müssen zugreifbar gemacht werden – Ein Arzt muss die Möglichkeit haben aus der Akte heraus alle Befunde (CT, MRT, usw.) zu öffnen und zu analysieren EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 22 Ergebnisdokumentation EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 23 Assessmentdokumentation Assessment: Bewertungen und Scores bezogen auf einzelne Instrumente zur Funktionsbewertung von Assessmentachsen z. B. Patienten – Adipositas-Einteilung nach Frehner auf Basis des Broca-Index, – Nikotinabhängigkeit nach Fragström, – Alkoholabhängigkeit nach Juntunen, Assessmentinstrumente – Depressivitätsskala nach v. Zerssen Verfahren zur Dokumentation und Bewertungen und Scores für Gruppen von Darstellung von Funktionsbewertungen Assessmentachsen z. B. für die Bewertung der von Patienten Mögliche Dimensionen (bzw. Achsen) für Selbsthilfefähigkeit wie – der Barthel-Index, solche Funktionsbewertungen: – die Kenny-Selbsthilfe-Skala – physische Funktionen, Bewertungen und Scores für Gruppen von – kognitive Funktionen, – emotionale Funktionen, Assessmentachsen z. B. für die Bewertung kognitiver – ökonomische Funktionen, Fähigkeiten wie – soziale Funktionen, – der Minimental-Status für die Gedächtnisleistung – häusliche Umgebung und – Lebensqualität. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 24 Assessmentdokumentation z. B.: Pflegegesetzadaptiertes geriatrisches Basisassessment (PGBA) von Höltmann/Tausche EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 25 Typen elektronischer Patientenakten EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 26 Typen elektronischer Patientenakten Dies entspricht der aktuell für GKV- Versicherte in Deutschland verfügbaren ePA EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 27 Beispiele für EPA-Systeme EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 28 Beispiele für EPA-Systeme EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 29 Beispiele für EPA-Systeme EPA-System des Meierhofer MCC EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 30 Beispiele für EPA-Systeme Es geht auch in einem etwas zeitgemäßeren Design – Diese App wurde zeitweise von SAP angeboten, ist aber derzeit nicht mehr verfügbar. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 31 4.3 Krankenhaus- informationssysteme Informationssysteme Ein Informationssystem auch Informations- und Kommunikationssystem, kurz IuK- System) ist ein soziotechnisches System, das die Deckung von Informationsnachfrage zur Aufgabe hat. Es handelt sich um ein Mensch/Aufgabe/Technik-System, das Daten (bzw. Informationen) produziert, beschafft, verteilt und verarbeitet. Ein Informationssystem dient der rechnergestützten Erfassung, Speicherung, Verarbeitung, Pflege, Analyse, Benutzung, Verbreitung, Disposition, Übertragung und Anzeige von Information bzw. Daten. Es besteht aus Hardware (Rechner oder Rechnerverbund, Cloud), Datenbank(en), Software, Daten und all deren Anwendungen. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 33 Ziele medizinischer Informationssysteme Primärziel ist die Unterstützung des medizinischen Personals in Vorsorge, Diagnostik, Therapeutik, Pflege und Rehabilitation. Medizinische Informationssysteme bieten zusätzlich zu Patientendaten (ePA) Möglichkeiten, die Organisation für die Leistungserbringer zu erleichtern. Potenzial zur raschen Umsetzung neuester medizinischer Erkenntnisse in die Praxis EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 34 Vorteile medizinischer Informationssysteme Vermeidung von Doppeluntersuchungen, Verkürzung der Durchlauf-/Behandlungszeiten, schnellere Reaktion auf ungeplante Ereignisse, eine bessere Ressourcennutzung und –koordination, eine höhere Effizienz, eine qualitative Verbesserung der Versorgung. Diese Vorteile gelten nicht nur für das medizinische Personal sondern für alle Nutzer des Gesundheitssystems. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 35 Einsatzbereiche medizinischer Informationssysteme Die Einsatzbereiche sind vielfältig wie seine Funktionen – Krankenhäuser – Ambulante Pflegehäuser – Pflegeheime – Gesundheitsämter – Praxen niedergelassener Ärzt:innen In jeder Einrichtung wird das Informationssystem an die aktuellen Anforderungen angepasst. – Mit anderen Worten: Für jede Institution gibt es eigene Informationssysteme, die aktuell in der Regel nicht miteinander kompatibel sind. – Dies ist eines der größten Hemmnisse aktuell für eine zügige Digitalisierung im Gesundheitswesen EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 36 Krankenhausinformationssysteme (KIS) Ein Krankenhausinformationssystem (KIS) ist die […] Gesamtheit aller […] Systeme der Informationstechnik zur Erfassung, Bearbeitung und Weitergabe medizinischer und administrativer Daten im Krankenhaus. – Zu KIS gehören Serverfunktionen, Arbeitsplatzfunktionen und mobile Funktionen der Datenbereitstellung. – Im weiteren Sinn gehören zu den KIS auch konventionelle Methoden der papierenen Dokumentation und der Sprachkommunikation. – Im Allgemeinen beschränkt man den Begriff heute aber eher auf die computerbasierten Komponenten des KIS. » Wikipedia (02.03.2021) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 37 Logische Architektur eines KIS EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 38 Module eines KIS Statistikmodul Abrech- Entschei- Behandlungs- Archiv- nungs- dungsunter- management- verwal- modul stützung modul tung Material- Organi- verwal- Dokumentationsmodul sations- tung modul Elektronische Patientenakte Fallverwaltung Patientendatenverwaltung Stammdaten- und Parameterverwaltung EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 39 Organisationsmodul EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 40 Organisationsmodul Anordnungsmanagement und Leistungskommunikation – In Abhängigkeit von der Anforderung braucht man weniger oder mehr Details bei Aufträgen Es müssen folgende Daten immer angelegt werden: – für welchen Patienten der Auftrag erteilt wird, – wer den Auftrag erteilt (verordnender Arzt, Absender), – was verordnet wird (Maßnahmen, Medikament), – warum verordnet wird (Indikation in Form von Symptomen, Diagnosen, Problemen, frei formulierte Fragestellungen, Ziele), – Anmerkungen und Hinweise in Form von narrativem Text sowie – an wen die Verordnung erteilt wird (Empfänger). Alles darüber hinaus wird anhand des Bedarfs des Systems modelliert. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 41 Organisationsmodul Aktueller Status von Aufträgen immer verfügbar Zugeordnete Personen immer auffindbar Damit werden Mehrfachdiagnosen oder falsche Behandlungen vermieden EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 42 Organisationsmodul Workflowmanagement EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 43 Behandlungsmanagement PEZ: Planungs- und Entscheidungszeitpunkt Differentialdiagnostisches Vorgehen am Beispiel EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 44 Behandlungsmanagement PEZ: Planungs- und Entscheidungszeitpunkt Diagnostik Symptome / vorliegende Befunde Therapie Diagnose Hypothesen (Verdachtsdiagnosen) PEZ PEZ 1. Therapeutische Maßnahme 1. Differentialdiagnostische Maßnahme PEZ 2. Differentialdiagnostische Maßnahme 2. Therapeutische Maßnahme n. Differentialdiagnostische Maßnahme PEZ PEZ n. Therapeutische Maßnahme Diagnose Behandlungsende PEZ: Verwerfen oder Sicherung einer Diagnose PEZ: Überprüfen der Wirksamkeit der Therapie ⇒ Ablauf durch klinische Algorithmen und ⇒ Gesamte Therapie kann oftmals innerhalb eines Leitlinien definiert sequentiellen Plans definiert werden EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 45 Behandlungsmanagement ärztliches Handeln folgt häufig standardisierten Plänen: Leitlinien Ziel eines IT-gestützten Behandlungsmanagements: Leitlinien als Ausgangsmuster elektronisch verfüg- und anwendbar machen, sodass eine konkrete Behandlung auf ihrer Basis erfolgen kann Vorteile: Hilfestellung für unerfahrenes medizinisches Personal (Ausbildung), Transparenz und Nachvollziehbarkeit, Vergleichbarkeit von Behandlungsstrategien, Basis für ökonomische Kalkulationen, Möglichkeit der Durchführung von Soll-/Ist-Analysen, systematische Auswertbarkeit von Behandlungsprozessen, Unterstützung des Qualitätsmanagements, AWMF: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen personenunabhängige Wissensdokumentation. Medizinischen Fachgesellschaften EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 46 Behandlungsmanagement ärztliches Handeln folgt häufig standardisierten Plänen: Leitlinien Ziel eines IT-gestützten Behandlungsmanagements: Leitlinien als Ausgangsmuster elektronisch verfüg- und anwendbar machen, sodass eine konkrete Behandlung auf ihrer Basis erfolgen kann Vorteile: Hilfestellung für unerfahrenes medizinisches Personal (Ausbildung), Transparenz und Nachvollziehbarkeit, Vergleichbarkeit von Behandlungsstrategien, Basis für ökonomische Kalkulationen, Möglichkeit der Durchführung von Soll-/Ist-Analysen, systematische Auswertbarkeit von Behandlungsprozessen, Unterstützung des Qualitätsmanagements, AWMF: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen personenunabhängige Wissensdokumentation. Medizinischen Fachgesellschaften EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 47 Entscheidungsunterstützungsmodul 1. Wissensvermittelnde Systeme – Bsp.: Literatur- oder Studiendatenbanken zur Suche von ähnlichen Fällen, Leitlinien, Klinische Pfade 2. Entscheidungsunterstützende Systeme – Bsp.: Bewertung von Laborergebnissen, Automatische EKG-Auswertung ⇒ Angebot von Diagnosen zur Unterstützung von Medizinern (nicht zu deren Ersatz!) – Bsp.: Suche nach Arzneimittelwechselwirkungen 3. Expertensysteme / KI – Bsp.: Ermittlung zu Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen bestimmter Diagnosen, Definition von differential-diagnostischen Prozessen auf Basis einer komplexen Wissensbasis EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 48 Wissensarten EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 49 Abrechnungsmodul Benennung der Leistung auf Basis eines definierten Leistungskataloges stationär: DRG-System (Diagnosis Related Groups) – Pauschalierungsverfahren – Diagnosen und einzelne Leistungen => DRG-Ziffer – DRG-Ziffer schätzt den Gesamtaufwand ab ambulant: Einzelleistungsvergütung auf Basis definierter Tarifwerke (z. B. GOÄ) – Nicht jede Maßnahme bzw. jede Leistung abgerechnet – festgelegte Leistungsziffern ⇒ „Mini-Pauschalierungen“, mit denen z.B. der Materialverbrauch sowie evtl. Vor- /Nachbereitungsaktivitäten abgegolten sind EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 50 Abrechnungsmodul Ziel: Abrechnungspositionen automatisch aus Medizinischer Dokumentation ableiten Abhängig von: Bilderanzahl und Bildformate Zeitdauer einer Untersuchung Wiederholungsfaktor einer Untersuchung Alter des Patienten mit/ohne Materialverbrauch (z.B. Kontrastmaterial) usw. ⇒ komplexere Abbildungsmechanismen nötig EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 51 4.4 Elektronische Gesundheitskarte und die Telematik-Infrastruktur eGesundheitskarte Die eCard erweitert die Vorteile von Informationssystemen auf die Ebene einer nationalen Gesundheitsadministration. gematik: urspr. Gesellschaft für Telematikanwendiungen der Gesundheitskarte mbH heute: Nationale Agentur für digitale Medizin EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 53 eGesundheitskarte Die eCard kann Zugang zu folgenden Daten ermöglichen: – Administrative persönliche Daten des Versicherungsnehmers – Elektronisches Rezept, sog. eRezept (verpflichtende Nutzung seit 2024) – freiwilliger Notfalldatensatz (DNR*-Verfügung, Organspende etc.) – Elektronischer Arztbrief – Elektronische Patientenakte (seit 01.01.2021) – Patientenquittung – Europäische Versicherungskarte – Arzneimitteltherapiesicherheit (e-Medikationsplan) * DNR: Do not resuscitate - Patientenverfügung EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 54 eGesundheitskarte Die eCard kann Zugang zu folgenden Daten ermöglichen: – Administrative persönliche Daten des Versicherungsnehmers – NB: Die Elektronisches eCard Rezept, ist NICHT sog. eRezept der (NEU ab Speicherort der 01.01.2022) – genannten freiwilliger Daten. Notfalldatensatz Sie dientOrganspende (DNR*-Verfügung, lediglich zum etc.) – Elektronischer Arztbrief – autorisierten Elektronische PatientenakteZugriff (NEU seitauf diese. 01.01.2021) – Gespeichert sind sie an anderen zentralen Patientenquittung – Europäische Versicherungskarte – oder dezentralen Arzneimitteltherapiesicherheit Speichermedien, z.B. Cloud- Repositories! (e-Medikationsplan) * DNR: Do not resuscitate - Patientenverfügung EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 55 eGesundheitskarte (eGK) Die eGK liefert einige administrative Probleme – Daten müssen auf der Karte sicher gegenüber Fälschung und Abhören sein! – Daten müssen immer aktuell sein (Diskrepanzen zwischen Kartendaten und beim Arzt hinterlegten Daten dürfen nicht auftreten)  Gewährleistung der Datenintegrität! – Zugangsdaten müssen zuverlässig gegen nicht autorisierte Nutzung abgesichert sein. Die Kompetenzen und Rechte der Teilnehmer im Gesundheitsnetz sind noch nicht vollständig geklärt, da der Zugriff auf die persönlichen Daten nur bestimmten Menschen erlaubt werden sollte, jedoch viele Teilnehmer mit der eGK arbeiten müssten. EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 56 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2001 – Lipobay-Skandal": Weltweit 50 Todesfälle aufgrund von Wechselwirkungen zwischen dem Cholesterinsenker von Bayer und anderen Medikamenten 2002 – Auch als Reaktion auf „Lipobay“ planen die führenden deutschen Gesundheitsverbände die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Sie soll unter anderem die Medikation dokumentieren und schädliche Wechselwirkungen verhindern. 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 57 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2004 – Das GKV-Modernisierungsgesetz, kurz GMG, ergänzt das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) um den Paragraphen 291. 291 SGB V sieht die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI), die Gründung ihrer Betreibergesellschaft Gematik und die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) im Jahr 2006 vor.. 2005 – Die Gematik wird als Betreibergesellschaft der Telematikinfrastruktur gegründet. Gesellschafter sind: GKV-Spitzenverband, Bundesärztekammer (BÄK), Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Deutscher Apothekerverband (DAV), Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 58 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2011 – Erste Generation der elektronischen Gesundheitskarte (eGK G1).Enthält ein Foto, aber noch keine anderen Funktionen. 2015 – as E-Health-Gesetz (Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen) spezifiziert Anwendungen im Zusammenhang mit der eGK: – elektronischer Medikationsplan (eMP) – elektronischer Arztbrief (eArztbrief) – elektronischer Arztausweis oder Heilberufsausweis (eHBA) – Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) – Video-SprechstundeNotfalldatenmanagement (NFDM) – Elektronische Patientenakte (ePA – )Elektronische Patientenakte (ePF) 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 59 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2016 – Das E-Health-Gesetz tritt in Kraft. Die niedergelassenen Ärzte müssen bis 2018 die technische Anbindung an die Telematikinfrastruktur und die Einführung der Erstanwendung des Versichertenstammdatenmanagements (VSDM) nachweisen. 2017 – Ab Oktober 2017 kann die erste Generation der elektronischen Gesundheitskarte nicht mehr gelesen werden. – Die neueren Karten ermöglichen einen Online-Datenabgleich der Versichertenstammdaten. – Im November zertifiziert die Gematik den ersten Konnektor und das erste Kartenterminal für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur... 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 60 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2018 – Fristverlängerung für die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) bis zum 30.6.2019. Ansonsten drohen Gebührenkürzungen als Sanktionsmaßnahme. 2019 – Apotheken und Krankenkassen geben ihre Einigung über die Finanzierung der Telematikinfrastruktur (TI) bekannt. Anschluss/Betrieb der TI jetzt für Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken geregelt. – Im März verabschiedet der Deutsche Bundestag das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das dem Bund ab 2021 eine Mehrheitsbeteiligung an der Gematik und den Zugriff auf die Patientenakte via Smartphone ermöglicht. – Am 1. Oktober 2019 vollzieht die Gematik den Wandel hin zur Digitalisierung im Gesundheitswesen generell, auch im Namen: „Gematik GmbH“. 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 61 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2020 – Am 1. Januar 2020 tritt das „Gesetz für bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitales Versorgungsgesetz - DVG) in Kraft. Das Ziel: Patienten sollen schnell und flächendeckend digitale Dienste wie die elektronische Patientenakte nutzen können. Anbindung an TI: Apotheken bis 30.09.2020 Krankenhäuser bis 31.12.2020 – DIGA (Digitale Gesundheitsanwendungen) können verschrieben werden – 20.10.2020 „Gesetz zum Schutz von elektronischen Patientendaten in der Telematikinfrastruktur“ (Patientendatenschutzgesetz - PDSG). Regelung der Nutzung digitaler Angebote im Gesundheitswesen durch Patientinnen und Patienten, wie z.B. die elektronische Patientenakte und das eRezept. 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 62 Geschichte der Telematikinfrastruktur in Deutschland 2021 – Patientendaten-Schutz-Gesetz Schutz von Patientendaten in der Telematikinfrastruktur regelt die Nutzung digitaler Dienste wie ePA und E- Rezept (digitale Rezepte) – Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz - DVPMG mit Regelungen für. Digitale Pflegeanwendungen (DiPA) und Telemedizin sowie ein Update für Telematikinfrastrukturr 2023 – Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ (DigiG) regelt Opt-Out-ePA und Weiterentwicklungen für elektronische Medikamente, ePA und E-Rezept. Das E-Rezept wurde zum 01.01.2024 verpflichtend. 2024 – gematik wird „Digitalagentur für Gesundheit“ 2001 2004 2024 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 63 Konnektor Kartenterminals Kontaktlose Smart Cards : 1. eGK 2. eHBA Heilberufeausweis (auch HPC) 3. SMC-B (Secure Module Card Typ B-Praxiskarte) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 Telematik Technologien und Anwendungen 2024 64 Public Key Infrastructure LDAP Verzeichnisdienste VPN Virtuelle Private Netze... EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 Telematik Technologien und Anwendungen 2024 65 EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 66 Stakeholder TI EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 67 Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eGK->Versichertenstammdatenddienst KK EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 68 Die Telematikinfrastruktur (TI) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 69 Die Telematikinfrastruktur (TI) EMI - Vorlesung Teil 6 – 2024/25 70 Vielen Dank Prof. Dr. Kai Hahn Am Eichenhang 50 57076 Siegen [email protected] Einführung in die Medizinische Informatik 25. November 2024 71

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