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2014
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Diese Broschüre bietet eine umfassende Einführung in Europa, inklusive Informationen zu Ländern, Sprachen, Klima, Landwirtschaft und der Geschichte der Europäischen Union. Sie enthält auch Quizfragen und nützliche Links. Perfekt für Kinder und Jugendliche.
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Entd e c ke Euro p a ! Europäische Union Diese Broschüre und das dazugehörige Handbuch für Lehrkräfte sind hier zu finden: http://europa.eu/teachers-corner/index_de.htm http://bookshop.europa.eu Europäische Kommission Generaldirektion Kommunikation Veröffentlichungen 1049 Brüssel BELGIEN...
Entd e c ke Euro p a ! Europäische Union Diese Broschüre und das dazugehörige Handbuch für Lehrkräfte sind hier zu finden: http://europa.eu/teachers-corner/index_de.htm http://bookshop.europa.eu Europäische Kommission Generaldirektion Kommunikation Veröffentlichungen 1049 Brüssel BELGIEN Manuskript aktualisiert im Mai 2014. Illustrationen: Birte Cordes und Ronald Köhler Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2014 ISBN 978-92-79-38212-3 doi:10.2775/7465 44 Seiten (21 × 29,7 cm) + herausnehmbares Heft (10,5 × 14,8 cm) © Europäische Union, 2014 Nachdruck gestattet. Printed in Belgium Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Entdecke Europa! Hallo! Willkommen in Europa! Wir kommen aus verschiedenen Ländern und sprechen unterschiedliche Sprachen, aber dieser Kontinent ist unsere gemeinsame Heimat. Komm mit und lass uns Europa zusammen erkunden! Dich erwartet eine aufregende Reise durch Raum und Zeit, auf der du jede Menge Interessantes erfahren wirst. Dabei kannst du testen, wie viel du schon gelernt hast. Auf unserer Website http://europa.eu/kids-corner findest du das Spiel „Entdecke Europa!“ sowie jede Menge andere Quizfragen und Spiele zum Thema Europa. Entdecke auch in der Schule Neues! Bitte deine Lehrerin oder deinen Lehrer, euch in der Klasse mehr über die Themen dieser Broschüre zu erzählen. Stelle dann ausführlichere Nachforschungen in der Schulbibliothek oder im Internet an. Du könntest auch eine eigene Broschüre über deine Entdeckungen verfassen. Bist du bereit? Dann nichts wie los! 1 Was findest du in dieser Broschüre? Seite Entdecke deinen Kontinent 3 Eine Reise durch Europa 6 Sprachen in Europa 8 Klima und Natur 10 Landwirtschaft 13 Das Meer 15 Eine Reise durch die Zeit 19 40 berühmte Europäer – Zum Herausnehmen Die Geschichte der Europäischen Union 30 Das macht die EU 34 Die EU und ihre Nachbarn – Landkarte 37 Die Länder der Europäischen Union 38 Entdecke Europa! Quiz 39 So trifft die EU Entscheidungen 40 Morgen … und in der weiteren Zukunft 42 Nützliche Links für dich und deine Lehrer 44 2 Entdecke deinen Kontinent Europa ist einer der sieben Kontinente der Erde. Die anderen sind Afrika, Nordamerika, Südamerika, die Antarktis, Asien und Australien/Ozeanien. Europa erstreckt sich von der Arktis im Norden zum Mittelmeer im Süden und vom Atlantischen Ozean (kurz: Atlantik) im Westen bis zum Ural (in Russland) im Osten. Zahlreiche Flüsse, Seen und Gebirge prägen die Landschaft. Mit Hilfe der Karte auf Seite 4 kannst du dir einen Überblick verschaffen. © Michael/Pixelio Der höchste Berg in Europa ist der Berg Elbrus im Kaukasus an der Grenze Der Elbrus, zwischen Russland und Georgien. Sein Gipfel liegt 5 642 Meter (m) über Europas höchster Berg dem Meeresspiegel. Der höchste Berg in Westeuropa ist der Mont Blanc in den Alpen an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Er ist rund 4 800 m hoch. Ebenfalls in den Alpen liegt der Genfer See. Er ist der größte Frischwassersee in Westeuropa. Zwischen Frankreich und der Schweiz gelegen ist er 310 m tief und führt etwa 89 Trillionen Liter Wasser. Der größte See in Mitteleuropa ist der Plattensee (Balaton) in Ungarn. Er ist 77 Kilometer (km) lang und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 600 Quadratkilometern (km²). Im Norden gibt es noch größere Seen, zum Beispiel Saimaa in Finnland (1 147 km2) und Vänern in Schweden (mehr als 5 500 km2). Das größte Binnengewässer im geografischen Europa ist der Ladoga-See. Er liegt in Nordwestrussland und gehört zu den größten Seen der Welt. Er bedeckt eine Fläche von 17 700 km2. ©Pixelio Genfer See, Alpen © Kratos May/Flickr Saimaa-See, Finnland 3 Der Kontinent Europa e i rg eb sG he E u r o pä i s c h e s c vis N o r d m ee r ina nd U ra l Ska Onega-See Saimaa-See Väner-See Ladoga-See N o r d s ee ee Dü ts na Os We i Elb chs e el Wo lg a Rh Dn ein jep na l r D er Ka Dona u Atlantischer Lo ire n lpe Genfer See Ozean A Mont Blanc Balaton 4808 m Elbrus 5642 m S c h w a r z e s M ee r K a uk Pyre asus näen Ta jo M i t t l e m e e r 4 Donau-Delta, Rumänien © Pixelio Einer der längsten Flüsse in Europa ist die Donau. Sie entspringt im Schwarzwald und fließt ostwärts durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Moldau und die Ukraine nach Rumänien, wo sie deltaförmig ins Schwarze Meer mündet. Insgesamt ist sie 2 850 km lang. Andere große Flüsse sind der Rhein (ca. 1 320 km Das Loiretal lang), die Elbe (ca. 1 170 km), die Loire und die ist für seine Weichsel (beide sind mehr als 1 000 km lang). schönen Schlösser berühmt. Findest du sie auf der Karte? © Flickr Große Flüsse dienen zur Beförderung der verschiedensten Güter. Waren aller Art werden auf Güterschiffe geladen und so zwischen den europäischen Seehäfen und den Städten im Landesinnern flussauf- und abwärts transportiert. Ein Güterschiff auf dem Rhein © Fridmar Damn/Corbis 5 Eine Reise durch Europa Wusstest du, dass die Eisenbahn in Europa erfunden wurde? George Stephenson stellte 1825 in England den ersten Personenzug vor. Seine berühmte Lokomotive wurde „die Rakete“ genannt und erreichte eine Geschwindigkeit von mehr als 40 Stundenkilometern (km/h), was für die damalige Zeit ein hohes Tempo war. Die heutigen europäischen Hochgeschwindigkeitszüge unterscheiden sich © iStock sehr stark von den damaligen Dampflokomotiven. Sie sind sehr komfortabel und können auf speziellen Gleisen eine Geschwindigkeit von bis zu 330 km/h Stephensons „Rakete“ erreichen. Es werden ständig neue Schienenverbindungen hergestellt, damit man schnell zwischen den Großstädten Europas hin- und herfahren kann. Straßen und Eisenbahnstrecken müssen manchmal Gebirge, große Flüsse oder sogar das Meer überqueren. Daher haben Ingenieure einige sehr lange Brücken und Tunnels gebaut. Der längste Straßentunnel in Europa ist der Laerdal-Tunnel zwischen Bergen und Oslo in Norwegen. Er ist mehr als 24 km lang und wurde im Jahr 2000 eröffnet. Der längste Eisenbahntunnel in Europa ist mit 50 km der Ärmelkanal-Tunnel. Hier verkehrt der Hochgeschwindigkeitszug Eurostar unter dem Meer zwischen Calais in Frankreich und Folkestone in England. Folkestone Calais Folkestone Der Eurostar im St.-Pancras- Bahnhof in London Calais © Colin Garratt/Corbis 6 Die höchste Brücke der Welt (der höchste Pfeiler misst 245 m) ist das Millau-Viadukt in Frankreich, das 2004 für den Verkehr freigegeben wurde. Zwei der längsten Brücken in Europa sind die Öresund-Brücke für Straßenfahrzeuge und Eisenbahn (16 km lang) zwischen Dänemark und Schweden und die Autobahnbrücke Vasco da Gama (mehr als 17 km lang), die in Portugal über den Tejo führt. Die Vasco-da-Gama-Brücke ist nach einem berühmten Entdecker benannt, über den du in dem Kapitel „Eine Reise durch die Zeit“ mehr erfahren kannst. © Jean-Pierre Lescourret/Corbis Die höchste Brücke der Welt: das Millau-Viadukt (Frankreich) Das bisher schnellste Passagier- flugzeug: die Concorde Das größte Passagierflugzeug der Welt: der Airbus A380 Um innerhalb kürzester Zeit von einem Ort zu einem anderen in Europa zu gelangen, werden auch Flugzeuge als Verkehrsmittel benutzt. Einige der besten Flugzeuge der Welt werden in Europa gebaut, so zum Beispiel der Airbus. Die einzelnen Teile des Airbus werden in verschiedenen europäischen Ländern hergestellt und dann von einem Ingenieur-Team zusammengesetzt. Die Concorde, das schnellste Passagierflugzeug, das jemals gebaut wurde, wurde von einem Team aus französischen und britischen Ingenieuren entwickelt. Mit einer Geschwindigkeit von 2 160 km/h – das ist doppelte Schallgeschwindigkeit – konnte die Concorde den Atlantik in weniger als drei Stunden überqueren! (Die meisten Flugzeuge brauchen dafür acht Stunden.) Die Concorde machte 2003 ihren letzten Flug. Schneller noch als jedes Flugzeug sind Weltraumraketen wie die Ariane, die als gemeinsames Projekt zwischen mehreren europäischen Ländern betrieben wird. Allerdings ist es nicht möglich, mit der Ariane zu fliegen. Sie wird benutzt, um Satelliten, die für TV- und Mobilfunknetze, wissenschaftliche Forschungen usw. gebraucht werden, in den Orbit zu befördern. Heute werden viele Satelliten mit dieser europäischen Rakete abgeschossen. Der Erfolg von Concorde, Airbus und Ariane zeigt, was erreicht werden kann, wenn europäische Länder zusammenarbeiten. 7 Sprachen in Europa Maize Die Menschen in Europa sprechen viele verschiedene Sprachen. Die meisten dieser Sprachen können in drei große Gruppen oder Familien eingeteilt werden: ψωμί Germanisch, Slawisch und Romanisch. Die Sprachen in den einzelnen Gruppen weisen untereinander eine gewisse Ähnlichkeit auf, da sie denselben Ursprung haben. So haben sich die romanischen Sprachen beispielsweise aus dem Lateinischen weiterentwickelt, der Sprache, die von den Römern Pain gesprochen wurde. Brot Kruh Hier siehst du, wie man „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ in einigen der Bread europäischen Sprachen sagt: Germanisch Dänisch Godmorgen Pane Niederländisch Goedemorgen Pain Englisch Good morning Pão Deutsch Guten Morgen Schwedisch God morgon Brød Romanisch Kruh ψωμί Ekmek Französisch Bonjour Italienisch Buongiorno Portugiesisch Bom dia Brood Rumänisch Bună dimineaţa Spanisch Buenos días хляб Slawisch Brood Pain Bulgarisch Dobró útro Brot Kroatisch Dobro jutro Tschechisch Dobré ráno Polnisch Dzień dobry Slowakisch Dobré ráno Slowenisch Dobro jutro 8 Chlieb Es ist nicht schwer, an diesen Beispielen die Bröd Ähnlichkeit innerhalb der Sprachfamilien zu erkennen. Doch es gibt andere europäische Sprachen, die nicht so stark oder überhaupt nicht verwandt sind. Pan Il-ħobża So sagt man „Guten Morgen“ oder Bread „Guten Tag“ in einigen dieser Sprachen: Duona Baskisch Egun on Bretonisch Demat Arán baile Katalanisch Bon dia Bread Estnisch Tere hommikust Brot Finnisch Hyvää huomenta Kenyér Gälisch (Schottisch) Madainn mhath Griechisch Kalimera Ungarisch Jó reggelt Pâine Irisch Dia dhuit Lettisch Labrīt Litauisch Labas rytas Brot Leipä Maltesisch L-Għodwa t-Tajba Bröd Walisisch Bore da Chléb In der Sprache der Roma, die in vielen Teilen Europas leben, heißt „Guten Tag“ Lasho dyes. Sprachen zu lernen kann viel Spaß Leib machen und ist auf einem Kontinent wie dem unseren auch äußerst wichtig. Viele von uns verbringen ihre Ferien gern in Chleb anderen europäischen Ländern und lernen die Menschen dort kennen. Das ist eine gute Gelegenheit, unseren Wortschatz in verschiedenen Sprachen anzuwenden. Auf Seite 38 findest du die Flaggen aller europäischen Staaten. 9 Klima und Natur... und die Schneeeule sind gut getarnt. Fast überall in Europa herrscht ein gemäßigtes Klima – weder zu heiß noch zu kalt. Die kältesten Orte liegen im hohen Norden und im Hochgebirge. Die wärmsten Orte sind ganz im Süden und im Südosten zu finden. Der Polarfuchs... Am wärmsten und trockensten ist das Wetter im Sommer (etwa von Juni bis September), am kältesten im Winter (etwa von Dezember bis März). In Europa waren die Sommer 2006 und 2010 extrem heiß. Ist dies ein Zeichen dafür, dass sich das Klima verändert? Der Klimawandel ist ein weltweites Problem, das nur gelöst werden kann, wenn alle Länder zusammenarbeiten. Gut durch den Winter kommen Wildtiere, die in kalten Regionen leben, haben normalerweise ein dickes Fell oder ein wärmendes Gefieder, das bei einigen Tieren zur besseren Tarnung im Schnee weiß ist. Einige Tiere halten Winterschlaf, um Energie zu sparen. © Klaus Hackenberg/Corbis Der Europäische Braunbär lebt in den Bergen, wo er Winterschlaf hält. 10 Sogar Flamingos kommen im Frühjahr nach Europa. Viele Vogelarten ernähren sich von Insekten, kleinen Wassertieren und anderem Futter, das in den kalten Wintermonaten nicht leicht zu finden ist. Deswegen fliegen diese Vögel im Herbst in den Süden und kommen erst im Frühjahr wieder zurück. Einige fliegen Tausende von Kilometern über das Mittelmeer und die Sahara, um den Winter in Afrika zu verbringen. Vögel, die so überwintern, nennt man Zugvögel. Frühling und Sommer genießen Mit dem Frühlingsanfang in Europa zwischen März und Mai wird das Wetter wärmer. Schnee und Eis schmelzen. In Bächen und Teichen wimmelt es von jungen Fischen und Insektenlarven. Die Zugvögel kommen zurück, um Nester zu bauen und ihre Jungen großzuziehen. Blumen blühen, und Bienen tragen die Pollen von einer Pflanze zur anderen. Die Bäume treiben neue Blätter aus, mit denen sie das Sonnenlicht aufnehmen und so die Energie herstellen, die der Baum zum Wachsen braucht. In den Bergen treiben die Bauern ihre Kühe auf die Hochweiden, wo jetzt viel frisches Gras wächst. © Aleaim age In den Bergtälern ist der Sommer schön. 11 Auch wechselwarme Tiere wie Reptilien brauchen Sonne, um Energie zu bekommen. Vor allem in Südeuropa kannst du im Sommer oft Eidechsen sehen, die in der Sonne baden, und Grashüpfer und Grillen zirpen hören. Eidechsen lieben das warme Wetter. Herbst: Zeit des Wandels Im Spätsommer und im Herbst werden die Tage kürzer und die Nächte kälter. Viele Früchte gedeihen in dieser Zeit des Jahres, und die Bauern haben viel Arbeit mit der Ernte. Auch Nüsse reifen im Herbst, und Eichhörnchen sammeln und horten große Menge davon, um sich auf den Winter Auch Wespen mögen Früchte! vorzubereiten. ©Pe ter B oho t/Pix elio Eichhörnchen horten Viele Bäume werfen ihre Blätter im Herbst ab, weil nicht mehr genug Sonnenlicht da ist und Nüsse als Nahrung für sie somit nicht mehr gebraucht werden. Nach und nach verfärben sich die grünen Blätter und den Winter. nehmen Gelb-, Rot-, Gold- und Brauntöne an. Dann fallen sie ab und verwandeln den Boden in einen bunten Teppich. Das Laub vermodert, reichert den Boden an und bildet so die Nahrung für kommende Pflanzen. Dieser Kreislauf der Jahreszeiten mit all seinen Veränderungen macht die Landschaft Europas so schön und abwechslungsreich. Der Herbst färbt den Wald bunt. © The irish image collection/Corbis 12 Landwirtschaft Im Hochgebirge und im hohen Norden Europas ist keine Landwirtschaft möglich, weil es für Feldfrüchte zu kalt ist. Immergrüne Bäume wie Kiefern und Tannen können jedoch kalte Winter überleben. Deshalb sind die kältesten Regionen in Europa mit immergrünen Wäldern bedeckt. Das Holz aus diesen Wäldern wird für die Herstellung der verschiedensten Dinge verwendet, angefangen bei Häusern über Möbel bis hin zu Papier und Kartons. Weiter südlich ist das meiste Land für den Ackerbau geeignet. Hier werden die verschiedensten Pflanzen angebaut, so zum Beispiel Weizen, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln sowie alle Arten von Obst und Gemüse. In den Gegenden, in denen es viel Sonne und fast keinen Frost gibt (am Mittelmeer Aus diesen Weintrauben etwa), können die Bauern Früchte wie Orangen, Zitronen, Trauben und Oliven wird Rotwein gemacht. anpflanzen. Oliven enthalten Öl, das ausgepresst und zum Kochen verwendet werden kann. Auch Trauben werden gepresst, um den Saft zu gewinnen, aus dem Wein hergestellt wird. Europa ist berühmt für seine äußerst guten Weine, die in der ganzen Welt verkauft werden. Die Landwirte im Mittelmeerraum pflanzen noch viele andere Obst- und Gemüsesorten an. Tomaten etwa gedeihen gut unter der südlichen Sonne. Doch Gemüse braucht sehr viel Wasser, weswegen Landwirte in heißen, trockenen Regionen ihre Felder oft bewässern müssen. Dazu wird Wasser aus Flüssen oder Grundwasser verwendet. In trockenen Regionen müssen die Felder bewässert werden. 13 Hühner liefern Eier, die viel Eiweiß enthalten und deshalb gut für unsere Gesundheit sind. Grasende Schafe Gras gedeiht leicht überall dort, wo genug Regen fällt, auch wenn der Boden seicht und nicht sehr fruchtbar ist. Viele europäische Landwirte halten Tiere, die Gras fressen, wie Kühe, Schafe und Ziegen. Diese geben Milch und liefern Fleisch und andere wertvolle Produkte wie Wolle und Leder. Zahlreiche Landwirte halten auch Schweine und Hühner. Diese Tiere können fast überall Schweine können im Stall gezüchtet werden, weil es möglich ist, sie im Stall gehalten werden. unterzubringen und ihnen spezielles Futter zu geben. Hühner liefern nicht nur Fleisch, sondern auch Eier. Auf einigen Bauernhöfen werden pro Tag mehrere tausend Eier erzeugt. © Sylvain Saustier/Corbis Es gibt in Europa sowohl sehr kleine Bauernhöfe als auch sehr große landwirtschaftliche Betriebe. Zu einigen gehören weite Felder, auf denen die Feldfrüchte leicht mit großen Maschinen geerntet werden können. In hügeligen Regionen beispielsweise haben die Bauern eher kleine Felder. Mauern und Hecken zwischen den Äckern verhindern, dass der Boden von Wind und Regen abgetragen wird. Auch Wildtieren kommen sie zugute. Viele Menschen in Europa, die in der Stadt wohnen, Ein Flickenteppich verbringen ihre Wochenenden und Ferien gern aus Feldern in Europa auf dem Land, um die Landschaft, die Stille und die frische Luft zu genießen. Wir alle müssen unser Möglichstes für den Erhalt der Landschaft tun, damit wir uns auch weiterhin daran erfreuen können. Hier macht das Wandern Spaß. 14 Das Meer Europa hat viele tausend Kilometer wunderschöne Küste, die die Natur auf die unterschiedlichste Weise geschaffen hat. Es gibt steile Felsklippen, Sand- und bunte Kiesstrände, die über die © Pixelio Jahrhunderte vom Meer, das die Felsen abgetragen hat, geformt wurden. Das Meer hat diese In Norwegen haben Gletscher Täler mit steilen Kalkklippen geformt. Hängen in die Küste gegraben, die man Fjorde Der Papageientaucher nistet nennt. In einigen anderen Ländern wehen Meer auf Klippen und taucht, um und Wind den Sand zu Dünen auf. Die höchste Fische zu fangen. Düne in Europa (117 m hoch) ist die Düne von Pyla bei Arcachon in Frankreich. © Brian Lawrence/ Van Parys Viele Fisch- und andere Tierarten leben im Meer an Europas Küsten. Sie dienen Seevögeln und Meeressäugetieren wie Robben als Nahrung. Bei Dieser Fjord ist durch Ebbe kommen Scharen von Stelzvögeln an die einen Gletscher Flussmündungen, um die im Schlamm lebenden entstanden. Kleintiere zu fressen. © Doug Pearson/Corbis Die Mönchsrobbe, eines der seltensten Tiere in Europa, lebt im Mittelmeerraum. Die Düne von Pyla, Europas höchste Düne Stelzvogelschwärme finden ihre Nahrung bei Ebbe in Flussmündungen. 15 Mensch und Meer Das Meer ist auch für den Menschen wichtig. Das Mittelmeer war für die Römer von so großer Bedeutung, dass sie es Mare nostrum, „unser Meer“ nannten. Im Lauf der Jahrhunderte haben die Europäer alle Weltmeere befahren, andere Kontinente entdeckt und erkundet, Handel mit den dort lebenden Menschen getrieben und sich dort angesiedelt. Im Kapitel „Eine Reise durch die Zeit“ kannst du mehr über diese großen Entdeckungsfahrten erfahren. Frachtschiffe aus der ganzen Welt bringen alle möglichen Güter (die oft in Containern lagern) zu den europäischen Handelshäfen. Hier werden sie auf Züge, Lastwagen (LKWs) oder Güterschiffe verladen. Die Seeschiffe nehmen dann wiederum Güter mit, die in Europa hergestellt wurden und auf anderen Kontinenten verkauft werden sollen. © Scott Barrow/Corbis Frachtschiffe bringen Güter nach Europa und von Europa in andere Kontinente. Einige der luxuriösesten Schiffe wurden in Europa gebaut. Hierzu zählt etwa die Queen Mary 2, eines der größten Passagierschiffe der Welt. Im Januar 2004 machte sie ihre erste Fahrt über den Atlantik. Eines der größten Passagierschiffe der Welt: die Queen Mary 2 16 In Europas Seebädern lässt sich wunderbar Urlaub machen. Wer will, kann einfach ausspannen, sich sonnen und sich anschließend im Meer abkühlen. Wer es aktiver mag, kann alle möglichen © Pixelio Tauchen im Wassersportarten ausüben – vom Surfen und Segeln Mittelmeer über Wasserski bis zum Tauchen. Man braucht zum Fischen nicht immer ein Boot! In Europa isst man viele verschiedene Fischarten. Der Thunfisch gehört zu den beliebtesten. Fischen Der Fischfang ist für die Menschen in Europa seit jeher sehr wichtig. Ganze © P. Dieudonne/R. Harding/Corbis Städte sind um Fischereihäfen herum entstanden, tausende Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Fang und den Verkauf von Fischen oder indem sie für die Fischer und deren Familien tätig sind. Moderne Fischfangboote wie zum Beispiel Fabrikschiffe können große Mengen Fisch fangen. Damit es auch in Zukunft genug Fische im Meer gibt, haben die europäischen Staaten festgelegt, wie viele Fische gefangen Fischkutter im Hafen von werden dürfen und dass Netze verwendet werden müssen, aus denen sich Skye, Schottland junge Fische befreien können. © Nathalie Fobes/Corbis Die Fischzucht ist eine weitere Möglichkeit, um sicherzustellen, dass wir genug Fisch zum Essen haben. An den Küsten Nordeuropas wird Lachs in großen Käfigen im Meer gezüchtet. Auch mit Schalentieren wie Muscheln oder Austern ist dies möglich. 17 Lachszucht Europas Küsten schützen Europas Küste und das Meer sind äußerst wichtig für Mensch und Tier; deshalb müssen wir sie schützen. Wir müssen verhindern, dass sie durch Müll aus Fabriken und Städten verschmutzt werden. Bei Schiffsunglücken von Öltankern können riesige Mengen Öl ins Meer fließen. Strände können dadurch mit einer Ölschicht überzogen und tausende Vögel getötet werden. Die Länder Europas arbeiten zusammen, um solche Unglücke zu verhindern und sicherzustellen, dass unsere Strände schön bleiben und die kommenden Generationen sich weiterhin daran erfreuen können. 18 Eine Reise durch die Zeit Im Laufe der Jahrtausende hat sich Europa stark verändert. Es hat eine faszinierende, aber auch sehr lange Geschichte. Wir wollen hier nur einige der wichtigsten Etappen herausgreifen. Wikimedia Die Steinzeit Prähistorische Höhlenmalereien in Lascaux, Frankreich Die ersten Europäer waren Jäger und Sammler. An den Wänden einiger Höhlen fertigten sie wunderbare Malereien von Jagdszenen an. Mit der Zeit wurden sie zu Bauern, erlernten Tierzucht und Ackerbau und begannen, Dörfer zu bauen. Sie stellten Waffen und Werkzeuge aus Stein her, indem sie beispielsweise Feuersteine schärften. Ein Werkzeug aus Feuer- stein aus der Steinzeit Die Bronze- und die Eisenzeit – die Entdeckung von Metall Einige tausend Jahre vor Christus (v. Chr.) entdeckten die Menschen, dass man verschiedene Metallarten gewinnen konnte, wenn man unterschiedliche Gesteinsarten in sehr heißem Feuer erhitzte. Bronze, eine Mischung aus Kupfer und Zinn, war hart genug, um daraus Werkzeuge und Waffen herzustellen. Gold und Silber waren weich, aber wunderschön, und konnten zu Schmuck geformt werden. Später wurde ein noch härteres Metall entdeckt: das Eisen. Die beste Eisenart war Stahl, der äußerst stabil war und nicht so leicht zerbrach. Er eignete sich daher sehr gut für Schwerter. Doch die Herstellung von Stahl war recht schwierig, weswegen gute Schwerter rar und sehr kostbar waren. Kopf einer Bronzeaxt 19 Das antike Griechenland etwa 2000 bis 200 v. Chr. („v. Chr.“ bedeutet „vor Christus“) Vor etwa 4000 Jahren begannen die Menschen in Griechenland, Städte zu bauen. Zunächst herrschten dort Könige. Etwa 500 v. Chr. wurde dann in Athen die „Demokratie“, was so viel wie „Herrschaft des Volkes“ heißt, eingeführt. (Entscheidungen wurden nicht von einem König, sondern durch Abstimmung vom Volk getroffen.) Die Demokratie ist eine wichtige europäische Errungenschaft, die überall auf der Welt Verbreitung gefunden hat. Diese griechische Vase im rotfigurigen Stil stammt etwa aus dem Jahr 530 v. Chr. Aus dem alten Griechenland ist uns unter anderem Folgendes geblieben: > wunderbare Sagen über Götter und Helden, Kriege und Abenteuer; > prächtige Tempel, Marmorstatuen und schöne Töpferarbeiten; © Marie-LanNguyen/Wikimedia > die Olympischen Spiele; > technisch fortschrittliche Theater und große Dichter, deren Stücke noch heute aufgeführt werden; > Lehrer wie Sokrates und Platon, die den Menschen beibrachten, logisch zu denken; > Mathematiker wie Euklid und Pythagoras, die mathematische Gesetze und Regeln entwickelten; > Wissenschaftler wie Aristoteles (der Tiere und Pflanzen erforschte) und Eratosthenes (der bewies, Platon, dass die Erde eine Kugel ist, und berechnete, wie groß sie ist). einer der bedeutendsten Denker aller Zeiten 20 Das Römische Reich etwa 500 vor Christus bis 500 n. Chr. („n. Chr.“ bedeutet „nach Christus“) Rom war am Anfang nur ein Dorf in Italien. Doch die Römer verfügten über eine sehr gute Organisation, hatten eine starke Armee und eroberten so nach und nach alle Länder rund um das Mittelmeer. Schließlich erstreckte sich das Römische Reich von Nordengland bis zur Sahara und vom Atlantik nach Asien. Folgendes ist uns von den Römern geblieben: © Alexander Barti/Pixelio > gute, gerade Straßen, die alle Teile des Reiches verbanden; > schöne Häuser mit Innenhöfen und Mosaikböden; > Steinbrücken und Aquädukte (um Wasser über große Entfernungen zu Heute noch erhaltenes römisches transportieren); Aquädukt: der Pont du Gard in Frankreich > Rundbögen, die die Bauten stabil und langlebig machten; > neue Baumaterialien wie Zement und Beton; > neue Waffen wie Katapulte; > große Dichter wie Cicero und Virgil; > das römische Rechtssystem, das in vielen europäischen Ländern auch heute noch angewandt wird. Mosaike werden aus winzigen Teilen von Stein, Email, Glas oder Keramik zusammengesetzt. 21 Das Mittelalter etwa 500 bis 1500 n. Chr. Als das Römische Reich unterging, wurden die verschiedenen Teile Europas von mehreren Völkern eingenommen. Dazu zählten … Die Kelten Vor der Zeit der Römer lebten in vielen Teilen Europas keltische Völker. Ihre Nachfahren leben heute hauptsächlich in der Bretagne (Frankreich) und in Cornwall (England), Galicien (Spanien), Irland, Schottland und Wales. In diesen Teilen Europas ist die keltische Sprache und Kultur noch sehr lebendig. Die Germanischen Völker Nicht alle diese Völker siedelten im heutigen Deutschland. > Die Angeln und die Sachsen zogen nach England und herrschten dort bis 1066. > Die Franken eroberten große Teile Europas, so auch Frankreich, zwischen 500 und 800 n. Chr. Ihr berühmtester König war Karl der Große. > Die Goten (Westgoten und Ostgoten) errichteten Königreiche in Spanien und Italien. > Die Wikinger lebten in Skandinavien. Im 9. und 10. Jahrhundert n. Chr. fuhren sie mit ihren Schiffen in andere Länder, stahlen Schätze, handelten und ließen sich dort nieder, wo es gutes Ackerland gab. Die Wikinger waren so gute Seefahrer, dass sie sogar Amerika erreichten (was sich aber nicht herumsprach). Die Normannen oder „Nordmänner“ waren Wikinger, die sich in Frankreich niederließen (in dem Gebiet, das wir Normandie nennen) und 1066 England eroberten. Es gibt einen berühmten normannischen Wandteppich, der Szenen der Eroberung zeigt. Er wird im Museum der Stadt Bayeux aufbewahrt. 22 Die Slawen ließen sich in vielen Teilen Osteuropas nieder. Sie sind die Vorfahren der heutigen slawischsprachigen Völker, zu denen Bulgaren, Kroaten, Polen, Russen, Serben, Slowaken, Slowenen, Tschechen und Weißrussen zählen. Nachdem sich die Magyaren im 9. bis 10. Jahrhundert n. Chr. in der Pannonischen Tiefebene niedergelassen hatten, gründeten sie im Jahr 1000 das Königreich Ungarn. Ihre Nachfahren leben heute in Ungarn und anderen benachbarten Ländern. Im Mittelalter kam es oft zu Streitigkeiten zwischen Königen und Adligen in Europa, und es gab viele Kriege. (Dies war die Zeit, in der Ritter in Rüstungen auf Pferden kämpften.) Um sich vor Angriffen zu schützen, lebten Könige und Adlige oft in Burgen mit dicken Steinmauern. Einige Burgen wurden so massiv gebaut, dass sie noch heute erhalten sind. Mittelalterliche Burgen wurden errichtet, um Feinde abzuwehren. © SXC Ein Beispiel für die gotische Architektur des Mittelalters: Wasserspeier an der Mailänder Kathedrale Im Mittelalter wurde das Christentum zur wichtigsten Religion in Europa; fast überall erbaute man Kirchen. Einige sind äußerst beeindruckend – vor allem die großen Kathedralen mit ihren hohen Türmen und Buntglasfenstern. Mönche betrieben Ackerbau und trugen zur Entwicklung der Landwirtschaft in ganz Europa bei. Außerdem gründeten sie Schulen und schrieben Bücher. Ihre Klöster hatten häufig Bibliotheken, in denen wichtige Bücher aus alten Zeiten aufbewahrt wurden. /Pixelio r Schütz Im südlichen Spanien, wo der Islam die Hauptreligion war, errichteten die © Diete Herrscher prächtige Moscheen und Minarette. Die berühmtesten noch heute erhaltenen Bauwerke sind die Mezquita von Córdoba (eine Moschee) und die Giralda in Sevilla (ein Minarett). Blick auf die große mittelalterliche Moschee in Córdoba (Spanien) 23 Die Renaissance (etwa 1300 bis 1600 n. Chr.) Im Mittelalter konnten die meisten Menschen nicht lesen oder schreiben und wussten nur das, was sie in der Kirche erfuhren. Nur Klöster und Universitäten hatten Abschriften der Werke, die im antiken Griechenland und Rom geschrieben worden waren. Doch im ia ed 14. und 15. Jahrhundert entdeckten die Gelehrten die alten Schriften /Wikim nach und nach wieder. Sie waren begeistert von den großartigen d Gaya Ideen und dem Wissen, das sie darin fanden, und die Nachricht © Davi darüber verbreitete sich. Eine der berühmtesten Wohlhabende und gebildete Bürger, so zum Beispiel in Florenz in Statuen weltweit: der David Italien, begannen sich dafür zu interessieren. Sie konnten es sich von Michelangelo leisten, Bücher zu kaufen – vor allem, nachdem der Buchdruck 1445 in Europa erfunden worden war –, und sie begeisterten sich für das antike Griechenland und Rom. Sie ließen sich ihre Häuser nach Leonardo da Vinci dem Vorbild römischer Paläste bauen und von begabten Künstlern entwarf seinen „Hubschrauber“ und Bildhauern mit Szenen aus griechischen und römischen Sagen, vor 500 Jahren! Statuen von Göttern, Helden und Kaisern schmücken. edia im Wik Wikimedia Eines der großen Renaissancegemälde: die Venus von Botticelli Eine verlorene Welt voller Schönheit und Weisheit schien wiedergeboren zu sein. Daher wird diese Epoche „Renaissance“ genannt, was „Wiedergeburt“ bedeutet. Aus ihr gingen hervor: > berühmte Maler und Bildhauer wie Michelangelo und Botticelli; > große Architekten wie Brunelleschi; > der faszinierende Erfinder und Künstler Leonardo da Vinci; > große Denker wie Thomas Morus, Erasmus von Rotterdam und Montaigne; > Wissenschaftler wie Kopernikus und Galileo Galilei (die entdeckten, dass die Erde und andere Planeten sich um die Sonne drehen); > wunderschöne Bauten wie die Schlösser an der Loire; > ein neues Interesse an dem, was der Mensch erreichen kann. 24 Die Industrielle Revolution (etwa 1750 bis 1880 n. Chr.) Eine weitere Revolution fand in Europa vor etwa 250 Jahren statt. Sie begann mit einer Energiekrise. Während mehreren tausend Jahren hatten die Menschen Holz und Holzkohle als Brennstoff genutzt. Doch um 1750 gab es in einigen Teilen Europas keine Wälder mehr. Was bot sich sonst noch als Brennstoff an? Die Antwort war Steinkohle. Davon gab es sehr viel in Europa. Bergarbeiter begannen mit ihrer Förderung. Steinkohle wurde zur Dampferzeugung für die neu erfundenen Dampfmaschinen verwendet. Sie konnte auch erhitzt und in „Koks“ verwandelt werden. Koks ist ein wesentlich sauberer Brennstoff und daher ideal geeignet für die Herstellung von Eisen und Stahl. Vor etwa 150 Jahren erfand ein Engländer namens Henry Bessemer den „Hochofen“, mit dem große Mengen Stahl ziemlich billig erzeugt werden konnten. Bald wurde in Europa Stahl in großem Umfang hergestellt, was die Welt veränderte: Mit billigem Stahl konnte man Wolkenkratzer, große Brücken, Ozeandampfer, Autos, Kühlschränke usw. bauen – allerdings auch Kanonen und Bomben. Wikimedia Henry Bessemer, der Erfinder der modernen Stahlherstellung 25 Große Entdeckungen und neue Ideen (etwa 500 bis 1500 n. Chr.) © E.Benjamin Andrews Nachbildungen von zwei Schiffen von Christoph Kolumbus Während der Renaissance war der Handel mit fernen Ländern sehr wichtig für die europäischen Kaufleute geworden. Sie verkauften beispielsweise Waren nach Indien und brachten wertvolle Gewürze und Edelsteine von dort mit zurück. Doch die Reise über Land war sehr schwierig und dauerte lange, weshalb die Händler Indien auf dem Seeweg erreichen wollten. Dabei gab es ein Problem: Der Riesenkontinent Afrika war im Weg! © Gregorio Lopes Doch wenn die Erde wirklich rund war (wie die Menschen allmählich glaubten), müssten die Schiffe aus Europa Indien erreichen können, indem sie westwärts segelten. 1492 fuhren Christoph Kolumbus und seine te Mann, Seeleute von Spanien aus los und überquerten den Atlantik. Doch statt G a m a – der ers lte Vasco d a dien sege Indien zu erreichen, entdeckten sie die Bahamas – Inseln in der Karibik, n Eu ro p a nach In der vo nahe der amerikanischen Küste. Auch andere Entdecker machten sich auf den Weg. 1498 erreichte Vasco da Gama, ein portugiesischer Marineoffizier, als erster Europäer Indien auf dem Seeweg, indem er Afrika umsegelte. Ferdinand Magellan, ein anderer portugiesischer Eroberer, leitete 1519 im Auftrag der spanischen Krone die erste europäische Weltumseglung! Es dauerte nicht lange, bis die Europäer die karibischen Inseln und Amerika Wikimedia (für sie die „Neue Welt“) erkundet hatten und sich dort ansiedelten. Mit anderen Worten: Sie nahmen das Land ein und beanspruchten es Der Dodo, ein flugunfähiger als Teil ihres Heimatlandes in Europa. Auch ihren Glauben, ihre Sitten Vogel, lebte einst auf einer und Sprachen nahmen sie mit, wodurch Englisch und Französisch in Insel im Indischen Ozean. Nordamerika sowie Spanisch und Portugiesisch in Mittel- und Er wurde von europäischen Siedlern ausgerottet. Südamerika zu den Hauptsprachen wurden. Mit der Zeit fuhren die Europäer mit ihren Schiffen immer weiter: nach China, Japan, Südostasien, Australien und Ozeanien. Seefahrer, die aus diesen fernen Ländern zurückkamen, berichteten von merkwürdigen Tieren, die ganz anders waren als die Tiere, die sie von Europa her kannten. Das weckte das Interesse von Wissenschaftlern, diese Orte © Catherine Lusurier zu erforschen und Tiere und Pflanzen für die Museen in Europa mit zurückzubringen. Im 19. Jahrhundert reisten europäische Voltaire, einer der großen Forscher bis tief in den afrikanischen Schriftsteller der Aufklärung Kontinent hinein; im Jahr 1910 hatten die Staaten Europas große Teile Afrikas kolonialisiert. 26 Zur gleichen Zeit erforschten Wissenschaftler in Europa mehr und mehr über die Erde. Geologen untersuchten Gesteine und Fossilien und stellten Überlegungen darüber an, wie die Erde entstanden und wie alt sie wirklich war. Zwei große © Julia Margaret Cameron Wissenschaftler, Jean-Baptiste Lamarck (in Frankreich) und Charles Darwin (in England), gelangten schließlich zu der Erkenntnis, dass Pflanzen und Tiere einer „Evolution“ unterlagen, was bedeutet, dass sie sich im Lauf von vielen Millionen Jahren von einer Art zu einer anderen entwickelt hatten. Charles Darw in veröffentlic Im 18. Jahrhundert kamen auch andere Fragen auf, so zum Beispiel, wie Länder seine Evolutio hte nstheorie 1859. regiert werden und welche Rechte und Freiheiten dem Menschen zustehen sollten. Der Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau vertrat die Ansicht, dass alle Menschen „gleich“ sein sollten. Sein Schriftstellerkollege Voltaire war der Auffassung, dass die Welt eine bessere wäre, wenn Vernunft und Wissen anstelle von Unwissenheit und Aberglauben herrschten. Dieses Zeitalter neuer Gedanken, das „Aufklärung“ genannt wird, führte in einigen Ländern zu großen Umwälzungen, so etwa zur Französischen Revolution ©Zubro/Wikimedia 1789, als die Menschen beschlossen, sich nicht länger von Königen und Königinnen regieren zu lassen. Einer ihrer revolutionären Slogans war „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – was später zum Leitsatz der französischen Nation wurde. Das erste Telefon, erfunden von dem gebürtigen Schotten Die moderne Welt Alexander Graham Bell. Heute werden die modernsten (etwa 1880 bis heute) Mobiltelefone in Europa hergestellt. Andere Erfindungen, die im 19. und 20. Jahrhundert in Europa gemacht wurden, haben dazu beigetragen, dass die Welt zu der wurde, in der wir heute leben. Zum Beispiel: 1886 Benzinmotor 1912 Neonlicht 1937 Instantkaffee 1901 Erste Funksignale 1920er-Jahre Fernseher und Auto- 1939 Erstes Düsenflugzeug bahnen 1909 Bakelit, der erste Kunststoff 1935 Radar und Kugelschreiber 1940er-Jahre Erster Computer Jeder vierte Arbeitnehmer in Europa ist in der Herstellung der Dinge tätig, die in der modernen Welt benötigt werden: Essen und Trinken; Handys und Computer; Kleidung und Möbel; Waschmaschinen und Fernseher; Autos, Busse, LKWs und vieles mehr. Etwa sieben von zehn Europäern haben heute eine Arbeit im Bereich „Dienstleistungen“. Das heißt, sie arbeiten in Geschäften und auf der Post, bei Banken und Versicherungen, in Hotels und Restaurants, Krankenhäusern, Schulen usw., wo sie entweder die dort üblichen Produkte verkaufen oder die Dienstleistungen zur Verfügung stellen, die die Menschen brauchen. 27 Aus der Geschichte lernen Leider zählen zur Geschichte Europas nicht nur Errungenschaften, auf die wir stolz sein können. Es gibt auch vieles, wofür wir uns schämen müssen. Jahrhundertelang führten die Europäer schreckliche Kriege gegeneinander. Dabei ging es meistens um Macht und Besitz oder um Religion. Die europäischen Siedler trugen zum Tod von Millionen von Menschen auf anderen Kontinenten bei, indem sie die einheimische Bevölkerung bekämpften, misshandelten oder unwissentlich europäische Krankheiten unter ihnen verbreiteten. Darüber hinaus zwangen die Europäer Millionen von Afrikanern zur Sklavenarbeit. Aus diesen schrecklichen Untaten mussten Lehren gezogen werden. Der europäische Sklavenhandel wurde im 19. Jahrhundert verboten. Die Kolonien erlangten im 20. Jahrhundert die Unabhängigkeit. Und letztendlich wurde Frieden in Europa geschaffen. Wie dies geschah, kannst du im Kapitel „Die Familie ist wieder vereint“ nachlesen. Krieg … Bedauerlicherweise gab es in der europäischen Familie auch viel Streit. Oft ging es dabei darum, wer ein Land regieren sollte oder welchem Staat welches Stück Land gehörte. Manchmal wollte ein Herrscher mehr Macht erlangen, indem er Nachbarländer eroberte, oder er wollte beweisen, dass sein Volk stärker und besser war als andere Völker. Aus den verschiedensten Gründen gab es also jahrhundertelang schreckliche Kriege in Europa. Im 20. Jahrhundert gingen von unserem Kontinent zwei große Kriege aus, die sich ausbreiteten und Länder in der ganzen Welt mit hineinzogen. Deshalb werden sie Weltkriege genannt. Millionen Menschen wurden in diesen Kriegen getötet, Europa lag danach in Ruinen, und es herrschte Armut. Könnte verhindert werden, dass sich so etwas noch einmal ereignet? Würden die Europäer lernen, Probleme durch Verhandlungen zu lösen statt sich zu bekämpfen? Die Antwort lautet „Ja“. Darum geht es in unserem nächsten großen Kapitel: Die Geschichte der Europäischen Union. 28 … und Frieden Wir Europäer gehören vielen verschiedenen Ländern mit verschiedenen Sprachen, Traditionen, Bräuchen und Religionen an. Und doch gehören wir, wie eine große Familie, aus den unterschiedlichsten Gründen zusammen. Hier sind einige Beispiele. > Wir teilen diesen Kontinent seit Tausenden von Jahren. > Viele unserer Sprachen sind miteinander verwandt. > In jedem Land leben viele Menschen, deren Vorfahren aus anderen Ländern stammen. > Unsere Traditionen, Bräuche und Feste haben oft denselben Ursprung. > Wir teilen und begeistern uns für die wunderbare Musik und Kunst, die Schauspiele und Geschichten, die von Menschen in ganz Europa im Lauf der Jahrhunderte geschaffen wurden. > Fast jeder in Europa glaubt an Dinge wie Fairness, Nachbarschaft, Meinungsfreiheit, Achtung des Anderen und Hilfe für Menschen in Not. > Wir schätzen das Eigene und Besondere eines jeden Landes, aber auch das allen Europäern Gemeinsame. 29 Die Geschichte der Europäischen Union Der Zweite Weltkrieg endete 1945. Er war eine Zeit furchtbaren Tötens und Zerstörens gewesen und hatte in Europa begonnen. Wie konnten die Staatsmänner der europäischen Länder verhindern, dass sich solche schrecklichen Ereignisse jemals wiederholten? Sie brauchten dafür einen wirklich guten Plan, etwas, was bisher noch nicht versucht worden war. Robert Schuman Jean Monnet © EU © EU Eine völlig neue Idee Der Franzose Jean Monnet beschäftigte sich ausführlich mit dieser Frage. Er stellte fest, dass ein Land zweierlei benötigt, bevor es Krieg führen kann: Eisen für die Produktion von Stahl, um Panzer, Kanonen, Bomben usw. zu bauen, und Kohle, um Energie für Fabriken und die Eisenbahn zur Verfügung zu haben. In Europa gab es so viel Kohle und Stahl, dass die europäischen Staaten leicht Waffen herstellen und Kriege führen konnten. Aus dieser Überlegung heraus entwickelte Jean Monet eine ganz neue Idee: Die Regierungen von Frankreich und Deutschland – und anderen europäischen Staaten möglicherweise auch – sollten ihre Kohle- und Stahlindustrie nicht mehr alleine betreiben. Stattdessen sollte diese von Menschen aus allen beteiligten Staaten zusammen geleitet werden, die alle Angelegenheiten an einem Tisch gemeinsam besprechen und entscheiden. Ein Krieg wäre dann unmöglich! Jean Monnet ahnte, dass dieser Plan nur funktionieren würde, wenn alle europäischen Staatsmänner bereit wären, ihn anzuwenden. Er stellte ihn seinem Freund Robert Schuman, der Minister der französischen Regierung war, vor. Robert Schuman hielt den Plan für eine brillante Idee, die er in seiner berühmten Rede am 9. Mai 1950 vorstellte. Die Rede überzeugte nicht nur die führenden Politiker Frankreichs und Deutschlands, sondern auch Belgiens, Italiens, Luxemburgs und der Niederlande. Sie alle beschlossen, ihre Kohle- und Stahlindustrie zusammenzulegen und eine Vereinigung zu bilden, die sich die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) nannte. Diese sollte friedlichen Zielen dienen und dazu beitragen, das zerstörte Europa wieder aufzubauen. Die EGKS wurde 1951 gegründet. 30 Der Gemeinsame Markt Die Zusammenarbeit der sechs Länder war so gut, dass sie bald die Gründung einer weiteren Vereinigung beschlossen: die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Sie wurde 1957 ins Leben gerufen. © Keystone An der Grenze war Geduld Mit „Wirtschaft“ waren Geld, Unternehmen, Arbeitsplätze und Handel gemeint. gefragt... Warteschlangen wie diese gehörten in Eine der Hauptideen bestand darin, dass die EWG-Länder einen „Gemeinsamen Markt“ Europa früher zum Alltag. bilden sollten, um den Handel untereinander zu vereinfachen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten LKWs, Züge und Schiffe, die Güter von einem Land in ein anderes brachten, immer an der Grenze haltmachen; Papiere wurden kontrolliert, und Geld, der sogenannte „Zoll“, musste gezahlt werden. Das führte zu Verzögerungen und verteuerte Waren aus dem Ausland. Durch den Gemeinsamen Markt wollte man diese Grenzkontrollen, Verzögerungen und Zölle abschaffen, damit die Länder miteinander so Handel treiben konnten, als befänden sie sich innerhalb desselben Landes. Nahrungsmittel und Landwirtschaft Durch den Zweiten Weltkrieg war es in Europa schwierig geworden, Nahrungsmittel zu erzeugen oder sie aus anderen Kontinenten einzuführen. Noch zu Beginn der 1950er-Jahre herrschte in Europa Lebensmittelknappheit. Deswegen vereinbarten die Mitgliedstaaten © Randy Wells/Corbis der EWG, die Landwirte zu bezahlen, damit sie mehr Nahrungsmittel erzeugten, und so sicherzustellen, dass sie von ihrem Land angemessen leben konnten. Maschinen wie diese Diese Vereinbarung wurde die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) genannt. Das Vorhaben werden zur Ernte von klappte gut. So gut, dass die Landwirte letztendlich zu viele Nahrungsmittel produzierten Weizen und anderem und die Vereinbarung geändert werden musste. Heute erhalten die Landwirte GAP-Gelder Getreide benutzt. auch für die Landschaftspflege. 31 Von der EWG zur Europäischen Union Der Gemeinsame Markt machte das Leben für die Menschen in der EWG bald leichter. Sie hatten mehr Geld zur Verfügung, mehr zu essen, und das Angebot in den Läden war größer. Andere Nachbarländer sahen dies, und in den 1960er-Jahren fragten verschiedene Länder, ob auch sie der Gemeinschaft beitreten könnten. Nach mehreren Jahren Verhandlung traten das Vereinigte © EU Königreich, Dänemark und Irland 1973 bei; 1981 folgte Griechenland. Ein Teil der Familie: Griechenland Portugal und Spanien traten 1986 bei, Finnland, Österreich und unterzeichnet den Beitrittsvertrag. Schweden 1995. Nun hatte die Gemeinschaft 15 Mitgliedstaaten. Im Lauf der Jahre veränderte sich die Gemeinschaft. Ende 1992 war der Binnenmarkt, wie er genannt wurde, fertiggestellt, doch die Gemeinschaft tat noch viel mehr. So setzten sich die EWG-Länder gemeinsam für den Umweltschutz ein und bauten bessere Straßen und Schienennetze in Europa, und reichere Länder halfen ärmeren beim Straßenbau und anderen wichtigen Vorhaben. Um das Reisen zu erleichtern, schafften die meisten EWG- Staaten die Passkontrollen an den gemeinsamen Grenzen ab. Jemand, der in einem Mitgliedstaat lebte, hatte das Recht, in jedem anderen Mitgliedstaat zu leben und zu arbeiten. Die Regierungen besprachen auch andere neue Ideen, so etwa, wie Polizisten aus verschiedenen Ländern einander bei der Festnahme von Kriminellen, Drogenhändlern und Terroristen helfen konnten. Mit anderen Worten: Die Gemeinschaft hatte sich so stark verändert und war um Zum Umweltschutz so vieles fester als zu Beginn, dass sie 1992 beschloss, sich in gehört die Verringerung „Europäische Union“ (EU) umzubenennen. der Luftverschmutzung, was z. B. durch die Nutzung von Windkraft zur Energieerzeugung erreicht werden kann. Ein Polizist und sein © EU Spürhund durchsuchen Gepäck nach Drogen. 32 Die Familie ist wieder vereint In der Zwischenzeit fanden jenseits der Grenzen der EU große Ereignisse statt. Über viele Jahre hinweg waren der Ost- und der Westteil Europas voneinander getrennt. Die Machthaber in den östlichen Ländern glaubten an ein Regierungssystem, das „Kommunismus“ genannt wurde und der Bevölkerung ein hartes Leben bescherte. Die Menschen waren unterdrückt und viele, die sich offen gegen das Regime stellten, wurden in Straflager geschickt. Als immer mehr Menschen aus dem Osten in den Westen flohen, wurden die Machthaber im Osten nervös. Sie ließen hohe Zäune und Mauern errichten, etwa die Mauer quer durch Berlin, um die Menschen an der Flucht aus dem Land zu hindern. Viele, die versuchten, die Grenze unerlaubt zu überqueren, wurden erschossen oder durch Schüsse verletzt. Die Grenzen waren so unüberwindbar, dass sie oft als „Eiserner Vorhang“ bezeichnet wurden. 1989 hatte die Trennung schließlich ein Ende. Die Berliner Mauer wurde abgerissen und der „Eiserne Vorhang“ war Geschichte. Bald danach fand in Deutschland die Wiedervereinigung statt. Die Menschen in den Ländern Mittel- und Osteuropas wählten neue Regierungen, die das kommunistische System 1989: abschafften. Die Berliner Mauer wird abgerissen. Die Menschen waren endlich frei! Es war eine Zeit der Freude! Die Länder, die ihre Freiheit erlangt hatten, beantragten ihren Beitritt zur Europäischen Union. Bald gab es eine ganze Reihe von „Kandidatenländern“, die Mitgliedstaaten der EU werden wollten. Bevor ein Land der Europäischen Union beitreten kann, muss seine Wirtschaft gut funktionieren. Außerdem muss es eine Demokratie sein, d. h., dass die Einwohner frei wählen können, wer das Land regieren soll. Zudem muss das Land die Menschenrechte respektieren. Zu den Menschenrechten zählen das Recht, zu sagen, was man denkt, das Recht, nicht ohne ein faires Gerichtsverfahren ins Gefängnis zu müssen, das Recht, nicht gefoltert zu werden, sowie viele andere wichtige Rechte. Die ehemals kommunistischen Länder arbeiteten hart an allen diesen Punkten, und nach einigen Jahren erfüllten acht von ihnen die Voraussetzungen für einen Beitritt: Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik und Ungarn. Sie traten der EU am 1. Mai 2004 bei – gemeinsam mit zwei Mittelmeerinseln: Malta und Zypern. Am 1. Januar 2007 traten zwei weitere ehemals kommunistische Länder, nämlich Bulgarien und Rumänien, der Union bei. Kroatien ist seit dem 1. Juli 2013 Teil der EU, die damit auf 28 Mitglieder anwächst. Niemals zuvor waren so viele Länder der EU in so kurzer Zeit beigetreten. Man kann wirklich sagen, dass „die Familie zusammenfand“ und Ost-, Mittel- und Westeuropa wieder vereint waren. Die Flaggen der 28 EU-Mitgliedstaaten 33 Das macht die EU Die EU versucht, das Leben in vielerlei Hinsicht zu verbessern. Hier sind einige Beispiele. Klimawandel und Umwelt Die Umwelt gehört uns allen; deswegen müssen die Länder zusammenarbeiten, um sie zu schützen. Die EU hat Regeln aufgestellt, um die Umweltverschmutzung zu stoppen und zum Beispiel Wildvögel zu schützen. Die Regeln gelten in allen EU-Staaten, und die Regierungen müssen dafür sorgen, dass sie eingehalten werden. © Javier Larrea /Van Parys Der Klimawandel (der Begriff steht für die allmähliche Erwärmung Die europäischen Länder der Erdatmosphäre) ist ein weiteres Problem, das nur gemeinsam arbeiten beim Umweltschutz gelöst werden kann. Die Länder der EU haben daher vereinbart, zusammen, denn die ihren Ausstoß von Stoffen zu verringern, die die Atmosphäre Umweltverschmutzung macht vor den Grenzen nicht halt. schädigen und die globale Erwärmung verursachen. Die EU versucht auch andere Länder dazu zu bringen, sich anzuschließen. Der Euro Der Euro wird in Früher hatte jedes Land in Europa sein eigenes Geld, das heißt zahlreichen Ländern seine eigene „Währung“. Jetzt gibt es eine einheitliche Währung, der EU verwendet. den Euro, den alle Länder einführen können, wenn sie dafür bereit sind. Eine gemeinsame Währung macht es leichter, Geschäfte zu © Harald Reiss/Pixelio tätigen, zu reisen und überall in der EU einzukaufen, ohne Geld in eine andere Währung umtauschen zu müssen. In Krisenzeiten sorgt sie auch für mehr Stabilität in der Wirtschaft. Wenn du die Euro-Münzen vergleichst, wirst du sehen, dass auf der einen Seite ein Symbol abgebildet ist, das für das Land steht, in dem die Münze geprägt wurde. Die andere Seite ist bei allen Münzen gleich gestaltet. Freiheit! EU-Bürger haben das Recht, in jedem anderen EU-Staat zu leben, zu arbeiten und zu studieren. Die EU tut alles, um es so einfach wie möglich zu machen, von einem Land in ein anderes umzuziehen. Dank der Unterstützung durch die EU können Wenn du die Grenze zwischen zwei Ländern der EU überquerst, Studenten aus brauchst du keinen Reisepass mehr. Die EU unterstützt Studenten verschiedenen Ländern und junge Menschen dabei, einen Teil ihrer Studien- oder © SXC zusammen studieren. Ausbildungszeit in einem anderen Land der EU zu verbringen. 34 Arbeitsplätze Es ist für jeden Menschen wichtig, dass er eine Arbeit hat, die ihm gefällt und bei der er seine Fähigkeiten entfalten kann. Ein Teil des © Javier Larrea /Van Parys Berufliche Bildung Geldes, das jeder verdient, wird verwendet, um Krankenhäuser und ist wichtig, damit die Schulen zu bezahlen und um für alte Menschen Sorge zu tragen. Menschen fit sind für Deshalb tut die EU alles, um neue und bessere Arbeitsplätze für neue Arbeitsplätze. diejenigen zu schaffen, die arbeiten können. Sie hilft Leuten, die neue Betriebe und Geschäfte gründen möchten, und stellt Geld zu Verfügung, damit Menschen eine neue Arbeit erlernen können. Hilfe für Regionen in Schwierigkeiten © Stephen Mosweeny/Van Parys Das Leben ist nicht überall in Europa für jeden einfach. An manchen Orten gibt es nicht genug Arbeitsplätze für die dort lebenden Die EU leistet finanzielle Menschen, weil Kohlegruben oder Fabriken geschlossen werden Hilfe für den Bau neuer Straßen. mussten. In einigen Regionen ist es wegen des Klimas mühsam, Landwirtschaft zu betreiben, in anderen ist es schwierig, Handel zu treiben, weil es nicht genug Straßen und Schienen gibt. Die EU geht dieses Problem an, indem sie Geld von allen Mitgliedstaaten einzieht und es verwendet, um Regionen in Schwierigkeiten zu helfen. Sie beteiligt sich zum Beispiel an den Kosten für neue Straßen- und Autoverbindungen oder unterstützt Unternehmen, damit sie neue Arbeitsplätze für die Menschen schaffen können. Hilfe für arme Länder In vielen Ländern der Welt sterben Menschen oder haben ein schweres Leben, weil Krieg herrscht, Krankheiten ausbrechen oder © Annie Griffiths, Belt/Corbis sich Naturkatastrophen wie Dürre oder Hochwasser ereignen. Oft haben diese Länder nicht genug Geld, um die Schulen, Lebensmittelhilfe Krankenhäuser, Straßen und Häuser zu bauen, die die Einwohner von der EU benötigen. Die EU gibt diesen Ländern Geld und sendet Lehrer, Ärzte, Ingenieure und andere Fachleute zum Arbeiten dorthin. Sie kauft auch viele Güter, die diese Länder erzeugen, ohne Zölle zu erheben. So nehmen die armen Länder mehr Geld ein. 35 Die europäische Flagge Frieden Die Europäische Union hat viele europäische Staaten in Freundschaft vereint. Natürlich sind diese nicht immer einer Meinung, aber anstatt sich zu bekämpfen, setzen sich die Politiker der EU-Mitgliedstaaten an einen runden Tisch, um Unstimmigkeiten zu diskutieren. Der Traum von Jean Monnet und Robert Schumann ist also wahr geworden. Die EU hat Frieden zwischen ihren Mitgliedern geschaffen. Sie setzt sich auch für dauerhaften Frieden zwischen ihren Nachbarn und in der ganzen Welt ein. So helfen beispielsweise EU-Soldaten und -Polizeibeamte mit, den Frieden im ehemaligen Jugoslawien aufrechtzuerhalten, wo vor nicht allzu vielen Jahren ein erbitterter Krieg stattfand. Dies sind nur einige der Dinge, die die EU macht; es gibt noch viele andere. Ein Teil der Europäischen Union zu sein, hat Einfluss auf jeden Bereich unseres täglichen Lebens. Was sollte die EU tun, was nicht? Das müssen die Menschen in der EU entscheiden. Wie können wir uns beteiligen? Das kannst du im nächsten Kapitel nachlesen. Europa hat eine eigene Flagge und eine eigene Hymne: die „Ode an die Freude“ aus Beethovens Neunter