Anorexia Nervosa - Past Paper (German)
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This document provides a comprehensive overview of anorexia nervosa, including primary symptoms, criteria, and epidemiology. It details the etiology and potential complications of the disorder, along with information on treatment and prevention strategies, targeting adolescent mental health issues.
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ANOREXIE **Primärsymptome** ▪ Auswahl vorwiegend »gesunder« Lebensmittel ▪ Häufige, oft mehrfach tägliche Gewichtskontrollen ▪ Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und dem Aussehen ▪ Ausgeprägter Bewegungsdrang ▪ Zunehmendes Interesse für Nahrungszusammensetzung und Kaloriengehalt ▪ Weglasse...
ANOREXIE **Primärsymptome** ▪ Auswahl vorwiegend »gesunder« Lebensmittel ▪ Häufige, oft mehrfach tägliche Gewichtskontrollen ▪ Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und dem Aussehen ▪ Ausgeprägter Bewegungsdrang ▪ Zunehmendes Interesse für Nahrungszusammensetzung und Kaloriengehalt ▪ Weglassen von Hauptmahlzeiten ▪ Zunehmende Leistungsorientierung und Isolation ▪ Primäre oder sekundäre Amenorrhö **Auftreten von gestörtem Essverhalten bei Kindern und Jugendlichen** Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung![Ein Bild, das Text, Reihe, Diagramm, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image2.png) **KRITERIEN** **Anorexia (ICD-10)** - BMI \< 17,5 - Körperschemastörung - Endokrine Störung - Gewichtsverlust selbst herbeigeführt Ein Bild, das Text, Schrift, weiß enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Problematik im KiJu Bereich** - Gewichtskriterium: für KiJu in ICD-10 nicht klar definiert - Muss unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Entwicklungsverlauf und körperlicher Gesundheit beurteilt werden → Altersperzentile - Gemäß ICD-10 bislang die Perzentile gewählt, die einem BMI ≤ 17,5 entsprechen würde: 10. Perzentile (P10) **EPIDEMIOLOGIE** Lebenszeitprävalenz weibliche Jugendliche (1.7%) \> männliche Jugendliche (0.1%) ▪ AN mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsreduktion (56.2%) \> AN ohne aktive Maßnahmen (43.8%) ▪ Durchschnittliches Alter bei Erkrankungsbeginn: 15.1 (±2.8) Jahre ▪ Höchste Inzidenz zwischen 15-19 Jahren (40% aller Neuerkrankungen) ▪ Häufig diskutiert, ob steigende Inzidenz unter Kindern (\< 14.Lebensjahr) → belegt nur, dass stationäre Behandlungen wegen AN zunehmen **Komorbiditäten** - Zwangsstörungen - Angststörungen - Depressive Erkrankungen **Prognose** [Prognostische günstige Faktoren:] ▪ Adoleszenz (vgl. mit Erwachsenenalter und Kindesalter!) ▪ Kürzere Krankheitsdauer vor Behandlungsbeginn ▪ Geringerer Gewichtsverlust [Trotzdem:] ▪ Mortalitätsrate ca. 5-10% ▪ Auch nach Remission der AN: oft andere psychische Störungen (z.B. affektive Störungen) ▪ Hohe Prozentanteil arbeitsloser Personen **ÄTIOLOGIE** **Modell** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image4.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Verlauf** ![Ein Bild, das Text, Schrift, Reihe, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image6.png) **Biologische Faktoren** - Heritabilität (Zwillingsstudien): 48-76% - Wiederholungsrisiko: - Wahrscheinlichkeit des erneuten Auftretens eines in der Familie schon beobachteten Merkmals - Wiederholungsrisiko für weibliche Angehörige von AN-Patient\*innen für alle Arten von Essstörungen: 7-12% - Frühgeburt und perinatale Komplikationen werden diskutiert **Soziokulturelle Faktoren** Höhere Prävalenzen in: - Westlich, dennoch kulturunabhängig nachweisbar - Weiße Mittel- und Oberschichtsfamilien - Risikogruppen: z.B. Balletttänzer\*innen, Fotomodelle, bestimmte Sportarten - westliches Schönheitsideal erlaubt 10-15% Körperfettmasse **Einfluss von Medien** Ein Bild, das Text, Screenshot, Menschliches Gesicht, Frau enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Familiäre Faktoren** ![](media/image8.png) - keine empirischen Hinweise auf typische familiäre Strukturen oder Interaktionen die das Auftreten von AN begünstigen **Individuelle und entwicklungspsychologische Faktoren** Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Algebra enthält. Automatisch generierte Beschreibung **DIAGNOSTIK** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image10.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Dokument enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image12.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Skelett enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image14.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Die grundsätzlichen Ziele der AN Behandlung bei KiJu benennen** **▪ Die Kriterien für die Wahl unterschiedlicher Behandlungssettings erklären** **▪ Besonderheiten der leitliniengerechten Behandlung von KiJu erklären (z.B.** **Familienbasierte Therapie, Psychoedukation der Eltern, rechtliche Aspekte)** **Behandlungsziele AN nach Leitlinie** 1\. Wiederherstellung und Halten angemessenes Körpergewicht 2\. Normalisierung Essverhalten 3\. Behandlung körperlicher Folgen 4\. Beeinflussung zugrunde liegender Schwierigkeiten auf emotionaler, kognitiver und interaktioneller Ebene 5\. Förderung der sozialen Integration („Nachholen" verpasster Entwicklungsschritte) z.B. Schulversuche schon von Klinik aus, Überführung in Wohngruppe - aufgrund reduzierter Krankheitseinsicht übernehmen Sorgeberechtigte wesentliche Entscheidungen! **Settingwahl** - grundsätzlich möglich in abnehmender Reihenfolge der Intensität: *stationär, teilstationär* und *ambulant* - Intensivierung immer sinnvoll (bezogen auf Gewicht und psychische / soziale - Situation) bei: stagnierender Besserung Verschlechterung - Generell aufgrund langen Heilungsprozesses: eher Gesamtbehandlungsplan, der von vornherein verschiedene Settings einbezieht - Auch ambulant immer disziplinär arbeiten! **Evidenz** - Psychotherapie beste - Moderat: familienbasierte Therapie nach dem Maudsley-Ansatz - Keine ausreichende Evidenz, dass bei Kindern und Jugendlichen ein bestimmtes Vorgehen in der Familientherapie (gemeinsame Sitzungen mit der Patientin oder getrennte Gespräche mit Patientin und Eltern) wirksamer ist als das andere (EL1b) Hinweise, dass es bei viel kritischen elterlichen Kommentaren günstiger sein kann, Eltern und Patientin getrennt zu sehen. - **Familienbasierte Therapie** Grundannahme: „Die Familie ist die beste Ressource für die Heilung" Zuweisung aktiver Rolle an Eltern: 1\. Phase: Achten auf Gewichtszunahme und Normalisierung des Essverhaltens ▪ Kontrolle der Nahrungsaufnahme und kompensatorischer Maßnahmen ▪ Einschränkung der körperlichen Aktivität 2\. Phase: Geben wieder mehr Verantwortung an Patient\*in zurück, Unterstützung der Patient\*in bei altersentsprechenden Aktivitäten 3\. Phase: Unterstützung bei „Nachholen" von Entwicklungsaufgaben, Rückfallprophylaxe **Zu Behandlungsbeginn Leitlinie** - berücksichtigen und informieren, dass der Heilungsprozess einen Zeitraum von vielen Monaten bis mehrere Jahre umfassen kann - Ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlungen in Einrichtungen oder bei Therapeuten, die Expertise in der Therapie mit Essstörungen haben - beteiligte Stellen der Versorgung (z. B. niedergelassene Therapeuten, Beratungsstellen, Kliniken, Hausärzte, Ernährungsberater) sollen eine engmaschige Absprache und Kommunikation gewährleisten **Allgemeine Empfehlungen zur Leitlinie** - Zentrales Therapieziel: Normalisierung des Körpergewichts - Beurteilung des medizinischen Risikos nicht nur anhand Gewichtsentwicklung, zusätzlich weitere Untersuchungsparameter - Patientinnen abhängig von der körperlichen Situation aktiv und regelmäßig zu Verlaufsuntersuchungen einbestellen - Immer Beratung bzgl. angemessener Nahrungsmenge und -zusammensetzung - Veränderung von Gewicht und Essverhalten meist hochambivalent, Arbeit an Motivation und Ambivalenz ist zentrale Aufgabe über den gesamten Behandlungsprozess - Sorgeberichtigte und Angehörige informieren und einbeziehen solange nichts dagegen spricht - Zwangsbehandlung nur bei akuter Selbstgefährdung und nach Ausschöpfung aller anderen Maßnahmen **Psychoedukation der Eltern** - Familie ist nicht die Ursache der Störung, aber Ressource für deren Überwindung! Inhalte: - Informationen zu Symptomen, medizinischen Komplikationen, Epidemiologie, Ätiologie, Auswirkungen auf Familie - Vorstellung ambulanter und (teil-)stationärer Behandlungsmöglichkeiten, Ziele und Phasenmodell der Behandlung - Ernährungsberatung (auch wachstumsspezifische Aspekte) - Psychosoziale Integration, Rückfallprophylaxe - Grundregeln im Umgang mit schwierigen Situationen (z.B. Gewichtsphobie) - Weiterbehandlungsmöglichkeiten, Wiederaufnahmekriterien für Behandlung **Krankheitseinsicht und Behandlungsambivalenz (VT)** Ambivalenz ist normal! - AN zentral für Selbstwert - Änderungsmotivation eher für „störende" Symptome wie Essanfälle - Interventionen zum Aufbau von Änderungsmotivation Bei KiJu: - Teils alterstypisch begrenzte Introspektions- und Einsichtsfähigkeit - Körperlich bedrohliche Unterernährung wegen noch geringeren Fettanteils schneller erreicht - Weniger Zeit für ambulante Behandlungsversuche - Früher stationäre Behandlung einleiten! **Zwangsbehandlung** - Sorgeberechtigte beantragen bei zuständigem Familiengericht „Genehmigung zur Behandlung mit freiheitsentziehenden Mitteln" (§ 1631b BGB) - Alternativ PsychKG (Länderrecht), wenn Selbstgefährdung anders nicht abwendbar Insgesamt: - Eher selten - Falls Eltern nicht zu überzeugen sind und Behandler\*in vitale Gefährdung sieht: Abwendung der Kindeswohlgefährdung, Inobhutnahme über Jugendamt (§ 42 SGB VIII) → Jugendamt muss familiengerichtliche Klärung herbeiführen - Falls Jugendliche während stationärer Behandlung volljährig wird und Notwendigkeit erkennbar: vorsorgliche Betreuerbestellung (§ 1908a BGB) **AMBULANT** **Leitlinie** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image16.png) - Vor Beginn Rahmenbedingungen der Behandlung mit Patientin und Sorgeberechtigten klar besprechen: Umgang mit Wiegen, Vorgehen bei Gewichtsabnahme, Kontakte mit Hausarzt/Kinderarzt/Gynäkologen, Umgang mit Familie - Nach ambulanter Psychotherapie sollen Psychotherapeut\*innen oder betreuender (Haus-/Kinder-) Arzt regelmäßig über mindestens ein Jahr Folgetermine anbieten (Aufrechterhaltung des Therapieergebnisses und Rezidivprophylaxe). - Bei Verschlechterung / stagnierender Entwicklung frühzeitig intensiver machen Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot, Design enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Strukturiertes Essen** - Gleichmäßig über den Tag verteilte Mahlzeiten 3 Hauptmahlzeiten + 2 Zwischenmahlzeiten - Zeitpunkt vorher festgelegt - kann aber flexibel an Veränderungen der Lebenssituation angepasst werden - Feste Intervalle - kein Überspringen von Mahlzeiten - Patient\*innen legen fest, was sie essen - Erfordert Management von Ängsten vor Gewichtszunahme - Kann stufenweise mit der einfachsten Mahlzeit am Tag eingeführt werden - Gewichtstreppe/ Verstärkerplan **Themen in der Einzeltherapie** - Entwicklung eines individuellen Störungsmodells (Brief an die Magersucht, „beste Freundin" vs „ärgste Feindin) - Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen - Infragestellung des Schlankheitsideals - Veränderung des Körperbildes - Aufbau positiver, selbstwertstärkender Aktivitäten - Äußerung eigener Bedürfnisse und Meinungen, Konfliktfähigkeit **(TEIL-) STATIONÄR** **Tagesklinische Behandlung Leitlinie** Möglich wenn: - Vorbereitung des Übergangs in ambulante Behandlung nach stationärer Behandlung, störungsspezifisch und am besten gleiches Team - Intensivierung ambulanter Therapie („**Stepped care**") bei gut motivierten Patientinnen ohne Komorbidität und nur mäßigem Untergewicht (BMI \> 15 kg/m2) - Bei chronischen Verläufen mit wiederholten stationären Aufenthalten in der Vorgeschichte, wenn das Ziel in einer **Verbesserung der sozialen Einbindung** und der Tagesstrukturierung besteht **Stationär Leitlinie** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Dokument enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image18.png) Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot, Algebra enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Tischbegleitung** Typische Regeln: ▪ Zeitliche Begrenzung mit pünktlichem Beginn und Ende (30-60 Min) ▪ Kein Verlassen der Tischgruppe ▪ Würzen nur nach Probieren (oder gar nicht) ▪ Keine Lebensmittel aus Raum mitnehmen/mitbringen ▪ Trinkmenge einschränken ▪ Keine Bewertung und Gespräche über Essen oder das Essverhalten anderer ▪ Smalltalk oder achtsame Stille je nach Konzept **Leitlinie:** ![Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image20.png) Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot enthält. Automatisch generierte Beschreibung **Pharmakotherapie** ![Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot, Dokument enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image22.png) **Ernährungsmanagement (Leitlinie)** Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Visitenkarte enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image24.png) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![Ein Bild, das Text, Schrift, weiß, Algebra enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image26.png)