Allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre Modul 5: Produktion PDF
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Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Dr. Jürgen Schmidt
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This document covers the subject of production management within a business context. A key aspect, production planning and control is explored. Keywords like production, manufacturing and business-related planning are prominent throughout.
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Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 5: Produktion 166 Modul 5: Produktion Inhalt 5.1. Grundlagen der Produktion 5.2. Entscheidungsbereiche der Produktion 5.2.1. Produktionsprogramm 5.2.2. Produktionsmenge 5.2.3. Fertigungstypen 5.2.4. Fertigungsverfahr...
Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 5: Produktion 166 Modul 5: Produktion Inhalt 5.1. Grundlagen der Produktion 5.2. Entscheidungsbereiche der Produktion 5.2.1. Produktionsprogramm 5.2.2. Produktionsmenge 5.2.3. Fertigungstypen 5.2.4. Fertigungsverfahren 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 5.3. Lean Production und Toyota Production System (TPS) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 167 Modul 5: Produktion 5.1. Grundlagen Produktion kann unterschiedlich verstanden werden: als Fertigung (Produktion im engeren Sinn): eigentliche Be- und Verarbeitung von Rohstoffen zu Halb- und Fertigprodukten beinhaltet vor allem technische, aber auch wirtschaftliche Aspekte als betrieblichen Leistungsprozess (Produktion im weiteren Sinn): umfasst den gesamten betrieblichen Prozess der Leistungserstellung, also alle betriebswirtschaftlichen Entscheidungen, die im Rahmen der Produktion gefällt werden müssen Produktion in diesem Sinne stellt eine unternehmerische Funktion dar, wie z.B. Materialwirtschaft usw. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 168 Modul 5: Produktion 5.1. Grundlagen Wie bei der Materialwirtschaft stehen auch bei der Erfüllung der produktionswirtschaftlichen Aufgaben die Sachziele im Vordergrund Das Formalziel der Produktion ist das Streben nach hoher Wirtschaftlichkeit, d.h. möglichst geringen Kosten Grundsätzliche Ziele der Produktion beziehen sich auf: die Bereitstellung der Güter für den Absatz, d.h. Bezugspunkte sind: Aufträge Wert der Bedarfsanforderungen Qualität die Zeit Durchlaufzeit Termintreue Flexibilität Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.694 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 169 Modul 5: Produktion 5.1. Grundlagen Der Aufgabenbereich der Produktionswirtschaft umfasst: die Gestaltung der Produktionssysteme die Durchführung der Produktionsplanung und -steuerung Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.695 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 170 Modul 5: Produktion 5.2. Entscheidungsbereiche der Produktion Entscheidungsbereiche im Rahmen der Leistungserstellung PRODUKTION Produktions- Produktions- Produktions- Fertigungs- Fertigungstyp wirtschaftlicher programm menge verfahren Ablauf Häufigkeit Welche Wieviele Organisation der Welche Produkte? Fertigungs- Fertigungs- Produkte? Produktion? vorgang? phasen? Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 171 Modul 5: Produktion 5.2.1. Produktionsprogramm Produktionsprogramm ist die Gesamtheit aller von einem Unternehmen zu erstellenden Leistungen Festlegung des Produktionsprogramms umfasst somit die Entscheidung über die herzustellenden Produkte, wichtig: Make-or-buy-Entscheidungen Das Produktionsprogramm muss mit dem Absatzprogramm als Gesamtheit aller angebotenen Leistungen abgestimmt werden Verhältnis Produktions-(PP) und Absatzprogramm : Identisch: Unternehmen stellt alle Leistungen, die es anbietet, selbst her und bietet alle an (sehr selten) PP ist größer als das Absatzprogramm: Unternehmen verkauft nicht alle Leistungen, die es herstellt (Eigenbedarf) PP ist kleiner als das Absatzprogramm: Unternehmen stellt nicht alle verkauften Leistungen selbst her, sondern bezieht diese von anderen (Fremdfertigung) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 172 Modul 5: Produktion 5.2.2. Produktionsmenge Bei der Festlegung der zu produzierenden Menge müssen zwei Aspekte berücksichtigt werden: Bestimmung der insgesamt herzustellenden Menge für eine Planperiode (z.B. ein Jahr) zeitliche Verteilung dieser Menge auf die Planperiode Bestimmung der gesamten Periodenmenge Die zu produzierende Menge für den gesamten Zeitraum lässt sich aus dem langfristigen Absatzplan ableiten Aber: es sind kurzfristige Nachfrageschwankungen möglich, die im Rahmen der langfristigen Planung nicht vorhergesehen wurden Grundfrage: wann ist welche Menge herzustellen? Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 173 Modul 5: Produktion 5.2.2. Produktionsmenge Für die zeitliche Verteilung der Produktionsmenge gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Auftragsbezogene Fertigung: Unternehmen stellt genau die Menge her, für die es von seinen Kunden feste Bestellungen erhalten hat keine/niedrige Lagerkosten für fertige Produkte geringe Auslastung der Maschinen 2. Vorratsbezogene Fertigung: Unternehmen produziert aufgrund prognostizierter Absatzmengen auf Vorrat und versucht die hergestellten Produkte abzusetzen höhere Lagerkosten für fertige Produkte höhere Auslastung der Maschinen Praxis: Kombination aus 1 + 2 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 174 Modul 5: Produktion 5.2.2. Produktionsmenge Weitere Faktoren, die die zeitliche Verteilung der Produktionsmenge beeinflussen 3. saisonale Schwankungen, z.B. Klimaeinflüsse (Schokolade, Eis) gesellschaftliche Anlässe (z.B. Weihnachtsgeschenke, Schulferien) 4. Auslastung der Produktionskapazitäten Vermeidung von Kosten der Unterbeschäftigung, d.h. Unterauslastung (sog. „Leerkosten“) 5. Minimierung der Lagerkosten Endlager möglichst klein zur Vermeidung physischer Lagerkosten Zinskosten für gebundenes Kapital 6. Vermeidung von Fehlmengen (bestehende Nachfrage kann nicht durch laufende Produktion o. Lager gedeckt werden), diese führen z.B. Verlust von Marktanteilen Verlust von bestehenden oder potenziellen Kunden „Good-will“ Verlust Konventionalstrafen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 175 Modul 5: Produktion 5.2.2. Produktionsmenge Möglichkeiten der Produktionsmengenanpassung an saisonale Schwankungen 1. Synchronisation: vollständige Anpassung an die Absatzmenge sehr unterschiedliche Auslastung vorhanden Sehr kleine Lagerbestände 2. Emanzipation: konstante produzierte Menge Kapazität vollständig ausgelastet (geringer als bei Synchronistation!) Hohe Lagerbestände und -kosten 3. Eskalation: Kombination von 1+2, durch treppenförmige Anpassung Optimierung der Kosten zwischen Lagerhaltung und Kapazität Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 359 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 176 Modul 5: Produktion 5.2.3. Fertigungstypen Bei der Festlegung des Fertigungstyps geht es um die Bestimmung der Fertigungseinheiten, d.h. die Aufteilung der gesamten Produktionsmenge in einzelne Mengeneinheiten, die in einem nicht unterbrochenen Produktionsprozess gefertigt werden Abgrenzungskriterium ist die Häufigkeit der Wiederholung eines bestimmten Fertigungsvorganges Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 362 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 177 Modul 5: Produktion 5.2.3. Fertigungstypen Einzelfertigung nur eine einzige Einheit wird gefertigt => Kundenwünsche z.B. Werftindustrie, Wohnungsbau, Spezialmaschinen, Maßanzug Mehrfachfertigung von einem Produkt werden mehrere Einheiten gefertigt nach dem Umfang der Mehrfachfertigung und unter Berücksichtigung produktionstechnischer Einflussfaktoren werden folgende Arten unterschieden: 1. Massenfertigung 2. Serienfertigung 3. Mass Customization Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 178 Modul 5: Produktion 5.2.3. Fertigungstypen 1. Massenfertigung (Zigaretten, Papiertaschentücher) : Herstellung großer Stückzahlen über eine längere Zeit Wiederholung desselben Produktionsprozesses keine Veränderung der Fertigungsanlagen (Spezialmaschinen!) Eignet sich gut für eine weitgehende Automatisierung 2. Serienfertigung: reine Serienfertigung (Elektrogeräte, PKW): mehrere Produkte werden hintereinander in begrenzter Stückzahl produziert (Klein- oder Großserien) Sortenfertigung (Herrenanzüge in unterschiedlicher Größe oder Stoffqualität): verwandte Produkte werden mit dem gleichen Ausgangsmaterial produziert Chargen- oder Partiefertigung (Wein): aufgrund unterschiedlicher Ausgangsbedingungen oder Rohstoffe unterscheiden sich die in einem Vorgang produzierten Einheiten (Charge) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 179 Modul 5: Produktion 5.2.3. Fertigungstypen 3. Mass Customization: Kombination der Vorteile von Massen- und Einzelfertigung individualisierte Anpassung von Massengütern (z.B.: DELL- Computer) Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.707 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 180 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren Bei der Festlegung des Fertigungsverfahren geht es um: die organisatorische Gestaltung der Bearbeitungsreihenfolge der Erzeugnisse die Zuordnung der Aufgaben zu den Arbeitsplätzen Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 366 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 181 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren: Werkstattprinzip Werkstattprinzip: Die Organisation der Leistungserstellung beruht auf einer Zusammenfassung (Zentralisation) verrichtungsgleicher Arbeiten und Verrichtungsträger (Maschinen) bei gleichzeitiger Dezentralisation der zur bearbeitenden Objekte Formen: 1. handwerkliche Fertigung: Produkt wird vollständig von einer Person an einem mit allen notwendigen Werkzeugen und Maschinen ausgestatteten Arbeitsplatz hergestellt Alle/viele Arbeitsgänge sind in einer Hand Kaum Arbeitsteilung oder Spezialisierung Organisatorische Einheit ist der Arbeitsplatz Typisch für kleine Handwerks- betriebe (Uhrmacher, Goldschmied) in der Industrie v.a. als Hilfsfunktion anzutreffen (z.B. Modellbau) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 182 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren : Werkstattprinzip 2. Werkstattfertigung: Maschinen und Arbeitsplätze mit gleicher Funktion sind räumlich zu einer Werkstatt, zusammengefasst (z.B. Dreh-, Fräs-, Bohr-, Schleif-, Spritz-, Montagewerkstatt) Produkte werden von Werkstatt zu Werkstatt transportiert Dreherei, Lackiererei, Stanzerei, Montage Vorteile: Hohe Flexibilität Hohe Qualität Nachteile: lange Transportwege Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 367 Wartezeiten, Zwischenlagerung Evtl. Unterauslastung 3. Baustellenfertigung: sämtliche Produktionsmittel werden an den Produktionsstandort gebracht Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 183 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren: Fließprinzip Fließprinzip: Anordnung der Arbeitsplätze und Anlagen entspricht der Reihenfolge der am Produkt durchzuführenden Tätigkeiten Ausschlaggebend ist die Bearbeitungsreihenfolge des Produktes Voraussetzungen: Massen- oder Groß-Serienfertigung Produkte können über längere Zeit unverändert hergestellt werden (Spezialmaschinen) Vorteile: Verkürzung der Durchlaufzeiten geringe Zwischenlager Einfacher Produktionsprozess Nachteile: hoher Kapitalbedarf und Fixkosten Anfällig für Störungen Herstellung durch Fließbandfertigung: Ford Model T (1914) Monotonie der Arbeit Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 184 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren : Fließprinzip Fließprinzip: Formen durch Fertigungsrhythmus: a) Straßenfertigung: kein Zeitzwang für die Ausführung der einzelnen Bearbeitungsstufen Zeitliche Abstimmung fehlt Bei Leistungsschwankungen/Ausfall kann es zu Stauungen und Wartezeiten kommen, deshalb dann Einrichtung von Zwischenlagern b) Taktfertigung Produktionsprozess wird in zeitlich gleiche Arbeitstakte aufgeteilt (= Taktzeit) Wegfall der Zwischenlager Fließbandfertigung: Werkstück bewegt sich kontinuierlich oder intervallartig auf einem Fördersystem Vollautomatische Fertigung: Weitertransport der Werkstücke durch computergesteuerte Maschinen (Transferstrasse) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 185 Modul 5: Produktion 5.2.4. Fertigungsverfahren: Gruppenfertigung Gruppenfertigung (teilautonome Arbeitsgruppen): Kombination aus Werkstatt- und Fließfertigung Aufteilung der Produktion in fertigungstechnische Einheiten (Funktionsgruppen), in denen das Fließprinzip angewandt wird Einsatz für Produktion für Einzelteile und Baugruppen, die dann in einer Werkstatt zusammengefügt werden Vorteile gegenüber der Werkstattfertigung: kürzere Durchlaufzeiten kürzere Transportwege bessere Ausnutzung der Kapazitäten Motivation der Mitarbeiter, z.B.: Job Rotation, Anreize für Verbesserungsvorschläge Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 372 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 186 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf Der produktionswirtschaftliche Ablauf beschreibt das Management der gesamten Produktion, also der Produktionsplanung- und Steuerung (PPS) Kernthemen sind: Auslastung der Anlagen und übrigen Ressourcen Durchlaufzeiten der Produkte Termintreue bei der Auslieferung der Produkte Optimierung der Lagerbestände PPS-Systeme umfassen mindestens insgesamt drei Module Materialbeschaffung Kapazitätsrechnung Produktionssteuerung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 187 Modul 5: Produktion 2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf PPS-Systeme befassen sich mit: Steuerung der Produktion in der aktuellen Periode Planung der Produktion in zukünftigen Perioden Ausgangspunkt: geplante Menge von Enderzeugnissen Produktionsplanung umfasst die zeitgerechte Bereitstellung von Materialen den Einsatz der in der Fabrik verfügbaren Ressourcen um geplante Menge an Endprodukten rechtzeitig herstellen zu können Produktionssteuerung schrittweise Freigabe der geplanten Aufträge Überprüfung des Produktionsfortschritts und ggf. Korrektur Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 188 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf Überblick Phasen des Produktionsablaufs Ausgangspunkt: Kundenauftrag Ist das Produkt auf Lager, wird es direkt ausgeliefert Ist es nicht auf Lager, erfolgt der Produktionsprozess Erster von sieben Schritten: Erstellung einer Stückliste Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 379 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 189 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 1. Erstellen einer Stückliste: aus welchen Materialien (Rohstoffen), Teilen oder Baugruppen setzt sich das Endprodukt zusammen Gibt in tabellarischer Form Auskunft über die art- und mengenmäßige Zusammensetzung eines Erzeugnisses Bereitstellung von der Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung Bei neuen Produkten muss die Stückliste erst erstellt werden 2. Bedarfsplanung: ausgehend von der Stückliste wird ermittelt, ob die benötigten Elemente vorhanden sind oder bestellt werden 3. Zeitplanung für Terminierung des Fertigungsablaufs (Auftragszeit): Anfangs- und Endtermine der Arbeitsgänge werden so aufeinander abgestimmt, dass die Terminvorgaben der Kunden eingehalten werden Kapazitäten werden vorerst noch nicht berücksichtigt Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 190 Modul 5: Produktion 2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf Einteilung der Auftragszeit in: Rüstzeiten: Vorbereitung/Umstellung der Maschine Ausführungszeiten Unterteilung der Rüst- und Ausführungszeit in: Grundzeiten: Sollzeit zur Durchführung umfasst Bearbeitungs-, Warte- und Transportzeiten Erholungszeiten: Mensch und Maschine ruhen Verteilzeiten fallen unregelmäßig und unvorhergesehen an z.B. eine technische Störung oder Erkrankung eines Mitarbeiters Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 383 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 191 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf Rüstzeit fällt nur einmal für das Vorbereiten des Auftrags an Ausführungszeit (Ausnahme: Verteilzeit) ist direkt mengenabhängig Zeitplan zur Berechnung der Start- und Endtermine (Netzplantechnik) Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 384 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 192 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 4. Kapazitätsplanung nach Berechnung der Durchlaufzeit müssen die erforderlichen Kapazitäten ermittelt werden, d.h.: sind die notwendigen Kapazitäten vorhanden? wie können die vorhandenen Kapazitäten unter Einhaltung bestmöglich der Termine ausgenutzt werden? Enger Zusammenhang mit Zeitplan: Zeitplanung wird nochmals an die Kapazitäten angepasst ! (z.B. Reduzierung der Stückzahl) Ergebnis: Maschinenbelegungsplan für bestimmten Zeitraum (z.B. Tage) in Form eines Balkendiagramms, das Anfangs- und Schlusszeitpunkt angibt bei unzureichenden Kapazitäten: Fremdvergabe, Terminverschiebung, Kapazitätserweiterung, Erhöhung der Intensität (zusätzliche Schichten) Thommen/Achleitner, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 392 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 193 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 5. Kostenplanung Erfassung und Minimierung der Gesamtkosten Dilemma der Ablaufplanung: Verkürzung der (Projekt-) Dauer führt einerseits zu niedrigeren Kosten Einsatz zusätzlicher oder stärkere Belastung vorhandener Produktionsfaktoren führt andererseits zu höheren Kosten Ermittlung des „kritischen Wegs“ Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 194 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 6. Fertigung die eigentliche Ausführung/Herstellung findet im Anschluss an Kapazitäts-/ und Kostenplanung statt Anweisung der Arbeiter über Aufgaben und Arbeitsabläufe (Arbeitsvorbereitung) 3 Hilfsmittel: 1. Ablaufplan: welche Stellen sind in welcher Reihenfolge an einer Aufgabe beteiligt 2. Ablaufkarte: spezielle Form des Ablaufplans (v.a. im Fertigungs-bereich), enthält die verschiedenen Arbeitsgänge, die Art der Verrichtung und die an der Arbeit beteiligte Stellen 3. Werkstattpapier: detaillierte Information zur Herstellung der Produkte für den Mitarbeiter über die erforderlichen Maschinen und Arbeitsplätze, die benötigten Werkzeuge und Materialien, die Reihenfolge der Arbeitsgänge und die dafür vorgesehenen Zeiten und Kosten Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 195 Modul 5: Produktion 5.2.5. Produktionswirtschaftlicher Ablauf 7. Kontrolle Rückmeldungen zu den verschiedenen Bereichen der Fertigung Rückmeldung über den Auftragsfortschritt zur Terminüberwachung in der Zeitplanung (evtl. Neuterminierung oder neue Kapazitäten) Rückmeldung über Arbeitszeiten, Materialverbrauch und Anzahl hergestellter Stücke (auch: Ausschuss) dienen dem Rechnungswesen zur Erfassung der Kosten Rückmeldung zur Qualität dienen der Qualitätssicherung (TQM): Materialeingangskontrolle Kontrolle der End- und Zwischenprodukte Kontrolle der Prozesse „Total Quality Management“ (TQM): Gesamtheit aller Maßnahmen, die einerseits die Qualität der Produkte verbessern andererseits die Herstellkosten senken Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 196 Modul 5: Produktion 3. Lean Production und Toyota-Produktionssystem (TPS) Vergleichsstudie der weltweiten Automobilindustrie vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt in den 1980er Jahren deutliche Effizienzvorteile der japanischen gegenüber europäischen und amerikanischen Automobilproduzenten auf Veröffentlicht wurde die Studie von J. Womack, D. T. Jones und D. Roos in einem Buch, das in Deutschland unter dem Titel „Die 2. industrielle Revolution in der Autoindustrie“ Darin wurde das von Toyota nach dem Krieg entwickelte Produktionssystem (TPS) vorgestellt, dessen Grundideen weltweite Verbreitung gefunden und die gesamte Automobilindustrie revolutioniert haben Die japanischen Hersteller bedienten sich der Lean Production (schlanke Produktion), die sich in mehreren Aspekten zeigte Lean Production ist ein Ansatz der die unterschiedlichen Bestandteile des PPS miteinander verbindet Lean Management umfasst zusätzlich ein besonderes Verhältnis zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 197 Modul 5: Produktion 5.3. Lean Production und Toyota-Produktionssystem Vergleichsstudie der weltweiten Automobilindustrie vom Massachusetts Institute of Technology Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 198 Modul 5: Produktion 5.3. Lean Production und Toyota-Produktionssystem Was bedeutet „ lean“? Konzentriert sich auf die Beseitigung von Ressourcenverschwendungen und die Suche nach neuen Potentialen zur Kostensenkung und Leistungsverbesserung, damit geht eine stärkere Prozessorientierung einher „Mit weniger mehr erreichen!“ Ziele des TPS sind: Eliminierung von Verschwendung: Überproduktion, Wartezeiten, Transporte Lager- und Pufferbestände, Produktionsfehler, Verschwendung im Arbeitsprozess Eliminierung von ungleichmäßiger Produktionsauslastung Reduzierung von Durchlaufzeiten (just in time) Erhöhung von Qualität und Produktivität Eliminierung von Überbeanspruchung Kontinuierlicher Verbesserungsprozess Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit als Grundlage des TPS Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 199 Modul 5: Produktion 5.3. Lean Production und Toyota-Produktionssystem Wilmjakob, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 200 Modul 5: Produktion 5.3. Lean Production und Toyota-Produktionssystem Säulen des TPS 1. Just in Time System für schnelle Bereitstellung von Teilen bei gleichzeitiger Reduktion der Lagerkosten (Grundlage: Kanban/-karte) 2. autonome Automation: Maschinen können bei Fehlern selbständig den Produktionsprozess anhalten, z.B. durch Sensoren Verlangsamung der Produktion bis zur Lösung des Problems 3. Mitarbeiterorientierung Schulung der Mitarbeiter Aktive Teilnahme an Verbesserungsprozessen Einsatz teilautonomer Arbeitsgruppen Job Rotation Reduzierung der Fehlzeiten Optimierung der Arbeitsplätze (Ergonomie) 4. Eliminierung nicht-wertschaffender Elemente 5. Stabile und standardisierte Prozesse (z.B.: für hohe Qualität) 6. Produktionsnivellierung (Spitzenausgleich) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 201