Biologische Psychologie- Vorlesung 1 PDF

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Hochschule Fresenius University of Applied Sciences

Prof. Dr. Katharina Schneider

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biological psychology psychology neuroscience human behavior

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This document contains lecture notes on biological psychology. The lecture notes introduce several related topics on biological psychology and define the field. Key figures in the field and some of their work are briefly mentioned.

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WER KENNT ES? BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 14 Psychologie : Lehre der...

WER KENNT ES? BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 14 Psychologie : Lehre der Seele URSPRÜNGE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE Wilhelm Wundt 1832-1920 Begründer der experimentellen Psychologie Mediziner Lehrbuch 1874 „Grundzüge der Physiologischen Psychologie“ William James 1842-1910 Mediziner Seine erste akademische Vorlesung in Harvard: „Relations between Psychology and Physiology“ Wilhelm Wundt William James → Geburtsstunde der modernen Psychologie war auch Geburtsstunde der Biologischen Psychologie! BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 15 DEFINITION Was ist Biologische Psychologie? „Die Biologische Psychologie erforscht die Zusammenhänge zwischen biologischen Prozessen und Verhalten. Dabei werden die Lebensprozesse aller Organe des Körpers, nicht nur des Gehirns, betrachtet.“ (Birbaumer & Schmidt, 2018, S.2) BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 16 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE Gegenstand: Untersucht Beziehungen Gegenstand: Untersucht Wirkungen von zwischen biologischen Vorgängen des psychoaktiven Substanzen auf das Menschen Gehirn und Verhalten Psycho- Psycho- Methoden: Nichtinvasive Methoden (z.B. physiologie pharmakologie Methoden: Verabreichung psychoaktiver Stracker Apple-watch) EEG) Substanzen bei Mensch und Tier kann man benutzen 2 b. Kaffee - was macht das mit einer. Person geht ums Gehirn (Medikamente) Gegenstand: Untersucht Beziehungen zwischen Gehirn und Verhalten Physiologische Biologische Neuro- Psychologie Psychologie psychologie Methoden: Vorwiegend Tierversuch 6 Gehirnabschalten Gegenstand: Untersucht dinge im Zier einplanten Beziehungen zwischen Gehirn Gegenstand: Untersucht und Verhalten; Diagnostik kognitive Leistungen (Wahrnehmung, Erkennen, Methoden: Invasive Methoden, Denken,…) Kognitive vornehmlich bei Patient:innen mit Störungen/Ausfällen der Neurowissen- Methoden: Neurowissenschaftliche schaften 6 Hirntätigkeit auf Menschen sind nicht (z.B. (f)MRT) bezogen mehr fähig BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25↳ funktionalles 17 wie verhält sich das Gehirn ? EXKURS WICHTIGE WISSENSCHAFTLICH BEGRIFFE Unabhängige Variable Abhängige Variable Konfundierte Variable/Störvariable interessent Experiment der unabhänige nicht interessiert (Tablettengeben ergebnisse vom mich · kann manipuliert werden Variable die Variable andere Variabl die ich sehe was das kann mein Ergebniss ändern kann geben mich tut) hat wirkung auf die abhängige Variable ↳ mehr & Musik abspielen vielleicht Wörter leinen kann eine andere Art Wörter werden Tablette sein weniger (bsp. ADHS Tabletten) gelernt Schlaf wenn eine weniger schläft-wenigere wörte Eine andere Variable als die Variable, die unabhängigen Variable die systematisch , wird.Diese gemessen in einem Experiment eine Variable kann sich als Wirkung entfalten könnte manipuliert oder selektiert wird Reaktion auf die Manipulation > - kann Alternativerklärungen Variablen verursachen > - beeinflusst die AV der unabhängigen verändern BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 18 # TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE (1) PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE Py sicher oder · Psychologischen Angriff" ? Beispiel: José Delgado und der Stier Unabhängige Variable (UV): Leichte Stromstöße durch eine Elektrode im Nucleus Caudatus (Struktur tief im Gehirn) via Funksender Abhängige Variable (AV): Angriffsverhalten des Stiers in der Arena Als der Stier auf Delgado zurast: Betätigung des Senders → Stier stoppt Angriff (nicht alle Stiere reagieren gleich drauf Was ist an der Schlussfolgerung Delgados: Schlussfolgerung problematisch? Stimulation des Nucleus Caudatus kann aggressives Verhalten eliminieren, eine Art Zähmungszentrum sei entdeckt Elektronnen werden implantiert am Gehirn BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 20 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE (2) NEUROPSYCHOLOGIE (direkt an Menschen, die aber schon erkrankt sind Bekanntes Beispiel: Fall Henry Molaison, „HM“ UV: Entfernung des Hippocampus AV: Episodische Gedächtnisstörungen Schlussfolgerung: Was könnte eine mögliche https://www.youtube.com/watch?v=KkaXNvzE4pk Schlussfolgerung sein? · Hatte schon gedächtnisstörungen (nach 5 Minuten schon Sachen vergessen) konnte sachen nicht wiedergeben bsp TV geschaut). entfernt · Hippo campus wurden entfernt zerinnerungen BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 21 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE (3) KOGNITIVE NEUROWISSENSCHAFT Beispiel: Welche Hirnareale sind bei Kreativität aktiv? (Beaty et al., 2018) UV: Lösen von kreativen Aufgaben (z.B. Nennung von alternativen Nutzungsmöglichkeiten eines Seils und einer Box) AV: Neuronale Aktivität des Gehirns (hier Gehirnnetzwerke) Methode: Magnetresonanztomographie bzw. magnetic resonance imaging (MRT bzw. MRI) BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 22 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE (4) PSYCHOPHYSIOLOGIE Beispiel: Registrierung hirnelektrischer Aktivität (EEG) während Achtsamkeit UV: Meditation AV: (Elektro-)physiologische Veränderungen im EEG-Signal Methode: Elektroenzephalogramm (EEG) EUG Meditation kann helfen > - entspannen BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 23 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE (5) PSYCHOPHARMAKOLOGIE Beispiel: Wirkung von Koffein oder Alkohol auf das Lernen UV: Eingenommene Substanz (Koffein oder Alkohol) AV: Lernverhalten von Studierenden Methode: Beobachtung, Fragebogen Koffein: Alkohol: Ängstlichkeit Weniger Motivation Besseres Lernen Besseres Gedächtnis Schlechteres Gedächtnis BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 24 TEILGEBIETE DER BIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE KONVERGIERENDE ARBEITSWEISE Verschiedene Ansätze werden so auf einzelne Probleme angewendet, dass die Stärken des einen Ansatzes die Schwächen des anderen kompensieren. arbeiten auch zusammen. Beispiel Depression: Neurobiologie Psychophysiologie Neuropsychologie Untersuchung von neurochemischen Erforschung von physiologischen Identifizierung von Ungleichgewichten im Gehirn, Reaktionen des Körpers auf neurokognitiven Mustern und wie z.B. niedrige Serotonin- oder Stress und deren Auswirkungen auf Veränderungen im Gehirn, die Dopaminspiegel die Entwicklung von Depressionen, mit depressiven Symptomen einschließlich der Untersuchung von verbunden sind, wie z.B. Hormonspiegeln wie Cortisol Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation oder der Verarbeitung von Belohnungen BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 25 DEFINITION Was ist das Leib-Seele-Problem? Philosophischer Diskurs darüber, wie Gehirn (Körper, „Leib“) und psychisches Erleben (Geist, „Seele“) zusammenhängen Diskussion ist durch Neurowissenschaften neu entbrannt Dualismus Monismus Körper/Gehirn und Geist als zwei Es gibt nur eine Substanz; jeder sagt das sagt dassie zusammenhängen nicht zusammengehören verschiedene Substanzen Organismus ist eine Einheit (verschieden Welte (Platon, Descartes) (Aristoteles) Interaktionismus: Geist und Gehirn stehen in Materialismus: Es gibt nur körperliche Wechselwirkung miteinander Zustände, keine geistigen Parallelismus: Trennung von Geist und Gehirn Epiphänomenalismus: Gehirn produziert den in zwei verschiedene Welten, die parallel Geist und wirkt auf ihn, aber nicht umgekehrt nebeneinander existieren und synchron Behaviorismus: Ursache für Verhalten können ablaufen nur beobachtbare Reize oder Konsequenzen sein (Konditionierung) BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 27 DEFINITION BEISPIEL INTERAKTIONISMUS im Gehirn g Entscheidung: M = mentaler Zustand Wahrnehmen des Regens Abbrechen des Spaziergangs P = physischer Zustand ↓ man fühlt das (mental) (wann wird physich auf mental?) M1 M2 bzw Wann wird was. physich oder mental? beeinflusst beeinflusst P1 P2 P3 (Physich ( Im Regen laufend z.B. kurzes Stehen- In das Hotel laufend BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 bleiben/sich Umdrehen 28 DEFINITION BEISPIEL PARALLELISMUS Wahrnehmen des Entscheidung: Abbrechen M = mentaler Zustand Regens des Spaziergangs P = physischer Zustand Kausale Beziehung M1 M2 kann parallel ablaufen Keine kausale Parallel Parallel Beziehung P1 P2 P3 Kausale Kausale Beziehung Beziehung Im Regen laufend z.B. kurzes Stehen- In das Hotel laufend bleiben/sich Umdrehen BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 29 DEFINITION LEIB-SEELE-PROBLEM INTERAKTIVER DUALISMUS VON DESCARTES Abbildung aus dem posthum erschienenen Werk „De Homine“ (1662) Gehirn als äußerst komplizierte Maschine Es zeigt, wie das Bild eines Gegenstandes, hier eines Pfeils, von den Augen aufgenommen wird Erregung findet per „Seelenstoff“ über die Sehbahn zur Oberfläche der Epiphyse (Zirbeldrüse, Schnittstelle zw. Geist und Gehirn) statt Epiphyse gerät über den Seelenstoff oder feine Fäden in Schwingungen, die auf den immateriellen Geist einwirken und bewusste Wahrnehmung („Pfeil“) erzeugen Geist kann Epiphyse in Schwingungen versetzen, die dann über feine Fäden die in den motorischen Nerven enthaltene Seelenstoff-Flüssigkeit in Bewegung setzt → Bläht Muskeln auf und bewirkt die Armbeugung Achtung! Enthält – aus heutiger Sicht – völlig falsche Annahmen ☺ Aber: Descartes hat Weg bereitet, sich ohne religiöse oder philosophische Gewissensbisse mit Anatomie und Physiologie befassen zu können! BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 30 LEIB-SEELE-PROBLEM ENTWICKLUNGEN ÜBER DIE ZEIT Neuroanatomie Neurophysiologie Lokalisationisten vs. Holisten Erste genaue Beschreibung des exakten Elektrizität als „Nervenfluidum“ erstmals Kontroverse, ob es abgrenzbare Hirnzentren gibt Baues von Nervenzellen durch Otto Deiters durch Isaac Newton elektrizität oder Gehirne als eine durchgängige Seine spielt Rolle (1834-1863) (1642 – 1726) Funktionseinheit arbeiten Begriff „Neuronen“ etabliert sich durch Weitere Erforschung der neuronalen Pro Lokalisationismus: Beobachtungen, dass Verletzungen unterschiedlicher Hirnteile zu Heinrich Wilhelm Waldeyer (1891) Erregungsfortleitung durch Hermann von unterschiedlichen Ausfällen führten (z.B. Helmholtz (1821-1894) Beschreibung der Funktionen der Verletzungen des Stirnlappens führten zu Neuronenbestandteile durch Santiago Aufklärung des Ruhemembranpotenziales Störungen der Aufmerksamkeit oder antisozialem Ramón y Cajal (1852 – 1934) und Aktionspotenzials in den 1950er- Verhalten) wie bei H M (video vorhin). Jahren Pro Holismus: Beobachtungen, dass Verletzungen Entdeckung und Beschreibung der Synapsen (1897) Genaue Analyse der Ionenkanäle, der Großhirnrinde zu einer abgestuften Beeinträchtigung von Wahrnehmung, Intelligenz Erregungsweiterleitung sowie der → Deren Bau und Funktion konnten erst in oder Gedächtnis führt zellulären und molekularen Grundlagen den 1950er-Jahren beschrieben werden! des Lernens und der Gedächtnisbildung Entdeckung durch Paul Broca (1824-1880), dass durch Eric Kandel (1980-90er-Jahre, charakteristische Störung des Sprachvermögens Nobelpreis 2000) eindeutig auf eine Verletzung in einem bestimmten anschauen Bereich des Frontallappens zurückgeführt werden Filmtipp: kann Eric Kandel-Auf der Suche nach dem Gedächtnis → Broca-Aphasie und Broca-Areal Roth & Strüber (2014) (Sprache/sprachstörungen) https://www.youtube.com/watch?v=iFyA BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 dfF5M0o ↓ → Funde pro Lokalisationismus 31 keineSteine LEIB-SEELE-PROBLEM STAND HEUTE Befunde konnten untermauert werden „Ich fühle, also bin ich“ „Kognitive Wende“ Ende der 1960er-Jahre in der Erforschte Emotionen, Impulskontrolle ↳dethe und moralisches Verhalten Psychologie beeinflusste die Erforschung von Wahrnehmung, Bewegungssteuerung, kognitiven Patient „Elliott“: Leistungen (z.B. Lernen, Aufmerksamkeit, Sprache) Intelligenter Mann mit gutem Job und intaktem Familienleben Erforschung neuronaler Grundlagen von Emotionen erst relativ spät Erhält Diagnose Gehirntumor, Tumor wird herausoperiert → Liegen im Inneren des Gehirn, daher schlechter Danach: Verliert Job und Familie, geht zugänglich bankrott → Durch methodische Entwicklungen (insbesondere fMRT in Intelligenz weiterhin normal den 1980er-Jahren) konnten Grundlagen am Menschen Test mit „emotionalen“ Bildern und ohne Eingriff erforscht werden (Erdbeben, Verkehrsunfälle) Ausdehnung der Erforschung auf alle erdenklichen Antonio Damasio (*1944) → Elliott konnte keine Emotionen mehr empfinden keine Angst von was danach passiert Aspekte des Psychischen und seiner Erkrankungen > - → Fähigkeit, Emotionen zu empfinden, und Fähigkeit, Entscheidungen zu Roth & Strüber (2014) treffen, sind miteinander verknüpft BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 32 LEIB-SEELE-PROBLEM STAND HEUTE sitzt die Seele? wo Was bedeutet das für das Leib-Seele-Problem? Suche nach dem „Sitz der Seele“ ist aus Sicht der Neurowissenschaften zum Abschluss gekommen → Psychische, kognitive, motorische und Wahrnehmungs-Prozesse sind mit der Aktivität von Nervenzellen in unterschiedlichen Regionen des Gehirns verbunden → Gibt keinen eng umgrenzten Ort, sondern ein Zusammenwirken vieler Komponenten des Gehirns, die an verschiedenen Aspekten der Psyche beteiligt sind Weiterhin zentrales Problem: Verhältnis zwischen beobachtbaren Hirnprozessen und den von uns bewusst erlebten Vorgängen des Wahrnehmens, Denkens, Vorstellens, Erinnerns, Fühlens und Wollens → Hat der Mensch einen eigenständigen Willen? Entfaltet der Geist/das wann sind psychologische I wann psyologische ? Psychische bei aller neuronalen Herkunft nicht doch eine eigenständige Wirkung auf das Gehirngeschehen? Roth & Strüber (2014) BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE | PROF. DR. KATHARINA SCHNEIDER | WISE 24/25 33

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