Delir PDF - Riemer Psychische Erkrankungen I

Summary

This document discusses delirium, including its criteria, epidemiology, risk factors, and treatment. It is part of a larger series on psychiatric illnesses.

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6. Delir Riemer Psychische Erkrankungen I Kriterien eines Delirs qualitative Bewusstseinsstörung, d. h. verminderte Klarheit in der Umgebungswahrnehmung, mit einer reduzierten Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten und umzustellen Störung der Kognition m...

6. Delir Riemer Psychische Erkrankungen I Kriterien eines Delirs qualitative Bewusstseinsstörung, d. h. verminderte Klarheit in der Umgebungswahrnehmung, mit einer reduzierten Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten und umzustellen Störung der Kognition mit 1) Beeinträchtigung des Immediatgedächtnisses und des Kurzzeitgedächtnisses bei relativ intaktem Langzeitgedächtnis, 2) Desorientierung zu Zeit, Ort oder Person mindestens eine Störung der Psychomotorik: 1) rascher, nicht vorhersagbarer Wechsel zwischen Hypo- und Hyperaktivität, 2) verlängerte Reaktionszeit, 3) vermehrter oder verminderter Redefluss, 4) verstärkte Schreckreaktion mindestens eine Störung des Schlafs: 1) Schlafstörung bis hin zur Schlaflosigkeit, Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus, 2) nächtliche Verschlimmerung der Symptome, 3) Alpträume mit ggf. nachfolgenden Halluzinationen oder Illusionen plötzlicher Beginn und Änderung der Symptomausprägung im Tagesverlauf Riemer Psychische Erkrankungen I 23 Delir im ICD-10: Differenzierung Bewusstseinsstörung, d. h. verminderte Klarheit in der Umgebungswahrnehmung, mit einer reduzierten Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten und umzustellen Störung derF05 Kognition mit 1) Beeinträchtigung des Immediatgedächtnisses und des F1X.4 Kurzzeitgedächtnisses bei relativ intaktem Langzeitgedächtnis, 2) Desorientierung F1X.03 zu Zeit, Ortobjektiver oder Person Nachweis Kriterien eines einer plausiblen Kriterien einer mindestens eine Störung der Psychomotorik: Substanz-Entzugs- 1) rascher, nicht vorhersagbarer Wechsel zerebralen oder akuten Intoxikation zwischen Hypo- und Hyperaktivität, 2) verlängerte Syndroms nachReaktionszeit, 3) vermehrter oder systemischen verminderter Redefluss, 4) verstärkte Schreckreaktion nach F1X.0 erfüllt F1X.3 erfüllt Krankheit mindestens Harnwegsinfekt eine Störung des Schlafs: 1) Schlafstörung bis hin zur Schlaflosigkeit, Umkehr Lungenentzündung desprimär Tag-Nacht-Rhythmus, 2) nächtliche Verschlimmerung der Symptome, 3) Alpträume mit ggf. nachfolgenden Halluzinationen oder Illusionen plötzlicher Beginn und Änderung der Symptomausprägung im Tagesverlauf Riemer Psychische Erkrankungen I 24 Epidemiologie des Delirs Prävalenz 1 2% der Allgemeinbevölkerung 70% der Betroffenen sind älter als 65 Jahre ca. 30 40% stationärer Patienten > 65 Jahre entwickeln ein Delir bis 30% aller Patienten auf einer Intensivstation entwickeln ein Delir Delirien können postoperativ auftreten, bestimmte Operationen wie Ersatz des Hüftgelenks mit einer Prothese haben ein besonders hohes Delirrisiko Riemer Psychische Erkrankungen I 25 Risikofaktoren für ein Delir hohes Alter Demenz Konsum psychotroper Substanzen früheres Delir schwere somatische oder psychische Vorerkrankungen Riemer Psychische Erkrankungen I 26 Ätiologische Faktoren meist mehrere Stressoren körperliche Faktoren (Auswahl): Flüssigkeitsmangel, Mangelernährung, zentralnervöse Erkrankungen, Infektionen, Stoffwechsel- oder Elektrolytstörungen, Substanzen (Anticholinergika, Opioide, Benzodiazepine, Antibiotika, Antiarrhythmika, Schwermetalle, Polypharmazie; Entzug), Operationen psychische Faktoren (Auswahl): Schmerzen, Ortswechsel, Schlafstörungen, Isolation, Fixierungsbedarf, eingeschränkte Seh- und Hörfähigkeit Riemer Psychische Erkrankungen I 27 Therapiemaßnahmen Finden und Beseitigen der Ursache als kausale Therapie z.B. Behandlung von Infektionserkrankungen, Reduktion / Absetzen kritischer Medikamente, Flüssigkeitstherapie, Ernährungstherapie Sicherungsmaßnahmen bei Eigen- oder Fremdgefährdung (u.a. Sitzwache) nicht-medikamentöse Maßnahmen: ruhige und entspannte Umgebung, Behandlungskontinuität, Orientierungshilfen, Schlaf regulieren, fester Tag-Nacht- Rhythmus, frühe postoperative Mobilisierung, Korrektur von Sinnesstörungen, frühzeitige enterale Ernährung, kognitive Stimulation medikamentöse Therapie: kurzfristige Gabe von Antipsychotika; ggf. als ultima ratio auch Benzodiazepine v.a. bei Aggression Riemer Psychische Erkrankungen I 28 Überschneidungen mit psychischen Störungen im engeren Sinne Schizophrenie: Patient*innen mit Schizophrenie haben teils kognitive und psychomotorische Störungen, Halluzinationen und Beeinträchtigungen der Kommunikationsfähigkeit Akute Belastungsreaktion: Patient*innen können vorübergehend Symptome wie Desorientierung, Verwirrtheit und erhöhte Reizbarkeit aufweisen klingt eigenständig ab, kann aber zu einer PTBS werden Delir klingt NUR mit Therapie ab Riemer Psychische Erkrankungen I 29

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