Summary

Dieser Text beschreibt das Lehnswesen im Mittelalter. Es erläutert die Rolle des Kaisers und der Gefolgsleute (Vasallen), die Vergabe von Lehen und die wirtschaftlichen Grundlagen dieses Systems. Das Lehnswesen war zentral für die Herrschaftsorganisation und die Stabilität der kaiserlichen Macht.

Full Transcript

RELIGION UND HERRSCHAFT IM MITTELALTER AUFGABE Stelle den Aufbau des Lehnswesens in dem Schaubild dar. DIE SIC...

RELIGION UND HERRSCHAFT IM MITTELALTER AUFGABE Stelle den Aufbau des Lehnswesens in dem Schaubild dar. DIE SICHERUNG DER KAISERLICHEN MACHT Der Kaiser ist der Kopf des Reiches, aber im Mittelalter war Macht nicht durch Gesetze und In- stitutionen abgesichert, sondern beruhte auf persönlichen Beziehungen und gegenseitigen Ver- pflichtungen zwischen Herrscher und Gefolgsleuten. Die Vergabe von Lehen war dabei ein zent- raler Bestandteil der Herrschaftsorganisation. Doch wie funktionierte dieses System genau, und warum war es so entscheidend für die Stabilität der Kaisersherrschaft? DARSTELLUNG | DAS LEHNSWESEN Im Gegensatz zum modernen Staat konnten mittelalterliche Herrscher ihr Macht nur dort durchsetzen, wo er entweder persönlich vor Ort anwesend war oder über zuverlässige Gefolgsleute verfügte, die seine Interessen vertraten. Dieses System wird als Personenverbandsstaat bezeichnet, da die Herrschaft 5 auf persönlichen Abhängigkeiten und Beziehungen beruhte. Die Macht eines Kaisers hing somit direkt von der Loyalität1 seiner Untergebenen ab. Ein zentrales Element dieser Herrschaftsorganisation war das Lehnswesen, bei dem der Kaiser als Lehnsherr Land und/oder Ämter (das sogenannte Lehen) an seine Gefolgsleute (Vasallen) vergab. Diese sogenannten Kronva- 10 sallen, darunter Herzöge2, Markgrafen3 und Bischöfe4, verpflichteten sich im Gegenzug zu Kriegsdienst und Treue. Die Kronvasallen wiederum konnten Teile 1 Loyalität: Treue und Verbundenheit gegenüber einer Person, Gemeinschaft oder Idee. 2 Herzog: Hoher Adelstitel; ursprünglich militärischer Anführer eines Stammes oder einer Re- gion; im Mittelalter Herrscher über ein Herzogtum mit weitreichender Autonomie innerhalb des Reiches. 3 Markgraf: Adelstitel; Herrscher über eine Grenzregion (Mark) im mittelalterlichen Reich; zu- ständig für deren Schutz und Verwaltung; häufig mit militärischen Vollmachten ausgestattet. 4 Bischof: Geistlicher Würdenträger; leitet eine Diözese (kirchliches Verwaltungsgebiet); ver- antwortlich für die Verwaltung, Seelsorge und sakramentale Aufgaben; im Mittelalter oft auch mit politischer Macht und Grundbesitz verbunden. Herr Fox | Religion und Herrschaft im Mittelalter | EF Geschichte 1 ihres Lehens an Untervasallen wie Ritter, Grafen, Äbte und Äbtissinnen5 wei- tergeben. Auch sie hatten sich zu Kriegsdienst und Treue verpflichtet. So ent- stand ein hierarchisches Geflecht aus Verpflichtungen, das die mittelalterli- 15 che Gesellschaft prägte. Die Übergabe eines Lehens war ein feierlicher Akt, der die gegenseitigen Ver- pflichtungen symbolisierte. Der Vasall kniete vor seinem Lehnsherrn, legte die gefalteten Hände in dessen Hände und schwor Kriegsdienst und Treue. Der Lehnsherr versprach im Gegenzug Schutz und Treue und übergab dem Vasal- 20 len Land oder Ämter, häufig in symbolischer Form, etwa durch die Übergabe eines Stabes oder einer Erdscholle6. Das Land, das den Vasallen verliehen wurde, war nicht ihr Eigentum. Es war ursprünglich nur geliehen und fiel mit dem Tod des Vasallen an den Lehns- herrn zurück. Die wirtschaftliche Grundlage der Lehen waren die Bauern, die 25 auf diesem Land arbeiteten. Diese Abhängigen, darunter Knechte und unfreie Bauern7, bewirtschafteten das Land und mussten Abgaben in Form von Ernte leisten. Zusätzlich waren sie verpflichtet, ihrem Grundherrn Frondienst, also Arbeitsleistungen wie den Bau von Straßen oder Festungen, zu leisten. Das Lehnswesen war für den Kaiser unerlässlich, da er ohne die Unterstützung 30 seiner Kronvasallen keine Kriege führen und keine stabile Herrschaft aufbauen konnte. Die Kronvasallen stellten Truppen für den Kaiser und waren wichtige Stützen seiner Macht. Doch das System war nicht ohne Probleme. Durch die Weitervergabe von Lehen an Untervasallen und die zunehmende Erblichkeit der Lehen wurden Herzöge, Markgrafen und andere Vasallen oft mächtiger als 35 der Kaiser selbst. Dies führte zu Konflikten zwischen dem Kaiser und seinen Vasallen und schwächte die zentrale Herrschaft. 5 Abt / Äbtissin: Leiter*in einer Abtei oder eines Klosters; verantwortlich für geistliche und ad- ministrative Belange der Gemeinschaft; gewählt von den Mitgliedern des Konvents; repräsen- tiert das Kloster nach außen. 6 Erdscholle: Erdbrocken von 10 bis 50 cm Durchmesser. 7 Unfreie Bauern im Mittelalter waren an das Land und ihren Grundherrn gebunden, konnten es nicht ohne Erlaubnis verlassen und mussten Abgaben sowie Frondienste leisten. Im Ge- gensatz zu freien Bauern hatten sie keine persönlichen Rechte und waren in vielen Aspekten ihres Lebens von ihrem Grundherrn abhängig Herr Fox | Religion und Herrschaft im Mittelalter | EF Geschichte 2

Use Quizgecko on...
Browser
Browser