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These lecture notes cover Anlageprodukte, including sections on Rentenpapiere, Aktien, and Zertifikate. The author, Prof. Dr. Nils Bedke, is a lecturer at DHBW Villingen-Schwenningen.

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Anlageprodukte Prof. Dr. Nils Bedke, Steuerberater Diplom-Handelslehrer, Diplom-Volkswirt 1 C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot Inhaltsverzeichnis 1. Rentenpapiere 2. Aktien 3. Zertifikate 4. Inves...

Anlageprodukte Prof. Dr. Nils Bedke, Steuerberater Diplom-Handelslehrer, Diplom-Volkswirt 1 C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot Inhaltsverzeichnis 1. Rentenpapiere 2. Aktien 3. Zertifikate 4. Investmentfonds 5. Geschlossene Fonds 6. Immobilien 7. Besteuerung von Kapitalerträgen 8. Riester-Rente Prof. Dr. N. Bedke, StB 2 Rentenpapiere Rentenpapiere sind Wertpapiere, die ein Forderungsrecht verbriefen, dass der Inhaber des Wertpapiers gegenüber dem Emittenten geltend machen kann. Sie werden auch als verzinsliche Wertpapiere, Anleihen, Obligationen oder Schuldverschreibungen bezeichnet. Der Emittent (Herausgeber) beschafft sich durch die Emission (Ausgabe von Rentenpapieren) Fremdkapital. Der Emittent ist Schuldner und der Anleger ist Gläubiger. Der Anleger hat einen Rückzahlungsanspruch und einen Anspruch auf Zinszahlung. Geldanlage (Darlehen) Rentenpapier Emittent Zinszahlung während der Laufzeit Anleger Rückzahlung des Nennwerts am Ende der Laufzeit Die genauen Ausstattungsmerkmale einer Anleihe sind in den Anleihebedingungen (Emissionsbedingungen) geregelt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 3 Rentenpapiere Ausstattungsmerkmale eines Rentenpapiers Laufzeit 1 Währung 2 Tilgung 3 Rang im Insolvenzfall oder bei Liquidation 4 Zinszahlung 5 Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 4 Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Laufzeit 1  Kurzfristige Anleihen: Laufzeit der Anleihe bis 4 Jahre  Mittelfristige Anleihen: Laufzeit der Anleihe zwischen 4 und 8 Jahren  Langfristige Anleihen: Laufzeit der Anleihe von mehr als 8 Jahren Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Währung 2  Euro Anleihe: Zins- und Kapitalrückzahlung in Euro  Fremdwährungsanleihe: Zins- und Kapitalrückzahlung in fremder Währung  Doppelwährungsanleihen: Zins- und Kapitalrückzahlung in unterschiedlicher Währung Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 5 Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Tilgung 3  Planmäßige Tilgung  Gesamtfällige Anleihe: Rückzahlung am Ende der Laufzeit  Auslosungsanleihen: Rückzahlung von einzelnen Anleihen zum nächsten Rückzahlungstermin entscheidet Los  Annuitäten Anleihen: Rückzahlung in gleichbleibenden Jahresbeträgen  Außerplanmäßige Tilgung – nach Ablauf von kündigungsfreien Jahren  Recht auf vorzeitige Rückzahlung für Emittenten und/oder  Recht auf vorzeitige Rückzahlung für Anleger Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 6 Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Rang im Insolvenzfall oder bei Liquidation 4  Vorrangige Anleihe: vorrangiger Anspruch gegenüber anderen Gläubigern  Gleichrangige Anleihe: gleichrangiger Anspruch gegenüber anderen Gläubigern  Nachrangige Anleihe: nachrangiger Anspruch gegenüber anderen Gläubigern Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Zinszahlung 5  Feste Verzinsung  Variable Verzinsung  Ohne laufende Verzinsung Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 7 Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Zinszahlung 5 Formen Merkmale Gleichbleibender Nominalzins über die gesamte Laufzeit Feste Verzinsung Beispiel: Festzinsanleihe  5 % Bundesanleihe, jährliche Zinszahlung Variabler Nominalzins über die gesamte Laufzeit Variable Beispiel: Floating Rate Note Verzinsung  Zinsanpassung alle drei Monate  3-Monats-EURIBOR plus z. B. 1 % Aufschlag (spread) Keine Nominalzinszahlung während der Laufzeit Der Ertrag ergibt sich aus der Differenz zwischen Ausgabe- und Rückzahlungspreis. Ohne laufende  Beispiel: Zerobond Verzinsung  Rückzahlungspreis: zum Nennwert (100 %); Ausgabepreis: unter Nennwert (z. B. 80 %)  Ertrag i. H. v. 25 % des Ausgabepreises EURIBOR: Zinssätze, zu denen Banken der Europäischen Währungsunion bereit sind, Gelder bei anderen Banken kurzfristig anzulegen. Spread: Auf- oder Abschlag zum EURIBOR; Höhe hängt von der Bonität des Emittenten und der Marktverfassung ab. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 8 Ausstattungsmerkmale einer Anleihe Zinszahlung 5  Floor Floater: Referenzzinssatz + Spread < Floor: Zins = Floor  Cap Floater: Referenzzinssatz + Spread > Cap: Zins = Cap  Mini-Max-Floater: Kombination von Floor und Cap Floater: Zins max = Cap, min = Floor)  Reverse Floater: fester Zinssatz./. (Referenzzinssatz + Spread)  Stripped Bonds: Trennung von Hauptforderung und Zinskupon  Kombizins-Anleihen: Anfang keine Zinsen; später hohe Zinszahlung  Step-up-Anleihen: stetig steigende Zinsen Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 9 Stückzinsen Beispiel: Heiner kaufte von Max am 01.02.2021 eine mit 3 % festverzinsliche Schuldverschreibung im Nennwert (= AK) von 50.000 €. Zinszahlungs-Zeitpunkt ist der 01.08.2021. Heiner hat deshalb Stückzinsen für die Zeit vom 01.08.2020 bis 31.01.2021 i. H. v. 750 € an Max bezahlt. Am 01.08.2021 erhält Heiner dann eine Zinszahlung i. H. v. 1.500 €, die sich auf den gesamten Zeitraum vom 01.08.2020 bis zum 31.07.2021 bezieht. Erklärung Heiner hat die Schuldverschreibung aber erst am 01.02.2021 erworben. Damit hat er einen Anspruch auf Zinszahlung nur für das zweite halbe Jahr (Feb. 2021 – Juli 2021), während Max einen Anspruch auf Zinszahlung für das erste halbe Jahr hat (Aug. 2020 – Jan. 2021). Deswegen zahlt Heiner sog. Stückzinsen für das erste halbe Jahr an Max i. H. v. 750 €. Ergänzung Heiner kann übrigens die an Max gezahlten Stückzinsen i. H. v. 750 € mit den steuerpflich- tigen Einnahmen i. H. v. 1.500 € verrechnen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 10 Bonitätsrisiko Gefahr der Zahlungsunfähigkeit oder Illiquidität des Emittenten mit der Folge der:  möglichen  vorübergehenden oder  endgültigen Unfähigkeit der termingerechten Erfüllung der Zins- und Tilgungsverpflichtungen Ursache von Bonitätsrisiken:  Konjunkturverschlechterung  Politische Einflüsse  Branchenspezifische Veränderungen  Länderspezifische Veränderungen  Unternehmensspezifische Veränderungen Je schlechter die Bonität der Anleihe, umso höher der Abschlag. Je länger die Laufzeit der Anleihen, um so höher der Abschlag. Ein Rating liefert eine Entscheidungshilfe zur Beurteilung der Bonität des Emittenten. Mit Hilfe des Ratings wird die Wahrscheinlichkeit ermittelt, dass der Emittent seine Zins- und Tilgungsverpflichtungen termingerecht und in vollem Umfang erfüllt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 11 Bonitätsrisiko Ratingsymbole der Firmen Standard & Poors und Moody´s S&P Moody´s Bonitätsbewertung AAA Aaa Sehr gute Anleihen AA+ Aa1 beste Qualität, geringstes Ausfallrisiko AA Aa2 AA- Aa3 A+ A1 Gute Anleihen A A2 gute Qualität, viele gute Investmentattribute, aber auch Elemente, die A- A3 sich bei veränderter Wirtschaftsentwicklung negativ auswirken BBB+ Baa1 BBB Baa2 können BBB- Baa3 BB+ Ba1 Spekulative Anleihen BB Ba2 mittelmäßige Qualität, mäßige Deckung für Zins- und BB- Ba3 Tilgungsleistungen B+ B1 B B2 B- B3 CCC Caa Junk Bonds CC Ca niedrigste Qualität, große Gefahr des Zahlungsverzugs oder bereits in C C Zahlungsverzug Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 12 Marktzinsänderungsrisiko  Der Kurswert einer Anleihe hängt vom Angebot und der Nachfrage ab.  Nachfrage und Angebot hängen wiederum vom Verhältnis des Nominalzinssatzes zum Kapitalmarktzinsniveau ab.  Zum Zeitpunkt der Emission der Anleihe orientiert sich der Nominalzinssatz an dem aktuellen Kapitalmarktzinsniveau. Die Anleihe wird dann zu 100 % begeben.  Während der Laufzeit ändert sich jedoch der Kapitalmarktzins, während die Nominalverzinsung (z. B. 4 %) der begebenen Anleihe gleicht bleibt.  Steigt der Kapitalmarktzins während der Laufzeit auf z. B. 6 %, steigt die Nachfrage nach Anleihen, die jetzt mit 6 % verzinst werden und gleichzeitig steigt das Angebot von Anleihen, die nur mit 4 % verzinst werden.  Sinkt der Kapitalmarktzins während der Laufzeit auf z. B. 2 %, steigt die Nachfrage nach Anleihen, die mit 4 % verzinst werden und gleichzeitig sinkt das Angebot von Anleihen, die mit 4 % verzinst werden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 13 Marktzinsänderungsrisiko Beispiel: Ein Anleger hat eine Anleihe mit einem Nennwert i. H. v. 10.000 € (100 %) und einer Nominalverzinsung i. H. v. 4 % vor zwei Jahren erworben. Der Kapitalmarktzins beträgt heute z. B. 6 %. Bei Verkauf der Anleihe wird der Kurs unter pari (< 100 %) sein, z. B. 94 %. Der Anleger würde bei Verkauf der Anleihe lediglich 9.400 € bekommen. Sein Verlust wäre dann 600 €. Beispiel: Ein Anleger hat eine Anleihe mit einem Nennwert i. H. v. 10.000 € (100 %) und einer Nominalverzinsung i. H. v. 4 % vor zwei Jahren erworben. Der Kapitalmarktzins beträgt heute z. B. 2 %. Bei Verkauf der Anleihe wird der Kurs über pari (> 100 %) sein, z. B. 106 %. Der Anleger würde bei Verkauf der Anleihe 10.600 € bekommen. Sein Gewinn wäre dann 600 €. Es gibt einen negativen Zusammenhang zwischen Kurs der Anleihe und aktuellem Kapitalmarktzins Steigt der Kapitalmarktzins, sinken die „alten“ Anleihen im Wert. Sinkt der Kapitalmarktzins, steigen die „alten“ Anleihen im Wert. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 14 Marktzinsänderungsrisiko Die Sensitivität des Kurses einer Anleihe auf eine Veränderung des Kapitalmarktzinses hängt von der Restlaufzeit und der Höhe des Kupons ab. Die Sensitivität wird mit Hilfe der Duration gemessen. Die Duration misst die durchschnittliche Bindungsdauer des gebundenen Kapitals eines Finanztitels. Je länger die Restlaufzeit der Anleihe ist, umso länger ist die durchschnittliche Bindungsdauer des gebundenen Kapitals und damit umso höher die Duration. Je höher der Kupon ist, um so kürzer ist die durchschnittliche Bindungsdauer des gebundenen Kapitals und damit umso niedriger die Duration. Grund: Das in der Anleihe gebundene Kapital wird bei einem hohen Kupon schneller zurückgezahlt. Steigt der Kapitalmarktzins, fallen Anleihen mit einer langen Laufzeit stärker. Steigt der Kapitalmarktzins, fallen Anleihen mit einem hohen Kupon weniger. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 15 Duration Herleitung der Duration über ein Duplikationsportfolio Beispiel: Endfällige Kuponanleihe mit jährlicher Zinszahlung: Restlaufzeit: 3 Jahre Nominalwert: 100 EUR Kupon: 5% Marktzinssatz: 7 %, horizontale Zinsstrukturkurve Kurswert : 94,7514 EUR Rlz Duration Nominalwert Kurswert 1. Zero Bond 1 1 5 + 4,6729 2. Zero Bond 2 2 5 + 4,3672 3. Zero Bond 3 3 105 + 85,7113 P0 = 94,7514 T P0   Z t (1  r )  t t 1 Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 16 kommt unbedingt in der Klausur Duration Herleitung der Duration über ein Duplikationsportfolio Das Zero Bond-Portfolio muss die gleiche Duration haben wie die Kuponanleihe, da die Zahlungsströme identisch sind. 4,6729 * 1 4,3672 * 2 85,7113 * 3 DKA = DZB- = + + = 2,8553 Portfolio 94,7514 94,7514 94,7514 T t  Zt  t 1 (1  r ) t D  P0 Hinweis: Die Duration eines Portfolios ist eine Linearkombination zwischen den Durationswerten der einzelnen Zinstitel/Zahlungen des Portfolios gewichtet mit den relativen Portfolioanteilen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 17 hier nachfragen Duration Erfassung des Marktzinsrisikos eines Zinstitels mit Hilfe der Duration T t (1  r )  t P0  t 1 Z t (1  r ) Ableiten nach r:  t  ( 1  r )  t  1   t  (1  r ) T 1 t T  P0   (1  r )  t 1 t  Z t (1  r )  r Erweitern mit: P0  Z t 1 t (1  r )  t T  t  Z t (1  r )  t T 1  P0   t 1 T   Z t (1  r )  t   r (1  r ) t  t 1 Z t (1  r ) t 1 1  P0    D  P0   r (1  r ) Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 18 Duration Erfassung des Marktzinsrisikos eines Zinstitels mit Hilfe der Duration 1  P0    D  P0   r (1  r ) ∆P0 ist bezogen auf den Nominalwert (absolute Barwertänderung)  P0 1    D  r P0 (1  r ) Formeln find ich super ∆P0/P0 ist bezogen auf den ursprünglichen Barwert (relative Barwertänderung) Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 19 Duration Gegeben sind folgende Wertpapiere A, B und C mit jährlicher Zinszahlung. A B C Restlaufzeit 3 3 4 Kupon 5 7 5 Der Marktzinssatz beträgt 5 % p. a. Errechnen Sie jeweils die Duration und die Barwertänderung bei einer angenommenen Marktzinserhöhung um einen %punkt unter Zuhilfenahme der Duration  bezogen auf den Nominalbetrag (absolute Barwertänderung)  bezogen auf den ursprünglichen Barwert (relative Barwertänderung)  Wie hoch ist der jeweilige Barwert nach der Marktzinserhöhung tatsächlich?  Warum ist die Berechnung der Wirkung von Marktzinsänderungs-Risiken auf Basis der Durations-Methode nur approximativ richtig? Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 20 Wertpapier A Restlaufzeit 3 Kupon 5 Marktzins 5. absolute Barwertänderung = - 2,723 geschätzter Barwert = 100 – 2,723 = 97,277 < tatsächlicher Barwert = 97,327 absolute Barwertänderung = + 2,723 geschätzter Barwert = 100 + 2,723 =102,723 < tatsächlicher Barwert = 102,774 Kurswert Die Berechnung der Wirkung von Marktzinsänderungs-Risiken auf Basis der Durations-Methode ist nur approximativ richtig, 102,774 da die Duration einen linearen Zusammenhang zwischen 102,723 Zinssatz und Kurswert unterstellt, während der tatsächliche 100 Zusammenhang konvex ist. 97,327 97,277  Das Risiko einer Zinserhöhung wird mit Hilfe der Durations-Methode überschätzt.  Die Chance einer Zinssenkung wird mit 4 5 6 Zinssatz Hilfe der Durations-Methode unterschätzt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Rentenpapiere 21 Aktien Geldanlage (EK) Aktien- Teilhaberpapier Aktionär gesellschaft Dividende - gewinnabhängig weitere Beteiligungsrechte – unbegrenzte Laufzeit Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 22 Aktien Die Rechte des Aktionärs Dividendenrecht Anspruch auf den Anteil am Bilanzgewinn (nach Kapital) Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung, Abstimmung über Beschlüsse, Stimmrecht Auskunftsrecht, Anfechtungsbefugnis Bezugsrecht Anspruch auf Bezug von Aktien aus Kapitalerhöhungen (nach Kapital) Recht auf Bei Auflösung der Gesellschaft: Anspruch auf anteiligen Liquidationserlös (nach Liquidationserlös Kapital) Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 23 Aktien Bezugsrecht Eine AG erhöht ihr Grundkapital von 600 Mio. EUR auf 900 Mio. EUR. Der Börsenkurs der alten Aktie beträgt 309 EUR, der Bezugspreis der neuen Aktie ist auf 150 EUR festgesetzt. Ein Aktionär dieser Gesellschaft erhält damit auf 2 alte Aktien im Wert von 618 EUR eine neue Aktie unter Zuzahlung von 150 EUR Er hat damit 3 Aktien im Gesamtwert von 768 EUR Nach Durchführung der Kapitalerhöhung hat eine Aktie einen Wert von 256 EUR (= 768:3). Durch die Kapitalerhöhung verliert die Altaktie 53 EUR. Dieser Verlust ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts. Um eine neue Aktie zu erwerben, müsste ein Käufer 256 EUR aufwenden. 2 Bezugsrechte zu 53 EUR 106 EUR und den Bezugspreis von 150 EUR zusammen 256 EUR Der tatsächliche Preis des Bezugsrechts richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Eine Aktiengesellschaft erhöht ihr Grundkapital von x Mio. EUR auf y Mio. EUR. Der Börsenkurs der alten Aktie beträgt v EUR und der Bezugspreis der neuen Aktie beträgt w EUR. Wie ermittelt man mit diesen Parametern a) das Bezugsverhältnis und b) den rechnerischen Wert des Bezugsrechts? Die Pflichten des Aktionärs Der Aktionär hat die Einlage in Höhe des Nennwertes (Nennbetragsaktien) oder Leistung der Einlage eines anteiligen Betrages (Stückaktien) zu leisten. In der Regel hat der Aktionär noch ein Aufgeld zu leisten. Der Aktionär trägt das unternehmerische Risiko mit. Er haftet Gläubigern Verlustbeteiligung gegenüber aber nicht. Sein Risiko ist auf den Wertverlust seiner Beteiligung begrenzt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 25 Aktien nach der Beteiligung am Grundkapital  Der Aktionär ist mit dem Nennbetrag der Aktie am Grundkapital der AG beteiligt. Nennbetragsaktien  Die Summe der Nennbeträge aller ausgegebenen Aktien entspricht dem Grundkapital der AG.  Der Mindestnennbetrag je Aktie beträgt 1 EUR.  Der Aktionär ist zu einem Bruchteil am Grundkapital der AG beteiligt.  Die Stückaktien besitzen keinen Nennbetrag. Stückaktien  Die Gesamtanzahl der ausgegebenen Aktien ist in der Satzung angegeben.  Theoretischer Nennbetrag einer Aktie: Grundkapital / Anzahl der Aktien Aktien nach dem Umfang der Rechte Stammaktien  Sie verbriefen die gewöhnlichen, gesetzlichen und satzungsmäßigen Rechte.  Sie gewähren Vorrechte gegenüber den Stammaktien; es handelt sich dabei primär um Dividendenvorzüge (höher als bei Stammaktien).  Der Aktionär verzichtet dafür regemäßig auf das Stimmrecht in der Vorzugsaktien Hauptversammlung.  Ist die Vorzugsdividende mindestens 2 Jahre ausgefallen, lebt das Stimmrecht wieder auf. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 26 Aktien nach der Art der Übertragung  Sie lauten nicht auf einen bestimmten Namen. Inhaberaktien  Die Übertragung erfolgt durch Einigung und Umbuchung im Depot. Sie lauten auf den Namen einer bestimmten Person. Die Übertragung des Eigentums erfolgt durch  Einigung Namensaktien  Umbuchung im Depot  Übertragung durch Indossament  Umschreibung im Aktienregister Aktien nach dem Ausgabezeitpunkt Alte Aktien Sie sind vor einer Kapitalerhöhung im Umlauf. Junge Aktien Dies sind Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 27 Risiken bei Aktien Risiken bei Aktien Insolvenzrisiko 1 Dividendenrisiko 2 Kursänderungsrisiko 3 Psychologie der Marktteilnehmer 4 Risiko der Kursprognose 5 Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 28 Risiken bei Aktien Insolvenzrisiko 1  Der Aktionär ist kein Gläubiger, sondern Eigenkapitalgeber und Mitinhaber der Aktiengesellschaft. Im Insolvenzfall wird der Aktionär erst nach der Befriedigung der Gläubigeransprüche am Liquidationserlös beteiligt. Risiken bei Aktien Dividendenrisiko 2  Die Zahlung einer Dividende hängt maßgeblich vom erwirtschafteten Gewinn der Aktiengesellschaft ab. Dementsprechend kann die Dividende gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 29 Risiken bei Aktien Kursänderungsrisiko 3  Aktien weisen unvorhersehbare Schwankungen auf. Man unterscheidet dabei zwischen:  Allgemeinem Marktrisiko – auch systematisches Risiko genannt.  Unternehmensspezifischem Risiko – auch unsystematisches Risiko genannt. Allgemeines Marktrisiko – systematisches Risiko  Die Kursveränderung der Aktie resultiert aus einer allgemeinen Tendenz des Marktes und steht in keinem Zusammenhang zur wirtschaftlichen Situation des Unternehmens.  Der Markt beeinflusst die Kursänderung.  Der Beta-Faktor misst, wie stark eine Aktie auf eine allgemeine Veränderung des Marktes reagiert. Unternehmensspezifisches Risiko – unsystematisches Risiko  Kursveränderung der Aktie resultiert aus einer Veränderung der unternehmensspezifischen Situation.  Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens beeinflusst die Kursänderung. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 30 Risiken bei Aktien Kursänderungsrisiko 3 Systematische Risikofaktoren (Marktrisiko, nicht diversifizierbar) Faktoren, die alle Aktien beeinflussen und daher ihren Einfluss auch dann nicht einbüßen, wenn breite Portfolios gebildet werden, sind nicht diversifizierbar. Beispiele hierzu sind das Zinsniveau, Wechselkurse, Konjunkturverlauf, globale politische Ereignisse, Naturkatastrophen usw. Unsystematische Risikofaktoren (unternehmensspezifisch, diversifizierbar) Sie beeinflussen lediglich einen einzelnen Titel. Diese Einflussfaktoren lassen sich weitgehend eliminieren (diversifizieren), indem breite Portfolios gebildet werden. Beispiel: Brand in der Fabrikhalle, Fehlentscheidung Management, Rechtsstreitigkeiten Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 31 Risiken bei Aktien Psychologie der Marktteilnehmer 4  Allgemeine Markt-/Börsenstimmung  Meinungsführerschaft:  Aktienanalysten als opinion leader  Multiplikator- und Mitläufereffekte  Trendverstärkende Spekulationen  Markttechnik durch computergestützte Handelsaktivitäten  Globalisierung der Märkte  Gesellschaftsbezogene Maßnahmen Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 32 Risiken bei Aktien Risiko der Kursprognose 5 Fundamentalanalyse und Charttechnik versuchen die optimalen Zeitpunkte für Ein- und Ausstieg zu bestimmten. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 33 Aktienanalyse Die Aktienanalyse ist die systematische Untersuchung und Bewertung von Aktien. Man unterscheidet dabei zwischen:  Fundamentalanalyse und der  Chartanalyse. Fundamentalanalyse Diese Methode untersucht anhand der fundamentalen Daten die Ertragskraft eines Unternehmens und versucht auf dieser Basis die richtige Einzelaktie auszuwählen. Dabei werden Kennzahlen, aber auch qualitative Analysen wie gesamtwirtschaftliche Analysen und Branchenanalysen verwendet. Chartanalyse Diese Methode nimmt vergangene Kursdaten als Grundlage für die Prognose über die künftige Entwicklung einer Aktie und versucht einen geeigneten Kauf- oder Verkaufszeitpunkt zu bestimmen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 34 Fundamentalanalyse Untersuchungsbereiche Beispiele  Konjunktur und Wachstum  Inflation / Verbraucherpreise Gesamtwirtschaftliche Analyse  Beschäftigung  Zinsentwicklung  Außenhandel  Umsatzentwicklung  Kostenentwicklung Branchenanalyse  Gewinnentwicklung  Innovation  Bewertung der Aktien eines Unternehmens  Wichtige Kennzahlen der Fundamentalanalyse Einzelwirtschaftliche Analyse  Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)  Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)  Dividendenrendite  Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 35 Fundamentalanalyse aktueller Börsenkurs der Aktie KGV = erwarteter Gewinn pro Aktie aktueller Börsenkurs der Aktie KCV = erwarteter Cashflow pro Aktie Dividende Dividendenrendite = aktueller Wert der Aktie aktueller Börsenkurs der Aktie KBV = Buchwert je Aktie Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 36 Fundamentalanalyse 01 02 Aktiva in Mio. EUR in Mio. EUR Aufgabe Anlagevermögen 48 52 Berechnen Sie bitte für Umlaufvermögen 72 92 01 und 02 Summe 120 144  Dividendenrendite Passiva in Mio. EUR in Mio. EUR  Börsenwert des Unternehmens Gezeichnete Kapital 12 12  Substanzwert einer Aktie Rücklagen 24 32  Ergebnis je Aktie Fremdkapital 84 100 Summe 120 144  KGV Es gibt 2,4 Mio. Stammaktien.  KCV Zusätzliche Angaben  KBV - Kurswert einer Aktie 26,00 EUR 30,00 EUR - Dividende je Aktie 1,00 EUR 1,20 EUR - Jahresüberschuss 2,8 Mio. EUR 2,6 Mio. EUR - Abschreibungen 2,0 Mio. EUR 2,2 Mio. EUR - Zuführung zu Pensionsrückstellungen 1,0 Mio. EUR 0,5 Mio. EUR - Außerordentliche Aufwendungen 0,2 Mio. EUR 0,0 Mio. EUR Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 37 Chartanalyse Die technische Analyse betrachtet den Kursverlauf der einzelnen Aktien, um den geeigneten Kauf- oder Verkaufszeitpunkt für eine Aktie zu bestimmen. Die technische Aktienanalyse beruht auf drei Grundannahmen:  Alle kursrelevanten Faktoren sind in den Kursen bereits abgebildet.  Die Kurse verlaufen in Trends, solange bis ein Signal zur Trendwende vorliegt.  Es gibt in den Kursen Muster, die sich wiederholen. Zur Herleitung dieser Trends bedient sich die Chartanalyse wiederkehrender grafischer Formationen. Besondere Bedeutung haben dabei die Unterstützungs- und Widerstandslinien. Ein Durchbrechen dieser Linien signalisiert eine Trendwende. Die wichtigsten geometrischen Formationen bei der Chartanalyse sind:  Wimpel-Formation  Keil-Formation  Rechteck-Formation  Kopf-Schulter-Formation Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 38 Wimpel-Formation Keil-Formation Kurs Kurs Zeit Zeit Rechteck-Formation Kopf-Schulter-Formation Kurs Kurs Zeit Zeit Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 39 Der DAX - Deutscher Aktienindex  Der deutsche Leitindex wird seit dem 1. Juli 1988 von der Deutschen Börse AG berechnet. Er repräsentiert rund 75 % des gesamten Grundkapitals inländischer Börsen und etwa 85 % der in deutschen Beteiligungspapieren getätigten Börsenumsätze. (Zur Korrelation von Aktienkursen untereinander vgl. Baule, Bedke, 2008, FinanzBetrieb)  Die Werte im DAX werden entsprechend ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtet. Maßgeblich ist der Wert der frei handelbaren Aktien. Aktien von Großaktionären (> 5 %) und eigene Aktien der AG werden nicht berücksichtigt. Der DAX ist ein Performance-Index.  Performance-Index: Bei einem Performance-Index wird die Wertentwicklung eines Wertpapierkorbes einschließlich der wieder investierten Erträge gemessen.  Kursindex: Dies ist ein Index, der die reine Kursentwicklung eines bestimmten Portfolios von Wertpapieren wiedergibt. In Aktienkursindizes sind damit Dividendenzahlungen nicht enthalten. Diese Indizes bilden also auch die bei Dividendenzahlungen üblichen Kursabschläge ab. Für den 31. Dezember 1987 ist er auf 1.000 Indexpunkte normiert worden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 40 Aktienindizes der Deutschen Börse AG Der DAX bildet das Segment der Bluechips ab, die im Prime Standard zugelassen sind. Er enthält DAX die 40 größten und umsatzstärksten Unternehmen. Der MDAX besteht aus 50 Midcap-Werten, die hinsichtlich Größe und Umsatz auf die DAX Werte MDAX folgen. Auch für den MDAX können sich nur Werte qualifizieren, die im Prime Standard zugelassen sind. Der TecDAX beinhaltet die 30 größten und liquidesten Werte aus der Technologiebranche TecDAX unterhalb vom DAX. SDAX Der SDAX besteht aus 70 Unternehmen der klassischen Unternehmen unterhalb vom MDAX. Die 40 Werte vom DAX, die 50 Werte vom MDAX und die 30 Werte vom TecDAX bilden HDAX zusammen des Indexportfolio vom HDAX. Midcap Der Midcap Market Index setzt sich aus den Werten aus MDAX und TecDAX zusammen. Er Market beschreibt sektorenübergreifend die Entwicklung der mittelkapitalisierten Werte. Er dient Index vorrangig als Benchmark. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 41 Aktienindizes der Deutschen Börse AG Die X-Indizes X-DAX, X-MDAX, X-TecDAX werden von 08:00-09:00 Uhr und von 17:46-22:15 Uhr berechnet. Die X-Indizes dienen damit als Indikatoren der Marktentwicklung außerhalb der X-Indizes Xetra-Handelszeiten. Es sind relativ sichere Indikatoren, da diese die US-Märkte vollständig zeitlich abdecken. Der DAX ex Financials Index bildet unter Ausschluss des Supersektors FIRE das Segment der DAX ex Blue Chips ab, die im Prime Standard zugelassen sind. Er enthält die größten und umsatzstärksten Financials Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse. Alle Unternehmen, die dem Supersektor FIRE Index angehören, sind automatisch ausgeschlossen. Der Supersektor FIRE umfasst die Sektoren Banks, Financial Services und Insurance. Er misst die implizite Volatilität für den DAX für den Zeitraum der nächsten 30 Tage und wird in VDAX-New annualisierter Form notiert. Die Volatilität als eigene Asset-Klasse ist damit handelbar. Der VDAX- New gilt auch als Angstbarometer. Der DivDAX ist ein deutscher Dividendenindex und besteht aus den 15 DAX-Unternehmen mit DivDAX der höchsten Dividendenrendite. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 42 VDAX-NEW Mit Hilfe des VDAX-NEW kann die von den Marktteilnehmern erwartete Schwankungs- breite für die kommenden Tage ermittelt werden. Punkte DAX ± Punkte DAX * VDAX-NEW * (Tage/365)1/2 Bei einem Stand von z. B. 10.000 Punkten und einem aktuellen Tageswert des VDAX-NEW von z. B. 30 Prozentpunkten bedeutet das Folgendes: Die Marktteilnehmer erwarten in den kommenden 30 Kalendertagen eine Schwankungsbreite des Index von: 10.000 Punkte ± 10.000 * 30 % * (30 Tage/365 Tage) 1/2 = 10.000 Punkte ± 860 Punkte Das ergibt einen potenziellen Preiskorridor von 10.860 Punkten auf der Oberseite und 9.140 Punkten auf der Unterseite. Je weiter der VDAX-NEW ansteigt, desto größer wird entsprechend der erwartete Preiskorridor – und damit auch das von den Marktteilnehmern erwartete maximale Rückschlagpotenzial. 2 2 Hinweis:  ann  T *  ann  T * Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 43 VDAX-NEW Welche Schwankungsbreite erwarten die Marktteilnehmer bei folgenden fiktiven Ständen: a) DAX = 9.000 Punkten, VDAX-NEW = 25 Punkten b) DAX = 12.500 Punkten, VDAX-NEW = 25 Punkten c) DAX = 10.000 Punkten, VDAX-NEW = 45 Punkten Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 44 Internationale Aktienindizes Der Euro Stoxx 50 umfasst die 50 größten Aktien der Währungsunion (Blueschips des Euro Stoxx 50 Eurolandes). Der Dow Jones ist der Index der New York Stock Exchange (Wall Street). Er umfasst die 30 Dow Jones größten US-Unternehmen und besteht schon über 100 Jahre. Die NASDAQ 100 fasst die 100 amerikanischen und internationalen Nicht-Finanzunternehmen NASDAQ 100 mit der höchsten Marktkapitalisierung zusammen, die an der Technologiebörse Nasdaq Stock Exchange gelistet sind. Nikkei Der Nikkei ist der Index der Wertpapierbörse in Tokio – Japan. Er basiert auf 225 Aktien. Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 45 Einflussfaktoren auf die Kursentwicklung  Konjunkturentwicklung  Wirtschaftswachstum Gesamtwirtschaftliche  Entwicklung der Inflationsrate Faktoren  Entwicklung der Zinsen  Entwicklung der Devisenkurse  Steuerpolitik Wirtschaftspolitische  Entwicklung der Staatsverschuldung Faktoren  Außenwirtschaftliche Entwicklungen  Liquidität der Anleger Kapitalmarktfaktoren  Rendite alternativer Anlagen  Besteuerung der Anlagen Prof. Dr. N. Bedke, StB Aktien 46 Zertifikate  Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen.  Der Inhaber eines Zertifikates hat keine Rechte wie ein Aktionär, sondern das Recht auf Rückzahlung eines Geldbetrages oder der Lieferung eines vorher festgelegten Basiswerts.  Die Höhe und die Art der Rückzahlung hängen von einem oder mehreren Parametern (z. B. dem Wert des Basiswertes an einem ganz bestimmten Stichtag) ab.  Der Inhaber eines Zertifikates ist Gläubiger des Zertifikatemittenten. Kriterien von Zertifikaten mit Kapitalschutz ohne Kapitalschutz aktives Management passives Management in Euro in Fremdwährung mit fester Laufzeit ohne feste Laufzeit mit Ausschüttung während der Laufzeit ohne Ausschüttung während der Laufzeit mit Kündigungsrecht des Emittenten ohne Kündigungsrecht stücknotiert nominalnotiert (in %) Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 47 Preisbestimmende Faktoren von Zertifikaten Der Kurs eines Zertifikates hängt primär von der Entwicklung des Basiswertes und von der gewählten Struktur ab. Weitere kursbeeinflussende Faktoren sind u. a.:  Währung  Volatilität  Dividende  Zinsentwicklung Der Preis eines Zertifikates wird weiterhin beeinflusst durch:  rechnerischen Wert (Duplizierung des Zahlungsstromes)  Geld-Brief-Spanne  Ausgabeaufschlag  Verwaltungs-, Transaktions- oder vergleichbare Entgelte  Innenprovision Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 48 Klassifizierung von Zertifikaten anhand der Zusammensetzung des anhand des Basiswertes Basiswertes Zertifikate auf Aktien Indexzertifikate Zertifikate auf Anleihen Basketzertifikate Zertifikate auf Rohstoffe Zertifikate auf Währungen Zertifikate auf Fonds Zertifikate auf Immobilien Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 49 Zertifikate Klassifizierung von Zertifikaten anhand ihrer Struktur Lineare Zertifikate:  Lineare Zertifikate verbriefen ein Recht auf Zahlung eines Geldbetrages, dessen Höhe vom Wert des zu Grunde liegenden Basiswertes am Fälligkeitstag, im Falle von Zertifikaten ohne Laufzeitbegrenzung an einem Kündigungstag abhängt.  Der Kurs eines linearen Zertifikates verläuft grundsätzlich parallel zu dem Kurs des Basiswertes.  Der Anleger hat mit Hilfe eines solches Zertifikates die Möglichkeit, an der Entwicklung des Basiswertes zu partizipieren, ohne den Basiswert direkt kaufen zu müssen. Häufig kann der Basiswert auch gar nicht direkt gekauft werden (DAX-Zertifikat). Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 50 Zertifikate Klassifizierung von Zertifikaten anhand ihrer Struktur Discountzertifikate:  Discountzertifikate haben eine feste Laufzeit.  Die Höhe der Rückzahlung hängt vom Preis des Basiswertes an einem bestimmten Stichtag ab (z. B. Aktie oder Index).  Der Anleger bekommt am Stichtag/Fälligkeitstag entweder einen festen Geldbetrag oder die Lieferung des Basiswerts.  Der Kaufpreis eines Discountzertifikates liegt unterhalb des aktuellen Preises des Basiswertes (deswegen auch Discountzertifikat).  Die Gewinnmöglichkeit ist begrenzt, da der Rückzahlungsbetrag einen im Voraus festgelegten Maximalbetrag (Cap) nicht überschreiten kann. Es ergeben sich zur Fälligkeit zwei mögliche Fälle:  Der Basiswert notiert unter dem Cap: Der Käufer erhält den Kurswert.  Der Basiswert notiert auf oder über dem Cap: Der Käufer erhält den Cap. Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 51 Klassifizierung von Zertifikaten anhand ihrer Struktur Discountzertifikate: Restlaufzeit: 1 Jahr Basiswert: Hugo Ernst AG Maximalbetrag (Cap): 13 Euro Beispiel Aktueller Kurs Zertifikat: Aktueller Kurs der Aktie: 12 Euro 14,50 Euro  Notiert die Aktie am Stichtag nach einem Jahr oberhalb des Cap von 13 Euro, so erhalten die Anleger nach einem Jahr für jedes gekaufte Zertifikat den Maximalbetrag von 13 Euro ausbezahlt. In diesem Beispiel genügt also bereits eine Seitwärtsbewegung der Aktie, um die Maximalrendite von 8,3 Prozent zu erzielen.  Fällt die Aktie unter den Cap, beispielsweise um knapp 14 Prozent auf 12,50 Euro, so erhalten die Anleger für jedes Zertifikat eine Hugo Ernst Aktie in ihr Depot geliefert. Damit hätten sie jedoch immer noch einen kleinen Gewinn von gut 4 Prozent erzielt, da sie das Zertifikat ja ursprünglich für 12 Euro erworben haben.  Nur wenn die Aktie um mehr als 17 Prozent fällt und am Stichtag unter 12 Euro notieren würde, würden die Anleger einen Verlust erleiden – sofern sie die Aktie dann zu diesem niedrigen Kurs verkaufen. Der Verlust wird aber – verglichen mit einem Direktinvestment in die Aktie - stets um den ursprünglichen Rabatt geringer sein. Fällt die Aktie etwa auf 11 Euro, so beträgt der Verlust mit dem Discount-Zertifikat 8,3 Prozent. Mit der Aktie wären es 24,1 Prozent gewesen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 52 Klassifizierung von Zertifikaten anhand ihrer Struktur Discountzertifikate: Restlaufzeit: 1 Jahr. Basiswert: DAX Bezugsverhältnis: 0,01 Beispiel Maximalbetrag (Cap): 70 Euro (bzw. 7.000 Punkte) Aktueller Kurs Zertifikat: 67,00 Euro Aktueller Kurs des DAXs: 13.400 Punkte  Notiert der DAX nach einem Jahr auf oder oberhalb von 7.000 Punkten, so erhalten die Anleger 70 Euro und erzielen einen Ertrag von 4,5 Prozent.  Ansonsten erhalten die Anleger ein Hundertstel des dann gültigen Indexstandes ausbezahlt.  Der DAX könnte also um 6.400 Punkte oder knapp 48 Prozent fallen, ohne dass die Rendite darunter leidet.  Einen Verlust erleiden die Anleger erst, wenn der DAX um mehr als 50 Prozent auf unter 6.700 Punkte fällt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Zertifikate 53 Investmentfonds Arten von Investmentfonds Offene Geschlossene Publikumsfonds Spezialfonds Publikumsfonds Investmentfonds nach Asset-Klassen Aktien Rentenfonds Geldmarktfonds Immobilienfonds Gemischte Fonds Rohstofffonds Dachfonds Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 54 Investmentfonds Benchmark Eine Benchmark ist ein wichtiger Vergleichs- oder Referenzkurs, der als Vergleichsmaßstab für andere Investments herangezogen werden kann. Beispiel: Performance eines Fonds im Vergleich zum DAX. Aktives Management Fondsmanager versucht durch aktives Management die Benchmark zu schlagen, um alpha zu generieren. Als „standardisierte“ Benchmark verwendet man dann Kapitalmarktindizes. Alpha Kennzahl, die beschreibt, um wie viel der jährliche Ertrag eines Fonds über dem Ertrag des jeweiligen Referenzindex liegt. Je höher das Alpha, um so besser hat sich der Fonds im Verhältnis zum Markt entwickelt. Tracking Error Kennzahl, die die Standardabweichung der Renditedifferenzen zwischen Index (Benchmark) und Portfolio erfasst. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 55 wann lohnt sich aktie oder leihe in usa dollart zu kaufen ? Investmentfonds Ausgabeaufschlag Gebühr beim Kauf eines Fondsanteils Rücknahmepreis Auch Fondspreis genannt. Der Rücknahmepreis ist der Preis, zu dem ein Fondsanteil von der Fondsgesellschaft zurückgenommen wird. Spread, Geld- und Briefkurs Da Fonds wie normale Wertpapiere an der Börse gehandelt werden, gibt es auch einen sogenannten Spread, der die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs angibt. Bei sehr liquiden Fonds kann diese nur wenige Basispunkte betragen. Total Expense Ratio Die Total Expense Ratio (auch TER oder Gesamtkostenquote) besteht aus allen Gebühren, mit denen im Laufe des Geschäftsjahres ein Investmentfonds belastet wird. Die TER ist der Quotient zwischen Kosten und durchschnittlichem Fondsvermögen. Die TER enthält neben Management- und Verwaltungsgebühren auch Kosten für Werbung, Wirtschaftsprüfer und weitere Dienstleister, aber keine Transaktionskosten. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 56 Investmentfonds Ertragsverwendung Ausschüttungsfonds: Die Anleger erhalten in der Regel jährlich eine Ausschüttung. Thesaurierende Fonds: Der Fonds schüttet die Erträge nicht an die Anleger aus, sondern verwendet diese zum Erwerb weiterer Vermögenswerte. Zeitlicher Anlagehorizont Investmentfonds können ohne eine Begrenzung der Laufzeit oder als Fonds mit fester Laufzeit aufgelegt werden. Garantiefonds Investmentfonds können mit einer Garantie aufgelegt werden. Die Garantie kann sich auf die Ausschüttung, die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals oder auch die Wertentwicklung beziehen. Währung Die Investmentanteile können in Euro oder Fremdwährung gehandelt werden. Die vom Investmentfonds gehaltenen Vermögensgegenstände können dagegen auf ganz unterschiedliche Währungen lauten. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 57 das ist nicht zum lernen Investmentfonds Rückgabebedingungen von offenen Immobilienfonds Anleger müssen offene Immobilienfonds mindestens 24 Monate halten (Mindesthaltefrist). Rückgaben sind mit einer Frist von 12 Monaten anzukündigen (Kündigungsfrist). Die Rückgabeerklärung ist unwiderruflich; ab Rückgabeerklärung können damit die Anteile weder veräußert noch auf ein anderes Depot übertragen werden. Anleger, die ihre Fondsanteile vor dem 22. Juli 2013 erworben haben, können je Fonds Anteile von bis zu 30.000 € pro Kalenderjahr ohne Einhaltung der gesetzlichen Mindesthalte- und Kündigungsfrist zurückgeben. Anleger, die ihre Anteile vor dem 1. Januar 2013 erworben haben, müssen keine Mindest- und Kündigungsfrist einhalten. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 58 was spricht gegen Hedgefonds Der Begriff Hedgefonds geht zurück auf Anlagestrategien, bei denen die Absicherung gegen negative Marktentwicklung im Mittelpunkt steht. Darüber hinaus gibt es noch weitere Hedgefondsstrategien: Relative Value Nutzung von Preisdifferenzen zwischen verwandten Wertpapieren (z. B. Fixed Income Arbitrage) Event Driven Strategie, die auf den Eintritt/Ankündigung bestimmter Ereignisse abzielt und dabei entstehende Preisdifferenzen ausnutzt (vor allem bei Unternehmenstransaktionen wie Fusionen, Übernahmen etc.) Global Macro Analyse makroökonomischer Trends; Ausnutzung von Auf- und Abwärtsbewegungen auf verschiedenen Märkten Equity Hedge Gleichzeitiger Kauf einer unterbewerteten Aktie sowie Verkauf einer überbewerteten Aktie des gleichen Sektors unter Einsatz passender Anlageinstrumente Managed Futures Handel von Futures und Derivaten Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 59 nur gucken ,nicht wichtig Investmentfonds Kapitalverwaltungsgesellschaft Die Kapitalverwaltungsgesellschaft legt die ihr anvertrauten Gelder nach Maßgabe der festgelegten Anlagestrategie in einen Investmentfonds an. Publizität/Rechenschaftslegung Die Kapitalverwaltungsgesellschaft veröffentlicht folgende Unterlagen:  Wesentliche Anlegerinformationen  Verkaufsprospekt  Jahresberichte  Halbjahresberichte Trennung von eigenem Vermögen und Sondervermögen Die Anleger werden keine Mitgesellschafter der Kapitalverwaltungsgesellschaft, sondern das Kapital wird einem Sondervermögen (Investmentfonds) zugeführt, das von der Kapitalverwaltungsgesellschaft verwaltet wird. Kapitalverwahrstelle Die Kapitalverwaltungsgesellschaft muss die Verwahrstelle mit der Verwahrung der Vermögensgegenstände beauftragen. Die Verwahrstelle ermittelt die Anteilspreise und überwacht die Einhaltung der Anlagegrenzen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 60 Investmentfonds - ETFs Handelbarkeit Indexnachbildung Indexinhalt Indexart börsengehandelt Physische Aktien Kursindex (ETFs) Replikation Renten Performanceindex nicht  vollständige börsengehandelt  approximative Immobilien Synthetische Rohstoffe Indexierung Währungen Smart Beta Länder Strategie Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 61 Investmentfonds - ETFs Synthetische Replikation Wertentwicklung Geld ETF des Wertpapierkorbs auf einen Index Swap Kontrahent Anleger (z. B. Kreditinstitut) Fondsbestand/ Anteile Wertpapierkorb Wertentwicklung des Index Swaps Swaps sind Derivate, bei denen Zahlungsströme getauscht werden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 62 lieblingsaufgabe von herrn bedke Investmentfonds Cost Average Bei regelmäßigen Einzahlungen und gleichbleibenden Beträgen in einen Fonds, dessen Kurse tendenziell schwanken, bekommt man bei höheren Kursen weniger, bei niedrigen Kursen dagegen mehr Anteile, wodurch man - über einen längeren Zeitraum betrachtet - zu einem günstigeren "Durchschnittskurs" einkauft. Beispiel: Also beträgt der Durchschnittskurs von Max 85,71 EUR/Anteil und der von Heiner 116,67 Kurs der Aktie EUR/Anteil. am 01.01.2022 100 EUR am 01.02.2022 50 EUR am 01.03.2022 200 EUR Max kauft Anteile für jeweils 100 EUR; Heiner kauft jeweils 1 Anteil. Wie hoch ist der Durchschnittskurs von Max und Heiner? Prof. Dr. N. Bedke, StB Investmentfonds 63 Geschlossene Fonds Was sind geschlossene Fonds / unternehmerische Beteiligungen?  Die Bündelung von Eigenkapital ermöglicht eine Beteiligung an großen und attraktiven Investitionsvorhaben, an denen sich einzelne Anleger nicht beteiligen können (Höhe des Investitionsvolumens, fehlender Marktzugang).  Die Beteiligung an einer Fondsgesellschaft beinhaltet eine professionelle Konzeption, Verwaltung und Betreuung durch den Initiator.  Investitionen in unternehmerische Beteiligungen sind mittel- bis langfristige Anlagen.  Der Investor ist Unternehmensbeteiligter / Gesellschafter. Kommanditisten Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 64 Geschlossene Fonds Beispiele für klassische Beteiligungsprojekte Immobilien Immobilien im Inland Projektfinanzierung im Ausland Flugzeuge Private Equity Wald erneuerbare Schiffe Infrastruktur Energien Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 65 Geschlossene Fonds Unternehmerische Beteiligungen nach wirtschaftlichem Verlauf Immobilien Schiffe, Flugzeuge Private Equity Charakteristika: Charakteristika: Charakteristika: Einmaleinzahlung Einmaleinzahlung Einmaleinzahlung stabile, relativ konstante stabile, ansteigende laufende über mehrere Perioden Ausschüttungen Ausschüttungen unregelmäßige, ggf. nicht hohe Endausschüttung moderate Endausschüttung prognostizierbare z. B. durch Verkauf z. B. durch Verkauf Ausschüttungen Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 66 Geschlossene Fonds  Häufig gibt es eine Mindestbeteiligung.  Geschlossene Fonds sind i. d. R. als Personengesellschaft konzipiert (vor allem KG, GmbH & Co. KG).  Fondsanleger nehmen meistens im Rahmen einer KG-Gestaltung die Stellung eines Kommanditisten ein und stehen nur in Höhe ihrer Kapitaleinlage für Verluste gerade (Teilhafter). Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 67 Chancen für den Anleger  relativ geringer Verwaltungsaufwand für den Anleger  Die Fondsgeschäftsführung übernimmt alle Aktivitäten.  Der Anleger erhält die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz in Projekte zu investieren, die er allein nicht finanzieren bzw. verwalten könnte.  Sachwerte dienen dem Inflationsschutz.  Diversifikation zu anderen Kapitalanlagen  Für viele Anleger spielt der ökologische bzw. nachhaltige Gedanke eine wichtige Rolle (Solaranlagen, Windkraft, Biogas). Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 68 Risiken für den Anleger. Risiken von geschlossenen Fonds Risiken in der Investitionsphase Risiken in der Betriebsphase Risiken in der Veräußerungsphase Steuerliche Risiken Sonstige Risiken Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 69 Investitionsrechnung Mittelverwendung Mittelherkunft Anschaffungs- und Herstellungskosten Eigenkapital durch Anleger (= Kommanditkapital) Nebenkosten (nicht substanzbildend) Weiteres Eigenkapital Finanzierungskosten (Komplementärkapital) Fondskonzeption Verkaufsprospektherausgabe anfängliche Geschäftsbesorgung Agio Fremdkapitalvermittlung (Gebühr, die der Anleger bei Erwerb von Eigenkapitalvermittlung Fondsanteilen zahlen muss; i. d. R. 5%) Einzahlungsgarantie Liquiditätsreserve Fremdkapital durch Banken Gesamtinvestition Gesamtfinanzierung Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 70 Beispielhafte Liquiditäts- und Ergebnisprognose Liquiditätsergebnis 2017 …. 2032 1 Mieteinnahmen 2 Zinseinnahmen 3 Veräußerung des Anlageobjektes Summe Einnahmen 4 Tilgung 5 Zinsausgaben 6 Sonstige Kosten 7 Verwaltungskosten 8 Verwertungskosten Summe Ausgaben 9 Liquiditätsergebnis der Fondsgesellschaft 10 Auszahlung der Fondsgesellschaft 11 Veränderung der Liquiditätsreserve Steuerliches Ergebnis Stand der Liquiditätsreserve 2017 …. 2032 12 Summe steuerpflichtiger Einnahmen 13 Abschreibungen 14 Summe sonstiger Werbungskosten Steuerliches Ergebnis 15 Verlustvortrag nach § 15b EStG 16 Steuerliches Ergebnis nach Verrechnung gem. § 15b EStG Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 71 Prognoserechnung  Die Prognoserechnung basiert auf Erwartungswerten, unter anderem hinsichtlich der Entwicklung  der Marktmiete  der Anschlussfinanzierung  der laufenden Kosten  des Verkaufserlöses.  Sensitivitätsanalysen werden verwendet, um darzustellen, wie das Ergebnis der Beteiligung bei veränderten Annahmen der Parameter beeinflusst wird.  Bei der Liquiditätsbetrachtung handelt es sich um ein rein statistisches Verfahren, bei dem die Zeitpunkte der Liquiditätszu- und abflüsse nicht berücksichtigt werden.  Deswegen wird für die Sensitivitätsanalyse häufig die IRR-Methode („Internal Rate of Return“) verwendet. Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 72 Prognoserechnung  Die IRR-Methode ist ein Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung und berechnet die Verzinsung des jeweils in der Beteiligung kalkulatorisch gebundenen Kapitals.  Die Sensitivitätsanalyse zeigt z. B. wie eine Änderung  des Verkaufserlöses  der Miete  der laufenden Kosten  des Zinssatzes der Anschlussfinanzierung sich auf die interne Verzinsung des in der Beteiligung kalkulatorisch gebundenen Kapitals auswirkt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Geschlossene Fonds 73 Immobilien Historische Gründe für die besondere Bedeutung der Asset Klasse Immobilien für die Deutschen  Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg  1923 Währungsreform, Abschaffung des Papiergelds und Einführung der Goldmark  1929 Börsencrash (Schwarzer Freitag), Dow Jones stürzte um 80 % ab  1948 Währungsreform, Ablösung der Reichsmark durch die D-Mark  Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine große Wohnungsnot in Deutschland.  ab 1950 sozialer Wohnungsbau  Ölkrisen in den siebziger Jahren; Preisanstieg  2001 Terroranschläge (davor betrug der Aktienbesitz der deutschen Haushalte 439 Mrd. €, er sank im Jahr 2001 auf 349 Mrd. € und im Jahr 2002 auf 190 Mrd. €.)  2008/2009 größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929 Vermögensanlage in Immobilien ist in Deutschland zum einen ein Instrument der Wertschöpfung und zum anderen als eigene Altersvorsorge äußerst beliebt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 74 Immobilien Investmentalternativen für Immobilien Investition über den Kapitalmarkt Investition über den Immobilienmarkt indirekte(r) Beteiligung/Kauf direkte(r) Beteiligung/Kauf  Geschlossene Immobilienfonds  Einfamilienhaus  Offene Immobilienfonds  Eigentumswohnung  Anteile an Immobilien AGs  Mehrfamilienhaus  Real Estate Investment Trust  Wohn- und Geschäftshäuser  Gewerbeimmobilien Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 75 Direktinvestition in Immobilien Gründe für eine Direktinvestition auf dem Immobilienmarkt  Anhaltender Trend zu Singlehaushalten  Ansprüche an Wohnungsgröße steigt  Portfoliodiversifizierung und Risikostreuung des Vermögens  Geringere Volatilität Welches sind die relevanten Faktoren, die die künftige Vermietbarkeit und den Wert der Immobilie bestimmen? Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 76 Immobilienbewertung Kriterien zur Bewertung von Immobilien makroökonomisches Umfeld 1 Bausubstanz des Objektes 2 Mikrostandort des Objektes 3 Qualität des Objekt-Cash-flows 4 Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 77 Immobilienbewertung Makroökonomisches Umfeld 1  zunehmende Konkurrenz der deutschen Städte zu ihrem Umland  unterschiedliche Bevölkerungszuwächse in den einzelnen Städten, Regionen und Bundesländern  Dominanz von Standorten, die durch Arbeit, Lebensqualität, Kultur- und Freizeitangebot potenzielle Arbeitnehmer anlocken.  Anpassung des Immobilienmarktes an die regionale wirtschaftliche Entwicklung  Immobilienmärkte werden sich in den verschiedenen Regionen unterschiedlich entwickeln. Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 78 Immobilienbewertung Bausubstanz des Objektes 2  Ausstattung der Objekte muss sich an der Nachfrageseite orientieren.  Aufgrund der demographischen Entwicklung wird es zunehmend ältere Menschen auf der Nachfrageseite geben.  Die Zahl der Haushalte mit über drei Personen wird abnehmen; Zweipersonenhaushalte werden tendenziell zunehmen.  Der Wohnflächenverbrauch pro Einwohner nimmt zu.  Der Anspruch der Mieter an Ausstattung hängt direkt mit dem Standort des Objektes zusammen.  Neubauten sollten auf jeden Fall Balkone, Parkplätze und einen Kellerverschlag haben; ab vier Stockwerken ist ein Fahrstuhl auch unabdingbar.  Bestandsobjekte sollten doppelt verglaste Fenster, eine Zentralheizung, geflieste Bäder und Küchen mit Fenstern sowie eine zentrale Warmwasseraufbereitung haben. Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 79 Immobilienbewertung Mikrostandort des Objektes 3 Unterschiedliche Stadtteile haben auch ein unterschiedliches Mieterklientel. Das Objekt sollte in den Mikrostandort passen und das richtige Klientel ansprechen.  Infrastruktur der Stadtteile bekommt eine zentrale Bedeutung  Geschäfte des täglichen Lebens  Grünflächen  Anbindung an öffentliche Nahverkehrsmittel  Ärzte  Lage der Wohnung  zur Straße / zum Garten  Himmelsrichtung der Wohnung, insbesondere des Balkons  Stockwerk Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 80 Immobilienbewertung Qualität des Objekt-Cash-flows 4  Immobilieninvestments sind in der Regel langfristige Investitionen.  Dem Cash-flow kommt deswegen eine ganz besondere Bedeutung zu; auch unter Veräußerungsgesichtspunkten.  Wichtig: Gegenüberstellung aller Ein- (Mieterlöse und Nebenkosten) und aller Auszahlungen (Verwaltungskosten, Betriebskosten, Instandhaltungskosten, ggf. Erbbauzins)  Wichtige Kriterien für die Qualität des Cash-flows sind eine Reihe von Faktoren wie z. B.  Sind die Kosten und Leistungen der Verwaltung marktgerecht?  Sind die Betriebskosten marktgerecht?  Wie ist das Verhältnis zwischen umlagefähigen und nicht umlagefähigen Bewirtschaftungskosten?  Wie hoch ist die Mieterfluktuation?  Wie hoch sind die Mieterträge?  Wie sind die Mieten im Verhältnis zum Mietspiegel? Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 81 Immobilienbewertung Qualität des Objekt-Cash-flows 4 Immobilieninvestments sind in der Regel langfristige Investitionen.  Wie ist das Steigerungspotenzial der Mieten?  Ist eine Wertsteigerung des Objektes erkennbar?  Gewährleistet das Objekt/Quartier eine bedarfsgerechte und langfristige Vermietbarkeit?  Cash-flow gibt Orientierung bei der Kaufpreisfindung: Verwendung von Methoden aus der Investitionsrechnung:  Kapitalwertmethode  interne Zinsfußmethode Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 82 Immobilienbewertung Zusammenfassung  Kriterien helfen, Immobilien miteinander zu vergleichen und Kaufentscheidungen zu objektivieren.  In der Praxis gibt es das ideale Anlageobjekt nicht.  Evaluierung der Stärken und Schwächen unter Berücksichtigung der Angebots- und Nachfragesituation.  Erkennen und Ausnutzen von Opportunitäten Prof. Dr. N. Bedke, StB Immobilien 83 Besteuerung von Kapitalerträgen Einkünfte aus Kapitalvermögen  Besteuert werden die laufenden Einkünfte aus Kapitalvermögen, § 20 Abs. 1 EStG sowie  Wertzuwächse im Rahmen der Veräußerung von Kapitalanlagen, § 20 Abs. 2 EStG. Beispiele für laufende Einkünfte, § 20 Abs. 1 EStG  Dividenden, verdeckte Gewinnausschüttungen, § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG  Zinsen, § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG Beispiele für Wertzuwächse, § 20 Abs. 2 EStG  Gewinne aus der Veräußerung von Aktien, § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG  Gewinne aus der Veräußerung von Anleihen, § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 EStG Prof. Dr. N. Bedke, StB Besteuerung von Kapitalerträgen 84 Abgeltungsteuer Steuersatz, § 32d Abs. 1 EStG  Der Steuersatz beträgt 25 %, § 32d Abs. 1 Satz 1 EStG.  Ist der Steuerpflichtige kirchensteuerpflichtig, beträgt der Steuersatz nicht 25 %, § 32d Abs. 1 Satz 3 EStG.  Grundsätzlich ist die Kirchensteuer als unbeschränkt abzugsfähige Sonderausgabe zu berücksichtigen, § 10 Abs. 1 Nr. 4 EStG.  Um eine Veranlagung zu vermeiden, sieht § 32d Abs. 1 Satz 3 EStG für den Fall der Kirchensteuerpflicht die Berücksichtigung der Kirchensteuer im Rahmen folgender Berechnungsformel vor: (e/4+k), § 32d Abs. 1 Satz 4 EStG  Dabei sind e die nach § 20 EStG ermittelten Einkünfte und k der Kirchensteuersatz, § 32d Abs. 1 Satz 5 EStG. Beispiel: Der Steuerpflichtige bekommt eine Dividende i. H. v. 10.000 € (nach Abzug des Sparerpauschbetrags). Dieser ist Mitglied der evangelischen Kirche in Baden-Württemberg (Kirchensteuersatz: 8 %). Lösung: 10.000 € / (4+0,08) = 2.451 €. Die Kirchensteuer beträgt (2.451 € * 8 %) = 196 €. Die Kirchensteuer mindert die Abgeltungsteuer um (2.500 € - 2.451 €) = 49 €. Die Abgeltungsteuer beträgt bei einem Kirchensteuersatz von 8 % tatsächlich 24,51 %. Prof. Dr. N. Bedke, StB Besteuerung von Kapitalerträgen 85 Werbungskosten Werbungskosten, § 20 Abs. 9 EStG  Ein Abzug der tatsächlichen WK ist nicht möglich, § 20 Abs. 9 Satz 1 HS. 2 EStG.  Dafür gibt es eine WK-Pauschale i. H. v. 801 €, § 20 Abs. 9 Satz 1 HS. 1 EStG.  Bei Zusammenveranlagung beträgt der Pauschbetrag 1.602 €, § 20 Abs. 9 Satz 2 EStG.  Nutzt ein Ehegatte den Pauschbetrag nicht voll aus, ist der überschießende Teil des nicht ausgenutzten Pauschbetrags beim anderen Ehegatten anzusetzen, § 20 Abs. 9 Satz 3 EStG.  Der Ansatz des Pauschbetrags kann nicht zu negativen Einkünften aus Kapitalvermögen führen, § 20 Abs. 9 Satz 4 EStG. Prof. Dr. N. Bedke, StB Besteuerung von Kapitalerträgen 86 Günstigerprüfung Günstigerprüfung, § 32d Abs. 6 EStG  Auf Antrag des Steuerpflichtigen werden nach § 32d Abs. 6 EStG die nach § 20 EStG ermittelten Kapitaleinkünfte den Einkünften i. S. d. § 2 EStG hinzugerechnet und der tariflichen Einkommensteuer (§ 32a EStG) unterworfen, wenn dies zu einer niedrigeren Einkommensteuer führt (Günstigerprüfung).  Die Günstigerprüfung kommt für Steuerpflichtige in Betracht, deren persönlicher Grenzsteuersatz kleiner oder gleich ist als 25 %.  Ein Abzug der tatsächlichen Werbungskosten darf trotzdem nicht vorgenommen werden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Besteuerung von Kapitalerträgen 87 Günstigerprüfung Günstigerprüfung gemäß § 32d Abs. 6 EStG VZ 2022 Beispiel 1 Beispiel 2 zvE aus § 19 EStG 45.000 € 15.000 € zu entrichtende ESt 10.014 € 955 € Kapitalerträge brutto 1.000 € 1.000 € Abgeltungsteuer 25 % 25 % zu entrichtende KESt 250 € 250 € Steuerbelastung absolut 10.264 € 1.205 € Günstigerprüfung zvE 46.000 € 16.000 € zu entrichtende ESt 10.379 € 1.198 € Antrag auf Günstigerprüfung sinnvoll Nein ja Prof. Dr. N. Bedke, StB Besteuerung von Kapitalerträgen 88 Riester-Rente  Zu den begünstigten Personen zählen, § 10a Abs. 1 EStG:  Pflichtversicherte in der GRV  Bezieher von Lohnersatzleistungen  Wehr- und Zivildienstleistende  Mütter oder Väter im Erziehungsurlaub  Geringfügig Beschäftigte, die freiwillig Rentenversicherungsbeiträge zahlen  Beamte, Arbeiter und Angestellte des öffentlichen Dienstes  Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 89 Riester-Rente Zulageberechtigte, § 79 EStG Bei Ehegatten, die die Voraussetzungen des § 26 Abs. 1 EStG erfüllen, gibt es folgende Unterscheidung: 1. Gehören beide Ehegatten zum Personenkreis des § 10a Abs. 1 EStG, ist jeder Ehegatte unmittelbar zulageberechtigt, § 79 Abs.1 Satz 1 EStG. 2. Gehört nur ein Ehegatte zum Personenkreis des § 10a Abs. 1 EStG, ist nur dieser Ehegatte unmittelbar zulageberechtigt. Der andere Ehegatte ist mittelbar zulageberechtigt, § 79 Abs. 1 Satz 2 EStG. In beiden Fällen müssen beide Ehegatten einen eigenen Vertrag abgeschlossen haben. Aber: Eigene Altersvorsorgebeiträge (Ausnahme Sockelbeitrag dazu später mehr) müssen nur von dem unmittelbar zulageberechtigten Ehegatten erbracht werden. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 90 Riester-Rente Als Anreiz für den Abschluss einer Riester-Rente übernimmt der Staat einen Teil der Beiträge durch Zahlung einer sogenannten Altersvorsorgezulage oder durch Anerkennung der Beiträge als zusätzliche Sonderausgaben im Rahmen der Einkommensteuer (Günstigerprüfung). Altersvorsorgezulage Grundzulage, Kinderzulage, Veranlagungszeitraum § 84 EStG § 85 EStG bis 2017 154 EUR 185 EUR ab 2018 175 EUR Kinderzulage für nach dem 31. Dezember 2007 300 EUR geborene Kinder Außerdem: Einmaligen Bonus i. H. v. 200 EUR für Berufseinsteiger, die zu Beginn des Beitragsjahres das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Zulage wird nicht an den Anleger, sondern direkt an den Anbieter des Altersvorsorgevertrags zu Gunsten des Anlegers gezahlt. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 91 Zulagen Grundzulage, § 84 EStG  Jeder Zulageberechtigte erhält eine Grundzulage; diese beträgt ab 2018 jährlich 175 EUR [bis 2017: 154 EUR].  Für unmittelbar Zulageberechtigte, die zu Beginn des Beitragsjahres das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, erhöht sich die Grundzulage um einmalig 200 EUR. Die Erhöhung ist für das erste nach dem 31. Dezember 2007 beginnende Beitragsjahr zu gewähren, für das eine Altersvorsorgezulage beantragt wird. Kindergeldzulage, § 85 EStG  Kindergeldzulage erhält der Elternteil, der kindergeldberechtigt ist.  Erhalten mehrere Zulageberechtigte für dasselbe Kind Kindergeld, steht die Kinderzulage demjenigen zu, dem für den ersten Anspruchszeitraum im Kalenderjahr Kindergeld festgesetzt worden ist.  Aber: Sind die Eltern Ehegatten wird die Kinderzulage der Mutter zugeordnet – auf Antrag beider Eltern dem Vater. Altersvorsorgezulage = Grundzulage + Kinderzulage Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 92 Riester-Rente Mindesteigenbeitrag, § 86 EStG  Die volle Zulage wird nur gewährt, wenn der Anleger einen bestimmten Mindesteigenbeitrag leistet.  Der Mindesteigenbeitrag beträgt  4 % des rentenversicherungspflichtigen Einkommens des vorangegangenen Kalenderjahres,  aber maximal 2.100 EUR,  vermindert um die Grundzulage und die Kinderzulage Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 93 Mindesteigenbeitrag Mindesteigenbeitrag, § 86 EStG  Dieser (der Mindesteigenbeitrag) beträgt jährlich 4 Prozent der sozialversicherungs- pflichtigen Einnahmen des Vorjahres, jedoch nicht mehr als 2.100 EUR, vermindert um die Grund- und Kinderzulage, § 86 Abs. 1 Satz 2 HS. 1 EStG.  Ist ein Ehegatte mittelbar Zulageberechtigter, berechnet sich der Mindesteigenbeitrag des unmittelbar Zulageberechtigten unter Berücksichtigung der den Ehegatten insgesamt zustehenden Zulagen, § 86 Abs. 1 Satz 2 HS. 2 EStG.  Die Grund- und Kinderzulage werden gekürzt, wenn der Zulageberechtigte nicht den Mindesteigenbeitrag leistet, § 86 Abs. 1 Satz 1 EStG.  Ein mittelbar zulageberechtigter Ehegatte hat Anspruch auf eine ungekürzte Zulage, wenn der unmittelbar zulageberechtigte Ehegatte seinen geförderten Mindesteigenbeitrag unter Berücksichtigung der den Ehegatten insgesamt zustehenden Zulagen erbracht hat. § 86 Abs. 2 Satz 1 EStG.  Die Kürzung der Zulage ermittelt sich nach dem Verhältnis der Altersvorsorge- beiträge zum Mindesteigenbeitrag, § 86 Abs. 1 Satz 6 EStG. Gesetze find ich super Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 94 Riester-Rente Mindesteigenbeitrag, § 86 EStG  Als Sockelbetrag sind jährlich 60 EUR zu leisten, § 86 Abs. 1 Satz 4 EStG.  Ist der Sockelbetrag höher als der Mindesteigenbeitrag, so ist der Sockelbetrag als Mindesteigenbeitrag zu leisten, § 86 Abs. 1 Satz 5 EStG.  Der mittelbar zulageberechtigte Ehegatte muss auch dann den Sockelbetrag i. H. v. 60 EUR leisten, wenn der unmittelbar zulageberechtigte Ehegatte seinen geförderten Mindesteigenbeitrag voll leistet, § 86 Abs. 2 Satz 1 i. V. m. § 79 Satz 2 Nr. 4 EStG. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 95 Günstigerprüfung Anstelle der Altersvorsorgezulage kann der Anleger seine Eigenbeiträge zuzüglich der gewährten Zulagen auch als Sonderausgaben im Rahmen der Veranlagung geltend machen (Günstigerprüfung). Höchstbeträge für Sonderausgabenabzug, § 10a EStG Veranlagungszeitraum Höchstbetrag 2006 und 2007 1.575 EUR ab 2008 2.100 EUR Das Finanzamt prüft im Rahmen der Einkommensteuererklärung, ob die Zulage oder der Sonderausgabenabzug für den Anleger günstiger ist. Ist der Sonderausgabenabzug günstiger, wird die „niedrigere“ Einkommensteuer um die gewährte Zulage erhöht. Der Steuervorteil fließt dem Steuerpflichtigen direkt zu. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 96 Riester-Rente Beispiele 1. Ein Alleineinstehender hat ein Bruttoeinkommen i. H. v. 5.000 EUR p.a. 2. Ein Alleinstehender hat ein Bruttoeinkommen i. H. v. 40.000 EUR p.a. sowie einen Grenzsteuersatz i. H. v. 33 %. 3. Ein Ehemann einer vierköpfigen Familie hat ein Bruttoeinkommen i. H. v. 40.000 EUR p.a. Die Ehefrau zahlt den Sockelbeitrag von 60 EUR. Beide Kinder sind nach dem 31. Dezember 2007 geboren. Mindest- Grund- Kinder- Steuerer- Beispiel Spar-leistung Förder-quote eigenbeitrag zulage zulage sparnis 1 60 EUR 175 EUR - 235 EUR - 74 % 2 1.425 EUR 175 EUR - 1.600 EUR 353 EUR 33 % 3 650 + 60 EUR 350 EUR 600 EUR 1.660 EUR - 57 % Die Förderquote errechnet sich folgendermaßen: (Grundzulage zzgl. eventueller Steuerersparnis + Kinderzulage) / Sparleistung Würde der Ehemann weniger als den Mindesteigenbeitrag, z. B. nur 500 EUR leisten, würden die Grund- und Kinderzulage im Verhältnis des tatsächlichen Eigenbeitrags zu „seinem“ Mindesteigenbeitrag wie folgt gekürzt: (350 EUR+ 600 EUR) * 500 EUR / 650 EUR = 730,77 EUR, BMF-Schreiben vom 21.12.2017, RZ 91. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 97 Riester-Rente Beurteilung der Riester-Rente:  Durch die Riester-Rente wird nur ein kleiner Teil der Versorgungslücke geschlossen.  Die Riester-Rente ist entsprechend der nachgelagerten Besteuerung in vollem Umfang steuerpflichtig, § 22 Nr. 5 EStG.  Die Riester-Rente hat im Gegensatz zur Rürup-Rente eine Kapitaloption (30 % des zum Rentenbeginn zur Verfügung stehenden Kapitals).  Der Sonderausgabenabzug nach § 10a EStG steht nicht in steuerlicher Konkurrenz zu den Beiträgen für andere Vorsorgeformen. Prof. Dr. N. Bedke, StB Riester-Rente 98

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