VL6: Volition und kognitive Kontrolle PDF

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This document discusses various aspects of volition and cognitive control in human behavior, including the role of language. The document also reviews different perspectives on the topic.

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VL6: Volition und kognitive Kontrolle Was sind die Ebenen der Verhaltenssteuerung? Deklaratives Gedächtnis ermöglicht… − …Antizipation von zukünftigen Effekten des Verhaltens − …mentale Repräs...

VL6: Volition und kognitive Kontrolle Was sind die Ebenen der Verhaltenssteuerung? Deklaratives Gedächtnis ermöglicht… − …Antizipation von zukünftigen Effekten des Verhaltens − …mentale Repräsentation des Zielzustandes Besonderheiten menschlicher Antizipationsfähigkeiten − erweiterter Zeithorizont − Fähigkeit der Antizipation zukünftiger Bedürfnisse − sprachliche Repräsentation Welche Merkmale hat willentliche Handlungsteuerung? → Effektantizipation und Zielgerichtetheit W. James (1890): willentliche Handlungen = Antizipation von Handlungseffekten VL6: Volition und kognitive Kontrolle 1 zufällig produzierte Bewegungen, die systematisch zu bestimmten Effekten führen Herausbilden von Handlungs-Effekt-Assoziationen zunehmend komplexeres Bindungswissen über lang- und kurzfristige Effekte einer Handlung Beispiel: Kinderspielzeug Kinder drücken zufällig Knöpfe und wissen dabei vorher nicht, was welcher Knopf macht machen das ein paar Mal und wissen dann, welche Taste man für welchen Ton drücken muss Welche Rolle spielt Sprache bei willentlichen Handlungen? → auch bezogen auf frühe Kindheit Sprachliche Repräsentation von Zielen Sprachfähigkeit trägt zur Flexibilität des Verhaltens bei, durch… …unbegrenzte Anzahl von Instruktionen, Reiz-Reaktions- Regeln und Zielen können sprachlich kodiert werden …Umkonfiguration einer Handlung durch neue Instruktion Internalisierung der Sprache: Instruktionen werden im Laufe der frühen Kindheit internalisiert (inneres Sprechen ersetzt Instruktion von außen) VL6: Volition und kognitive Kontrolle 2 Entwicklung von Sprache und Handlung in der frühen Kindheit → Luria (1969), Vygotsky (1962), Zelazo (1999) Sprache und der Erwerb von Handlungszielen in der frühen Kindheit → Kray et al. (2006) Annahme: Die Ausführung einer Handlung induziert mehr oder weniger automatisch eine bidirektionale Assoziation zwischen einer Handlung und dem wahrgenommenen Effekt Kontrolle von Handlungen: Auswahl (Antizipation) der Effekte, die Handlungen in der Vergangenheit hervorgerufen haben Handlungskontrollmodell (Hommel et al., 2001) VL6: Volition und kognitive Kontrolle 3 Wird das Handlungs-Effekt Lernen in der frühen Kindheit (4-jährige Kinder) durch verbale Prozesse beeinflusst? → Das Paradigma Phase 1: Lernphase → Verbalisierungsbedingungen Handlung: was sie getan haben (“gelb” oder “blau”) Effekt: was sie gehört haben (“Klingel” oder “Trompete”) Handlung + Effekt (z.B. “gelb” und “Trompete”) Phase 2: Testphase VL6: Volition und kognitive Kontrolle 4 ⇒ Ergebnisse: Fazit → Sprache beeinflusst das Handlungs-Effekt Lernen Handlungs-Effekt Lernen zeigt sich beim Benennen der Handlung und des Effektes Benennung nur der Handlung oder nur des Effektes scheint Handlungs- Effekt Lernen zu verhindern, da die Aufmerksamkeit zu stark auf nur einen Teil der zu lernenden Assoziation gelenkt wird VL6: Volition und kognitive Kontrolle 5 Studie Kray (2006): Sprache und Erwerb von Handlungszielen in der frühen Kindheit → Kray et al. (2006) Annahme: Die Ausführung einer Handlung induziert mehr oder weniger automatisch eine bidirektionale Assoziation zwischen einer Handlung und dem wahrgenommenen Effekt Kontrolle von Handlungen: Auswahl (Antizipation) der Effekte, die Handlungen in der Vergangenheit hervorgerufen haben Handlungskontrollmodell (Hommel et al., 2001) Wird das Handlungs-Effekt Lernen in der frühen Kindheit (4-jährige Kinder) durch verbale Prozesse beeinflusst? → Das Paradigma Phase 1: Lernphase → Verbalisierungsbedingungen Handlung: was sie getan haben (“gelb” oder “blau”) Effekt: was sie gehört haben (“Klingel” oder “Trompete”) VL6: Volition und kognitive Kontrolle 6 Handlung + Effekt (z.B. “gelb” und “Trompete”) Phase 2: Testphase ⇒ Ergebnisse: VL6: Volition und kognitive Kontrolle 7 Definition Volition Volition → Kuhl, 1996 (Motivationspsychologe) Klasse psychischer Funktionen, die die „Koordination einer großen Zahl einzelner Teilfunktionen … wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Kognition, Emotion, Motivation, Aktivierung & Bewegungssteuerung … aufgrund eines einheitlichen Steuerungsprinzips vermittelt, das wir ‚Absicht‘ oder ‚Ziel‘ nennen“ Funktion volitionaler Prozesse ist „die mit einem Vorsatz kompatiblen Reaktionstendenzen so deutlich [zu] verstärken, dass sie anstelle der zunächst stärkeren gewohnheitsmäßigen oder impulsiven Reaktion ausgeführt werden können.“ Definition Kognitive Kontrolle → Miller & Cohen, 2001 (Neurowissenschaftler) „mechanisms that coordinate lower-level sensory and motor processes along a common theme, an internal VL6: Volition und kognitive Kontrolle 8 goal“ „to select a weaker task-relevant response (or source of information) in the face of competition froman otherwise stronger, but task-irrelevant one“ Welche neuronalen Korrelate zu Konfliktsituationen wurden gefunden? → Ergebnisse der fMRT-Studie zu intertemporalen Entscheidungen von McClure et al. (2004) VL6: Volition und kognitive Kontrolle 9 A: Wenn Probanden zwischen Geldbeträgen auswählten, von denen einer unmittelbar verfügbar war, ging dies mit erhöhter Aktivierung in Hirnregionen einher, die zum “limbischen System” gezählt werden und an emotionalen Reaktionen und der Verarbeitung von Belohnungen beteiligt sind, insbesondere dem ventralen Striatum (VStr), dem medialen orbitofrontalen Cortex (MOFC), dem posterioren cingulären Cortex (PCC) und dem medialen Präfrontalcortex (MPFC) B: Dagegen wurden in Regionen im dorsolateralen Präfrontalcortex (DLPFC), lateralen orbitofrontalen Cortex (LOFC) und Parietalcortex (RPar) unabhängig von der zeitlichen Verzögerung der Belohnung aktiviert VL6: Volition und kognitive Kontrolle 10 C: Wählten Probanden eine größere spätere Belohnung, wurden präfrontale und parietale Cortexregionen relativ stärker aktiviert als limbische Regionen Two Choices Delay: today, 2 weeks, 1 month percent difference in dollar amounts between the two rewards: 1%, 3%, 5%, 10%, 15%, 25%, 35%, 50% Gehirnregionen, die aktiviert sind, wenn Geld direkt verfügbar ist: → ventrales Striatum → medial-orbitofrontaler Cortex → medial-präfrontaler Cortex → posteriorer cingulärer Cortex → linker posteriorer Hippocampus VL6: Volition und kognitive Kontrolle 11 Hirnregionen, die aktiv sind wenn Entscheidungen getroffen werden, unabhängig vom delay bis zum ersten verfügbaren reward: → visueller Cortex → prämotorisches Areal → supplementär motorisches Areal → Areale des rechten und linken intraparietalen Cortex → Areale des rechten dorsolateralen präfrontalen Cortex → Areale des rechten ventrolateralen präfrontalen Cortex → Areale des rechten lateralen orbitofrontalen Cortex VL6: Volition und kognitive Kontrolle 12 Unterschiede in der Hirnaktivität, während einfache vs. schwere Entscheidungen gemacht werden in unterschiedlichen Hirnarealen, assoziiert mit dem Treffen von Entscheidungen und von Hirnarealen, assoziiert mit Aspekten, die nichts mit Entscheidungen zu tun haben: VL6: Volition und kognitive Kontrolle 13 Welche grundlegenden Kontrollprobleme gibt es in der willentlichen Handlungssteuerung? Was ist das Stabilitäts-Flexibilitäts-Dilemma? Aufrechterhaltung von Zielen und Kontextinformation flexible (Um-)Konfigurierung von Verhaltensdispositionen oder Zielen reizunabhängige Verhaltensselektion Unterdrückung automatisierter Reaktionen Unterdrückung konkurrierender Motivationstendenzen oder emotionaler Impulse Handlungsplanung & Koordination multipler Ziele Fehler- und Konfliktüberwachung Stabilitäts-Flexibilitäts-Dilemma Kontrollprobleme ergeben teils antagonistische Anforderungen an Verhaltenssteuerung VL6: Volition und kognitive Kontrolle 14 Absichten gegen konkurrierende Gedanken abschirmen vs. flexible Anpassung an Aufgabenanforderungen dynamische, kontextsensitive Balance Welche Kognitionspsychologischen Ansätze der Handlungssteuerung lassen sich unterscheiden? Wie lassen sich automatischen und intentionale Handlungssteuerung unterscheiden? Können intentionale Handlungen unbewusst beeinflusst werden? → Unterscheidung zwischen automatischen und kontrollierten Prozessen (Posner & Snyder, 1975) Können intentionale Handlungen unbewusst beeinflusst werden? → Beispiel: Metakontrastpriming (Vorberg et al.) Studie 1: Priming-Effekte Studie 2: Prime-Rekognition & Priming-Effekte Welche Aussagen macht das Modell von Norman & Shallice (1986)? Modell automatischer und willentlicher Handlungskontrolle VL6: Volition und kognitive Kontrolle 15 Schemata als Wenn-Dann-Regeln im Langzeitgedächtnis Auslösebedingungen (trigger conditions) gleichzeitig aktivierte inkompatible Schemata → laterale Inhibition Kontrollmechanismus: SAS (supervisory attentional system) Situationen, die das SAS erfordern wenn Planungs- oder Entscheidungsprozesse erforderlich sind wenn Probleme bei der Zielverfolgung auftreten wenn neue oder wenig geübte Handlungssequenzen auftreten wenn gefährliche oder schwierige Handlungen auszuführen sind wenn starke habituelle Reaktionen oder emotionale Impulse unterdrückt werden müssen Evidenz für die theoretische Unterscheidung Kognitive Beeinträchtigungen von Patienten mit Frontalhirnläsion „Utilization behavior“: Patienten führen in Situationen mit ganz bestimmten Alltagsgegenstände, die an eine bestimmte Nutzung geknüpft sind, automatisch die dazugehörende Handlung aus, obwohl das in der Situation vielleicht gar nicht angemessen ist perseveration errors: man verharrt in etwas, was man vorher gemacht hat (eine Wenn-Dann-Regel); Patienten gelingt es nicht, auf neue Regel umzuschalten und diese anzuwenden → SAS (supervisory attentional system) wurde mit Präfrontalcortex in Zusammenhang gebracht VL6: Volition und kognitive Kontrolle 16 Alltägliche Handlungskontrollfehler Capture errors (z.B., wenn man frisch umgezogen ist und man abends nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause fährt, fährt man zur alten Wohnung) Cross-talk errors: man führt verschiedene Interaktionen aus und dadurch entstehen Interferenzen; man kann nicht so schnell umschalten „What the hell I am doing here syndrome?“ Program counter failures: Problem bei Zielverfolgung (z.B. 30 Tropfen eines bestimmten Medikaments nehmen, wobei Aufmerksamkeit beim Zählen irgendwann weggeht) VL6: Volition und kognitive Kontrolle 17

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