Lebensstil und Krankheiten - Zusammenfassung (PDF)

Summary

Diese Zusammenfassung befasst sich mit dem Thema Lebensstil und seinen Auswirkungen auf die Gesundheit. Sie behandelt verschiedene Aspekte wie Ernährungsmuster, Krankheiten durch Nährstoffmangel und -überangebot sowie verschiedene Diagnose- und Therapiemethoden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Diätik und der individuellen Beratung.

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Lebensstil Lebensstil umfasst: Aktivitätsmuster die für Gesundheit bedeutsam sind Ernährung Bewegung Rauchen etc wichtig für Gesundheitsförderung- Ernährungsbedingte Krankheiten & Krankheitsbedingte Ernährungsstörungen Ernährungsmedizin: Einfluss der Ernährung auf...

Lebensstil Lebensstil umfasst: Aktivitätsmuster die für Gesundheit bedeutsam sind Ernährung Bewegung Rauchen etc wichtig für Gesundheitsförderung- Ernährungsbedingte Krankheiten & Krankheitsbedingte Ernährungsstörungen Ernährungsmedizin: Einfluss der Ernährung auf gesunden und kranken Organismus Einfluss der Krankheiten auf Nährstoffbedarf, -aufnahme und -verwertung Krankheiten durch Krankheiten durch Nährstoffüberangebot: Nährstoffmangel: Adipositas Eisenmangelanämie Dyslipoproteinämie Vitamin B12 Mangelanämie Hypertonie Osteoporose Diabetes mellitus Typ 2 Struma (Kropf) Herz-Kreislauf-Erkrankungen (KHK, Skorbut, Beri-Beri Zerebrovaskuläre Erkrankungen, PAVK) Gicht Marasmus Cholelithiasis Degenerative Skeletterkrankungen manche Krebsarten Sonstige ernährungsbedingte Krankheiten: Lebensmittelinfektionen Lebensmittelintoxikationen Nahrungsmittelallergien Alkoholismus Krankheiten die Ernährungsstörungen verursachen: AIDS, chronische Infektionen Alkoholismus Angeborene / erworbene Anorexia nervosa Stoffwechselerkrankungen CED Chronische Niereninsuffizienz COPD Depressionen M. Alzheimer Krebserkrankungen Leberzirrhose Pankreaserkrankungen Tumoren des Gehirns oder Verdauungstrakts Krankheiten können laut ICD eingeteilt werden nach: Ätiologie (Ursache zB Infektion, Vergiftung, Autoimmun) Organe Therapierbarkeit (heilbar, bedingt heilbar, unheilbar) angeboren oder erworben psychisch oder physisch akut oder chronisch ! Symptoms (vom Patienten berichtet) vs Signs (von Arzt beobachtet) Verschiedene Diagnosearten: Differenzialdiagnose (Vergleich und Abgrenzung von verschiedenen möglichen Krankheiten) Verdachtsdiagnose Verlegenheitsdiagnose Arbeitsdiagnose Scheindiagnose (Erkrankung nicht nachweisbar aber sicherheitshalber Zuordung) Fehldiagnose Ausschlussdiagnose Diagnosis ex juvantibus (Zuweisung nach erfolgreicher Therapie) Diätik Ernährungsanamnese und -beratung Mit oder ohne Ernährungsintervention zur Modifikation der normalen Ernährung Modifikation der Ernährung bei gastrointestinalen Symptomen Bei Nahrungsmittelallergien und -Intoleranzen Bei angeborenen, Stoffwechsel- oder anderen Erkrankungen Sekundärprävention und Behandlung von Nährstoffmangel Ziel: individualisierte Diätberatung oder Ernährungsintervention, krankheitsspezifische Störungen verhindern oder behandeln → Lebensqualität Diätberatung: individuelles oder Gruppenangebot von Informationen, Training, Empfehlungen Ernährungsintervention: individualisierte gezielte therapeutische Ernährungsmaßnahme mittels herkömmlicher oder künstlicher Ernährung Ernährungssupport: Bereitstellung von Nahrung über orale, enterale oder parenterale Ernährung → Stufenschema Evidenz verschiedener Studienarten (absteigend): HTA-Bericht Metaanalyse systematische Übersichtsarbeit RCT Kohortenstudie Fall-Kontroll-Studie Fallbericht NCD = non-communicable disease Arteriosklerose / Atherosklerose = Verhärtung von Arterien mit Wandverdickung, Elastizitätsverlust und Lumeneinengung Entwicklung der Atherosklerose: 1. “Normale Gefäßwand” mit Endothel, Basalmembran, Subendothelialem Bindegewebe und Media. 2. Endothelschädigung: Monozyten / Makrophagen und T-Lymphozyten penetrieren durch Endothel und Basalmembran ins subendotheliale Bindegewebe 3. Makrophagen wandeln sich zu Schaumzellen um und wandern vom subendothelialen Bindegewebe in die glatten Muskelzellen 4. Thrombozyten und aktivierte Schaumzellen setzen wachstumsregulierende Faktoren in die Muskelzelle frei 5. Im subendothelialen Bindegewebe bilden sich Cholesterin-Kristalle Atherosklerose begünstigt Entzündungen und kann in frühen Stadien lange symptomfrei bleiben und zu KHK, zerebraler Durchblutungsstörung, pAVK und anderen Symptomen führen. KHK Ischämische Herzerkrankung, durch primäre Koronarinsuffizienz infolge einer Koronarsklerose verursacht (Koronarstenose infolge Arteriosklerose der großen Koronararterien) Mangeldurchblutung der Herzmuskulatur Symptome: asymptomatisch angina pectoris Herzinfarkt Herzrhythmusstörungen Herzinsuffizienz plötzlicher Herztod Diagnose: Anamnese, Labor, EKG, Koronarangiografie Therapie: Reduktion der Risikofaktoren Medikamentös: Symptombehandlung durch Nitrate, Molsidomin, Kalzium-Antagonisten Dauertherapie durch Acetylsalicylsäure/Clopidogrel, Lipidsenker, Beta-Rezeptoren-Blocker, ACE-Hemmer/AT1-Rezeptor-Antagonisten Revaskularisation: ○ Perkutane Koronarintervention (PCI): PTCA (“Ballonkatheter”), Stent ○ Operativ: Bypassoperation, Herztransplantation, Kunstherz Schlaganfall (Insult) Ischämischer Schlaganfall: Durchblutungsstörung des Gehirns (ca 85%) ○ Ätiologie: Embolie, arteriosklerotische Gefäßveränderungen, ausgehend vom Herzen Hämorrhagischer Schlaganfall: Intrazerebrale Blutung (ca 15%) ○ Ätiologie: hypertensive zerebrale Mikroangiopathie bei arterieller Hypertonie TIA (Transitorische Ischämische Attacke): Passagere Durchblutungsstörung des Gehirns mit Rückbildung der Symptome innerhalb von 24 Stunden Symptome: sehr unterschiedlich Kopfschmerzen Sensibilitätsstörungen (einseitige) Körperschwäche Lähmungen (einseitige) Sehstörungen/Blindheit Sprachstörung, Schluckstörung Schwindel Bewusstseinsstörungen, Bewusstlosigkeit Tod ! Aktuelle Info: Neue Klassifikation im ICD von Herz-Kreislauf-Erkrankung zu Neurologischer Erkrankung in 2022 Lipidtherapie bei Schlaganfall: Patient*innen mit TIA oder ischämischem Schlaganfall sollten mit Lebensstilmodifikation, diätetischen Maßnahmen und hochpotenten Statinen in maximaler Dosis behandelt werden. Starke Senkung des LDL-Cholesterin (< 50 mg/dl bei Hochrisikogruppen) ebenfalls empfohlen. Bei Patient*innen mit Hypertriglyzeridämie (> 175 mg/dl) sind intensive Lebensstilveränderungen empfohlen, gemeinsam mit Behandlung von sekundären Faktoren und Ursachen der Hypertriglyceridämie (Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankung, nephrotisches Syndrom, Hypothyreose) Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) stenosierende meist durch Arteriosklerose verursachte Erkrankung der Extremitätenarterien und Aorta “Schaufensterkrankheit” Eingeteilt in 4 Stadien (von Beschwerdefrei über Belastungsschmerz zu Ruheschmerz zu Nekrosen) Kardiovaskuläre Risikofaktoren: männlich über 55m bzw 65w positive Familienanamnese Nikotinkonsum Hyperonie Dyslipidämie (hohes LDL, niedriges HDL, hohe Lipoproteine, Hypertriglyceridämie) Diabetes mellitus Adipositas (abdominal) Bewegungsmangel Depression Hyperfibrinogenämie Hyperhomocysteinämie CRP-Erhöhung Polyarthritis Einschätzung des Kardiovaskulären Risikos: Für ca 50% aller Herzinfarkte werden die 3 Risikofaktoren Fettstoffwechselstörung, arterielle Hypertonie und Rauchen als entscheidend angesehen. SCORE (Systematic Coronary Risk Estimation) misst 10-Jahresrisiko eines fatalen kardiovaskulären Vorfalls. Gemessene Faktoren: Geschlecht, Alter, Rauchverhalten, Gesamtcholesterin, Blutdruck Empfehlungen zur gesunden Ernährung für ein niedriges kardiovaskuläres Risiko: Gesättigte FS < 10% der gesamten Energieaufnahme Trans-FS < 1% der gesamten Energieaufnahme Salz < 5 g pro Tag Ballaststoffe 30-45 g pro Tag Obst 200g täglich (2-3 Portionen) Gemüse 200g täglich (2-3 Portionen) Fisch 2x pro Woche Alkohol Männer 250 g/d Akute Diarrhö (bis 14 Tage) ○ Inzidenz ca 1 pro Einwohner pro Jahr ○ zB Reisediarrhö, Lebensmittelvergiftung ○ nur wenige Tage und selbstlimitierend ○ symptomatische Therapie (Flüssigkeit, Elektrolyte) Chronische (chronisch rezidivierende) Diarrhö (> 14 Tage) ○ zB Zöliakie, CED ○ erfordert spezifische Diagnostik und Therapie Osmotische Diarrhö: lässt bei Nahrungskarenz nach ○ osmotisch wirksame Substanzen im Darmlumen (zB Sorbit, Lactulose, etc) ○ durch Maldigestion bzw Malabsorption bei funktionell reduzierter intestinaler Resorptionsfläche (zB Zöliakie oder Kurzdarmsyndrom) oder bei Transportdefekten (zB Kohlenhydratmalabsorption) Sekretorische Diarrhö: persistiert bei Nahrungskarenz ○ Infolge gesteigerter Wasser- und Ionensekretion (zB bakterielle/virale infektiöse Gastroenteritis) Entzündliche Diarrhö: häufig Mischformen (zB M. Crohn, Colitis Ulcerosa) Gestörte / Erhöhte Motilität: zB Reizdarmsyndrom Medikamentennebenwirkung Diagnostik: Anamnese ○ Allgemeinbefinden, Fieber, Gewichtsverlust ○ Durchfalldauer, Frequenz, Volumen/Konsistenz, Blutbeimengung ○ Persistenz bei Nahrungskarenz, nächtliche Diarrhö Körperliche Untersuchung, Zeichen der Exsikkose Labor: Elektrolytstörung, Hyperthyreose, ggf. bei Verdacht Spezialdiagnostik mikrobiologische Stuhluntersuchung falls nötig Sonografie (Darmwandverdickung, Freie Flüssigkeit) Endoskopie (Gastroskopie und Koloskopie) Durchfall bei Kleinkindern Diarrhö bei Kleinkindern liegt oft an übermäßigem Obst bzw Fruchtsaft / Smoothie Konsum und Sorbit- oder Xylithaltigen Süßigkeiten Eine Ursache kann eine niedrige Expression von GLUT5 Transportern sein, welche bei ca 5 % der Bevölkerung intestinale Fructose-Malabsorption auslöst. Meist virale Ursache (blutiger Stuhl spricht für Bakteriell) Akute Gastroenteritis bei Kleinkindern Akute Gastroenteritis bei Kindern unter 3: 0,5-2 Episoden pro Kind pro Jahr Gastroenteritis ist zu ca. 20% Grund für Mortalität bei Kindern unter 5 Jahre Malnutrition in Entwicklungsländern ist ein Risikofaktor Standardtherapie: ORL (Orale Hydratationslösung: Wasser angereichert mit Natrium, Glukose für Hypoosmolalität, enthält meist auch Kalium, Chlorid und Zitrat um Azidose auszugleichen) Zu 50% mit Wasser verdünnter Apfelsaft wird gut angenommen und ist guter ORL Ersatz Probiotika wie Lactobacillus GG oder Saccharomyces boulardii können als Ergänzung zur Senkung der Erkrankungsdauer, Schwere der Erkrankung und Ansteckungsfähigkeit zusätzlich angewandt werden Reisediarrhö Zuckerhaltige Getränke wie Cola können durch osmotische Wirkung Symptome verstärken, und Koffein kann Peristaltik anregen was laxierend wirkt, auch Kohlensäure kann durch intestinale Gasbildung die abdominelle Symptomatik verschlechtern ORL, Motilitätshemmer und Antibiotika sind auch zur Behandlung möglich. Bei Kleinkindern mit starken anhaltenden Symptomen (anhaltendes Erbrechen, Gewichtsverlust, Bewusstlosigkeit) kann parenterale Hydratation erforderlich sein Reisediarrhö ist nicht lebensbedrohlich kann aber zu Reizdarm, chronischen gastrointestinalen Symptomen oder sogar CED hervorrufen/begünstigen Obstipation Defäkationsstörung mit zu wenig, zu seltenem und/oder zu hartem Stuhl Epidemiologie ca. 20% der Bewohner Deutschlands, ca. 15% Europa, ⅔ Frauen, steigt mit Alter, hohe Dunkelziffer Symptome starkes Pressen, klumpiger oder harter Stuhl, Gefühl der unvollständigen Entleerung, manuelle Manöver zur Erleichterung der Entleerung, < 3 Stühle / Woche, anorektale Schmerzen beim Stuhlgang Akute Obstipation: kurzzeitig, situativ (Veränderung von Alltag oder Ernährung oder Bettlägerigkeit) oder organisch (zB Schlaganfall) bedingt Chronische Obstipation: ab 3 Monaten ○ primäre (funktionelle) Obstipation: häufigste Form durch zB ballaststoffarme Ernährung, wenig körperliche Aktivität und Stress ○ sekundäre Obstipation: in Folge intestinaler, neurologischer, endokriner oder systemischer Erkrankungen (Dickdarmkrebs, M. Parkinson, …) oder durch Medikamente (Opiate, trizyklische Antidepressiva, Diuretika, Eisenpräparate) Alarmsymptome: Akuter Beginn, Veränderung der Symptome, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Kolonkarzinomen in der Familie, persistierende tastbare Resistenz, Alter über 40, Therapieversagen, chronischer Bedarf an hohen Laxantiendosen Behandlung Lebensstil ○ Bewegung ○ Ausreichende Ballaststoffzufuhr (durch Früchte, Vollkorn und Gemüse) ○ 2 Portionen (300g Früchte wie Pflaumen, Mango, Kiwi) bei chronischer Obstipation empfohlen ○ Hohe Flüssigkeitszufuhr (mind. 1.5-2L pro Tag) ○ Probiotika, Präbiotika und Synbiotika Laxanzien, Suppositorien, Klysmen Chirurgie, sakrale Nervenstimulation oder Biofeedbacktraining Gute Ballaststoffquellen sind lösliche hochfermentierbare Oligiosaccharide lösliche hochfermentierbare “Fasern” wie resistente Stärke, Pektin, Guargummi lösliche hochfermentierbare Zwischenfasern wie Psyllium und Hafer unlösliche langsam fermentierbare Ballaststoffe wie Weizenkleie, Obst, Gemüse unlösliche nicht fermentierbare Ballaststoffe wie Cellulose und Sterculia Ballaststoffe wirken durch Erhöhte Stuhlmenge und beschleunigter Darmtransit Spalt- bzw Fermentationsprodukte: Kurzkettige FS (Butyrat, Propionat, Acetat, etc) haben osmotische Wirkung → beschleunigter Darmtransit Kurzkettige FS verändert das intraluminale Mikrobiom (Masse) indem sie den luminalen pH-Wert senken → beschleunigter Darmtransit Nebenwirkungen: Blähungen, Spannungsgefühl, Bauchkrämpfe Graduelle Erhöhung über 1-2 Wochen unter ausreichender Flüssigkeitszufuhr RDS: Reizdarmsyndrom Liegt vor wenn alle 3 Punkte erfüllt sind: 1. Chronische (mehr als 3 Monate) rezidivierende Beschwerden vom Darm wie Bauchschmerzen und Blähungen 2. Die Beschwerden beschränken die Lebensqualität 3. Keine anderen Krankheitsbilder sind für die Symptome verantwortlich Prävalenz und Typen Weltweit ca. 11%, häufiger bei Frauen Diarrhö Dominant (RDS-D): ⅓ der Fälle Obstipations Dominant (RDS-O): ⅓ der Fälle gemischt bzw. alternierend (RDS-M): ⅓ der Fälle viele mögliche Differenzialdiagnosen (zB Kolitis, CED, Zöliakie, Endometriose,...) kann mit organischen, molekularen und/oder genetischen Veränderungen auf allen Ebenen in allen Komponenten der Darm-Hirnachse assoziiert sein kann durch einen enteralen Effekt ausgelöst werden und bis zu Jahre anhalten kann von vorhergegangenen Antibiotikatherapien ausgelöst werden kann durch infektiöse oder nicht-infektiöse intestinale Entzündungen ausgelöst werden Symptome: Therapie keine einheitlichen Ernährungsempfehlungen, muss individuell erfolgen längerfristige Eliminationsdiäten nur bei gesicherten Unverträglichkeiten und unter ernährungsmedizinischer Beratung und Kontrolle low-FODMAP Diät: wenig fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) ○ eher bei Schmerzen, Blähungen und Diarrhö empfohlen, bei Obstipation ist geringere Wirksamkeit nachgewiesen ○ 3 Phasen: Elimination (6-8 Wochen), Toleranzfindung, Langzeiternährung ○ Nachweis der Wirksamkeit in einigen Studien: Verbesserte Symptome ○ FODMAPs: zB Fructose, Fruktane, Laktose, Galaktane, Polyole (Sorbitol, Mannitol, Xylitol, Maltitol) führen durch osmotische Aktivität und rasche Fermentation im Darm zu erhöhter Peristaltik, Blähungen und Schmerzen Lösliche Ballaststoffe bei Obstipation (zB Psyllium und Methylcellulose bewirken keine vermehrte Gasproduktion → empfehlenswert auch bei Diarrhö) Probiotika: ○ Grundsätzliche Empfehlung, aber Spezies muss auf Basis von Symptomen vorsichtig gewählt werden für Wirksamkeit ○ Wirkung durch kompetitive Verdrängung pathogener Keime ○ Kontrolle pathogener Bakterien durch Bildung von Bakteriozinen, Induktion von Defensinen und sekretorischem IgA ○ Beeinflussung der Signalübermittlung und Modellierung des Immunsystems Präbiotika: keine Empfehlung Zeitlich befristete Weizen-/Glutenfreie Diät empfohlen um Sensitivität abzuklären Pfefferminzöl könnte reduzierende Wirkung auf Schmerz und Blähungen haben CED: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Morbus Crohn (Ileitis terminalis Crohn) Genetisch determiniert (NOD2*-Polymorphismus) Durch Umweltfaktoren verursacht (Stillen günstig, Nikotin ungünstig) Schubweise verlaufend Erkrankungsgipfel 15.-35 und 60.-80. Lebensjahr Inzidenz: 0,7-10 / 100.000 Menschen pro Jahr Lokalisation im terminalen Ileum + Colon (Dickdarm) Symptome: Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Fieber bei Kindern Wachstumsverzögerung Extraintestinale Manifestationen (Haut: “Erythema nodosum”, Augen- und Gelenkentzündungen ) Komplikationen: Fisteln, Stenosen, Abszesse,... Behandlung: Bedeutung der Ernährung bei M. Crohn: Risikofaktor für Entstehung (zB bei “proinflammatorischen” Ernährungsweise 51% Risikoerhöhung für Ausbruch) Primär therapeutischer Ansatz zur Reduktion der Entzündung Additive Therapie zur Reduktion gastrointestinaler Symptome Vorbeugen bzw Therapie bei Mangelernährung ○ Kann zu einem schwereren Verlauf führen (erhöhte Infektionsrate, längerer Krankenhausaufenthalt & Komplikationen) ○ Therapie: erhöhte Proteinaufnahme und genügend Kalorien Ernährungsfaktoren (zumeist auch bei C.U. anwendbar) ○ “proinflammatorisch” wie Fleisch, Tomaten, Softdrinks schlecht ○ Fleisch nicht signifikant als schlecht nachgewiesen ○ hochverarbeitete LM signifikant als schlecht nachgewiesen (ENIGMA study) ○ manche AS, Ca, Vit D und Ballaststoffe als gut nachgewiesen ○ Generell vollwertige Ernährung mit ausreichend Obst & Gemüse empfohlen Ernährung als Primärtherapie Bei Kinder und Jugendlichen empfohlen (als enterale Ernährung) aufgrund der ungünstigen Nebenwirkungen der Steroidtherapie Bei Erwachsenen nicht empfohlen, da sie einer Steroidtherapie unterlegen ist. Nur bei Medikamentenverweigerung oder Unverträglichkeit eingesetzt EET (Exklusive Enterale Ernährungstherapie) hat aber auch bei Erwachsenen eine niedrigere Remissionsrate als die Steroidtherapie, und führt im Vergleich mit jener viel häufiger (89% vs 17%) zu einer Heilung der Schleimhäute CDED (Crohn’s Disease Exclusion Diet) basiert auf reduziertem Anteil tierischer und gesättigter Fette, Gluten und Emulgatoren sowie erhöhten Anteilen resistenter Stärke, Gemüse und Früchten → in Kombination mit EEN gut tolerabel und ähnliche Effekte wie alleinige EEN mit höherer Remissionsrate Colitis Ulcerosa (CU) Schubweise verlaufend, Beginn im Rektum Prävalenz im Westen: 160-250 / 100.000 Altersgipfel: 16-25 Möglicherweise genetisch bedingt (CARD15-Gen bzw NOD2-Gen) Ausbruch multifaktoriell: Umwelt, Stress, Ernährung Diagnostik: Labor (Blut, Stuhl), Endoskopie + Biopsie, Ultraschall, CT Symptome: schleimig-blutige Durchfälle, (krampfartige) Bauchschmerzen eventuell Fieber, Gewichtsabnahme, Anämie bei Kindern Wachstumsverzögerung Komplikationen: Blutungsanämie, Dickdarmkrebs Behandlung: Mesalazin: topisch, systemisch Steroide: topisch, systemisch Immunmodulatoren (Azathioprin, 6-Mercaptopurin) Calcineurin-Inhibitoren TNF-alpha-Inhibitoren Probiotika (Escherichia coli Stamm Nissle, VSL3) zur Remissionserhaltung Bedeutung der Ernährung bei C.U.: mind. 6 Monate gestillte Kinder niedriges Ausbruchsrisiko Hohes Risiko für Mangelernährung (inklusive Mikronährstoffe) Untersuchung auf Mangelernährung bei Patienten empfohlen ○ insbesondere Fe, Zink, Selen, Vit D und Folsäure ○ orale oder parenterale Supplemente nur bei nachgewiesenem Mangel ○ Eisen kann oral oder intravenös bei schwerer Anämie (< 10 g/dl) oder nach unzureichender oraler Aufnahme gegeben werden) Zur Remissionserhaltung kann E. coli Nissle bei milden bis moderaten Fällen statt Mesalazin eingesetzt werden Curcumin kann möglicherweise auch zur Remissionserhaltung beitragen Mangelernährung bei CED Ursachen Niedrigere Nahrungszufuhr ○ zytokininduzierte Appetitlosigkeit ○ Vermeidung von LM die (scheinbar) Beschwerden verursachen ○ postoperative Phasen ○ Diäten ○ psychogen: Depression Malabsorption ○ niedrigere absorbierende Oberfläche des Darms: Entzündung, beschleunigte Darmpassage, resektive Darmoperationen ( → Kurzdarmsyndrom) ○ gestörter Gallensäuremetabolismus ○ bakterielle Fehlbesiedlung Erhöhter enteraler Verlust von Nährstoffen ○ Diarrhö (zB fettlösliche Vitamine, Eisen, Zink) ○ Blutverlust (Eiweiß, Eisen) ○ Steatorrhoe (Fettstuhl) Hypermetabolismus (Erhöhter Bedarf und Verbrauch an Nährstoffen) ○ Erhöhter intestinaler Zellturnover ○ Entzündung ○ Fieber Medikamentennebenwirkung ○ Sulfasalazin: Folsäuremalabsorption ○ Corticosteroide: gesenkte Kalziumabsorption ○ Cholestyramin: Malabsorption fettlöslicher Vitamine Vor allem bei M. Crohn sind Patienten oft untergewichtig (70%) mit Proteinmangel (25-80%), Anämie (25-85%) und Zink, Kalzium, oder Magnesiummangel ○ Anämie liegt bei < 12 g/dl (w) bzw < 13 g/dl (m) Hämoglobin-Wert (WHO) ○ Anämie am häufigsten durch Eisenmangel, seltener sind Vitamin B12 und Folsäure Mangel Bei Gewichtsverlust von >5% in 3 Monaten bzw 10% in 6 Monaten, akutem Schub, Anämie, Eisenmangel oder Osteoporose besteht Verdacht auf Mangelernährung Diagnostik durch BMI, Albumin, Hämoglobin, Eisen/Ferritin, Vitamin B12, Folsäure Scores: ○ MUST (Malnutrition Universal Screening Tool) bei ambulanten Patienten Kombiniert Punktesumme aus BMI, Gewichtsverlust und akuter Erkrankung (Nahrungskarenz), der Gesamtscore wird interpretiert ○ NRS (Nutritional Risk Screening) 2002 bei stationären Patienten Klinische Auswirkungen der Malnutrition ○ Bei Kindern verringertes Längenwachstum, Beeinträchtigung der Pubertät ○ reduzierte Lebensqualität ○ niedrigere Knochendichte ○ gesteigertes Infektionsrisiko ○ beeinträchtigte Muskelkraft ○ erhöhte Spitalkosten und öftere Spitalaufenthalte ○ erhöhte Mortalität Fettleber(erkrankung): Steatosis hepatis Verfettung der Leber (Triglyceride, Phospholipide) von >5% Prävalenz in westlichen Ländern 25%, häufigste Art der Lebererkrankung Einteilung alkoholische Fettleber bei Alkoholmissbrauch ○ AFLD alkoholische Fettlebererkrankung ○ ASH alkoholische Fettleberhepatitis nichtalkoholische Fettlebererkrankung ○ NAFL blande Fettleber ohne Entzündung ○ NASH nichtalkoholische Fettleberhepatitis Andere Fettlebererkrankungen ○ akute Schwangerschaftsfettlebererkrankung ○ Reye-Syndrom ○ andere (toxisch, Mitochondriopathie, …) Differentialdiagnostik Genetische Erkrankungen inklusive Fettstoffwechselstörungen ○ z.B. Familiäre Hyperlipidämie, Hypobetalipoproteinämie, … Ernährungsbedingte Ursachen ○ z.B. Erworbene Fettstoffwechselstörung, Metabolisches Syndrom, Mangelernährung, parenterale Ernährung, Gewichtsverlust, … Schwangerschaft (akute Schwangerschaftsfettlebererkrankung) Endokrine Ursachen ○ z.B. Typ 2 Diabetes, Hypothyreose, Wachstumshormonmangel, Nebennierenrindentumore, … Dünndarmerkrankungen ○ z.B. Zöliakie, Bakterielle Fehlbesiedelung, Kurzdarmsyndrom Noxen, Toxine (Alkohol) Pathogenese, Symptome gestörte Fettsäure- und Triglyceridstoffwechsel in den Leberzellen durch erhöhtes Fettsäureangebot ○ erhöhte FS-Synthese ○ reduzierte FS-Oxidation in den Mitochondrien ○ reduzierter Abtransport von FS aus der Leberzelle bei Proteinmangel Symtpome entweder stumm oder unspezifische Oberbauchbeschwerden rechts Bei Leberzirrhose treten Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Ikterus, Blähungen und Druck unter dem rechten Rippenbogen auf ○ Komplikationen der Leberzirrhose sind Leberfunktionsstörungen, Mangelernährung, Ösophagusblutung, hepatische Enzephalopathie, Aszites oder Leberkrebs NAFL kann durch Begleiterscheinungen wie Insulinresistenz, erhöhte Glukoseproduktion, systemische Entzündungen, niedriges HDL-Cholesterin und diastolische Dysfunktion ein Frühindikator für metabolische und kardiovaskuläre Folgeerkrankungen sein Diagnostik, Therapie, Prognose Ultraschall, Leberenzyme (Blut), Elastografie, HMR-Spektroskopie, Leberbiopsie Therapie durch Lebensstilmedizin und Ausschaltung von Ursachen ○ Gewichtsreduktion um mind. 5 % bei übergewichtigen Patienten (mind. 10% bei adipösen Patienten) ○ Mediterrane Ernährung empfohlen (auch günstig für Insulinsensitivität) ○ 3 Stunden moderat-mittleres aerobes Training pro Woche empfohlen ○ 2-3 Tassen Kaffee am Tag kann empfohlen werden ○ Alkoholkonsum sollte reduziert werden (auch bei NAFL), bei bestehender Zirrhose Alkohol- und Nikotinkarenz ○ Nahrungsergänzungsmittel aktuell nicht empfohlen ○ Neue Erkenntnisse zeigen dass Fructose (high-fructose-corn-syrup etc) die NAFL begünstigen kann ○ Vollkornkonsum kann möglicherweise NAFL vorbeugen Bei erfolgreicher Therapie voll rückbildungsfähig Bei fortdauernder Schädigung kann es zu Fettleberhepatitis → Steatofibrose → Leberzirrhose → Leberkrebs kommen Ernährung bei Leberzirrhose Mangelernährung Prävalenz von über 60% Durch nächtliche Nahrungskarenz sind hepatische Glykogenspeicher leer, bei der folgenden Gluconeogenese kann eine Eiweißkatabolie passieren Erhöhte Proteinzufuhr empfohlen: 1,2-1,5 g/kgKG/d (kann Sterblichkeit senken) Verkürzung der Perioden ohne Nahrungsaufnahme ○ kohlenhydratreiche Spätmahlzeit ○ nächtliche Einnahme von oraler Trinknahrung ○ zeitiges Frühstück wenn die Bedarfsdeckung nicht oral erfolgen kann muss auf enterale Sondennahrung oder parenterale Ernährung umgestiegen werden bei hepatischer Enzephalopathie müssen leberadaptierte AS-Lösungen mit erhöhtem Anteil an verzweigten AS (Valin, Leucin, Isoleucin) zugeführt werden Vitaminmangel (B-Gruppe, D) und Zink- und Selenmangel häufig ○ Supplementierung von Mikronährstoffen bei Mangel ○ Orale Zinksupplemente haben günstige Wirkung auf Stickstoffmetabolismus Nutrition Day Mangelernährung in Krankenhauspatienten liegt bei ca. 10-60% und verschlechtert Krankheitsbilder, erhöht KH-Aufenthalte und -kosten und reduziert “clinical outcome”. Der Nutrition Day (seit 2006) soll das verbessern, indem an diesem Tag Daten über Nahrungsaufnahme in KH und Pflegeheimen in Europa gesammelt und berichtet werden. NRS (Nutritional Risk Screening) 2002 ist ein anderes Tool, um das Mangelernährungsrisiko vor allem im stationären KH-Bereich zu messen. Künstliche Ernährung Umfasst orale Nahrungssupplemente ONS, enterale Ernährung (Sondenernährung) und parenterale Ernährung. Hauptziel ist Prävention oder Behandlung krankheitsspezifischer Mangelernährung zur Verbesserung oder Beibehaltung des Ernährungsstatus und Lebensqualität sowie Verbesserung des “clinical outcome” Ein weiteres Ziel ist, krankheitsspezifischen Stoffwechsel und Organ-oder Gewebefunktionen positiv zu beeinflussen (zB Immunantwort, verminderte Krankheitsaktivität und Entzündungsreaktionen) Ablauf 1. Screening für Mangelernährung 2. Patientenassessment (um Gründe zu identifizieren) 3. Festlegen individueller Ernährungsziele a. Kalorienbedarf, Proteinbedarf, Mikronährstoffbedarf, etc. 4. Ernährungsinterventionen, Monitoring und Evaluation a. Level 1: ONS, Level 2: enteral (+ Level 1), Level 3: parenteral (+Level 1 & 2) ONS: Orale Nahrungssupplementation Erreicht durch OBD (Orale Bilanzierte Diäten) meist als Trinknahrung (oder Pulver, Pudding, Riegel), effektiv um Energie und Proteinzufuhr zu erhöhen Senkung der Mortalität von mangelernährten älteren Menschen Verringerung der Komplikationsrate Verkürzung der Klinikbehandlungszeit Verminderung der Rehospitalisierungsrate EE: Enterale Ernährung Gabe von Nahrung distal der Mundhöhle über eine Sonde oder über ein Stoma unter Verwendung des Darmtrakts. Transnasale Sonden: Schlauch zum Magen oder Dünndarm über Mundhöhle ○ für kurzzeitige Ernährung maximal 4 Wochen Perkutane Sonden: Schlauch durch Loch direkt in Magen oder Jejunum ○ permanenter Zugang Kontraindikationen Gegen jegliche Ernährungszufuhr (weder parenteral noch enteral) ○ Akutphase, unmittelbar nach Operation und Trauma (“ebb phase”) ○ Schockgeschehen jeder Genese ○ Serum-Laktat > 3 mmol/l ○ Hypoxie: pO2 < 50 mmHg ○ schwere Azidose: pH < 7,2 ○ Hyperkapnie: pCO2 > 75 mmHg ○ ethische Aspekte Gegen enterale Ernährung (parenterale Möglich) ○ intestinale Ischämie ○ akutes Abdomen ○ intestinale Perforation ○ akute gastrointestinale Blutung ○ mechanischer Ileus ○ abdominelles Kompartmentsyndrom PE: Parenterale Ernährung Intravenöse Gabe von Wasser oder Nährstoffen. Unterkategorie subkutan: Anwendung in der terminalen Pflege, ausschließlich zur Flüssigkeitstherapie. EE und PE sind nicht ausschließend, sondern können einander ergänzen. Überwachungsparameter der Ernährungstherapie: Blutzuckertagesprofil Elektrolyte: Na, Cl, K, Ca, Mg Phosphat Laktat Triglyzeride, Cholesterin Harnstoff-Kreatinin-Quotient Proteinmarker: Gesamteiweiß, Cholinesterase, Albumin, Transferrin Obesity (Übergewicht) Definition: Chronische komplexe Erkrankung, gezeichnet von exzessivem Übergewicht, welches die Gesundheit beeinschränken kann. Hohe Prävalenz in Amerika und Europa (BMI Durchschnitt ca. 25-30) Ein hoher BMI hängt mit einem höheren Risiko für kardio-metabolische Probleme und Sterblichkeit zusammen. Diagnose Waist circumference und Waist-Hip-Ratio BF% (Body Fat %) DEXA (dual energy absorptiometry) bioelectrical impedance MRI (magnetic resonance imaging) Hautfaltendicke Kritische Phasen die Körperzusammensetzung determinieren Komorbidität von Übergewicht (vor allem bei überwiegend viszeralem Fett): Typ 2 Diabetes Krebsrisiko durch niedrigen SHGB (sex hormone-binding globulin) und erhöhten Östrogenspiegel → aktiviert Zellwachstum ○ Esophagus, Colon ○ Männer: Prostate ○ Frauen: Gallenblase, Brust, Endometrium/Cervix/Ovaries Kardiovaskuläre Erkrankungen Leber-Erkrankungen (Steatose, MASLD metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease) Reproduktive Erkrankungen >160% Idealgewicht ○ Adipöses Gewebe produziert mehr Östrogen ○ bei Männern: Gynecomastia ○ bei Frauen: PCOS (Polycystic Ovary Syndrome) Schlafapnoe (OSA obstructive sleep apnea) ○ Hals/Rachen/Zunge Struktur die Luftfluss blockiert ○ Therapie durch CPAP oder Gewichtsverlust um 10-20 kg Hyperlipidämie Hypertension ○ erhöhte Gefäßresistenz, Herzfrequenz, Salzretention ○ Insulinresistenz Atherosklerose und in Folge Schlaganfall und Herzinfarkt ○ Durch erhöhtes LDL, VLDL, Triglyceride und reduziertes HDL Hauterkrankungen (Acanthosis nigricans = Verdickung und Verdunkelung der Haut in Hautfalten wie Nacken, Ellbogen, Schritt und Achseln durch Hyperinsulinämie) Ursachen / Faktoren: Genetische Ursachen ○ Twin Studies (monozygotische Zwillinge ähnlicheren BMI als dizygotische) ○ Mögliche Gene: ob (encodiert Leptin), db (encodiert Leptin Rezeptor), pomc und mc4r (encodieren Komponenten des Melanocortinen Weges), fto ○ Leptin Deficiency Syndrome (kann mit Leptin Injektionen behandelt werden → Gewichtsverlust) Umwelteinflüsse ○ Overconsumption und aktivitätsarmer Lebensstil ○ Stress, Sozio-Ökonomischer Status Sekundäre Ursachen ○ Cushing’s Disease (Erhöhtes Cortisol, Fettansammlung) ○ Hypothyreoidismus (kann zu Myxedema-Ödemen an Gesicht und Extremitäten führen) ○ Insulinoma (neuroendokriner Tumor aus endokrinen Zellen des Pankreas → vermehrte Insulinproduktion) ○ Hypothalamic Diseases (Niedrigere GH Produktion) ○ Medikamente (Antipsychotics zB Chlorpromazine, Trizyklische Antidepressiva, Insulin, TZD) Pathophysiologie Der Arcuate Nucleus (ARC) spielt eine essentielle Rolle in der Regulation der Nahrungsaufnahme indem er POMC aktiviert und AgRP inhibiert, was ein Sättigungsgefühl hervorruft Verschiedene Zyklen im Gehirn sind in der Hunger und Nahrungskontrolle involviert ○ Executive: Die Entscheidung, zu essen ○ Reward: Motivierende und belohnende Faktoren beim Essen (Hypothalamus) ○ Autonomic: Antworten auf homöostatische Signale (Hormone, Neuronen) HFD high-fat diet Gezeichnet von Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an SFA (saturated fatty acids) Diese Verändern die intestinale Permeabilität indem sie die bakterielle Absorption von LPS (Lipopolysaccharide) erhöhen LPS werden über die intestinalen Bakterien durch das Epithel ins Blut aufgenommen und rufen Entzündungen hervor Distribution von adipösem Fett Eine “Central” Fettverteilung (Apfeltyp) ist mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und das metabolische Syndrom als eine “Peripheral” Verteilung (Birnentyp) Braunes Fettgewebe ○ Funktion: Energieabgabe ○ Kälteregulation ○ Erhöhte Thermogenese Subkutanes weißes Fettgewebe (mit Birnentyp assoziiert) ○ Funktion: Energiespeicher ○ Erhöhte Insulin Sensitivität ○ Reduzierte Lipolyse ○ Reduzierte Freisetzung von FS Viszerales weißes Fettgewebe (mit Apfeltyp assoziiert) ○ Funktion: Energiespeicher ○ Insulinresistent ○ Erhöhte Lipolyse ○ Erhöhte Freisetzung von FS ○ → erhöhtes kardiovaskuläres Risiko Adipozyten können gesund oder ungesund im Typ sein: ○ gesund: klein, wenig Entzündung ○ ungesund: insulinresistent, ectopische Fettablagerungen, metabolisches Syndrom vermehrt Leptin, reduziert Adiponectin vermehrt TNF-alpha und IL-1-beta Ernährungstherapie Chronische Erkrankung, daher ist der Fokus die generelle Gesundheit der Patienten Auch Vorbeugung und Behandlung von sekundären Krankheiten ist ein Ziel Bei der Behandlung sind die Inheritance (Herkunft) und Duration (Dauer) des erhöhten Körpergewichts ein Faktor Faktoren zur Verbesserung sind ○ Medikamente (zB Semaglutide, Liraglutide) ○ Supplemente (Trinknahrung) ○ Lifestyle und Behaviour Veränderungen Nikotin Schlaf Alkohol Nahrungsaufnahme Essverhalten Work-Life-Balance Kochkenntnisse ○ Kalorienrestriktion zum Gewichtsverlust Low caloric diet: 500 kcal Defizit Very low caloric diet: > 800 kcal/d und Mikronährstoffsupplemente ○ Bewegung/Training zum Gewichtsverlust (150 min/Woche empfohlen) Eine Mediterrane Diät wird aufgrund der positiven Auswirkungen auf den Stoffwechsel empfohlen ○ Antioxidantien ○ Gesunde Fettquellen ○ Ballaststoffe (mehr als 25 g/d nachweisbaren Effekt auf Körpergewicht) Intermittent Fasting wird nicht empfohlen, da es keine nachweisbare Gewichtsreduktion im Vergleich zu einem Kaloriendefizit hervorruft und keine gesunden Essensgewohnheiten bildet Ultra-processed foods Können durch hohen Gehalt an Kalorien, Salz, Zucker und Fett “overeating” verursachen Stören möglicherweise Magen-Gehirn Signalfluss und beeinflussen Mechanismen der Nahrungsaufnahme durch hohe Energiedichte der Nahrung NOVA Einteilung: (1) unprocessed or minimally processed foods, (2) processed culinary ingredients, (3) processed foods, (4) ultra-processed foods Beispiele: Softdrinks, Snacks, Schokolade, Süßigkeiten, Fertiggerichte, Wurst, verschiedene Arten von Instantgerichten Ultra-processed foods weisen einen hohen Zusammenhang mit Übergewicht, Adipositas, abdomineller Adipositas, Sterblichkeit, Depression und dem metabolischen Syndrom auf Sie weisen einen mittleren Zusammenhang mit RDS, funktioneller Dyspepsie und Krebs auf Diabetes Metabolische Krankheit, die als Symptome persistierende Hyperglykämie durch ein Defizit der Insulinproduktion und/oder -aktivität aufweist und dadurch Langzeitbeschwerden verursacht. Typ 1: Durch autoimmune Zerstörung der beta-Zellen, meist mit vollkommener Insulindefizienz Typ 2: nicht-autoimmuner progressiver Verlust adäquater beta-Zellen Insulinproduktion, meist durch Insulinresistenz und das metabolische Syndrom Spezifische andere Typen (monogenic diabetes syndrome, exocrine pancreas diseases, drug- or chemical induced diabetes) Gestational diabetes mellitus (Schwangerschaftsbedingt) ○ Entsteht während dem 2.-3. Trimester aufgrund von Insulin-antagonistischen Hormonen wie HPL Geschichte 17. Jahrhundert von William Cullen durch “honigsüßen” Geschmack von Urin 1921 Entdeckung von Insulin - Nobelpreis an F. Banting und J. Macleod Physiologie Glucose wird über den Magen aufgenommen und über das Blut zur endokrinen Pankreas transportiert Dort produzieren die beta-Zellen Insulin, und die alpha-Zellen den Antagonisten Glukagon Insulin hat Wirkungen auf adipöses Gewebe, das Gehirn, Muskulatur und Leber ○ adipöses Gewebe: erhöhte Glukoseaufnahme und Lipogenese, reduzierte Lipolyse ○ Muskel: Erhöhte Glukoseaufnahme, Glykogensynthese und Proteinsynthese ○ Leber: Erhöhte Glykogensynthese, Lipogenese und reduzierte Gluconeogenese T1DM (Typ 1 Diabetes mellitus) Diagnostiziert durch Autoantikörper Circulating markers: ICA (anti-islet antibodies), IAA (anti-insulin autoantibodies), anti-GAD 65 (anti-glutamic acid decarboxylase antibody), IA-2 und IA-2B (antityrosine phosphatases) und Znt8 (zinc antitransporter antibody) T2DM (Typ 2 Diabetes mellitus) Multifaktoriell ausgelöst ○ Umweltfaktoren (Ernährung und Bewegung) ○ Genetik Komplexe Ätiologie Insulinresistenz führt zu Hyperglykämie, beta-Zellen kompensieren durch erhöhte Insulinproduktion, wodurch Normoglykämie erhalten wird bis die beta-Zellen versagen, wodurch echte Hyperglykämie und Diabetes ausgelöst wird Vor dem Sterben der beta-Zellen tritt Insulitis auf Risikofaktoren Übergewicht zunehmendes Alter Hypertension und Dyslipidämie Inaktiver Lebensstil Herkunft/Ethnische Subgruppe (African American, Native American, Hispanic/Latino and Asian American) Vorhergegangene Diagnose mit pre-DM oder GMD Klinische Manifestation (üblicher bei T1DM) Diabetische Ketoacidose: plötzlicher Ausbruch ○ Hyperglykämie ○ Polyurie ○ Polyphagie ○ Polydipsie ○ Dehydrierung ○ unbeabsichtigter Gewichtsverlust Niedriger Insulinspiegel und Ketoacidose führt zu Veränderungen im Metabolismus ○ Kohlenhydratmetabolismus: niedrigere Glukoseaufnahme, erhöhte Glukoseproduktion der Leber (Gluconeogenese) → Hyperglykämie führt zu Polyurie, Polydipsie und Dehydrierung ○ Fettmetabolismus: erhöhte Lipolyse, Glycerol und FFS Erhöhtes Glycerol, Fettabbau durch Lipolyse, FFS und Ketonkörper entstehen → Ketoacidose ○ Proteinmetabolismus: erhöhte Proteolyse und freie AS erhöhte Proteolyse führt zu Gewichtsabnahme und Polyphagie Chronische Komplikationen Makrovaskulär ○ Coronary Heart Disease ○ Schlaganfall ○ Peripheral Vascular Disease (Atherosklerose, pAVK) Mikrovaskulär ○ Retinopathie (Augen Katarakt) ○ Nephropathie (Gangrene, Infektionen) ○ Neuropathie Ernährungsberatung bei Diabetes Wichtig zu evaluieren sind klinische Warnzeichen, Essverhalten, Anthropometrie (Gewicht, Körperzusammensetzung), medikamentöse Behandlung, Lebensstil (Bewegung) und das glykämische und Lipid-Profil Blutglucosetests: gibt Auskunft über aktuelle glykämische Kontrolle ○ Klinisch: nüchtern und 2 Stunden postprandial ○ Self-Monitoring zuhause: Blutglukose-Tagebuch A1C Levels: gibt Auskunft über glykämische Kontrolle der letzten 2-3 Monaten durch Stärke der Glukosebindung an Hämoglobin Ziel: Gesundheit aufrechterhalten/verbessern ○ Gewicht regulieren (bei Übergewicht Verlust von mind. 5% empfohlen) ○ Individuelle glykämische, Blutdruck und Lipidspiegel Ziele erreichen ○ Verzögerung oder Verhinderung von Komplikationen Bei Ernährungsberatung ist Rücksicht auf individuelle und kulturelle Präferenzen, Zugang zu gesundem Essen, Verhaltensmuster, und Erhaltung der Freude am Essen (möglichst wenig Judgement und Restriktion) zu nehmen Die 5 Säulen sind ○ Individualisierte, abwechslungsreiche und ausbalancierte Diät (die Nährstoffbedarf deckt) ○ Gewicht (soll gesund und realistisch sein) ○ Blutglukose (soll während dem Fasten, prä- und postprandial stabil sein) ○ Lipidlevel im Serum und Blutdruck ○ Education (soll Autonomie und Therapieerfolg ermöglichen) Flexible Insulin Therapy ○ Education on the glycemic impact of carbohydrates, fat, and protein should be tailored to an individual’s needs and preferences and used to optimize mealtime insulin dosing. Fixed Insulin Therapy ○ Education about consistent patterns of carbohydrate intake concerning time and amount while considering the insulin action time. This can result in improved glycemia and reduce the risk of hypoglycemia. Empfehlungen Eine erhöhte Ballaststoffzufuhr wird empfohlen ○ Unlösliche: zum Sättigungsgefühl und Gewichtskontrolle ○ Lösliche: für verzögerte gastrische Entleerung und positive Effekte auf Glykämie und Cholesterolemia Für Fettaufnahme wird eine Orientierung an der mediterranen Diät empfohlen (mehr ungesättigte FS und n-3-FS, zB aus Fisch, Nüssen und hochwertigen Samenölen) Die mediterrane Diät zeigt gute Effekte auf Diabetes Patienten, indem es Triglyceride und HbA1c senkt (verbesserte glykämische Kontrolle und Gewichtsverlust) und HDL-Level erhöht Proteinaufnahme muss von Personen mit Diabetes ohne Lebererkrankungen nicht restriktiert werden, für Diabetes Patienten mit Lebererkrankungen ist ein Umstieg auf soy-based Protein empfohlen, da er das kardiovaskuläre Krankheitsrisiko reduzieren kann Alkoholkonsum ist in Maßen erlaubt, aber die Insulinlevel sollten gut beobachtet werden da zeitlich versetzte Hyperglykämie auftreten kann Natrium: < 2300 mg/d empfohlen Kalorienfreie Süßungsmittel können als Ersatz für zuckerhaltige LM eingesetzt werden Hypoglykämie: Tritt auf wenn der Blutzucker zu niedrig ist Symptome: Schwitzen, Bleichheit, Hunger, Ermüdung, Irritierbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten Bei Blutglukose < 70 mg/dl (3.9 mmol/L) sollten 15g Kohlenhydrate (zB 1 Löffel Zucker, 200 ml Orangensaft oder Softdrink) zugeführt werden, nach einer Viertelstunde wiederholung falls immer noch zu niedrig oder wenn adequat Konsum eines Snackes oder Mahlzeit um den Blutzucker stabil zu halten Hyperlipoproteinämie (Hyperlipidämie) Fettstoffwechselstörungen mit erhöhter Konzentration bestimmter Lipoproteine im Serum und einer Verschiebung der Lipoproteinanteile Prävalenz 20-40% der Bevölkerung in Industrieländern Primäre (Angeborene) Hyperlipidämie: ○ autosomal erbliche Erkrankung von Komponenten des Lipidstoffwechsels (Lipoproteinrezeptoren, Apolipoproteine, Enzyme des Fettstoffwechsels oder Transportproteine) Sekundäre Hyperlipidämie: ○ Kommt vor bei Krankheiten (Adipositas, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Pankreatitis, Hypothyreose) ○ Kommt vor nach Alkoholkonsum oder fettiger Mahlzeit ○ Kommt pharmakologisch bedingt vor (zB durch hormonelle Kontrazeptiva) Apoproteinmetabolismus Exogener Stoffwechsel: Nahrungsaufnahme Endogener Stoffwechsel: hauptsächlich in der Leber stattfindender Stoffwechsel der Lipide und ihrer Apolipoproteine Reverser Cholesterintransport: bringt atherogenes Cholesterin aus der Peripherie in die Leber zurück Verschiedene Primäre Hyperlipoproteinämien nach Frederickson I Exogene Hyperlipidämie (Bürger-Grütz Krankheit) ○ Lipoprotein-Triglycerid-Lipase-Mangel II a Hypercholesterolämie & II b Kombinierte Hyperlipidämie ○ Membran-Rezeptor-Defekt, komplexe Vererbung oder polygenetische Ursache III Broad-Beta-Disease; Remnant-Hyperlipidämie ○ Apolipoproteinsynthese-Defekt IV Endogene Hyperlipidämie V Gemischte Hyperlipidämie Epidemiologie Prävalenz in Deutschland ○ Hypercholesterinämie / gemischte Dyslipidämie (LDL > 115 mg/dl) 54-76% ○ Hypertriglyzeridämie (Nüchterntriglyzeride ≥ 150 mg/dl) 18% ○ Nimmt mit Alter zu da LDL und Triglyceridwerte steigen Diagnose & Therapie Bestimmung von Gesamtcholesterin, HDL-C, LDL-C und Triglyceride im Serum Auch Lipoproteinelektrophorese bzw Ultrazentrifugation kann angewandt werden Behandlungsziel nach Risikoprofil Therapie: Lebensstilmedizin ○ ggf Behandlung einer Grunderkrankung ○ Gewichtsreduktion bei Übergewicht ○ “Diät” ○ mehr Bewegung Therapie: klinisch ○ Medikamentös “Lipidsenker”: Statine (HMG-CoA-Reduktasehemmer), Fibrate, Anionenaustauscher, Nikotinsäure, Omega-3-FS, Ezetimib (Cholesterinresorptions-Inhibitor), PCSK-9-Inhibitoren ○ Plasmapherese Mit steigenden Triglyceridwerten steigt das Risiko für kardiovaskulären Tod, Herzinfarkt, etc Zielwerte zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen: Kein Nikotinkonsum 3.5-7h moderate physische Aktivität pro Woche BMI 20-25 und Taillenumfang 30% ○ Senkung der Adipositas-assoziierten Krebstode um > 40% Diabetes mellitus Typ 2: ○ Abnahme der Nüchternglukose um 30-40 mg/dl ○ Senkung des relativen Risikos für Konversion von gestörter Glukosetoleranz mit Ernährungsmaßnahmen und Bewegungssteigerung um 38-58 % Lipide: ○ Senkung des Gesamtcholesterins um ca 10% ○ Senkung des LDL-C um 7-15% ○ Erhöhung des HDL-C um 2-8% ○ Senkung der Triglyceride um 20-30% Gene die Störungen im Stoffwechsel des Cholesterins und LDL hervorrufen können: Bei autosomal-dominanten familiären Hypercholesterinämie (FH): ○ LDLR, APOB, PCSK9, STAP1 Bei autosomal-rezessiven Hypercholesterinämie (ARH): ○ LDLRAP1 Bei Hypobetalipoproteinämie: ○ PCSK9, APOE, ANGPTL3, APOB, NPC1L1, SAR1B Familiäre Hypercholesterinämie (FH) Autosomal dominant vererbter Stoffwechseldefekt mit hohem Plasmacholesterin und frühen Herzinfarkten heterozygote Form ○ Prävalenz (Europa): 1:500 (0,2%) ○ Häufigste Ursache: LDL-Rezeptor-Defekt ○ LDL-C: > 160 mg/dl bei Kindern, > 190-500 mg/dl bei Erwachsenen ○ Herzinfarkt bei ca 60% der Männer < 55. Lebensjahr ○ Therapie: Im Kindesalter Diät und Lebensstiloptimierung, später Statine (Lipidsenker) und weiter Medikamente homozygote Form ○ Prävalenz (Europa): 1:1.000.000 ○ LDL-C: > 500 mg/dl ○ Haut- oder Sehnenscheidenxanthome vor dem 10. Lebensjahr Medikamentöse Therapie: Lipidsenker Statine (zB Atorvastatin, Simvastatin, Fluvastatin) ○ Notwendig für 50%ige LDL-C Senkung ○ Voraussetzung ist Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnis ○ Nebenwirkungen: Myalgien, Transaminasenanstiege, erhöhte Kreatinkinase-Konzentrationen, und Rhabdomylosen in seltenen Fällen Fibrate (zB Bezafibrat, Gemfibrozil, Fenofibrat) ○ Sowohl bei Hypercholesterinämie als auch Hypertriglyceridämie gegeben ○ Nebenwirkungen: oft Gastrointestinale Beschwerden, selten Myopathie, Myositis und Rhabdomyolyse Andere Lipidsenker ○ Cholesterinresorptionshemmer (zB Ezetimib) ○ Gallensäurebinder (zB Colestyramin, Colesevelam) ○ Omega-3-FS ○ Nikotinsäure (zB Acipimox) Neue Lipidsenker ○ Ezetimib: ca 20% Senkung von LDL-C ○ PCSK9-Inhibtor (zB Repatha): ca 60% Senkung von LDL-C ○ siRNA (small interfering RNA): ca 50% Senkung von LDL-C ○ Bempedoinsäure: ca 16-20% Senkung von LDL-C Hypertriglyzeridämie Ab einer Triglycerid-Konzentration im Serum von mehr als ca 175 mg/dl (2.0 mmol/L). Häufige Fettstoffwechselstörung die in milder und moderater Form das kardiovaskuläre Risiko erhöhen und in schwerer Form akute Pankreatitiden verursachen. Beurteilung Triglyceridwerte optimal < 1.2 mmol/L (100 mg/dl) grenzwertig 1.2 - 1.7 mmol/L (100-150 mg/dl) mäßig erhöht 1.7-5.7 mmol/L (150-500 mg/dl) stark erhöht 5.7-10 mmol/L (500-880 mg/dl) extrem erhöht > 10 mmol/L (880 mg/dl) Faktoren für primäre und sekundäre Hypertriglyceridämien: Genetik (Lipoproteinlipase, Apolipoproteine, Glukokinase-Rezeptor,...) Lebensstil (Ernährung, Alkohol, KH,...) Schwangerschaft Medikamente (Glukokortikoide, Östrogene, Anabolika, Neuroleptika, …) Krankheiten (Adipositas, Insulinresistenz, Diabetes, …) Therapiekonzept: Keine klar definierte Leitlinie (aufgrund mangelnder Evidenz für kardiovaskuläre Prävention - Ausnahme: Eicosapentaensäure-Ethylester) Behandlung ursächlicher Erkrankungen (zB Diabetes mellitus) Lebensstilmaßnahmen ○ Hypokalorische Ernährung bei Übergewicht/Adipositas ○ Gewichtsabnahme von 5-10% kann Triglyzeride um ca 20% senken ○ Alkoholkarenz (starke Auswirkung auf TG vor allem bei chronischem Alkoholmissbrauch) ○ Reduktion rasch resorbierbarer KH (meiden von Zucker & Zuckeraustauschstoffen vor allem Fructose, Sorbit, Xylit sowie zuckerhaltigen LM) ○ Reduktion von Fructose (vor allem zugesetzte Fruktose in Form von zB Fruktose-Glukose-Sirup, normaler Obstkonsum ist in Ordnung) ○ Zuckeraustauschstoffe wie Saccharin, Aspartam, Cyclamat sind erlaubt ○ Einschränkung von gesättigten FS und erhöhte Zufuhr an einfach und mehrfach ungesättigten FS ○ Erhöhung / Supplementierung von Omega-3-FS (Makrele, Hering, Lachs,...) Senken VDLD-Synthese durch Senkung der Lipogenese in der Leber, Erhöhung der beta-Oxidation, Erhöhung des intrazellulären Abbau von Apolipoprotein B Erhöhen Lipoproteinlipaseaktivität → erhöhter VLDL Abbau 2-4 g DHA + EPA → Triglyceridsenkung um 30-50% Normalgewichtige: 100-200g Fisch/Tag möglich auch wenn der Fettanteil 30% der Gesamtenergie leicht überschreitet Alternative: Fischölkapseln (standardisiert, antioxidativer Schutz) ○ Erhöhung körperliche Aktivität im Alltag Medikamente Wesentliche Unterschiede zwischen Ernährungsempfehlung bei Hypercholesterinämie und Hypertriglyceridämie: HDL-C Potenzielle protektive Eigenschaften Antithrombotisch, Antifibrotisch Vasoprotektiv Verstärkt Cholesterol-Efflux Anti-Entzündlich, Antioxidant Erhöht NO (nitric oxygen) Produktion Schützt gegen LPS (Lipopolysaccharide) Hohes HDL-C schützt nicht in jedem Fall vor Atherosklerose! Keine hohe Signifikanz für Schutz vor Myokardinfarkt und Schlaganfall Wirkung auf Mortalität U-Förmig: Geringste Mortalität bei 40-80 mg/dl Lipoprotein(a): Lp(a) LDL-ähnliches Lipoprotein mit apo(a)-Anteil ○ Kovalenter Komplex aus LDL und Apoprotein(a) In der Leber synthetisiert Seine Serumkonzentration ist vorwiegend genetisch determiniert und abhängig von der Isoform, nur minimal von Ernährung und Umwelt beeinflusst Unabhängiger Risikomarker für Atherosklerose Um Personen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko zu identifizieren sollte jede Personen einmal auf eine Lp(a)-Hyperlipoproteinämie getestet werden (auch weil Lp(a) nicht beim zB SCORE gemessen wird) Therapie setzt meist bei Veränderung von LDL-C an, nicht bei Lp(a) Nikotinsäure kann Lp(a) um 30-40% senken, reduziert aber die Glukosetoleranz, erhöht die Harnsäure und hat einen “Flush” Effekt Kinder mit FH haben oft erhöhte Lp(a) Konzentration Spiegelwerte Normal: < 25 mg/dl Grenzbereich: 25 - 30 mg/dl leicht erhöht: > 30 mg/dl (75 mmol/L) klinisch erhöht: > 50 mg/dl (125 mmol/L) Lipoprotein Apherese: > 60 mg/dl Metabolisches Syndrom Kombination von abdomineller Adipositas, Glukosetoleranzstörung oder Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörung und arterieller Hypertonie. Diagnose Abdominelle Adipositas + 2 weitere Kriterien ○ Erhöhter Taillenumfang (> 80 cm w. > 94 cm m.) Hyperglykämie: > 100 mg/dl nüchtern (oder medikamentöse Therapie) Hypertriglyceridämie: > 150 mg/dl nüchtern (oder medikamentöse Therapie) Niedriges HDL-C: < 50 mg/dl (w) < 40 mg/dl (m) (oder medikamentöse Therapie) Hypertonie: > 130/85 mmHg (oder medikamentöse Therapie) Häufige zusätzliche Faktoren ○ Erhöhte Entzündungsparameter (vor allem CRP im Blut) ○ Hyperurikämie ○ Gerinnungsstörung (Thromboseneigung) Das metabolische Syndrom erhöht das Risiko für Arteriosklerose, Fettleber und chronische Niereninsuffizienz stark. Gicht Purinstoffwechsel Purine werden über Xanthin zu Harnsäure abgebaut Der Abbau der Purinbasen führt mithilfe von Desaminasen und Xanthinoxidase größtenteils zur Harnsäure Hier kann der Spiegel durch medikamentöse Therapie (Hemmung der Xanthinoxidase) mit einer erhöhten Resorption als Konsequenz gesenkt werden Synthese (ca 50%) erfolgt über purin-haltige Substanzen wie Adenin Purine werden über die Nahrung aufgenommen (ca 50%), hier kann der Spiegel durch diätetische Einschränkung gesenkt werden Erhöhter Purinspiegel kann zu akuten Gichtarthritis führen Hyperurikämie = erhöhte Konzentration von Harnsäure im Blut > 6.7 mg/dl (400 µmol/l) bei Frauen > 7.4 mg/dl (440 µmol/l) bei Männern Ursachen: Harnsäureüberproduktion primär: angeborene Enzymdefekte führen zu erhöhter Biosynthese sekundär: ○ exzessive Zufuhr purinreicher LM ○ Erhöhter Zellzerfall (zB proliferative oder hämolytische Erkrankungen, Chemotherapie, Psoriasis) ○ starke muskuläre Anstrengung ○ Glykogenosen verringerte Harnsäureausscheidung primär: angeborene verminderte tubuläre Ausscheidung sekundär: ○ Ketoazidose (Fasten), Laktatazidose ○ Diabetes mellitus ○ übermäßiger Alkoholkonsum ○ Erhöhte Urat-Reabsorption: Dehydratation, Diuretika ○ Niereninsuffizienz ○ Medikamente (zB Zytostatika) Wichtigster Risikofaktor für Gicht! Chronische Hyperurikämie führt zu Gicht. Chronische Hyperurikämie - Gicht Harnsäurelöslichkeitsgrenze: ca 7 mg/dl bei 37 Grad Celsius in vitro Natriumkristalle fallen besonders im Gewebe der peripheren Gelenke (aufgrund der relativ niedrigen Temperaturen) aus Phagozytose durch neutrophile Leukozyten führt zur Zellstörung, Freisetzung von Zytokinen und anderen Mediatoren und damit zur akuten lokalen Entzündung Gicht (engl.: gout) In akuten Schüben oder primär chronisch verlaufende Purinstoffwechselstörung, bedingt durch Hyperurikämie und Abscheidung von Salzen der Harnsäure (Urat-Kristalle) besonders im Bereich der Gelenke. Klassischer akuter Anfall: im Großzehengrundgelenk (Podagra) In Industrieländern 1% aller Männer betroffen (Männer:Frauen 9:1) “Natürlicher” Verlauf der Gicht: ○ 1.: asymptomatische Hyperurikämie: nur diätetische Behandlung ○ 2.: Episoden mit akuten Gichtattacken und asymptomatischen Intervallen ○ 3.: chronische Gichterkrankung Viele Menschen mit erhöhter Harnsäure entwickeln allerdings nie GIcht Klinik: Gelenkentzündungen erhöhtes Risiko für Harnsäure- und Kalziumoxalatsteine Komplikation: Harnsäure-Nephrolithiasis, Gichtnephropathie Begleiterkrankungen: Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie, Adipositas Neue Erkenntnisse zeigen, dass Genetik vielleicht eine höhere Rolle als die Ernährung spielt, Lebensstilveränderung sind aber trotzdem ratsam um Symptomatik zu senken und generelle Lebensqualität zu erhöhen Therapie Diät bei asymptomatischer Hyperurikämie ○ Normalgewicht anstreben ○ proteinreiche LM vermeiden ○ ausreichend Trinken ○ zucker- und fruktosehaltige Getränke vermeiden ○ wenig Alkohol Therapie zur akuten Gicht ○ Ruhigstellung, feuchte kühle Umschläge ○ Medikamente: - nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) - Glukokortikoide, Colchicin, Canakinumab Therapie zur chronischen Gicht ○ Ziel ist den Harnsäurespiegel mit Medikamenten auf < 6 mg/dl (360 μmol/l) zu senken ○ Erste Wahl sind Xanthinoxidase-Hemmer: Allopurinol, Febuxostat ○ Zweite Wahl sind Urikosurika: Probenecid, Benzbromaron ○ Kombination ist möglich Diät bei Gicht/Urikämie Purinreiche LM meiden ○ Fleisch: Innereien, Fleischextrakte, Haut ○ Fisch/Meerestiere: Sardinen, Hering, Hummer, Garnelen, Haut von Fischen ○ Hefe, Hefeextrakte ○ Bier (Guanosin) ○ Purinreiches Gemüse (Hülsenfrüchte, Erbsen, Linsen, Bohnen, Pilze, Spinat, Kohl) ist trotzdem erlaubt, da keine Korrelation mit Gichtrisiko besteht! ○ Maximal 100g Fleisch/Fisch/Wurst pro Tag ist empfohlener Richtwert Hohe Fruktosezufuhr ist stark mit Erhöhung des Gichtrisikos verbunden Regelmäßig fettarme Milchprodukte können die Harnsäure senken Ausreichende Vit C Versorgung kann Harnsäurespiegel leicht senken und Harnsäureausscheidung fördern (Supplementierung ohne Mangel wird aber nicht empfohlen) Kaffee kann helfen Harnsäurespiegel zu senken (relativ niedrige Evidenz) Purinarm aber nicht explizit den Harnsäurespiegel senkend sind außerdem Eier, Getreide/Cerealien, Obst, Nüsse, Süßspeisen Neue Studien zeigen, dass Kirschextrakt und Milchprodukte hilfreich sein könnten (aber sehr niedrige Evidenz) Krebs und Ernährung Umfasst Prävention von Krebs durch Ernährung und Ernährung bei Krebs als Prophylaxe/Therapie der Mangelernährung, Tertiärprävention Von den Umwelt- und Lebensstilfaktoren, die Krebsmortalität beeinflussen, ist Ernährung mit 35% der größte Faktor. Begriffe Tumor: örtliche Zunahme des Gewebevolumnes, kann gutartig oder bösartig sein Neoplasien: gewebliche Neubildungen (gutartig oder bösartig) Malignom: bösartiger (maligner Tumor) Karzinom: vom Epithel ausgehender maligner Tumor Sarkom: von Weichteilgewebe oder Knochen ausgehender maligner Tumor Karzinogenese: Stufenmodell 1. Initiation: Mutationen und epigenetische Veränderungen in einer Zelle führen zu irreversiblen molekularen Transformationen der Zelle ○ Auslöser: chemische/physikalische/biologische Kanzerogene ○ Kanzerogene Substanzen, Tumorviren, Spontanmutationen → DNA Schäden ○ Protoonkogene werden Onkogenen ○ Tumorsuppressorgene werden ausgeschaltet 2. Promotion: Proliferation einer initiierten Zelle ○ Auftreten weiterer Mutationen ○ Steigerung der Mutationsrate ○ Hemmung der DNA-Reparatur ○ Bildung von Tumorzellen, die der Immunüberwachung entgehen 3. Progression: Fortschreiten zunehmender Wachstumsautonomie ○ Inaktivierung weiterer Tumorsuppressorgene ○ Resistenzbildung gegen Immunabwehr ○ Infiltration und Metastasierung Karzinogenese und Chemoprävention 1. Primärprävention (bei gesunder und bereits initiierter Zelle) ○ Reduktion der Giftung ○ Induktion der Entgiftung ○ antioxidative Effekte ○ Induktion DNA Reparatur 2. Sekundärprävention (bei präneoplatischer Zelle) ○ antiproliferative Effekte ○ Apoptoseinduktion ○ Differenzierung 3. Therapie (bei neoplastischer Zelle) ○ Apoptoseinduktion ○ Hemmung der Metastasierung Übermäßiges Körpergewicht und Krebsrisiko Dosis-Wirkung-Beziehung (je höher ÜKG desto höher Krebsrisiko) ÜKG = ab BMI > 25 Biologische Faktoren die die Beziehung begründen: ○ Hyperinsulinämie → Insulinresistenz → erhöht IGF-1 ○ Chronische Entzündungen ○ Wachstumsfaktoren Besonders Brust-, Dickdarm-, Endometrium-, Ösophagus- und Nierenkrebs werden durch ÜKG begünstigt Alkoholkonsum und Krebsrisiko Alkohol kann Karzinome in Mundhöhle, Rachen, Ösophagus, Brust, Leber und vor allem im Dickdarm verursachen Synergie von Rauchen und Alkohol auf Ösophagus- und Kehlkopfkrebs sowie DNA-Schäden durch Bildung von Acetaldehyd Alkohol kann durch Folsäuredefizienz Dickdarmkrebs begünstigen Änderung des Hormonstatus kann Brustkrebs begünstigen Leberkrebs kann begünstigt werden durch alkoholinduzierte… ○ …Änderungen der Verstoffwechselung von Retinsäure und Vit-A Mangel ○ …oxidative DNA-Schäden und Hepatitis ○ …Änderung der DNA-Methylierung Fleisch und Krebs Fleischkonsum (vor allem rotes und verarbeitetes Fleisch) erhöht das Krebsrisiko leicht, allerdings in viel kleinerem Ausmaß als Rauchen, Alkohol oder Luftverschmutzungen. Es wird trotzdem empfohlen, Fleischkonsum einzuschränken, da es Dickdarmkrebs und andere Krebsarten initiieren kann und promovierende Effekte haben kann. (“Adult attained height” → kein Risikofaktor, nur ein Marker für genetische, umwelt, hormonelle und wachstums Risikofaktoren) Kolorektales Karzinom (Dickdarmkrebs) Decreases risk Increases risk Strong evidence - Physische Aktivität - Rotes Fleisch - Vollkornprodukte - Verarbeitetes Fleisch - Ballaststoffe - Alkohol - Milchprodukte - ÜKG - Calcium Supplemente - (groß sein) Some evidence - Vitamin C - Wenig Gemüse - Fisch - Wenig Obst - Vitamin D - Viel Hämeisen - Multivitamin Supplemente Hämeisen kann ein Katalysator für die Bildung von Nitrosoverbindungen und Lipidperoxidation sein. Ballaststoffe können bei einer Verdoppelung der Zufuhr das Risiko für Dickdarmtumoren um bis zu 40% senken. Während wasserunlösliche Nahrungsfasern vor allem die Passagezeit des Speisebreis verkürzen, beeinflussen wasserlösliche auch den Glukose- und Fettstoffwechsel. Weitere Effekte von Ballaststoffen: unterstützen antioxidative und entgiftende Enzymsysteme erhöhen Apoptose (zB Aleuron) reduzieren inflammatorische Prozesse (zB Inulin, Oligofructose) binden kanzerogene Stoffe und Gallensäure (zB Weizenkleie, resistente Stärke) erhöhen Stuhlvolumen & reduzieren Transitzeit (zB Weizenkleie, resistente Stärke) reduzieren DNA-Schäden (zB Arabinoxylane der Kleie) erhöhen Bildung von SCFA und senken pH-Wert (zB Weizenkleie, resistente Stärke, Aleuron) erhöhen Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien (zB Inulin, Oligofructose) Epidemiologie Dickdarmkrebs Aufgrund der ÜKG Epidemie erkranken immer mehr junge Menschen (U50) daran Teenager mit ÜGK haben ein um ca 50% höheres Risiko für ein späteres Karzinom Kolorektale Karzinome sind oft verhinderbar bzw lassen sich relativ früh bei Vorsorgeuntersuchungen in heilbaren Stadien feststellen Studien zeigen, dass ein hoher Konsum an Einfachzuckern und zuckergesüßten Getränken im frühen Teenageralter das Kolorektalkrebs Risiko erhöhen kann Darmkrebsfrüherkennung ist auch für Menschen ohne Stoffwechselerkrankungen bereits mit 45 Jahren empfohlen Darmkrebs und Diabetes mellitus Typ 2 T2DM steigert das Darmkrebsrisiko auf etwas das 2-Fache Innovative Bluttests (liquid biopsy, Biomarker, mikrobielle Erbsubstanz, Metabolomics) und neue Stuhltests (Multitarget-Stuhl-DNA-Tests, fäkale Bakterienmarker) tragen zur Risikoratifizierung bei Adipositas und T2DM erhöhen die Insulin- und IGF-1-Spiegel im Serum, Insulin erhöht die Bioverfügbarkeit von IGF-1 welcher das Wachstum maligner Zellen anregen kann Bei T2DM sollten andere Risikofaktoren wie ÜKG, Rauchen und Alkohol vermieden werden da die Kombination das Krebsrisiko exponentiell steigert Brustkrebs (Mammakarzinom) reduces reduces increases increases PREmenopausal breast POSTmenopausal PREmenopausal breast POSTmenopausal breast cancer risk breast cancer risk cancer risk cancer risk Strong evidence - hohe physische - physische - Alkohol - Alkohol Aktivität Aktivität - (groß sein) - (groß sein) - ÜKG als junge - ÜGK als junge - hohes - ÜGK als Erwachsene Erwachsene Geburtsgewicht Erwachsene - ÜGK als - Gewichtszunahme Erwachsene als Erwachsene - Stillen - Stillen Some evidence - Gemüse - Gemüse - Carotinoide - Carotinoide - Milchprodukte - Calcium - Calcium - moderate physische Aktivität Ein Low-Fat-Diet kann die Mortalität von Brustkrebs senken. Eine Mediterrane Ernährung kann durch die Verbesserung der metabolischen und anthropometrischen Parameter das Risiko für Brustkrebs senken. Hohe Ballastsoffaufnahme erhöht nicht nur SCFA sondern die Häufigkeit guter Darmbakterien sowie Polyphenole. Ballaststoffe (vor allem Wasserlösliche) können das Brustkrebsrisiko reduzieren, durch Veränderung des Hormonstatus, Vermeidung von Insulinresistenz und Abnahme des insulinabhängigen Wachstumsfaktors sowie Optimierung des Mikrobioms. Prostatakrebs (prostate cancer) Negative Risikofaktoren ○ ÜKG ○ Hoher Bauchumfang bzw Waist-Hip-Ratio ○ Eventuell hoher Konsum von Milchprodukten und Kalzium, 100g/d Vollmilch senkt allerdings eventuell das Risiko Lungenkrebs Negative Risikofaktoren ○ Arsen im Trinkwasser ○ Hochdosierte beta-carotin Supplemente ○ Alkohol ○ rotes und verarbeitetes Fleisch Positive, risikosenkende Faktoren ○ Obst und Gemüse ○ Carotinoide ○ Retinol ○ Vitamin C ○ Physische Aktivität In Salz präservierte Lebensmittel können das Magenkrebs Risiko erhöhen. Kaffee kann eventuell das Risiko für manche Krebsarten wie Leber, Endometrium und Mundraum senken. Zusammenfassung allgemeine krebspräventative Ernährung Gesundes Körpergewicht (normaler BMI) Körperliche Aktivität Reichlich Vollkorn, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte Wenig Fastfood und hochverarbeitete LM reich an einfachen KH, Fett und Zucker Begrenzt rotes und verarbeitetes Fleisch Begrenzt zuckerhaltige Getränke und Softdrinks Begrenzt Alkohol Keine präventiven Nahrungsergänzungsmittel (ohne festgestellten Mangel) Babys stillen Prophylaxe und Therapie von Mangelernährung bei Krebs Bei den meisten Krebsarten (ganz stark bei Magen, Pankreas und Lunge) nehmen Patienten bereits vor der Diagnose stark ab, was meistens mit einer Mangelernährung verbunden ist. 30-90% aller Krebspatienten haben eine Mangelernährung, was schlecht für die Therapietoleranz ist. Negative Effekte von Tumoren ○ Reduzierte Energieaufnahme ○ Entzündungen (durch unregulierte Immunantwort vermehrt hervorgerufene NK Zellen, Neutrophile und Makrophagen) ○ Erschöpfung und niedrige körperliche Aktivität Positive Entgegenwirken von Ernährung ○ Lebensstil steigern (bio-psychisches Wohlbefinden, Eigenaktivität) ○ Nebenwirkungen (wie gastrointestinale Beschwerden) lindern ○ bessere Wundheilung, stärkere Knochen ○ Anti-inflammatorische Wirkung ○ Immunsystem stärken ○ Ernährungszustand optimieren (Mangelernährung/Übergewicht) Ernährungsmedizinischer Bedarf: ca 65% von befragten Brustkrebspatientinnen erhielten gar keine Ernährungsberatung, ca 72% hätten eine gewünscht. 56% erhielten keine Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln, aber ca 80% nahmen welche ein. Ursachen für Mangelernährung bei Krebspatienten Verminderte Nahrungszufuhr ○ Appetitlosigkeit/Übelkeit (ca 30% der Patienten) ○ Brechreiz/Erbrechen (ca 7% der Patienten) ○ Schmerzen (ca 50% der Patienten) ○ Passagestörung ○ Depressive Verstimmungen Gestörte Nahrungsverwertung ○ Digestion ○ Absorption ○ Metabolisierung: Synthesestörungen Erhöhter Energiebedarf ○ Fieber (ca 12% der Patienten) ○ Stresshormone: Adrenalin, Noradrenalin ○ Zytokine Tumor ○ tumorspezifische Produkte ○ Zytokine ○ Hormone Therapie ○ Chemotherapie ○ Strahlentherapie ○ Chirurgie Metabolische Veränderungen als Konsequenz Protein: erhöhter Turnover, reduzierte Muskelmasse Fett: erhöhte Lipolyse, erhöhte Lipidperoxidation KH: Insulinresistenz, erhöhter Glucose-Turnover Reduzierte Lebensqualität Erhöhte Morbidität Erhöhte Mortalität Mangelernährung - Sarkopenie - Kachexie Mangelernährung: Sammelbegriff für qualitative und quantitative Fehlernährung Sarkopenie: Pathophysiologische Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft im Alter über das physiologische Maß hinaus (durch degenerative Prozesse, Immobilität und Mangelernährung) Sarkopenische Adipositas: Verlust der Muskelmasse bei weiterhin bestehendem Übergewicht → nicht erkannt, Fragebögen (zB MUST malnutrition universal screening tool) helfen nur bedingt Erfassung durch BIA mit Phasenwinkel, Handkraftmessung, Taille-Waden-Index (waist-to-calf) Kachexie: griechisch für “schlechter Zustand / Auszehrung” multifaktorielles Syndrom charakterisiert durch ungewollten Gewichtsverlust (Muskel- als auch Fettmasse), Muskelatrophie, Müdigkeit, Schwäche, Appetitverlust und Entzündungszustand Verlust an Körpermasse kann durch Ernährungsmaßnahmen alleine nicht vollständig aufgehoben werden Häufig bei Patienten mit: ○ malignen Tumoren ○ chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) ○ AIDS ○ multiple Sklerose (MS) ○ Herz-Kreislauf-Erkrankungen ○ Tuberkulose Diagnose: ○ Gewichtsverlust von > 5% in < 12 Monaten bei Vorliegen einer Erkrankung ○ Anorexie, Erschöpfung, verringerte Muskelkraft ○ Erhöhte Entzündungsparameter (CRP, IL-6) ○ Anämie (Hb < 12 g/dL) ○ niedriges Serumalbumin (< 32 g/L) Chemotherapie: Ernährungsrelevante Nebenwirkungen Appetitlosigkeit ○ auslösbar durch fast alle Zytostatika ○ vorzeitiges Sättigungsgefühl, Geschmacks- und Geruchsstörungen ○ sekundär bei Schmerzen, Infekten, Fieber, Atemnot, Elektrolytstörungen, etc. Geschmacksstörungen, Geruchsstörungen, Nahrungsmittelaversionen ○ kompletter Verlust: Ageusie/Anosmie ○ partieller Verlust: Hypogeusie/Hyposmie ○ übernormale Funktion: Hypergeusie/Hyperosmie ○ Missempfindung: Dysgeusie, Dysosmie Übelkeit/Erbrechen ○ nicht tumorbedingte Auslöser: Schmerzen, Infektionen, metabolische Störungen, Medikamente, psychische Ursachen ○ individuelle Risikofaktoren: Alter < 35 Jahre, weiblich, Vorbelastungen Schleimhautschädigungen (Mukositiden) ○ Risikofaktoren: junges Alter, reduziertes Allgemeinbefinden, schlechter oraler Zustand ○ besonders bei Patienten mit hämatologischen Erkrankungen und Patienten unter Hochdosistherapie ○ erste Symptome 5-7 Tage nach Beginn, meistens reversibel, heilt nach 10-14 Tagen nach der Therapie ab ○ Ursache ist DNA-Schädigung des Epithels durch Sauerstoffradikale Gastrointestinale Nebenwirkungen: Völlegefühl, Blähungen, Diarrhö, Obstipation Strahlentherapie: Ernährungsrelevante Nebenwirkungen Gehirn ○ Akut: Hirndrucksteigerung, Übelkeit/Erbrechen ○ Spät: Hirnnekrose, Leukenzephalopathie HNO ○ Akut: Übelkeit/Erbrechen, Stomatitis, Mukositis, Speichelveränderung, Xerostomie (Mundtrockenheit), Zahnerkrankungen, Infektanfälligkeit, … ○ Spät: Xerostomie, vermindertes Geschmacksempfinden, Dysphagie, Osteoradionekrose (bei nicht sanierten Zähnen) Thorax ○ Akut: Ösophagitis, Pneumonitis ○ Spät: Ösophagusfibrose und -stenose, Fisteln, Lungenfibrose Abdomen, Becken ○ Akut: Radioenteritis, veränderter Metabolismus, Zystitis, Infektanfälligkeit ○ Spät: Chronische Radioenteritis, Ulzerationen, Perforationen, Strikturen, Ileus, Fisteln, SIBO (small intestinal bacterial growth) Operationen: Ernährungsrelevante Folgen Mund, Hals: Schmerzen, Appetitverlust, Xerostomie, Kau- und Schluckstörungen, … Speiseröhre: Schmerzen, Appetitverlust, Schluckstörungen, Bewegungsstörungen des Magens, Unverträglichkeit von scharfem und saurem Essen, … Magen: Störung der Sättigungsregulation, Refluxösophagitis, Dumpingsyndrom, Laktoseintoleranz, Durchfall, mangelnde Aufnahme von Mikronährstoffen Bauchspeicheldrüse: Diabetes mellitus, Störung der Fettverdauung, mangelnde Aufnahme von Mikronährstoffen Dünndarm: Generalisierte Malabsorption, chologene Diarrhö, enterale Hyperoxalurie mit Gefahr der Nierensteinbildung Dickdarm / Enddarm: Durchfall, Flüssigkeits- und Elektrolytverluste Ernährungsdiagnostik und Ernährungstherapie Ernährungsanamnese Ernährungsprotokoll Anthropometrie BIA Indirekte Kalorimetrie Ernährungsberatung (Einzel oder Gruppe) Trink- und Zusatznahrung (Supportive) enterale und parenterale Ernährung Ernährungskonzept: Ablauf Indikation: Erfassung aktueller Probleme bei Verschlechterung des Zustands Definition therapeutischer Ziele: Verbesserung/Erhaltung des Ernährungszustandes bzw Lebensqualität, Reduktion von Nebenwirkungen Festlegung des Energie- und Nährstoffbedarfs (+ Nährstoffrelation) Protokollierung der Nahrungsaufnahme (oral aufgenommen) Überwachung des Therapieerfolges Überprüfung der Notwendigkeit künstlicher Ernährung Ernährungsempfehlungen bei Chemo- und Strahlentherapie Vermeidung von Gewichtsabnahme durch: ○ Wunschkost unter Berücksichtigung von Aversionen ○ Einnahme mehrerer kleiner Mahlzeiten ○ Anreicherung der Mahlzeiten mit pflanzlichen Ölen, Nussmus, Kernen/Samen, Honig oder Sirup ○ Zwischenmahlzeiten (eiweiß- und energiereiche Mixgetränke) ○ energiedichte Snacks immer griffbereit haben, auch unterwegs ○ appetitstimulierende Getränke (Aperitivs, Wein) ○ energiereiche Suppen ○ Trinknahrung einsetzen ○ ansprechende Atmosphäre bei der Einnahme von Mahlzeiten ○ aktive Motivation zum Essen ○ Einbeziehung und Schulung von Familie und Freunden (Bezugspersonen) ○ zusätzliche (heim-)enterale und (heim-)parenterale Ernährung wenn notwendig Bei Durchfall: ausreichend trinken um Flüssigkeitsverlust auszugleichen, leicht verdauliche salzige Speisen, Gemüse und Obst mit wenig blähenden Stoffen Bei Obstipation: ballaststoffreiche Nahrung, ausreichend trinken, Milchsäure, abführende LM wie Pflaumen Bei Schleimhautentzündungen: ○ vermeiden von Fruchtsäure, Kohlensäure, scharfe Gewürze, austrocknende Tees, Milch/Kakao, Schimmelkäse, stark gegrillte und gebratene Speisen ○ verträgliche Speisen sind fettreiche LM und “verdünnte” pürierte LM Erhöhte Eiweißzufuhr (1.2 - 1.5 g/kg KG/d) → beugt Nierenversagen vor Körperliche Aktivität so viel möglich um Muskelmassenverlust zu reduzieren ESPEN Guidelines: Fett Bei Krebspatienten mit Gewichtsverlust und Insulinresistenz wird ein erhöhtes Verhältnis von Fett zu KH empfohlen um die Energiedichte zu erhöhten und die glykämische Last zu senken n-3-FS können supplementiert werden weil sie Appetit, Nahrungsaufnahme, Körpergewicht und LBM (lean body mass) verbessern Fischöl reduziert zusätzlich Entzündungsparameter DHA kann in Tumorzellen Apoptose auslösen ○ antientzündliche Eigenschaften ○ appetitanregend → Stabilisierung des KG ○ Verbesserung von Immunoparametern ○ Niedrige Nebenwirkungsrate bei Chemotherapie ○ Verbesserte Lebensqualität Ernährung nach Überstehen einer Krebserkrankung Ernährungsempfehlungen sehr ähnlich wie zur Erstpräventation DIANA5 Studie: Ernährung & Bewegung spielt eine wichtige Rolle in der Reduktion von Rückfällen bei Brustkrebs Patientinnen Eine erhöhte Ballaststoffaufnahme kann Rückfälle bei Kolorektalkrebs Patienten verhindern und Mortalität senken “Krebsdiäten” Unkonventionelle Therapiemethoden, die aus dem Wunsch, selbst aktiv zur Heilung beizutragen, gemacht werden, oft ohne Konsultation eines Arztes. Die Folge kann eine unzureichende Energieaufnahme, Fehlernährung und Mangelernährung sein. Krebsdiät Konzept Beurteilung Annemüller und Ries: positive Beeinflussung des gestörten durchführbar, positive LM-Auswahl “Stoffwechselaktive Kost” Stoffwechsels Breuß: “Krebskur - total” Aushungern des Tumors durch abzulehnen, schwere Mangelernährung Saftfasten Budwig: “Öl-Eiweiß-Kost” positive Beeinflussung des durchführbar Stoffwechsels durch sehr fettreiche Ernährung Burger: “Instinktotherapie” Rohkosttherapie abzulehnen, einseitige, unterkalorische, hygienisch problematische Kost Gerson: “Diättherapie bösartiger Entfernung von Toxinen in LM zur abzulehnen, Mangelernährung die Erkrankungen” Verbesserung der Immunfunktion bereits schwere Erkrankungen und Todesfälle hervorrief Krebs: “Stoffwechseltherapie” vegane Ernährung, Zerstörung der abzulehnen, Mangelernährung und Krebszellen durch Blausäurebehandlung Gefahr einer Blausäurevergiftung Kuhl: “Isopathische Milchsäurekost” Hemmung des Tumorwachstums durch durchführbar, LM-Auswahl positiv hohe Zufuhr rechtsdrehender Milchsäure Leupold: “Konservative Krebstherapie” KH als Krebsursache, sehr fettreiche Unwirksam, Insulingaben führen zu Ernährung und intravenöse Insulingaben Hypoglykämie. ohne Insulingaben durchführbar Moermann: “Krebsdiät” Rückbildung der Krebszellen duchr durchführbar, Supplementierung Korrektur der Stoffwechselstörung mit bedenklich laktovegetabiler Kost und Supplementierung Ohsawa (Kushi) Diät: “Makrobiotik” 10 Stufen zur Stärkung des unbedingt abzulehnen, einseitige Kost Immunsystems und Heilung der und Mangelernährung Krebserkrankung Reckeweg: “Homotoxinlehre” Verzicht auf “Homotoxine” und Keine Evidenz, aber durchführbar “Sutoxine” im Schweinefleisch Seeger: “Rote Bete als Heilmittel” täglich 1-2 kg rote Beete abzulehnen Aufgrund hohem Nitratgehalt Windstosser: “Heilkost” viel Rohkost, energiearm, proteinreich, abzulehnen, Energierestriktion und Fasttage Rohkostanteil problematisch Zabel: “Ernährung des Krebskranken” Aktivierung der Zellatmung und abzulehnen, Energie- und Stärkung der Abwehr Fettbegrenzung, Kalorienrestriktion Angeborene Stoffwechselerkrankungen Inzidenz: bis zu 1 von 800, schwankt aber und hängt von Bevölkerung ab PKU und MCAD (Mangel an mittelkettiger Acyl-CoA-Dehydrogenase) mit 1:10.000 bzw 1:20.000 am häufigsten Inzidenz oft von “rassischer” und ethnischer Gruppe abhängig (zB Mukoviszidose in 1:1.600 Menschen mit europäischer Abstammung) IEM (Inborn errors of metabolism) treten in der Regel nach der Geburt oder im Säuglingsalter auf, können aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten Definition Seltene Erkrankungen die Aufgrund einzelner defekten Gene, welche Enzyme, die Stoffe metabolisieren, codieren, auftreten Führen oft zu einer toxischen Ansammlung von Substraten oder einer Defizienz an essentiellen Metaboliten Kann die Energiegewinnung stören Oft ist das zentrale Nervensystem betroffen, was zu neurologischen Erkrankungen führt wird behandelt durch primäre und unterstützende Ernährungstherapie wird behandelt durch Ersetzen von Enzym- und Coenzymen, Entfernung von schädlichen Ansammlungen, Zell- und Organtransplantationen und Gentherapie Eine frühe Diagnose ist Voraussetzung für die effektive Behandlung Warnsignale für metabolische Erkrankungen: unerwartet auftretende Symptome Dekompensation während Stress und Krankheit Gedeih-Störungen Symptome in besonders energieverbrauchenden Organen wie Gehirn, Herz, Leber und Muskel Vermeiden bestimmter LM Symptome in der Familiengeschichte oder früher Tod Vererbung Ist bedingt durch Enzymopathien, die durch Gendefekte hervorgerufen werden und erfolgt autosomal dominativ oder autosomal rezessiv. kranke Kinder sind in den ersten Tagen nach der Geburt oft symptomfrei aufgrund der Kompensation des Enzymmangels durch mütterliche Enzyme vor der Geburt IEM können alle am Humanstoffwechsel beteiligten organischen und nichtorganischen Nahrungs- und Aufbaustoffe sowie Biokatalysatoren betreffen Pathophysiologie Störungen, die zu einer toxischen Akkumulation führen: ○ Störungen des Eiweißstoffwechsels (zB Amino-Acidopathien, organische Acidopathien, Harnstoffzyklusdefekte) ○ Störungen von Kohlenhydratunverträglichkeit ○ lysosomale Speicherkrankheiten Störungen der Energieproduktion und Verwertung: ○ Defekte der Fettsäureoxidation ○ Störung der KH-Verwertung und -Produktion (zB Glykogenspeicherstörungen, Störungen der Glukoneogenese und Glykogenolyse) ○ mitochondriale Störungen ○ peroxisomale Störungen Screening Testverfahren zur Eingrenzung bestimmter Risikoindikatoren oder zur Identifizierung von Krankheiten, die bei einer definierten Population eingesetzt werden Identifiziert Personen, die von weiteren Untersuchungen profitieren können oder bei denen eine Krankheit und deren Komplikationen verringert werden können eingesetzte diagnostische Tests sollten von hoher Sensitivität sein (wichtiger als hohe Spezifität, welche bei der zweiten Runde Tests Priorität hat) Beispiele für Screenings: Reihenuntersuchungen auf Mammakarzinom oder Diabetes mellitus Screening Kriterien der WHO: 1. Die Krankheit hat für das Individuum eine Bedeutung. 2. Eine effektive Behandlung ist vorhanden. 3. Die Voraussetzungen für eine Erkennung und Behandlung sind gegeben. 4. Die Krankheit kann im symptomatischen Stadium erkannt werden. 5. Ein adäquater Test ist verfügbar. 6. Die Untersuchung ist für die Bevölkerung akzeptabel. 7. Der Pathomechanismus ist hinreichend verstanden. 8. Es gibt einen Konsens über die Zuständigkeit für die Behandlung. 9. Das Screening ist kosteneffizient durchführbar. 10. Diagnose und Therapie sind kontinuierliche Prozesse. Neugeborenenscreening Neugeborenenscreening von Robert Guthrie in 1960ern pioniert, erkannte, dass die präsymptomatische Erkennung von PKU für Verlauf der Krankheit entscheidend ist Guthrie entwickelte einen einfachen bakteriellen Inhibitionstest, mit dem erhöhte Phenylalaninwerte in einem getrockneten Blutstropfen nachgewiesen werden Beim Neugeborenenscreening ist eine ausgewogenheit von Sensitivität und Spezifität wichtig um unnötigen Stress und Verfahren zu vermeiden Ziele von Neugeborenenscreening: ○ flächendeckende und vollständige Erfassung ○ optimale Probengewinnung ○ geringere Belastung der Neugeborenen und ihrer Familien ○ sichere und vollständige Dokumentation ○ klare Verantwortlichkeiten ○ enge Zusammenarbeit zwischen regionalen Screeninglaboren und Behandlungszentren ○ rascher und vollständiger Befundrücklaug aller Resultate ○ niedriger Verwaltungsaufwand und möglichst geringe Kosten Zeitpunkt des Screenings: ○ Zwischen 36 und 72 Stunden nach der Geburt ○ Bei frühgeborenen & kranken Neugeborenen routinemäßig am 3. Lebenstag Zweitscreening muss 1-2 Wochen danach durchgeführt werden ○ Bei einer Probenentnahme innerhalb der ersten 48 Lebensstunden wird ein Zweitscreening empfohlen Ablauf erfolgt durch Stich in die Ferse, Blutstropfen wird auf spezielle Filterpapierkarte mit 6 Feldern aufgetragen, welche im Screening-Labor der medizinischen Universitätsklinik wird ausgewertet wird Die 6 Blutfelder sind für Biotinidasemangel, Galaktosämie, Tandemmassenspektronomie (testet auf PKU und andere Störungen des Stoffwechsels), Hypothyreose, AGS (Adrenogenitales Syndrom), Zystische Fibrose Verschiedene Methoden für das Neugeborenenscreening Mikrobiologischer Hemmtest nach Guthrie Chemische Methoden auf Disulfide und Ketonkörper Dinitrophenylhydrazin-Test auf Ketonkörper Eisenchloridtest Aminosäureanalytik Geruch ○ Phenylketonurie: Maus bzw Wolfsgeruch (Phenylessigsäure) ○ Ahornsirupkrankheit: Ahornsirup (Isoleucinabbauprodukte) ○ a-Hydroxybuttersäure: fauliger Sellerie ○ a-Ketobuttersäure: Fisch bzw fauliger Kohl ○ Isovalerianazidurie schweißfuß-käseartig Familienanamnese Anorexie Neugeborenenkrämpfe und ungewöhnliches Aussehen Amniozentese: Absaugen und Zentrifugieren von Fruchtwasser beim ungeborenen Kind, Zellkultur zur Geschlechtsbestimmung und anderen biochemischen, chromosomalen und enzymatischen Analysen Erweitertes Screeningprogramm Erkrankung Methode Symptome unbehandelt Therapie Phenylketonurie TMS Mentale Retardierung Diät Galaktosämie ENZ Leberversagen, Linsentrübung Diät Hypothyreose FIA Mentale Retardierung, Hormonsubstitution Minderwuchs Biotinidasemangel COL Mentale Retardierung, Biotin Stoffwechselkrisen, Dermatitis, Haarausfall Zystische Fibrose FIA Progr. Lungenerkrankung, CF Zentrum, Pankreasinsuffizienz Antibiotika, Ernährung u.a. Adrenogenitales FIA Elektrolytentgleisung, Hormonsubstitution Syndrom Virilisierung Fettsäureoxidations-D TMS Hypoketotische Hypoglykämie, v.a. Diät, L-Carnitin efekte: MCAD, Reye Syndrom, LCHAD, VLCAD, CT, Kardio-Myopathie, Neuropathie, CPT-I/II, GA-II Retinopathie, Hepatopathie Organoazidopathien: TMS Stoffwechselkrisen, Azidose, via. Diät, L-Carnitin MMA, PA, IVA, GA-I, ketotische Hypoglykämie, MCC, HMGL, b-KT mentale, neurologische & somatische Defekte MSUD / Leuzinose TMS Stoffwechselkrisen, mentale & Diät neurologische Defizite Tyrosinämie-I TMS Leberzirrhose, -karzinom, NTBC, Diät hepatorenales Syndrom GAMT TMS Mentale Retardierung, Epilepsie, Kreatin-Monohydrat, Bewegungsstörung Diät Prävalenz in Österreich Hormonelle (endokrine) Störungen ○ Androgenitales Syndrom: ca. 1 : 15.000 ○ Hypothyreose: ca. 1 : 3.500 Abbaustörungen von AS und Harnstoffzyklusdefekte ○ Phenylketonurie: ca. 1 : 10.000 ○ Ahornsirupkrankheit: ca. 1: 200.000 Fettsäureoxidationsstörungen ○ MCAD-Mangel: ca. 1 : 25.000 ○ LCHAD-, VLCAD-Mangel: ca. 1 : 60.000 Organoazidopathien ○ Glutarazidurie Typ 1: ca. 1 : 40.000 Biotinidasemangel: ca. 1 : 40.000 Galaktosämie: ca. 1 : 40.000 Zystische Fibrose: ca. 1 : 4.000 Bei allen Screenings gesammelt wird in 1 : 1000 Neugeborenen eine dieser Krankheiten erkannt, was sie vor schweren Erkrankungen und ihren Folgen bewahren kann. In ganzen Zahlen werden ca 80.000 Neugeborene pro Jahr ges

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